Fußball ist unser Leben

Die dritte Ausgabe
des 1. Wortklub Dortmund drehte sich – wie kann es in dieser Stadt
auch anders sein – um Fußball. Kein anderer Sport ist so voller
Emotionen wie der Fußball, er bietet Stoff für Legenden, kann aber
auch als Muster für Realitätsmodelle dienen. Gastgeber Thomas Koch
war am 04. April im domicil in doppelter Funktion unterwegs. Nicht
nur als Moderator, sondern auch als Teil des „Sergej Gorlokuwitsch
Sextett“. Gäste waren Klaus Theweleit und Birgit Schönau, beide
Mitglieder der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur.

Klaus Theweleit
(Jahrgang 1942) kam als Flüchtlingskind in den Norden Deutschland
und schnell wurde Fußball als kleiner Junge sein Lebensziel. Nicht
nur auf dem Platz, sondern er würfelt auch Spielergebnisse und macht
Ligatabellen. Später beschäftigt er sich mit Fußball in seinem
Buch „Tor zur Welt“ als Muster für Realitätsmodelle. Die
Themen, die Moderator Thomas Koch mit Theweleit besprach, waren
vielfältig, so ging es um die Kommerzialisierung oder um die Frage
nach „Typen“ im Fußball. „Spielmacher“ brauche es nicht, so
Theweleits These, denn sie würden das Spiel weniger flexibel machen.

Moderator Thomas Koch führte wieder durch den Abend und war auch musikalisch aktiv.
Moderator Thomas Koch führte wieder durch den Abend und war auch musikalisch aktiv.

Für die
italienischen Momente des Abends sorgte Birgit Schönau, die
Journalistin und Schriftstellerin ist unter anderem Sportreporterin
für die Süddeutsche Zeitung. Ihr Herz gehört Juventus Turin und
ihr Buch „Calcio. Die Italiener und ihr Fußball“ berichtet aus
dem Kern der Tifosi. Schönau las eine Seite über den Saisonauftakt
von Juve, die „fidanzata“ (italienisch für Verlobte), der in der
Nähe des Landsitzes der Agnellis stattfindet. Vor Beginn der neuen
Spielzeit haben Juve-Fans dort nach einem Spiel der Profis gegen
„Dorf-Fußballer“ die seltene Gelegenheit, den Platz zu stürmen
und ihren Idolen die Kleider bis zur Unterhose vom Leib zu reißen.

In Italien gehörten
viele Vereine reichen Familien. Juve halt Agnelli, Berlusconi war mit
dem AC Mailand verbandelt. Doch genauso wie in England haben sich
Investoren, beispielsweise aus China, in den italienischen Fußball
eingekauft.

Kulturtheoretiker Klaus Theweleit erklärte, wie Fußballsysteme als Modelle der Realität herhalten können.
Kulturtheoretiker Klaus Theweleit erklärte, wie Fußballsysteme als Modelle der Realität herhalten können.

Über Fußball kann
man problemlos über mehrere Abende reden, doch ein Thema wurde
leider nicht behandelt, obwohl der Name Thomas Hitzelsberger einmal
im Gespräch fiel: Homosexualität im Fußball. Es wäre spannend zu
erfahren, ob es solche Diskussionen auch im italienischen Fußball
gibt, zumal es ja im Schauspielhaus mit „Echte Liebe“ ein
Theaterstück dazu gibt.

Einen Blick ins Fußballland Italien  - mit dem Fokus auf Juventus Turin - gab es mit der Sportjournalistin Birgit Schönau.
Einen Blick ins Fußballland Italien – mit dem Fokus auf Juventus Turin – gab es mit der Sportjournalistin Birgit Schönau.

Die musikalische
Begleitung kam von „Sergej Gorlukowitsch Sextett“, was aber nur
zu Fünft spielte. Ob der sechste Mann wegen einer roten Karte
gesperrt ist? Der echte Sergej Gorlukowtisch, der für Borussia
Dortmund und Bayer Uerdingen in der Bundesliga spielte, flog ja
insgesamt viermal in der Bundesliga vom Platz.

Musikalisch bot das
Sextett bestehend aus Peter Freiberg, Uli Schlitzer, Peter Krettek,
Mathias Schubert und Gastgeber Thomas Koch gute Rockmusik mit
intelligenten deutschen Texten über Fußball. Das gab neben Applaus
vom Publikum noch ein verdientes Lob von Klaus Theweleit.

Das Sergej Gorlukowitsch Sextett in Aktion.
Das Sergej Gorlukowitsch Sextett in Aktion.

„Fußball macht hungrig, auch wenn es nach dem 0:5 des BVB gegen die Bayern eher ein Frustessen war. Der nächste Wortklub startet am 02. Mai um 19:30 Uhr und dreht sich um das Thema Essen.genauer gesagt: die Glücksküche, oder der tiefere Sinn der Nahrungszubereitung. Gäste sind Verena Lugert und Helmut Gote, die Musik kommt von den „Zucchini Sistaz“.