Figaros Hochzeit durch „Mozarts Augen gesehen“
Mit Mozarts „Le nozze di Figaro“ hat die Oper Dortmund am 21. September 2025 die neue Spielzeit eröffnet. Regisseur Vincent Boussard zeigt in seiner Neuinszenierung eine Oper, die weit mehr ist als eine leichte Komödie. Unter der musikalischen Leitung des neuen Generalmusikdirektors Jordan de Souza gestalteten die Dortmunder Philharmoniker einen Abend, der musikalisch wie szenisch überzeugte.
Ein Spiel um Macht und Gefühle
Im Zentrum steht Graf Almaviva (Mandla Mndebele), der die junge Zofe Susanna (Sooyeon Lee) bedrängt – sehr zum Missfallen seiner Frau (Anna Sohn). Doch Susanna ist mit Figaro (KS Morgan Moody) verlobt und will diesen heiraten. Gemeinsam schmieden die beiden mit der Gräfin einen Plan, um den übergriffigen Grafen bloßzustellen. Was folgt, ist ein turbulentes Verwirrspiel aus Eifersucht, Intrigen und leidenschaftlichen Verwechslungen.
Bühne als Experimentier-Labor
Boussard verlegte die Handlung in einen kühlen, weißen Raum, der an ein Experimentier-Labor erinnert. Spiegelwände und sterile Flächen ließen die Figuren gleichsam unter Beobachtung agieren – ein Raum der Selbstreflexion, in dem die Figuren ihre Masken ablegen mussten. Besonders eindrucksvoll: das Opernchor-Ensemble (Einstudierung: Fabio Mancini), das erhöht saß, in weißen Perücken Mozarts Zeit verkörperte und das Bühnengeschehen wie durch die „Augen des Komponisten“ kommentierte.
(c) Björn Hickmann
Stimmen voller Ausdruck
Sängerisch bot die Premiere hohe Qualität. Sooyeon Lee überzeugte als Susanna mit Leichtigkeit und Spielfreude, Morgan Moody als Figaro mit kräftigem Bariton und sicherem Humor. Anna Sohn gestaltete die Gräfin mit klarem, warmem Sopran und viel Gefühl. Einen bleibenden Eindruck hinterließ auch der junge Maayan Licht, dessen heller Sopran und akrobatische Bühnenpräsenz das Publikum begeisterte.
Fazit
„Figaros Hochzeit“ in Dortmund ist keine bloße Wiederholung eines Klassikers, sondern eine kluge Reflexion über Macht, Freiheit und das Individuum im Spannungsfeld gesellschaftlicher Zwänge. Mit klaren Bildern, starker Musik und einem spielfreudigen Ensemble gelang eine Premiere, die das Publikum zu Recht mit langem Applaus feierte.
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