Der Sandmann – Stoff zwischen Realität und Fiktion
In der nächsten
Zeit ist der Schauerroman „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann
(1778 – 1822) als Stoff für die Abiturklassen vorgesehen.
Da passt es gut,
dass der Direktor des Kinder- und Jugendtheaters in Dortmund, Andreas
Gruhn, in der ersten Premiere im Jahr 2019 diese Erzählung in der
Tradition der „Schwarzen Romantik“ mit seinem Ensemble im KJT
inszeniert. Die sogenannte „Schwarze Romantik“ entstand als
Gegenbewegung der auf Vernunft und Verstand gerichteten Aufklärung.
Der Schriftsteller
E:T:A. Hoffmann hatte schon hundert Jahre vor Sigmund Freud die
Entwicklung von Psychosen in allen Stadien beschrieben, so Gruhn.
Der hochdramatische
Stoff um einen traumatisierten jungen Mann ist ein drastisches
Schauerstück und für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet.Wie der
Regisseur erklärte, dass sich Inszenierung in seiner Bearbeitung nah
an der geschriebenen Vorlage hält..

Es wird ein
interessanter Wechsel der Perspektiven stattfinden. Zunächst erlebt
das Publikum die Erzählung aus der den Augen und Briefen des jungen
Protagonisten Nathanael (Thorsten Schmidt), später aus der Sicht der
anderen Personen. Wie Andreas Gruhn beim Pressegespräch betonte,
schreit das Stück gerade zu nach starken Bildern. Atmosphärisch
passend begleitet wird die Inszenierung mit Musik, Videos und
Puppenspiel. Es geht ja auch um „künstliche Menschen“ (Olympia,
die Tochter des Dozenten Spalanzani ist eigentlich eine
automatisierte Holzpuppe). Das Publikum wird in eine Welt versetzt,
in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.
Eine Frage von
großer Aktualität stellt sich uns in dem Stück. Wie verändert
sich die Wahrnehmung in einer zunehmend digitalisierten und medialen
Welt, und was hat das für Auswirkungen auf uns, vor allem aber
gerade junge Menschen.
Dramaturgin Lioba
Sombetzki erklärte, dass das Spannende am „Sandmann“ sich aus
verschiedene Arten lesen und verstehen lässt. Es besteht die
Möglichkeit, die Handlung als wahr zu betrachten und so ein
unheimliches Nachtstück vorzufinden, in dem sich sich die
unmittelbare Umwelt gegen Nathanael verschworen hat, bis es am Ende
zu seinem Tod kommt. Auf der anderen Seite bleibt die Ungewissheit
über den unheimlichen Sandmann tatsächlichen Geisteszustand des
Protagonisten. Der Blick durch das Perspektiv, dem Instrument zur
Vergrößerung der Sehkraft (deren Verlust eng mit dem
Kindheitstrauma von Nathanael verbunden ist), soll eigentlich
Sicherheit schaffen, zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu
können. Aber gerade die wird ihm dadurch geraubt und ist keine
Hilfe.
Der Stoff ist
sicherlich eine große Herausforderung für die SchauspielerInnen,
vor allem aber für den KJT-Schauspieler Thorsten Schmidt in der
Rolle des Nathanael.
Die Premiere am
22.02.2019 um 19:00 Uhr im Kinder-und Jugendtheater ist schon
ausverkauft. (Es lohnt sich aber immer , nachzufragen, ob Karten frei
geworden sind).
Informationen über
weitere Aufführungen gibt es unter www.theaterdo.de