Im Zwiegespräch mit der Musik

Es ist zunächst ungewöhnlich, denn im Stück „Duett“ beginnen die drei Tänzer:innen Chris Leuenberger,  Jenny Beyer und Chihiro Araki ohne einen Tanzpartner oder Tanzpartnerin. Warum also „Duett“?



Jenny Beyer studierte an der Ballettschule des Hamburg Ballett und bei Codarts/Rotterdam. Ihre vorwiegend auf Kampnagel und bei K3 Tanzplan Hamburg verankerte Arbeit steht für die Einbeziehung und Bindung von Zuschauer*innen durch regelmäßige offene Proben. Sie konzipierte „Duett“ vor zehn Jahren als ein Tanzstück, dass die enge Beziehung des Tanzenden mit der Musik beschreibt. Drei Klavierstücke von Chopin waren die „Begleitung“ der einzelnen Akteure auf dem Tanzparkett.

Jenny Beyer, Chris Leuenberger und Chihiro Araki – Duett (Foto: (c) Thies Rätzke

Am 16. September 2023 im Theater im Depot begann Chris Leuenberger, der „mit“ der Prelude, Op.28, Nr. 4 tanzte. Bekannt geworden ist das Stück auch weil die Band „Radiohead“ die Musik von Chopin für ihren Song „Exit Music for a film“ benutzten. Die anderen Stücke waren Prelude Nr 15, Op. 28 und die Ballade Op. 23.

Es war spannend zu sehen, wie sich die Musik durch die Tanzenden in eine imaginäre Partnerin verwandelte, die durchaus nicht immer wohlgesonnen war, sondern von ihrem menschlichen Counterpart geformt werden musste.  Im letzten Teil sind alle drei Tänzer:innen auf der Bühne, die sich gleichzeitig mit der Musik auseinandersetzen.  

Das rund eine Stunde dauernde Stück war auch ein Einladung an die Besucher:Innen sich mit dem zeitgenössischen Tanz auseinanderzusetzen. Chris Leuenberger,  Jenny Beyer und Chihiro Araki zeigten an diesem Abend die wichtige Beziehung zwischen Tänzer und der Musik.




Theaterstück über ein dunkles Kapitel

Euthanasie bedeutet eigentlich „schöner Tod“, doch was die Nazis im sogenannten „Dritten Reich“ vor allem mit dem Aktion T4 getan haben, war nichts anderes als Mord an Menschen mit Behinderungen.



Das Theaterkollektiv „i can be your translator” zeigte am 09. September 2023 im Studio des Schauspielhauses ihre Stückentwicklung “Das Konzept bin ich“, dass 2018 einen Preis beim Favoriten Festival 2018 gewonnen hatte.

„i can be your translator“ ist ein inklusives Theaterkollektiv, das aus Menschen mit und ohne körperliche und geistige Behinderungen besteht. Daher ist das Thema „Euthanasie in der NS-Zeit“ eines, persönlich betrifft.

Natürlich begann die Ausgrenzung von Behinderten nicht von heute auf morgen. Ähnlich wie beim Antisemitismus musste durch die damaligen Medien (Bücher, usw.) im 19. Jahrhundert die „Volksmeinung“ vorbereitet werden. Nur dass bei der „Euthanasie“ oft pseudowissenschaftlich argumentiert wurde. Der damalige Sozialdarwinismus kombiniert mit nackter Wirtschaftlichkeit führte dazu, dass ein Mensch danach beurteilt wurde, ob er für die Wirtschaft nützlich ist oder nicht. Menschen, die halt nicht wirtschaftlich nützlich waren, wie „Schwachsinnige“ oder „Idioten“, sollten getötet werden. Das bereitet die Aktion T4 der Nationalsozialisten vor.

Über ein Jahr hinweg haben i can be your translator zu den historischen Fakten und ideologischen Rechtfertigungen der Tötungen recherchiert, sind zu Mahnmalen und Gedenkstätten gefahren, haben sich konfrontiert und emotional auseinandergesetzt. Sie tasten sich spielerisch heran, schaffen leise Momente für Erinnerung und Trauer, wie auch starke Momente der Entgegnung: Das Konzept bin ich!

Die Aufführung war eine sehr emotionale Erfahrung, vor allem wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat, dass die Taten der Nazis an den Behinderten auch als Verbrechen bezeichnet wurden.

Das schlimme ist, in Deutschland scheint es wieder eine Partei zu geben, die die Inklusion bekämpft. Jeder sollte aufpassen, dass keine Anti-Humanistische Stimmung erstarkt, die Menschen plump nach „wirtschaftlich nützlich“ und „wirtschaftlich unnütz“ einteilt.  




Theatrales Live-Hörspiel mit wohligem Gruseleffekt

Mit „Grusel“, einem theatralen Live-Hörspiel für Blinde und Sehende (ab 8 Jahre) startete das Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) am 09.09.2023 in die neue Spielzeit.



Die Produktion unter der künstlerischen Leitung von Hannah Biedermann und Norman Grotegut (pulk fiktion), entstand in Koproduktion mit dem Performancekollektiv pulk fiktion.

Mohammed Marouf Alhassan, Zuschauer-Kinder (Foto: (c) Birgit Hupfeld)
Mohammed Marouf Alhassan, Zuschauer-Kinder (Foto: (c) Birgit Hupfeld)

Das Faltblatt zum Stück wurde zusätzlich mit einem Extrablatt in Blindenschrift versehen.

Das Publikum wurde zunächst durch einen Seiteneingang in den Vorraum des Vorstellungsereignisses gelotst. Danach bekam jede Person einen Kopfhörer mit Sender überreicht und der Puls wurde kontrolliert. Jeder Mensch wurde einzeln von einem der Schauspielenden abgeholt und am Arm zu dem ihm zugewiesenen Platz geführt.

Über Kopfhörer bekam man nicht nur Anweisungen bekam, sondern auch Interviews mit Kindern über deren Angsterlebnisse lauschen konnte.

Es wurde für die sehenden angeregt, die Augen zu schließen und sich auf das Geschehen mit dem Gehörsinn einzulassen, was mir nicht die ganze Zeit gelang.

Bei der Produktion ging es nicht allein um die alleinige Furcht, sondern vor allem um den Schrecken sowie das verbindende Lachen.

Durch die Aktionen von Mohammed Marouf Alhassan (pulk fiktion) und Rainer Kleinespel, Johanna Weissert, Jan Westphal (KJT Dortmund) begegnete das Publikum Skeletten, Fledermäusen, Monstern und Geistern. Da knarrten auch Türen und es knisterte in den Ecken und ganz ohne Berührungen ging es nicht ab. Die Ängste des Alltags, zum Beispiel vor Krieg, wurden nicht außen vorgelassen.

Zum beruhigend-friedlichen Ende wurden die „guten Geister“ gerufen und gemeinsam hintereinander an einem Band zu Ausgang geschritten.

Eine durchaus interessante Erfahrung gerade für Menschen, die sehen können.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0213/50 27 222




Musical um Kulturwerte im entfesselten Kapitalismus

Im Schauspiel Dortmund konnte das Publikum am 08.09.2023 die deutschsprachige Erstaufführung von „Das Kapital: Das Musical“ (Nick Rongjun Yu) unter der Regie von Kieran Joel in einer Fassung für die deutsche Theaterrealität. Es wird hier Frage nach der Finanzierung von Kunst und Kultur vom gesamten Ensemble klar und konkret gestellt. In dem Stück kommt dem neuen Ensemble-Mitglied Lukas Beeler gleich eine besondere Rolle zu.



Ausgerechnet das Hauptwerk von Karl Marx „Das Kapital“ soll in der kommerziellsten Theaterform „Musical“ aufgeführt werden. Der „Neue“ als hochmotivierter Schauspieler soll dem Theater aus der Finanzmisere helfen und geht dafür ganz eigene Weg. Die Aufführung wird bestreikt und als scheinbare Lösung ein neues Finanzierungsmodell präsentiert. Das Publikum sowie finanzkräftige Investor*innen sollen eine „geile“ Luxus-Aufführung von  „Kapital: Das Musical“ möglich machen und dem Theater die nötige Relevanz verschaffen. Natürlich auch fette Rendite für die Investierenden!

EnsemSofia Galin, Saranya Bosch, Alexander Darkow, Sarah Quarshie, Nila Habibzadeh, Raphael Westermeier, Lukas Beeler, Adi Hrustemović, Galatea Weber, Marlena Keil, Antje Prust, Sarah Avanitis, Lili Michalski
Foto: (c) Birgit Hupfeldble

Es folgt eine musikalische Komödie und Musicalparodie, die gehörig Fahrt aufnimmt und durch die Widersprüchlichkeit des entfesselten Kapitalismus führt.

Bei der Inszenierung wurde nicht an Musical-Glanz gespart. Aufwendige Bühnenbilder, viele Kostümwechsel und Songs mit einem gewissen Ohrwurmpotential (Leitung: Leonardo Mockridge), Tänzerinnen vom Tanzhaus Dortmund sorgten dafür.

Die Schauspieler*innen des Dortmunder Ensembles spielten nicht nur sich selber, sondern schlüpften teilweise mit viel Humor, Selbst-Ironie und viel Spielspaß in die Rollen des Finanzmoguls, Investment-Bankers, Aktien-Queen oder der Intendantin. Neue Medien wurden mit kurzen Video-Einspielungen an den Seiten oder auf der Leinwand im Hintergrund geschickt eingebunden. Das Publikum wurde durch die Schauspieler*innen an manchen Stellen direkt einbezogen.

Ein Theaterabend zwischen Lachen, Witz, Ironie und leiser Nachdenklichkeit in manchen Momenten.

Das Dilemma zwischen den Anspruch eines kritischen und unabhängigen Theaters (offen für gesellschaftlich relevante Themen durch städtische Subventionen gestützt) und den Mechanismen und Gegebenheiten des „real existierenden Kapitalismus“.

Werden auf der Bühne nur „Reproduktionen unmittelbarer Lügen, in denen wir in der Realität leben“ gezeigt, wie Schauspielerin Antje Prust sagt? Ist das, was die Schauspielenden machen denn überhaupt Kapitalismuskritik – oder nur eine kulturindustrielle Bestätigungsmaschine? Der Umgang mit diesem Bruch und der Identitätskrise bleibt am Ende offen.

Die übrig gebliebene riesige Abrissbirne am Ende auf der Bühne ist hoffentlich nicht nur ein pessimistisches Omen.

Die gelungene Aufführung, bei der sich auch der Ensemble-Neuzugang gut einführte, wurde vom Publikum mit viel Applaus honoriert.

Die weiteren Aufführungstermine erfahren Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222




Ein Sommernachtstraum nach William Shakespeare

Eine Aphrodisische Verwechslungskomödie des Theater Phoebus im Fletch Bizzel … Das von angeblich einem gewissen Handschuhmacher verfasste Stück, durch den Fleischwolf gedreht, eingekocht und die Essenz a point humorvoll und respektlos dargebracht.



Ein unterhaltsames fasst rokokohaftes Stück Weltliteratur, aus der englischen Renaissance in dem zwei Schauspieler*innen, Josefine Schönbrodt und Jan Maria Meissner, in verschiedenste Rollen schlüpfen, minimalistisch „dekoriert“ und interpretieren Shakespeare, den Handschuhmacher, neu. Sicher und elegant wandeln sie dabei zwischen Comedy und magischer Verzauberung durch die Parallelwelt der Elfen.

Nicht nur einmal wird der Zuschauer, ganz im Sinne der ursprünglichen Aufführungsform, u.a. im Globe, London, mit einbezogen. So auch bei der nicht nur einmal gestellten Frage oder besser Überlegung ob denn nun Herr Shakespeare das Stück (und andere verfasst habe) … William aus Stratford-upon-Avon hinterließ keine Silbe zu Tantiemen, Stücken und ähnlichem in seinem Testament … wo er doch ein so erfolgreicher Theaterautor und Sonettenschreiber war …

Alleine sein Stück über die Liebe und Leidenschaft, mit einhergehender Blindheit, an sich Romeo und Julia, eine 13 jährige verliebt sich in einen 17 jährigen überwachsenen Heißsporn … hätte profunde Ortskenntnisse von Verona und den dort herrschenden Gepflogenheiten vorausgesetzt … durch Ortsanwesenheit … nur William verließ nicht einmal die Insel. Belegbar aus den Elisabethanischen Geheimdienstpapieren … Madame ließen ihr Volk strengstens überwachen.

So beginnt denn auch das Stück mit dem respektlosen Kauderwelschen des Namens des Autors … was an einen gewissen Big Brother „Insassen“ erinnerte, der unter Shakespeare ein Bier zum Schütteln verstand: Schüttelbier, was er nicht kannte … RTL …

Das Elfenkönigspaar Oberon und Titania liegt aufgrund ihrer beidseitigen Untreue im Streit. Oberon ersinnt einen süßen Racheplan, der Kobold Puck soll ihm die Zauberblume bringen, die einst von Amors Pfeil getroffen wurde und Liebesrasereien bewirkt. Über die Augen eines Schlafenden gestrichen, verliebt sich der Betreffende beim Erwachen in die nächste lebende Kreatur „Erwache erst, wenn ein Scheusal in Deiner Nähe ist“- mit diesen Worten bestreicht er die Augen der schlafenden Titania … Wem die Zauberblume sonst noch die Sinne betört und welche Verwechslungen daraus entstehen, das führte zu zahlreichen Lachern und klirrenden, zerspringenden Gläsern, in diesem Shakespearischen Welttheater.

Interessant waren dabei die subtil verarbeiteten Männlichkeiten, oder wie sagte dazu meine Grandmère immer: Männekens. Lysander, Hermia liebend, Demetrius, von Helena nicht begeistert, sehr toxischer Macho und Oberon, gekonnt gespielt und treffend überhöht durch Jan Maria Meissner. Wobei der Oberon sehr gut zur Diskussion von hegemonialer Männlichkeit passt … sich alle Freiheiten herausnehmen, während das Weib gefälligst züchtig zu Hause am Herd zu stehen hat.

Hermia, Lysander liebend, Helena, Demetrius liebend, Titania und Puck werden durch Josefine Schönbrodt fast absurd üb3rhöht charakterisiert. Dabei ist die leicht verliebt, verblödete Helena ein Lacher in sich. Ihre Verliebtheit in den Esel … schlüpfrig schön.

Das Stück ist ein respektloser und auf die Spitze getriebener Parforceritt durch den Sommernachtstraum des Handschuhmachers aus Stadford-ipon-Avon. Oder war es vielleicht doch eher Phillip Marlow?

Die Aphrodisische Verwechslungskomödie des Theater Phoebus ist in jedem Fall ein Genuss und ein Muss für jeden Fan des Midsummer Dreame, egal wer das Stück letztendlich verfasst hatte.




Bildet Banden?! – Die Gerächten

Was passiert, wenn sich die marginalisierte Gruppe der Migranten plötzlich anfängt zu wehren und plant, Rechtextremisten zu jagen und zu töten? Eine Art postmigrantische RAF. Regisseur und Autor Murat Dikenci nimmt das Buch „Die Gerechten“ von Albert Camus als Vorbild für sein Stück „Die Gerächten“. Camus‘ Buch erschien 1950 und beschriebt die moralischen und ethischen Dilemmata einer revolutionären Gruppe im zaristischen Russland.



Bei Dikenci haben die drei Protagonisten bereits sehr negative Erlebnisse mit Rechtsextremen hinter sich, am schlimmsten hat es Pitbull (Tamer Arslan) getroffen, der seine Tochter bei einem Anschlag verloren hat. Doch auch Sol (Akasha Daley) und Fistik (Viet Anh Alexander Tran) haben diskriminierende Erlebnisse gehabt. Doch sind Mord und Anschläge auf Rechtsextremisten die richtige, moralische Antwort?

Viet Anh Alexander Tran, Tamer Arslan, Akasha Daley, Publikum
Foto: (c) Florian Dürkopp
Viet Anh Alexander Tran, Tamer Arslan, Akasha Daley, Publikum
Foto: (c) Florian Dürkopp

„Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen“. Das Zitat von Esther Bejarano, einer Ausschwitz-Überlebenden, ist aktuell wie nie. „Die, die uns beschützen sollten, erschießen uns oder sperren uns ein“, sagt Sol einmal und nimmt Bezug auf Migranten, die durch die Polizei zu Tode kamen wie der Jugendliche Mouhammed in Dortmund vor einiger Zeit.

Wir haben doch die Antifa, werden nun einige sagen, doch die Kritik an der Antifa folgt. „Die Antifa sieht ihr Hauptziel bei der Polizei und lenkt die Aufmerksamkeit somit auf sich, damit sie einen Grund haben sich wehren zu dürfen“, erklärt Fistik. Und migrantische Widerstandsgruppen wurden kriminalisiert.

Das Plädoyer am Ende macht noch einmal deutlich, dass der Riss nicht zwischen Migranten und Einheimischen geht, sondern alle marginalisierten Menschen betrifft. „Wir sind es leid, das Übel was ein einzelner Mensch zu erleiden hat, als eine kollektive Pest über uns ergehen zu lassen.“

Das Stück ruft auf zur Aktion, zur Solidarität. „Wir wünschen uns ein vollständig entnazifiziertes Deutschland und nicht die Heuchelei von einem „Nie wieder!“

„Die Gerächten“ ist sehr politisch, und die drei Schauspieler*innen lassen die Verzweiflung und die Wut deutlich zu Tage treten. Hinzu kommt die Enge des Studios und der Tatsache, dass die Zuschauenden stehen müssen (es gibt aber die Möglichkeit, einen Stuhl zu bekommen). Das sorgt für eine beklemmende Atmosphäre. Mehr Infos unter www.theaterdo.de




Puccinis La Bohème als kontrastreiches Erlebnis

Zu Beginn der neuen Spielzeit stand im Dortmunder Opernhaus am 02.09.2023 als Premiere Giacomo Puccinis (1858 – 1924) Oper in vier Bildern „La Bohème“ (Libretto: Luigi Illica und Giuseppe Giacosa) unter der Regie von Gil Mehnert auf dem Programm. Mehmert ist schon für seine besonderen und opulenten Musical-Inszenierungen bekannt.



Begleitet wurde der Abend von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz.


Noch ist Zeit für Party. Das dicke Ende kommt noch... Mandla Mndebele, Denis Velev, Rinnat Moriah, Statisterie, Morgan Moody. Foto:
(c) Björn Hickmann
Noch ist Zeit für Party. Das dicke Ende kommt noch… Mandla Mndebele, Denis Velev, Rinnat Moriah, Statisterie, Morgan Moody. Foto:
(c) Björn Hickmann

Die Geschichte von „La Bohème“ über Einsamkeit, Freundschaft, Liebe, Treue und Tod im Dunstkreis einer Künstlergruppe in Paris. Deren Behausung der Bohèmiens verortet die Inszenierung auf das das Dach eines Bürgerhauses. Die zugige Dachmansarde ist Zeugnis ihres „erhöhten“ Lebens außerhalb der kleinbürgerlichen gesellschaftlichen Zwänge.

Doch sind die vier Künstler nicht wirklich frei, sondern sind gezwungen, ihr Leben irgendwie zu finanzieren. Sie changieren zwischen den Augenblick exzessiv zu leben um dann wieder in Melancholie und depressiver Stimmung zu verfallen.

Puccini benutzt einen erzählerischen episodenhaften Stil in „Modulen“ oder eben Bilder mit einer ausgeprägten Kontrastdramaturgie zwischen Komik und Pathos. Das entspricht den unterschiedlichen Befindlichkeiten der handelnden Personen. Die Hebebühnenkonstruktion bei der Inszenierung geschickt  eingesetzt.

Das tragische Paar Rodolfo, ein Dichter und die todkranke Stickerin Mimi durchläuft ein Wechselbad der Gefühle. Mit ihren starken Stimmen und Ausdruckskraft bringen Sungho Kim (Rodolfo) und Anna Sohn (Mimi) diese emphatisch auf die Bühne.

Dem Maler Marcello, wunderbar gesungen und dargestellt von Mandla Mndebele und seiner (Ex) Giebten Musetta (Rinnat Moriah) geht es ähnlich. Ihn quält unter anderem die Eifersucht.

Das Morgan Moody nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit einer gehörigen Portion Humor glänzen kann, hat er auch hier als Musiker Schaunard wieder einmal bewiesen. Denis Velev als kluger Philosoph Colline konnte das wie seine Mitkolleg*innen besonders bei der ausgelassenen Feier im vierten Bild zeigen.

Der Opernchor Theater Dortmund, der Opern Kinder und Knabenchor der Chorakademie Dortmund (Choreinstudierung Fabio Mancini), die Statisterie Theater Dortmund sowie die Darstellenden in den Nebenrollen rundeten das Opernerlebnis ab.

Weitere Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222




Kaffeemaschine Stina will hoch hinaus

Tja, so ist das. Wirst du als Kaffeemaschine geboren, sorry, hergestellt, dann ist dein Lebensweg vorgezeichnet. Aber die kleine Kaffeemaschine Stina will unbedingt Polizistin werden, wo sie doch gar nicht so aussieht wie ein typischer Robocop.



In „Stina und der Tentakelarmverkäufer“ präsentierte Yvonne Dicketmüller am 02. September 2023 ein weiteres Werk aus der RoboTheater.  Mit „Strom – Eine Robotergeschichte“ war sie vor einiger Zeit im Fletch Bizzel zu Gast.

Yvonne Dicketmüller zeigte eine Besonderheit im Fletch, nämlich ein Crankie. Ein Crankie ist eine kleine, mobile Erzähltheaterbühne, die wie eine manuelle Filmrolle gedreht wird und so die Bilder zeigt, die zur Geschichte gehören. Natürlich gehörten liebevoll selbstgebastelte Figuren wie Stina oder der Polizeichef zu den Requisiten.

Die Handlung von „Stina und der Tentakelarmverkäufer“ kurz erzählt. Stina will Polizistin werden und wird sogar überraschend angenommen, aber nur um als Kaffeemaschine „missbraucht“ zu werden. Als in Robocity plötzlich einige Roboter durchdrehen, findet Stina eine Spur durch den merkwürdigen Tentakelarmverkäufer, der keine Tentakelarme verkauft, sondern Kaffeeöl, die Robotervariante von Kaffeesahne.  Doch mit dem Stoff scheint was nicht zu stimmen…

Das Stück war ein großer Kontrast zu dem „Regenbogenfisch“ von gestern. Statt bunt, war die Roboterwelt schwarz-weiß und statt 30 Minuten, dauerte „Stina“ etwa 70 Minuten. Zu viel für einige Kinder, die irgendwann müde und quengelig wurden. Verstärkt wurde das Ganze durch die Dunkelheit im Saal und dadurch, dass manche Bilder des Crankies hinten schlecht lesbar waren.

Eine Straffung der Geschichte hätte gutgetan und ich denke, auch Roboter können Farben erkennen, den richtigen Chip vorausgesetzt.

Mehr Mitmachoptionen für die jüngsten Zuschauer*innen würde das Ganze ebenfalls auflockern. Abschließen bleibt mir zu sagen, dass so ein Crankie auch etwas Faszinierendes hat und ich könnte mir gut vorstellen, so etwas für ein älteres Publikum, lies: Erwachsene, in Aktion zu sehen.    




Der Regenbogenfisch – Hinein in die bunte Unterwasserwelt

Ein Glückfall erlebte das Fletch Bizzel mit der Inszenierung von „der Regenbogenfisch“ am 01. September 2023 zum Auftakt des „KIDZ IM BIZZ“-Festivals. Die Kulturbrigaden unter der Leitung von Rada Radojcic präsentierten in 35 Minuten ein kurzweiliges Stück über Freundschaft und Teilen.



„Der Regenbogenfisch“ ist ein Bilderbuch von Marcus Pfister. Es erzählt die Geschichte eines glänzenden Fisches, der seine schillernden Schuppen teilt, um Freundschaft und Großzügigkeit zu zeigen und dadurch wahre Freunde findet. Es ist eine fesselnde Geschichte über die Bedeutung von Teilen und Mitgefühl.

Wer ist der schönste Fisch im Ozean? Der Regenbogenfisch (Dzaki Radojcic) natürlich. (Foto: (c) Kulturbrigaden)
Wer ist der schönste Fisch im Ozean? Der Regenbogenfisch (Dzaki Radojcic) natürlich. (Foto: (c) Kulturbrigaden)

Es wurde eine bunte Veranstaltung mit Mitmachelementen, die nicht nur die Kinder animierten, sondern auch die Eltern. Die Kunst, ein sehr junges Publikum (ab 3 Jahren) bei der Stange zu halten, beherrschten die Kulturbrigaden ohne Probleme.

Das ist auch ein Verdienst der beiden Schauspielerinnen auf der Bühne. Die Hauptrolle spielte Dzaki Radojcic, Hanna Christgen war in der Rolle von Frau Koralle und der Weisen Krake zu sehen.  Die atmosphärische Unterwasserwelt-Musik und das Lied zum Tanzen stammten von Dixon Ra.

Alles in allem eine gelungene Umsetzung des Bilderbuchklassikers für Groß und Klein.

Weitere Termine unter www.fletch-bizzel.de




Der Regenbogenfisch oder wenn Teilen Freundschaften schafft

Vor über 30 Jahren erschien das Bilderbuch „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister.  Der wunderschön schillernde, aber eingebildete Regenbogenfisch wird von allen anderen bewundert. Doch sein Egoismus verhindert, dass er Freundschaften schließt. So gibt ihm die weise Krake den Tipp, doch seine Schuppen zu teilen.



Das etwa 40-minütige Stück für Kinder ab 3 Jahren wird im bewährten Stil der Kulturbrigaden aufgeführt. Es wird also bunt, fröhlich und es wird für die Kinder auch etwas zum Mitmachen geben.

Ob der Regenbogenfisch eines seiner Glitzerschuppen abgibt? (Foto: (c) Kulturbrigaden)

Die Hauptrolle spielt Dzaki Radojcic, Hanna Christgen spielt Frau Koralle und die Weise Krake, die Regie und das Konzept stammt von Rada R. Radojčić. Die Musik zu dem Stück hat Dixon Ra komponiert und es soll sich sphärisch zur Unterwasserwelt anpassen. Die Kostüme sind von Anna Hörling, während sich Dzaki Radojcic selbst um ihr Regenbogenfischkostüm gekümmert hat.

Daneben beginnt im Fletch Bizzel das KIDZ IM BIZZ MINI Festival. Am 02.September 2023 ist um 14 Uhr Zeit für „Stina und der Tentakelarmverkäufer“ (ab 5 Jahren) und am 03. September 2023 hat um 11 Uhr „Der große Muck“ seinen Auftritt (ab 3 Jahren).

Weitere Informationen unter www.fletch-bizzel.de