Bumbarasch – zerrissen in Kriegs und Revolutionszeiten

Das zweite Stück des Akademischen Jugendtheaters aus unserer
Partnerstadt Rostow am Don – „Bumbarasch“- im Dortmunder Kinder-
und Jugendtheater (KJT) am 12.10.2019, war für Kinder- und
Jugendliche ab 12 Jahren konzipiert. Es befasste sich mit der
aufrührenden Zeitspanne vom Ersten Weltkrieg (1914 -1918) bis zur
russischen Revolution (1917), die zur Sowjetunion führte. Das
Musical, oder genauer die Revue von Julij Kim und Wladimir
Daschkewitsch wurde (wie schon „Eines Tages… oder alle Jungs sind
blöd“ am Vortag,) von Mikhail Zaets inszeniert.

Zum Verständnis für
die nicht der russischen Sprache mächtigen Zuschauer*innen, wurde
der Text mit Hilfe eines Schriftlaufbandes ins Deutsche übersetzt.

Es ist die
Geschichte des jungen Bauern Bumbarasch, der kurz nach der Hochzeit
mit seiner geliebten Frau als Soldat in den Ersten Weltkrieg
eingezogenen wird und „sattgeschossen“ und desillusioniert aus
der österreichischen Gefangenschaft zurückkommt.

Er will eigentlich
nur noch ein glückliches Leben mit seiner Frau führen. Da er als
im Krieg verstorben gemeldet wurde, hat diese inzwischen den Bruder
von Bumbarasch geheiratet. Ein glückliches Wiedersehen dauert nur
kurz. Inzwischen brodeln in seinem Heimatdorf revolutionäre
Umtriebe.

Vom Militär hat Bumbarasch nach seinen Erfahrungen die Nase voll. (Foto: ©  Akademischen Jugendtheater Rostow am Don)
Vom Militär hat Bumbarasch nach seinen Erfahrungen die Nase voll. (Foto: © Akademischen Jugendtheater Rostow am Don)

Die Kämpfe zwischen
den „Roten“, den „Weissen“ und den „Grünen“ (Banditen),
zermürben Bumbarasch. Er möchte nur ein ruhiges, friedliches Leben
führen. Die Liebesgeschichte muss tragisch enden…

Die Bühne wurde mit
einem kleineren und größeren Holztisch und Holzbänken ländlich
gestaltet.

Auch eine
Konstruktion mit herunterhängenden langen Bändern (weiß, rot oder
grün) bot genug Raum, um in das lebendige Spiel mit eingebunden zu
werden.

Wie es sich für
eine Revue gehört, spielte Musik, mal lustig, dann wieder
melancholisch eine große Rolle. Die Aufführung wurde von einer
Live-Band begleitet. Harmonika und russisch traditionelle Klänge
waren vorherrschend. Diese zeichneten sich durch eine oft
symbolhafte, dann wieder direkte Sprache aus.

Originale
Video-Einspielungen auf einer Leinwand aus dieser Zeit sorgten für
einen reale Bezug.

Da ein
Ensemble-Mitglied des russischen Jugendtheater wegen einer Verletzung
nicht mitspielen konnte, sprang erfreulicher Weise der
KJT-Schauspieler Rainer Kleinespel (als begleitender Kameramann) ein.
Sozusagen eine spontane deutsch-russische Zusammenarbeit.

Der Hintergrund war
vollständig mit weißen Bauernbekleidungen behangen. Die
Inszenierung wurde wieder voll bunten (auch traditionellen Kostümen),
akrobatischen Element, starker Bildsprache und Symbolik sowie
Tanzchoreografien getragen. Schreckhaft durfte man nicht sein, da
öfter laut geschossen wurde.

Die russischen
Frauen wurden eher nicht als Individuen, sondern als bewundernde
Anhängsel ihrer Männer dargestellt. Nur die Anführerin der
Banditen bildete da als „stärkere Frau“ eine Ausnahme.

Eindringlich war das
verzweifelt-melancholische Ende.

Kritik am Krieg fand
eher auf der symbolischen Ebene statt. So ragten zum Beispiel aus
Soldaten-Uniformen auf dem Boden verzweifelte „Getreidearme“
heraus.

Es gab verdienten
Applaus für die intensive, russisch-melancholischen
Theateraufführung.