Die Grenzen der Wahrnehmung – Match:Endlichkeit

Die Künstler Anna-Maria Bogner und Siniša Kandić stellen in der Ausstellung MATCH:ENDLICHKEIT , die im Künstlerhaus seit dem 08. Dezember 2023 läuft, die Art und Weise in Frage, wie wir Dinge sehen. Mit ihren Kunstwerken möchten sie, dass wir über die üblichen Arten des Sehens nachdenken und verstehen, wie wir Räume wahrnehmen. Dabei nutzen sie geschickt die Möglichkeiten und Grenzen unserer Sinneswahrnehmung und zeigen uns so neue Perspektiven auf bisher unbemerkte Aspekte von Räumen sowie darauf, wie sich Bilder in Räume verwandeln.



In der allgemeinen Bedeutung bezieht sich der Begriff „Raum“ auf einen abgegrenzten Bereich oder eine Umgebung, die physische Ausdehnung hat. Das bedeutet, ohne Grenzen kein Raum. Bogner spielt in ihren Kunstwerken mit der Raumwahrnehmung. In welchen Räumen bewege ich mich, wie konstituieren sich meine Räume, welche Räume öffnen sich mir und welche verschließen sich mir durch meine eigene Verortung im Raum?

In einem Raum entführt uns Bogner in die Zeit, als Urlaubsfotos nicht per WhatsApp, sondern per Diaprojektor geteilt wird. Da die Dias alle leer sind, können die Besucher durch Tagträume versuchen, ihre Wahrnehmung auszutesten.

In seinen „Vitrinen“ macht Siniša Kandić schwebende Bilder und zeigt uns, dass Bilder nicht nur flach sind. Er benutzt zwei Glasschichten, um die strengen Regeln der Malerei aufzubrechen. Das bedeutet, dass das Bild nicht nur auf einer Ebene ist, sondern wie in einem Raum schwebt. Der Außenraum, der Betrachter und die Elemente im Bild vermischen sich. Es ist wie ein faszinierendes Spiel, bei dem man immer etwas Neues entdecken kann So werden Bilder zu echten Raum-Bildern.

Um einen künstlerischen Ansatz zu verfolgen, hat Kandić einen ungewöhnlichen Weg gewählt und verwendet für seine Malerei Kaffeepulver. Das bringt interessante Fragen auf, zum Beispiel über das Bild selbst und wie der Künstler sich daran erinnert. Es zeigt, dass Kunst viele verschiedene Dimensionen haben kann.

Die Reihe Zeitungslektüre setzt sich mit dem „Bild aus der Zeitung“ auseinander. Durch den Einsatz unterschiedlicher Bildherstellungsverfahren führt der Künstler zu unerwarteten Bild-Dekonstruktionen, die oft bis zur Grenze der Unkenntlichkeit der ursprünglichen Bildvorlage und darüber hinausführen. So entsteht ein völlig neues Bild, in dem Kandić einen geistigen Raum für den Betrachter schafft.

Zusätzlich gibt es als Rahmenprogramm Performances verschiedener KünstlerInnen:

Samstag, den 16. Dezember, 17 Uhr, Camillo Guthmann

Samstag, den 6. Januar, 17 Uhr, Eleonora Arnold

Samstag, den 13. Januar, 17 Uhr, Julian Mattlinger

Sonntag, den 21. Januar, 17 Uhr, Anna Veronika Hargitai

Bitte beachten Sie: Vom 18. Dezember 2023 bis einschließlich 3. Januar 2024 bleibt das Künstlerhaus geschlossen.

Die Ausstellung ist ab dem 4. Januar 2024 wieder geöffnet.




„Grafik aus Dortmund“ präsentiert sich im Kulturort Depot

Kalender erscheint in limitierter Auflage – auch käuflich zu erwerben

Auch 2024 gibt es wieder eine monatliche „Grafik aus Dortmund“: Der beliebte Kunstkalender ist frisch gedruckt und enthält je zwei Arbeiten von sechs Künstler*innen aus Dortmund. Ihre Arbeiten sowie die Bewerbungen von 30 weiteren Kunstschaffenden sind vom 17. November bis 10. Dezember in der Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ im Kulturort Depot (Immermannstraße 29, 44147 Dortmund) zu sehen.



Sowohl bei der Ausstellungseröffnung als auch bei der Finissage am 10. Dezember kann man den Grafikkalender 2024 mit seinen 12 Siebdrucken für 45 Euro kaufen und bei einer Tombola attraktive Preise gewinnen. Der Erlös geht an den „Malteser Herzensbus – aufsuchende Obdachlosenhilfe“.

Der Kalender wird von der Sparkasse Dortmund und dem Kulturbüro mit Unterstützung des Dortmunder Kunstvereins in limitierter Auflage herausgegeben. Traditionsgemäß überreicht Dortmunds Oberbürgermeister ihn zum Jahreswechsel als Präsent an Partner*innen und Freund*innen im In- und Ausland. Während der Ausstellung haben Besucher*innen die Möglichkeit, die Originalgrafiken zu erwerben.

Neun der 36 ausstellenden Künstler*innen stellen sich in kleinen Film-Porträts auf der Webseite des Kulturbüros vor. Die Videos entstanden im Auftrag des Kulturbüros und sind hier zu sehen: https://tinyurl.com/yvahal26

Die Künstler*innen

In der Ausstellung mit je zwei Arbeiten vertreten sind: Beate Bach, Susanne Bartsch, Werner Bedorf, Marika Bergmann, Susanne Beringer, Marc Bühren, Patrick Chwoinski, Petra Eick, Elwira Anastazja Fieducik, Sabine Gorski, Antje Hassinger,  Sybille Hassinger, Simone Hogrebe, Barbara Hein-Dadfar, Sabine Held, Lutz Kemper, Sönke Kirsch, Anne-Marie Kost, Sabine Leven, Silvia Liebig, Ylvis Lindenbaum, Susanne Lilienfeldt, Steffen Mischke, Stella Morgenthaler, Heinz Morszoeck, Wolfgang Niehoff, Gitta Nothnagel, Rika Pütthoff-Glinka, Eleonora Reimer, Denise Ritter, Susanne Specht, Claudia Terlunen, Pina Wenzel, Anita Wieczorek, Osman Xani, Eva Zimnoch.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist kostenlos zu den Öffnungszeiten des Depots zu sehen (Donnerstag/Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 16 bis 19 Uhr, Montag bis Mittwoch geschlossen)grafik-aus-dortmund.de




Performance-Kunst von caner teker im Museum Ostwall

Am 19. November 2023 (um 11.00 Uhr) verleihen die Freunde des Museums Ostwall (Dortmunder U) nun schon zum zehnten Mal den MO_Kunstpreis. Dieser wird an Künstler*innen ausgelobt, die in der Tradition der Fluxus-Bewegung arbeiten und für eine zeitgenössische Erneuerung in diesem für das Museum bedeutenden Bereich stehen. Der Preis ist seitens der freunde des MO mit 10.000 Euro dotiert, mit denen ein Kunstwerk für die Sammlung des Museums Ostwall erworben wird. Seit 2020 fördert die Stadt Dortmund den Ankauf mit weiteren 10.000 Euro.



In diesem Jahr geht der Preis an caner teker (Jahrgang 1991). Die Performance-Kunst der non binären Persönlichkeit umfasst das transformative und autobiografische Erschaffen von Welten. Durch die Manipulation von Raum Zeit und Körper entstehen Bilder, die persönliche Erfahrungen jenseits von Queerness oder postmigrantische Identität umfassen.

Anlässlich der Preisverleihung erwirbt das Museum Ostwall für seine Sammlung die Performance KIRKPINAR (2022/23), die am Tag der Preisverleihung im MO_Schaufenster (Ebene 5) realisiert wird. Dann wird die besondere Energie für ein Publikum (noch wenige Plätze frei) erlebbar.

Das Setting besteht aus einem schwarzen Raum, ein Ring, Sporthosen, Boxhandschuhe, Handtücher, zwei Kannen und Öl.

Die Live-Performance befasst sich mit der alten Tradition eines türkischen Öl-Ringkampfes. Mit etwas atmosphärischer Hintergrundmusik. Sensibel hinterfragt tradierte Vorstellungen von „Männlichkeit“ richtet caner teker den Blick auf die mit ihm verbundene körperliche Intimität und den Ausgleich. Geschlechterspezifische oder kulturelle Unterschiede werden aufgehoben. Das ganz in Zeitlupe.

Es spielt keine Rolle, ob die beiden Performe*innen eine weiße oder dunkle Hautfarbe haben oder welches Geschlecht sie haben.

Nicole Grothe, Leiterin der Sammlung des Museums Ostwall und Kuratorin der Ausstellung wies beim Pressegespräch darauf hin, dass die Live-Performance zwar für die Zukunft aufgenommen wird, aber nicht für die Öffentlichkeit gezeigt wird.

Die Wirkung des Live-Erlebnisses kann sich nur im direkten Erleben entfalten.

Das Ausstellungs-Setting im MO_Schaufenster #35 KIRKPINAR ist bei freiem Eintritt vom 21. November 2023 bis zum 11. Februar zu sehen.

Es ist spannend, ob das Setting an sich auch genug Ausstrahlungskraft hat.

Zudem präsentieren die Freunde des MO zum 10. Jubiläum des Preises die Publikation MO_Kunstpreis „Follow me Dada and Fluxus #1 to #10“. Die geheftete kostenfreie Publikation lässt Platz für die folgende Preisträger*innen.

Es wird ein Begleitprogramm mit Diskussionsrunden geben:

Freitag, 12. Januar 2024, 18 Uhr, Performance sammeln? Diskussion mit Nicole Grothe (Leiterin MO-Sammlung), Geraldine Rokker (Registrar- in am MO) und Lisa Schiller (Restauratorin am MO).

Donnerstag, 8. Februar 2024, 19-21 Uhr: caner teker im Gespräch mit Julia Wissert (Intendantin Schauspiel Dortmund) und Nicole Grothe. Welche Rolle spielen anti-rassistische Arbeit und Identitätspolitiken in der aktuellen Kunst und performativen Praxis?

Nähere Informationen erhalten Sie über https://dortmunder-u.de/museum-ostwall/




Emerging Artists – Biennale für zeitgenössische Kunst aus Dortmund

21. Oktober bis 28. Januar 2024

Emerging Artists präsentiert zum fünften Mal eine Vielzahl künstlerischer Medien und ihre schaffenden: Merve Baran, Lucas Boelter, Calvin Hein, Victoria Jung, David Mergelmeyer, Jamin Pamin + Aron Schmidtke, Nana Seeber und Louisa Stickelbruck, die aus über 50 Bewerbungen, dem „Open Call: Kunst“ von einer Fachjury auserkoren wurden, ihre Kunst im U2 des Dortmunder Us zu präsentieren. Neben diesem Salon nehmen die Künstler an einem Programm teil, das ihnen Tipps für die künstlerische Arbeit in der Zukunft an die Hand gibt. am Ende wird ein Förderpreis in Form einer Einzelausstellung vergeben werden.



Merle Baran bewegt sich mit ihrer Kunst zwischen Kunst und Mode, was man in ihren wie gewebt wirken Bildern sehr leicht erahnen kann. Ihre Bilder korrelieren mit Textilien und zeigen das Mode Kunst ist, so wie sich die Haute Couture versteht. Baran offeriert aber auch andere Sichtweisen an die und für die Bildkunst. So hat Baran mit Overflowing Landscape, einen Baldachin aus Jeansstreifen geschaffen, der eine schwebende Kunstinstallation ist und zugleich unsere Wegwerfmode (Fast Fashion) hinterfragt.

Emerging Artists: Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. (Foto: (c) Johannes Schriek)
Emerging Artists: Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. (Foto: (c) Johannes Schriek)

Lucas Bölter. Maler und Illustrator arbeitet gerne an interdisziplinären Projekten, wobei die Malerei/Illustration immer die Basis ist. Seine Arbeiten sind expressiv und farbenfroh, die sich in humorvoller Art der Darstellung der Szenen genüsslich geradezu ergehen. Kernthema dabei ist eine absurde Sicht auf das Alltägliche.

Calvin Klein ist Kunstphotograph, für den die Photographie ein Werkzeug ist um mit der Umwelt zu interagieren. Er zeigt dabei geschickt Zusammenhänge, di die Welt verständlicher machen. Dabei widmet er sich der Identität sowie dem Verhältnis von Mensch, Umwelt und Architektur. Klein versteht sich mit prozessualer und intuitiver Herangehensweise als ein Chronist der Umgebung. Beindruckend ist die Installation Jagd in einem Cubiculum. Betritt man diesen Raum, fühlt man sich direkt in einen Wald versetzt während mit der Taschenlampe leuchtend die erlegte Strecke zu sehen ist … im Bild.

Victoria Jung konzentriert sich mit ihren Projekten auf soziale Besonderheiten in Subkulturen. klingt erst mal sperrig. Jung fokussiert sich auf die Wechselbeziehung der Gruppen mit ihrer Umgebung. Ihre dokumentarischen Photographien zeigen die Situation von New Orleans nach dem verheerenden Hurrikan Katrina, der 80% der Stadt überflutete. Es fand eine Gentrifizierung hin zu einer weißeren (systemischer Rassismus) und monetär reicheren, kulturell ärmeren, aber immer noch völlig schutzlosen Stadt, die durch die photographische Arbeit von Jung erschreckend deutlich wird.

David Mergelmeyer: Formen, Farben und Bezüge unterliegen seinem Spiel in seinen textilen Skulpturen, die ihre Referenzen aus Architektur, Modedesign und Kunstgeschichte ziehen. Er webt daraus Vorstellung von Sicherheit, Funktionalität und Rehabilitation, die zu neuen Körpern werden, die in einer neuen Figürlichkeit eine neue Qualität gewinnen.

Jamin Pamin und Aron Schmidtke interessieren sich als Künstlerduo für Übersetzungsprozesse aus digitalen und analogen Produkten. Zwei unterschiedliche Sichtweisen treffen aufeinander und zeigen sich im Kunstwerk deutlich, um doch zugleich eine Einheit darzustellen, wie die präsentierte Fayencen Arbeit eindrucksvoll beweist.

Nana Seeber bringt in ihrer Photokunst organische und architektonische Elemente zusammen, um sie in Photoserien zu verarbeiten, in denen sie uns mit in ihre Vergangenheit mitnimmt – ihre ersten fünf Lebensjahre in Kamerun. Sie verwebt in ihrer Arbeit Druckgraphiken, Photos, Zeichnungen und führt sie in einer Collage zusammen. Die sich daraus ergebenden Erzählungen, die die Wahrheit hinter den Bildern hinterfragt.

Louisa Stickelbruck präsentiert photographische Essays über gesellschaftlich Themen, indem sie die Themen poetisch wandelt und auf neue Ebenen setzt, um sie erfahrbar zu machen. Sie Visualisiert das im Grunde unsichtbare als zentrales Motiv. Ihre Arbeiten befassen sich mit und spiegeln die menschlichen Ambivalenzen wieder: Mensch und Natur, Medien und Identität – die Verbindung des Seins mit Menschen.




Hörder Sehfest – Teil 2

Die Künstler mit ihren Ateliers veranstalteten nun das 17. Mal das Hörder Sehfest mit dem sie sich ihrem Publikum und den Hörder Bürger*innen, wie auch den Dortmunder*rinnen vorstellen. Und mitten drin ist der KulturLadenHörde in der Alfred-Trappen-Straße. Und direkt nebenan in der Friedrich-Ebert-Straße 7 befindet sich im Nachbarhaus nicht nur eine Ausstellungsdependence in einem ehemaligen Leerstand sondern im Obergeschoß des Hauses eines der Hörder Künstlerateliers, Ateliers überm Friedrich 7 (Linn Schiffmann, Ines Damaschke, Christine Rudolf, Koma – Christian Koch und Susanne Arull, Silke Grotepaß). „Malerei“ mit Stoff, Papierkunst/Origami, Malerei mit viel Gold, Farbexplosionen in Acryl und Aquarell, Photographie und Detailverliebte Malerei stellten hier die genannten Künstler aus.

In der Alfred-Trappen-Straße 20, am neuen Weg zum Phoenix See, ist das Gemeinschaftsatelier Kunstflirt von Beate Bach, Bettina Rinne, Birgitta Schmitt, Elke Niermann, Christiane Tamkus und Jürgen Berressem. diese Künstlergruppe präsentierte ihre Kunst, die ein breites Spektrum der Darstellung zeigt. Unterschiedlichste Malstile, und Farbschwerpunkte, Holzschnitt, Grafik und Druck und Literatur im Bild. Geradezu ein Panoptikum der Darstellenden Kunst.



Auch die durch die ausgesprochen homophobe Kaiserin Auguste Viktoria (preuß. hugenot. Protestantin) gestiftete Lutherkirche beteiligte sich als Ausstellungsort für Christina Kiefert und Sigurd Kordes.

Direkt südlich des Hörder Bahnhofs, rechts der Semerteichstraße, geht die Atelierschau weiter in der Beukenbergstraße 25 bei Cirtha Krause und ihrer Malerei in Acryl.

In der Schildstraße1 im Wohnzimmer im Piepenstock, am Piepenstockplatz, stellt Michael Wiegand seine Pop-Art arbeiten aus. Fantastische 3D Arbeiten aus seinen humorvollen, pointierten und teils grotesken Karikaturen. Ein paar Meter weiter, mit der gleichen Hausnummer stellte Rüdiger Philipp seine Aquarelle, Acrylmalerei und LEC Bilder aus.

Im ehemaligen Industriekomplex an der Schildstraße 3, in der Hausnummer 3 ist das Atelier Christa Bremer mit ihren Bronzeskulpturen, die in ihrer Einfachheit der Form extrem komplex und beeindruckend sind.

Am Schildplatz im Café Aufbruch stellte Tanja Uliczka ihre Arbeiten, Line Art aus der Pop-Art und Malerei, dem Publikum vor.

In der Wellinghoferstraße 21, im Gemeindehaus der Evangelischen Gemeinde Hörde, stellten Eleonora und Alexander Reimer ihre Grafiken, Kalligraphie, Objektdesign und Keramikkunst zum Gebrauch aus.




Expressionismus hier und jetzt im Dortmunder U

Unter dem Motto „Expressionismus hier und jetzt! Sammlung Horn zu Gast“ ist auf der Ebene 6 Museum Ostwall im Dortmunder U vom 28.10.2023 bis zum 18.02. 2024 eine besondere Sonderausstellung mit 120 Werken zu sehen. Zum ersten Mal wird in unserer Stadt die hochkarätige Sammlung der Stiftung Rolf Horn (Schleswig-Holstein, Schloss Gottorf) zu sehen sein. Bedeutende und bekannte expressionistische Werke von Mitgliedern der Künstlergruppe Brücke, Käthe Kollwitz, Alexej von Jawlensky, Ernst-Ludwig Kirchner oder Christian Rohlfs treten in einen spannenden Dialog mit der Sammlung des Museums Ostwall, Werken aus dem Kirchner Museums Davos und zeitgenössischen Arbeiten von fünf Künstler*innen.



Die Reise der Sammlung Horn war Anfang des Jahres in Davos gestartet und wird nach dem Dortmunder U im Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale enden.

War in Davos die Ausstellung nach Künstlern geordnet, haben sich die für die Dortmunder Wechselausstellung zuständigen Kurator*innen für eine Thematische entschieden. Es geht um Fragen des Expressionismus in Bezug zur aktuellen „Umbruchzeit“. Wie wirkte sich die Industrialisierung auf die Kunstschaffenden damals aus?

Einerseits die Faszination der hektischen Großstädte mit ihren Verlockungen (für diejenigen, die es sich leisten konnten), andererseits die Sehnsucht nach Natur, Natürlichkeit, Transzendenz sowie expressiver Ausdruckskraft. Folgen des rasanten Technologiewandels, den zunehmenden Einfluss der Medien auf Menschenbilder und Formsprache? Wie wirkten sich Kriegserfahrung (1. Weltkrieg) auf die Bildsprache des Expressionismus (Beispiel: Käthe Kollwitz)

Drei der zeitgenössischen Künstler*innen waren beim Presserundgang am 26.10.2023 mit dabei.

Einen wichtigen Raum nehmen Kolonialismus und die kulturelle Aneignung auf den Expressionismus ein. Der Künstler Moses März zeichnet transnationale geschichtliche, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse und Verflechtungen nach. Fünf Karten behandeln die Themen Kunstmarkt, Expressionismus, deutscher Kolonialismus, Exotismus und antikolonialer Widerstand.

Gast-Kuratorin und Künstlerin Natasha A. Kelly eröffnet mit ihrem Dokumentarfilm „Millis Erwachen“ und dem Kurzfilm „Milli’s Rising“ mittels Tanzes und dem gesprochenen Wort neue Erzählperspektiven auf die Lebensperspektiven von schwarzen Frauen in Deutschland entgegen den kolonialisierten Sehgewohnheiten.

Luiza Prado hinterfragt mit ihrer Arbeit „You travelled all this way and I got was this lousy postcard” die Darstellungsweisen der früheren Kolonien in Werbefilmen und Postkartenidyll. Als Symbol dient ihr die Flora der Ex-Kolonien.

Moderne Videotechnik wurde geschickt eingesetzt.

Zu der Sonderausstellung gibt es bis zu deren Ende ein umfangreiches Begleitprogramm. Dazu gibt es eine Broschüre und zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen Katalog zu erwerben.




Eindrucksvolle Pressefotos im Depot

In der großen Halle des Kulturort Depot Dortmund (Immermannstraße 29) ist vom 21.10.2023 bis zum 12.11.2023  die World Press Photo Ausstellung mit einer Auswahl von etwa 120 der aktuellen prämierten Fotos aus 60.000 eingereichten Fotografien und Fotogeschichten aus dem exklusiven Pool des Jahres 2022 zu sehen. Nicht nur das: Es gibt dieses Mal nicht nur eine Auswahl dieser aktuellen Fotos zusehen, sondern zudem ist am Ende eine „Winner Wall“ aufgestellt, wo alle Fotografien abgebildet sind, die seit der Premiere des Wettbewerbes im Jahr 1955 mit dem Titel Pressefoto des Jahres ausgezeichnet wurden. Eine besondere fotografische Zeitreise durch vergangene Jahrzehnte, die sich in das Gedächtnis verschiedener Generationen eingebrannt haben.

Jedes Jahr zeichnet die World Press Photo Foundation in einem internationalen Wettbewerb die besten Pressefotografien der Welt aus. Die ausgelobten 30.000 Euro werden jetzt gleichmäßig auf die teilnehmenden Kontinente verteilt. Neben Europa sind Afrika, Nordamerika, Mittelamerika (Mexiko), Südamerika (Argentinien), Südostasien und Ozeanien beteiligt. Sie werden in verschiedenen Kategorien verliehen. Die Ausgezeichneten sind den jeweiligen Kontinenten zugeordnet und erhalten einen kleineren Preisbetrag.



Themenschwerpunkte sind neben dem aktuellen Ukraine-Krieg, Freiheitkampf der iranischen Frauen, der Klimawandel und seine Auswirkungen, (Wasserknappheit, Hunger, Vertreibung, Artensterben, Umweltverschmutzung) sowie der Umgang damit. Außerdem spielen die Flüchtlingsbewegungen und Probleme mit Homophobie (Beispiel Philippinen) eine Rolle. Neben den eindringlichen und bedrückenden Fotos im Großformat ist auch eines von jubelnden Fans der Argentinischen Fußball-Nationalmannschaft nach deren Gewinn der Weltmeisterschaft zu sehen.

Blick in die Ausstellung „World Press Photo“ in der Halle des Depots Dortmund. (Foto: (c) Depot Dortmund)

Eintritt: 8.00 Euro, ermäßigt: 6.00 Euro

Familienticket 1 (Zwei Erwachsene mit max. drei Kindern bis 18.Jahre) 20.00 Euro, Familienticket 2 (Eine erwachsene Person mit max. drei Kindern bis 18 Jahre): 12.00 Euro.

Außerdem können Interessierte sich zunächst umsonst die Ausstellung „Rückblende 2022“ (hoch dotierter deutsche Preis für politische Fotografie und Karikatur) bestaunen. Schon zum fünften Mal wird dieser humorvolle Rückblick auf das vergangene Jahr in unserer Stadt gezeigt.

Weitere Infos zum speziellen Rahmenprogramm rund um die

World Press Photo Ausstellung 2023 unter www.depotdortmund.de . Anmeldungen zu Gruppen-Führungen (Zusatzgebühr: 4.00 Euro) bitte Anfragen per E-Mail kultur@depotdortmund.de.




Hörder Sehfest 2023 – Ein Kulturspaziergang Teil 1

Am 14. und 15. Oktober fand in Hörder das 17. Hörder Sehfest statt. 23 Künstlerinnen und Künstler öffneten ihre Ateliers und zeigten der interessierten Öffentlichkeit ihre Werke. Dabei waren sehr unterschiedliche Arten von Kunst zu sehen, was so einen Spaziergang sehr spannend macht.



Den Anfang machte ich beim Atelier Haus Breslauerstraße. Ein Haus, in dem Menschen mit Handicap leben, die – bei Interesse – an Kursen teilnehmen, die sie künstlerisch unterstützen. Zu sehen waren Bastel- und Holzarbeiten, aber auch Zeichnungen und Malerei.

Im WIR4Raum waren farbenfrohe Keramik von Doro Bigalke und Fotografien von Peter Ache zu sehen. Ache fotografiert unter dem Titel „Das Meer in mir“ die Nord- und Ostsee in ruhigen Bildern.

Annette Endtricht präsentierte Malerei und Grafik, die eher abstrakt war, aber dennoch einen Bezug im Realistischen hatte. Daneben gab es einige Arbeiten mit Dortmund-Bezug zu sehen.

In seinem Atelier zeigte Maler Davoud Sarfaraz seine farbenfrohen Arbeiten sowie einige Drucke. Auch hier gab es viele abstrakte sowie figürliche Arbeiten zu sehen.

Da ich das Sehfest öfter besucht habe, gibt es „alte Bekannte“. Im Atelier Dreisam stellte Peka seine Porträts aus und Michael Schulz-Runge hatte Schachuhren als künstlerische Objekte entdeckt. Dennoch gab es auch jemanden Neues: Rebecca Hofmann zeigte Dioramen, die als Zufallsprodukte entstanden sind.

Mark Bühren zeigte viele unterschiedliche Kunst. Seine letzte Malerei von 2020, seine Arbeiten mit einem 3-D Stift, der hauchdünne Fäden produziert und seine Papierkunst.

Großformatige Bilder erwarteten mich bei Beate Wolf, die anfänglich abstrakt malte und sich dann der figürlichen Malerei annäherte. Die Themen ihrer Bilder spielen mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit in der DDR. Ihre Bilder bearbeitet sie mit einer speziellen Spachteltechnik.

 Eine besondere Location war das TurboPropTheater, das seit 1978 existiert und etwa 40 Zuschauer fasst. Unter dem Motto „Dinge erzählen“ wurde Objekte zwischen bildender Kunst und darstellender Kunst gezeigt, also beispielsweise Werkzeug, das in einem Theaterstück Verwendung fand.  

Igor Jablunowskij hatte in seinem Wandmalerei-ART Studio einen Gast dabei: Martina Wernicke zeigte abstrakte Malerei, während der Gastgeber figürlich Arbeiten präsentierte. Ein interessantes Bild war seine Serie von „Abgenutzten Objekten“ wie beispielsweise ein abgebranntes Streichholz. So fühlte sich der Künstler während der Pandemie.

Karla Christoph zeigte in ihrem Atelier neben Werken, die mit dem 3-D Stift erstellt wurden sowie Malerei aus Acryl.

Fundstücke in Kunst verwandelt Gaston Posmek an einem ungewöhnlichen Ort Ort: zwei Garagen in einem verwilderten Garten.  Er sagt selbst, dass seine Kunst aus Rudimenten des urbanen Umfeldes entstehen. Neben Dioramen, Skulpturen und Bilder gab es auch LInoldrucke zu sehen.

Nebenan hatte Stefanie Becker ihren Garten der Figuren geöffnet. Drei neue „Pole-Tänzerinnen“ fanden so ihre Heimat.

Cirtha Krause zeigt uns mit ihren Bildern einen Blick in unsere eigene Galaxie. Ihre Acrylmalerei ist bunt und voller Sterne. Teilweise malt sie auch mit speziellen Farben, die im Dunkeln leuchten.




Künstlerische Grüße aus Dresden

Aus Dresden kommt nicht nur Stollen, sondern auch Künstlerinnen und Künstler. Das Künstlerhaus Dortmund hat acht von ihnen eingeladen, ihre Werke vorzustellen. Doch diese acht Künstlerinnen und Künstler stehen gerade vor einem Wendepunkt: Sie haben ihr Studium bei Professor Ralf Kerbach gerade abgeschlossen und starten ihre künstlerische Laufbahn. Wohin geht die Reise? Daher heißt die Ausstellung „Cliffhanger“ wie kurz beim Ende einer Serienstaffel.



Felina Wießmann malt großformatig und figurativ. Sie benutzt Alltagsmotive, die sich in Konstruktion und Dekonstruktion abwechseln, es darf aber auch durchaus humorvoll sein.

Das Ausstellungsmotiv für "Cliffhanger". (Design: (c) Nicola Bork)
Das Ausstellungsmotiv für „Cliffhanger“. (Design: (c) Nicola Bork)

Ana Pireva malt mit selbstgemachter Tusche Bilder, die auf den ersten Blick sehr dunkel wirken. Erst danach zeigen sich Formen aus ihren abstrakt wirkenden Werken. Ihre Bilder vermitteln eine gewisse Ruhe.

Seine abstrakten Figuren zerfallen in der Fläche. Tillmann Ziola benutzt Titel für seine Werke, um einen Hinweis auf die Handlung seines Bildes zu geben. Seine ausgestellte Plastik ist etwas figürlicher.

Robert Czolkoß findet Architektur und Baustoffe spannend und hat daher als Art Kindheitserinnerung sein Jugendzimmer ins Künstlerhaus gebracht, beziehungsweise eine Schrankwand. Durch die Lage im Raum wird es dem Betrachtenden möglich, eine Auseinandersetzung mit der Formsprache zu suchen.

Christopher Putbrese arbeitet mit gefundenem Material und kombiniert in seinen Arbeiten Bild und Schrift. Putbrese beschäftigt sich mit den Momenten und Gefühlen des Alltags.

Klassische Malerei ist das Sujet von Lena Dobner. Sie malt gerne Porträts, versucht dabei durch Dekonstruktion eine eigene Bildsprache zu erschaffen. Einige ihrer Arbeiten sind durch den Ukrainekrieg beeinflusst.

Leben wir in einer Hyperrealität? Für Shengjie Zong kann diese Frage mit „Ja“ beantwortet werden. In Zeiten, in denen Smartphones den Takt angeben, ist eine Erweiterung der Realität möglich. In diesem Sinne sieht der Künstler auch seine sehr farbigen Bilder.

 Farbig sind auch die Bilder von Aren Shahnazaryan. Er verbindet Form, Farben und Linien mit kleinen Geschichten. Diese Geschichten können durchaus mit Horror, Tragik und Humor verbunden sein. Er übermalt seine Bilder sehr häufig, so dass sie durch die vielen Farbschichten eine Struktur bekommen.

 Die Ausstellung „Cliffhanger“ wurde kuratiert von Denise Ritter und Felina Wießmann und ist bis zum 26.11.2023 zu sehen.




Blattgetreten – Hommage an das Blatt, was am Boden lag

Das Kunstbonbon präsentiert die nächste Vernissage am 07.10.2023 um 15 Uhr, Ausstellung bis zum 04.11.2023.



Passend zur herbstlichen Jahreszeit gibt es jede Menge Blätter von der Künstlerin Ingrid Lacher im Kunstbonbon zu sehen.

Dabei sind nicht leuchtende Herbstfärbungen das Thema, sondern der Schwerpunkt liegt auf dem Zerfall, dessen Zustand fotografisch eingefangen wurde.

Die Inspiration zu dieser Werkreihe kam im Corona-Jahr 2020. Spazierengehen war ja mehr oder weniger die einzige Abwechslung, die man sich im Alltag gönnen konnte und so spazierte Ingrid Lacher unermüdlich umher, senkte dabei den Blick zu Boden und sah auf herabgefallene Blätter.

Die plattgetretenen Blätter, die sich teilweise kaum noch vom umgebenden Boden unterschieden, inspirierten sie dabei besonders.

Diese korrespondierten damals so sehr mit der „niedergedrückten“ Stimmung in Pandemiezeiten, dass eine vage Idee für das Kunstprojekt „Blattgetreten“ (dieser Ausdruck kam Ingrid Lacher in den Kopf und wurde dann auch schnell als Ausstellungstitel gewählt) entstand.

Während der Coronajahre wurden also von der Künstlerin Unmengen von Blättern fotografiert. Einige Ausgewählte wurden dann digital bearbeitet, um so die verborgene Schönheit und die Unterschiedlichkeit in Form, Farbe und Konsistenz zum Vorschein zu bringen.

Bei späteren Ausarbeitungen versuchte Ingrid Lacher die Spuren des Verfalls positiv zu aufzunehmen und so die „Ästhetik der Vergänglichkeit“ hervorzuheben. In mühevoller Kleinarbeit befreite sie die digital aufbereiteten Blätter aus der Umgebung und ließ sie quasi „schweben“ und bei der Betrachtung weiß man nicht: sehen wir hier eine Art „Auferstehung“ und schweben sie zurück an den Baum oder sinken sie elegant zu
Boden.

Aber die unglaubliche Filigranität eines zerfallenden Blattes zieht die Aufmerksamkeit in jedem Fall auf sich und wieder einmal wird einem klar, wie wunderbar die Natur auch Kleinigkeiten konstruiert.

Weitere großformatige Arbeiten zeigen bearbeitete Fotos, in denen mit Blattgold akribisch feinste Details ausgearbeitet sind: gedacht als „Grabbeigaben“ für die morbide Schönheit eines toten Blattes.

Nach drei Jahren hatte Ingrid Lacher so viele Werke hervorgebracht, dass eine vielseitige Ausstellung damit bestückt werden kann.

Aber es sind nicht nur Fotos zu sehen, sondern es gibt auch einige frühere Werke, in denen echte Pflanzenteile erscheinen.

So unterschiedlich die Schaffensprozesse der Exponate waren, so unterschiedlich ist auch die Präsentation, denn die Künstlerin hängt nicht einfach nur Fotos und Bilder an die Wände, sondern hat sich wieder mal was einfallen lassen.

Wer also einen Blick dafür bekommen möchte, was wir im Allgemeinen so mit Füßen treten, der ist in der Ausstellung „Blattgetreten“ genau richtig.