Stadtbilder und abstrakte Werke von Martina Bracke und Lea Piermaier
„Von Urban Art bis Abstraktion – ein kreativer Mix auf Papier und Leinwand“ – so lautet die sinngemäße deutsche Übersetzung des Ausstellungstitels „From Urban Art to Abstraction – A Creative Mix on Paper and Canvas“. Im „Wohnzimmer im Piepenstock“ in der Schildstraße 1 in Dortmund-Hörde präsentieren Martina Bracke und Lea Piermaier ihre Werke, die mindestens noch bis zum Jahresende zu sehen sind.
Während Martina Bracke erst kürzlich ihre Ausstellung im Fletch Bizzel abgeschlossen hat, ist diese Schau für die junge Künstlerin Lea Piermaier eine Premiere. Beide Künstlerinnen kommen aus unterschiedlichen Generationen, doch der Kontakt entstand durch Leas Mutter. Die Ausstellung zeigt, wie vielseitig Kunst sein kann, wenn zwei so unterschiedliche Stile nebeneinander präsentiert werden.
Kontraste in Technik und Inspiration
Martina Bracke zeigt in der Ausstellung ihre charakteristischen bunten Stadtbilder, die durch leuchtende Farben und lebendige Details bestechen. Daneben präsentiert sie zahlreiche Tuschearbeiten, die im Rahmen von „Inktober“-Challenges entstanden sind. Bei diesem internationalen Zeichenprojekt erstellen die Teilnehmer jeden Tag im Oktober eine Zeichnung zu einem vorgegebenen Thema. Diese Arbeiten geben einen spannenden Einblick in Brackes kreativen Prozess und ihre Experimentierfreude.
Martina bracke (links) und Lea Piermaier bei der Vernissage ihrer gemeinsamen Ausstellung.
Lea Piermaier hingegen bringt einen wissenschaftlichen Hintergrund in ihre Kunst ein. Obwohl sie ein Semester Kunst auf Lehramt studiert hat, arbeitet sie mittlerweile in einem pathologischen Institut. Ihre Kunst dient ihr als kreativer Ausgleich zum Berufsalltag. Während ihre frühen Werke noch gegenständliche Motive wie Gitarren zeigten, dominieren heute abstrakte Kompositionen ihre Arbeiten. Die ausgestellten Bilder sind meist farbenfroh, wobei Rot- und Türkistöne in unterschiedlichen Abstufungen den Schwerpunkt bilden.
Die Ausstellung vereint zwei völlig unterschiedliche künstlerische Handschriften und zeigt eindrucksvoll, wie vielseitig und bereichernd die Begegnung verschiedener Kunststile sein kann. Besucher können sich sowohl von den urbanen Motiven Martina Brackes als auch von den expressiven Abstraktionen Lea Piermaiers inspirieren lassen.
„Grafik aus Dortmund“: Zwischen Vielfalt und Verwässerung
Die Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ im Kulturort Depot zeigt Arbeiten von 30 Künstler*innen und bietet einen breit gefächerten Einblick in die lokale Kunstszene. Von realistischen Zeichnungen bis hin zu abstrakten digitalen Arbeiten spiegelt sie die kreative Vielfalt der Dortmunder Kunstszene wider. Dennoch wirft die Veranstaltung auch Fragen auf – insbesondere in Bezug auf die Definition und den Schwerpunkt des Begriffs „Grafik“.
Verwässerung des Begriffs „Grafik“
Die Ausstellung integriert Arbeiten aus verschiedenen Techniken und Stilen, darunter Collagen, Installationen und digitale Werke. Dieser Ansatz betont zwar die Vielseitigkeit der teilnehmenden Künstler*innen, führt jedoch dazu, dass der Fokus auf die ursprüngliche Disziplin der Grafik verloren geht. Grafik als eigenständige Kunstform umfasst traditionell Techniken wie Zeichnung, Radierung, Lithografie oder Druckgrafik. Indem die Ausstellung eine breitere Palette an Medien zulässt, wird dieser spezifische Kernbegriff aufgelöst.
Die Künstler*innen der ersten Grußkarten-Edition „Grafik aus Dortmund 2024“ mit Oberbürgermeister Thomas Westphal und Sebastian Junker vom Vorstand der Sparkasse Dortmund. Foto; (c) Stadt Dortmund / Roland Gorecki
Kein gleichwertiger Ersatz: Die Grußkarten-Edition
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Einführung der Grußkarten-Edition, die den Kalender „Grafik aus Dortmund“ ablöst. Der Kalender, fast fünf Jahrzehnte ein fester Bestandteil der Dortmunder Kunstszene, war eine beliebte Plattform zur Förderung von Künstlerinnen und ein gefragtes Sammlerstück. Ob die Grußkarten, wenngleich hochwertig produziert, die gleiche Strahlkraft, die der Kalender haben wird, bleibt abzuwarten
Vielfalt und Individualität der Präsentation
Positiv hervorzuheben ist das neue Konzept der Präsentation. Jeder Künstlerin erhielt eine individuell gestaltbare Fläche von zwei mal zwei Metern, was Raum für persönliche Handschriften und kreative Freiheiten bot. Werke wie Teelke Limbecks „Papierfelsen“ oder die collageartigen Arbeiten von Anett Frontzek zeigen die Vielschichtigkeit der ausgestellten Werke
Fazit: Zwischen Fortschritt und Traditionsverlust
Die Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ zeigt die lebendige Kunstszene der Stadt und bietet ein vielseitiges Erlebnis. Dennoch verwässert die Integration anderer Techniken den grafischen Fokus. Eine stärkere Rückbesinnung auf den Kern der Grafik als Kunstform könnte die Ausstellung inhaltlich und konzeptionell schärfen.
Besuchszeiten: Die Ausstellung läuft bis zum 8. Dezember 2024 und ist donnerstags bis sonntags kostenlos im Depot Dortmund zu sehen. Die Grußkarten-Edition kann während der Finissage erworben werden.
Black Comics – Entwicklung vom Sidekick zum Superhelden
Im Schauraum Comic + Cartoon Dortmund können Besucher*innen vom 16. November 2024 bis zum 27. April 2025 die Ausstellung „Black Comics – Vom Kolonialismus zum Black Panther“ erkunden. Sie richtet sich an Fans des Genres und Interessierte, die sich mit kulturellen und gesellschaftlichen Themen beschäftigen möchten. Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm und der Veröffentlichung eines Spezialbuchs Ende 2024. Sie greift aktuelle Themen wie kulturelle Aneignung, Rassismus und Post-Kolonialismus auf. Der Kurator ist Dr. Alexander Braun, ein Experte auf diesem Gebiet.
Von kolonialen Klischees zu selbstbewussten Erzählungen
Die Ausstellung zeigt die Geschichte der „Black Comics“ im 20. Jahrhundert. Sie beginnt bei kolonialistischen Darstellungen, wie in Hergés „Tim im Kongo“ (1930), und reicht bis zu aktuellen Werken kongolesischer Künstler*innen. Der Wandel vom schwarzen Sidekick in frühen Comic-Strips über die abessinische Widerstandsbewegung bis zu modernen Superhelden wie Black Panther wird nachvollzogen. Auch die amerikanische Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre und der Comic-Underground jener Zeit werden thematisiert.
Das Team hinter „Black Comics“: (von links): Fabrice Tenembot (Afrikultur), Sophia Paplowski (schauraum: comic + cartoon), Alexander Braun (Kurator). Foto: (c) Maximilian Mann
Ein überraschender Aspekt ist die Popularität von „Tim im Kongo“ in Afrika. Dieses Werk entstand unter konservativ-religiösen und kolonialistischen Einflüssen. Trotz seiner problematischen Inhalte avancierte es dort zu einem der beliebtesten Comics. Lange Zeit wurde das Genre von europäischen und weißen amerikanischen Zeichnern dominiert. Erst im Zuge der Bürgerrechtsbewegung gelang es der Black Community, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Diese wurden anfangs in günstigen Heften auf Märkten verkauft. Heute stammen rund 50 % der Zeichner*innen in diesem Genre aus dem Kongo.
Neben Comics zeigt die Ausstellung Figuren und Objekte, die in Vitrinen präsentiert werden. Sie symbolisieren den Stolz und die Identität der Künstler*innen.
Diskussion und Reflexion im Schauraum Black Comics
Die Ausstellung im Schauraum Black Comics Dortmund bietet einen spannenden Einblick in die Geschichte schwarzer Comics. Gleichzeitig regt sie zur Auseinandersetzung mit Identität und gesellschaftlichen Fragen an. Sie verbindet Kunst und Geschichte auf einzigartige Weise.
Das Begleitprogramm mit allen Terminen finden Sie im Schauraum Comic + Cartoon, nahe der Stadt- und Landesbibliothek, oder online. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Öffentliche Führungen finden jeden Sonntag von 13:00 bis 14:00 Uhr statt (Kosten: 3 Euro).
Der temporäre Kunstladen im Hansa C
Unter dem Titel „Oh ja, wie ist das schön“ eröffnete die Dortmunder Gruppe am 10. November 2024 ihren temporären Kunstladen im Hansa C, Hansastraße 6–10. Die Ausstellung bietet bis zum 30. November 2024 eine spannende Gelegenheit, Kunstwerke zu erwerben. Geöffnet ist der Kunstladen von Dienstag bis Samstag, jeweils von 16 bis 20 Uhr.
Bereits beim Betreten des ehemaligen Ladenlokals wird man von einer Fülle an Kunstwerken empfangen: Die Wände sind dicht behängt, meist mit kleinformatigen Gemälden, ergänzt durch Skulpturen und weitere Werke. Ein Blick auf die Preisliste zeigt, dass hier ideale Weihnachtsgeschenke entdeckt werden können.
Vielfalt der Kunstwerke im temporären Dortmunder Kunstladen
Zu den ausgestellten Künstlern gehören Alexander Pohl, der Postkartenformate präsentiert, und Marlies Blauth, deren Werke neben den typischen langbeinigen Figuren von Wolfgang Schmitt zu sehen sind. Claudia Terlunen zeigt detailreiche Collagen, während Dina Nur mit einer Kombination aus Skulpturen und Malerei überzeugt. Raul Schneider überrascht mit einer Sammlung von Frisierspiegeln, und Mariana González Alberti stellt zahlreiche kleinere Werke vor.
In ihrem Kunstladen zeigt die Dortmunder Gruppe bis zum 30. 11.2024 ihre Arbeiten. Einige Mitglieder waren beim Besuch von ars tremonia vor Ort: (v.l.n.r.) Gudrun Kattke, Claudia Terlunen, Lutz Kemper, Rosa Fehr-von Ilten und Alexander Pohl.
Jan Bormanns charakteristische Holzarbeiten aus finnischen Hölzern ergänzen die Ausstellung, ebenso wie die Siebdrucke von Lutz Kemper. Von Birgit Feike gibt es neben einer eindrucksvollen Kopfskulptur aus Absperrband auch Papierarbeiten zu entdecken. Martin Becker, bekannt für seine informelle Malerei, und Gudrun Kattke mit einer Vielzahl von Porträts bereichern die Ausstellung ebenfalls.
Rosa Fehr-von Ilten setzt sich in ihren Werken mit Dortmunds berühmtestem Gebäude auseinander, während Christoph Psyk Moebiusbänder in Dioramen präsentiert. Erika Schäfer zeigt faszinierende Fotocollagen und Objekte, und Monika Pfeiffer zieht mit ihren besonders farbenfrohen Arbeiten die Aufmerksamkeit auf sich.
Die temporäre Ausstellung des Dortmunder Gruppe bietet ein breites Spektrum an Stilen und Techniken. Von Malerei über Skulpturen bis hin zu experimentellen Formaten gibt es für Kunstliebhaber*innen und Geschenkjäger*innen gleichermaßen etwas zu entdecken.
Weitere Informationen zur Ausstellung und den Künstlern finden sich direkt vor Ort im Hansa C.
ARTe Kunstmesse Dortmund: Ein neues Forum für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne
Vom 8. bis 10. November 2024 wird die ARTe Kunstmesse erstmals in Dortmund veranstaltet. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.800 qm in Halle 1 der Messe Dortmund präsentieren über 70 Galerien und Künstler*innen ihre Werke. Die Messe will in Dortmund eine neue Plattform für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne schaffen.
„Dortmund ist unser sechster Standort“, sagt Andreas Kerstan, Geschäftsführer der ARTe Kunstmessen. „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Laut Kerstan wurde bereits ein Vertrag mit den Westfalenhallen für das kommende Jahr abgeschlossen, denn „in keiner Stadt haben wir uns so willkommen gefühlt wie in Dortmund.“
Vielfältiges Kunstangebot für Besucher*innen
Die ARTe Kunstmesse bietet ein breites Spektrum an Kunstwerken – von Skulpturen und Gemälden über Zeichnungen, Fotografien, Collagen bis hin zu Objekten. Rund die Hälfte der Aussteller*innen stammt aus der Region. Neben Künstler*innen aus Deutschland sind auch internationale Teilnehmer*innen aus Frankreich, den Niederlanden und Belgien vertreten. Als Produzentenmesse ist die ARTe ausschließlich Galerien und Künstler*innen gewidmet und bietet ideale Gelegenheiten zum Austausch.
08.11.2024, Arte Kunstmesse Dortmund, Messerundgang, Halle 1, (Foto: (c) Wolfgang Helm)
Ein kostenloser Verpackungsservice für gekaufte Werke und bargeldlose Bezahlmöglichkeiten runden das Kunsterlebnis auf der ARTe Kunstmesse Dortmund ab. Zusätzlich gibt es täglich kostenlose Führungen, die einen tieferen Einblick in die präsentierten Kunstwerke ermöglichen.
Tickets:
An der Tageskasse oder vergünstigt im Vorverkauf unter arte-store.de.
Führungen:
8. November: 19:00 Uhr
9. November: 13:00, 15:00 und 17:00 Uhr
10. November: 13:00 und 15:00 Uhr
Anmeldung unter arte-kunstmesse.de
Ungewöhnliche Perspektiven: „Vs. Frühwerk“ im Künstlerhaus Dortmund
Bis zum 1. Dezember 2024 präsentiert das Künstlerhaus Dortmund eine außergewöhnliche Ausstellung. Unter dem Titel „Vs. Frühwerk“ wird eine aktuelle Arbeit einem Frühwerk gegenübergestellt. Diese Ausstellung bietet einen faszinierenden Einblick in die künstlerische Entwicklung über die Zeit hinweg. Sie zeigt nicht nur den Reifeprozess der Künstler*innen, sondern auch, wie sich Themen, Techniken und der persönliche Ausdruck verändert haben. Kuratiert wurde diese Ausstellung von Cornelius Grau.
Helga Beisheim
Helga Beisheim beschreibt ihre künstlerische Arbeit als stark geprägt von ihrer Umgebung, insbesondere durch den Bergbau und die Baukultur in Langendreer. Ihre Arbeit von 1974 ist ein Beispiel dafür. Später fasziniert sie die Technik des Holz- und Linolschnitts. Diese hat sie über Jahrzehnte hinweg durch verschiedene Variationen von Papier und Farben weiterentwickelt. Ihre Kunst ist von Neugier, Experimentierfreude und spielerischer Umsetzung von Ideen gekennzeichnet, wobei sie unterschiedliche Medien nutzt.
Linus Clostermann
Linus Clostermann ist der jüngste Künstler in der Ausstellung. Sein Frühwerk, eine Wolfsspinne, malte er mit Wasserfarben im Alter von acht Jahren. In seinen aktuellen Arbeiten lässt sich Clostermann von Geschichten aus Horror-, Fantasy- und Science-Fiction-Welten inspirieren. Er schafft Kunstwerke, die sich auf besondere Weise an den Ausstellungsort anpassen.
Der Wandel der Zeit
Ein bemerkenswertes Experiment: In seiner Arbeit „In 10 Minuten“ von 2009 ließ Björn Drenkwitz zehn Darstellerinnen die vergehende Zeit vor der Kamera subjektiv einschätzen und messen. Zehn Jahre später wiederholte er das Projekt mit allen noch verfügbaren Darstellerinnen. Dadurch wurde das subjektive Empfinden der 10 Minuten sichtbar. Auch der Vergleich beider Arbeiten verdeutlicht das Verstreichen eines ganzen Jahrzehnts. Dies zeigt sich besonders in der Veränderung der Gesichter der Darsteller*innen und wirft die Frage auf, ob sich das Zeitempfinden im Laufe eines Lebens verändert.
Alexander Endrullat
Zwischen den beiden Werken von Alexander Endrullat liegen genau zehn Jahre. Dennoch sind sie extrem unterschiedlich. Sein Frühwerk ist ein Ölbild, das cartoonartig wirkt. Für seine aktuelle Arbeit verwendete er Macbooks und Matchbox-Autos. Das Auftauchen eines Autos stellt ein verbindendes Element beider Arbeiten dar. Das Ausprobieren neuer Materialien hilft ihm, Themen unterschiedlich umzusetzen. Besonders spannend findet der Künstler es, die traditionellen Grenzen von Technik und Darstellung zu erweitern. Indem Alexander Endrullat seine Umgebung genau beobachtet, entstehen klare, reduzierte Szenen und Geschichten.
Martin Huidobro
Bei den beiden Arbeiten von Martin Huidobro zeigt sich eine Entwicklung. In beiden Werken (1994 und 2024) geht es um Feuer, jedoch unterschiedlich gestaltet. Huidobro verwendet in seinen Bildern Zeichen und Symbole aus dem Alltag. Dabei vermischt er Malerei, Design, Skulptur und Architektur. Er reduziert Formen und Farben auf das Wesentliche und zeigt, wie man die Welt durch Kunst wahrnehmen kann.
Blick in den großen Raum des Künstlerhauses Dortmund mit den beiden Arbeiten von Annette Wesseling.
Santiago Isignares
Der Videokünstler Santiago Isignares präsentiert zwei Video-Performances. Er beleuchtet widersprüchliche Aspekte des Lebens, die wir normalerweise unterdrücken oder auslöschen. Dies wird besonders in seinem ersten Video von 2015 deutlich. Isignares möchte mit Humor, Ironie und der Angst, die durch das verspielte Objekt entsteht, zum Nachdenken anregen – durch Bilder, die gleichzeitig grotesk, unheimlich und niedlich wirken.
Analog und digital: Roman Lang
Analog und digital: So könnte man den Unterschied zwischen den Arbeiten von Roman Lang (2013 und 2024) benennen. Während „FEN“ von Fehlern eines analogen Fernsehgerätes inspiriert ist, könnte das neuere „FoA-1“ die Störungen eines digitalen Bildschirms darstellen. Indem Lang Irritationen und Fehler in seine Bildsysteme einbaut, lädt er den Betrachter ein, aktiv zu werden – zum Beispiel eine Lücke im Bild zu füllen. So wird der Betrachter Teil des Kunstwerks.
Jae Jin Park
Nicht nur Katzen sind von Schalten fasziniert: Künstlerin Jae Jin Park beschäftigt sich intensiv mit den Wechselwirkungen von Licht und Raum. In ihrer Arbeit „Lichtraum (Kokon)“ verwendet sie viele kleine Verpackungsschachteln. Diese fallen ihr eines Tages ins Auge. Bei genauerem Hinsehen erkennt sie darin kleine Räume. Jae Jin Park möchte diese versteckten Räume durch Licht sichtbar machen. Ihr Ziel ist es, ein Objekt zu schaffen, das sich ständig mit dem natürlichen Licht verändert. Dabei vergleicht sie diesen Prozess mit dem einer Raupe, die einen Kokon baut, um sich zu verwandeln.
Iwona Rozbiewska
Iwona Rozbiewska lässt sich in ihrer Kunst von Architektur, Design und alltäglichen Erlebnissen inspirieren. Ein zentrales Merkmal ihrer Arbeit ist das künstlerische Experimentieren mit Objekten, Konzepten und Materialien. Ihre Installation „Untitled (The Cemetery)“ aus dem Jahr 2012 vereint Skulptur, Design und Gebrauchsgegenstand. Unterschiedlich geformte, grau gestrichene Körper aus Spanplatten sind zu einer abstrakten Skulptur zusammengesetzt. In späteren Werken greift Rozbiewska Motive wie Spiralen und „Idylle“ auf. Diese erscheinen sowohl als physische Formen als auch als symbolische Themen.
Sigrid Schewior
Sigrid Schewior entwickelt ihre Arbeit im Austausch zwischen traditioneller Kunst und digitalen Technologien. Dabei entsteht ein komplexes Werk, das dem Betrachter ein erweitertes Verständnis der Welt ermöglicht. Während ihrer Studienzeit hat sie Installationen aus Malmaterialien geschaffen. Später konzentrierte sie sich auf Fragen zur Bildrealität und den Unterschied zwischen realem Raum und Flächenraum. So verbindet sie malerische und grafische Eingriffe in ihren Fotoarbeiten.
Zusammenarbeit mit Mannheim: „Two Decks Networkx“
Wer das Künstlerhaus betritt, wird durch eine grüne Wiese aus Fichtenholz begrüßt. Dies ist das Frühwerk von Annette Wesseling aus dem Jahr 1993. Alle Elemente wurden auf die gleiche Weise hergestellt und haben eine ähnliche Form. Gleichzeitig weisen die Holzstücke eine individuelle Vielfalt auf. Das Spätwerk von Annette Wesseling zeigt gefärbte Baumwollstoffe, die der Sonne ausgesetzt waren. Sie spricht vom Reifen der Bilder an der Sonne.
Das Frühwerk von Gitta Witzke aus dem Jahr 1972 ist vom Surrealismus inspiriert. In ihren aktuellen Arbeiten scheint sie von abstrakter Kunst beeinflusst zu sein, doch das ist eine Täuschung. Fore-edge Painting bezeichnet eine versteckte Buchschnittdekoration. Diese wird beim Durchblättern und im geschlossenen Zustand des Buches unsichtbar. Die Malerei zeigt sich nur, wenn man die Blätter zusammenpresst.
Auf der ersten Etage des Künstlerhauses läuft eine weitere Ausstellung parallel. „Two Decks Networkx“ ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Dortmunder Künstlerhaus und dem Alten Güteramt Mannheim. Nachdem Dortmunder Künstler*innen in Mannheim ausgestellt haben, ist „Two Decks Networkx“ sozusagen der Gegenbesuch. Elf Künstler*innen zeigen ihre Arbeiten, die unterschiedlichen Gattungen wie Malerei, Fotografie oder Installation angehören.
Silke Schönfeld – Das kannst du dir nicht ausdenken
Der Titel des Beitrags ist eine Übersetzung des Ausstellungstitels „You Can’t Make This Up“. Der HMKV (Hartware MedienKunstVerein) präsentiert vom 12.10.24 bis zum 02.02.25 die Dortmunder Künstlerin Silke Schönfeld auf der Ebene 3 des Dortmunder U. Die Ausstellung „You Can’t Make This Up“ zeigt fünf großformatige Video-Installationen, darunter eine Neuproduktion.
Silke Schönfeld: Menschlichkeit und soziale Strukturen
Für Silke Schönfeld, die 2018 mit dem Förderpreis für junge Künstler*innen der Stadt Dortmund in der Sparte „Foto, Film und Medienkunst“ ausgezeichnet wurde, steht das Thema Menschlichkeit im Mittelpunkt. Ihre Filme verbinden persönliche Geschichten mit historischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Dabei richtet sie den Fokus auf feine soziale Phänomene und von Gemeinschaften geprägte Strukturen.
Der vielfach preisgekrönte Kurzfilm Ich darf sie immer alles fragen (2023) wird ebenfalls im HMKV gezeigt. Seine Festivalpremiere feierte er 2023 bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen, wo er den NRW-Wettbewerb gewann. Im selben Jahr erhielt Silke Schönfeld für diesen Film den Deutschen Kurzfilmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm bis 30 Minuten.
Die einzelnen Arbeiten im Ausstellungsraum sind durch verschiedenfarbige Vorhänge abgetrennt. Diese haben, laut Inke Arns, der Leiterin des HMKV, die Funktion, zu verhüllen und zu verbergen. Die Besucher*innen müssen also aktiv durch die Vorhänge gehen, um zu den Filmen zu gelangen.
Die Themen der Filme sind vielfältig. In Ein Prozent – imagined communities (2019) geht es um eine neurechte Bürgerinitiative in Sachsen, während Nothing in this world can take the place of persistence (2022) den Strukturwandel im Ruhrgebiet thematisiert. In Herne eröffnete 1976 die erste McDonald’s-Filiale im Ruhrgebiet, heute steht die Ladenfläche leer. No More Butter Scenes (2024) untersucht das Verhältnis von Zustimmung und Intimität im Schauspielberuf. Zwei Kurzfilme greifen familiäre Themen auf: Ich darf sie immer alles fragen (2023) behandelt ein transgenerationales Trauma zwischen Mutter und Tochter. Die Unvorzeigbarkeit dessen, was nie hätte geschehen sollen (2024) beleuchtet nationalsozialistische Erziehungsideale in der deutschen Nachkriegsgesellschaft.
Silke Schönfeld präsentiert ihre Ausstellung beim HMKV. (Foto: (c) Tommy Scheer)
Veranstaltungen
Sofern nicht anders angegeben ist der Eintritt zur Ausstellung und zu allen Veranstaltungen frei.
JEDEN 1. SONNTAG IM MONAT, 12:00 — 17:00 UHR
Familiensonntag mit Rätselheft und Mitmachaktion
Wir bauen ein Papierkino
HMKV IM DORTMUNDER U | EBENE 3
MO. 21.– FR. 25.10.2024, 10:00 — 14:00 UHR
Herbstferien-Workshop Grrrls ins Rampenlicht! Mut, Wut & Grenzen setzen
Für Mädchen* von 12 – 16 Jahren, Anmeldung über vermittlung@hmkv.de
Gespräch mit Intimitätskoordinatorin Teresa Maria Hager, Stuntkoordinatorin Samia Hofmann
und Künstlerin Silke Schönfeld
HMKV im Dortmunder U | EBENE 3
SA. 18.01.2025, 10:00 — 14:30 UHR
And Action!
Stunt-Workshop für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren mit Stuntkoordinatorin Samia Hoffmann
(u.a. Hunger Games)
Information und Anmeldung über vermittlung@hmkv.de
HMKV IM DORTMUNDER U | EBENE 3
Die Veranstaltungen am 24.10. und 14.11. finden im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kleiner Freitag des Dortmunder U statt.
Führungen
JEDEN SONNTAG UND FEIERTAGS, 16:00 UHR
Öffentliche Führung
SA., 25.01.2025, 16:00 UHR
Kuratorinnen- und Künstlerinnenführung mit Inke Arns und Silke Schönfeld
SO. 27.10.2024, 15:00 UHR
Öffentliche Führung auf Englisch
SA. 09.11.2024, 15:00 UHR
Öffentliche Führung auf Ukrainisch
Mit offenen Augen und künstlerischem Blick – Die Ausstellung von Martina Bracke
Im Dortmunder Theater Fletch Bizzel ist vom 07.10.2024 bis 17.11.2024 die Ausstellung „Mit offenen Augen“ der vielseitigen Künstlerin Martina Bracke aus unserer Stadt zu sehen. Martina Bracke, die sich schon lange in den Bereichen Theater, Kulturförderung, im Kulturbüro sowie als Buchautorin von Kurzgeschichten einen Namen gemacht hat, widmet sich in den letzten zwei Jahren intensiv der Malerei und ihren verschiedenen Ausdrucksformen.
Vielfältige Techniken und Motive von Martina Bracke
Die 38 Werke von Martina Bracke, die in unterschiedlichen Formaten präsentiert werden, sind oft in kräftigen Farben gehalten und zeigen konkrete Motive. Manchmal nutzt sie aber auch abstrakte Darstellungen in sanften Pastelltönen. Die Schönheit ihrer Motive – seien es Blumen, Landschaften, das Meer oder bekannte Stadtwahrzeichen – wird mit kraftvollen Farben umgesetzt. Besonders auffallend sind die schwarz-weißen Bleistiftzeichnungen, die durch ihren Witz und ihre Ironie zum Nachdenken anregen.
Martina Bracke setzt in ihrer Kunst neben Fotodrucken auf Mixed Media, Tusche und Kohle auf Papier, Aquarell, Stoff und Collagen. Seit einem halben Jahr erweitert sie ihr Repertoire um Acryl auf Leinwand, was ihren vielseitigen Umgang mit Materialien unterstreicht.
Martina Bracke vor einem ihrer Werke.
Ihre Werke laden dazu ein, die Augen für die Schönheiten und Absurditäten der Welt zu öffnen. Das letzte Bild (Nr. 38) ist eine Collage, die perfekt zum Titel der Ausstellung „Mit offenen Augen“ passt.
Bei der Vernissage am Sonntag, den 06.10.2024, hatte das Publikum zudem die Gelegenheit, einer Lesung der Kurzgeschichte „Kunst“ von Martina Bracke zu lauschen. Die Finissage mit Lesung findet am Sonntag, den 17.11.2024, um 18:00 Uhr im Fletch Bizzel statt.
Offene Ateliers Dortmund 2024 am 5/6. und 12/13. Oktober 2024
Die „Offenen Ateliers Dortmund“ bieten Kunstinteressierten alle zwei Jahre die Möglichkeit, Kunst dort zu erleben, wo sie entsteht. 2024 öffnen 138 Künstlerinnen, Künstler und Galerien an 81 Standorten ihre Türen. An den ersten beiden Oktoberwochenenden können BesucherInnen ein breites Spektrum an Kunst erleben und Einblicke in die Arbeitsweise der KünstlerInnen gewinnen.
Ateliers, Studios, Werkstätten und Galerien in privaten Wohnhäusern, Gemeinschaftsateliers und größeren Atelierhäusern öffnen ihre Türen. Die BesucherInnen entdecken dabei sowohl beschauliche Hinterhöfe als auch industriell geprägte Areale des Ruhrgebiets.
2024 ist wieder das Jahr der Offenen Ateliers in Dortmund.
Sowohl etablierte Kunstschaffende als auch neue TeilnehmerInnen, darunter Studierende, präsentieren ihre aktuellen Arbeiten. Sie freuen sich auf den direkten Austausch mit den BesucherInnen. Die gezeigten Werke reichen von Malerei, Bildhauerei und Grafik über Fotografie und Film bis hin zu digitalen Medien, Klangkunst und Performance.
Das Besondere an den Offenen Ateliers Dortmund ist der direkte Kontakt zu den KünstlerInnen. BesucherInnen können aus erster Hand erfahren, unter welchen Bedingungen ein Kunstwerk entsteht, und haben die Möglichkeit, durch den Erwerb eines Werkes ihre eigene Kunstsammlung zu erweitern.
Die Veranstaltung bietet einen umfassenden Einblick in die Vielfalt der Dortmunder Kunstszene. Sie zeigt, wie groß die Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen in Dortmund ist und wie kreativ die Stadt auf diesem Gebiet agiert.
Aufgrund der großen Resonanz sowohl von Seiten der KünstlerInnen als auch der BesucherInnen findet das Event 2024 bereits zum sechsten Mal statt.
Digitale und gedruckte Materialien
Die neue Webseite https://offene-ateliers-dortmund.de/ bietet alle Informationen zu den teilnehmenden KünstlerInnen und Galerien. Eine Suchfunktion und eine digitale Karte erleichtern die individuelle Routenplanung.
In den kommenden Tagen werden auch die kostenlosen Führungen veröffentlicht, bei denen sich Interessierte direkt bei orts- und fachkundigen Guides anmelden können.
Veranstaltungsdaten der Offenen Ateliers Dortmund 2024
Östlich der B54 05. / 06. Oktober 2024
Westlich der B54 12. / 13. Oktober 2024
Öffnungszeiten der Ateliers
samstags von 15 – 20 Uhr
sonntags von 11 – 18 Uhr
Bewegende Einblicke in gesellschaftliche und persönliche Konflikte: Die World Press Photo Ausstellung 2024
Vom 28. September bis zum 20. Oktober 2024 zeigt das Depot Dortmund als einer der wenigen Ausstellungsorte in Deutschland wieder die World Press Photo Ausstellung 2024.
Ob Einzelbild oder Fotoserie – die gezeigten Aufnahmen berühren tief, gewähren Einblicke in gesellschaftliche und persönliche Konflikte und bieten einen Rückblick auf bedeutende nachrichtenbezogene Ereignisse des vergangenen Jahres. Ein zentrales Thema der diesjährigen Ausstellung ist die Pressefreiheit und die weltweite Situation der unabhängigen Berichterstattung.
Die Mittelhalle im Depot steht bis zum 20.10.24 im Zeichen der World Press Photo Ausstellung.
Zusätzlich zu den aktuellen Wettbewerbsbeiträgen ermöglicht die Winners Wall einen historischen Rückblick: Alle Fotografien, die seit der Premiere des World Press Photo Awards im Jahr 1955 den Titel „Pressefoto des Jahres“ erhielten, werden hier präsentiert.
Die Themen sind unterschiedlicher Art: Natürlich spielen Kriege, die Situation von Flüchtlingen und Naturkatastrophen eine wichtige Rolle, doch auch persönliche Schicksale wie Krebs haben ihren Platz. Das Thema Demenz wurde von Fotografen sogar zweimal beleuchtet. Einmal in Afrika (Madagaskar) und dann in Japan.
Es liegt in der Natur der Dinge, dass der Schwerpunkt der Pressefotografie auf sogenannte „schlechte Nachrichten“ liegt. Trotzdem: Krieg, Flucht, Katastrophen zu dokumentieren ist wichtig, denn wie erwähnt, die Pressefreiheit ist in vielen Teilen der Welt auf dem Rückzug. Das kann kein gutes Signal sein.
Öffentliche Führungen: Tiefer eintauchen in die Welt der Pressefotografie
Aufgrund der hohen Nachfrage werden in diesem Jahr acht öffentliche Führungen angeboten, die es den Besuchern ermöglichen, noch intensiver in die Welt der Pressefotografie einzutauchen. Jede Führung dauert etwa eine Stunde. Die Online-Reservierung ist ab sofort auf der Webseite des Depots unter www.depotdortmund.de möglich.
Rahmenprogramm: Exklusive Preview und Gespräch mit Preisträger
Das Rahmenprogramm bietet besondere Highlights: die exklusive Preview des Dokumentarfilms „Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte“ über die 1952 in Prag geborene Fotografin Libuše Jarcovjáková sowie ein Gespräch mit dem World Press Photo Gewinner Daniel Chatard. Chatard wurde für sein Langzeitprojekt „Niemandsland“, das sich dem Konflikt um den Braunkohleabbau im Rheinland widmet, ausgezeichnet. Die Proteste rund um den Hambacher Forst und das Dorf Lützerath sind vielen Menschen in Nordrhein-Westfalen noch in lebhafter Erinnerung.
Die World Press Photo Foundation empfiehlt den Besuch der Ausstellung ab 14 Jahren.
Eintritt (Tickets sind an der Tageskasse erhältlich)
Normal 8,00 € / Ermäßigt 6,00 €
Familienticket 1: 20,00 € (Zwei Erwachsene mit max. drei Kindern bis 18 Jahre)
Familienticket 2: 12,00 € (Eine erwachsene Person mit max. drei Kindern bis 18 Jahre)
Happy Hour: 6,00 €; unter der Woche ab 19:00 Uhr, Freitag und Samstag ab 21:00 Uhr
Am Wochenende und am Tag der Deutschen Einheit (03.10.) ist Kaffeezeit – in der Mittelhalle gibt es samstags und sonntags Kaffee und Kuchen.
Termine öffentliche Führungen:
SA 28.09 / 05.10. / 12.10. / 19.10. jeweils um 14:00 Uhr
MI 02.10. / 09.10. und DO 17.10. jeweils um 18:00 Uhr
SO 13.10. um 11:00 Uhr
Eintritt öffentliche Führungen:
Normal 8,00 € / Ermäßigt 6,00 € jeweils zzgl. 4,00 € Führungsgebühr
Achtung: Für die öffentlichen Führungen ist aufgrund der begrenzten Personenzahl eine online Anmeldung erforderlich! Das Anmeldeformular ist hier zu finden: Führungen World Press Photo 2024
Gruppenführungen können extra gebucht werden, für Schul- und Studierendengruppen gibt es zudem ermäßigte Konditionen. Anfragen per E-Mail an kultur@depotdortmund.de.