Ein Hoch auf die Druckkunst!

Johannes Gutenberg ist ein Begriff, gilt er doch als Erfinder des Buchdrucks mit der wegweisenden Erfindung der beweglichen Lettern. Das aufwändige manuelle Abschreiben von Texten konnte so rationeller, aber nicht minder schön, abgelöst werden. Die Gutenberg-Bibel gilt auch heute noch als Meisterwerk.

Doch nicht nur das geschriebene Wort, auch Bilder lassen sich mit verschiedenen Methoden der Druckkunst vervielfältigen oder als Unikate erstellen. Die Variationen und Kombinationen sind zahlreich und weisen jeweils eine eigene Ästhetik auf. Sicherlich vielen aus eigener Erfahrung und Schulzeiten bekannt ist der Linoldruck, bei dem das Motiv aus einer Linolplatte geschnitten wird. Und noch einfacher vielleicht aus der Kinderzeit: der Kartoffeldruck.

Aber drucken – und das auch künstlerisch anspruchsvoll – lässt sich mit vielen Materialien: im Hochdruck, im Tiefdruck, mit Holzschnitt, Kupferplatten und so fort. Seit 2018 gehören die traditionellen Drucktechniken zum immateriellen Weltkulturerbe. Die Aufnahme fand am 15. März statt. Seit dieser Zeit gilt das Datum als „Tag der Druckkunst“. Ein guter Grund, um die Spielarten des Druckens zu feiern. In Dortmund gibt es dazu einige Veranstaltungen.

Die Ausstellung „The Other Way Around“

Allen voran die Ausstellung „The Other Way Around“ in der Hansastraße 6-10, dem Ausstellungsraum Hans A. Dortmund.kreativ – eine Stabsstelle der Stadt Dortmund für die Kultur- und Kreativwirtschaft – stellt hier Räume für künstlerische Aktivitäten zur Verfügung, auch zur Belebung des Brückstraßenviertels.

Diese Möglichkeit ergriffen hat Debora Ando, Künstlerin im Künstlerhaus Dortmund und Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Dortmund im Fachbereich Design. Ihr schwebte bereits seit einigen Jahren vor, den Tag der Druckkunst gebührend zu feiern. Nun konnte sie einen offenen Aufruf an Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zu Dortmund und dem Ruhrgebiet starten. Rund einhundert Bewerbungen gingen ein, sodass die Auswahl nicht leichtfiel. Zu sehen sind Werke, die mit ganz unterschiedlichen Drucktechniken entstanden sind – als Bilder an der Wand, aber auch als Installation oder als dreidimensionales Objekt, wie von dem Dortmunder Marc Bühren. Er zeigt aus seiner Werkreihe „Artificial Landscape (ecological succession)“ ein gefaltetes Papierobjekt mit Linolschnittelementen – auf der Oberseite Blätter in unterschiedlichen Grüntönen und auf der Unterseite digital gedruckte Ausschnitte. Seine Gedanken drehen sich um künstliche Welten und eine Natur, die menschliche Gestaltungen auch wieder überwuchern kann.

Künstlerin Inessa Emmer vor zwei ihrer Arbeiten. (Foto: Martina Bracke)
Künstlerin Inessa Emmer vor zwei ihrer Arbeiten. (Foto: Martina Bracke)

Martin Kesper ist mit einem kleineren Siebdruck-Werk vertreten, vor dem man etwas länger verweilen sollte, denn die zweite Ebene erschließt sich erst bei intensivem Schauen. Das fasziniert Kesper besonders: wie die Menschen seine Kunst sehen und wie sich immer noch etwas „mehr“ entdecken lässt. In diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes.

Sein Werk erscheint in kleiner Auflage und bleibt bezahlbar, was ihm auch ein Anliegen ist. „Waves“ ist für 120 Euro zu erwerben, maximal acht Exemplare sind erhältlich.

In andere Dimensionen stoßen die beiden ausgestellten farbenfrohen Werke der Künstlerin Inessa Emmer vor, die an der Uni Dortmund studiert hat. Sie schafft mit ihrer Druckkunst Unikate. Ihre Arbeiten setzen sich aus verschiedenen Holzschnitten zusammen, die sie mit ihrem eigenen Körpergewicht auf die Leinwand bringt – gern im Großformat.

Auch an anderer Stelle im Ausstellungsraum finden sich noch Holzschnitte, und dennoch unterscheiden sich die Werke der einzelnen Künstler*innen sehr. Es lohnt sich also, sich mit allen Facetten zu beschäftigen.

Dazu gibt es noch einen sogenannten „Reading Room“, in dem weitere Werke in Mappen angeschaut und mit Handschuhen durchgeblättert werden dürfen. So war es möglich, eine ganze Reihe von Werken und Varianten zu präsentieren.

Zum Auftakt gab es zudem eine Siebdruckaktion der Fachhochschule Dortmund. Weitere Programmpunkte sind am 15.03. von 13 bis 16 Uhr der „Druck für Demokratie“ und am 29.03. (Finissage) ein Konzert mit Achim Zepezauer um 19 Uhr.

Die Ausstellung läuft bis zum 29.03.2025. Öffnungszeiten: donnerstags 15 bis 18 Uhr, samstags 12 bis 16 Uhr. Einblicke erhält man übrigens auch, wenn man durch die großzügige Schaufensterfläche schaut – auch an anderen Tagen.

Weitere Veranstaltungen zum Tag der Druckkunst am 15.03.2025 gibt es unter anderem:

  • im Friedrich 7, Friedrich-Ebert-Str. 7 in Hörde
  • im Depot, Immermannstr. 29 – www.depotdortmund.de
  • im Atelier 91, Kreuzstr. 91.

Alle Veranstaltungen bundesweit sind auf der Website www.tag-der-druckkunst.de zu finden.




Von der Natur inspiriert, im Druck hervorgehoben

Ausstellung: „Prints_Pages_Positions“

Die Künstlerinnen Stephanie Wetzold-Schubert und Anita Wieczorek präsentieren ihre unterschiedlichen Drucktechniken in einer Hommage an die Natur im Friedrich7.

Mit ihrem gekonnten Einsatz verschiedener Drucktechniken eröffnen sie einen neuen Zugang und bieten einen frischen Blick auf jene kleinen Details in unserer Umwelt, die im hektischen Alltag oft übersehen werden. Dabei rücken sie die Bedeutung und Vergänglichkeit dieser Details in den Fokus.

Die künstlerischen Ansätze

Stephanie Wetzold-Schubert nutzt eine Vielzahl von Medien – Druck, Acryl und Collage – um die Natur in ihrer Fülle, Schönheit und Perfektion zu zeigen und gleichzeitig auf ihre Verletzlichkeit hinzuweisen.

Anita Wieczorek arbeitet mit der Technik der „verlorenen Platte“, reduziert Formen und Farben und macht so das Wesentliche, Unscheinbare und Vertraute sichtbar.

Beide Künstlerinnen fordern den Betrachter auf, sich intensiv mit unserer fragilen Welt auseinanderzusetzen – sei es durch das genaue Hinsehen bei Wetzold-Schuberts naturgetreuen Darstellungen oder durch das Erkennen der Essenz und Tiefe in Wieczoreks reduzierten, minimalistischen Bildern.

Die Ausstellung „Prints_Pages_Positions“ zeigt die spannenden Kontraste und Gemeinsamkeiten ihrer unterschiedlichen künstlerischen Ansätze. Sowohl in der Reduktion als auch in der Detailfülle spiegeln sich Reflexionen über Vergänglichkeit, Veränderung und das wider, was im Prozess des Druckens sichtbar gemacht wird – oder gleichzeitig verschwindet.

Kooperation mit dem „Open Press Project“

Das „Open Press Project“ hat das Ziel, Druckkunst für alle weltweit zugänglich zu machen. Über die Website des Projekts kann man eine kleine, 3D-gedruckte Druckpresse bestellen.

Im Rahmen der jährlichen internationalen Ausstellung „Open Print Exchange“ werden die unterschiedlichsten Ergebnisse von Druckbegeisterten aus der ganzen Welt präsentiert. Bereits im vergangenen Jahr konnte der Friedrich7 zahlreiche Gäste begrüßen, die eigens für dieses Event anreisten.

Weitere Informationen: www.openpressproject.com
Instagram: @openpressproject

Der Friedrich7

Der Verein KulturQuartier Hörde e.V. betreibt mitten in der Hörder Altstadt den KulturLaden und die Produzentengalerie Friedrich7. Seit der Eröffnung im Jahr 2022 hat sich der Friedrich7 als beliebte Galerie für temporäre Ausstellungen, Workshops und Lesungen etabliert.

Weitere Informationen: www.kulturladenhoerde.de

Künstlerinnen

Veranstaltungsdaten

Ausstellung:
„Prints_Pages_Positions“
08. März bis 06. April 2025

Öffnungszeiten:

  • Mittwochs: 16 bis 18 Uhr
  • Samstags und sonntags: 14 bis 17 Uhr

Vernissage:
08. März 2025, 17 Uhr

Tag der Druckkunst:
15. und 16. März 2025, 12 bis 18 Uhr
Vorstellung des „Open Print Exchange“ mit Künstler Marc Bühren

Finissage:
06. April 2025, 14 Uhr

Veranstaltungsort:
Friedrich7
Friedrich-Ebert-Str. 7
44263 Dortmund

 




Weggeworfenes fantasievoll zu neuem Leben erweckt

Auf der uzwei im Dortmunder U können Besuchende vom 07.03. bis 15.08.2025 die interaktive Ausstellung „Urban Trash Transformation“ (Verborgene Schönheit – Kunst aus urbanem Abfall) sehen und erleben.

Über anderthalb Jahre hinweg haben sich Kinder und Jugendliche unter der Leitung verschiedener Künstler*innen in Workshops kreativ mit dem Thema „Künstlerische Ressourcen und vermeintlicher Müll“ auseinandergesetzt. Welche Werte stecken in Dingen, die oft achtlos weggeworfen werden? Stichwort: Upcycling.

Die Künstlerin und Initiatorin des Projekts, Hülya Özkan, führte beim Presserundgang gemeinsam mit Lioba Sombetzki (uzwei), dem Szenografen Max Rüthers und dem Künstler Oliver Mark durch die Ausstellung.

Mitmachen und neue Perspektiven entdecken

Die Ausstellung lädt zum Mitmachen und Nachdenken ein. So können Besuchende über Kopfhörer urbane Hintergrundgeräusche hören und daraus ihren ganz eigenen Stadtsound komponieren.An einem Gittergestell mit vier Müllsäcken an den Bodenecken besteht die Möglichkeit, mit selbst mitgebrachten, scheinbar unbrauchbaren Gegenständen kreativ zu werden und sich zu verewigen. Ein weiteres Highlight sind zerbrochene Vasen und Blumentöpfe, die – inspiriert von der japanischen Kintsugi-Technik – kunstvoll repariert wurden. Diese Stücke erzählen von der Geschichte jedes einzelnen Teils und zeigen, dass etwas Repariertes wertvoller als zuvor sein kann.

Künstler Oliver Mark vor seiner Arbeit.
Künstler Oliver Mark vor seiner Arbeit.

Besonders spannend und innovativ sind die digitalen Collagen: Fotografierte Fundstücke aus dem Umfeld der Kinder und Jugendlichen werden – auch mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) – neu zusammengesetzt. So entstehen faszinierende Bildwelten, in denen Strukturen und Formen unerwartet miteinander verschmelzen.

Kreative Upcycling-Ideen zum Staunen

Ein humorvolles Element der Ausstellung ist ein umgestalteter Müllcontainer, der im Inneren wie ein gemütlicher „Strandkorb“ als Sitzgelegenheit eingerichtet wurde. Schrille und einzigartige Figuren aus Hausmüll und Stoffresten entstanden bereits in einem früheren Workshop, bei dem Kinder ihrer Fantasie freien Lauf ließen. Die Arbeit von Oliver Mark zeichnet sich durch den spannenden Kontrast zwischen alten Holzpaletten und spiegelnden Metallplatten aus Druckereien aus – eine Mischung aus rauen und glänzenden Oberflächen.

Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellung ist der selbstgebaute Parcours „Müllcity“ für ferngesteuerte Autos. Gemeinsam mit Kindern des Dietrich-Keuning-Hauses wurden aus Karton und gefundenen Materialien Hindernisse gestaltet. In einem kreativen Prozess, der zwei Monate dauerte, suchten die Kinder in der Dortmunder Nordstadt nach geeigneten Objekten – von Straßenrändern, aus Gebüschen oder vom Schrottplatz – und setzten diese fantasievoll zusammen.

Mehr Infos unter: E-Mail: uzwei@stadtdo.de oder Tel.: 0231/50 23843




Was erschafft ein Werk zum Leben? I am not my body im Künstlerhaus

Die Aussage „Ich bin nicht mein Körper, ich habe einen Körper“ wirft eine tiefgründige Frage nach Identität und Bewusstsein auf. Ist der Mensch mehr als das, was physisch sichtbar ist? Wissenschaftler würden diese Aussage kritisch betrachten. In den Neurowissenschaften und der Biologie gilt der Körper als untrennbar mit dem Geist verbunden. Das Gehirn als Steuerzentrale ist für Denken, Fühlen und Handeln verantwortlich. Doch wir befinden uns im Dortmunder Künstlerhaus, wo die Ausstellung „I am not my body“ bis zum 16. März acht verschiedene künstlerische Positionen präsentiert.

Rauminstallationen und körperliche Transformationen

Isabella Fürnkäs hat für die Ausstellung eine besondere Raum- und Klanginstallation geschaffen. In einem Netz, das von der Decke hängt, schweben 220 kunstvoll gestaltete Glastropfen. Sobald jemand den Raum betritt, wird ein Klang aktiviert, der sich mit dem Thema „The Desiring Machines“ (auf Deutsch: „die Wunschmaschinen“) beschäftigt. Die Klänge führen die Besucher*innen auf eine imaginäre Reise durch den menschlichen Körper – von seinen Bedürfnissen und Abläufen bis hin zum Kreislauf der Körperflüssigkeiten.

Andrea Knoblochs Zeichnungen zeigen, wie Körper durch Eingriffe und Veränderungen entstellt oder plötzlich verwandelt werden könnten. Hinter der glatten, optimierten Fassade verbirgt sich etwas Unheimliches. Die Zeichnungen sind auf Papier entstanden, das zunächst mechanisch bearbeitet, gefärbt oder durch Reibetechniken verändert wurde. Darauf erscheinen seltsame, aus der Ordnung geratene Wesen, die in undefinierten Räumen gefangen wirken. Diese Werke spiegeln das extreme Bedürfnis des Menschen wider, seinen Körper zu formen und zu kontrollieren – ein Zeichen dafür, wie sehr er sich von der Natur entfernt. Nichts bleibt mehr ein Geheimnis oder wundersam. Doch könnte die Kunst ein Zufluchtsort sein, in dem das Unbekannte und Unergründliche wieder Platz finden?

I am not my body: Was ist die Substanz, die die Menschen belebt?
I am not my body: Was ist die Substanz, die die Menschen belebt?

Das als One-Shot entstandene Video „Earth Rhythms“ (2020) zeigt die Künstlerin Ayumi Paul auf einer Betonfläche stehend, die zum Teil von tropischen Baumgipfeln überragt wird. Während sie mit ihrer Violine in die Rotation der Erde einstimmt, wird der Himmel nach und nach, fast unmerklich, dunkler. Nachdem alles Sichtbare in der Dunkelheit verschwunden ist, klingt das Spiel in den Rhythmen des sich drehenden Planeten weiter.

Zwischen Idee und Wahrnehmung

Jeannette Schnüttgens Kunst bewegt sich zwischen Zeichnung, Skulptur und Installation. Oft beginnt sie mit einer konkreten Idee, einer Erinnerung oder einem besonderen Moment, den sie künstlerisch weiterentwickelt. Für ihre plastischen Werke erstellt sie häufig eine Art Prototyp, den sie dann in verschiedenen Variationen umsetzt. Sozusagen „Übergangsprozesse“. Für das Künstlerhaus Dortmund plant sie eine neue Arbeit, die speziell für diesen Ort geschaffen wird. Dabei beschäftigt sie sich mit Dingen, die nicht greifbar oder nur kurz wahrnehmbar sind. Sie interessiert sich besonders für das Unklare, das Uneindeutige und Übergangszustände, die zwischen verschiedenen Zuständen liegen.

Gegen 5 Uhr morgens ist ihre Zeit: Dann befindet sich Bettina Scholz in einer Art Zwischenraum zwischen Wachen und Schlafen. In dieser Zeit fühlt sie sich besonders frei und füllt ihre Skizzenbücher mit schnell wirkenden Zeichnungen. Die Skizzenbücher präsentiert sie auf Podesten. Damit die Besucher*innen diese Skizzenbücher nicht beschädigen, wird es eine Performance zum Durchblättern geben.

Jessica Maria Toliver arbeitet gerne mit wenigen Materialien und untersucht Gegensätze: etwa zwischen groben, archaischen Formen und zerbrechlicher Feinheit. Dabei interessiert sie besonders, wie das Material auf ihre Eingriffe reagiert. Der Prozess des Entstehens ist für sie genauso wichtig wie das fertige Kunstwerk. Für Toliver hat Papier eine eigene Persönlichkeit: Es ist stark und gleichzeitig empfindlich, aufnahmefähig und überraschend. Sie sieht Papier als lebendiges Material, das mit ihr kommuniziert und sie dazu einlädt, es künstlerisch zu formen. Ihre ausgestellte Arbeit „lichtes Blau“ hat eine Verbindung mit dem Tod ihres Vaters.

Jorinde Voigt beschäftigt sich in ihrer Kunst mit dem, was in uns passiert, wenn wir die Welt wahrnehmen. Sie untersucht dabei Gefühle, Erinnerungen, Vorstellungskraft, sinnliche Erlebnisse sowie natürliche und kulturelle Phänomene. Auch zwischenmenschliche Beziehungen und wissenschaftliche Daten spielen eine Rolle. Seit ihren ersten Arbeiten geht Voigt analytisch vor und betrachtet ihre Themen als etwas, das sich ständig verändert. In den letzten Jahren hat sie ihre Kunst weiterentwickelt und nicht mehr nur gezeichnet, sondern auch mit Malerei, Collagen, Skulpturen, Design und Musik experimentiert.

Der Künstler Thomas Zitzwitz stellt seine Werke in allen Räumen aus. Er ist ein Maler, der mit der Sprühpistole arbeitet. Seine Bilder wirken aus der Ferne körperlich, doch wenn man näherkommt, verflüchtigen sie sich und geben keine klare Form mehr preis.




Kunst im Dialog: Eine besondere Ausstellung

In der Produzentengalerie „Friedrich 7“ in der Friedrich-Ebert-Straße im Dortmunder Stadtteil Hörde ist vom 1. Februar bis 2. März 2025 die Ausstellung „Knowing Me, Knowing You (a-ha)“ zu sehen, gestaltet von vier Künstlerinnen. Der Titel, angelehnt an den bekannten ABBA-Song, lädt dazu ein, sich gegenseitig kennenzulernen und künstlerisch zu inspirieren.

Die vier Frauen trafen sich 2023 während eines Residenzaufenthalts in der Cité des Arts in Paris. Den Anfang machten Silvia Liebig (Dortmund) und Dorothea Gillert-Marien (Frankfurt), die über den Austausch künstlerisch gestalteter „reisender Bücher“ kommunizierten. Im Rhythmus von etwa zwei Wochen schickten sie sich gegenseitig ihre Werke und beantworteten diese jeweils mit einer ganz persönlichen, kreativen Reaktion. Später schlossen sich Peco Kawashima, in Kyoto geboren und heute in Karlsruhe lebend, sowie Maria Bill aus Zürich dem Projekt an.

Ein Konzept der gegenseitigen Inspiration

Die unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten haben für die Ausstellung ein besonderes Konzept entwickelt, das den visuellen Austausch und die gegenseitige Anregung in den Fokus stellt. Präsentiert werden die entstandenen „reisenden Bücher“ mit diversen Collagen, eine Videoinstallation sowie individuelle Werke der Künstlerinnen.

Stellen gemeinsam in der Galerie Friedrich 7 aus: (v.l.n.r.)  Maria Bill, Peco Kawashima, Silvia Liebig und  ,Dorothea Gillert-Marien .Foto: (Claudia Eberbach-Pape)
Stellen gemeinsam in der Galerie Friedrich 7 aus: (v.l.n.r.) Maria Bill, Peco Kawashima, Silvia Liebig und ,Dorothea Gillert-Marien .Foto: (Claudia Eberbach-Pape)

Im Gespräch berichteten die vier Frauen von den Annäherungen in ihren Arbeiten. Die Collagen zeigen Gegensätze in der uns umgebenden Lebenswirklichkeit und greifen häufig auf Naturfarben zurück. Peco Kawashima kombiniert diese mit traditionellen handwerklichen Techniken wie dem Holzdrehen. Skulpturale Werke nutzen geschickt verschiedene Stoffe und Farben, um weitere Akzente zu setzen.

Ein Highlight der Ausstellung ist eine Mappe mit überblendeten Kindheitsfotos der Künstlerinnen, die Einblicke in persönliche Erinnerungen gibt. Die kunstvoll gebundenen Bücher werden zudem als fortlaufendes Projekt weitergeführt.

Ein Besuch lohnt sich

Die Ausstellung „Knowing Me, Knowing You (a-ha)“ bietet einen spannenden Einblick in die kreative Zusammenarbeit der Künstlerinnen und lädt dazu ein, die Vielfalt ihrer Werke zu entdecken.

Öffnungszeiten:
Mittwochs von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.




Immersive Reise in das alte Reich der Pharaonen

In den Räumlichkeiten von Phoenix des Lumières, einem Kunstzentrum im ehemaligen Industriegebiet von Dortmund-Hörde, können Besucherinnen und Besucher beeindruckende immersive und digitale Ausstellungen erleben. Ab dem 24. Januar 2025 lädt die neue Dauerausstellung „Im Reich der Pharaonen – eine immersive Reise“ dazu ein, in die faszinierende Welt des alten Ägypten einzutauchen. Die Produktion des Culturespaces Studios beeindruckt mit imposanten digitalen Projektionen, die sowohl Wände als auch Böden vollständig einbeziehen. Die elf Abschnitte der Ausstellung werden dabei stimmungsvoll von Musik begleitet. Creative Director Virginie Martin zeichnet für die Gestaltung verantwortlich.

Von Pyramidenbauern bis zu Pharaonen

Die Ausstellung beginnt mit einer Einführung in die harte und entbehrungsreiche Arbeit der Pyramidenbauer, die ihr Leben den Göttern widmeten, um das Jenseits zu erreichen. Im Prolog wird das Jahr 1838 thematisiert, als der schottische Künstler David Roberts die Überreste der altägyptischen Kultur dokumentierte und von deren Schätzen fasziniert war.

Blick in die Ausstellungsfläche des Phoenix des Lumières. (Foto: (c) Eric Spiller)
Blick in die Ausstellungsfläche des Phoenix des Lumières. (Foto: (c) Eric Spiller)

Ein weiteres zentrales Thema ist die „Göttliche Genesis“ der altägyptischen Mythologie, nach der die Welt und ihre Lebensformen aus dem „Urmeer“ (Nun) entstanden. Danach wird das Leben am Nil und dessen Bedeutung für die Region beleuchtet. Besucher*innen erfahren viel über den Bau der Pyramiden sowie die Rolle und Errungenschaften bedeutender Pharaonen – vom ersten König Narmer über Echnaton und Nofretete, den jung verstorbenen Tutanchamun bis hin zu den Herrschern der Ramses-Dynastie.

Die Größe und Pracht der altägyptischen Bauwerke wie Pyramiden, Tempel und Statuen wird durch die immersive Darstellung spürbar. Auch Erfindungen wie die Entwicklung des Schachspiels oder der Einsatz innovativer Bautechniken werden thematisiert. Glänzende Schätze wie Armreifen, Brustpanzer und mit Halbedelsteinen wie Türkis und Lapislazuli verzierte Schmuckstücke geben einen Eindruck von der Opulenz dieser Kultur. Ein weiterer Höhepunkt ist der Einblick in das Tal der Könige und Königinnen, das die Vorstellungen der alten Ägypter vom Jenseits veranschaulicht.

Orientalische Kunst als zweiter Schwerpunkt

Zusätzlich bietet Phoenix des Lumières ein zweites kurzes Programm: „Die Französischen Orientalisten – Ingres, Delacroix, Gérôme“. Es thematisiert die Entstehung eines romantisierten Bildes des Orients, das ab dem 18. und 19. Jahrhundert in Europa populär wurde, insbesondere in der französischen Kunst.

Die Werke zeigen Szenen von Märkten, Kamelkarawanen, Kämpfen und dem Alltagsleben in orientalischen Städten. Ein besonderes Motiv war dabei die Darstellung exotischer Frauenbilder, etwa Tempeltänzerinnen, die das Bild des „verklärten Orients“ in der westlichen Kunst prägten.

Praktische Informationen

Weitere Informationen zu den Ausstellungen und zum Soundtrack finden Interessierte im Info-Cube vor Ort.
Öffnungszeiten:

  • Dienstag bis Donnerstag: 10–17 Uhr
  • Freitag und Samstag: 10–21 Uhr
  • Sonn- und Feiertage: 10–18 Uhr

Eintrittspreise:

  • Regulär: 16 €
  • Senioren (ab 65 Jahre): 15 €
  • Ermäßigt (Schüler:innen, Studierende, Auszubildende, Personen mit Schwerbehindertenausweis, Begleitpersonen): 14 €
  • Kinder & Jugendliche (5–17 Jahre): 10 €
  • Familientarif (2 Erwachsene + 2 Kinder): 42 €
  • Geschenk-/Flextickets: 25 €
  • Gruppen (ab 15 Personen): 13 € pro Person
  • Schulklassen: 8 € pro Person
  • Freier Eintritt für Kinder unter 5 Jahren

Hinweise:
An Familientagen (dienstags) gelten vergünstigte Eintrittspreise. Für Kinder unter 2 Jahren ist der Besuch nicht empfohlen.

Eintrittskarten sind erhältlich unter:
https://www.phoenix-lumieres.com/de/online-tickets




Rückspiegel – Dortmunder Kunst im Auswärtsspiel in Hamm

Werke von Dortmunder Künstler:innen kann man in unserer Stadt in Ausstellungen, Galerien, bei den Offenen Ateliers und im öffentlichen Raum sehen – ein Heimspiel also. Dennoch lohnt sich für das Publikum auch die Begleitung zu einem Auswärtsspiel. Dieses fand bis Sonntag im Hammer Gustav-Lübcke-Museum statt.
Nah am Bahnhof und gut erreichbar präsentierte das Museum in der Sonderausstellung „HIER & JETZT – Kunst aus Hamm und Westfalen“ Arbeiten aus der Region, verbunden mit der Verleihung des Hammer Kunstpreises.
Unter den Bewerber:innen waren auch sechs Dortmunder:innen, die mit dem Einzug in die Finalrunde bereits gewonnen hatten: Marc Bühren, Wolfgang Folmer, Bettina van Haaren, Thomas Hugo, Bettina Köppeler und Cornelia Regelsberger waren mit Werken vertreten.

Arbeit von MArc Bühren inm Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. (Foto: Martina Bracke)
Arbeit von Marc Bühren inm Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. (Foto: Martina Bracke)

Marc Bühren, der den ersten Preis des Kunstwettbewerbs „KUNSTStein 2023“ der Stadt Dortmund, ausgestellt in der Reinoldikirche, gewonnen hatte, zeigte in Hamm die Installation „Cocoon I/safety room“. Es handelte sich um eine Kuppel, in der auf einem riesigen, gefalteten Objekt Videoprojektionen liefen und über Kopfhörer Klänge eingespielt wurden. „Das immersive Werk beschreibt eine fiktive Möglichkeitsform der Zukunft, eine Dystopie. Die Projektion auf dem Papier wird durch die Faltung abstrahiert und lädt über die audiovisuelle Gestaltung mit Computeranimation, Realfilm und Sound zu einem Gedankenspiel ein.“ Auf jeden Fall war es sehens- und hörenswert.
Bettina Köppeler zeigte mit „Clean Cut I und II“ zwei großformatige Monotypien. Thomas Hugo war mit drei „Helmen ohne Titel“, Acrylarbeiten auf Schichtholz, vertreten. Cornelia Regelsberger präsentierte eine Papiercollage zum Thema „Müngstener Brücke“. Bettina van Haaren und Wolfgang Folmer zeigten direkt am Beginn der Ausstellung eine monumentale Arbeit. Auf mehr als acht Metern Breite präsentierten sie „Beschreibungen der Ränder“, eine Acrylzeichnung.
Die umfangreiche Ausstellung bot noch viele, sehr unterschiedliche Entdeckungen. Die Sichtweisen und Materialien waren vielfältig, ebenso wie die Themen. Spannend waren beispielsweise zwei gezeichnete und collagierte „Tagebuch-Reihen“ aus den Jahren 2021 und 2023 von Cornelia Niestrath aus Detmold, die man mit dem eigenen Erinnern vergleichen konnte. Oder die Tuschezeichnungen „Täglicher Weg“ von Thomas Prautsch, die wie eine riesige Fotowand wirkten.




Leben im Hannibal 2: Ausstellung von Latefa Wiersch im Kunstverein

Die 1960er- und 1970er-Jahre waren geprägt von starkem Zuzug in die Städte und einem hohen Bedarf an günstigem Wohnraum. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, entstanden zahlreiche Hochhaussiedlungen, häufig in Form von Großwohnanlagen am Stadtrand. Eine dieser Anlagen war der Hannibal 2 in Dortmund-Dorstfeld.

Ein zentraler Gedanke beim Bau solcher Hochhaussiedlungen war, unterschiedliche soziale Schichten unter einem Dach oder in einer Nachbarschaft zu vereinen. Diese sogenannte „soziale Mischung“ sollte einerseits durch verschieden große Wohnungen gefördert werden, die sowohl für einkommensschwächere als auch für einkommensstärkere Haushalte erschwinglich waren. Andererseits sollten Gemeinschaftsräume, Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten die Begegnung zwischen den Bewohnern erleichtern. Doch gerade diese sozialen Treffpunkte fehlten beim Hannibal 2, da sie nie realisiert wurden.

Puppen, Popkultur und Zeitgeschichte

Die Künstlerin Latefa Wiersch verbrachte ihre Kinder- und Jugendjahre im Hannibal 2 und widmete ihm ihre Ausstellung „Hannibal“. Besucherinnen und Besucher erwartet ein beeindruckender Nachbau eines Teils der Hochhausfassade, fast im Maßstab 1:1. Der Raum ist jedoch gefüllt mit Puppen, die postmigrantische Identitäten darstellen. Diese Puppen wirken wie unheimliche Doppelgänger der Künstlerin und ihres sozialen Umfelds – Figuren, die bekannte Elemente der Popkultur mit Bezügen zur Zeitgeschichte verbinden.

Die drei Puppen stehen für die Dortmunder Girlsband "Tic tac Toe", die mit ihren Liedern auch feministische und antirassistische Themen behandelten.
Die drei Puppen von Latefa Wiersch stehen für die Dortmunder Girlgroup „Tic tac Toe“, die mit ihren Liedern auch feministische und antirassistische Themen behandelten.

Besonders eindrucksvoll ist der Nachbau eines Kinderzimmers. Hier sind als Puppen die Mitglieder der Girlgroup „Tic Tac Toe“ zu sehen. Als Kind der 1980er- und 1990er-Jahre – Latefa Wiersch wurde 1982 geboren – war die Dortmunder Band für sie ein prägendes Thema. Auch der mediale Zusammenbruch der Gruppe im Jahr 1997 bleibt unvergessen.

Der Hannibal 2 erlebte ein ähnlich dramatisches Ende. 2017 mussten die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Wohnungen wegen Mängeln im Brandschutz innerhalb einer Stunde verlassen. Nach langen Debatten durften einige von ihnen nur kurzzeitig zurückkehren.

Begleitprogramm zur Ausstellung

Parallel zur Ausstellung bietet ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm weitere Einblicke:

  • DO, 23.01., 18 UHR
    Kuratorinnenführung
  • DO, 20.02., 19 UHR
    Filmabend #26: Viola Shafik – Ali im Paradies (My Name Is Not Ali)
  • SA, 22.03., 14–16 UHR
    Erzählspaziergang
  • SA, 12.04., 17 und 18 UHR
    Performance von Latefa Wiersch – Hannibal

Latefa Wiersch – Hannibal

  1. Januar – 13. April 2025

Dortmunder Kunstverein
Rheinische Straße 1
44137 Dortmund

 




Studio X: Eine Ausstellung über ein besonderes Kino

„Komm Bambino, wir gehen ins Pornokino“, sangen 1982 „Die Crackers“, eine Deutschrock-Band aus Hessen, die durch die Neue Deutsche Welle bekannt wurde. Dieser Song hätte genauso gut in Dortmund spielen können, denn damals gab es das „Studio X“ am Burgwall. Die Ausstellung im Hans A, in der Hansastraße 6–10, erinnert an das legendäre Kino mit Ausstellungsstücken, Fotografien und Zeichnungen.

Eine Hommage an das Studio X

Die Ausstellung „Studio X“ ist eine Gemeinschaftsarbeit von Hendrik Müller, Silvia Liebig und Ach Kuhzunft (alias Achim Zepezauer). Im Zentrum des Raumes steht eine Installation, die eine Mischung aus Kinokabine und Gelsenkirchener Barock nachbildet – ergänzt durch Regale mit Sextoys. Doch keine Sorge: Es wird nichts Explizites gezeigt. Stattdessen werden alte Leuchtreklamen und Innenaufnahmen des seit 2017 geschlossenen Kinos präsentiert.

Das „Studio X“ blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Im 19. Jahrhundert befand sich an diesem Ort ein Konzertsaal, später ein Theater. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs entstand ein Kino mit fast 1.000 Sitzplätzen und der größten Leinwand Dortmunds. Als in den 1970er-Jahren viele Kinos schließen mussten, wandelte sich das Studio X 1977 unter einem neuen Besitzer zum Pornokino. Doch der Erfolg war nicht von Dauer: Das Aufkommen von Videorekordern und später des Internets mit seinen kostenlosen Inhalten führte letztlich zum Niedergang des Kinos.

Studio X meets Gelsenkirchener Barock.
Studio X meets Gelsenkirchener Barock.

Peter Schmieder betonte in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung, dass das Studio X nicht nur ein Ort für sexuelle Begegnungen – vor allem für homosexuelle Menschen – war, sondern auch ein Treffpunkt für Stricher und Prostituierte. Mit dieser Funktion gingen jedoch auch die Schattenseiten der Prostitution einher.

Das Ende des Studio X und die Ausstellung im Hans A

Obwohl das Gebäude und seine Geschichte bald endgültig verschwinden werden, bleibt das „Studio X“ in den Erinnerungen vieler Menschen lebendig. Die Ausstellung zeigt, wie dieses Kino zugleich ein Ort der Freiheit, der Begegnung und der Kontroverse war. Dies spiegelt auch der Sprechchor wider, der bei der Eröffnung eine Performance aus Erinnerungsfetzen von Kinogänger*innen vorführte.

Die Ausstellung im Hans A läuft noch bis zum 10. Januar 2025. Die Öffnungszeiten sind von 15 bis 18 Uhr.




Banality Control: Die Kunst der Banalität im Künstlerhaus Dortmund

Kunst hat seit jeher die Aufgabe, die Welt in ihrer ganzen Bandbreite abzubilden – von Schönheit und Schrecken bis hin zur Trivialität. Banalität in der Kunst fungiert dabei als Spiegel des Alltags, der uns das scheinbar Gewöhnliche bewusst macht. Manchmal wird sie zur Provokation, indem sie dazu auffordert, über das Offensichtliche hinauszudenken. Die Ausstellung Banality Control, die bis zum 19. Januar 2025 im Künstlerhaus Dortmund zu sehen ist, versammelt Werke von acht Künstler*innen, die sich mit den vielfältigen Facetten des Banalen auseinandersetzen. Kuratiert von Dirk Pleyer, erkundet die Ausstellung die ästhetische, emotionale und gesellschaftliche Dimension des Alltäglichen.

Von Staubsaugern bis Tennisplätzen

Die ausgestellten Werke zeigen eindrucksvoll, wie alltägliche Gegenstände und Szenarien in neuem Licht erscheinen können. So laden die Arbeiten von Kira Fröse dazu ein, die vertraute Welt aus einer ungewohnten Perspektive zu betrachten. In ihren Werken prallen Tischtennisbälle auf Pömpel oder werden alltägliche Objekte mit Humor und Leichtigkeit verfremdet. Diese spielerischen Interventionen erzeugen eine Spannung zwischen ästhetischer Harmonie und der Lust, die Gegenstände anfassen und erkunden zu wollen.

Einen anderen Ansatz verfolgt Klaus Geigle, der das ikonische Gemälde Die Toteninsel von Arnold Böcklin humorvoll neu interpretiert. Durch die Integration von Tennisplätzen und deren allmähliche Rückeroberung durch die Natur wird die Schwere des Originals mit subtiler Ironie gebrochen.

Diese Ausstellung enthält viel Humoriges in den ausgestellten Werken. Banality Control.
Diese Ausstellung enthält viel Humoriges in den ausgestellten Werken. Banality Control.

Das Thema Staubsaugen – ein oft übersehener, fast lästiger Teil des Alltags – wird in den Werken von Andrea Lüth und Melanie Milo zu einem zentralen Motiv. Andrea Lüth präsentiert eine riesige Zeichnung einer staubsaugenden Person, die durch ihre Dimensionen und spielerischen Details beeindruckt. Melanie Milo hingegen betrachtet in ihrer Serie Küche / Diele / Bad (Deborah) ihren Wohnraum aus der Perspektive ihres Saugroboters „Deborah“. Diese mechanische, unpersönliche Kartierung steht im Kontrast zur emotionalen Bindung an die Räume. Dabei werden Objekte wie Mülleimer oder Duschen zu abstrakten, grafischen Formen, die den Blick auf das Banale neu definieren.

Zwischen Verfremdung und Poesie des Alltags

Auch Kerstin Müller-Schiel spielt in ihrer Malerei und Keramik mit der Verfremdung. Ihre Werke bewegen sich zwischen Rätselhaftem und Uneindeutigem, wobei sie alltägliche Vorlagen wie Fotografien oder Magazinbilder in einen völlig neuen Kontext überführt. Die Ergebnisse sind Figuren und Fragmente, die sich einem klaren Dialog entziehen und eine geheimnisvolle Stille ausstrahlen.

Humorvoll und spielerisch nähert sich Klaus Sievers der Banalität. Ein Orangenbonbon, das er vor dem Künstlerhaus gefunden hat, wurde spontan Teil seiner Ausstellung. Mit solchen scheinbar unscheinbaren Objekten regt er Diskussionen an und zeigt, dass selbst das Banale eine Bühne verdient.

Wolfgang van Triel widmet sich in seinen Fotoserien der Urbanität. Er zeigt Orte, Straßen und Gebäude als lebendige Räume, die Wandel, Vergänglichkeit und Identität verkörpern. Seine Bilder wirken oft wie Lost Places und wecken ein Gefühl der Nostalgie für das Alltägliche.

Anna Vasof schließlich beeindruckt mit ihrer spielerischen Subversion. Ihre Kunst basiert auf Experimenten mit Bewegung und Zeit, in denen sie scheinbar selbstverständliche Annahmen hinterfragt. Alltagsgegenstände wie Schuhe oder Töpfe werden in ihren Werken zu Trägern sozialer Paradoxien und laden dazu ein, die Welt aus ungewohnten Blickwinkeln zu betrachten.

Wichtige Informationen zur Ausstellung

Die Ausstellung Banality Control ist bis zum 19. Januar 2025 im Künstlerhaus Dortmund zu sehen. Bitte beachten Sie die Winterpause: Vom 23. Dezember 2024 bis einschließlich 8. Januar 2025 bleibt das Künstlerhaus geschlossen. Ab dem 9. Januar 2025 ist die Ausstellung wieder geöffnet.