Lasst uns Hütten bauen – im Torhaus Rombergpark

Die Ausstellung „Lasst uns Hütten bauen“ der Dortmunder Gruppe nimmt eine vertraute Redewendung zum Ausgangspunkt und verwandelt sie in einen künstlerischen Impuls. Die Hütte erscheint hier nicht nur als provisorischer Schutzraum, sondern auch als Ort der Hoffnung, des Innehaltens und der kreativen Selbstverortung in einer von Krisen geprägten Welt.

Sie ist zugleich ein Sinnbild für Rückzug und Aufbruch: ein Ort, an dem man Abstand vom Alltag gewinnt, aber auch Kräfte sammelt, um Neues zu wagen. Hütten stehen seit jeher für Einfachheit und Reduktion, für das Bauen mit bescheidenen Mitteln und für den Traum von einem selbstbestimmten Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge. Sie können Behausung und Zuflucht sein, aber ebenso Treffpunkt, Werkstatt oder Denkraum.

Ob als Kindheitserinnerung an selbstgezimmerte Verstecke, als Ort der Gemeinschaft in der Natur oder als utopisches Modell einer alternativen Form des Zusammenlebens – die Hütte trägt viele Bedeutungen in sich. So wird sie in der Ausstellung zu einem Symbol für Sehnsucht, Wandel und die Suche nach neuen Perspektiven in einer unsicheren Gegenwart.

Auch das kann eine Hütte sein. (Foto vom Flyer zur Ausstellung)
Auch das kann eine Hütte sein. (Foto vom Flyer zur Ausstellung)

Künstlerische Vielfalt und politische Bezüge

Erstaunlicherweise zeigen sich in der Ausstellung auch Bezüge zu traditionellen Formen wie den Tipis der nordamerikanischen Indianervölker: Claudia Terlunen und Wolfgang Schmidt ließen sich von der charakteristischen Stangenform inspirieren. Steffen Mischke hat mit seiner „Schutzhütte“ das Elend von Obdachlosen eindringlich visualisiert. Monika Pfeiffer wiederum treibt mit ihrem Werk „Bausatz: Hütte neu, Hütte mittel, Hütte alt“ den Do-it-yourself-Charakter ironisch auf die Spitze.

Einen politischen Charakter tragen Werke wie „Die Näherinnen“ sowie „Die Taube, das Schwert und das Gesetz“ von Teresa Crawford Cabral. Letzteres verweist auf ein Spannungsfeld: die Taube als Symbol für Diplomatie, das Schwert als Sinnbild für das Militär und das Gesetz als Verkörperung von Institutionen und Staat.

Darüber hinaus finden sich freie Assoziationen aus unterschiedlichen Materialien und Gattungen. Collagen, Acrylbilder, Installationen, Holzarbeiten und Plastiken prägen das Bild der Ausstellung – nahezu alle Techniken der bildenden Kunst sind vertreten, mit Ausnahme der Fotografie. Auch die Serie „Im Haus des Traums“ von Era Freidzon ist in dieser Kategorie zu sehen. Kinderfiguren kombiniert mit Glitzerbildchen und einem Labyrinth scheinen ihre Häuser zu suchen.

 

31.8.2025 – 21.9.2025
STÄDTISCHE GALERIE TORHAUS
„Lasst uns Hütten bauen“

Teilnehmende Künstler*innen:
Claudia Terlunen, Monika Pfeiffer, Wolfgang Schmidt, Steffen Mischke, Birgit Feike, Alexander Pohl, Sabine Held, Teresa Crawford Cabral, Ernesta Freidzon

Öffnungszeiten Torhaus Rombergpark Dortmund:
Dienstag – Samstag 14 – 18 Uhr
Sonntag und Feiertage 10 – 18 Uhr
Montags geschlossen




100 Jahre Westfalenhallen: Eine Ausstellung blickt zurück

Ein Jahrhundert Westfalenhallen – das ist nicht nur Dortmunder Stadtgeschichte, sondern auch ein Stück Ruhrgebietskultur. Anlässlich des Jubiläums öffnet eine kleine, aber feine Pop-up-Ausstellung in den Kreativräumen HANS A und HANS B ihre Türen.

Die Westfalenhallen sind den meisten Dortmunderinnen und Dortmundern ein Begriff, und viele verbinden persönliche Erinnerungen damit. Ob unvergessliche Konzerte, packende Sportereignisse oder glanzvolle Shows wie „Holiday on Ice“ – die Westfalenhallen gehören zu Dortmund wie der Dom zu Köln.

Hatten Sie auch einen Lieblingsplatz in der Westfalenhalle?
Hatten Sie auch einen Lieblingsplatz in der Westfalenhalle?

Vom 21. bis 23. August 2025, jeweils von 12 bis 16 Uhr, können Besucherinnen und Besucher in die bewegte Vergangenheit eintauchen. Zahlreiche Exponate erinnern an große Momente, prägende Persönlichkeiten und bedeutende Etappen der traditionsreichen Hallen. Historische Meilensteine treffen dabei auf spannende Einblicke in die Gegenwart – und machen die wechselvolle Geschichte lebendig.




Drei Sekunden Gegenwart – Kunst im flüchtigen Moment

Wie lange dauert das Jetzt? Neurowissenschaftler sagen: etwa drei Sekunden. Dann wird der Augenblick schon zur Erinnerung. Die Ausstellung „DREI SEKUNDEN“ im Künstlerhaus Dortmund widmet sich genau diesem kurzen Zeitfenster – und dem, was verschwindet, kaum dass es da ist.

Von Wellen und unsichtbarer Musik
Julius von Bismarck zeigt in Den Himmel muss man sich wegdenken (2014) eine Riesenwelle im Sturm, die wie eine abstrakte Landschaft wirkt. Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera eingefangen, wird aus einem Sekundenbruchteil ein meditatives Bild. William Engelen hingegen macht Musik hörbar, wo keine ist: In À la Gould „spielen“ Pianisten Bachs Goldberg-Variationen auf einer unsichtbaren Tastatur. Zu hören sind nur Atem, Rascheln und Bewegung. Es ist eine poetische Umkehrung von Glenn Goulds Suche nach Perfektion.

Staub, Leere und vergängliche Netze
Igor Eškinja präsentiert Silhouetten aus Staub. Abbilder von Besuchern, die sich langsam auflösen. Sabrina Fritsch lässt in einem überdimensionalen Setzkasten viele Fächer leer und platziert in einigen feine Malereien, die nur im Streiflicht schemenhaft Körper andeuten. Monika Grzymala spannt ein Netz aus Klebeband durch den Raum, das mit der Zeit zerfällt.

Die gegenwart besteht aus etwa drei Sekunden. Das Künstlerhaus Dortmund zeigt verschiedene Positionen dazu.
Die Gegenwart besteht aus etwa drei Sekunden. Das Künstlerhaus Dortmund zeigt verschiedene Positionen dazu.

Körper als Zeichenstift und Licht aus der Zukunft
Moonjoo Kim machte bei der Eröffnung mit Body print ihren Körper zum Zeichenwerkzeug: Mit Tinte und wiederholten Bewegungen hinterließ sie Spuren von Zeit und Präsenz. Gregor Schneider fotografierte menschenleere Orte in Neurath, deren Himmel von violett-pinkem Gewächshauslicht verfremdet wird. Unheimlich und real zugleich.

Digitale Himmel
Das Künstlerkollektiv Troika entfernte bei Apple-Desktop-Hintergründen alle Landschaften und ließ nur den Himmel stehen. Obsolete Landscapes hinterfragt so den digitalen Umgang mit Natur und die Idee, dass sie ersetzbar sei.

„DREI SEKUNDEN“ zeigt: Gerade im Verschwinden liegt die Intensität des Erlebens. Die Ausstellung läuft noch bis zum 14. September 2025 im Künstlerhaus Dortmund.




Kunst als Gemeingut und eine mögliche DDR-Popkultur

Das Schaufenster #40 auf Ebene 5 im Museum Ostwall im Dortmunder U präsentiert vom 10.07.2025 bis zum 09.11.2025 unter dem Titel „For Free“ eine neue Ausstellung mit kostenloser Kunst von Nadja Buttendorf (*1984 in Dresden). Ihre Fun-Projekte und Kunstwerke beschäftigen sich mit einer möglichen DDR-Popkultur – also mit der Frage, wie eine solche hätte aussehen können, wenn es sie gegeben hätte. Ebenso greift sie populäre kulturelle Phänomene wie den iPhone-Klingelton Marimba auf, um daraus Songs oder Bilder zu entwickeln.

Buttendorfs Arbeiten zeigen, wie sich eine einfache Melodie kreativ interpretieren und damit dem kommerziellen Zweck entziehen lässt. Der Slogan „FOR FREE“ ist eigentlich eng mit der Vermarktung neuer Produkte verknüpft – genau damit spielt die Künstlerin ironisch und geschickt.

Künstlerin Nadja Buttendorf und Kuratorin Clara Niermann in der MO_Schaufenster-Ausstellung "For free".© Stadt Dortmund / Roland Gorecki
Künstlerin Nadja Buttendorf und Kuratorin Clara Niermann in der MO_Schaufenster-Ausstellung „For free“.
© Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Wer ihre Website nadjabuttendorf24.com besucht, findet dort die Rubrik „FOR FREE“. Hier stellt die Künstlerin Songs, GIFs und 3D-Modelle zum kostenlosen Download bereit.

Es ist eine Auseinandersetzung mit der Frage, was Kunst ist, mit dem Diskurs um den Kunstmarkt, mit Kunst als Gemeingut – und mit dem Umgang damit.

In „Pearl Chain“ (Animated GIF, 2012) kann sich jede*r per Rechtsklick über „Bild speichern unter“ eine Perlenkette herunterladen.

Eine Online-Bibliothek (2022) mit Ganzkörper-Motion-Capture-Animationen von und mit Nadja B. dient als alternative Entwurfssammlung für digitale Körper in virtuellen Welten, z. B. in Trickfilmen.

Das unterhaltsame Sticker-Pack „Buttney Reactions“ (2021) basiert auf Nadja Buttendorfs eigenen Reaktionen.

Ein besonderer Blickfang ist „Money Falling Green Screen HD Free DDR-Mark Geldregen“ (HD-Video, 20 Sek., 2019) – ein witzig-ironischer Regen aus DDR-Geldscheinen (ohne realen Wert), der frei in eigene Projekte eingebunden werden kann.

Das Musikalbum „#roboton003“ (2020) über Chemnitzer Technikgeschichte und volkseigene Beats knüpft erneut an die Vergangenheit der DDR an.

Das neue, ebenfalls kostenfreie 3D-Modell „Robotron Kantine“ (2025) zeigt die ehemalige Betriebskantine des damaligen VEB-Kombinats Robotron – ein Erinnerungsstück an die Arbeitswelt vor der Wiedervereinigung.

Innovative digitale Möglichkeiten und vergangene Geschichte der DDR treffen hier aufeinander.

Die Ausstellung wird am 10.07.2025 um 18:30 Uhr im MO_Schaufenster (Ebene 5) im Dortmunder U eröffnet.

Begleitprogramm:

  • Q & A: Fragen und Antworten zur Ausstellung mit Kuratorin Clara Niermann im Rahmen der Museumsnacht am Samstag, 20. September 2025, von 17:00 bis 21:00 Uhr. (Teilnahme nur mit Ticket für die 25. DEW21-Museumsnacht.)
  • Artist Talk: Nadja Buttendorf im Gespräch mit Clara Niermann am 02.10.2025, von 19:00 bis 21:00 Uhr im MO_Schaufenster (Ebene 5). Der Eintritt ist frei.



Eine Achterbahnfahrt durch die Welt von Asterix und Obelix

von Alexander Pohl

Phoenix des Lumières,
„Asterix & Obelix – ein immersives Abenteuer“
in der alten Industriehalle auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks Phoenix-West im Dortmunder Stadtteil Hörde

Bis zum 31. August 2025 kann – zu den regulären Öffnungszeiten – das Spektakel „Asterix & Obelix – ein immersives Abenteuer“ besucht werden.

Die farbenprächtigen Bilder sollen nicht nur Nostalgie bei langjährigen Comic-Liebhabern erzeugen, sondern auch jüngere Fans begeistern. Das Abenteuer führt Asterix, Obelix und Idefix, begleitet von einem Erzähler und einem eigens kuratierten Soundtrack, einmal um den Globus und nimmt Bezug auf nahezu alle Alben der Comic-Reihe.

Asterix und Obelix erleben ein großes Abenteuer in Dortmund im Phoenix des Lumières. (Foto: (c) Alexander Pohl)
Asterix und Obelix erleben ein großes Abenteuer in Dortmund im Phoenix des Lumières. (Foto: (c) Alexander Pohl)

Andreas Richter, Direktor von Phoenix des Lumières in Dortmund: „Unsere Show ist eine Hommage an die Erschaffer und die eingefleischten Fans zugleich, die die Asterix-Comics zu solch einem Erfolg gemacht haben. Gleichzeitig möchten wir die zeitlosen Welten der Gallier auch für Jüngere greifbar machen, die bisher keine oder wenige Berührungspunkte mit Asterix und Obelix hatten.“

Diese Show ist ein kurzweiliger Ritt durch die Geschichten und Bilder der beliebten Akteure und basiert auf den Originalzeichnungen, die ab 1959 von Autor René Goscinny (1926–1977) und Zeichner Albert Uderzo (1927–2020) bis Band 34 geschaffen wurden. Es geht dabei auch teilweise sehr ruppig zu, und die Römer bekommen ordentlich was auf die Mütze. Ist ja alles nur Spaß, aber die Anhäufung der Gewalt in Verbindung mit den Toneffekten nimmt viel Handlungsraum ein.
Zusammengehalten wird der Erzählstrang durch die Suche nach dem von den Römern entführten Druiden Miraculix. Während der 45-minütigen Projektion kann man sich frei in der Halle bewegen und so unterschiedliche Sichtachsen erforschen sowie noch einige Besonderheiten entdecken. Als Gast kann man mit einem Ticket so lange bleiben, bis geschlossen wird oder das Programm wechselt.

Die gesamten Öffnungs- und Spielzeiten sind hier zu finden:
https://www.phoenix-lumieres.com/de/besuch/oeffnungszeiten-und-tarife
Tickets sind hier erhältlich:
http://asterix.phoenix-lumieres.com/




Möbel, Schmuck, Kleidung und mehr: Preisverdächtige Trends sind im MKK zu sehen

von Alexander Pohl

Staatspreis MANUFACTUM NRW wurde am Samstag im Dortmunder Rathaus verliehen 

Kreative Innovationen treffen auf handwerkliches Können: Der Staatspreis MANUFACTUM NRW ist am Samstag im Rathaus an sechs Preisträger*innen verliehen worden. Über 122 Trendsetter der Gestaltungszene stellen ihre Werke ab sofort im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) aus. 

Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Staatspreises MANUFACTUM NRW 2025 sind:

  • Julian Braun aus Köln in der Kategorie Bild- & Druckmedien
  • Gabi Mett aus Essen in der Kategorie Kleidung & Textil
  • Paul Vietz aus Aachen in der Kategorie Möbel
  • Anke Wolf aus Stolberg in der Kategorie Objekt & Skulptur
  • Uta K. Becker aus Hoffnungsthal in der Kategorie Wohnen & Außenbereich
  • Zohair Zouirech aus Düsseldorf in der Kategorie Objekt & Skulptur (Sonderpreis)

o. l. n. r.:Andreas Ehlert, Präsident  Handwerk.NRW, Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT), Dr. Christian Walda, stellv. Direktor MKK und Mitglied der Preisjury

u. l. n. r.:  
Zohair Zouirech, Dr. Florian Hartmann, WHKT-Hauptgeschäftsführer, Uta K. Becker, Gabi Mett, Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Anke Wolf, Paul Vietz, Julian Braun

Foto: © RG / WHKT
o. l. n. r.:
Andreas Ehlert, Präsident Handwerk.NRW, Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT), Dr. Christian Walda, stellv. Direktor MKK und Mitglied der Preisjury
u. l. n. r.:
Zohair Zouirech, Dr. Florian Hartmann, WHKT-Hauptgeschäftsführer, Uta K. Becker, Gabi Mett, Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Anke Wolf, Paul Vietz, Julian Braun
Foto: © RG / WHKT

Kreative Vielfalt aus NRW im Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Die Ausstellung zum Wettbewerb ist bunt, vielfältig und vor allem trendy: „MANUFACTUM NRW“ präsentiert im Museum für Kunst und Kulturgeschichte die Trends der Szene und deren Talente: neues Design in Sachen Mode oder Möbel, aktuelle Schmuckstücke oder innovative Kunstobjekte. Über 122 Exponate aus den Kategorien Kleidung & Textil, Möbel, Objekt & Skulptur, Bild- & Druckmedien, Schmuck sowie Wohnen & Außenbereich werden gezeigt.

Alle, auch die nicht prämierten Ausstellungsstücke, beeindrucken durch ihre kreative Umsetzung. Die Ausstellung MANUFACTUM besticht durch die kunterbunte Zusammenstellung von knallbunten Sitzmöbeln im Retro-Design, filigranem Schmuck, ausgefallener Kleidung, traditionell gefertigter Keramik im neuen Look und vielem mehr. 

Die Besucher*innen können Talente aus der eigenen Stadt und der weiteren Umgebung entdecken und haben die Möglichkeit noch bis September für ihr eigenes Lieblingswerk zu voten, denn es wird noch ein Publikumspreis verliehen.

Die Ausstellung

MANUFACTUM ist zu sehen vom 22. Juni bis zum 21. September im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), Hansastraße 3, 44137 Dortmund.

Öffnungszeiten:

Mittwoch und Donnerstag: 11–20 Uhr

Freitag bis Sonntag: 11–18 Uhr

Montag und Dienstag: geschlossen

Alle Infos sowie das gesamte Begleitprogramm zur Ausstellung gibt es auf der Website des Museums: dortmund.de/mkk

Ein digitaler Ausstellungskatalog mit allen Exponaten ist abrufbar unter staatspreis-manufactum.de.




DIS/CONNECT – Netzwerke, Muster, Brüche

Netzwerke sind allgegenwärtig: sichtbar und unsichtbar, geordnet und chaotisch. Sie verbinden Menschen, Städte, Maschinen und Informationen – aber auch Naturphänomene, wirtschaftliche Strukturen und politische Entwicklungen. Die Ausstellung DIS/CONNECT im Künstlerhaus Dortmund nimmt diese Netzwerke in den Blick und zeigt, wie sie entstehen, sich verändern – und manchmal auch scheitern. Die gezeigten fotografischen Arbeiten machen deutlich: Zwischen Ordnung und Chaos, Struktur und Zufall entsteht eine fragile Balance, die unsere Gegenwart prägt.

Die beteiligten Künstler:innen greifen das Thema auf ganz unterschiedliche Weise auf – dokumentarisch, poetisch, experimentell oder politisch. Dabei verbinden sich persönliche Perspektiven mit gesellschaftlichen Beobachtungen, technische Verfahren mit gestalterischer Freiheit.

 

Zwischen Gewalt, Erinnerung und visuellen Codes

Elmar Mauch setzt sich in seiner Serie Nur die Toten mit unterschwelliger männlicher Aggression auseinander. Aus gefundenen Alltagsfotos schafft er mittels Collage irritierende Szenen, die gesellschaftlich tief verankerte Gewaltmuster sichtbar machen.

Auch Daniela Risch hinterfragt Sehgewohnheiten – allerdings auf formaler Ebene. Sie verwendet fotografische Techniken entgegen ihrer üblichen Funktion und schafft so Kunstwerke, die sich einer Reproduzierbarkeit weitgehend entziehen, da sie zu Unikaten werden.

Das Plakatmotiv der Ausstellung "Dis/connect" im Künstlerhaus. Titelgrafik (c) Debra Ando)
Das Plakatmotiv der Ausstellung „Dis/connect“ im Künstlerhaus. Titelgrafik (c) Debora Ando)

Markus Kaesler reagiert mit seiner fortlaufenden Serie vanitas auf den Krieg in der Ukraine. Für jeden Tag des Krieges zerstört er ein Foto und verwandelt das Silber der ursprünglichen Aufnahme in ein abstraktes Bild. Die Arbeiten wirken wie stille Mahnmale – konkret im Anlass, aber offen in ihrer Wirkung.

 

Landschaften des Umbruchs

Die Auswirkungen menschlichen Handelns auf Umwelt und Natur stehen im Fokus mehrerer Arbeiten:
Marike Schuurman dokumentiert mit Toxic künstlich geschaffene Seen in ehemaligen Braunkohletagebaugebieten. Ihre Polaroids, in giftigem Wasser entwickelt, zeigen die trügerische Schönheit dieser Orte – zwischen Zerstörung und neuer Nutzung.

Ein ganz anderes Naturphänomen untersucht das Duo Sabine Bungert & Stefan Dolfen. Ihre Serie zeigt, wie die invasive Pflanze Kudzu ganze Landschaften im Süden der USA überwuchert. Was auf den ersten Blick märchenhaft wirkt, ist in Wahrheit Ausdruck ökologischer Kontrolle und Unkontrollierbarkeit zugleich.

Gabriele Engelhardt richtet ihren Blick auf Rohstoffe und industrielle Überbleibsel. In ihrer Serie raw material verwandelt sie Materialberge aus Recyclingprozessen in fotografische Skulpturen. So entstehen eindrucksvolle Bilder, die Fragen nach Wert, Kreislauf und Verantwortung aufwerfen.

 

Stadt, Struktur und Utopie

Die gebaute Umwelt – und ihre Versprechen – ist ebenfalls Thema der Ausstellung:
Anna Thiele zeigt in ihren Fotografien die Architektur von Einfamilienhaussiedlungen am Rande Berlins. Der Traum vom Eigenheim wirkt hier gleichförmig und dennoch widersprüchlich: modular, verdichtet – und merkwürdig menschenleer.

Norman Behrendt nimmt sich in Exit den Notausstiegen der Berliner U-Bahn an. Diese architektonischen Elemente, meist unbeachtet, werden bei ihm zu rätselhaften Portalen – Ausdruck einer unter der Oberfläche lauernden Unsicherheit im städtischen Raum.

Auch Florian Bong-Kil Grosse richtet seinen Blick auf urbane Alltagsmomente: In einer Serie von Schwarzweißfotos beobachtet er Menschen mit Zeitungen aus der Vogelperspektive. Der einheitliche Bildausschnitt und die rhythmische Hängung der Bilder verleihen dem scheinbar Banalen eine fast choreografische Wirkung.

 

Arbeit, Identität und gesellschaftliche Dynamiken

Katharina Gruzei zeigt in ihrer Serie Bodies of Work eindrucksvolle Bilder aus einer Donau-Schiffswerft. Die industriellen Arbeitsräume werden bei ihr zu futuristisch anmutenden Szenen – fast schwerelos, zwischen Gegenwart und Imagination.

Lee Chang Ming hingegen begibt sich in seine persönliche Vergangenheit: Er verarbeitet Erfahrungen aus dem Militärdienst in Singapur. Der dortige Dschungel, einst kolonial geprägt, wird für ihn zu einem Ort queerer Selbstverortung und ökologischer Vielfalt – abseits normierter Identitäten.

In Mirages thematisiert Duy-Phuong Le Nguyen den Kontrast zwischen Hochglanzwerbung und Wirklichkeit. In nächtlichen Aufnahmen zeigt er Leuchtreklamen in Vietnam, die luxuriöses Wohnen versprechen – aber inmitten einer Realität stehen, in der viele Menschen kaum Zugang zu diesen Verheißungen haben.

 

Ein Netz aus Perspektiven

Die Ausstellung DIS/CONNECT bringt vielfältige Sichtweisen zusammen – fotografisch, formal, inhaltlich. Die gezeigten Arbeiten greifen das Thema Netzwerk auf, indem sie Beziehungen herstellen: zwischen Menschen und Orten, Vergangenheit und Gegenwart, Sichtbarem und Unsichtbarem. Dabei wird deutlich: Das Verbindende ist oft auch das Trennende – und gerade darin liegt die Spannung unserer Zeit.

 

Fotograf:innen
Norman Behrendt, Sabine Bungert & Stefan Dolfen, Gabriele Engelhardt, Florian Bong-Kil Grosse, Katharina Gruzei, Markus Kaesler, Duy Phuong Le Nguyen, Lee Chang Ming, Elmar Mauch, Daniela Risch, Marike Schuurman, Anna Thiele

Kurator: Jens Sundheim

Ort: Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1, 44147 Dortmund

Zeitraum: 13. Juni – 13. Juli 2025
Eröffnung: Samstag, 14. Juni 2025, 20:00 Uhr

Öffnungszeiten:

  • 13.–15. Juni: Fr–So, 11:00–18:00 Uhr
  • 16. Juni – 13. Juli: Do–So, 16:00–19:00 Uhr
  • Donnerstag, 19. Juni (Feiertag): regulär geöffnet

Zeitgleich findet in der ersten Etage des Künstlerhaus die Ausstellung „Schwarzseite Projekt“ statt. Die zweite Ausgabe des Projektes zeigt 19 Positionen aus acht Ländern, die unterschiedliche Ansätze, Themen und Techniken zeigen.




Chaos in der Stadt! f² Fotofestival 2025 #Chaos

Chaos in der Stadt! – Hilfe. Mit so einer Schlagzeile kann man etwas auslösen. Wer nur sie liest, interpretiert – mit seinem eigenen Erfahrungshorizont. Dabei ist es immer gut, einer Sache – oder einer Schlagzeile – einen zweiten Blick zu gönnen. In diesem Fall ist das Chaos gewollt und geordnet inszeniert. „Chaos“ ist das Thema des fünften f² Fotofestivals in Dortmund, dessen Eröffnung am Donnerstag sympathisch chaotisch gestaltet wurde.

Nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler, Studierende der verschiedenen Hochschulen aus Dortmund, Essen, Duisburg sowie der École nationale supérieure de la photographie Arles stellen ihre Werke unter verschiedenen Aspekten des Begriffs „Chaos“ an neun Orten in der Stadt aus.

Das Festival wird durch Kulturdezernent und Stadtkämmerer Jörg Stüdemann eröffnet, der in seinem letzten Jahr im Amt nun seine Auftritte wohl oder übel als Abschiedstournee begreifen muss. Jedenfalls wehrt er das Lob der Geschäftsführerin des Depot e. V., Claudia Schenk, für mehr als zwanzig Jahre des Wirkens in der Stadt erst einmal vehement gestisch ab, bevor er lieber mit einem Blick auf die „maskulinen … Selbstinszenierungen“ derzeit in der Welt und ihre chaotischen Anmutungen startet. Und einem Zitat eines berühmten Menschen, wie sich das für eine ordentliche Eröffnungsrede gehört. In diesem Fall Nietzsche: „Man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“

Oder, wie es ein Professor der beteiligten Hochschulen im Anschluss formuliert: Man könne das Chaos dystopisch lesen oder auch optimistisch.
Die vielen jungen Menschen in der großen Halle des Depots erscheinen überwiegend optimistisch, freuen sich über einen gelungenen Abend, verteilen sich locker in Grüppchen im ganzen Depot, lachen, tauschen sich aus, probieren aus – denn es gibt viel zu entdecken und mehr als „nur“ Fotos.

Blick in die Ausstellungshalle im Depot. (Foto: (c) Martina Bracke)
Blick in die Ausstellungshalle im Depot. (Foto: (c) Martina Bracke)

Zwei Ausstellungen des Festivals werden an diesem Abend mit eröffnet: zum einen „NEW DYNAMICS – Transforming Diversity“. Gleich am Anfang eine Spiegelinstallation, in der das Publikum sich unter verschiedenen Aspekten selbst sehen kann. Oder malerisch überarbeitete Fotografien auf Glas. Oder das Video „In the chase find your breath“ von Andrews Siaw Nubuor über Bewegung einer Stadt und Bewegung in einer Stadt auf einer Skateboardfahrt.
Es geht um das „Spannungsverhältnis von Chaos und Ordnung im Kontext von Migration und kultureller Identität“ in dieser Ausstellung. Migration zeigt sich zum Beispiel in Fotos aus dem überfüllten Flüchtlingslager auf Lesbos. Kulturelle Identität kann sich auch in „Pastagrammen“ ausdrücken (bei Fotogrammen werden Objekte direkt auf dem zu belichtenden Papier platziert – in diesem Fall also italienische Nudeln).
Die Szenografie, also die Inszenierung der Werke im Raum, in der Halle des Depots, haben Studierende der Universität Dortmund übernommen. Genutzt werden z. B. Bühnenelemente, die dann aber senkrecht platziert sind. Es hat etwas von Baustellencharakter und ist für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig, während manche es auch einfach toll finden.

Faszinierend für alle dagegen der riesige Tisch, an dem man sich seinen Ausstellungskatalog selbst zusammenbasteln kann – faszinierend allerdings eher wegen des herrschenden Chaos’, das noch dadurch verstärkt wird, dass ein Ventilator nicht nur die Luft verwirbelt, sondern auch die einzelnen losen Blätter. Kaum einer nimmt die Gelegenheit wahr, das Material zusammenzustellen. Die Versuche bleiben im Ansatz stecken. Dafür sieht man mehrere Menschen, die lieber dieses Chaos fotografieren – selbst ein etwa neunjähriges Mädchen, das sehr professionell den Haufen wehender Blätter vor die Linse nimmt. So schön das ist, ist es auch schade, dass man doch nichts Vernünftiges über die Werke zum Nachlesen mit nach Hause nehmen kann.

Strukturiert überlastet wird man dagegen mit Material zum Mitnehmen zu der zweiten Ausstellung. Hier nähern sich Studierende der Fachhochschule Dortmund und der École nationale supérieure de la photographie Arles in dreizehn verschiedenen fotografischen Positionen dem Thema „Chaos“. Und so gibt es auch dreizehn verschiedene, kunstvoll gestaltete Poster, gefaltet auf ein handliches quadratisches Format.
Mit dem Titel […] eröffnen sich für die Studierenden alle Möglichkeiten. Man erlebt noch bis Sonntag z. B. die dokumentarischen Fotos zu den „letzten Tagen der Jugend“ von Katharina Kemme, fotografische Umsetzungen durch Agnes Zimmermann von Wahrnehmungs- und Gefühlszuständen („Wonach schmeckt der Donnerstag?“) bis hin zu einer von Jens Erbeck mit KI generierten „Quantenfotografie“.

Insgesamt also ein überbordend gefülltes Fotofestival in der Stadt. Ein gewolltes Chaos, das Dortmund gut zu Gesicht steht und jede Menge Leben bringt. Sehr intensiv an dem Wochenende bis zum 15.06., aber verschiedene Ausstellungen sind auch in geordneter Ruhe noch eine Weile länger zu genießen. Deshalb ist ein Blick ins insgesamt kostenlose Programm unter https://f2-fotofestival.de sehr empfehlenswert.

So gut wie alles als Hilfe unter:
https://f2-fotofestival.de
im Depot, im Künstlerhaus, an der TU, im U, im Superraum, im Rekorder etc.




Zwischen Verlangen und Verlust: Soshiro Matsubaras „Sleeves of Desire“ im Dortmunder Kunstverein

Die Ausstellung „Sleeves of Desire“ von Soshiro Matsubara widmet sich den feinen Nuancen zwischen Verlangen, Begehren und Sehnsucht. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit dem Anderen – einem unerreichbaren Horizont, der stets nur als Ahnung existiert. Matsubara kombiniert eigene Werke mit Fundstücken, Antiquitäten, Zeichnungen und Objekten, die persönliche wie gesellschaftliche Dimensionen des Begehrens sichtbar machen.

Schon der Ausstellungsraum im Dortmunder Kunstverein wird selbst zum sinnlichen Körper: Verhüllt von raumhohen, blutroten Stoffbahnen entsteht der Eindruck, man bewege sich im Inneren eines lebendigen Organismus.

Der Titel „Sleeves of Desire“ spielt metaphorisch auf Hüllen an – etwa auf Schallplattenhüllen – als Symbole kapitalistischer Oberfläche und Projektionsfläche von Begierde. Matsubara hinterfragt, wie Konsumgüter unsere Sehnsüchte vereinnahmen, glätten und letztlich banalisieren.

Ein begehbarer Körper zwischen Begehren, Konsum und Kunstgeschichte

Antiquitäten verschmelzen mit neuen Zeichnungen, Secondhand-Vasen werden zu fragmentierten Torsoskulpturen umgearbeitet. Die Werke thematisieren die enge Verbindung zwischen Erotik, Tod und Erinnerung. Im Eingangsbereich liegt ein Skelett, während im Obergeschoss ein nacktes Puppenpärchen nebeneinander ruht. Sind die beiden am Ziel des Begehrens angekommen – oder ist dies nur eine illusionäre Erfüllung?

Der raum des Dortmunder Kunstvereins erscheint in ein blutrotes Licht getaucht.-
Der raum des Dortmunder Kunstvereins erscheint in ein blutrotes Licht getaucht.-

Zahlreiche kunsthistorische Bezüge – unter anderem zu Gustav Klimt, Francis Picabia, Oskar Kokoschka oder Édouard Manets Olympia – verweisen auf eine intensive Auseinandersetzung mit der westlichen Kunsttradition. Auch die Psychoanalyse findet ihren Platz, insbesondere in ihrer historischen Verbindung mit dem Eros, wie sie in Wien, Matsubaras Wohnort, entstand.


Die Ausstellung „Sleeves of Desire“ von Soshiro Matsubara ist noch bis zum 31. August 2025 im Dortmunder Kunstverein zu sehen. Weitere Informationen sowie das Begleitprogramm finden Sie unter www.dortmunder-kunstverein.de.




Vom Suchen und Finden

„Wer suchet, der findet“, „Die Suche ist wichtiger als das Finden“ – zahllose Sprichwörter beschäftigen sich mit dem Thema des Suchens und Findens. Sechs Künstler:innen haben sich nun unter diesem Leitmotiv zur Ausstellung „Vom Suchen und Finden“ im Kunstraum 1a zusammengefunden. Kuratiert wurde die Ausstellung von Elly Valk-Verheijen, die damit eine ebenso poetische wie nachdenkliche Spurensuche inszeniert.

Zwischen Utopie und Unsicherheit

Marc Bühren nahm 2023 am Wettbewerb KUNSTstein teil. Dort zeigte er erstmals ein Kunstwerk, an dem er seit 2020 gearbeitet hatte: ein Video auf gefaltetem Papier, das durch seine Präsentation ein besonderes Raumerlebnis schuf. In der aktuellen Ausstellung präsentiert er „DYSTOPIAN COCOON II | cozy cathedral“ – eine Installation aus Ton, Bild und Raum. Sie thematisiert die Verletzlichkeit des Menschen im Zeitalter des Anthropozäns. Bühren verwendet Papierformen, Kuppeln, Projektionen und Klanglandschaften, um Räume zu gestalten, in denen man sich zugleich geborgen und bedroht fühlt. Seine Arbeit regt zur Auseinandersetzung mit der Frage an: Wie lässt sich in einer unsicheren Welt überleben?

Im Raum 1A, in Dortmund-Lütgendortmund, ist die Ausstellung "Vom Suchen und Finden" bis zum 25.06.25 zu sehen.
Im Raum 1A, in Dortmund-Lütgendortmund, ist die Ausstellung „Vom Suchen und Finden“ bis zum 25.06.25 zu sehen.

Auch Anett Frontzek nähert sich dem Thema forschend. Sie untersucht in ihrer Kunst Strukturen aus Stadtplanung, Architektur oder Biologie und nutzt Karten, wissenschaftliche Daten und Statistiken als Ausgangspunkt. Ihre Werke basieren stets auf realen Beobachtungen, ergänzt durch eigene Fotos, Gespräche und Fundstücke. Für diese Ausstellung arbeitete sie mit Spuren des Sammlers Karl Ernst Osthaus – dem Gründer des Hagener Folkwang-Museums – und erforschte dessen Wirken im Stadtbild von Hagen anlässlich seines 150. Geburtstags.

Worte, Fundstücke und Erinnerungsschichten

Christel Koerdt lässt sich von Peter Bichsels Kurzgeschichte „Ein Tisch ist ein Tisch“ inspirieren, in der ein alter Mann durch das Neubenennen von Dingen in die Einsamkeit gerät. Für die Ausstellung hat Koerdt den gesamten Text ohne Satzzeichen oder Leerzeichen auf weiße Folie gedruckt und auf eine Wand appliziert. Darüber legte sie weiße, dreidimensionale Buchstaben – das Ergebnis ist ein strukturiertes, aber kaum lesbares Textfeld, das aus der Distanz an Brailleschrift erinnert. Ihr Werk kreist um die Themen Suchen und Finden, aber auch um Verstecken und Verlieren.

Maria Schleiner hingegen lässt sich vom Zufall leiten. Ihre Kunst beginnt oft mit Fundstücken wie Steinen, Zweigen oder Tonabdrücken. Auch Überreste anderer Kunstprojekte – selbst beschädigte Materialien – finden bei ihr neue Verwendung. Sie interessiert sich für kleine Strukturen, Farbveränderungen und ungewöhnliche Formen. Aus ausgeschnittenen Zeichnungen entstehen dreidimensionale Objekte, häufig in Serien. Durch genaue Beobachtung von Formen, Farben und Materialität sucht sie nach dem Besonderen im Alltäglichen.

Mira Schumann sammelt gebrauchte Alltagsgegenstände – etwa Tapetenreste, Holzstücke oder alte Teppiche –, die Spuren vergangener Orte und Situationen in sich tragen. Auch wenn sie ausrangiert sind, bleibt ihre Geschichte spürbar. In neuen Zusammenhängen entfalten sie neue Bedeutungen und erzählen andere Geschichten.

Elly Valk-Verheijen, die Kuratorin, ist selbst mit einer Arbeit vertreten. Sie fotografiert weiße Wände und bearbeitet die Bilder digital. Aus den dabei entstehenden Farb- und Formspielen entwickelt sie Wandmalereien, die reale und virtuelle Elemente verbinden. Ihr Werk zeigt beispielsweise die Lichtverhältnisse eines bestimmten Moments in Dortmund-Lütgendortmund und thematisiert das Wechselspiel von Licht, Schatten und Farbe im Lauf der Zeit.

Die Ausstellung ist bis zum 25.06.2025 zu sehen. Der Raum 1A in der Werner Straße 2 ist Mittwoch und Samstag von 11 Uhr bis 15 Uhr.