Office Work

Ausstellung von Ignacio Uriarte im Museum am Ostwall im Dortmunder U, Leonie Reygers Terasse, MO_Schaufenster

Office Work, Kunst aus dem Büroalltag erwachsen? Ist das so was wie Telefonkritzeleien, weil das Gespräch anstrengend oder langweilig ist? Oder arrangierte Schreibmaschinen und Ordner? Was muss, was soll man sich darunter vorstellen?

 

Kreative Büroarbeiten von Ignacio Uriarte, begleitet von MO-Direktorin Dr. Florence Thurmes (li) und Kuratorin Natalie Çalkozan.
Kreative Büroarbeiten von Ignacio Uriarte, begleitet von MO-Direktorin Dr. Florence Thurmes (li) und Kuratorin Natalie Çalkozan.

Zuerst einmal Ignacio Uriarte ist Rheinländer, was der Name zuerst einmal nicht verrät. Seine Arbeiten, komplex, zugleich simpel und eindringlich verwirrend. Was aus dem Büroalltag alles zu Kunst werden kann, man ist erstaunt wie aus dem Banalen, ja Langweiligen, ein kreativer Akt Kunst macht.

 Aus dem „Zerreißen“ von Papier eine Struktur geben, die neue Formen entstehen lässt, wie z.B. Landschaften, oder die Wellenmuster im Watt erinnernd. Man kennt es vielleicht selber, wenn man aus einem Schreibblock eine Seite herausreißen will und dabei das Blatt unsauber herauslöst. Also nochmal, und wieder und wieder … Und vielleicht haben wir uns dabei ertappt, wie unsere Augen uns eine Landschaft zeigten.

Der Ausgang von Uriartes Werk ist das Banale, das Alltägliche aus dem Büroalltag, denn im vorherigen Leben war Uriarte Büroangestellter.
 
Die in Kreisen angeordneten Dreiecke erinnern an auf dem Kopf stehende Tannen, die in unterschiedlichen Winkeln, aus einiger Entfernung, wie in einem Tannenwald stehen. Es sind aber präzise und zeitraubend, sich wiederholende Tastenschläge mit der Schreibmaschine, tritt man direkt vor das Bild, man erkennt den Schrägstrich. Weiß man um die Herstellung, schmerzt geradezu der Finger.

 Oder die Videoinstallation der Aktenordner im Regal, die eine Art Ballett aufzuführen scheinen, dabei im Takt laufend, plötzlich sich aus der Ordnung lösen und unterschiedlich rasen und doch wieder, zack, eingefangen werden und in der alten Ordnung wieder laufen. Amüsante 8 Minuten.

Die Kreise und „kreiseigen“ Linien auf Papier in drei Farben und einmal übereinander gemalt verwirren das Auge und suggerieren eine monochrome Fläche, die sich bei näherer Betrachtung in besagte Kreise und Kreislinien auflöst. Denken sie bei der Betrachtung nicht an ihr Handgelenk.

Und Bauhaus hat Uriarte auch. Seine Fotografien von unterschiedlich angeordneten Geometriedreiecken. Es IST die Formensprache des Bauhauses, dass von 1919 bis 1933 in Deutschland neue Wege einer integrativen Kunst und Architektur fand … die einzige Kunst, Design und Architekturschule die es je gab und unser Leben bis heute beeinflusst, unsere Sehgewohnheiten, den NAZIs zum Trotz, bestimmt. Denken Sie nur an das iPhone von Apple, die Elektrogeräte von Braun oder den Schneewittchensarg. Diese Four Geometry Sets ergeben die unterschiedlichsten Figuren, je nachdem wie sie verschoben werden und zueinander stehen. Spannend.

Uriarte schafft Spannendes mit einfachsten Techniken. Er abstrahiert aus dem Büroalltag zu Minimal Art wodurch er mit der Wahrnehmung seines Gegenübers des Werkes geschickt spielt und die „Fleißarbeiten“ werden zu Kunst. Zugleich ist diese Kunst im heutigen Technikzeitalter, der Digitalisierung historisch, denn es werden Materialien verwendet, die in den 1950er bis 1980er Jahren Bürostandard waren, heute aber selten werden, wie z. B. das schwarz-rote Farbband einer Schreibmaschine.

Die Ausstellung ist vom 22.04.2022 bis zum 19.06.2022 geöffnet




Phantasma und Künstliche Intelligenz

Auf der Ebene 3 des Dortmunder U, zeigt der Hartware MedienKunstverein (HMKV) in Form eines Parcours vom 09.04.2022 bis 31.07.2022 eine umfangreiche Ausstellung unter dem Titel „House of Mirrors – Künstliche Intelligenz als Phantasma“. Beteiligt daran sind über 20 Künstler*innen verschiedener Nationen. Kurator*innnen neben HMKV-Direktorin Inke Arns sind Francis Hunger und Marie Lechner

Die Besucher*innen laufen praktisch durch ein riesiges Spiegellabyrinth. Der Ausstellungstitel ist als Metapher dafür zu verstehen, dass die Realität (Daten aus der Vergangenheit) gespiegelt wird. Man betritt ein Spiegelkabinett, das die menschliche Realität wiedergibt, teils getreu oder verzerrt, mal durch eine Glasscheibe hindurch betrachtet. Die gaukelt uns eine scheinbare Transparenz vor. Eine andere Realität sehen wir wie durch einen Einwegspiegel. Dieser reflektiert auf der einen Seite das Licht, und lässt es auf der anderen Seite durch.

In sieben Räumen (und thematischen Kapiteln) geht es um gängige Klischees über KI, versteckte menschliche Arbeit, algorithmische Vorurteile (Diskriminierung), die Problematik mit Kategorisierungen und Klassifizierungen.

Adam Harvey, "Today's selfie is tomorrow's biometric profile", 2021. ©Adam Harvey 2021. In der Ausstellung "House of Mirrors: Künstliche Intelligenz als Phantasma", HMKV im Dortmunder U, 09. April – 31. Juli 2022.
Adam Harvey, „Today’s selfie is tomorrow’s biometric profile“, 2021. ©Adam Harvey 2021. In der Ausstellung „House of Mirrors: Künstliche Intelligenz als Phantasma“, HMKV im Dortmunder U, 09. April – 31. Juli 2022.

Die sogenannte „Künstliche Intelligenz“ wird ja immer von Menschen (mit all ihren Vorurteilen) gelenkt und nach und nach „Mustererkennungen“ antrainiert.

Um so wichtiger ist Transparenz und die Frage nach dem Zurückgewinnen menschlicher Handlungsmacht.

Am Anfang steht der Traum von den Erleichterungen und Freiräumen durch die KI (zum Beispiel Saugroboter (samt Katze oder Echse), Systeme wie „Alexa“ oder anderes im Mittelpunkt, Klar werden bald Probleme wie die Automatisierung, modernen Gesichtserkennung, Gefühlsdeutungen oder eine Festlegung von dem ,was als „Normalität“ zu gelten hat.

Die Schwierigkeiten und komplizierte Aufgabe beim Thema „autonomen Autofahren“ werden deutlich.

Spannend zu sehen ist zum Beispiel auch, wie Jake Elwes mit seinem Online-Deep-Cabaret „The Zizi-Show“ die Praxis des Drags, die ja mit der Normativität spielt, dazu verwendet, eine KI queer zu generieren. Man brauch sie nur anklicken.

Am Eingang kann jede Besucherin und jeder Besucher einen Kopfhörer zum Einstöpseln und hören bekommen.

Das Soft Opening der Ausstellung findet am Freitag dem 07.04.2022 (17:00 -22:00 Uhr) im Dortmunder u (Ebene 3) statt.

Es gibt zudem ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Infos dazu unter www.hmkv.de




Gute Aussichten im Künstlerhaus

Bis zum 01. Mai 2022 zeigt das Dortmunder Künstlerhaus im Sunderweg 1 die Ausstellung „Gute Aussichten“. Acht Positionen junger deutscher Fotografie zeigen unterschiedlichste Herangehensweisen an das Medium. Von klassischer Portraitfotografie, über KI unterstützte Arbeiten bis hin zu Videoproduktionen reicht die Bandbreite.

Max Dauven verknüpft Fotografie mit dem Internetphänomen „Meme“. Bei den Memes handelt es sich um verfremdete Bilder und ähnliche Vorlagen, die kreativ umgedeutet werden und so gewisse Popularität gewinnen können. Dauven benutzt einige Versatzstücke von Memes und baut sie in seinem Fotostudio analog auf. Selbst die Hängung seiner Werke im Künstlerhaus ist einem Meme nachempfunden.

Max Dauven, Assuming Control, Inkjet-Druck, 80 x 64 cm, gerahmt in Aluminium schwarz, 2021
Max Dauven, Assuming Control, Inkjet-Druck, 80 x 64 cm, gerahmt in Aluminium schwarz, 2021

Mit Irland verbinden die meisten Menschen Positives: grüne Insel, nette Menschen und Guinness. Aber auch in Irland gibt es Armut, in den Städten haben sich Armenghettos gebildet. Tamara Eckhardt hat über lange Zeit die Bewohner des Viertels „St.James Park“ in Limerick fotografisch begleitet und sich dabei auf die Kinder und Jugendlichen konzentriert. Herausgekommen sind starke Bilder von jungen Menschen, die ihren Weg finden müssen in einer Umgebung, die geprägt ist von Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit.

Mit seiner Arbeit „18 Diptychen der lichtbildnerischen Forschung“ hinterfragt Maximilian Gessler die materiellen und technischen Grundlagen der Fotografie. Hingegen arbeitet Alexander Kadow mit „Big Data“ und Algorithmen und schafft abstrakte Schwarz-weiß Kompositionen. Als Basis dienen ihm alte Röntgenbilder.

Die Bilder von Natalia Kepesz haben durch den Krieg in der Ukraine ungeahnte Aktualität bekommen. Denn sie fotografierte Kinder, die in Polen in militärischen Camps und Uniformklassen gehen. Die sind im Polen in den letzten Jahren ziemlich populär geworden. Damit werden Kinder spielerisch mit Gehorsam und Patriotismus indoktriniert, und Krieg als eine Lösung akzeptiert.

Mit den typischen Musterhäusern beschäftigte sich Fiona Körner in ihrer Arbeit „Shoes can change your life, ask Cinderella“. Sie fragte sich, welches Familienbild und welche Werte werden in solchen Einfamilienreihenhaussiedlungen vermittelt? Ist es die typisch weiße, heteronormative Familie?

Wie in einem surrealen Videospiel wirkt die Arbeit „Nichts als Solide“ von Vanessa A. Opoku. Ihre Video-Projektion erkundet den öffentlichen Raum in Berlin gemischt mit Sounds aus Field-Recordings sowie Texten von Mascha Kaléko und May Ayim. Die zweite Arbeit „Haltung“ ist ein computergeneriertes Portrait von Opoku.

In „What has been will be again, What has been done will be done again“ zeigt Künstlerin Zoyeon ihre Zerrissenheit als Ausländerin in einem fremden Land. Die Gefühlswelten changieren zwischen Erstaunen und Hilfslosigkeit. Neben einem etwa 43 minütigen Film zeigt das Künstlerhaus auch einen Digitaldruck in der Größe von 1860x 150 cm.

Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
44147 Dortmund

Öffnungszeiten der Ausstellung :
Donnerstag – Sonntag
16 – 19 Uhr




Abstrakte Malerei im Kunstbonbon

Unter dem Titel „Ensō – oder die andere Sicht der Dinge“ zeigt das Kunstbonbon in der Chemnitzer Str. 11 in Dortmund vom 02.04.2022 bis zum 07.05.2022 abstrakte Werke des Schweizer Künstlers Urs Taverner. Seine arbeiten waren schon schon in anderen Städten Deutschlands, aber auch in Frankreich oder den USA zu sehen.

Es geht hier nicht darum, einen Titel vorgesetzt zu bekommen, und die Frage beantwortet zu wissen: „Was will uns der Künstler sagen?“

Farben, Strukturen, Schichten und Formen wollen den betrachtenden ins Auge gehen und ihn ansprechen sowie zu eigenen Gedankengängen und neue Blickwinkel führen.

Bei der Philosophie „Ensō“ geht es nicht nur um die Konzentration auf das Schaffen oder das Ziel, das Bewusstsein frei zu machen von störenden Einflüssen, sondern auch um die wichtige Erkenntnis, das gerade die Fehlbarkeit ein wichtiger Bestandteil unserer Existenz ist. Das Streben nach Perfektion ist durchaus nicht so erstrebenswert, wie viele von uns glauben. Der Flyer zur Ausstellung zeigt schon, den „zweiseitigen“ Blickwinkel.

Urs Taverner wird am bei der Ausstellungseröffnung am Samstag, den 02.04.2022 (15 Uhr) interessierten Besuchern weitergehende Informationen und Einblicke zu seinen Werken geben.

Danach sind die Arbeiten des Künstlers während der gewohnten Öffnungszeiten

(di 13-18, fr 15-18, sa 12-15 Uhr) bis zum 07.05.2022 im Kunstbonbon zu sehen.




Künstlerische „Aufbrüche“ in der BIG Galerie Dortmund

In der Dortmunder BIG Gallery (Rheinische Str. 1) ist vom 27.03.2022 bis zum 29.05.2022 die Jahresausstellung des Westfälischen Künstlerbundes der Stadt unter dem Titel „Aufbruch“ zu sehen. Elf Künstler*innen zeigen ihre unterschiedlichen Arbeiten (2019 – 2022) wie digitale Fotografien, Objekte, Grafiken, Zeichnungen und Malereien mit ihren ganz eigenen Blickwinkel auf das Thema.

Aufbruch hat etwas mit Mut zum Loslassen und sich auf Neues einstellen und einlassen zu tun. Auslöser sind oft Pandemien (etwa Spanische Grippe oder jetzt Corona), Kriege (leider wieder aktuell), Industrialisierung und Strukturwandel, Klimaerwärmung sowie die Digitalisierung.

Einige Künstler*innen waren beim Presserundgang anwesend: (v.l.n.r.) Irmhild Koeniger-Rosenlechner, Axel M. Mosler, Klaus Pfeiffer, Marc Bühren und Wladimir Kalistratow
Einige Künstler*innen waren beim Presserundgang anwesend: (v.l.n.r.) Irmhild Koeniger-Rosenlechner, Axel M. Mosler, Klaus Pfeiffer, Marc Bühren und Wladimir Kalistratow

So berühren zum Beispiel Marc Bühren mit seinen manuellen und digitalen 3D-Drucken und Richard A. Cox mit seinen bunten Werken (Ölpastell auf Karton) mit ihrer besonderen Bildsprache die Corona-Pandemie. Sie nehmen die Entkörperlichung durch die mediale Bilder- und Datenflut als Grundlage für ihre Arbeiten.

Walter Hellenthal (Mischtechnik auf Papier), Christoph Ihrig (Tuschezeichnung), Axel M. Mosler (Fotografie) und Dieter Ziegenfeuer (Mischtechnik) erinnern mit ihren künstlerischen Werken an das existentielle Thema Erderwärmung sowie die zerstörerischen Folgen durch die Klimaveränderung.

Das Thema Digitalisierung nähern sich Wladimir Kalistratow und Andi Knappe auf ihre eigene Weise an. Kalistratow entwickelt nicht nur fantastische digitale Welten, sondern thematisiert diese auch. Kappe nähert sich dem Digitalen mit dem Printmix-Verfahren (Acryl/Lack auf Leinwand) an.

Variationen zum Thema „Industriearchitektur“ mit vielschichtiger Symbolik zeigt Petra Bötticher-Reiff mit ihren grafisch bearbeiteten Fotografien aus der Stahlindustrie-Vergangenheit in verwaschenen Grau-Schwarz-Weiß.

Mit ihren Zeichnungen, Collagen, Kaltnadelradierungen widmet sich Irmhild Koeniger-Rosenlechner drei berühmten Frauen. Sibylle Merian, Annette von Droste Hülshoff sowie Marie Luise Fleisser, die zu ihrer Zeit mit künstlerischen Aufbrüchen zukunftsweisend waren.

Mit seinen Rothko Variationen (Zeichnungen Bleistift) setzt sich Werner Bloch in seinen Arbeiten mit den Werken des amerikanischen Künstlers Mark Rothko auseinander.

Früher waren diese farbenfroh, ehe er in das (variable) Schwarz aufbrach. Er verbindet „Schwarz“ mit existenziellen Farben , sowie mit der leere und dem Nichts.

Die Ausstellung wird am Sonntag, den 27.03.2022 um 11:00 Uhr in der BIG Galerie Dortmund eröffnet




Dortmunder U mit spannendem Programm 2022

Bei der Jahrespressekonferenz am 15.03.2022 wurde das neue Programm des Jahres 2022 mit den beteiligten Ansprechpartner*innen auf den sieben Ebenen vorgestellt. Diese arbeiten zusammen an veränderten Strukturen und haben gemeinsam eine Reihe spannender Plänen und Projekten erarbeitet.

Der Leiter des Dortmunder U, Stefan Heitkemper, hat eine künstlerische Leitungsgruppe aus den Direktor*innen und Leiter*innen aus den verschiedenen Institutionen etabliert. Dazu gehören neben Dr. Florence Thurmes und Regina Selter (Museum Ostwall), Dr. Inke Arns (HMKV), Miriam Gaffran und Judith Brinkmann (UZWEI), Harald Opel (storyLab kiU der FH Dortmund), Prof. Dr. Barbara Weizel (Campus Stadt der TU Dortmund), Adolf Winkelmann (Künstler und Erfinder der Fliegenden Bilder), Nadine Haneman (Leiterin Marketing und Veranstaltungsmanagement), Christina Danick (Ausstellungsmanagement) sowie Daria Jaranowska (Leiterin „Digitale Kultur“). Heitkemper selbst ist für die Ressourcen, Moderation und Prozessgestaltung zuständig.

Die Verantwortlichen für das Dortmunder U und die einzelnen Etagen: (v.li.) Dr. Inke Arns (Direktorin HMKV), Künstler Adolf Winkelmann, Harald Opel (Leiter storyLab kiU der FH Dortmund), Daria Jaranowska (Leiterin „Digitale Kultur“), Regina Selter (Direktorin Museum Ostwall), Nadine Hanemann (Leiterin Marketing und Veranstaltungsmanagement), Stefan Heitkemper (Leiter Dortmunder U), Dr. Florence Thurmes (Direktorin MO), Mirjam Gaffran (Leiterin UZWEI) und Prof. Dr. Barbara Welzel (wissensch. Leiterin Campus Stadt der TU Dortmund). Foto: Roland Gorecki, Dortmund Agentur
Die Verantwortlichen für das Dortmunder U und die einzelnen Etagen: (v.li.) Dr. Inke Arns (Direktorin HMKV), Künstler Adolf Winkelmann, Harald Opel (Leiter storyLab kiU der FH Dortmund), Daria Jaranowska (Leiterin „Digitale Kultur“), Regina Selter (Direktorin Museum Ostwall), Nadine Hanemann (Leiterin Marketing und Veranstaltungsmanagement), Stefan Heitkemper (Leiter Dortmunder U), Dr. Florence Thurmes (Direktorin MO), Mirjam Gaffran (Leiterin UZWEI) und Prof. Dr. Barbara Welzel (wissensch. Leiterin Campus Stadt der TU Dortmund). Foto: Roland Gorecki, Dortmund Agentur

Im Jahr 2022 will das Dortmunder U unter anderem sein Profil als Haus der digitalen Kunst und Kultur und Experimentierfeld für neue digitale Technologien schärfen.

Daneben sind Diversität, Demokratie, kulturelle Bildung, Generationsgerechtigkeit, Umwelt (Klima) und Partizipation wichtige Leitpfeiler. Auch Kontakte zu Kooperationspartnern in der Stadtgesellschaft sind von Belang.

Bei der großen Sonderausstellung „Flowers!“ des Museum Ostwall vom (30. April bis 25. September 2022) ist zum Beispiel der Botanische Garten Dortmund beteiligt und wird den Vorplatz zum „Erblühen“ bringen. Unter dem Titel „Blumen in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts“ wird sich mit dem Thema in verschiedener Art analog sowie digital auseinandergesetzt. Dabei geht es sowohl um die Schönheit wie Zerstörung.

Die Bedrohung der Umwelt (gerade in diesen Kriegszeiten) beleuchtet Adolf Winkelmann mit seiner Arbeit „Die Wiese wackelt“!

Mit der Ausstellung #Kunstblumen =6.=5-26.06.22) bringt sich der Campus Stadt der TU Dortmund in das große Blumenfest ein. Während der „Flowers!“-Ausstellung

präsentieren auf der Hochschuletage (U1) junge Künstler*innen aus Grafik, Malerei, Fotografie und Plastik einen diversen „Garten“ von unterschiedlichen Positionen und künstlerischen Formen.

Mit „House of Mirrors. Künstliche Intelligenz als Phantasma“ beschäftigt sich eine Ausstellung des HMKV (Hardware Medien Kunstverein) vom 09. April bis 21. Juli 2022 mit Klischees über Künstliche Intelligenz. Die „KI“ wird schließlich von Menschen entwickelt, die zum Beispiel auch ihre Vorurteile einbringen können, oder die Frage nach dem Zurückgewinnen von Handlungsmacht.

Vom 3. September 2022 bis 15. Januar 2023 geht es auf der UZWEI bei der Ausstellung „Digitale Welten“ um die fantastischen Möglichkeiten erweiterter Realitäten.

Neu im U ist der „Immersive Raum“ im hinteren Foyer im Erdgeschoss. Bei diesem einzigartigen Forschungs- und Entwicklungsprojekt können Besucher*innen ab April 2022 in virtuelle Kunstwelten eindringen und in Dialog mit Kunstwerken beispielsweise aus dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) und vieles mehr treten.

Entwickelt wird es vom story.Lab kiU der Fachhochschule Dortmund in Kooperation mit dem MO und dem MKK.

Allein fünf Projektoren ermöglichen den Besucher*innen die Erfahrung einer stetig wachsenden Welt aus ausgeklügelten Interaktions- und Soundelementen.

Der immersive Raum ist Ergebnis des Projekts „page21“.

Das beliebte Mapping auf der Fassade des Dortmunder U wird ab Mitte Mai 2022 zum 50. Geburtstag der FH Dortmund auf der Vorderseite des Hauseszurückkehren.




Große Ruth Baumgarte-Ausstellung im MKK

Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) in Dortmund ist unter dem Titel „Werde, die du bist!“ vom 06.03.2022 bis zum 06.06.2022 erneut eine große Ruth Baumgarte-Ausstellung zu sehen.

Beim ersten Versuch durch die Corona-Pandemie gebremst, bekommt das umfangreiche das künstlerische Lebenswerk der in Coburg geborenen und in Berlin aufgewachsenen Malerin, Grafikerin und Galeristin Ruth Baumgarte (1923 – 2013) jetzt über einen längeren Zeitraum seinen verdienten Raum.

Die Übersichtsschau leitet in vier thematischen Kapiteln mit circa 160 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und historischen Dokumenten durch das reiche Leben und Werk der deutschen Künstlerin.

Dr. Eckhard Gillen vor dem Bild "A man without lifestock isn't a man" (Foto: © Katrin Pinetzki)
Dr. Eckhard Gillen vor dem Bild „A man without lifestock isn’t a man“ (Foto: © Katrin Pinetzki)

Eine starke Persönlichkeit, die ihrer künstlerischen Linie und Ansprüchen immer treu geblieben ist. Die unterschiedlichen Lebensabschnitte wurden auch durch verschieden farbige Wände unterstrichen.

Das Leben dieser Frau war von radikalen Umbrüchen geprägt. Aufgewachsen in der Zeit des Zweiten Weltkrieg mit seinen Schrecken, dann die Zeit des kalten Krieges, den angstbesetzten 1980er Jahren (mit der Tschernobyl-Katastrophe ), Wettrüsten, Wirtschaftskrise, ökologische Krise und die Situation der Menschen in Afrika beeinflussten ihr künstlerisches Schaffen.

Zwei Ehen, drei Kinder und zwei Stiefkinder und Todesfälle in ihrem familiären Umfeld waren ihre „privaten Umbrüche“.

Mit Tuschefeder und Aquarellpinsel bewies sie schon früh ihre präzise Beobachtungsgabe und Emphatie für die sozialen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen ihrer Zeit.

Es gelingt ihr eindrucksvoll, den Schmerz, das Leid, die Ängste der von ihr einfühlsam porträtierten Kinder, Arbeiter oder alten Menschen einzufangen.

Neben Porträts werden auch Theater- und Arbeitswelten eindringlich dargestellt. Ihr zweiter Ehemann war der Industrielle Hans Baumgarte. Über ihn bekam sie Einblicke in das harte Arbeitsleben der Arbeiter in den Eisenwerken.

Selbstporträts zeigen die Entwicklungen und Gefühlslagen der Künstlerin.

Ihre symbolhaften Arbeiten sind kritische Reflexionen zu umweltpolitischer und sozialer Fragen am Ende des 20. Jahrhunderts.. Dabei standen immer die Menschen im Mittelpunkt. In den späteren Jahren werden ihre Gemälde abstrakter und surrealer.

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist sicher der etwa 100 Zeichnungen und Gemälde umfassenden Afrika-Zyklus. Das Ergebnis von mehr als 40 Reisen nach Südafrika oder Ostafrika. Wie das Land und seine Menschen mit seinen Widersprüchen und Konflikten auf sie gewirkt haben, zeigen die eindrucksvollen Arbeiten mit den glühenden Farbwelten.

Eine besondere Ausstellung für eine bemerkenswerte Frau und Künstlerin.




„Horror repräsentiert immer den Entwurf einer Gesellschaft in Unordnung“

Die Ausstellung „Horror im Comic“, kuratiert von Dr. Alexander Braun, präsentiert vom 18. Februar bis zum 14. August 2022 anhand von Originalzeichnungen 70 Jahre Comic-Horror: von Dracula und Frankenstein über Geister und Dämonen bis zur Zombie-Invasion der Walking Dead und japanischem Manga-Gore.

Horror-Comics gibt es seit den frühen 1950er-Jahren. Sofort wurden sie von den konservativen Kräften der amerikanischen Gesellschaft während der McCarthy-Jahre angefeindet. Obwohl die Zeichner sich an den Illustratoren des 19. Jahrhunderts orientierten und die Inhalte der Comic-Hefte sich für die Werte der Verfassung einsetzten: gegen Rassismus, Antisemitismus, Bigotterie und Militarismus.

Leider half alles nicht: Von einem Untersuchungsausschuss des Senats in die Enge getrieben, verabschiedete die Comic-Industrie 1954 einen Selbstzensur-Code, der quasi alle „erwachsenen“ Themen bannte: nicht nur Horror und Crime, sondern auch jegliche politischen, religiösen oder gesellschaftskritischen Themen.

Dr. Alexander Braun präsentiert Horror im Comic. (Foto: © Katrin Pinetzki)
Dr. Alexander Braun präsentiert Horror im Comic. (Foto: © Katrin Pinetzki)

In den späten 60er Jahre wurde Horror wieder zu einer festen Größe der Pop- und Comic-Kultur. Geister, Dämonen und natürlich Zombies waren wieder in den Comics präsent.

Warum überhaupt Horror? „Horror repräsentiert immer den Entwurf einer Gesellschaft in Unordnung. So werden die Bilder im Horror immer dann besonders drastisch und grausam, wenn eine Gesellschaft ihre Perfektion und Makellosigkeit behauptet, oder ihre realen Grausamkeiten zu kaschieren versucht“, sagt Dr. Alexander Braun.

Die Ausstellung präsentiert anhand von 72 Originalwerken und vielen seltenen Archivalien 70 Jahre Comic-Horror. Sie erzählt unter anderem von den italienischen „Fumetti Neri“ (Schwarze Comics), die im Nachkriegs-Italien von Millionen Italienern gelesen wurden und den Boden für die ebenso erfolgreiche wie ambitionierte Reihe „Dylan Dog“ bereiteten. Sie stellt ebenso japanischen Horror als Kapitalismuskritik vor, wie Horror in Science-Fiction und in der Tiefsee.

Zur Ausstellung wird ein 456 Seiten starker Katalog (avant-verlag, Berlin) zum in der Ausstellung ermäßigten Preis von 39 Euro erscheinen.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. So wird am 31. März Dr. Mark Benecke, Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe, zu Besuch sein, um das Genre auf den Prüfstand der Wissenschaft zu stellen. Am 7. April steht der beliebte „Comic-Streit“ im Zeichen des Horrors. Dazu gibt es weitere Programmpunkte und Pädagogik-Angebote.

Eine Online-Einführung in die Ausstellung gibt es unter www.youtube.com/watch?v=C21q19Cclgs

Horror im Comic. 70 Jahre Grusel und Schrecken
18. Februar bis 14. August 2022
schauraum: comic + cartoon, Max-von-der-Grün-Platz 7, 44137
Dortmund
Eintritt frei, empfohlen ab 16 Jahren




Fieberträume im .dott.werk

Mit einer Gruppenausstellung präsentiert sich das .dott.werk im Kaiserstraßenviertel diesmal als Raumgeber für bildende Kunst: Bis zum 25. Februar 2022 stellen in der Düsseldorfer Straße 18 vier Künstlerinnen aus dem Netzwerk FemArt Dortmund ihre Arbeiten. Mit dabei sind Yume No Yukari, Ewa Mazur-Koj, Jasmin Al-Lahham (Miami Punk Machine) und Kuriosa.

In einem Fiebertraum erzeugt das Gehirn Bilder oder Visionen, die sowohl fantastisch als auch albtraumhaft, absurd oder grotesk sein können. Zum anderen scheint die Zeit der Corona-Pandemie mit den ganzen Lockdowns sich auch wie ein Fiebertraum anzufühlen.

Miami Punk Machine - Wolpertinger
Miami Punk Machine – Wolpertinger

Bei der Fotografin Yume No Yukari wirken die Frauenportraits durch Fotoeffekte surreal und experimentell. Die Verfremdung durch Lichteffekte schafft eine Unwirklichkeit beim Betrachtenden.

Vornehmlich mit Acryl, aber auch anderen Materialien wie Tusche arbeitet Ewa Mazur-Koj. Thematisch beschäftigt sich mit dem Thema häuslicher Gewalt und Einsamkeit, die vor allem durch die Corona-Pandemie stärker zum Tragen gekommen sind. Ihre Arbeiten wirken düster, stellen Personen dar, die durch Einsamkeit verkümmert sind. Eindringlich sind ihre Arbeiten, die sich mit häuslicher Gewalt befassen.

Kuriosa arbeitet mit vielen unterschiedlichen Arbeiten. Sie zeichnet, malt und fertigt textile Kunst. In ihren Bildern arbeitet sie Gegenstände ein, so das aus dem Bild ein dreidimensionales Kunstwerk wird. Ihre Arbeiten sind, so die Künstlerin, eine Brücke zwischen Vision und Wirklichkeit.

Die Arbeiten von Miami Punk Machine sind sehr illustrativ, es tauchen Fantasiefiguren wie Werwölfe, Hexen oder Wolpertinger auf. Auch dem Klarträumer, dem Oneironaut, ist ein Bild gewidmet.

Öffnungszeiten des .dott.werks: Sonntag (20.2), Montag (21.2.), Dienstag (22.2.), Mittwoch (23.2.), Freitag (25.2.): 15 – 19 Uhr




Die Chimären des Rombergparks

Susanne Schütz stellt derzeit, vom 6. bis 27. Februar im Torhaus aus

Susanne Schütz, eine junge Dortmunder Künstlerin mit einem Atelier im Depot, stellt ihre Gemälde im Torhaus der ehemaligen Burg Haus Romberg unter dem Titel: Die Chimären des Rombergparks.

Das Sujet wirkt im ersten Moment etwas befremdlich, denn alle menschlichen Formen sind insektenhaft dargestellt. Es hat etwas von Science Fiction. So als seien Außerirdische gelandet.

Im Gespräch mit Susanne Schütz, der Künstlerin, wird deutlicher, wie es zu diesen ungewöhnlichen Bildern kam. Einmal das Ausstellungsgelände, bzw. der Ort. Das ehemalige Torhaus des Schlosses Romberg am Haupteingang zum Botanischen Garten Rombergpark. Einem der größten botanischen Gärten der Welt und schon von einem der ehemaligen Schlossherren im 18. Jahrhundert angelegt.

Torhaus mit Biene: Susanne Schütz stellt in der dortigen Galierie aus.
Torhaus mit Biene: Susanne Schütz stellt in der dortigen Galierie aus.

Und dann ist da noch Georg Samsa aus „Die Verwandlung“ von Kafka. Das Sujet ist in der Tat kafkaesk. Wer  Peterchens Mondfahrt kennt und Herrn Sumsemann, könnte auch hier Entsprechungen finden, wobei das ein persönlicher Eindruck ist, vielleicht wegen der Unvoreingenommenheit von Peterchen, als er Herrn Sumsemann trifft …

Auch der barocke Kaffeetisch ist „insektiziert“, wie man sich auch selbst in Spiegelbildern betrachten mit mehr oder weniger „insektiziden“ äußeren Eigenschaften. Metamorphosen eben, ganz wie bei Herrn Samsa. Befremdlich? Ja! Aber bewusst, denn durch unser Handeln, Glyphosat, etc. im Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen, nehmen wir keine Rücksicht auf unsere Umwelt im ewigen Mehr einer pervertierten Bronzezeitwirtschaft, in der die Schwächsten verlieren Insekten, Vögel, auch Menschen. Die Bronzezeit endete mit den „Seevölkern“ … eigentlich kamen die Zusammenbrüche der damaligen Imperien von innen heraus … jetzt wie viele Autoren in ihren Romanen beschreiben von Insekten?

Faszinierend sind die Bilder alle, besonders beeindruckend aber das elegant wirkende androgyne Mensch-Käfer Wesen, das mit einem Eichhörnchen interagiert. Oder auch der verdammt wütende Beau, der zu einem Schmetterling mutierte, man möchte ihm gerade nicht wirklich begegnen, denn Schmetterling werden, war nicht auf seiner Agenda.

Bei einigen Bildern wirkt es als seien sie „autobiografisch“, da sie eine Ähnlichkeit mit der Künstlerin Susanne Schulz aufweisen. Aber das kann auch ein Einbildung sein, denn Frau Schulz ist alles andere als eines der Wesen, die sie Porträtiert hatte …

Sollte einem Besucher eines der Bilder gefallen, so kann er es auch käuflich erwerben.