Paul im Pott – Ausstellung im .dott.werk

Migration, Büdchen, Bergbau – Michael Rieger erzählt die Geschichte von Paul im Pott in kurzen Texten mit ausdrucksstarken Illustrationen in seinem Buch „1920 Paul im Pott“. Das .dott.werk zeigt bis zum 13. November 2022 Originalzeichnungen aus dem Band.



Aus dem Osten in den Westen. Die typische Familiengeschichte für den Ruhrpott. Die Vorfahren (bei Michael Rieger ist es der Großvater, bei mir der Urgroßvater) kommen aus dem heutigen Polen ins Ruhrgebiet, meist um dort als Bergmann zu arbeiten. Die Illustrationen aus seinem Buch „1920 Paul im Pott“, in dem er die Geschichte seines Großvaters Paul erzählt – zeigen eine sehr persönliche und zugleich universelle Geschichte. Neben Alltagsgeschichten wird auch auf historische Ereignisse wie den Ruhrkampf Bezug genommen. Die 20er Jahre waren ähnlich krisenhaft wie unsere heutige Zeit findet Rieger.

Der Ruhrpott spielt immer mit in Michael Riegers Arbeiten: Passend zum Thema zeigt die Ausstellung seinen Videofilm „Engelberts Bude“ von 1991 über die Kioskkultur im Ruhrgebiet. Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, kann das Buch im .dott.werk erwerben, ein Teil des Verkaufspreises geht an eine Dortmunder Organisation zur Unterstützung obdachloser Menschen.

Am Freitag (11.11.2022) lädt das .dott.werk im Rahmen der Ausstellung um 18.00 Uhr zum Feierabendbier ein. Interessierte und Menschen aus der Nachbarschaft sind herzlich eingeladen, dem Dialog zweier spannender Künstler zu lauschen und selbst mit ins Gespräch einzusteigen: lllustrator Michael Rieger trifft Schauspieler, Regisseur und Autor Hans-Peter Krüger. Während Rieger, der Illustrator, die Arbeitsmigration seines Großvaters aus Schlesien ins Ruhrgebiet in Bildern und pointierten Geschichten verarbeitet, sucht Krüger, der Schauspieler, nach einem Weg, seine aufwühlende Begegnung mit den vom Faschismus geprägten westfälischen Männern seiner Familie künstlerisch aufzubereiten.

Im Anschluss an das Gespräch werden zwei Originalzeichnungen des Autors versteigert, und ein Teil des Erlöses wird einer Migrantenorganisation gespendet.




„Ich ging in die Wälder“ – Malerei und Zeichnungen von Sabine Held

Sabine Held geht schon jahrelang „in die Wälder“ und findet dort Ruhe und Inspiration. Im Frühling, Sommer und Herbst beherrschen die Farben und Geräusche das Erleben und im Winter zeigen sich im veränderten Licht die wunderbaren Strukturen des Geästs in klaren Linien.



So ist ihre Malerei nicht nur die Wiedergabe der Farben, sondern auch der Stimmungen und Geräusche, die man bei einem Aufenthalt in der Natur wahrnimmt. Da schichten sich im Frühling die Töne des plätschernden Baches auf das zarte Grün des ersten Laubs, die Vogelstimmen können vielleicht als kleine Farbinseln irgendwo auftauchen. Im Sommer dann das satte Grün in vielfältigen Nuancen und das Rauschen der voll belaubten Bäume, das Rascheln am Boden, das durch Insekten oder kleine Tiere verursacht wird, Rufe von Vögeln, die ihre Jungen warnen, vielleicht auch Gewitterwolken, die plötzlich eine völlig andere Beleuchtung erzeugen, es gibt so viele verschiedene Eindrücke, die verarbeitet und nebeneinander oder übereinander dargestellt werden wollen. Im Herbst verändert sich nicht nur die Farbpalette, sondern auch das Geräusch beim Gehen durch den Wald und das Auge nimmt unzählige Veränderungen wahr. Die Aktivitäten der Tiere sind auf Bevorratung ausgerichtet und so sieht man nicht nur die Menge an Früchten und Pilzen, die darauf warten eingesammelt zu werden, sondern auch Vögel und Eichhörnchen, die hektisch stochern und buddeln. Auch diese Stimmung wird nachvollziehbar durch Farbimpressionen dargestellt. Im Winter kehrt dann Ruhe ein: die Bäume stehen in grafischer Klarheit beieinander und das Licht zeigt ständig, dass sie keineswegs lediglich braune Gerüste sind, sondern eine Vielfalt an Farbnuancierungen aufweisen, die sich jeden Moment ändern kann.

Aber die Künstlerin erlebt nicht nur den Wald, sondern hat sich auch dem Farbspiel der Berge gewidmet und lässt in einigen Arbeiten ihre Gedanken zum Umwelt- und Klimaschutz einfließen. In manchen Bergmotiven sind aufgeklebte Fäden zu sehen, die Gletscher markieren (man könnte diese Fäden abknibbeln und so das Gletscherschmelzen nachvollziehen) und so die Formen und Farben der Bergwelt noch betonen. Weitere Bilder spielen mit dem wechselnden Licht, das den Linien der Berge immer andere Färbungen gibt und so unterschiedliche Stimmungen hervorruft.

Ob es nun die teilweise eher abstrakte Malerei ist oder die Hell-Dunkel-Kontraste der Zeichnungen von Sabine Held – das Wohltuende eines Aufenthalts in der Natur ist immer zu spüren. Er klärt die Gedanken, sensibilisiert den Menschen für die Schönheit und die „Wunder“ der Natur und macht uns bewusst, dass wir hier eigentlich seit 300.000 Jahren nur Gast sind und ein Gast hat sich zu benehmen, sonst fliegt er raus.

Wer die ganz persönlichen Naturerlebnisse von Sabine Held im Kunstbonbon betrachten möchte, der kann das auch nach der Vernissage am 29.10.2022 noch zu den üblichen Öffnungszeiten (di 13-18,fr 15-18, sa 12-15Uhr) bis zum 26.11.2022 tun.




Game on! – Ausstellung verbindet Kunst und Spiel

Bis zum 20. November 2022 zeigt das Künstlerhaus am Sunderweg 1 eine hochinteressante Ausstellung zu den Themen Kunst und Spiel. Elf Positionen zeigen die Verbindung zwischen Spiel und Kunst. Das Spielerische oder auch die Erinnerung an die Kindheit werden von den Künstler*innen unterschiedlich bearbeitet. Und wie es sich zu einer solchen Ausstellung gehört, manche Kunstwerke laden zum Ausprobieren ein.



Florian Witt zeigt ein großes Wandgemälde, dass wie eine Art Puzzle aufgebaut ist. So dass der Künstler nur einen Ausschnitt zeigen kann, der ein Gesamtwerk. Zum Ausprobieren ist seine Windmühle. Hier müssen die Besucher*innen Hand an die Kurbel legen, so dass sich – über Seile gespannt – eine Windmühle betreiben lässt. Da die Kurbel aus Holz ist und beim Bewegen Geräusche von sich gibt, spielt Witt auch mit der Zerbrechlichkeit.

Mara Heuer arbeitet seriell und zeigt auf großformatigen LKW-Planen ihre Serie „Knuddel mich“. Hier stehen Kuscheltiere im Mittelpunkt, die Kindheitserinnerungen wecken. Nostalgische Gefühle könnten bei den Besucher*innen aufkommen: „Hatte ich nicht so ein Kuscheltier?“

Von Architektur fasziniert ist Elizabeth Charmrock. Die Künstlerin kombiniert Stadtplanung mit künstlerischem Ansatz. Dazu hat sie kleine Modelle gebastelt, die sie zu einer Stadt zusammengefügt hat. Besucher*innen können selbst probieren, ihre Stadt zu bauen und sogar für Zuhause die Modelle kaufen.

Glenn de Cock entwickelte ein Computerspiel in einer U-Bahn, in dessen Tunneln sich eine Sagenfigur aufhält, der Tatzelwurm. Diese Ästhetik der eidechsenartigen Kreatur findet sich in seinen 3-D Drucken wieder. So schuf der Künstler ein Schachspiel, das von den Besucher*innen gespielt werden kann.

Bei den Kunstwerken von Ellen DeElaine ist Mitmachen und Miträtseln erlaubt. Ihre Arbeiten sind inspiriert von Rätseln, die oft in Zeitschriften für Kinder auftauchen, bei denen man beispielsweise einen Ausgang finden muss. So wird ein QR-Code zu einem Labyrinth.

Ebenfalls zum Mitspielen ist das Kartenspiel von Renaud Héléna. Die Aufgaben erinnern an Kommunikationsspiele. Hinzu kommt eine gewisse Doppeldeutigkeit, die auch in seinen anderen Spielen zu finden ist und eine Identifizierung erschweren.

Von alten Spielerlebnissen kommen wir zur Gegenwart oder besser in die Zukunft. Line Finderup verwandelt das Künstlerhaus via „virtual reality“ in eine österreichische Weinstube im Freien.  Es ist faszinierend, wie sich der Raum verändert und man sich schnell in der künstlichen Welt verlieren kann.

Maria Kobylenko und Raiko Sanchez zeigen eine Welt, in der Spielfiguren zum Leben erwachen. Die digitalen Spielwesen sind an keine realen Vorgaben geknüpft und wirken futuristisch.

Gleich zwei Arbeiten zeigt Jule Tabea Martin. In der ersten Arbeit verbindet sie Basketballkörbe, die mit menschlichen Haaren geknüpft sind. In der zweiten Arbeit steht die Kombination zwischen Tischtennis und Haaren im Mittelpunkt. Die Haare stehen hier bei für ein weibliches Prinzip, währen die beiden Sportarten männlich dominiert sind. Auch steht die Berührung der Haare/Netze in beiden Sportarten für etwas Gegensätzliches. Fällt im Basketball ein Ball durch das Netz zählt dies als positives Ereignis, während beim Tischtennis der Netzkontakt negative Folgen hat.

Ein interaktives Spiel  mit dem Titel „Stormy Night“ stellt Sharon Paz vor. Die Teilnehmer*innen müssen sich in drei Kapitel durch eine schlaflose Nacht in einem dreidimensionalen Raum zurechtfinden.

Raumzeichnungen nennt W.N. van Ravenhorst ihre Installationen. Das hauptsächliche Element sind Sicherheitsgurte, die sich interaktiv von den Besucher*innen verändern lassen. Es erinnert an Fadenspiele wie das Abnehmen, die man früher als Kind gespielt hat.

Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1

 Öffnungszeiten der Ausstellung Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr  




Tension – Spannung in der BIG Gallery

Bis zum 06. November 2022 zeigt die BIG gallery in der Rheinischen Straße 1 die Ausstellung „Tension“ der Künstlergruppe „Collectif le maronniers“ aus Amiens, der französischen Partnerstadt Amiens.



„Tension“ bedeutet wie im Englischen „Spannung“ und Spannungen haben wir momentan leider mehr als genug. Elf Künstler*innen zeigen ihren Blick auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Ängste vor den Schrecken des Krieges sind allzu deutlich in den Arbeiten zu sehen. Gibt es Hoffnung?

Geradezu wütend wirkt eine Arbeit von Geneviève Agache, die in einem knallenden Rot gehalten ist. „Die Aggressionen der Welt nehmen zu“, schreibt sie im Katalog zur Ausstellung.

Lookace Bamber zeigt überarbeitete Fotografien, die mit Farbe bearbeitet wurden. Passend zum Thema herrscht die Farbe Schwarz vor.

Von Bienenwaben fasziniert ist France Dufour. Die geometrischen Arbeiten strahlen Licht und Farbe aus. Farbig sind auch die Werke von Christian Dupuis. Dazwischen platziert der Künstler grafische Elemente, die die Farbigkeit unterbrechen.

Kriege gehören leider zur Geschichte der Menschheit dazu. Vor allem der Erste Weltkrieg hat beispielsweise an der Somme zahlreiche Spuren hinterlassen wie unzählige Soldatenfriedhöfe. Michel Gombart fotografierte diese Hinterlassenschaften menschlicher Grausamkeit in eindrücklicher Weise.

Virgine Fender erstellte einige Poster, die sich mit dem Thema Krieg und Frieden beschäftigen. Menschenleer sind die Fotos von Lolita Lejeune. Das Besondere daran ist. Dass sie wie Schwarz-Weiß-Bilder wirken, jedoch enthalten sie immer keine kleine Spur Farbe, wenn man sie genauer betrachtet.

In den Fotos von Yazid Medmoun tauchen Menschen auf und zwar schauen sie Nachrichten über den Ukraine-Krieg. Den Künstler interessiert, wie die Menschen auf die Ereignisse reagieren. Angsterfüllt oder gelassen.

Großformatige Arbeiten in Schwarz und Grau zeigt Patrice Roger. Die wuchtigen Arbeiten sind der Ausdruck des Künstlers nach der Suche nach Wahrheit, nach einer Zukunft.

Der Mensch ist im Zentrum der Arbeiten von Bernard Sodoyez. Trotz aller Farbigkeit wirken die Gestalten in seinen Bildern sehr zerrissen und verletzlich. Verständlich bei all den Krisen und Konflikten in der Welt. Auch Jean-François Petitperrin interessiert sich für den Menschen. Sein Körper, seine Form, aber vor allem, was er mit seiner Lebensweise auf der Erde bewirkt.




Fiona Banner und das künstlerische Spiel mit Gegensätzen

Auf der 3. Etage des Dortmunder U hat der Hardeware MedienKunstVerein (HMKV) sein Zuhause. In den nächsten Monaten, vom 17.09.2022 bis 29.01.2023 können dort Besucherinnen und Besucher die Ausstellung „Pranayama Typhoon (Soft Parts Wing Flap Fin)“ der britischen Künstlerin Fiona Banner aka (genannt) The Vanity Press sehen und erleben.



Wie Dr. Inke Arns beim Pressegespräch verriet, wurde sie bei eben dieser Ausstellung der Künstlerin im April dieses Jahres in einer Kirche aufmerksam.

Das Fiona Banner (*1966) mit Gegensätzen spielt, wird schon beim Titel deutlich. Das Wort „Pranayama“ ist eine uralte Atemtechnik, während „Typhoon“, ein immer häufiges auftretendes Naturphänomen, aber gleichzeitig den Namen eines hochmodernen Kampfflugzeuges beinhaltet.

Die Ambivalenz manifestiert sich auf besondere Weise in die „kalten Tötungsmaschinen“ und dem „weichen Stoff“ der Attrappen. Assoziationen zu (aktuellen) Kriegen kommen da manchen Betrachtenden wohl in den Sinn.

Die Künstlerin nutzt unterschiedliche Medien als Ausdrucksform.

So befinden sich mitten im Raum (3. Etage HMKV) aufgeblasene graue Flugzeugteile in Originalgröße (Außenhülle, Planen) als gemütliche weiche Sitzgelegenheiten. Das weiche Material steht hier wieder als Gegensatz zum martialischen Kampfflugzeug.

Frontal ist das ungefähr zehnminütige Video „Pranayama Organ (2021), gedreht an der südenglischen Küste (am Kanal) auf einer großen Leinwand zu sehen. Es zeigt zwei aufblasbare Flugzeug-Attrappen in Originalgröße, eine Typhoon und eine Falcon. Im Morgengrauen tauchen zwei Figuren auf, gekleidet als die beiden Kampfflugzeuge. Sie sind in eine Art kämpferischer Bindung gefangen. Gleichzeitig treibt sie ein unerfülltes Verlangen nach Intimität. Es ist ein Ritual aus Balz und Kampf. Die in einer Londoner Kirche aufgenommen Orgelklänge (verweisen auf den Kult-Song „Wild ist the Wind“) sowie Geräusche des Winds unterstreichen die Spannung des Werks.

An der rechten Seite befindet sich ein „atmende“ aufgeblasene Kampfflugzeug-Attrappe in Originalgröße.

Verteilt über den Raum sind unter dem Titel „Fallstop Sea Scapes (2020-20222) fünf kleine gefundenen Gemälde, die das Meer zeigen zu sehen. Banner hat hier die ursprünglichen Motive, Seeschiffe, Schlachtschiffe oder Zerstörer, übermalt und stattdessen durch schwarze, in Öl gemalte Punkte (Interpunktion) ersetzt. Das sorgt für eine besondere Strukturierung.

„Runway“ (September 2021) stammt aus einer Serie für die koreanische Vogue, als die Künstlerin für Seoul ausstellte. Sie nutzt das Magazin-Format als skurrile, Performance-Raum, indem sie aufblasbare Flugzeuge als Ersatz für Kostüme und Requisiten einsetzt. Sie verweist so auf den Laufsteg als theatralischen Mode-Raum und zudem als Startrampe für ein Fluggeräte.

„Dear Bathos, Love…“ (2022), ein Film auf einem Monitor, zeigt eine ISBN-Nummer (2009 gab sich die Künstlerin selbst eine ISBN-Nummer und registrierte sich als Publikation unter ihrem eigenen Namen) auf einer Art Liedtafel wie sie es in Kirchen gibt. Es wurde der Verlauf des Sonnenlichts auf der Tafel im Laufe des Tages beim Dreh in ihrem Atelier aufgezeichnet. Ein verweis auf einen Zustand oder Gefühl.

Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, den 16.09.2022 um 17:00 -22.00 Uhr auf der 3. Etage des Dortmunder u statt.

Führungen: Immer am Sonntag um 16:00 Uhr! Online-Führungen immer zweimal im Monat.

Weitere Infos zur Ausstellung auf der Seite des HMKV.




MO Kunstpreisträgerin 2022 heißt Hannah Cooke

Am Sonntag, dem 11.September 2022 verleihen die Freunde des Museum Ostwall e.V. nun schon zum neunten Mal den mit 10.000 Euro dotierten MO_Kunstpreis für dieses Jahr im Dortmunder Museum Ostwall im U (Schaufenster). Mit dem Preisgeld wird ein Kunstwerk für die Sammlung des MO erworben. Seit 2020 unterstützt die Stadt Dortmund den Ankauf mit weiteren 10.000 Euro.



Das Ziel ist, den Fluxus-Schwerpunkt der Sammlung zu stärken, und um zeitgenössische Positionen zu erweitern.

In diesem Jahr geht der begehrte Preis an die Künstlerin Hannah Cooke (Jahrgang 1986, Karlsruhe). Ihr Bezug zu Fluxus liegt in ihrer (kritischen) Auseinandersetzung mit Themen des täglichen Lebens. Sie erforscht mit ihren Arbeiten sensibel gesellschaftliche Schieflagen.

Wie sie selbst sagt, steht am Anfang die Idee. Mit Sorgfalt und Akribie recherchiert Cooke ihre Werke zu Themen wie institutionelle Hierarchien und Strukturen (auch innerhalb des Kunstbetriebs) oder Genderfragen. Danach setzt sie sie mit Humor in Performance, Videos, Fotografien oder Installationen um. Dabei bietet sie keine einfachen Lösungen an, sondern regt die Betrachtenden subtil an, ihre Sinne für die erkannten Schieflagen zu schärfen.

Im Anschluss an die Preisverleihung am 11.09.2022 um 11:00 Uhr wird im Mo_Schaufenster (5. Etage im Dortmunder U) eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin eröffnet. Zu sehen sind u.a. ihre angekauften Videoinstallationen „Ada vs. Emin“ und „Ada vs. Abramović“ zu sehen.

In ihren beiden rekonstruktiven Videoinstallationen stellt sie zusammen mit ihrer 2018 geborene Tochter Ada (damals noch Säugling) mit ihrer unterschiedlichen Position den beiden einflussreichen Künstlerinnen Tracey Emin und Marina Abramović gegenüber. Im Gegensatz zu ihr vertreten die beiden vorgeblichen Feministinnen die Position, das es nicht möglich ist, gleichzeitig eine gute Mutter und erfolgreiche Künstlerin zu sein.

Eindrucksvoll ist auch ihr Wandteppicharbeit „Bitter Pills“ (100 % Schurwolle, Spiegel). Der von Hannah Cooke handgetuftete Wollteppich zeigt in der Mitte eine übergroße Vulva (Symbol für die Bedeutung des weiblichen Körpers für das Gebären von Leben). Die Hyänen an den vier Ecken weisen auf die von der Psychoanalyse zugeordneten „Hysterie“ hin. Die vielen bunten Pillen auf die Belastung des weiblichen Körpers zum Beispiel durch die „Anti-Baby-Pillen“.

Jenseits der Gynäkologie nehmen Mediziner und Pharmakologen lieber den männlichen, als den „zu komplexen“ Körper der Frauen als Grundlage für ihre Forschungsarbeiten. Dies hat weitreichende Folgen für die medizinische Versorgung für den weiblichen Teil der Bevölkerung.

Das nur als kleiner Anreiz für einen Besuch der Ausstellung. Es gibt auch wieder ein umfangreiches Begleitprogramm. Mehr darüber erfahren Sie über die internet-Seite des Museum Ostwall im U.

Die Ausstellung läuft vom 13. September 2022 bis zum 8. Januar 2023.




Der Produktionsprozess als Kunstwerk

Die Künstlervereinigung „Dortmunder Gruppe“ zeigt vom Sonntag, den 11.09.2022 bis zum 02.10.2022 zum letzten Mal in den Räumlichkeiten der BIG Gallery (Dortmund, Rheinische Straße 1) eine Performance und Ausstellung „MNZ“.

Pia Bohr und Alexander Pohl berichtete beim Pressegespräch über den Hintergrund diese besonderen Performance-Ausstellung.



Schon seit einiger Zeit wurden die Bedingungen für die Künstlergruppe in der BIG Gallery wohl immer schwieriger. Am Ende fühlte man sich mit den jährlichen Ausstellungen der Bilder und Skulpturen eher als schmückendes Beiwerk für Meetings beispielsweise im Haus.

Die Städtische Galerie Torhaus Rombergpark reicht alleine nicht aus. Nun ist man auf der Suche nach einem geeigneten Ort für die Künstlervereinigung.

Günstige Discounterkunst auf der einen, super teure, im Augenblick gefragte „hippe Kunst“ machen es örtlichen Kunstschaffenden schwer, ihre Werke zu verkaufen. Die Künstler*innen der „Dortmunder Gruppe“ spielen in ihrer Performance „MNZ“ mit diesen traurigen Blüten der Kunstwelt.

Der Ausstellungsraum der BIG Gallery wird zur Produktionsstraße, jeder der beteiligten Künstler*innen ein Rädchen in der Kunstmaschine und Diener des Produktionsprozesses.

Vierzig identische Bilder werden nach einer typischen Dortmunder Bildvorlage (Siegelpils-Flasche) auf eine Leinwand im Format 60×80 cm in einer kollektiven, seriellen Produktion hergestellt. Das Ergebnis wird direkt im Anschluss im Ausstellungsraum gehängt. Es kann vor Ort reserviert und für 19,98 Euro käuflich erworben werden.

Neun Künstler*innen sind um einen langen mit Malerfilz abgedeckten langen Tisch gruppiert mit Stationen wie am Fließband. Vorne bei Station 1 kommt eine identische reproduzierte Vorlage hinein, die von Station zu Station mit verschiedenen Farben akribisch ausgemalt werden.

Immer dieselben Farben und Striche, über mehrere Stunden. Am Ende kommt eine Serie von Kopien ein und desselben Bildes als Ergebnis eines kollektiven Prozesses heraus. Dieser wird von vier Personen am Tischende sorgfältig und genau beobachtet. Antreibende Musik läuft im Hintergrund. Bei kleineren Auszeiten bei diesem Marathon sind „Springer“ zur Stelle.

Jede Kopie ein Original! Es stellt sich die Frage. Was ist Kunst?

Eine sich Kunst und kulturbeflissene darstellende Stadt wie Dortmund sollte sich überlegen, mehr für die hiesigen bildenden Künstler*innen zu tun. Die Performance beginnt am Sonntag, den 11.09.2022 um 11:00 Uhr und geht bis ca. 17:00 Uhr.




Neun Sonnen – Digitale Utopien in der UWEI

Vom 08. September 2022 bis zum 15. Januar 2023 zeigt die UWEI des Dortmunder U die immersive Ausstellung „Neun Sonnen“. Hier gibt es alternative Realitäten zu entdecken, sich zu entschleunigen und neue virtuelle Räume entdecken. #neunsonnenexperience



Wenn Künstler sich die Zukunft vorstellen, wird es meistens düster. Dystopien in verschiedenster Form lassen grüßen, die Farbe Schwarz ist vorherrschend. Doch diese Ausstellung ist anders. Bunt und farbig. Gemäß den Satz der Science-Fiction Autorin Octavia E. Butler „Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Aber es gibt neue Sonnen.“ präsentieren elf Künstler*innen Arbeiten, die das Verhältnis zwischen Natur und Technik thematisieren. Wie sehen ihre Utopien aus?

Die Videoarbeit von Johanna Mangold zeigt überhaupt keine positive Utopie. Denn sie zeigt das Verhältnis zwischen einer Ameisenart und parasitären Pilzen, die sich zu einer Symbiose vereinigen. Leider zum Nachteil der Ameisen. In ihrem Video verbindet sie 2-D Animationen mit Synthesizer-Sounds und Text.

Virtual Reality (VR) ist das Stichwort für Lena Biresch und Nico Parisius. Sie bilden das Kollektiv PRESS [ST]ART und bieten mit „Me, myself and my Avatar“ einen Ausflug in virtuelle Welten. Hier können Besucher via VR-Brille einen von drei Avataren steuern, die allesamt Besonderheiten haben wie beispielsweise einen dritten Arm. Wie geht das menschliche Gehirn damit um?

Gamer unter den Besucher*innen werden Spaß haben an „Orun Rere – Swarm Prototype 4“ der beiden Künstlerinnen Glor’la & alpha_rats. Kann man in den meisten Spielen nur „männlich“ oder „weiblich“ wählen, ist „Orun Rere“ ein Spiel ohne binäres Denken.

Augmented Reality hat durch Pokeman Go vor einigen Jahren einen Boom erlebt. Die Künstlerin Eunjeong Kim verwandelt ihren Bereich mithilfe eines Tablets in einen Raum, in denen Objekte auftauchen, die sich bewegen und auch klingen.

„Chasing Landscapes“ heißt die interaktive Installation von Vesela Stanoeva, die gleichzeitig auch Kuratorin der Ausstellung ist. Ihre projizierte bunte Landschaft kann durch Besucher*innen gestaltet werden, die die Installation per Bewegung zu einem anderen Ort verändern können.

Dimitris Gkikas entführt die Besucher*innen mit „Mnemosyne Unit-01“ in eine ferne Zukunft. Seine Installation erzählt die Geschichte einer Kreatur, die wegen eines Virus sämtliche DNA der Menschheit in sich aufgenommen hat.  

Andrea Familari ist ein Medienkünstler, der bei dieser Ausstellung mit einem Spiegel (TTN-YOU) aufwartet. Anders als im Märchen, sagt er nichts, sondern reagiert auf dem Lärm, den eine Person erzeugt. So entstehen ungewöhnliche bunte Bilder.

Eine virtuelle Reise zu den fünf menschlichen Sinnen ermöglicht das Studio „Baum & Leahy“. Begleitet von den Hütern der Sinne können sich die Besucher*innen auf neue Erlebnisse in der virtuellen Welt freuen.

Ein wenig Zeit brauchen die Besucher*innen für „Sleep like Mountains“ von Lotta Stöver. Hier wird die Oberfläche des menschlichen Körpers gemessen und mit Geodaten der Erde verglichen. So bekommt der/die Besucher*in einen Ort präsentiert, der seinem/ihrem Körper entspricht.

Wird es in der Zukunft eine Form der digitalen Unsterblichkeit geben? MengXuan Sun experimentiert mit dieser Frage in ihrer Video Installation „TaiChu3030“. Hier können die Besucher*innen wieder mit einer VR-Brille in virtuelle Welten abtauchen und einen imaginären Blick in die Zukunft werfen können.

Für die Ausstellung wurde extra ein Sounddesign geschaffen. Verantwortlich dafür ist der Soundkünstler Christian Bröer. Besonders schön ist auch das Ausstellungsdesign geworden. Mehr als 15.000 Papierstreifen führen die BesucherInnen durch die einzelnen Räume. Dazu gibt es auch noch ein futuristisches Sofa als „Snoezel-Element“.

Die UZWEI freut sich schon auf Reaktionen der Besucher*innen unter dem Hashtag #neunsonnenexperience

Die Eröffnung ist am Donnerstag, dem 08. September 2022 um 17 Uhr.




Landschaftsbilder von  Johann Hinger an zwei Orten

Vom 04. September 2022 bis zum 15. Januar 2023 stellt das Hoesch-Museum und das Atelierhaus Westfalenhütte insgesamt über 60 Arbeiten von Johann Hinger aus. Das Hauptthema seiner Bilder sind die Landschaften des Ruhrgebiets.

Wie kommt ein Österreicher ins Ruhrgebiet? Der Liebe wegen. Deshalb wechselte Johann Hilger von der Kunstakademie in Wien nach Düsseldorf und zog 1976 ins Ruhrgebiet. Hier fand er auch sein Hauptthema: Die Landschaften des Ruhrgebiets.



Abseits der Klischees hat das Ruhrgebiet einiges zu bieten. Die Kombination von Industriestrukturen und Natur macht die Gegend zu etwas Besonderem. Hier wechselt sich ein stillgelegtes Stahlwerk mit einem ursprünglichen Wald ab, ein belebter Binnenhafen mit ruhiger Flussaue. Die Motive von Johann Hinger halten die Balance zwischen Industrie, Kultur und Natur.

Auch wenn die Landschaftsbilder durchaus an die klassischen Romantiker erinnern, gibt es einen großen Unterschied, wie Hinger erzählt. Das Licht, das eine wichtige Rolle spielt, ist bei ihm kein göttliches Licht, sondern eher wissenschaftlich kühl. Seine Bilder sind der Moderne verpflichtet ohne den romantischen Eskapismus.

Während im Hoesch-Museum etwa 20 Bilder hängen, sind ein paar hundert Meter weiter im Atelierhaus Westfalenhütte von Brigitte Bailer rund 40 weitere Arbeiten von Johann Hinger zu sehen. Der Spaziergang wischen den beiden orten dauert etwa 10 Minuten und lohnt sich. Denn im Atelierhaus ist unter anderem eine großformatige Ansicht von Dortmund zu sehen. Dort sind auch die Bildbände von Joahnn Hinger zu sehen.

Ausstellungseröffnung ist im Hoesch-Museum um 11 Uhr und um 13 Uhr im Atelierhaus Westfalenhütte (Freizeitstraße 2).

Öffnungszeiten Hoesch-Museum: Dienstag, Mittwoch: 13:00 – 17:00 Uhr

Donnerstag: 09:00 – 17:00 Uhr

Sonntag: 10:00 – 17:00 Uhr

An allen Feiertagen geschlossen.

Öffnungszeiten Atelierhaus Westfalenhütte

Öffnungszeiten:
Mittwoch 17.00 – 21.00 Uhr          
Sonntag   11.00 – 13.00 Uhr          
täglich nach Vereinbarung 




Musik, Sound und kinetische Objekte – what comes mex?

Seit über 30 Jahren sorgen die mex-Konzerte im Künstlerhaus für außergewöhnliche Klangerlebnisse. Das feiert das Haus jetzt mit einer besonderen Ausstellung, bei der sich die Künstler*innen mit diesen Klangwelten aus unterschiedlicher Sicht auseinandersetzen. Vom 27. August bis zum 02. Oktober 2022 ist die Ausstellung im Künstlerhaus Dortmund zu sehen.

Mit veralteter Haustechnik beschäftigt sich Darsha  Hewitt. Sie ist eine Art Medienarchäologin In ihrer Arbeit „High Fidelity Wasteland II“ benutzt sie Schellackplatten, die Vorgänger der Vinylplatten und spielt sie auf einem 50er Jahre Plattenspieler statt auf 78 rpm auf 16 rpm ab. So wird Musik plötzlich zu einer düsteren Landschaft.



Im tiefen Keller des Künstlerhaus zeigen Jan van IJken und Jana Winderen. Ihr Film „Planktonium“ ist eine Reise in ein unbekanntes Gebiet. Mikroskopisch kleine Strukturen werden sichtbar. Untermalt wird der Film von Klangkompositionen von Winderen, die teilweise unter Wasser oder im Eis entstanden.

Pfeiffer & Kreuzer sind ein konzeptionell arbeitendes Duo. Sie zeigen einige kinetische Arbeiten, die mit unserer Wahrnehmung spielen. So wird ein Kissen zum Rotieren gebracht, bis seine Konturen sich auflösen. Scheibenwischer streicheln Fell, aber in der Gegenbewegung zerzausen sie es.

Bei Joanna Schulte stehen zwei Musikmöbel gegeneinander, die beide „Give me your love“ von Frank Duvall spielen. Die Tonarme sind so manipuliert, dass sie die ein und dieselbe Stelle spielen. Was digital einfach ist, wird hier analog und mechanisch zu einem Loop verarbeitet.

Olsen arbeitet an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Seine Konstruktionen sind jenseits funktionaler und rationaler Logik. Sein Newton’s Buddha entwickelt sich zum perpetuum mobile, ein Chefsessel dreht durch und wird zu „Düsen nach Jägerart“. Olsen nennt seine Arbeiten poetische Tastversuche jenseits sinnvoller Logik.

Natürlich dürfen die Namensgeber der Ausstellung nicht fehlen. 15 Künstler*innen haben einen Kettenfilm mit Sound und visuellen Effekten zusammengestellt, die aufeinander aufbauen. Zu sehen im Keller.