Katzenjammer Kids – Ausstellung zum ältesten Comic der Welt

Die aktuelle Ausstellung im Dortmunder schauraum: comic + cartoon führt zurück in die Geburtsjahre des modernen Comics, in das New York des Jahres 1897: „125 Jahre Katzenjammer Kids – Der älteste und längste Comic der Geschichte“ ist vom 19. November bis 10. April 2023 zu sehen. Eröffnet wird die Katzenjammer-Schau am 18. November, 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.



Wer den modernen Comic erfunden hat, ist unter Experten umstritten. War es „Yellow Kid“ von Richard Felton Outcault? Dr. Alexander Braun, der die Ausstellung auch kuratiert hat, ist der Meinung, dass die „Katzenjammer Kids“ der älteste echte moderne Comic ist, denn sie haben gleichbleibende Figuren wie den „Captain“. Da sie auch in Skandinavien noch gedruckt werden, ist es der älteste noch existierende Comic.

Die „Katzenjammer Kids“ haben einen deutschen Vater: Rudolph Dirks, dessen Familie 1882 beschloss nach Amerika auszuwandern. Dirks profitierte als Zeichner vom Zeitungskrieg zwischen Randolph Hearst und Joseph Pulitzer in New York. Er verdiente mit seinen „Katzenjammer Kids“ ein Vermögen.

Die Protagonisten der „Katzenjammer Kids“ sprachen ein deutsch-englisches Kauderwelsch, was typisch war für die große Zahl deutscher Einwanderer in den USA. Die Grundidee von Hearst war, ein Comic zu entwickeln, was ähnlich war wie „Max und Moritz“. Doch Hans und Fritz, wie die beiden Zwillinge hießen, waren rebellischer und anarchischer als ihre Vorbilder. Kein moralisierender Hintergedanke, die reine Unterhaltung stand im Mittelpunkt. Die Geschichte der Brüder Dirks um 1900 ist auch die Geschichte einer kapitalistischen Welt im Umbruch: Die Massenmedien entstehen, die ersten Anzeichen einer „Freizeit-Gesellschaft“ sind zu erkennen, und in der Technik herrscht die Aufbruchsstimmung eines „Anything goes“: Automobile verdrängen die Kutsche, und in abgedunkelten Räumen flimmern die ersten Filme über die Leinwand.  

Auch sein jüngerer Bruder Gus wurde erfolgreicher Comic-Zeichner. Leider nahm er sich mit 23 Jahren 1902 das Leben.

Die Ausstellung würdigt die Arbeit beider Brüder, zeigt einige Stücke aus dem Leben deutscher Auswanderer Anfang des 20. Jahrhunderts, stellt Rudolph Dirks als Ölmaler vor und präsentiert natürlich sehr viel „Katzenjammer Kids“.

Zur Ausstellung erscheint im avant-verlag, Berlin Mitte Dezember die erste umfangreiche Monographie zu Leben und Werk der Brüder Dirks. Präsentiert wird das Buch in einem Kuratoren-Gespräch am Sonntag, 11. Dezember, 18 Uhr.
Führungen durch die Ausstellung gibt es an jedem ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr sowie an jedem Sonntag um 13 Uhr.




Wehmütiger Abschied – Ten years after

Vor zehn Jahren begann eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den vier Dortmunder Künstlerverbänden und der BIG-Versicherung zurück. In der Dortmunder BIG-gallery -im lichtdurchfluteten Foyer- fanden sehr spannende, auch überregional beachtete Ausstellungen statt. Doch diese Geschichte geht zu Ende. Die BIG-gallery wird bald Vergangenheit sein. Bis zum 22.01.2023 ist die Ausstellung „ten years after“ noch zu sehen.



Doch 56 Künstler*innen zünden noch einmal ein Feuerwerk an Ideen, Farben, Formen und Techniken in dem großen Raum. Etwa 60 Werke bieten einen Blick zurück aber auch den kritisch-visionären nach vorn und zeigen die große Kreativität und Professionalität der Künstler*innen.

Einige der Künstler*innen sind auch mit Arbeiten in der Landeskunstausstellung im Museum Ostwall im Dortmunder U vertreten. Ein Besuch beider Ausstellungen ist auf jeden Fall zu empfehlen.

BIG GALLERY in der BIG direkt gesund
Rheinische Straße 1, 44137 Dortmund

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 8.00 – 17.00 Uhr, Sonntag 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei




Klare Kante – Landeskunstausstellung im Dortmunder U

Bis zum 08. Januar 2023 zeigt das Museum Ostwall im Dortmunder U unter dem Titel „Klare Kante“ 127 Werke aller neun Bezirksverbände des Landesverbandes NRW des Bundesverbandes Bildender Künstler. Insgesamt waren 1.600 Künstler*innen eingeladen, Werke einzureichen.



Leicht gemacht haben es sich die Organisatoren aus dem BBK Westfalen e.V., vertreten durch den Vorstand Brigitte Bailer (Vorsitzende), Anette Göke (2. Vorsitzende) und Christoph Mandera (Geschäftsführer), nicht. In mühevoller Arbeit wurden die Einsendungen anonymisiert, denn es war wichtig, dass die Arbeit entscheiden soll und nicht der Name. Danach entschied eine Jury aus 46 Arbeiten und wählte die entscheidenden 127 aus.

Das Ausstellungskonzept stammt von der Kuratorin Dr. Natalie Gutgesell. Sie teilte die Werke in sechs Themenfelder ein. Beeindruckend hier ist beispielsweise der Bereich mit dem Motto „Wir lassen es uns gutgehen“. Dass das ironisch gemeint ist, wird sofort deutlich. Beispielsweise hängt im Raum ein riesiges Kleid, bestehend aus Kassenzetteln aus dem Ahrtal, erstellt von Eva Vahjen. Dass unsere Maßlosigkeit auch fatale Folgen haben wird, zeigt die Arbeit von Anne Thoss und Elke Seppmann, die eine Speisetafel mit „speziellen Gerichten“ wie „Gleichgültigkeit über Solidarität“ angerichtet haben. „Nein, eure Suppe ess ich nicht“, lautet der Titel.

Neben Umweltzerstörung haben die Künstler*innen weitere aktuelle politische Themen aufgegriffen wie den Zypernkonflikt, die Proteste in Hongkong und natürlich auch den Ukrainekrieg.

Die sechs Leitthemen lauten „Es geht alles seinen Gang“, „Wir lassen es uns gutgehen“, „Ihr könnt doch auch mal was tun“, „Ich setze ein Zeichen“, „Sie sprechen sich aus“ und „Du hast auch eine Stimme“

Zur Ausstellung erscheint Mitte Dezember ein umfangreicher farbiger Katalog mit einleitenden Texten zu den Kapiteln der Ausstellung und den künstlerischen Intentionen und Aussagen.
Künftig will der BBK Westfalen die Landeskunstausstellung in NRW im 5-jährigen Rhythmus etablieren.
Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit dem 1953 gegründeten BBK Westfalen e.V. als Initiator, Antragsteller und Ideengeber. Sie wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Einige der Dortmunder Künstler*innen sind auch mit Arbeiten in der Ausstellung „ten years after“ in der BIG gallery vertreten. Ein Besuch beider Ausstellungen ist auf jeden Fall zu empfehlen.




Tresor.West startet arc gallery

Kunst und Club treffen sich im Kellergewölbe des Tresor.West – Nachtleben trifft auf künstlerische Experimente zwischen jetzt, dann und möglicherweise. Das Ruhrgebiet bekommt einen neuen, ungewöhnlichen Kunstort: die arc gallery in den vibrierenden Kellergewölben des Tresor.West. Der noch junge Techno-Club auf dem Dortmunder Phönix-West Gelände steht für Innovation und Kooperation. Mit der Initiative zur arc gallery wollen die Macher*innen die kreative Szene der Region
stärken und vernetzen. Subkultur trifft Hochkultur.



Kuratorin Viviane Lennert: „Wir wollen es clubbig, dreckig, undone, glitchy, schrill – wir wollen ein „What the fuck“.

Von November 2022 bis März 2023 sind regional arbeitende (Medien-)Künstler*innen als Residence-Artists in den Tresor.West eingeladen. Sie konzentrieren sich zunächst auf die „Alkovenbögen“ im Herzen des Tresor.West und werden diese künstlerisch gestalten. Gemeinsam mit weiteren Satellite-Artists u.a. aus den Bereichen Fashion, Performance werden außerdem an besonderen Club-Abenden sukzessive weitere künstlerische Interventionen stattfinden.
Sonderöffnungszeiten am Tag sollen darüber hinaus auch Menschen, die nicht an den Clubnächten teilnehmen wollen, den Zugang zur Kunst ermöglichen. Durch die verschiedenen Zustände des Ortes (nachts Club, tags Galerie) werden unterschiedliche Lesarten und Diskursebenen der ausgestellten Arbeiten sichtbar gemacht werden. Die arc gallery versteht sich dabei auch als vernetzende Instanz und entwickelt begleitende Austauschformate.

In der ersten Phase sind folgende Künstler*innen dabei: Flor de Fuego (Florencia Alonso), Christian Keinstar, Paulina Holtkamp und Sofia Strunden und Marc Kemper. (Quelle: Tresor.West)




Ein besonderer fotografischer Blick auf Indien

In der Städtischen Galerie Dortmund Torhaus Rombergpark gibt die Ausstellung „INDIA“ der Fotokünstlerin Anja Bohnhof (*1974) vom 13.11.2022 bis zum 04.12.2022 Einblick in vier ihrer Projekte, entstanden in den vergangenen zwölf Jahren in Indien zu sehen.



Mit ihrer starken Bildsprache und realistisch-dokumentarischen großformatigen Fotografien ermöglicht sie uns „europäischen“ Menschen, dieses riesige und unbekannte Land mit anderen Augen zu sehen. Dabei arbeitete Bohnhof immer mit viel Respekt vor den Persönlichkeiten vor ihrer Kamera. Die Fotografie regen zum Nachdenken, geben Raum für eigene Gedanken und weit über Indien hinausgehende gesellschaftliche Kritikpunkte.

Die Künstlerin arbeitet viel mit improvisierten oder mobilen Fotostudios.

Auszüge aus dem Projekt „BOOKS FOR SALE (2009)“ zeigen eindrucksvoll das große Verlagshandelszentrum rund um das Universitätsviertel in Kolkata (Kalkutta). Obwohl Indien drittgrößter Softwareexporteur ist, ist die Liebe zum Lesen und zum Buch dort groß.

Das Projekt „KRISHAK (2018)“zeigt Kleinbauern, die auf kleinsten Flächen den größten Teil aller Lebensmittel produzieren. Dies steht im Kontrast zur parallel laufenden Entwicklung immer größerer, energie- und rohstoffintensiver Bewirtschaftungsformen.

Bekannt sind in Indien beliebten „Daily Soaps“. Sie werden in den „Set Constructions“ in den Filmstudios produziert. Darin Einblick bietet das Projekt „DAILY CONSTRUCTIONS (2015)“. Es zeigt den „Lifestyletrend“ in der Mittel- und Oberschicht Indiens.

Das Projekt „BAHAK (2012) zeigt das harte Leben der Lastenträger und Tagelöhner aber auch den Stolz dieser Menschen, die Anja Bohnhof mit Hilfe eines improvisierten Studios aufgenommen hat.

Am Herzen liegt der Künstlerin aber ihr Langzeitprojekt über Lebens- und Wirkstationen Mahatma Gandhis, vor allem sein Weg des passiven Wiederstands.

Eine spannende Fotoausstellung mit einem diversen Blick auf das große südasiatische Land.

Die Vernissage findet am Sonntag, den 13.11.2022 um 11.00 Uhr im Torhaus Rombergpark statt.




„Grafik aus Dortmund“ ist eröffnet – Ausstellung im Kulturort Depot

(Stadt Dortmund) Auch für das Jahr 2023 gibt es wieder eine monatliche „Grafik aus Dortmund“: Der beliebte Kunstkalender ist frisch gedruckt und enthält je zwei Arbeiten von sechs Künstler*innen aus Dortmund. Ihre Arbeiten sowie die Bewerbungen von 30 weiteren Kunstschaffenden sind noch bis zum 27. November in der Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ im Kulturort Depot zu sehen, die am Freitagabend in Anwesenheit von 250 Besucher*innen eröffnet wurde. Der Eintritt ist frei.



Erstmals gibt es in diesem Jahr die Möglichkeit, den Grafikkalender 2023 mit seinen zwölf künstlerischen Siebdrucken käuflich zu erwerben. Die nächste Gelegenheit dafür ist die Finissage der Ausstellung am 27. November, ab 16 Uhr. Der Kalender kostet 45 Euro, außerdem kann man bei einer Tombola attraktive Preise gewinnen. Der Erlös wird dem „Malteser Herzensbus – aufsuchende Obdachlosenhilfe“ zu Gute kommen.

Der Kalender erscheint in limitierter Auflage und wird vom Kulturbüro in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Kunstverein herausgegeben und von der Sparkasse Dortmund finanziert. Traditionsgemäß überreicht Dortmunds Oberbürgermeister ihn zum Jahreswechsel als Präsent an Partner*innen und Freund*innen im In- und Ausland.
Die Künstler*innen
In der Ausstellung mit je zwei Arbeiten vertreten sind: Ida Andrae, Thomas Autering, Taieb Ayat, Beate Bach, Simone Bannach, Marika Bergmann, Pia Bohr, Petra Eick, Achim Farys, Renate Frerich, Barbara Giesbert, Sabine Gorski, Susanne Grytzka, Sybille Hassinger, Thomas Hugo, Anne Jannick, Karin Jessen, Reimund Kasper, Bettina Köppeler, Peter Kröker, Eva Kürmann, Michael Lach, Sandra Lamzatis, Babette Martini, Ari Plikat, Rika Pütthoff-Glinka, Germaine Richter, Mathias Schubert, Annelie Sonntag, Claudia Terlunen, Bärbel Thier-Jaspert, Benjamin Vogel, Michael Wienand, Osman Xani, Dieter Ziegenfeuter, Eva Zimnoch.
Im Grafikkalender vertreten sind Arbeiten von Thomas Autering, Pia Bohr, Susanne Grytzka, Reimund Kasper, Eva Kürmann und Dieter Ziegenfeuter.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist kostenlos zu den Öffnungszeiten des Depots zu sehen (Donnerstag/Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 16 bis 19 Uhr, Montag bis Mittwoch geschlossen)
grafik-aus-dortmund.de




Paul im Pott – Ausstellung im .dott.werk

Migration, Büdchen, Bergbau – Michael Rieger erzählt die Geschichte von Paul im Pott in kurzen Texten mit ausdrucksstarken Illustrationen in seinem Buch „1920 Paul im Pott“. Das .dott.werk zeigt bis zum 13. November 2022 Originalzeichnungen aus dem Band.



Aus dem Osten in den Westen. Die typische Familiengeschichte für den Ruhrpott. Die Vorfahren (bei Michael Rieger ist es der Großvater, bei mir der Urgroßvater) kommen aus dem heutigen Polen ins Ruhrgebiet, meist um dort als Bergmann zu arbeiten. Die Illustrationen aus seinem Buch „1920 Paul im Pott“, in dem er die Geschichte seines Großvaters Paul erzählt – zeigen eine sehr persönliche und zugleich universelle Geschichte. Neben Alltagsgeschichten wird auch auf historische Ereignisse wie den Ruhrkampf Bezug genommen. Die 20er Jahre waren ähnlich krisenhaft wie unsere heutige Zeit findet Rieger.

Der Ruhrpott spielt immer mit in Michael Riegers Arbeiten: Passend zum Thema zeigt die Ausstellung seinen Videofilm „Engelberts Bude“ von 1991 über die Kioskkultur im Ruhrgebiet. Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, kann das Buch im .dott.werk erwerben, ein Teil des Verkaufspreises geht an eine Dortmunder Organisation zur Unterstützung obdachloser Menschen.

Am Freitag (11.11.2022) lädt das .dott.werk im Rahmen der Ausstellung um 18.00 Uhr zum Feierabendbier ein. Interessierte und Menschen aus der Nachbarschaft sind herzlich eingeladen, dem Dialog zweier spannender Künstler zu lauschen und selbst mit ins Gespräch einzusteigen: lllustrator Michael Rieger trifft Schauspieler, Regisseur und Autor Hans-Peter Krüger. Während Rieger, der Illustrator, die Arbeitsmigration seines Großvaters aus Schlesien ins Ruhrgebiet in Bildern und pointierten Geschichten verarbeitet, sucht Krüger, der Schauspieler, nach einem Weg, seine aufwühlende Begegnung mit den vom Faschismus geprägten westfälischen Männern seiner Familie künstlerisch aufzubereiten.

Im Anschluss an das Gespräch werden zwei Originalzeichnungen des Autors versteigert, und ein Teil des Erlöses wird einer Migrantenorganisation gespendet.




„Ich ging in die Wälder“ – Malerei und Zeichnungen von Sabine Held

Sabine Held geht schon jahrelang „in die Wälder“ und findet dort Ruhe und Inspiration. Im Frühling, Sommer und Herbst beherrschen die Farben und Geräusche das Erleben und im Winter zeigen sich im veränderten Licht die wunderbaren Strukturen des Geästs in klaren Linien.



So ist ihre Malerei nicht nur die Wiedergabe der Farben, sondern auch der Stimmungen und Geräusche, die man bei einem Aufenthalt in der Natur wahrnimmt. Da schichten sich im Frühling die Töne des plätschernden Baches auf das zarte Grün des ersten Laubs, die Vogelstimmen können vielleicht als kleine Farbinseln irgendwo auftauchen. Im Sommer dann das satte Grün in vielfältigen Nuancen und das Rauschen der voll belaubten Bäume, das Rascheln am Boden, das durch Insekten oder kleine Tiere verursacht wird, Rufe von Vögeln, die ihre Jungen warnen, vielleicht auch Gewitterwolken, die plötzlich eine völlig andere Beleuchtung erzeugen, es gibt so viele verschiedene Eindrücke, die verarbeitet und nebeneinander oder übereinander dargestellt werden wollen. Im Herbst verändert sich nicht nur die Farbpalette, sondern auch das Geräusch beim Gehen durch den Wald und das Auge nimmt unzählige Veränderungen wahr. Die Aktivitäten der Tiere sind auf Bevorratung ausgerichtet und so sieht man nicht nur die Menge an Früchten und Pilzen, die darauf warten eingesammelt zu werden, sondern auch Vögel und Eichhörnchen, die hektisch stochern und buddeln. Auch diese Stimmung wird nachvollziehbar durch Farbimpressionen dargestellt. Im Winter kehrt dann Ruhe ein: die Bäume stehen in grafischer Klarheit beieinander und das Licht zeigt ständig, dass sie keineswegs lediglich braune Gerüste sind, sondern eine Vielfalt an Farbnuancierungen aufweisen, die sich jeden Moment ändern kann.

Aber die Künstlerin erlebt nicht nur den Wald, sondern hat sich auch dem Farbspiel der Berge gewidmet und lässt in einigen Arbeiten ihre Gedanken zum Umwelt- und Klimaschutz einfließen. In manchen Bergmotiven sind aufgeklebte Fäden zu sehen, die Gletscher markieren (man könnte diese Fäden abknibbeln und so das Gletscherschmelzen nachvollziehen) und so die Formen und Farben der Bergwelt noch betonen. Weitere Bilder spielen mit dem wechselnden Licht, das den Linien der Berge immer andere Färbungen gibt und so unterschiedliche Stimmungen hervorruft.

Ob es nun die teilweise eher abstrakte Malerei ist oder die Hell-Dunkel-Kontraste der Zeichnungen von Sabine Held – das Wohltuende eines Aufenthalts in der Natur ist immer zu spüren. Er klärt die Gedanken, sensibilisiert den Menschen für die Schönheit und die „Wunder“ der Natur und macht uns bewusst, dass wir hier eigentlich seit 300.000 Jahren nur Gast sind und ein Gast hat sich zu benehmen, sonst fliegt er raus.

Wer die ganz persönlichen Naturerlebnisse von Sabine Held im Kunstbonbon betrachten möchte, der kann das auch nach der Vernissage am 29.10.2022 noch zu den üblichen Öffnungszeiten (di 13-18,fr 15-18, sa 12-15Uhr) bis zum 26.11.2022 tun.




Game on! – Ausstellung verbindet Kunst und Spiel

Bis zum 20. November 2022 zeigt das Künstlerhaus am Sunderweg 1 eine hochinteressante Ausstellung zu den Themen Kunst und Spiel. Elf Positionen zeigen die Verbindung zwischen Spiel und Kunst. Das Spielerische oder auch die Erinnerung an die Kindheit werden von den Künstler*innen unterschiedlich bearbeitet. Und wie es sich zu einer solchen Ausstellung gehört, manche Kunstwerke laden zum Ausprobieren ein.



Florian Witt zeigt ein großes Wandgemälde, dass wie eine Art Puzzle aufgebaut ist. So dass der Künstler nur einen Ausschnitt zeigen kann, der ein Gesamtwerk. Zum Ausprobieren ist seine Windmühle. Hier müssen die Besucher*innen Hand an die Kurbel legen, so dass sich – über Seile gespannt – eine Windmühle betreiben lässt. Da die Kurbel aus Holz ist und beim Bewegen Geräusche von sich gibt, spielt Witt auch mit der Zerbrechlichkeit.

Mara Heuer arbeitet seriell und zeigt auf großformatigen LKW-Planen ihre Serie „Knuddel mich“. Hier stehen Kuscheltiere im Mittelpunkt, die Kindheitserinnerungen wecken. Nostalgische Gefühle könnten bei den Besucher*innen aufkommen: „Hatte ich nicht so ein Kuscheltier?“

Von Architektur fasziniert ist Elizabeth Charmrock. Die Künstlerin kombiniert Stadtplanung mit künstlerischem Ansatz. Dazu hat sie kleine Modelle gebastelt, die sie zu einer Stadt zusammengefügt hat. Besucher*innen können selbst probieren, ihre Stadt zu bauen und sogar für Zuhause die Modelle kaufen.

Glenn de Cock entwickelte ein Computerspiel in einer U-Bahn, in dessen Tunneln sich eine Sagenfigur aufhält, der Tatzelwurm. Diese Ästhetik der eidechsenartigen Kreatur findet sich in seinen 3-D Drucken wieder. So schuf der Künstler ein Schachspiel, das von den Besucher*innen gespielt werden kann.

Bei den Kunstwerken von Ellen DeElaine ist Mitmachen und Miträtseln erlaubt. Ihre Arbeiten sind inspiriert von Rätseln, die oft in Zeitschriften für Kinder auftauchen, bei denen man beispielsweise einen Ausgang finden muss. So wird ein QR-Code zu einem Labyrinth.

Ebenfalls zum Mitspielen ist das Kartenspiel von Renaud Héléna. Die Aufgaben erinnern an Kommunikationsspiele. Hinzu kommt eine gewisse Doppeldeutigkeit, die auch in seinen anderen Spielen zu finden ist und eine Identifizierung erschweren.

Von alten Spielerlebnissen kommen wir zur Gegenwart oder besser in die Zukunft. Line Finderup verwandelt das Künstlerhaus via „virtual reality“ in eine österreichische Weinstube im Freien.  Es ist faszinierend, wie sich der Raum verändert und man sich schnell in der künstlichen Welt verlieren kann.

Maria Kobylenko und Raiko Sanchez zeigen eine Welt, in der Spielfiguren zum Leben erwachen. Die digitalen Spielwesen sind an keine realen Vorgaben geknüpft und wirken futuristisch.

Gleich zwei Arbeiten zeigt Jule Tabea Martin. In der ersten Arbeit verbindet sie Basketballkörbe, die mit menschlichen Haaren geknüpft sind. In der zweiten Arbeit steht die Kombination zwischen Tischtennis und Haaren im Mittelpunkt. Die Haare stehen hier bei für ein weibliches Prinzip, währen die beiden Sportarten männlich dominiert sind. Auch steht die Berührung der Haare/Netze in beiden Sportarten für etwas Gegensätzliches. Fällt im Basketball ein Ball durch das Netz zählt dies als positives Ereignis, während beim Tischtennis der Netzkontakt negative Folgen hat.

Ein interaktives Spiel  mit dem Titel „Stormy Night“ stellt Sharon Paz vor. Die Teilnehmer*innen müssen sich in drei Kapitel durch eine schlaflose Nacht in einem dreidimensionalen Raum zurechtfinden.

Raumzeichnungen nennt W.N. van Ravenhorst ihre Installationen. Das hauptsächliche Element sind Sicherheitsgurte, die sich interaktiv von den Besucher*innen verändern lassen. Es erinnert an Fadenspiele wie das Abnehmen, die man früher als Kind gespielt hat.

Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1

 Öffnungszeiten der Ausstellung Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr  




Tension – Spannung in der BIG Gallery

Bis zum 06. November 2022 zeigt die BIG gallery in der Rheinischen Straße 1 die Ausstellung „Tension“ der Künstlergruppe „Collectif le maronniers“ aus Amiens, der französischen Partnerstadt Amiens.



„Tension“ bedeutet wie im Englischen „Spannung“ und Spannungen haben wir momentan leider mehr als genug. Elf Künstler*innen zeigen ihren Blick auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Ängste vor den Schrecken des Krieges sind allzu deutlich in den Arbeiten zu sehen. Gibt es Hoffnung?

Geradezu wütend wirkt eine Arbeit von Geneviève Agache, die in einem knallenden Rot gehalten ist. „Die Aggressionen der Welt nehmen zu“, schreibt sie im Katalog zur Ausstellung.

Lookace Bamber zeigt überarbeitete Fotografien, die mit Farbe bearbeitet wurden. Passend zum Thema herrscht die Farbe Schwarz vor.

Von Bienenwaben fasziniert ist France Dufour. Die geometrischen Arbeiten strahlen Licht und Farbe aus. Farbig sind auch die Werke von Christian Dupuis. Dazwischen platziert der Künstler grafische Elemente, die die Farbigkeit unterbrechen.

Kriege gehören leider zur Geschichte der Menschheit dazu. Vor allem der Erste Weltkrieg hat beispielsweise an der Somme zahlreiche Spuren hinterlassen wie unzählige Soldatenfriedhöfe. Michel Gombart fotografierte diese Hinterlassenschaften menschlicher Grausamkeit in eindrücklicher Weise.

Virgine Fender erstellte einige Poster, die sich mit dem Thema Krieg und Frieden beschäftigen. Menschenleer sind die Fotos von Lolita Lejeune. Das Besondere daran ist. Dass sie wie Schwarz-Weiß-Bilder wirken, jedoch enthalten sie immer keine kleine Spur Farbe, wenn man sie genauer betrachtet.

In den Fotos von Yazid Medmoun tauchen Menschen auf und zwar schauen sie Nachrichten über den Ukraine-Krieg. Den Künstler interessiert, wie die Menschen auf die Ereignisse reagieren. Angsterfüllt oder gelassen.

Großformatige Arbeiten in Schwarz und Grau zeigt Patrice Roger. Die wuchtigen Arbeiten sind der Ausdruck des Künstlers nach der Suche nach Wahrheit, nach einer Zukunft.

Der Mensch ist im Zentrum der Arbeiten von Bernard Sodoyez. Trotz aller Farbigkeit wirken die Gestalten in seinen Bildern sehr zerrissen und verletzlich. Verständlich bei all den Krisen und Konflikten in der Welt. Auch Jean-François Petitperrin interessiert sich für den Menschen. Sein Körper, seine Form, aber vor allem, was er mit seiner Lebensweise auf der Erde bewirkt.