Künstlerinnen und Künstler „machen Blau“ in der BIG gallery
In der BIG gallery der BIG direkt gesund (nahe Dortmunder U) stellt der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Westfalen e. V. vom 02.04.2023 (Eröffnung am Sonntag um 11:00 Uhr) bis 18.06.2023 seine voraussichtlich letzte Ausstellung mit dem Titel „Blau machen“ aus.
Beteiligt daran mit jeweils einem Werk sind 21 Künstlerinnen und 20 Künstler.
Der BBK Westfalen nimmt Abschied von der BIG gallery in „blau“. (v.l.n.r.) Christoph Mandera, Brigitte Bailer und Axel M. Mosler.
Die 41 Kunstschaffenden haben sich, wie „Blau machen“ schon andeutet, mit diesem mehrdeutigen Thema ganz divers auseinandergesetzt. Die präsentierten Arbeiten zeigen erzählerische Werke, blaue Porträts oder blau strukturierte Farb- und Formmalereien, Collagen und Fotos mit digitaler Bearbeitung.
Zu sehen sind Aquarell, Tusche, Acryl oder Öl auf Leinwand, Öl auf Papier, Digitaldruck auf Acrylglas, Fotografik auf Acryl, Farbholzschnitt (Druck), Aquarell auf Büttenpapier, Strukturpasten-Collagen, textile Arbeit mit Stickerei, originale Farbfotografie sowie von Karin Hansmann Keramik-Werke.
Mit ihren expressionistisch, impressionistisch oder surreal anmutenden Arbeiten beschäftigen sich die Künstler:innen nicht nur mit der inspirativen-assoziativen Farbe Blau, sondern natürlich auch mit dem Thema „Blau machen“.
Sich den Verpflichtungen entziehen (im übertragenen Sinn), entspannen, aber auch den Blick auf die Verantwortung unserer Umwelt und Menschheit gerichtet.
Wir können uns dem Klimawandel, Kriegen und deren Folgen nicht so leicht entziehen.
Ein großer Aspekt der Ausstellung widmet sich dem Himmel, Wasser oder der Vergänglichkeit. Es steckt aber auch Hoffnung auf einen Neuanfang und Mut zum Aufbruch darin.
Das ist auch dem BBK-Westfalen für seine Zukunft zu wünschen.
Zur Ausstellung erscheint ein 64-seitiger-Web-Katalog mit allen in der Ausstellung zu sehenden Werken, der zum Preis von 5,00 € erhältlich ist.
Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, jeweils 13:00 bis 17:00 Uhr. Ostersonntag (geschlossen). Eintritt ist frei.
Hoda Tawakol – Spezielle Oase im Dortmunder Kunstverein
Nach der Renovierung des neuen Standortes des Dortmunder Kunstvereins (direkt neben der Haltestelle Westentor) ist in diesem offenen Kunst-Ort die Ausstellung „Silent voices in a Palm Grove“ (Stille Stimmen im Palmenhain) der ägyptisch-französischen Künstlerin Hoda Tawakol (* 1968) vom 25.03. bis 11.06.2023 zu sehen.
Ars tremonia bekam beim Presserundgang mit der Künstlerin und Rebekka Seubert (Kuratorin und künstlerische Leiterin des Dortmunder Kunstvereins) einen ersten Eindruck.
Rebekka Seubert (links) und die Künstlerin Hoda Tawakol mit einigen ihrer Arbeiten im Dortmunder Kunstverein.
Schon beim Hinkommen werden die Menschen von der großflächig von innen aufwendig gestalteten Dschungellandschaft auf Stoff eingeladen.
Auf der Erdgeschoss-Ebene erwartet die Besuchenden eine Installation aus großformatigen Textilskulpturen oder Haarmasken, die den Kunstverein zu einer Oase werden lassen.
In einem Palmenhain treffen Haarkostüme und stoffliche Skulpturen auf menschengroße Falkenmasken.
Die Werke bieten eine ambivalente Welt zwischen Sinnlichkeit und Brutalität.
Das beginnt schon im Eingangsbereich. Hier wartet eine „Kriegerin“ aus synthetischem Haarkostüm. Sie ist schön, kämpferisch und bedrohlich zugleich.
Hier spielen Fragen nach Körper und Identität sowie Ängste vor „mächtigen Frauen“ eine Rolle. Die Arbeiten nehmen Bezug auf die Kultur und die Traditionen des nordafrikanischen Raums, hybride Zustände oder die Mehrdeutigkeit von Zeichen und Sprache.
Haare sind nicht nur ein Attribut des Weiblichen, wie Hoda Tawakol erklärt hat, sondern stellen zudem eine Methode zur diskriminierenden Einordnung dar. (etwa „Bad Hair“ bei den Haaren der afrikanischen Sklavinnen).
Die großformatigen Stofffiguren mit stilisierten Brüsten dienen als Lockmittel wie der „Fleischköder“ dem Falken. Ihre Erscheinung ist gleichzeitig bedrohlich und raumgreifend. Diese Doppeldeutigkeit zieht sich durch die Ausstellung von Hoda Tawakol.
Die Falkenmasken auf der Ebene Zwei sind in einer riesigen Holzgitterkonstruktion in Form eines alten Palastes (Kairo) errichtet.
Schutz vor „äußeren Reizen“. Angst vor Macht und Selbstbestimmung der Frauen? Viel Raum für Assoziationen.
Ein gelungenes Gesamtkonstrukt, das Bewusstsein für die Blickbeziehungen zwischen Menschen oder Mensch und Kunst schaffen kann.
Einweihung & Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, dem 24.03.2023 ab 19:00 Uhr statt.
Neben den anderen Veranstaltungen oder der Führung mit der Kuratorin am Sonntag, dem 26.03.2023 ist sicherlich der Themenabend Haarpolitik (Ausstellungsgespräch) am 01.06.2023 interessant.
Große Retrospektive von Nam June Paik im Museum Ostwall
Im Museum Ostwall ist vom 17.03.2023 bis zum 27.08.2023 auf der 6. Etage im Dortmunder U eine große Ausstellung „Nam June Paik/Expose the Music“ als Retrospektive des Werks dieses Pioniers der Videokunst (1932 – 2006) zu sehen und zu erleben.
Da das Museum Ostwall (MO) einen Fluxus-Schwerpunkt hat, passt diese Ausstellung gut in ihr Konzept.
Nam June Paik trat schon in den frühen 1960er-Jahren mit diversen Performances auf, ging über den Weg der experimentellen Kunst schließlich zur Arbeit mit Fernsehern als Kunstobjekten. Beeinflusst wurde er sicherlich von Künstlern wie Karlheinz Stockhausen, Joseph Beuys und anderen. Er entwickelte das Konzept der „Aktionsmusik“. Paik stellt Musik aus und spielt sie nicht.
In dieser interdisziplinär konzipierten Ausstellung werden 100 Arbeiten gezeigt, darunter Skulpturen, Audio- und Videoproduktionen, ungewöhnliche Partituren, Handlungsanweisungen und Konzepte sowie Fotodokumente. Anschaulich wird den Besuchenden vermittelt, wie das Publikum Nam June Paiks Performances unmittelbar erlebte und aktiv einbezogen wurde. Die interaktive Beteiligung ist ein wichtiger Bestandteil. Ob im Galerieraum oder in der Live-Fernsehübertragung.
Erstmals wird in Deutschland die sound- und bildgewaltige Rauminstallation „Sistine Chapel (1993)“ zu sehen und hören sein. Das ist ein Höhepunkt der Ausstellung. In einem idealen Raum mit Spitzdachkonstruktion wird das frühe Beispiel multimedialer Immersion als ein nach dem Zufallsprinzip ständig wechselnden Remix aus Bildern, Festivalausschnitten und Geräuschkulissen gezeigt. Es ist eine eindrucksvolle Nam June Paik-spezifische Aufführung von Pop-/Kulturgeschichte und Politik aus den 1969er oder 1970er-Jahren.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Rudolf Frieling (San-Francisco-Museum of Modern Art) sowie Christina Danick, Stefanie Weißhorn-Ponert und dem Museumsdirektionsduo Regina Selter/Florence Thurmes.
Ein weiteres Kapitel der Ausstellung widmet sich der Kooperation von Nam June Paik und Cellistin Charlotte Moorman. So etwa das Werk „Oil drums 1964/1991)“. Bei „Random Access (1963)“ und „Participation TV (1969/198299)“ haben die Besucher*innen eine Gelegenheit, elektronische Sounds oder Bilder zu erzeugen.
Im „ZEN“ Raum können sie sich im Schattenspiel auslassen.
Als Fortschreibung von Paiks (nicht aufgeführten) „Sinfonie for 20 rooms“ sind außerdem vier internationale Künstler*innen eingeladen, sich performativ auf Paiks Werk zu beziehen und sie als Inspiration für ortsspezifische Arbeiten zu nutzen. Den Anfang macht Aki Onda (16. März bis 7. Mai) aus Japan.
Es folgen die New Yorker Künstlerin Autumn Knight vom 13. Mai bis 2. Juli in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Dortmund.
Die Arbeit „Sinfonie and its parts“ der Hamburger Klangkünstlerin Annika Kahrs wird sich über sechzehn Tage (8. bis 23. Juli) erstrecken.
Den Schlusspunkt setzt Samson Young aus Hongkong mit einer theatralischen Inszenierung „20 heterophones“. Der Künstler bewegt sich zwischen verschiedenen Klangquellen in der Installation und erzeugt durch Bewegungen Sounds in einer sechsstündigen Performance.
Morph: Claudia Quick stellt im Torhaus Rombergpark aus
„Morph“ nennt die Dortmunder Künstlerin Claudia Quick ihre Installation im Torhaus Rombergpark: Vom 12. März bis 2. April wachsen in der Städtischen Galerie ihre fremd anmutenden Objekte aus den Wänden.
„Morphologie“ ist die Lehre von Gestalt, Struktur und Form. Sprachlich ist ein Morph ein Teilbereich der Grammatik: die kleinste bedeutungstragende Einheit. In amorphen Gebilden sucht der Mensch automatisch nach Struktur und Sinn, sucht nach dem Vergleich. In ihrer Installation lotet Claudia Quick Künstlichkeit und Identität aus. Strukturen in Kreatur und Körperlichkeit als Formwandlung und Metamorphosen sind weitere Themen der Ausstellung. Die Künstlerin verarbeitet für ihre Skulpturen unterschiedliche Materialien und formt sie um – Holz, Metall und Beton ebenso wie Draht, Nylonfaden oder Lack – und bewegt sich dabei aus der Fläche in die dritte Dimension. Die Ausstellung ist geöffnet dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr. Ein Rundgang durch die Ausstellung wird auch in der virtuellen Galerie präsentiert: torhaus-rombergpark.de.
„Das Tier in mir“ – oder die Kunst der Prokrastination!
Gemeinschaftsausstellung 2023 im kunstbonbon vom 18.03.2023 bis 15.04.2023
Bei der diesjährigen Themenausstellung im Kunstbonbon geht es um das Problem des Aufschiebens von Erledigungen, das wohl viele kennen. Das sogenannte Prokrastinieren. Prokrastination ist das wiederholte Aufschieben von Aufgaben, die erledigt werden müssen, obwohl man weiß, dass das Aufschieben negative Konsequenzen haben kann. Prokrastination kann verschiedene Gründe haben, wie z.B. Angst vor Versagen oder Fehlern, Unsicherheit, fehlende Motivation, Langeweile oder Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Was kann man/frau dagegen tun?
Flyer zur Ausstellung „Das Tier in mir“ (Foto: (c) kunstbonbon)
Tierische Methapern für Prokrastination gibt es zuhauf. Beispielsweise, dass man eine „faule Sau“ sei oder vielleicht lieber wie eine Katze stundenlang auf dem Sofa liegt, statt endlich das zu tun, was man sollte. Andere genießen lieber die Geselligkeit einer Herde, statt sich allein an den Schreibtisch zu setzen und die Steuererklärung zu machen oder turnen wie ein Äffchen durch die Gegend im Bemühen, nicht an die staubige Wohnung zu denken oder man hockt eulenartig vor einem Buch und kriegt nicht mit wie die Zeit verstreicht.
Egal, ob die Künstler*innen sich nun überlegt haben, welches Tier in ihnen schlummert und sie von banalen Erledigungen abhält, oder ob sie eine typische Situation darstellen, in der sie unweigerlich prokrastinieren, es gab keine Einschränkungen bzgl. der Darstellungsweise oder Größe, es musste auch kein neues Werk sein…alles war erlaubt für die Ausstellung.
Und so sehen wir die ganze Bandbreite der bildenden Kunst: Malerei, Fotografie, Zeichnung, Illustration, Skulptur, Objekt und Collage in allen Größen, Formen, Materialien und Farben.
Fragen zu den Exponaten werden die (hoffentlich zahlreich erscheinenden) ausstellenden Künster*innen gern persönlich beantworten.
Die Ausstellung ist bis zum 15.04.2023 zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen (di 13-18, fr 15-18, sa 12-15 Uhr)
Teilnehmende Künstler*innen:
Wibke Brandes, Michaela Düllberg, Sabine Held, Ilse Hilpert, Thomas Hugo, Gudrun Kattke, Claudia König, Ingrid Lacher, Hendrik Müller, Ari Plikat, Günter Rückert, Almut Rybarsch-Tarry, Karin Schmidt, Claudia Terlunen, Lotte Wagner, Michael Wienand
Multimediale Ausstellung mit Perspektivwechsel
Der Hardware MedienKunstVerein (HMKV) auf der Ebene 3 im Dortmunder U zeigt vom 11.03.2023 bis zum 31.07.2023 in seinen Räumen die multimediale Ausstellung „We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show“. Die beiden hiesigen Künstler*innen Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten haben innerhalb eines Jahres diese „begehbare Multimedia-Show“ künstlerisch entwickelt.
Sie geben der für unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wichtigen Bedeutung nichtmenschlicher Organismen (wie Bakterien, Polypen, Korallen, Pilze) durch ihre sieben Charaktere eine eigene Stimme.
Kooperation als Überlebensstrategie
Das große Thema ist hier Ökologie, Klima und die Anpassungsfähigkeit und Kraft durch Symbiosen. Die soziale Komponente wird hier deutlich. Nicht das oft von Charles Darwin einseitig beanspruchte und interpretierte „Überleben des Stärkeren“ hat die Welt sich weiterentwickelt, sondern die Kooperation verschiedener Organismen als Überlebensstrategie.
Key Visual der Ausstellung „Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show“, HMKV im Dortmunder U, 11. März 2023 – 30. Juli 2023. Bild: Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, „Micro”, 2023, (Pattern). Gestaltung: e o t. Berlin.
Mit ihren eindrucksvollen Video-Installationen, zum Thema passend mit bedruckten dünnen Fließstoff gestalteten Teppichböden, den großen Mikroorganismen (ummantelt von Fließstoff) und anderen Gegenständen lassen sie die besuchenden in eine spezielle Welt eintauchen. Zusätzlich kann man im Eingangsbereich einen Kopfhörer mit Fernbedienung als akustische Begleitung mitnehmen.
Wachstum und Vergangenheit
Als Charaktere spricht zum Beispiel die als Superorganismus bekannte Algenform „Azolla“ (Symbiose aus Farn und Cyanobakterium). Sie ist nicht nur in der Lage, sich rasant zu vermehren (grow, grow), sondern kann auch nach ihrem Absterben und Sedimentation im Meeresgrund sehr viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden. In einem Aquarium ist dieses „Maskottchen für die Technologien der CO2-Einsparung zu sehen.
Xtract erzählt von der Extraktion der Gesteine in der Vergangenheit. Die VR-Installation nimmt uns mit in die Zeit, als Kohle noch Biomasse war über ihre spätere Nutzung als Energielieferant (Aufklärung). Zur gleichen Zeit wurden die für Naturbewahrung eintretenden Hexen oder Hexenmeister verfolgt.
Pionea berichtet von den besonders anpassungsfähigen Pionierpflanzen zur Besiedlung noch vegetationsfreier Gebiete. Neophyten sind wiederum invasive Pflanzen, die sich mit Hilfe der Menschen in einem „nichtheimischen“ Bereich etabliert haben. Das „Heimische“ wird hier relativiert.
Extinct widmet sich den ausgestorbenen Arten und gedenkt ihren „unruhigen Geistern“. Die Vergänglichkeit als normaler Prozess, der zum Leben gehört.
Spekulative Zukunft
Symbiotechnica berichtet im Setting eines Gewächshauses, wo künstlich Orchideen reproduziert werden, die in der Natur eine Symbiose mit einem Pilz benötigen. Der Glaube an die technische Herstellbarkeit einer künstlichen Natur im Angesicht einer toxisch gewordenen Biosphäre wird hier zur Disposition gestellt.
Hydra generiert den Traum vom „ewigen Leben“ am Beispiel von der Symbiose von Polypen und Korallen. Dieser vielköpfige Korallenorganismus wird nur durch die sich unbegrenzt regenerierenden Zellen des Polypen „unsterblich“. Das System ist durch die Klimaveränderung gefährdet (z.B. Great Barrier Riff).
Micro erzählt von der Technosphäre sowie der zentralen Rolle der Symbiose für die Evolution. Es wird ein neuartigen Superorganismus imaginiert, der in enger Symbiose mit unseren technischen Geräten lebt. Bakterien, Mikroorganismen oder Pilze, die sich auf der glatten Oberfläche unserer Handys befinden, gehen eine Verbindung mit Schweiß und Strahlungswärme ein.
Ein Leseraum mit Stoff zu der Thematik lädt zum Verweilen und Stöbern ein.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 10.03.2023 um 19:00 Uhr vor Ort statt. Die Finissage mit Musik und Essen am 31.07.2023.
Nähere Informationen zu Öffnungszeiten, dem umfangreichen Begleitprogramm gibt es unter www.hmkv.de
800 Jahre Kunst auf 800 Quadratmeter
Ab dem 24.02.2023 beginnt die große Ausstellung im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) unter dem Titel „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“. Die Ausstellung arbeitet ausschließlich mit Werken aus der eigenen Sammlung und ist Sonderausstellung und Sammlungspräsentation zugleich.
Als Erneuerungsauftakt während notwendiger Sanierungarbeiten in den kommenden Jahren werden der Dortmunder Stadtgesellschaft erstmals verdichtet als eine spannende Zeitreise durch die Epochen bekannte und unbekanntere „Kunstschätze“ (etwa 230 Gemälde, 110 Skulpturen) präsentiert.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Sammlungsleiter Dr. Christian Walda.
Sie wurde aus den Schätzen der großen Kunstsammlung der Region ausgewählt. Durchaus als besondere Wertschätzung zu verstehen.
In jedem In jedem Raum in der 8oo Quadratmeter großen Ausstellungshalle im MKK spiegeln die Gemälde und Skulpturen gesellschaftliche historischen Entwicklungen und Mentalität ihrer Entstehungszeit wieder. Es ist eine Art zeitgeschichtlicher künstlerischer Exkurs, der die die jeweiligen Lebensanschauungen und Welt-Bilder widerspiegelt.
Den Besucher*innen werden nicht nur neue Zugänge zu den Werken ermöglicht, sondern die Ausstellung stellt auch Bezüge der Arbeiten untereinander her. Zudem werden Erkenntnisse der Sammlungsforschung vorgestellt.
Die für Bildung und Vermittlung zuständige Ann-Kathrin Mäker verriet beim Presserundgang am 22.02.2023 etwas über das interaktive Begleitprogramm.
So können Besuchende etwas über den Prozess der Kunstleihgabe auf einem Bildschirm per Kopfhörer erfahren, oder mit einer Lupe den Geheimnissen hinter den Bilderrahmen zu erforschen.
Die Zeitspanne von REMIX reicht von etwa 1130 bis 1936 und beginnt mit dem spirituellen und Sorgfalt gekennzeichnetem Mittelalter. Der Raum ist atmosphärisch stark in einem dunklen Blau gehalten, dem Forscherdrang der der Neuzeit, dem Rückzug ins Innere in der Romantik als Folge der Ängste nach der Französischen Revolution (1789). Hier ist die Raumfarbe passend hell-ockerfarben gestaltet. Die Epoche des Realismus mit seiner Sachlichkeit bis hin zum Jugendstil an der Wende zum 19. Zum 20. Jahrhundert, der als umfassende Reformbewegung alle Lebensbereiche durchdrang und Ästhetik und Schönheit in den Lebensalltag bringen wollte. Die Hoffnung war, dass eine schöne Welt den Frieden fördern würde.
Als Grundstock soll die Ausstellung im Wesentlichen erhalten bleiben. Sonderausstellungen zu speziellen Themenbereichen (z.B. Fotografie, Niederländische Künstler) soll es laut dem Direktor des MKK Dr. Jens Stöcker weiter geben.
Öffentliche Führungen jeden 2. Und 4. Sonntag im Monat (14 – 15 Uhr), jeden Donnerstag im Monat (18 Uhr) sowie jeden 2. Mittwoch im Monat (Kuratorenführung, 18 Uhr9. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kunst von FJH Schneider – „Das Leben ist so bunt, wie man es malt“
Ein neues „erstes Mal“ im Kunstbonbon! Es gibt Werke eines bereits am 17.06.2000 verstorbenen Künstlers zu sehen, der am 10.03.2023 seinen 100sten Geburtstag feiern würde.
FJH Schneider war Dortmunder mit teils französischen Wurzeln, lehrte Kunst und hat Zeit seines Lebens gemalt. Sogar im Krieg war ein Skizzenbüchlein immer dabei und es entstanden berührende und erschreckende Zeichnungen dessen, was er um sich herum wahrnahm.
Nach dem Krieg studierte er zunächst 1946/47 in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste und von 1947 bis 1952 an der Kunstakademie Karlsruhe. Trotz vieler traumatischer Erlebnisse fand FJH Schneider in seiner späteren Kunst zu einer enorm lebendigen Farbigkeit.
Der Flyer zur Ausstellung über FJH Schneider im Kunstbonbon.
Viele seiner Werke entstanden in seinem französischen Atelier und wurden unter anderem in renommierten Pariser Galerien ausgestellt. In Dortmund gab es im Jahr 2003 in der Gedenkstätte Steinwache die Ausstellung „Deutsche Schicksalslinien“ mit 120 Skizzen und Zeichnungen von FJH Schneider und im Jahr 2006 waren viele seiner Arbeiten in der Artothek der Stadt- und Landesbibliothek in Dortmund zu sehen.
Aus dem riesigen Fundus wurden nur die Themen „Menschen“ und „Stillleben“ gewählt, da die Räume des Kunstbonbons für ein breiteres Spektrum seines Schaffens einfach nicht ausreichend sind. Verwaltet und gepflegt wird die Werksammlung des Künstlers von seinem jüngsten Sohn, dem Schauspieler Raphael Schneider, der für die Ausstellungsvorbereitungen eigens von Berlin nach Dortmund kam und der bei der Vernissage (und Finissage, die am 10.03. zum 100sten Geburtstag von FJH Schneider stattfinden wird) sicherlich gern Näheres zu den einzelnen Exponaten sagen wird.
Wir können uns freuen auf farbenfrohe Bilder, die Menschen aller Hautfarben und Kulturkreise darstellen und auf Stillleben, die u.A. auch die reichhaltige Sammlung von allerlei Gefäßen zeigen, die der Künstler besaß und die er mit Früchten und Pflanzen arrangierte.
Neben den farbprallen Malereien werden auch Skizzen und Tuschezeichnungen zu sehen sein, die klar machen mit wie wenigen Strichen der Künstler eine Szene festhalten und dabei die Stimmung des Augenblicks transportieren konnte.
Die Betrachtenden werden erfahren, dass auch furchtbare Erlebnisse so weit verarbeitet werden können bis der Blick auf die Schönheiten des Lebens und der Welt wieder klar ist. Dass das Leben wieder genossen werden muss und die schönen Momente im gemalten Bild für sich und die Nachwelt festgehalten werden können.
Vernissage: 11.02.2023 um 15 Uhr / Finissage: 10.03.2023 um 18 Uhr
Die Kunst der Unbeschwertheit und Leichtigkeit
Auf der uzwei (Kulturelle Bildung) im Dortmunder U sind vom 3. Februar bis 28. Mai 2023 die verschieden interaktive Rauminstallationen zum Thema „Unbeschwert“ zu sehen und erleben. Der Eintritt ist frei.
Seit April 2022 haben sich insgesamt elf junge Menschen im alter von 16 und 21 Jahren in unterschiedlichster Weise in einem Projekt mit „Unbeschwertheit und Leichtigkeit“ auseinandergesetzt. Gerade auch Kinder -und Jugendliche sowie junge Erwachsene (Auszubildende, Studierende) hatte in der akuten Zeit der Corona-Pandemie viele Einschränkungen in einer wichtigen Lebensphase hinnehmen müssen. Ängste vor der Klimakatastrophe und Krieg kommen noch hinzu.
Ein Besuch in die Welt der Pilze. Die Arbeit „Faszination mit Hut“ von Svenja Malchers in der uzwei. (Foto: (c) Katrin Pinetzki)
Am Eingang zur Ausstellung wird man von einem bunten Strauß unterschiedlichster Schleimpilze aus Stoffen on Svenja Malcher empfangen. Diese „Faszination mit Hut“ wird eindrucksvoll unterschiedlich beleuchtet und zieht die Besuchende in die Ausstellung hinein.
Unterstützt wurde nicht nur diese Arbeit tatkräftig von speziellen Licht -oder auch Soundtechnikern.
Interessant ist, dass unter den elf Personen auch eine Ukrainerin mitgemacht hat. Karina Krylova, (die inzwischen wieder in der Ukraine lebt) lädt die Besuchenden mit ihrer Videoinstallation „RIVER DNIPRO“ mit einem besonderen Blick auf die Stadt Kiew sich treiben zu lassen.
Drei Hängematten laden dabei zum Verweilen ein.
Die Besucher*innen zur partizipatorischen Teilhabe animiert. Ob in plüschigen Rückzugsräumen, kreativen Sound und Tanzangebote, einem „Nonsens Raum“, in einem nostalgischen gemütlichen Wohnzimmer an verschiedenen Retro-Telefonen verschieden Geschichten von Menschen unterschiedlichen Alters zur Thematik lauschen, oder sich im „Positiven Blau“ der Schwere kurz entledigen.
Anna Daschkewitz in Röhren, die sich durch die gesamte Ausstellung schlängeln „Rückenwind“ mit Unterstützung von Bewegungssensoren rauschen und spürbar werden. Beim Presserundgang am 1. Februar machte sie auf die Ambivalenz der Arbeit aufmerksam. „Kein Rückenwind ohne Gegenwind“.
Mit seiner Arbeit „Still“ bietet Till Bellinghausen einen Raum für Momente der Vergessenheit und Unbeschwertheit. Dieser ist mit weißem akustischen Pyramidenschaum ausgekleidet. Die Stille wird jedoch (Mikrofon im Raum) für kurz unterbrochen.
Stand der Dinge – künstlerische Standortbestimmung
In der BIG gallery startet am 29. Januar 2023 die Ausstellung des Westfälischen Künstlerbundes. Sie geht bis zum 26. März 2023. An der Ausstellung nehmen 11 Künstlerinnen und Künstler teil, der Titel lautet „Stand der Dinge“.
„Stand der Dinge“ kann vieles bedeuten. Einerseits ist es eine Frage: wie ist jetzt der Stand der Dinge? Es ist die Möglichkeit innezuhalten oder ein Fazit zu ziehen. Zu sehen sind klassische Malerei, Druckgrafik, Landschaftsfotografie und einige Skulpturen.
Ein Katalog zur Ausstellung ist ebenfalls erschienen.
Einige der Arbeiten sind erschreckend aktuell. Die Bilder von Irmhild Koeniger-Rosenlechner sind zwar von Anfang der 90er Jahre über den Bosnien-Krieg, sind aber im Zeichen des jetzigen Kriegs in der Ukraine wieder aktuell.
Die Natur hat ja auch immer etwas Erhabenes bis Spirituelles. In den Arbeiten von Petra Böttcher-Reiff und Klaus Pfeiffer sieht man das sehr gut. Tiefrote Sonnenuntergänge (Böttcher-Reiff) kontrastieren dabei mit den Schwarz-weiß Fotos von Pfeiffer. Verzweiflung oder doch Hoffnung?
Axel M. Mosler Fotografie spielt mit Gegenständen, die vom Menschen in die Natur gestellt wurde. Hier der Kontrast besonders gut zu sehen, der zwischen die Natur tobt, die versucht sich etwas zurückzuholen, was der Menschen in die Natur gesetzt hat.
Dieter Ziegenfeuter zeigt wieder seine legendären Wolkenbilder. Auf der einen Seite Schwarz und bedrohlich, auf der anderen Seite aber durch aus in einem fröhlichen Weiß und hoffnungsvoll.
Die Arbeiten von Walter Hellenthal mäandern zwischen dem Organischen und Anorganischen. Die Natur steh im Mittelpunkt seines künstlerischen Statements zum Stand der Dinge.
In den Weltall entführt uns der Künstler Andi Knappe. Seine Space-Bilder entführen uns in den unendlichen Raum mit offenem Ausgang. Was wird uns dort erwarten? In eine ähnliche Richtung gehen die Stahlarbeiten von Sebastian Wien. Sind es vielleicht Außerirdische, die nur darauf warten in unsere Realität zu gelangen?
Muss der Stand der Dinge eigentlich ein fester Punkt sein? Für Richard A. Cox nicht. Seine tanzenden Bilder zeigen die ewigen Bewegungen. Panta rhei.
In einem geheimnisvollen Spiel mit ovalen Formen und Strukturen entführt der Künstler Christoph Ihrig den Betrachtenden in der Ausstellung. Philipp Pohl hingegen zeigt Gedanken- und Bilderwelten abendländischer und anderer spiritueller Tradition.