Sammlungspräsentation: Kunst –> Leben –> Kunst im Museum Ostwall

Bei der neuen Sammlungspräsentation (Ebene 5) im Museum Ostwall (MO) im Dortmunder U geht es um das wechselseitige Verhältnis von Kunst –> Leben –> Kunst. Der Eintritt ist frei.

Die Sammlung umfasst rund 280 Werke der MO-Sammlung von Expressionismus, Fluxus oder Kunst der 1960er-Jahre bis zur Gegenwart.



Die Sammlung ist in drei Kapitel aufgeteilt:

Das Kapitel 1 handelt von Kunst und die Dinge des Alltags.

Die Museumsleiterin Leonie Reygers sah nach dem Zweiten Weltkrieg die Hauptaufgabe des Museums nicht nur in der Verbindung von Kunst und Lebensalltag der Bevölkerung. Sie wollte der von den Nazis geächteten Kunst des Expressionismus Geltung verschaffen, aber auch durch Ausstellung moderner Möbel, Design-Ausstellungen und Architektur in die hiesige Stadtgesellschaft einwirken.

Installationsansicht „Kunst -> Leben -> Kunst. Das Museum Ostwall gestern, heute, morgen“. Sammlungspräsentation Museum Ostwall im Dortmunder U, 2023 © Museum Ostwall im Dortmunder U/ Jürgen Spiler
Installationsansicht „Kunst -> Leben -> Kunst. Das Museum Ostwall gestern, heute, morgen“. Sammlungspräsentation Museum Ostwall im Dortmunder U, 2023 © Museum Ostwall im Dortmunder U/ Jürgen Spiler

Umgekehrt ließen sich Künstler*innen in den 1960er-Jahren vom Alltag inspirieren. Heute hat das Museum einen Schwerpunkt auf Fluxus. Kunstschaffende der Gegenwart widmen sich in unterschiedlichen Medien der Versuchung, gewohnte Sehweisen zu durchbrechen.

Im Kapitel 2 hat das Thema: Selbst machen. Das eigene Leben mit Mitteln der Kunst betrachten. Es geht hier um die Rolle von sogenannten „Laien-Künstler*innen“. Auch das fand schon bei Leonie Reygers große Beachtung. Die Werke von Laien werden derzeit wieder häufiger in Kunstaktionen gezeigt.

Die Fluxus-Kunst bietet die Möglichkeit, sich mit alltäglichen Handlungen, Spielen und Gegenständen auseinanderzusetzen und einen neuen Blickwinkel auf außereuropäische Kunst zu gewinnen.

Kapitel 3 widmet sich der Frage: Wie das Leben das Sammeln prägt. Kunst entsteht nicht in einem luftleeren Raum. Sie ist immer auch von politischen und gesellschaftlichen Einflüssen in der jeweiligen Zeit beeinflusst. Das zeigt diese Sammlungspräsentation eindrucksvoll.

Neben den drei Kapiteln werden Einblicke in den aufwendigen und notwendigen internationalen Leihverkehr, Restaurationsarbeiten und die Vermittlungskunst geboten.

Es gibt für die Besuchenden auch Möglichkeiten zur Interaktion.

Eine besondere Bedeutung (und eigene Räumlichkeit) hat der vor einem Monat gegründete MO-Beirat. Dieser besteht aus acht Menschen aus der Stadtgesellschaft, die ihre Funktion für vier Jahre ausfüllen. Der Beirat soll ergründen, in welchem Verhältnis die Kunst im MO zum Lebensalltag der Besuchenden steht, über Neueinkäufe und Präsentationsformen debattieren, sowie „Schwellenängste“ bei bisher nicht so kunstaffinen Menschen überwinden zu helfen.

Weitere Informationen zu speziellen Events, Workshops und über den Katalog zur Sammlungspräsentation finden Sie unter: https://dortmunder-u.de/museum-ostwall/




Einwanderungsporträts dreizehn türkischer Frauen

Im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) finden vom 28. April bis zum 09. Juli 2023 im frisch und einladend renovierten STADT_RAUM dreizehn (sonst eher „unsichtbaren“) Frauen der ersten Einwanderungsgeneration eine Plattform. Die Ausstellung „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“ ist eine Kooperation der Planerladen gGmbH und des MKK.



Sie kamen in den 1970er-Jahren nach Dortmund und leben seither rund um den Borsigplatz. Ihr Alter ist zwischen 60 und 90 Jahre.

Die Kooperationspartner in der Ausstellung (v.li.): Fatlinda Bajramaj (Projektteam „Nordstadt to go!), Leopold  Achilles (Fotograf), Claudia Wagner (Co-Kuratorin, MKK), Meryem Fidan (Quartierstreff Concordia), Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK), Anne Schlösser (Geschäftsführerin Planerladen) und Benedikt Steffens (Sparbau Stiftung). (Foto: (c) Katrin Pinetzki)
Die Kooperationspartner in der Ausstellung (v.li.): Fatlinda Bajramaj (Projektteam „Nordstadt to go!), Leopold  Achilles (Fotograf), Claudia Wagner (Co-Kuratorin, MKK), Meryem Fidan (Quartierstreff Concordia), Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK), Anne Schlösser (Geschäftsführerin Planerladen) und Benedikt Steffens (Sparbau Stiftung). (Foto: (c) Katrin Pinetzki)

Im Quartierstreff Concordia am Borsigplatz fanden die Frauen einen Ort zum Austausch. Ihre Erzählungen, persönliche Zeugnisse wurden in Gesprächen gemeinsam mit Jugendlichen (Ur-Enkelgeneration) und Vermittlung des Projektteams der Planerladen gGmbH im Quartierstreff in deren Muttersprache geführt und aufgezeichnet. Dabei entstanden auch die einfühlsamen fotografischen Porträts des Dortmunder Fotografen Leopold Achilles.

Die Schau stellt die Frauen mit Porträt- und privaten Fotografien, O-Tönen und Texten in den Mittelpunkt. Über einen QR-Code können sich die Besuchenden bei den Fotoporträts einloggen und den persönlichen Erzählungen in deren türkischen Heimatsprache lauschen. (Ein klein wenig das Gefühl, sich mit einer fremden Sprache in einem fremden Land konfrontiert zu sehen).

Aber keine Angst, als Text sind die Geschichten der Frauen in deutscher Sprache an einem Gittergestell zu lesen.

Sie erzählen von den Schwierigkeiten beim Ankommen und die häufige Abhängigkeit vom Mann oder Söhnen. Zunächst waren sie ja nur als vorläufige sogenannte „Gastarbeiter*innen“ in das fremde Land gekommen. Zumeist kümmerten sie sich um Familie und Haushalt und lebten isoliert in ihrer Community. Einige fanden hier den Weg in den Arbeitsmarkt oder Selbstständigkeit. Integration war noch nicht so ein großes Thema. Sie blieben und die Kinder und Enkelkinder sind hier in Deutschland fest verwurzelt.

Die Ausstellung macht diese Zeugnisse einer schweren und ereignisreichen Zeit so allen Interessierten zugänglich. Es ist zudem eine Broschüre zur Schau erstellt worden. Der Eintritt ist frei.

Der STADT_RAUM ist als neuer Denk-, Dialog- und Arbeitsraum für zivilgesellschaftliche Akteur*innen und Communitys konzipiert worden.




Malerische Fluchten von Barbara Giesbert

Barbara Giesberts Herangehensweise an ein Bild ist immer schon „Einfach anfangen und gucken, was es werden möchte“, aber bei der jetzt gezeigte Bildreihe könnte man es schon fast „intuitives Malen“ nennen, denn es war eine Art Therapie, mit der sie in den ersten Corona-Zeiten ihre Sehnsucht nach Reisen und Meer verarbeitete. Plötzlich konnte man nirgendwo mehr hin! Auch von der Familie und Freunden musste/sollte man Abstand halten….was blieb da noch? Das Atelier! Anders als manche Künstler:innen hatte Barbara Giesbert keine Blockade, sondern ihre Kreativität blühte stetig auf und sie malte ihre Eindrücke aus fernen Ländern, die sie nicht besuchen konnte. Die Stimmungen und Anblicke, an die sie sich erinnerte, die Farben, die ihr hier zu Hause fehlten, das Meer, die Berge, die Landschaften…alles fand seinen Platz auf den Leinwänden.



Da Auslandsreisen nicht möglich waren und später die Sehnsucht nach Meer nur im Inland gestillt werden konnte, begab sich Barbara Giesbert dann in den heimischen Garten und die umliegenden Wälder und entdeckte dort die vielfältige Schönheit der Birken für sich. Dadurch inspiriert, entstand eine Serie mit Birkenbildern und -Collagen, in denen die Künstlerin mit Fotos, Teilen von Birkenrinde, Blättern, Zweiglein, Papier und Farbe experimentierte.

Die Ausstellung im Kunstbonbon in der Chemnitzer Straße 11 zeigt aus Platzgründen nur einen Teil der damals entstandenen Werke, aber auch die Auswahl lässt den Betrachter erahnen, welche Sehnsüchte Barbara Giesbert damals antrieben und mit welcher Neugier sie sich der Erkundung der Birken widmete.

Und so gibt es recht unterschiedliche Werke zu sehen: auf der einen Seite die intensiven Farben der „Sehnsuchtsbilder“, aber auch die reduzierte Farbpalette der Birken, die jedoch durch interessante Strukturen und Kontraste zum genaueren Hinsehen anregen.

„Barken, Birken, Borkum – Hauptsache raus!“
Vernissage: 22.04.2023 um 15 Uhr
Ausstellung vom 22.04. bis 20.05.2023




Künstlerhaus Dortmund: Seit 40 Jahren künstlerisch jung geblieben

Künstlerhaus Dortmund: Seit 40 Jahren künstlerisch jung geblieben

Vom 01. April bis zum 14. Mai 2023 feiert das Künstlerhaus Dortmund am Sunderweg sein 40-jähriges Bestehen mit der Ausstellung „GO:40“. Dafür hat es ehemalige Künstlerinnen und Künstler angefragt und 21 haben Arbeiten geschickt. Zudem wird der der Vernissage mit Dr. Peter Schmieder der langjährige Geschäftsführer verabschiedet.

Die 21 eingeladenen Künstlerinnen und Künstler spannen geografisch von Amsterdam über Dortmund und NRW, Kiel, Leipzig, Berlin, dem schweizerischen Biel bis nach Tokio ein ebenso großes Netz, wie in ihren verwendeten Sujets und Medien. Von Zeichnungen und Malerei, zu Fotografie und Film bis zu Installation reicht das Spektrum der präsentierten Arbeiten.  

Dabei war es den Organisatorinnen und Organisatoren wichtig, dass nur die Personen ausstellen, die noch aktiv in der Künstlerszene sind.

Bei 21 Positionen ist es schwierig, alle im Detail vorzustellen, doch was bei der Pressebegehung schon sichtbar war, zeigt einen spannenden Querschnitt moderner Kunst.

Das Künstlerhaus ist seit 40 Jahren ein Kraftort für Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Art. Seine Geschichte ist eine von Persönlichkeiten, die neben ihrem eigenen Werk stets für das Programm des Hauses als Kurator:innen aktiv waren Das Jubiläum ist ein dankbarer Blick zurück und ebenso ein Ausblick auf weitere Jahre voller Programm, voller Überraschungen und Entdeckungen.

Mit dabei sind folgende Künstlerinnen und Künstler: Tomomi Adachi, Christoph Bangert, Patrick Borchers, Harald Busch, Julian Faulhaber, Nina Glockner, Antje Hassinger, Sybille Hassinger, Thomas Haubner, Francis Hunger, Tina Jacobs, Sonja Kuprat, Paola Manzur, Rona Rangsch, Gerd Schmedes, An Seebach, Hildegard Skowasch, Jürgen Spiler, Cornelia Suhan, Helga Weihs und Anke Zürn.

Die feierliche Eröffnung findet am 31. März 2023 um 20 Uhr statt. Mehr Infos über die ausstellenden Künstler:innen unter https://www.kh-do.de/ausstellungen/ausstellungen-2023/go40




Künstlerinnen und Künstler „machen Blau“ in der BIG gallery

In der BIG gallery der BIG direkt gesund (nahe Dortmunder U) stellt der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Westfalen e. V. vom 02.04.2023 (Eröffnung am Sonntag um 11:00 Uhr) bis 18.06.2023 seine voraussichtlich letzte Ausstellung mit dem Titel „Blau machen“ aus.



Beteiligt daran mit jeweils einem Werk sind 21 Künstlerinnen und 20 Künstler.

Der BBK Westfalen nimmt Abschied von der BIG gallery in "blau". (v.l.n.r.) Christoph Mandera, Brigitte Bailer und Axel M. Mosler.
Der BBK Westfalen nimmt Abschied von der BIG gallery in „blau“. (v.l.n.r.) Christoph Mandera, Brigitte Bailer und Axel M. Mosler.

Die 41 Kunstschaffenden haben sich, wie „Blau machen“ schon andeutet, mit diesem mehrdeutigen Thema ganz divers auseinandergesetzt. Die präsentierten Arbeiten zeigen erzählerische Werke, blaue Porträts oder blau strukturierte Farb- und Formmalereien, Collagen und Fotos mit digitaler Bearbeitung.

Zu sehen sind Aquarell, Tusche, Acryl oder Öl auf Leinwand, Öl auf Papier, Digitaldruck auf Acrylglas, Fotografik auf Acryl, Farbholzschnitt (Druck), Aquarell auf Büttenpapier, Strukturpasten-Collagen, textile Arbeit mit Stickerei, originale Farbfotografie sowie von Karin Hansmann Keramik-Werke.

Mit ihren expressionistisch, impressionistisch oder surreal anmutenden Arbeiten beschäftigen sich die Künstler:innen nicht nur mit der inspirativen-assoziativen Farbe Blau, sondern natürlich auch mit dem Thema „Blau machen“.

Sich den Verpflichtungen entziehen (im übertragenen Sinn), entspannen, aber auch den Blick auf die Verantwortung unserer Umwelt und Menschheit gerichtet.

Wir können uns dem Klimawandel, Kriegen und deren Folgen nicht so leicht entziehen.

Ein großer Aspekt der Ausstellung widmet sich dem Himmel, Wasser oder der Vergänglichkeit. Es steckt aber auch Hoffnung auf einen Neuanfang und Mut zum Aufbruch darin.

Das ist auch dem BBK-Westfalen für seine Zukunft zu wünschen.

Zur Ausstellung erscheint ein 64-seitiger-Web-Katalog mit allen in der Ausstellung zu sehenden Werken, der zum Preis von 5,00 € erhältlich ist.

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, jeweils 13:00 bis 17:00 Uhr. Ostersonntag (geschlossen). Eintritt ist frei.




Hoda Tawakol – Spezielle Oase im Dortmunder Kunstverein

Nach der Renovierung des neuen Standortes des Dortmunder Kunstvereins (direkt neben der Haltestelle Westentor) ist in diesem offenen Kunst-Ort die Ausstellung „Silent voices in a Palm Grove“ (Stille Stimmen im Palmenhain) der ägyptisch-französischen Künstlerin Hoda Tawakol (* 1968) vom 25.03. bis 11.06.2023 zu sehen.



Ars tremonia bekam beim Presserundgang mit der Künstlerin und Rebekka Seubert (Kuratorin und künstlerische Leiterin des Dortmunder Kunstvereins) einen ersten Eindruck.

Rebekka Seubert (links) und die Künstlerin Hoda Tawakol mit einigen ihrer Arbeiten im Dortmunder Kunstverein.
Rebekka Seubert (links) und die Künstlerin Hoda Tawakol mit einigen ihrer Arbeiten im Dortmunder Kunstverein.

Schon beim Hinkommen werden die Menschen von der großflächig von innen aufwendig gestalteten Dschungellandschaft auf Stoff eingeladen.

Auf der Erdgeschoss-Ebene erwartet die Besuchenden eine Installation aus großformatigen Textilskulpturen oder Haarmasken, die den Kunstverein zu einer Oase werden lassen.

In einem Palmenhain treffen Haarkostüme und stoffliche Skulpturen auf menschengroße Falkenmasken.

Die Werke bieten eine ambivalente Welt zwischen Sinnlichkeit und Brutalität.

Das beginnt schon im Eingangsbereich. Hier wartet eine „Kriegerin“ aus synthetischem Haarkostüm. Sie ist schön, kämpferisch und bedrohlich zugleich.

Hier spielen Fragen nach Körper und Identität sowie Ängste vor „mächtigen Frauen“ eine Rolle. Die Arbeiten nehmen Bezug auf die Kultur und die Traditionen des nordafrikanischen Raums, hybride Zustände oder die Mehrdeutigkeit von Zeichen und Sprache.

Haare sind nicht nur ein Attribut des Weiblichen, wie Hoda Tawakol erklärt hat, sondern stellen zudem eine Methode zur diskriminierenden Einordnung dar. (etwa „Bad Hair“ bei den Haaren der afrikanischen Sklavinnen).

Die großformatigen Stofffiguren mit stilisierten Brüsten dienen als Lockmittel wie der „Fleischköder“ dem Falken. Ihre Erscheinung ist gleichzeitig bedrohlich und raumgreifend. Diese Doppeldeutigkeit zieht sich durch die Ausstellung von Hoda Tawakol.

Die Falkenmasken auf der Ebene Zwei sind in einer riesigen Holzgitterkonstruktion in Form eines alten Palastes (Kairo) errichtet.

Schutz vor „äußeren Reizen“. Angst vor Macht und Selbstbestimmung der Frauen? Viel Raum für Assoziationen.

Ein gelungenes Gesamtkonstrukt, das Bewusstsein für die Blickbeziehungen zwischen Menschen oder Mensch und Kunst schaffen kann.

Einweihung & Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, dem 24.03.2023 ab 19:00 Uhr statt.

Neben den anderen Veranstaltungen oder der Führung mit der Kuratorin am Sonntag, dem 26.03.2023 ist sicherlich der Themenabend Haarpolitik (Ausstellungsgespräch) am 01.06.2023 interessant. 

Weitere Informationen zur Ausstellung von Hoda Tawakol erhalten Sie unter https://www.dortmunder-kunstverein.de/de/Ausstellungen/Aktuell–Vorschau-2/SOON/Hoda-Tawakol-Silent-Voices-in-a-Palm-Grove.htm




Große Retrospektive von Nam June Paik im Museum Ostwall

Im Museum Ostwall ist vom 17.03.2023 bis zum 27.08.2023 auf der 6. Etage im Dortmunder U eine große Ausstellung „Nam June Paik/Expose the Music“ als Retrospektive des Werks dieses Pioniers der Videokunst (1932 – 2006) zu sehen und zu erleben.



Da das Museum Ostwall (MO) einen Fluxus-Schwerpunkt hat, passt diese Ausstellung gut in ihr Konzept.

Nam June Paik trat schon in den frühen 1960er-Jahren mit diversen Performances auf, ging über den Weg der experimentellen Kunst schließlich zur Arbeit mit Fernsehern als Kunstobjekten. Beeinflusst wurde er sicherlich von Künstlern wie Karlheinz Stockhausen, Joseph Beuys und anderen. Er entwickelte das Konzept der „Aktionsmusik“. Paik stellt Musik aus und spielt sie nicht.

In dieser interdisziplinär konzipierten Ausstellung werden 100 Arbeiten gezeigt, darunter Skulpturen, Audio- und Videoproduktionen, ungewöhnliche Partituren, Handlungsanweisungen und Konzepte sowie Fotodokumente. Anschaulich wird den Besuchenden vermittelt, wie das Publikum Nam June Paiks Performances unmittelbar erlebte und aktiv einbezogen wurde. Die interaktive Beteiligung ist ein wichtiger Bestandteil. Ob im Galerieraum oder in der Live-Fernsehübertragung.

Erstmals wird in Deutschland die sound- und bildgewaltige Rauminstallation „Sistine Chapel (1993)“ zu sehen und hören sein. Das ist ein Höhepunkt der Ausstellung. In einem idealen Raum mit Spitzdachkonstruktion wird das frühe Beispiel multimedialer Immersion als ein nach dem Zufallsprinzip ständig wechselnden Remix aus Bildern, Festivalausschnitten und Geräuschkulissen gezeigt. Es ist eine eindrucksvolle Nam June Paik-spezifische Aufführung von Pop-/Kulturgeschichte und Politik aus den 1969er oder 1970er-Jahren.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Rudolf Frieling (San-Francisco-Museum of Modern Art) sowie Christina Danick, Stefanie Weißhorn-Ponert und dem Museumsdirektionsduo Regina Selter/Florence Thurmes.

Ein weiteres Kapitel der Ausstellung widmet sich der Kooperation von Nam June Paik und Cellistin Charlotte Moorman. So etwa das Werk „Oil drums 1964/1991)“. Bei „Random Access (1963)“ und „Participation TV (1969/198299)“ haben die Besucher*innen eine Gelegenheit, elektronische Sounds oder Bilder zu erzeugen.

Im „ZEN“ Raum können sie sich im Schattenspiel auslassen.

Als Fortschreibung von Paiks (nicht aufgeführten) „Sinfonie for 20 rooms“ sind außerdem vier internationale Künstler*innen eingeladen, sich performativ auf Paiks Werk zu beziehen und sie als Inspiration für ortsspezifische Arbeiten zu nutzen. Den Anfang macht Aki Onda (16. März bis 7. Mai) aus Japan.

Es folgen die New Yorker Künstlerin Autumn Knight vom 13. Mai bis 2. Juli in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Dortmund.

Die Arbeit „Sinfonie and its parts“ der Hamburger Klangkünstlerin Annika Kahrs wird sich über sechzehn Tage (8. bis 23. Juli) erstrecken.

Den Schlusspunkt setzt Samson Young aus Hongkong mit einer theatralischen Inszenierung „20 heterophones“. Der Künstler bewegt sich zwischen verschiedenen Klangquellen in der Installation und erzeugt durch Bewegungen Sounds in einer sechsstündigen Performance.

Die Ausstellung wird am 16. März 2023 um 19 Uhr eröffnet. Tickets können online erworben werden unter www.dortmunder-u.de/tickets. Weitere Informationen gibt es unter www.dortmunder-u.de/nam-june-paik




Morph: Claudia Quick stellt im Torhaus Rombergpark aus

„Morph“ nennt die Dortmunder Künstlerin Claudia Quick ihre Installation im Torhaus Rombergpark: Vom 12. März bis 2. April wachsen in der Städtischen Galerie ihre fremd anmutenden Objekte aus den Wänden.



„Morphologie“ ist die Lehre von Gestalt, Struktur und Form. Sprachlich ist ein Morph ein Teilbereich der Grammatik: die kleinste bedeutungstragende Einheit. In amorphen Gebilden sucht der Mensch automatisch nach Struktur und Sinn, sucht nach dem Vergleich. In ihrer Installation lotet Claudia Quick Künstlichkeit und Identität aus.  Strukturen in Kreatur und Körperlichkeit als Formwandlung und Metamorphosen sind weitere Themen der Ausstellung. Die Künstlerin verarbeitet für ihre Skulpturen unterschiedliche Materialien und formt sie um – Holz, Metall und Beton ebenso wie Draht, Nylonfaden oder Lack – und bewegt sich dabei aus der Fläche in die dritte Dimension.
Die Ausstellung ist geöffnet dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr. Ein Rundgang durch die Ausstellung wird auch in der virtuellen Galerie präsentiert: torhaus-rombergpark.de.




„Das Tier in mir“ – oder die Kunst der Prokrastination!

Gemeinschaftsausstellung 2023 im kunstbonbon vom 18.03.2023 bis 15.04.2023



Bei der diesjährigen Themenausstellung im Kunstbonbon geht es um das Problem des Aufschiebens von Erledigungen, das wohl viele kennen.  Das sogenannte Prokrastinieren. Prokrastination ist das wiederholte Aufschieben von Aufgaben, die erledigt werden müssen, obwohl man weiß, dass das Aufschieben negative Konsequenzen haben kann. Prokrastination kann verschiedene Gründe haben, wie z.B. Angst vor Versagen oder Fehlern, Unsicherheit, fehlende Motivation, Langeweile oder Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Was kann man/frau dagegen tun?

Flyer zur Ausstellung "Das Tier in mir" (Foto: (c) kunstbonbon)
Flyer zur Ausstellung „Das Tier in mir“ (Foto: (c) kunstbonbon)

Tierische Methapern für Prokrastination gibt es zuhauf. Beispielsweise, dass man eine „faule Sau“ sei oder vielleicht lieber wie eine Katze stundenlang auf dem Sofa liegt, statt endlich das zu tun, was man sollte. Andere genießen lieber die Geselligkeit einer Herde, statt sich allein an den Schreibtisch zu setzen und die Steuererklärung zu machen oder turnen wie ein Äffchen durch die Gegend im Bemühen, nicht an die staubige Wohnung zu denken oder man hockt eulenartig vor einem Buch und kriegt nicht mit wie die Zeit verstreicht.

Egal, ob die Künstler*innen sich nun überlegt haben, welches Tier in ihnen schlummert und sie von banalen Erledigungen abhält, oder ob sie eine typische Situation darstellen, in der sie unweigerlich prokrastinieren, es gab keine Einschränkungen bzgl. der Darstellungsweise oder Größe, es musste auch kein neues Werk sein…alles war erlaubt für die Ausstellung.

 Und so sehen wir die ganze Bandbreite der bildenden Kunst: Malerei, Fotografie, Zeichnung, Illustration, Skulptur, Objekt und Collage in allen Größen, Formen, Materialien und Farben.

Fragen zu den Exponaten werden die (hoffentlich zahlreich erscheinenden) ausstellenden Künster*innen gern persönlich beantworten.

Die Ausstellung ist bis zum 15.04.2023 zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen (di 13-18, fr 15-18, sa 12-15 Uhr)

Teilnehmende Künstler*innen:

Wibke Brandes, Michaela Düllberg, Sabine Held, Ilse Hilpert, Thomas Hugo, Gudrun Kattke, Claudia König, Ingrid Lacher, Hendrik Müller, Ari Plikat, Günter Rückert, Almut Rybarsch-Tarry, Karin Schmidt, Claudia Terlunen, Lotte Wagner, Michael Wienand




Multimediale Ausstellung mit Perspektivwechsel

Der Hardware MedienKunstVerein (HMKV) auf der Ebene 3 im Dortmunder U zeigt vom 11.03.2023 bis zum 31.07.2023 in seinen Räumen die multimediale Ausstellung „We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show“. Die beiden hiesigen Künstler*innen Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten haben innerhalb eines Jahres diese „begehbare Multimedia-Show“ künstlerisch entwickelt.



Sie geben der für unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wichtigen Bedeutung nichtmenschlicher Organismen (wie Bakterien, Polypen, Korallen, Pilze) durch ihre sieben Charaktere eine eigene Stimme.

Kooperation als Überlebensstrategie

Das große Thema ist hier Ökologie, Klima und die Anpassungsfähigkeit und Kraft durch Symbiosen. Die soziale Komponente wird hier deutlich. Nicht das oft von Charles Darwin einseitig beanspruchte und interpretierte „Überleben des Stärkeren“ hat die Welt sich weiterentwickelt, sondern die Kooperation verschiedener Organismen als Überlebensstrategie.

Key Visual der Ausstellung „Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, we're gonna be alright and this is our show“, HMKV im Dortmunder U, 11. März 2023 – 30. Juli 2023. Bild: Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, „Micro”, 2023, (Pattern). Gestaltung: e o t. Berlin.
Key Visual der Ausstellung „Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show“, HMKV im Dortmunder U, 11. März 2023 – 30. Juli 2023. Bild: Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, „Micro”, 2023, (Pattern). Gestaltung: e o t. Berlin.

Mit ihren eindrucksvollen Video-Installationen, zum Thema passend mit bedruckten dünnen Fließstoff gestalteten Teppichböden, den großen Mikroorganismen (ummantelt von Fließstoff) und anderen Gegenständen lassen sie die besuchenden in eine spezielle Welt eintauchen. Zusätzlich kann man im Eingangsbereich einen Kopfhörer mit Fernbedienung als akustische Begleitung mitnehmen.

Wachstum und Vergangenheit

Als Charaktere spricht zum Beispiel die als Superorganismus bekannte Algenform „Azolla“ (Symbiose aus Farn und Cyanobakterium). Sie ist nicht nur in der Lage, sich rasant zu vermehren (grow, grow), sondern kann auch nach ihrem Absterben und Sedimentation im Meeresgrund sehr viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden. In einem Aquarium ist dieses „Maskottchen für die Technologien der CO2-Einsparung zu sehen.

Xtract erzählt von der Extraktion der Gesteine in der Vergangenheit. Die VR-Installation nimmt uns mit in die Zeit, als Kohle noch Biomasse war über ihre spätere Nutzung als Energielieferant (Aufklärung). Zur gleichen Zeit wurden die für Naturbewahrung eintretenden Hexen oder Hexenmeister verfolgt.

Pionea berichtet von den besonders anpassungsfähigen Pionierpflanzen zur Besiedlung noch vegetationsfreier Gebiete. Neophyten sind wiederum invasive Pflanzen, die sich mit Hilfe der Menschen in einem „nichtheimischen“ Bereich etabliert haben. Das „Heimische“ wird hier relativiert.

Extinct widmet sich den ausgestorbenen Arten und gedenkt ihren „unruhigen Geistern“. Die Vergänglichkeit als normaler Prozess, der zum Leben gehört.

Spekulative Zukunft

Symbiotechnica berichtet im Setting eines Gewächshauses, wo künstlich Orchideen reproduziert werden, die in der Natur eine Symbiose mit einem Pilz benötigen. Der Glaube an die technische Herstellbarkeit einer künstlichen Natur im Angesicht einer toxisch gewordenen Biosphäre wird hier zur Disposition gestellt.

Hydra generiert den Traum vom „ewigen Leben“ am Beispiel von der Symbiose von Polypen und Korallen. Dieser vielköpfige Korallenorganismus wird nur durch die sich unbegrenzt regenerierenden Zellen des Polypen „unsterblich“. Das System ist durch die Klimaveränderung gefährdet (z.B. Great Barrier Riff).

Micro erzählt von der Technosphäre sowie der zentralen Rolle der Symbiose für die Evolution. Es wird ein neuartigen Superorganismus imaginiert, der in enger Symbiose mit unseren technischen Geräten lebt. Bakterien, Mikroorganismen oder Pilze, die sich auf der glatten Oberfläche unserer Handys befinden, gehen eine Verbindung mit Schweiß und Strahlungswärme ein.

Ein Leseraum mit Stoff zu der Thematik lädt zum Verweilen und Stöbern ein.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 10.03.2023 um 19:00 Uhr vor Ort statt. Die Finissage mit Musik und Essen am 31.07.2023.

Nähere Informationen zu Öffnungszeiten, dem umfangreichen Begleitprogramm gibt es unter www.hmkv.de