Die Realität umdeuten – Trispoke im Torhaus Rombergpark

Ein Trispoke bezeichnet ein aerodynamisches dreispeichiges Laufrad. Ist die Kunst im Torhaus, die vom 27. August bis zum 17. September 2023 zu sehen ist, besonders aerodynamisch? Nun, es gibt ein windkinetisches Objekt von Lutz Kemper, aber der Begriff führt uns auch die falsche Fährte.



Es geht eher darum, dass die drei Künstlerinnen und Künstler mit einem besonderen Blick auf Alltagsmotive und Alltagsgegenstände, gemeinsam die Realität umdeuten und damit etwas Neues entsteht.

Rosa Fehr-von Ilten, Birgit Feike, Lutz Kemper. Fotografin: Gabriele Kaufer
Rosa Fehr-von Ilten, Birgit Feike, Lutz Kemper. Fotografin: Gabriele Kaufer

Bleiben wir doch bei Lutz Kemper. Der Großteil seiner ausgestellten Arbeiten sind Collagen. Im Mittelpunkt stehen Autofriedhöfe, die einen Endpunkt der Mobilität darstellen, wenn das geliebte Auto in die Schrottpresse kommt. Sein Material bekommt Kemper von alten Plakaten.

Dinge, deren versteckte Schönheit andere vielleicht nicht erkennen oder übersehen, stehen im Fokus der Malerei von Rosa Fehr-von Ilten. Eine angeschwemmte, schon zerstörte Europalette wird zur Hauptfigur in einem Bild, genauso wie ein leerer Schaukasten, der bar seiner Funktionalität sein Dasein fristet.  

Birgit Feike arbeitet mit Materialien, die für viele Menschen keinen Wert haben wie beispielsweise Absperrbänder. Durch das Flechten dieser Bänder entstehen wieder neue Dinge, die vertraut sind oder auch fremd bleiben. Generell gelt – nicht nur für die Arbeiten von Feike – wie wichtig ein aktives Auseinandersetzen mit der gezeigten zeitgenössischen Kunst ist. In den meisten Fällen werden die Betrachter mit neuen Blickwinkeln und Sichtweisen belohnt.

Die Öffnungszeiten des Torhaus Rombergpark sind dienstags bis samstags von 14-18 Uhr, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr.




All you need is love/love

Die Lieder, die sich um das Thema „Liebe“ drehen, sind Legion. Erstaunlicherweise ist in der zeitgenössischen Kunst dieses Thema nicht so populär. Angst vor dem Kitsch, vor einer zu platten Vulgarität? Dabei bietet es so viele Anknüpfungspunkte: Elitepartner und Tinder, kollektive Einsamkeit, Ehe und Polyamorie, Boomer und GenZ, cis und queer – wie man lebt und liebt, das wird heute ganz neu gedacht, diskutiert und hinterfragt.
Jedenfalls hat es das Künstlerhaus Dortmund Dank Organisatorin Dagmar Lippok geschafft, eine Vielzahl Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten zu präsentieren. Also bis zum 01. Oktober 2023 heißt es im Künstlerhaus love/love.



Marlene Apmann und Anja Bohnhof zeigen eine negativ konnotierte Art der Liebe. Arrangierte Ehen sind in Indien verbreitete Praxis. Insgesamt zeigt sich in Indien ein wachsender Trend, die Hochzeitsfeiern als ein aufwändig gestaltetes Ereignis zu inszenieren; dabei werden die Veranstaltungsorte, große Hallen oder auch Zelte mit Hilfe von Kulissenarchitekten in indische Traumwelten verwandelt. Die Fotografien zeigen die Orte vor oder nach den Feiern, wenn sie kaum was von der Traumwelt haben.

Aleksandra Belics Herangehensweise an die Kunst ist ein spezifisch persönlicher Weg zum Universellen. Sie fordert den Betrachter durch die direkte Natur ihrer Malerei heraus. Die Künstlerin nutzt ihre eigenen Beziehungen und Erfahrungen als Inspirationsquelle. Ihre Arbeit folgt der Geschichte einer komplizierten Frau, die weibliche Zerbrechlichkeit und Stärke in einer Welt ausdrückt, in der die Lust gewinnt und die Liebe verloren ist.

Für die Ausstellung love/love hat Carl Brandi das Live-Rollenspiel „Idunas Äpfel“ geschrieben und produziert. Es erzählt von wundersamen und erschreckenden Verbindungen zwischen germanischer Mythologie, Fussballromantik und Verschwörungstheorien. Durch Archäologie und Computerspielen entlehnten Mechaniken entsteht eine erlebbare Geschichte, die sich nahtlos in die Räume des Künstlerhauses und seine Umgebung einfügt. Plot und Umsetzung fühlen romantischen Grundbedürfnissen nach.

Birgit Brenner (*1964 in Ulm) setzt sich inhaltlich und formal konsequent mit gesellschaftlichen Themen aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales auseinander. Dabei spannt sie einen weiten Bogen zwischen Themen wie Ungerechtigkeit, Zwang, Scheitern, Gewalt und Angst, Glücksversprechen, Überwachung und Diversität. In den letzten Jahren hat sie ihren Fokus zunehmend auf Themen wie Digitalisierung, Umwelt und Dystopie erweitert. In ihrem 2020 entstandenen Film „Final Call“ thematisiert sie die gravierenden gesellschaftlichen Folgen der Entfremdung des zeitgenössischen Menschen und die rasant voranschreitende Zerstörung der Welt.

Yvonne Diefenbach verarbeitet stereotypes Bildmaterial erotischer Darstellungen des weiblichen Körpers. In ihrer spielerischen Herangehensweise lösen sich die Motive von vorgegebenen Klischees und entheben sich einem voyeurhaften, sexistischen Blick, in der die Figur stets ihre Souveränität beibehält.

Tina Herchenröther verfolgt in ihren Arbeiten einen performativen Ansatz. Ihr körperlicher Ausdruck in Gesten und Posen findet sich als unmittelbares Vorbild in ihren Zeichnungen und Malereien wieder. Dabei geht sie eine besondere Verbindung mit Figuren der Popkultur ein, übernimmt deren Haltung und überschreibt gleichzeitig deren Identität mit den Mitteln der Zeichnung und Malerei. Herchenröthers unerschrockener Einsatz von Material und Technik bietet jedem Abbild genügend Raum für das Unerwartete und Intuitive. 1998 in Frankfurt geboren, lebt und arbeitet sie in ihrer Geburtsstadt.

2003 wuchs Klara Hobzas Obsession für Samuel Morse und das Morsealphabet, das sie erlernte, und sie baute ein einfaches, selbst konstruiertes Lichtsystem, um ihre Botschaften hinaus nach New York zu morsen. Wenig überraschend antwortete zunächst niemand; der Morsecode, einst von größter Bedeutung, ist auf dem Weg in Vergessenheit zu geraten. Erst später wurden ihre Morsesignale von einer kleinen Gruppe von New Yorkern erkannt und beantwortet.

Glaube, Sitte, Heimat. Konventionen. Brüssel, Belgien. Nicht Genf, nicht die Schweiz. Polen, Ungarn, Bulgarien – aber bitte keine Z*******. Ukraine, Russland, Gas, Ölpreise. Volltanken und zulaufen lassen. Sich völlig wegspülen. Angespült werden. Endlich ankommen in klaren Strukturen und wissen, dass schon Leute auf dich warten.
Wir, das Schützenkorps-Europa glauben an die Würde des Lebens, an Gott, an die Politik und daran, dass der nächste Morgen nicht so schlimm wird, wenn man nicht durcheinander trinkt. An die gute Sitte: zur Titte, zum Sack – zack, zack. Und Heimat. Wissen wo man hingehört, wo man hingehen kann, wenn es einem schlecht geht. Heimat, wo man einig ist, wo Alltag ist, wo man Mensch ist, wo man einkauft, wo man einen Job hat.

love/love

19. August – 1. Oktober 2023

Führungen für Singles – und alle anderen
und love/love Café

Samstag, den 26. August, 16 Uhr
Samstag, den 23. September, 16 Uhr

Live-Rollenspiel
Carl Brandi Idunas Äpfel

Sa 26. + So 27. August
Sa 2. + So 3. September
Sa 16. + So 17. September
Do 21.+ Fr 22. + Sa 23. September
jeweils 16 – 19 Uhr

Hafenspaziergang
Samstag, den 26. August, 14 – 19 Uhr

DEW21-Museumsnacht
Samstag, den 23. September, 16 – 21 Uhr

Finissage und love/love Talk
mit den Künstler:innen

Sonntag, den 1. Oktober, 17 Uhr
Moderation: Dagmar Lippok und Dr. Pia Wojtys




Erinnerungen und Erzählungen in künstlerische Form gebracht

Das MO_Schaufenster (Ebene 5) im Dortmunder U (Museum Ostwall) zeigt vom 25.08.2023 bis 05.11.2023 Werke der 1978 in Tunis geborenen Künstlerin Nadia Kaabi-Linke.



Die in Dubai und Kiew aufgewachsene Künstlerin beschäftigt sich mit den komplexen materiellen und immateriellen Beziehungen, Orten und deren lokalen Kontext und verborgenen „unsichtbaren“ Geschichten. Sie möchte das Unsichtbare mit ihren Installationen und Skulpturen sichtbar machen Zurzeit lebt Kaabi-Linke wegen des Krieges in der Ukraine hauptsächlich in Berlin.

Nadia Kaabi-Linke zeigt ihre Arbeiten im MO Schaufenster. (Foto: © Kaabi-Linke-Studio)
Nadia Kaabi-Linke zeigt ihre Arbeiten im MO Schaufenster. (Foto: © Kaabi-Linke-Studio)

Die für die Schaufenster-Reihe ausgewählten drei Arbeiten thematisieren den häuslichen Raum mit seinen diversen Facetten (sowohl aus Schutzraum wie auch von gewaltvollen Machteingriffen geprägt).

Die filigrane Arbeit „Amina’s Tears“ hat ihren Ausgangspunkt in der „Kairo Trilogie“ (Handlung in der Zeit der britischen Besatzung) von Naguib Mahfouz (1911 – 2006). Die Protagonistin Amina in der Geschichte ist das weibliche Oberhaupt der Familiendynastie Al-Jawad. Die Künstlerin greift die Figur der Amina auf. Scheinbar transparente Glasscheiben und der umkleidete Holzrahmen des Werkes erinnern an Fenster. Doch zum Unterschied zu Fenstern zeigen sich im Zusammenspiel von Licht, Schatten und den Bewegungen der Betrachtenden die Spuren der Mashrabiya – ein von Mustern durchzogenes dekoratives Holzgitter. Es ermöglicht einen guten Blick nach außen, ohne dass man dabei gesehen wird. Das wird in der Arbeit mit der Abwesenheit im öffentlichen Raum (und dem „unsichtbaren“ Freund sowie leidvollen privilegierten Leben Aminas) gleichgesetzt.

Die sechs monochromatischen Pigmentgemälde aus der Reihe „Color of Time“ mit Textbegleitung darunter erzählen die Geschichte hinter spezifischen Häusern an unterschiedlichen Orten. So zum Beispiel das Oscar Romero-Haus in Bonn oder das Mystetskyi Arsenal in Kyjw. Die Auseinandersetzung mit den Gebäuden erfolgt durch Abkratzen der im Laufe der Jahre aufeinander aufgetragenen Farbschichten. Die unterschiedlichen Pigmente sind die Grundlage und spiegeln in ihrer Einzigartigkeit das Zeit- und Ortsspezifische der Gebäude wider.

Die raumfüllende Installation „Das Kapital – Epilogue“ verweist auf dramatische und poetische Weise auf die Geschichte eines Hauses in Amman (Jordanien), das abgerissen wurde, da einen Goldschatz darunter vermutete.

Es blieb nur ein rostiger Zaun mit einem Tor übrig, der nachgestellt im Mo_Schaufenster-Raum mit Sandsteinen aus Herdecke drum herum aufgebaut wurde. Da ranken Mythen um dieses Gebäude.

Die Vernissage in Anwesenheit der Künstlerin findet am Donnerstag, dem 24.08.2023 im Dortmunder U um 18:30 Uhr statt.




Letzte Veranstaltung der Dortmunder Gruppe in der BIG Gallery

Die Dortmunder Gruppe zeigt als Gastgeber vom 20. August bis 17. September 2023  in der BIG Gallery  (Ausgang Haltestelle Westentor am Dortmunder U) unterschiedliche Werke von 29 Künstlerinnen und Künstlern des bochumerkünstlerbundes aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Collage, Objekt und Zeichnung.



Dabei ist der Austausch beider Künstlerbünde sowie der Enge Kontakt und die Kommunikation untereinander von Bedeutung, wie Alexander Pohl (Vorsitzender Dortmunder Gruppe) beim Pressegespräch verriet.

 Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes in der Ausstellung von links nach rechts: Felix Freier, Uwe Engels, Babette Sponheuer
Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes in der Ausstellung von links nach rechts: Felix Freier, Uwe Engels, Babette Sponheuer

Diese Ausstellung mit dem Titel „KUNSTBESUCH“ wird jedoch die letzte Veranstaltung der Dortmunder Gruppe in der BIG Gallery sein, deren Pforten sich für die hiesige Kunstszene sich ja demnächst schließen.

Die Dortmunder Künstler*innen kämpfen nicht nur um einen neuen, möglichst gut zugänglichen dauerhaften Ausstellungsort für ihre Kunst, sondern auch immer um Fördermittel und Beachtung in der „Kulturstadt Dortmund“.

Es stünde einer Stadt gut zu Gesicht, sich um gute Bedingungen für „ihre Kunstschaffenden“ zu bemühen. Im Gespräch war ja schon einmal er RWE-Tower als eventueller neuer Ausstellungsort.

Die hiesigen bildenden Künstler brauchen einen feststehenden, für alle Bürger*innen der Stadt bekannten Ort, um ihre Werke zu präsentieren und später vielleicht auch verkaufen zu können. Die regionale Kunst verdient es, nach Kräften unterstützt zu werden.

Die letzten zehn Jahren in der BIG Gallery hat die Dortmunder Gruppe auch einiges für die internationalen Kunst-Beziehungen getan. Zu nennen sind da etwa ihre wechselseitigen Kontakte zu unseren Partnerstädten.

Die Vernissage zur Ausstellung findet am Sonntag, den 20. August 2023 um 14 Uhr in der BIG Gallery statt.

Begrüßung: Jacqueline Kraemer (I. Vorsitzende bochumerkünstlerbund)

Musikalische Begleitung: Tobias Bülow (Handpan).

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 8 – 17 Uhr, Sonntag 14 – 17 Uhr, Eintritt frei. Im nächsten Jahr besucht die DORTMUNDER GRUPPE übrigens den bkb im Bochumer Kunstbunker.




Thomas Hugo malt sich seine Welt – und irgendjemand bellt

Alles lebt irgendwie! Spätestens wenn Thomas Hugo es in die Finger gekriegt hat. Ob Holzbretter, Pappe, Konservendosen, Fundstücke…Der Künstler macht aus allem was.Und dabei entstehen verrückte Wesen, die zwar in dieser Welt so nicht existieren könnten, aber man kann sich vorstellen, dass sie woanders sehr viel Spaß hätten – und den haben die Betrachter dann umgehend auch.



Thomas Hugo ist sehr umtriebig und so sind seine Werke sicherlich schon vielen aus anderen Ausstellungen bekannt. Auch im Kunstbonbon waren beim letztjährigen „Bunten Teller“ bereits einige kleine Bilder und seine winzigen „Laschentiere“ zu sehen.

Der Flyer zur Ausstellung von Thomas Hugo im Kunstbonbon. (Foto: (c) Karin Schmidt)
Der Flyer zur Ausstellung von Thomas Hugo im Kunstbonbon. (Foto: (c) Karin Schmidt)

Aber jetzt bespielt er alle Wände und man kann eben die titelgebende „Hängekuh“ bestaunen, die einen etwas fragend mustert oder dem „Dosenflieger“ beim Abdüsen von seiner rostigen Startrampe zusehen, was der „Dicke Hund“ offenbar auch tut. Das „Rolltier“ vom Flyer ist aus seinem Beet gerollert und freut sich über die freundliche Aufmerksamkeit der Besucher. Schemenhafte Wesen scheinen mit einem Boot in „Nebelungen“ über das Wasser zu gleiten….Ideen-Fischer im Morgennebel oder weitere Besucher aus der Welt des Thomas Hugo?

Falls jemand das vom Künstler selber erklärt bekommen möchte, dann ist am 29.07. ab 15 Uhr die Gelegenheit. Vielleicht möchte man aber auch gar keine weiteren Informationen, sondern einfach ein wenig die Gesellschaft dieser Wesen genießen und sich selbst eine Welt vorstellen, in denen sie friedlich miteinander leben…

Das Kunstbonbon, Chemnitzer Str. 11, 44139 Dortmund präsentiert:

„Hängekuh & Dosenflieger“

Thomas Hugo malt sich seine Welt – und irgendjemand bellt

Vernissage: 29.07.2023 um 15 Uhr

Ausstellung vom 29.07. – 26.08.2023




Loppu – oder das Ende in der BIG gallery

„This is the end, my friend”, sang Jim Morrison von den Doors, doch keine Angst, es geht nicht um das Ende der Dortmunder Gruppe, sondern um das Ende der Ausstellungsaktivität in der BIG gallery.



Vor 10 Jahren konnten die Künstlerinnen und Künstler der Dortmunder Gruppe und weiterer Künstlerverbände den großen Raum in der BIG als Galerie nutzen. Was sie auch gerne und oft getan haben. Aber wie halt so kommt, die BIG verlässt (anscheinend) den Ort und somit endet auch die Geschichte der Galerie.

Schluss – aus – loppu“. Vertreter der Dortmunder Gruppe (v.l.n.r.) in der BIG gallery: Alexander Pohl, Claudia Terlunen, Marlies Blauth, Erika A. Schaefer und Jan Bormann.

Doch vom 23.07. bis zum 13. 08. 2023 zeigen die Künstlerinnen und Künstler nochmals an diesem Ort ihre W Insgesamt 35 Arbeiten von 16 Künstlerinnen und Künstler sind zu sehen. Unterschiedliche Techniken, unterschiedliche Formate, die Ausstellung zeigt die Bandbreite der Dortmunder Gruppe.

Natürlich hat das Ende auch thematisch in die Bildmotive Eingang gefunden. Corona, Umweltverschmutzung, die Hoffnung auf das Ende des Patriarchats – alles wird aufgegriffen. Doch auch anders kann man sich mit dem Thema auseinandersetzen. Alexander Pohl zeigt seine Arbeit „Equisheim“, die er bereits bei der ersten Ausstellung in der BIG gallery vor zehn Jahren gezeigt hat. Während die beiden Werke von Marlies Blauth versuchen, durch die Ornamente dem Ende zu entfliehen. Auch Finnland ist ein Thema, nicht nur durch den Titel „Loppu“, sondern auch durch die Arbeiten von Erika A. Schaefer und Jan Bormann – nachdenkliche Impressionen aus Lappland zum Umgang des Menschen mit der Natur.

Die Ausstellung wird am 23. Juli 2023 um 14 Uhr eröffnet. Die Eröffnungsrede hält passend zum Titel der gebürtige Finne Ristomatti Rouhiainen.




Drei Aspiranten der Dortmunder Gruppe in der BIG Gallery

Caro Fugazzi, Steffen Mischke und Thomasz Thun sind die neuen Beitrittskandidaten der Künstlervereinigung Dortmunder Gruppe. Um sie vorzustellen, werden ihre Arbeiten vom 25. Juni bis zum 16. Juli 2023 in der BIG gallery gezeigt.



Auf florale Elemente konzentriert sich Thomasz Thun zurzeit in seinen Arbeiten. Doch die Bilder sind weit entfernt von den klassischen Stillleben. Auf den ersten Blick wirken sie rauh und grob wie aus einem Skizzenbuch. Aber das Material Papier macht sie auch gleichzeitig verletzlich wie die echten Blüten.

Caro Fugazzi, Steffen Mischke und Thomasz Thun in der BIG Gallery. (Foto: (c) Alexander Pohl)
Caro Fugazzi, Steffen Mischke und Thomasz Thun in der BIG Gallery. (Foto: (c) Alexander Pohl)

Auch Caro Fugazzi malt auf ungewöhnlichem Grund. Sie benutzt Packpapierrollen, die von der Decke bis zum Boden reichen. Die Werke, die sie zeigt, sind aktuell in der Galerie entstanden. Fugazzi arbeitet mit Kohle und Kreide. Da das Packpapier braun ist, hat die Künstlerin die Möglichkeit mit der Farbe Weiß zu arbeiten. Sie ist inspiriert durch Höhlenmalerei.

Weiß ist nicht das Kernthema von Steffen Mischke. Seine Bilder sind bunt expressiv, die Farbe beinahe sinnlich überbordend.  Es scheint, als wolle Mischke austesten, was für den Betrachter noch ertragbar ist.

Warum die drei Künstler:innen in die Dortmunder Gruppe wollen? Es geht vor allem um den künstlerischen Zusammenhalt und die größeren Möglichkeiten, die ein Künstlerbund bietet, berichteten die anwesenden Thun und Fugazzi.

Die Ausstellung wird am 25. Juni um 14 Uhr in der BIG gallery eröffnet.




Performative Kunst zwischen Fiktion und Realität

In den Räumlichkeiten des Dortmunder Kunstvereins (neben Haltestelle Westentor) ist die multimediale und performative Ausstellung „But who is Ulrike Mandrake“ des jungen französischen Künstlers Nils Alix-Tabeling (1990 *) vom 25.06.2023 bis 10.09.2023 zu sehen und erleben.



Die Besuchenden erwartet beim Eintreten ein mystisch-sakral wirkender Raum. Durch die besondere räumliche Anordnung verschiedener, aus unterschiedlichsten Stoffen zusammengearbeiteter Gegenständen mit einem vielfältigen symbolhaften visuellem Vokabular wird der Geist der titelgebenden fiktiven Figur „Ulrike Mandrake“ in den großzügigen Raum des Kunstvereins gebracht. Man hat die Möglichkeit, die weiße Sitze mit gebetsartig verschränkten Beinen und an Gehirne erinnernde Stoffkissen zu benutzen.

Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.
Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.

Der Künstler benutzt eine ambivalente und symbolhafte zum Nachdenken anregende Sprache.

Der Name der Figur setzt sich aus dem Vornamen der Journalistin und RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (1934 – 1976) und der giftigen Heil -und Ritualpflanze Alraune (engl: mandrake) zusammen. Deren Pfahlwurzel ähnelt nicht nur einer Menschengestalt, sondern zieht sich als pflanzliche Kontinuität durch die Ausstellung. Der Name suggeriert eine semantische Verbindung zwischen Meinhof und der giftigen Ritualpflanze. Der Titel verweist zudem auf die menschliche Sehnsucht, die vermeintliche Wurzel des Bösen durch Wissenschaft auszumachen.

Alix-Tabelings Kunst drückt sich im Zusammenspiel von bildhauerischen, malerischen, akustischen und performativen Werken aus.

Das Vokabular reicht von Zitaten aus Science-Fiction, historischen Referenzen, Mobiliar, Mode, Schamanismus, Drag und 3d-Drucken. Dabei kombiniert er fein gearbeitete holzbildhauerische Element e mit gefundenen Objekten, Textilien mit Heilkräutern aus seinem Garten.

Humorvolle Verweise auf Homophobie finden sich etwa bei den kopulierenden Feuerkäfern (frz. Gendarme) im Gemälde „Aubépine“ (Spiral, Violence), deren Rückenzeichnung bei genauerem Hinsehen das Wort „Police“ ergibt.

Es geht um Gewalt gegen queere und weibliche Körper damals wie heute.

Sind patriarchalischen (nicht männliche) Gewaltstrukturen in der Vergangenheit und noch heute ursächlich für stärker werdenden Verzweiflung, Widerstand im Angesicht der existenziellen Bedrohungen und ungerechten Verhältnissen?

Ein beeindruckender Teil der Ausstellung ist das zu hörende fiktive Gefängnisgespräch zwischen Ulrike Meinhof (aus Briefen während ihrer zerstörerischen Isolationshaft 1973/1974) und Briefen aus der Haft von Rosa Luxemburg (1871 – 1919). Die eine nahm sich verzweifelt das Leben, die andere wurde zusammen Karl Liebknecht von Angehörigen der Garde-Kavallerie- Schützen-Division ermordet.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 24.06.2023 um 17.00 Uhr statt




„Das kleine Tusch-Orchester“ – Leise Striche und laute Töne

Zeichnungen von Jan Golebiowski, Lotte Wagner und Ari Plikat im Kunstbonbon

Am 27.05.2023 um 15 Uhr wird es ein wenig lauter vor dem Kunstbonbon! Zur Vernissage der 65. Ausstellung hat einer der Künstler, nämlich Jan Golebiowski (Hornist bei den Dortmunder Philharmonikern), ein paar Kollegen eingeladen, die um ca. 15 Uhr ein wenig musizieren. Da sie danach aber noch arbeiten müssen, sollten Interessierte nicht zu spät kommen, denn es wird nur ein kurzer Auftritt sein.



Wie man dem Ausstellungstitel entnehmen kann, ist das Thema „Musik“.

Jan Golebiowski zeichnet schon lange und zwar oft direkt mitten im Orchester während der Pausen zwischen seinen Einsätzen. Da entstehen dann herrliche Karikaturen, die die momentane Situation betreffen oder auf das zu spielende Stück bezogen sind. Um diese Zeichnungen zu genießen braucht man keine musikalische Vorbildung, aber vielleicht kann man mit einer solchen noch viel mehr Facetten in den Bildern entdecken.

Details sind ja bekanntermaßen die Spezialität von Lotte Wagner und sicherlich gibt es auch bei ihr kaum eine Illustration, die man mit einem Blick erfassen kann und es findet sich auch beim fünften Angucken immer noch eine neue witzige Kleinigkeit. Da auch sie sehr musikaffin ist, können wir uns auf wundersame Instrumente und ungewöhnliche Musikanten freuen. Im Vorfeld gab es bereits einen Blick auf eine herrliche „Gurkentruppe“, die eine ausführliche Betrachtung wert ist und einige Schwarzweißzeichnungen, die umgehend das Kopfkino aktivieren.

Ari Plikat wirft eher einen Blick auf die Musikkonsumenten oder Leute, die „auch mal Musik machen wollen“ und wie könnte es anders sein – es wird lustig! Und sicherlich auch mal kritisch, denn es wäre nicht Ari Plikat, wenn die Menschheit ungeschoren davon kommt,  aber lachen muss man doch (vielleicht sogar über sich selber…), wenn da jemand mit einem Ghettoblaster, aus dem Vogelgezwitscher kommt durch die Gegend läuft. Offen bleibt, ob das in der Stadt passiert und sich der Mensch nach Vogelgesang sehnt oder ob es in der Natur stattfindet und das Wesen es einfach nicht mehr gewohnt ist, sich ohne künstliche Beschallung fortzubewegen….aber vielleicht ist auch einfach das Gerät defekt und er hat es als Vogelhäuschen zur Verfügung gestellt?

Die Besucher bekommen also eine schöne Auswahl bester Illustration gezeigt und werden gut unterhalten, denn alle drei Künstler:innen werden am 27.05.2023 ab 15 Uhr anwesend sein.

Die Ausstellung endet am 24.06.2023 und danach geht das Kunstbonbon in die alljährliche „Kunstpause“ bis zum 29.07.2023.




Chiffre 23 – Ausstellung der Dortmunder Gruppe um eine geheimnisvolle Zahl

Was hat der Ausstellungsname „Chiffre 23“ wohl zu bedeuten? Ich habe mal ChatGPT gefragt, der in der Ausstellung auch thematisiert wird, und folgende Antowrten bekommen:  In der Numerologie wird die Zahl 23 als eine Kombination der Energien der Zahlen 2 und 3 betrachtet. In der jüdischen mystischen Tradition der Kabbala wird die Zahl 23 mit dem hebräischen Buchstaben „Mem“ in Verbindung gebracht, der mit Wasser assoziiert wird. Die Zahl 23 wird daher oft mit dem Zugang zu tiefer Weisheit und spirituellem Wachstum in Verbindung gebracht. Der Diskordianismus besagt, dass die Zahl 23 eine geheime Bedeutung und eine mysteriöse Kraft hat, die in allen Aspekten des Lebens auftaucht.



Da ich aber eher zum „Team Science“ gehöre, ist meine Interpretation, dass die Zahl „23“ für das Jahr 2023 steht. So ist das in der modernen Kunst, es gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“, es liegt im Auge des Betrachtenden.

Die Künstler*innen: Gudrun Kattke, Jan Bormann, Mariana González Alberti und Alexander Pohl von der Künstlervereinigung: Dortmunder Gruppe e.V. Foto: © (Copyright) Michael Lemken
Die Künstler*innen: Gudrun Kattke, Jan Bormann, Mariana González Alberti und Alexander Pohl von der Künstlervereinigung: Dortmunder Gruppe e.V. Foto: © (Copyright) Michael Lemken

Aber kommen wir zu den Fakten_: Die Ausstellung läuft vom 07.  bis zum 28. Mai in der Städtischen Galerie Torhaus Rombergpark. 20 Künstlerinnen und Künstler stellen Werke aus unterschiedlichen Bereichen aus.

Ein beeindruckendes Werk ist „Illusion und Schöpferkraft“ von Roul Schneider. Wie ein riesiger Computer-Chip aus Kohle wirkt die Arbeit, mit Verbindungen aus Metall, die sich in die Erde bohren.

Gegenüber ist eine weitere großformatige Arbeit. Der Künstler Martin Becker hat einen riesigen Feuersturm ins Torhausgebracht. Vielleicht ein Ergebnis des Ukraine-Krieges oder anderer blutiger Konflikte.

Mit dem Thema Krieg beschäftigt sich auch Alexander Pohl. Die beiden Werke „Happyness is a warm gun“ und “Wir werden irgendwann dahin gehen wo die meisten von uns schon sind“ kritisiert die Gewinne der Waffenindustrie und die Folgen des Ukraine-Krieg.

Jan Bormann stellt zwei Plastiken aus. „Gesicherte Energie“ nimmt Bezug auf die Kohle im Ruhrgebiet und die Frage, wieso im Ruhrgebiet die Erdwärme nicht genutzt wird. Beim „Kraft-Rad“ will das Rad seine Freiheit gewinnen.

Mit „Golem23“ verbindet Era Freidzon den alten Mythos vom Golem mit der Künstlichen Intelligenz. Das Erschaffen eins künstlichen Wesens aus Schlamm (Golem) einerseits und Daten (KI) andererseits zeigt, dass beide eine gewisse Eigenständigkeit und Identität entwickeln könn(t)en.

Die Zahl 23 ist eine Primzahl. Periodischen Zikaden oder 17-Jahres-Zikaden (Magicicada), haben einen bemerkenswerten Fortpflanzungszyklus, der in Primzahlen ausgedrückt werden kann. Daher hat Mariana González Alberti einige Larven ausgestellt. Aus der Ferne sehen sie aus, als wären sie aus Metall, sind aber aus Pappe.

Eine zarte Landschaft, aus Faden gebildet, zeigt Sabine Held. Gudrun Kattke verarbeitet den Verlust eines engen Freundes mit der mehrteiligen Installation „VIP*RIP“.  Darüber hinaus gibt es Arbeiten zu sehen von Marlies Blauth, Teresa Crawford Cabral, Birgit Feike, Rosa Fehr von Ilten, Lutz Kemper, Erwin Löhr, Dina Nur, Monika Pfeiffer, Christian Psyk, Erika A. Schäfer, Wolfgang Schmidt und Claudia Terlunen.

Der Eintritt zu der sehenswerten Ausstellung ist frei.  Die Öffnungszeiten des Torhauses sind dienstags bis samstags 14-18 Uhr und sonn- und feiertags 10 bis 18 Uhr.