Thomas Hugo malt sich seine Welt – und irgendjemand bellt

Alles lebt irgendwie! Spätestens wenn Thomas Hugo es in die Finger gekriegt hat. Ob Holzbretter, Pappe, Konservendosen, Fundstücke…Der Künstler macht aus allem was.Und dabei entstehen verrückte Wesen, die zwar in dieser Welt so nicht existieren könnten, aber man kann sich vorstellen, dass sie woanders sehr viel Spaß hätten – und den haben die Betrachter dann umgehend auch.



Thomas Hugo ist sehr umtriebig und so sind seine Werke sicherlich schon vielen aus anderen Ausstellungen bekannt. Auch im Kunstbonbon waren beim letztjährigen „Bunten Teller“ bereits einige kleine Bilder und seine winzigen „Laschentiere“ zu sehen.

Der Flyer zur Ausstellung von Thomas Hugo im Kunstbonbon. (Foto: (c) Karin Schmidt)
Der Flyer zur Ausstellung von Thomas Hugo im Kunstbonbon. (Foto: (c) Karin Schmidt)

Aber jetzt bespielt er alle Wände und man kann eben die titelgebende „Hängekuh“ bestaunen, die einen etwas fragend mustert oder dem „Dosenflieger“ beim Abdüsen von seiner rostigen Startrampe zusehen, was der „Dicke Hund“ offenbar auch tut. Das „Rolltier“ vom Flyer ist aus seinem Beet gerollert und freut sich über die freundliche Aufmerksamkeit der Besucher. Schemenhafte Wesen scheinen mit einem Boot in „Nebelungen“ über das Wasser zu gleiten….Ideen-Fischer im Morgennebel oder weitere Besucher aus der Welt des Thomas Hugo?

Falls jemand das vom Künstler selber erklärt bekommen möchte, dann ist am 29.07. ab 15 Uhr die Gelegenheit. Vielleicht möchte man aber auch gar keine weiteren Informationen, sondern einfach ein wenig die Gesellschaft dieser Wesen genießen und sich selbst eine Welt vorstellen, in denen sie friedlich miteinander leben…

Das Kunstbonbon, Chemnitzer Str. 11, 44139 Dortmund präsentiert:

„Hängekuh & Dosenflieger“

Thomas Hugo malt sich seine Welt – und irgendjemand bellt

Vernissage: 29.07.2023 um 15 Uhr

Ausstellung vom 29.07. – 26.08.2023




Loppu – oder das Ende in der BIG gallery

„This is the end, my friend”, sang Jim Morrison von den Doors, doch keine Angst, es geht nicht um das Ende der Dortmunder Gruppe, sondern um das Ende der Ausstellungsaktivität in der BIG gallery.



Vor 10 Jahren konnten die Künstlerinnen und Künstler der Dortmunder Gruppe und weiterer Künstlerverbände den großen Raum in der BIG als Galerie nutzen. Was sie auch gerne und oft getan haben. Aber wie halt so kommt, die BIG verlässt (anscheinend) den Ort und somit endet auch die Geschichte der Galerie.

Schluss – aus – loppu“. Vertreter der Dortmunder Gruppe (v.l.n.r.) in der BIG gallery: Alexander Pohl, Claudia Terlunen, Marlies Blauth, Erika A. Schaefer und Jan Bormann.

Doch vom 23.07. bis zum 13. 08. 2023 zeigen die Künstlerinnen und Künstler nochmals an diesem Ort ihre W Insgesamt 35 Arbeiten von 16 Künstlerinnen und Künstler sind zu sehen. Unterschiedliche Techniken, unterschiedliche Formate, die Ausstellung zeigt die Bandbreite der Dortmunder Gruppe.

Natürlich hat das Ende auch thematisch in die Bildmotive Eingang gefunden. Corona, Umweltverschmutzung, die Hoffnung auf das Ende des Patriarchats – alles wird aufgegriffen. Doch auch anders kann man sich mit dem Thema auseinandersetzen. Alexander Pohl zeigt seine Arbeit „Equisheim“, die er bereits bei der ersten Ausstellung in der BIG gallery vor zehn Jahren gezeigt hat. Während die beiden Werke von Marlies Blauth versuchen, durch die Ornamente dem Ende zu entfliehen. Auch Finnland ist ein Thema, nicht nur durch den Titel „Loppu“, sondern auch durch die Arbeiten von Erika A. Schaefer und Jan Bormann – nachdenkliche Impressionen aus Lappland zum Umgang des Menschen mit der Natur.

Die Ausstellung wird am 23. Juli 2023 um 14 Uhr eröffnet. Die Eröffnungsrede hält passend zum Titel der gebürtige Finne Ristomatti Rouhiainen.




Drei Aspiranten der Dortmunder Gruppe in der BIG Gallery

Caro Fugazzi, Steffen Mischke und Thomasz Thun sind die neuen Beitrittskandidaten der Künstlervereinigung Dortmunder Gruppe. Um sie vorzustellen, werden ihre Arbeiten vom 25. Juni bis zum 16. Juli 2023 in der BIG gallery gezeigt.



Auf florale Elemente konzentriert sich Thomasz Thun zurzeit in seinen Arbeiten. Doch die Bilder sind weit entfernt von den klassischen Stillleben. Auf den ersten Blick wirken sie rauh und grob wie aus einem Skizzenbuch. Aber das Material Papier macht sie auch gleichzeitig verletzlich wie die echten Blüten.

Caro Fugazzi, Steffen Mischke und Thomasz Thun in der BIG Gallery. (Foto: (c) Alexander Pohl)
Caro Fugazzi, Steffen Mischke und Thomasz Thun in der BIG Gallery. (Foto: (c) Alexander Pohl)

Auch Caro Fugazzi malt auf ungewöhnlichem Grund. Sie benutzt Packpapierrollen, die von der Decke bis zum Boden reichen. Die Werke, die sie zeigt, sind aktuell in der Galerie entstanden. Fugazzi arbeitet mit Kohle und Kreide. Da das Packpapier braun ist, hat die Künstlerin die Möglichkeit mit der Farbe Weiß zu arbeiten. Sie ist inspiriert durch Höhlenmalerei.

Weiß ist nicht das Kernthema von Steffen Mischke. Seine Bilder sind bunt expressiv, die Farbe beinahe sinnlich überbordend.  Es scheint, als wolle Mischke austesten, was für den Betrachter noch ertragbar ist.

Warum die drei Künstler:innen in die Dortmunder Gruppe wollen? Es geht vor allem um den künstlerischen Zusammenhalt und die größeren Möglichkeiten, die ein Künstlerbund bietet, berichteten die anwesenden Thun und Fugazzi.

Die Ausstellung wird am 25. Juni um 14 Uhr in der BIG gallery eröffnet.




Performative Kunst zwischen Fiktion und Realität

In den Räumlichkeiten des Dortmunder Kunstvereins (neben Haltestelle Westentor) ist die multimediale und performative Ausstellung „But who is Ulrike Mandrake“ des jungen französischen Künstlers Nils Alix-Tabeling (1990 *) vom 25.06.2023 bis 10.09.2023 zu sehen und erleben.



Die Besuchenden erwartet beim Eintreten ein mystisch-sakral wirkender Raum. Durch die besondere räumliche Anordnung verschiedener, aus unterschiedlichsten Stoffen zusammengearbeiteter Gegenständen mit einem vielfältigen symbolhaften visuellem Vokabular wird der Geist der titelgebenden fiktiven Figur „Ulrike Mandrake“ in den großzügigen Raum des Kunstvereins gebracht. Man hat die Möglichkeit, die weiße Sitze mit gebetsartig verschränkten Beinen und an Gehirne erinnernde Stoffkissen zu benutzen.

Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.
Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.

Der Künstler benutzt eine ambivalente und symbolhafte zum Nachdenken anregende Sprache.

Der Name der Figur setzt sich aus dem Vornamen der Journalistin und RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (1934 – 1976) und der giftigen Heil -und Ritualpflanze Alraune (engl: mandrake) zusammen. Deren Pfahlwurzel ähnelt nicht nur einer Menschengestalt, sondern zieht sich als pflanzliche Kontinuität durch die Ausstellung. Der Name suggeriert eine semantische Verbindung zwischen Meinhof und der giftigen Ritualpflanze. Der Titel verweist zudem auf die menschliche Sehnsucht, die vermeintliche Wurzel des Bösen durch Wissenschaft auszumachen.

Alix-Tabelings Kunst drückt sich im Zusammenspiel von bildhauerischen, malerischen, akustischen und performativen Werken aus.

Das Vokabular reicht von Zitaten aus Science-Fiction, historischen Referenzen, Mobiliar, Mode, Schamanismus, Drag und 3d-Drucken. Dabei kombiniert er fein gearbeitete holzbildhauerische Element e mit gefundenen Objekten, Textilien mit Heilkräutern aus seinem Garten.

Humorvolle Verweise auf Homophobie finden sich etwa bei den kopulierenden Feuerkäfern (frz. Gendarme) im Gemälde „Aubépine“ (Spiral, Violence), deren Rückenzeichnung bei genauerem Hinsehen das Wort „Police“ ergibt.

Es geht um Gewalt gegen queere und weibliche Körper damals wie heute.

Sind patriarchalischen (nicht männliche) Gewaltstrukturen in der Vergangenheit und noch heute ursächlich für stärker werdenden Verzweiflung, Widerstand im Angesicht der existenziellen Bedrohungen und ungerechten Verhältnissen?

Ein beeindruckender Teil der Ausstellung ist das zu hörende fiktive Gefängnisgespräch zwischen Ulrike Meinhof (aus Briefen während ihrer zerstörerischen Isolationshaft 1973/1974) und Briefen aus der Haft von Rosa Luxemburg (1871 – 1919). Die eine nahm sich verzweifelt das Leben, die andere wurde zusammen Karl Liebknecht von Angehörigen der Garde-Kavallerie- Schützen-Division ermordet.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 24.06.2023 um 17.00 Uhr statt




„Das kleine Tusch-Orchester“ – Leise Striche und laute Töne

Zeichnungen von Jan Golebiowski, Lotte Wagner und Ari Plikat im Kunstbonbon

Am 27.05.2023 um 15 Uhr wird es ein wenig lauter vor dem Kunstbonbon! Zur Vernissage der 65. Ausstellung hat einer der Künstler, nämlich Jan Golebiowski (Hornist bei den Dortmunder Philharmonikern), ein paar Kollegen eingeladen, die um ca. 15 Uhr ein wenig musizieren. Da sie danach aber noch arbeiten müssen, sollten Interessierte nicht zu spät kommen, denn es wird nur ein kurzer Auftritt sein.



Wie man dem Ausstellungstitel entnehmen kann, ist das Thema „Musik“.

Jan Golebiowski zeichnet schon lange und zwar oft direkt mitten im Orchester während der Pausen zwischen seinen Einsätzen. Da entstehen dann herrliche Karikaturen, die die momentane Situation betreffen oder auf das zu spielende Stück bezogen sind. Um diese Zeichnungen zu genießen braucht man keine musikalische Vorbildung, aber vielleicht kann man mit einer solchen noch viel mehr Facetten in den Bildern entdecken.

Details sind ja bekanntermaßen die Spezialität von Lotte Wagner und sicherlich gibt es auch bei ihr kaum eine Illustration, die man mit einem Blick erfassen kann und es findet sich auch beim fünften Angucken immer noch eine neue witzige Kleinigkeit. Da auch sie sehr musikaffin ist, können wir uns auf wundersame Instrumente und ungewöhnliche Musikanten freuen. Im Vorfeld gab es bereits einen Blick auf eine herrliche „Gurkentruppe“, die eine ausführliche Betrachtung wert ist und einige Schwarzweißzeichnungen, die umgehend das Kopfkino aktivieren.

Ari Plikat wirft eher einen Blick auf die Musikkonsumenten oder Leute, die „auch mal Musik machen wollen“ und wie könnte es anders sein – es wird lustig! Und sicherlich auch mal kritisch, denn es wäre nicht Ari Plikat, wenn die Menschheit ungeschoren davon kommt,  aber lachen muss man doch (vielleicht sogar über sich selber…), wenn da jemand mit einem Ghettoblaster, aus dem Vogelgezwitscher kommt durch die Gegend läuft. Offen bleibt, ob das in der Stadt passiert und sich der Mensch nach Vogelgesang sehnt oder ob es in der Natur stattfindet und das Wesen es einfach nicht mehr gewohnt ist, sich ohne künstliche Beschallung fortzubewegen….aber vielleicht ist auch einfach das Gerät defekt und er hat es als Vogelhäuschen zur Verfügung gestellt?

Die Besucher bekommen also eine schöne Auswahl bester Illustration gezeigt und werden gut unterhalten, denn alle drei Künstler:innen werden am 27.05.2023 ab 15 Uhr anwesend sein.

Die Ausstellung endet am 24.06.2023 und danach geht das Kunstbonbon in die alljährliche „Kunstpause“ bis zum 29.07.2023.




Chiffre 23 – Ausstellung der Dortmunder Gruppe um eine geheimnisvolle Zahl

Was hat der Ausstellungsname „Chiffre 23“ wohl zu bedeuten? Ich habe mal ChatGPT gefragt, der in der Ausstellung auch thematisiert wird, und folgende Antowrten bekommen:  In der Numerologie wird die Zahl 23 als eine Kombination der Energien der Zahlen 2 und 3 betrachtet. In der jüdischen mystischen Tradition der Kabbala wird die Zahl 23 mit dem hebräischen Buchstaben „Mem“ in Verbindung gebracht, der mit Wasser assoziiert wird. Die Zahl 23 wird daher oft mit dem Zugang zu tiefer Weisheit und spirituellem Wachstum in Verbindung gebracht. Der Diskordianismus besagt, dass die Zahl 23 eine geheime Bedeutung und eine mysteriöse Kraft hat, die in allen Aspekten des Lebens auftaucht.



Da ich aber eher zum „Team Science“ gehöre, ist meine Interpretation, dass die Zahl „23“ für das Jahr 2023 steht. So ist das in der modernen Kunst, es gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“, es liegt im Auge des Betrachtenden.

Die Künstler*innen: Gudrun Kattke, Jan Bormann, Mariana González Alberti und Alexander Pohl von der Künstlervereinigung: Dortmunder Gruppe e.V. Foto: © (Copyright) Michael Lemken
Die Künstler*innen: Gudrun Kattke, Jan Bormann, Mariana González Alberti und Alexander Pohl von der Künstlervereinigung: Dortmunder Gruppe e.V. Foto: © (Copyright) Michael Lemken

Aber kommen wir zu den Fakten_: Die Ausstellung läuft vom 07.  bis zum 28. Mai in der Städtischen Galerie Torhaus Rombergpark. 20 Künstlerinnen und Künstler stellen Werke aus unterschiedlichen Bereichen aus.

Ein beeindruckendes Werk ist „Illusion und Schöpferkraft“ von Roul Schneider. Wie ein riesiger Computer-Chip aus Kohle wirkt die Arbeit, mit Verbindungen aus Metall, die sich in die Erde bohren.

Gegenüber ist eine weitere großformatige Arbeit. Der Künstler Martin Becker hat einen riesigen Feuersturm ins Torhausgebracht. Vielleicht ein Ergebnis des Ukraine-Krieges oder anderer blutiger Konflikte.

Mit dem Thema Krieg beschäftigt sich auch Alexander Pohl. Die beiden Werke „Happyness is a warm gun“ und “Wir werden irgendwann dahin gehen wo die meisten von uns schon sind“ kritisiert die Gewinne der Waffenindustrie und die Folgen des Ukraine-Krieg.

Jan Bormann stellt zwei Plastiken aus. „Gesicherte Energie“ nimmt Bezug auf die Kohle im Ruhrgebiet und die Frage, wieso im Ruhrgebiet die Erdwärme nicht genutzt wird. Beim „Kraft-Rad“ will das Rad seine Freiheit gewinnen.

Mit „Golem23“ verbindet Era Freidzon den alten Mythos vom Golem mit der Künstlichen Intelligenz. Das Erschaffen eins künstlichen Wesens aus Schlamm (Golem) einerseits und Daten (KI) andererseits zeigt, dass beide eine gewisse Eigenständigkeit und Identität entwickeln könn(t)en.

Die Zahl 23 ist eine Primzahl. Periodischen Zikaden oder 17-Jahres-Zikaden (Magicicada), haben einen bemerkenswerten Fortpflanzungszyklus, der in Primzahlen ausgedrückt werden kann. Daher hat Mariana González Alberti einige Larven ausgestellt. Aus der Ferne sehen sie aus, als wären sie aus Metall, sind aber aus Pappe.

Eine zarte Landschaft, aus Faden gebildet, zeigt Sabine Held. Gudrun Kattke verarbeitet den Verlust eines engen Freundes mit der mehrteiligen Installation „VIP*RIP“.  Darüber hinaus gibt es Arbeiten zu sehen von Marlies Blauth, Teresa Crawford Cabral, Birgit Feike, Rosa Fehr von Ilten, Lutz Kemper, Erwin Löhr, Dina Nur, Monika Pfeiffer, Christian Psyk, Erika A. Schäfer, Wolfgang Schmidt und Claudia Terlunen.

Der Eintritt zu der sehenswerten Ausstellung ist frei.  Die Öffnungszeiten des Torhauses sind dienstags bis samstags 14-18 Uhr und sonn- und feiertags 10 bis 18 Uhr.




Sammlungspräsentation: Kunst –> Leben –> Kunst im Museum Ostwall

Bei der neuen Sammlungspräsentation (Ebene 5) im Museum Ostwall (MO) im Dortmunder U geht es um das wechselseitige Verhältnis von Kunst –> Leben –> Kunst. Der Eintritt ist frei.

Die Sammlung umfasst rund 280 Werke der MO-Sammlung von Expressionismus, Fluxus oder Kunst der 1960er-Jahre bis zur Gegenwart.



Die Sammlung ist in drei Kapitel aufgeteilt:

Das Kapitel 1 handelt von Kunst und die Dinge des Alltags.

Die Museumsleiterin Leonie Reygers sah nach dem Zweiten Weltkrieg die Hauptaufgabe des Museums nicht nur in der Verbindung von Kunst und Lebensalltag der Bevölkerung. Sie wollte der von den Nazis geächteten Kunst des Expressionismus Geltung verschaffen, aber auch durch Ausstellung moderner Möbel, Design-Ausstellungen und Architektur in die hiesige Stadtgesellschaft einwirken.

Installationsansicht „Kunst -> Leben -> Kunst. Das Museum Ostwall gestern, heute, morgen“. Sammlungspräsentation Museum Ostwall im Dortmunder U, 2023 © Museum Ostwall im Dortmunder U/ Jürgen Spiler
Installationsansicht „Kunst -> Leben -> Kunst. Das Museum Ostwall gestern, heute, morgen“. Sammlungspräsentation Museum Ostwall im Dortmunder U, 2023 © Museum Ostwall im Dortmunder U/ Jürgen Spiler

Umgekehrt ließen sich Künstler*innen in den 1960er-Jahren vom Alltag inspirieren. Heute hat das Museum einen Schwerpunkt auf Fluxus. Kunstschaffende der Gegenwart widmen sich in unterschiedlichen Medien der Versuchung, gewohnte Sehweisen zu durchbrechen.

Im Kapitel 2 hat das Thema: Selbst machen. Das eigene Leben mit Mitteln der Kunst betrachten. Es geht hier um die Rolle von sogenannten „Laien-Künstler*innen“. Auch das fand schon bei Leonie Reygers große Beachtung. Die Werke von Laien werden derzeit wieder häufiger in Kunstaktionen gezeigt.

Die Fluxus-Kunst bietet die Möglichkeit, sich mit alltäglichen Handlungen, Spielen und Gegenständen auseinanderzusetzen und einen neuen Blickwinkel auf außereuropäische Kunst zu gewinnen.

Kapitel 3 widmet sich der Frage: Wie das Leben das Sammeln prägt. Kunst entsteht nicht in einem luftleeren Raum. Sie ist immer auch von politischen und gesellschaftlichen Einflüssen in der jeweiligen Zeit beeinflusst. Das zeigt diese Sammlungspräsentation eindrucksvoll.

Neben den drei Kapiteln werden Einblicke in den aufwendigen und notwendigen internationalen Leihverkehr, Restaurationsarbeiten und die Vermittlungskunst geboten.

Es gibt für die Besuchenden auch Möglichkeiten zur Interaktion.

Eine besondere Bedeutung (und eigene Räumlichkeit) hat der vor einem Monat gegründete MO-Beirat. Dieser besteht aus acht Menschen aus der Stadtgesellschaft, die ihre Funktion für vier Jahre ausfüllen. Der Beirat soll ergründen, in welchem Verhältnis die Kunst im MO zum Lebensalltag der Besuchenden steht, über Neueinkäufe und Präsentationsformen debattieren, sowie „Schwellenängste“ bei bisher nicht so kunstaffinen Menschen überwinden zu helfen.

Weitere Informationen zu speziellen Events, Workshops und über den Katalog zur Sammlungspräsentation finden Sie unter: https://dortmunder-u.de/museum-ostwall/




Einwanderungsporträts dreizehn türkischer Frauen

Im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) finden vom 28. April bis zum 09. Juli 2023 im frisch und einladend renovierten STADT_RAUM dreizehn (sonst eher „unsichtbaren“) Frauen der ersten Einwanderungsgeneration eine Plattform. Die Ausstellung „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“ ist eine Kooperation der Planerladen gGmbH und des MKK.



Sie kamen in den 1970er-Jahren nach Dortmund und leben seither rund um den Borsigplatz. Ihr Alter ist zwischen 60 und 90 Jahre.

Die Kooperationspartner in der Ausstellung (v.li.): Fatlinda Bajramaj (Projektteam „Nordstadt to go!), Leopold  Achilles (Fotograf), Claudia Wagner (Co-Kuratorin, MKK), Meryem Fidan (Quartierstreff Concordia), Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK), Anne Schlösser (Geschäftsführerin Planerladen) und Benedikt Steffens (Sparbau Stiftung). (Foto: (c) Katrin Pinetzki)
Die Kooperationspartner in der Ausstellung (v.li.): Fatlinda Bajramaj (Projektteam „Nordstadt to go!), Leopold  Achilles (Fotograf), Claudia Wagner (Co-Kuratorin, MKK), Meryem Fidan (Quartierstreff Concordia), Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK), Anne Schlösser (Geschäftsführerin Planerladen) und Benedikt Steffens (Sparbau Stiftung). (Foto: (c) Katrin Pinetzki)

Im Quartierstreff Concordia am Borsigplatz fanden die Frauen einen Ort zum Austausch. Ihre Erzählungen, persönliche Zeugnisse wurden in Gesprächen gemeinsam mit Jugendlichen (Ur-Enkelgeneration) und Vermittlung des Projektteams der Planerladen gGmbH im Quartierstreff in deren Muttersprache geführt und aufgezeichnet. Dabei entstanden auch die einfühlsamen fotografischen Porträts des Dortmunder Fotografen Leopold Achilles.

Die Schau stellt die Frauen mit Porträt- und privaten Fotografien, O-Tönen und Texten in den Mittelpunkt. Über einen QR-Code können sich die Besuchenden bei den Fotoporträts einloggen und den persönlichen Erzählungen in deren türkischen Heimatsprache lauschen. (Ein klein wenig das Gefühl, sich mit einer fremden Sprache in einem fremden Land konfrontiert zu sehen).

Aber keine Angst, als Text sind die Geschichten der Frauen in deutscher Sprache an einem Gittergestell zu lesen.

Sie erzählen von den Schwierigkeiten beim Ankommen und die häufige Abhängigkeit vom Mann oder Söhnen. Zunächst waren sie ja nur als vorläufige sogenannte „Gastarbeiter*innen“ in das fremde Land gekommen. Zumeist kümmerten sie sich um Familie und Haushalt und lebten isoliert in ihrer Community. Einige fanden hier den Weg in den Arbeitsmarkt oder Selbstständigkeit. Integration war noch nicht so ein großes Thema. Sie blieben und die Kinder und Enkelkinder sind hier in Deutschland fest verwurzelt.

Die Ausstellung macht diese Zeugnisse einer schweren und ereignisreichen Zeit so allen Interessierten zugänglich. Es ist zudem eine Broschüre zur Schau erstellt worden. Der Eintritt ist frei.

Der STADT_RAUM ist als neuer Denk-, Dialog- und Arbeitsraum für zivilgesellschaftliche Akteur*innen und Communitys konzipiert worden.




Malerische Fluchten von Barbara Giesbert

Barbara Giesberts Herangehensweise an ein Bild ist immer schon „Einfach anfangen und gucken, was es werden möchte“, aber bei der jetzt gezeigte Bildreihe könnte man es schon fast „intuitives Malen“ nennen, denn es war eine Art Therapie, mit der sie in den ersten Corona-Zeiten ihre Sehnsucht nach Reisen und Meer verarbeitete. Plötzlich konnte man nirgendwo mehr hin! Auch von der Familie und Freunden musste/sollte man Abstand halten….was blieb da noch? Das Atelier! Anders als manche Künstler:innen hatte Barbara Giesbert keine Blockade, sondern ihre Kreativität blühte stetig auf und sie malte ihre Eindrücke aus fernen Ländern, die sie nicht besuchen konnte. Die Stimmungen und Anblicke, an die sie sich erinnerte, die Farben, die ihr hier zu Hause fehlten, das Meer, die Berge, die Landschaften…alles fand seinen Platz auf den Leinwänden.



Da Auslandsreisen nicht möglich waren und später die Sehnsucht nach Meer nur im Inland gestillt werden konnte, begab sich Barbara Giesbert dann in den heimischen Garten und die umliegenden Wälder und entdeckte dort die vielfältige Schönheit der Birken für sich. Dadurch inspiriert, entstand eine Serie mit Birkenbildern und -Collagen, in denen die Künstlerin mit Fotos, Teilen von Birkenrinde, Blättern, Zweiglein, Papier und Farbe experimentierte.

Die Ausstellung im Kunstbonbon in der Chemnitzer Straße 11 zeigt aus Platzgründen nur einen Teil der damals entstandenen Werke, aber auch die Auswahl lässt den Betrachter erahnen, welche Sehnsüchte Barbara Giesbert damals antrieben und mit welcher Neugier sie sich der Erkundung der Birken widmete.

Und so gibt es recht unterschiedliche Werke zu sehen: auf der einen Seite die intensiven Farben der „Sehnsuchtsbilder“, aber auch die reduzierte Farbpalette der Birken, die jedoch durch interessante Strukturen und Kontraste zum genaueren Hinsehen anregen.

„Barken, Birken, Borkum – Hauptsache raus!“
Vernissage: 22.04.2023 um 15 Uhr
Ausstellung vom 22.04. bis 20.05.2023




Künstlerhaus Dortmund: Seit 40 Jahren künstlerisch jung geblieben

Künstlerhaus Dortmund: Seit 40 Jahren künstlerisch jung geblieben

Vom 01. April bis zum 14. Mai 2023 feiert das Künstlerhaus Dortmund am Sunderweg sein 40-jähriges Bestehen mit der Ausstellung „GO:40“. Dafür hat es ehemalige Künstlerinnen und Künstler angefragt und 21 haben Arbeiten geschickt. Zudem wird der der Vernissage mit Dr. Peter Schmieder der langjährige Geschäftsführer verabschiedet.

Die 21 eingeladenen Künstlerinnen und Künstler spannen geografisch von Amsterdam über Dortmund und NRW, Kiel, Leipzig, Berlin, dem schweizerischen Biel bis nach Tokio ein ebenso großes Netz, wie in ihren verwendeten Sujets und Medien. Von Zeichnungen und Malerei, zu Fotografie und Film bis zu Installation reicht das Spektrum der präsentierten Arbeiten.  

Dabei war es den Organisatorinnen und Organisatoren wichtig, dass nur die Personen ausstellen, die noch aktiv in der Künstlerszene sind.

Bei 21 Positionen ist es schwierig, alle im Detail vorzustellen, doch was bei der Pressebegehung schon sichtbar war, zeigt einen spannenden Querschnitt moderner Kunst.

Das Künstlerhaus ist seit 40 Jahren ein Kraftort für Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Art. Seine Geschichte ist eine von Persönlichkeiten, die neben ihrem eigenen Werk stets für das Programm des Hauses als Kurator:innen aktiv waren Das Jubiläum ist ein dankbarer Blick zurück und ebenso ein Ausblick auf weitere Jahre voller Programm, voller Überraschungen und Entdeckungen.

Mit dabei sind folgende Künstlerinnen und Künstler: Tomomi Adachi, Christoph Bangert, Patrick Borchers, Harald Busch, Julian Faulhaber, Nina Glockner, Antje Hassinger, Sybille Hassinger, Thomas Haubner, Francis Hunger, Tina Jacobs, Sonja Kuprat, Paola Manzur, Rona Rangsch, Gerd Schmedes, An Seebach, Hildegard Skowasch, Jürgen Spiler, Cornelia Suhan, Helga Weihs und Anke Zürn.

Die feierliche Eröffnung findet am 31. März 2023 um 20 Uhr statt. Mehr Infos über die ausstellenden Künstler:innen unter https://www.kh-do.de/ausstellungen/ausstellungen-2023/go40