Eva-Maria Horstick: „Treppentwist…“

Mode, Krieg, Stadt und Natur – scheinbare Gegensätze, die in Eva-Maria Horsticks Kunst zu einer intensiven Bildsprache verschmelzen. Die Dortmunder Künstlerin versteht ihre Arbeit nicht als Dekoration, sondern als Haltung: Kunst, die Fragen stellt, Empathie weckt und die Würde des Menschen in den Mittelpunkt rückt.

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Installation „Brandzeichen der Natur“, für die Horstick über zwei Jahrzehnte Baum-Asche sammelte. In kleinen Glasbehältern präsentiert, wird sie zum Mahnmal für brennende Wälder und die fragile Lebendigkeit unserer Umwelt.

Ein Bild aus der Ausstellung von Eva-Maria Horstick. (c) Eva-Maria Horstick
Ein Bild aus der Ausstellung von Eva-Maria Horstick. (c) Eva-Maria Horstick

Geprägt ist ihr Schaffen auch von den Erfahrungen im Kosovo, wo sie als Zeugin des Krieges ihre erste dokumentarische Arbeit gegen Menschenhandel begann. Gewalt, Ausbeutung und Würde sind seither wiederkehrende Themen in ihrem Werk.

Gleichzeitig bleibt Horstick mit Serien wie „Töchter der Erde“ der Mode verbunden – jedoch nicht als Schönheitsideal, sondern als Bühne für Diversität, Menschlichkeit und Präsenz. Ihre nächtlichen Stadtfotografien schließlich verwandeln urbane Räume in seelische Landschaften, die Isolation und Fragilität spürbar machen.

Eckdaten

  • Eröffnung: 04.09.2025, 18:30 Uhr

  • Finissage: 27.09.2025, 16:00 Uhr

  • Öffnungszeiten: Do 16–19 Uhr, Sa 13–16 Uhr

  • Sonderöffnung: 20.09.2025, 13–21 Uhr (DEW21 Museumsnacht)

  • Ort: HANS B, Hansastraße 6–10, Dortmund

Ein Projekt im Rahmen von KOMMEN BLEIBEN GEHEN – Kreative Projekte an temporären Orten.




Ausstellung über die Verbindung von Sonne – Leben – Revolution

Auf gleich zwei Ebenen im Dortmunder U (3. und 6. Etage) präsentiert der Hardware MedienKunstVerein (HMKV) vom 13. September 2025 bis zum 18. Januar 2026 seine neue Sonderausstellung „Genossin Sonne“. Es handelt sich um eine gegenüber der Wiener Version (2024) um fünf Positionen erweiterte Ausstellung.

Als Orientierungshilfe für die Besuchenden wurde in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Agentur RUNNING WATER ein spezielles Leitsystem entwickelt. Revolutio („Umdrehung“) bezeichnet ursprünglich den gewaltsamen Umsturz der bestehenden politischen Ordnung, in der Astronomie jedoch seit Langem die Bewegung von Himmelskörpern.

Das zentrale Element des Leitsystems ist das Werk „The New Sun“ (2017) der Künstlerin Agnieszka Polska (Raum Ebene 3). Es zeigt eine große animierte Sonne mit kindlich wirkenden Augen an der Wand. Dieses wiederkehrende Motiv dient als visuelles Leitsymbol im Gebäude.

Bild: Agnieszka Polska: The New Sun, Videostill, 2017. (c) Agnieszka Polska, Design Key Visual: Running Water.
Bild: Agnieszka Polska: The New Sun, Videostill, 2017. (c) Agnieszka Polska, Design Key Visual: Running Water.

Die essayistisch angelegte Gruppenausstellung umfasst rund 30 Arbeiten – darunter Bilder, Filmsequenzen, Videoinstallationen und Objekte – von 18 international renommierten Künstler*innen, darunter Katharina Sieverding, Otto Piene, Anton Vidokle und Kerstin Brätsch. Es handelt sich nicht um eine „stille“ Ausstellung, sondern um eine Sound-Ausstellung. Audiogeräte (Kopfhörer) sind im Eingangsbereich erhältlich.

Im Hintergrund steht die Frage: Beeinflusst die Sonne, was auf der Erde geschieht? Spielt sie vielleicht sogar eine Rolle bei der Entstehung von Revolutionen? Haben Sonnenstürme Auswirkungen auf die Gereiztheit der Menschen? Die Sonne steht gleichermaßen für Aufgang und Aufbruch zu Neuem wie für Untergang und Ende.

Diese Ambivalenz – einerseits als lebensspendende Energiequelle, andererseits als bedrohliches, mahnendes Element – wird künstlerisch eindrücklich zwischen Wissenschaft, Sehnsucht und Hoffnung dargestellt.

Die Besucherinnen und Besucher werden in eine mystisch anmutende Welt hineingezogen und „nach oben ins Licht“ geleitet. Geschickt eingesetzte Sound- und Lichteffekte regen zu Nachdenken über Politik (etwa Kolonialismus), Zeitverständnis und Nachhaltigkeit an.

Weitere Informationen zur Ausstellung – darunter das im Oktober erscheinende Magazin, begleitende Führungen, spezielle Veranstaltungen finden Sie auf der HMKV-Seite zur Ausstellung „Genossin Sonne“.

Die Öffnungszeiten des HMKV sind  Dienstag/Mittwoch 11–18 Uhr, Donnerstag/Freitag 11–20 Uhr, Samstag/Sonntag 11–18 Uhr. Montag geschlossen.




Der Ort – Neue Galerie der vier Kunstverbände

Im Dortmunder Citybereich, im ehemaligen RWE-Tower (Freistuhl 7), wurde nach dreijährigem Ringen am 07.09.2025 endlich der neue Ausstellungsort für Werke der Künstler*innen aus den vier Kunstverbänden (BBK Ruhrgebiet, BBK Westfalen, Dortmunder Gruppe und Westfälischer Künstlerbund) feierlich eingeweiht.

„Der Ort“ ist ein passender Name – für die Ausstellung von Kunst ebenso wie für den Diskurs und die Auseinandersetzung mit ihr.

Die Ausstellung EXTREME ist die erste in dieser neuen Galerie und läuft vom 07.09.2025 bis zum 29.09.2025. 44 Künstlerinnen und Künstler der Verbände beteiligten sich daran mit gesellschaftspolitisch relevanten Arbeiten.

Günter Rückert hielt die Eröffnungsrede.
Günter Rückert hielt die Eröffnungsrede.

In ihren Begrüßungsreden verdeutlichten Kulturdezernent Jörg Stüdemann, Hendrikje Spengler (Leiterin des Kulturbüros Dortmund) und Günter Rückert (Sprecher der vier Kunstverbände) mit einer guten Portion (Galgen-)Humor den langen bürokratischen Hürdenlauf bis zur erfolgreichen Einweihung. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Kulturkampfes sei eine Galerie an so zentraler, gut sichtbarer Stelle von großer Bedeutung, betonte Günter Rückert in seiner Einführung.

Die Besucher*innen sind eingeladen, einzutreten, die Arbeiten anzuschauen und ins Gespräch über die Kunst zu kommen. (Natürlich können die Werke bei Interesse auch erworben werden.)

Musikalisch wurde die Einweihungsfeier stimmungsvoll vom Duo Amaryllis begleitet.

Öffnungszeiten:
Mo.–Do.: 06:00–18:00 Uhr
Fr.: 06:00–15:00 Uhr
So.: 11:00–17:00 Uhr




Michael Wienand zeigt „Revier aus Papier“ im Hoesch-Museum

Im Hoesch-Museum präsentiert der Dortmunder Künstler Michael Wienand (*1949) vom 7. September 2025 bis zum 10. Januar 2026 mehr als 50 seiner farbigen, dreidimensionalen Papierkunstwerke aus den vergangenen zehn Jahren. Sein Werk zeigt, dass das Leben im Ruhrgebiet mehr Facetten hatte, als es die gängigen Klischees vermuten lassen. Wienand arbeitete über drei Jahrzehnte als Museumsgestalter und Bühnenbildner für Theater.

Die farbenfrohen „kleinen Bühnenbilder“ mit Ruhrgebietsszenen lassen das Alltagsleben vergangener Jahrzehnte – bis in die Gegenwart hinein – wiederaufleben. Mit ihrer Dreidimensionalität ziehen sie die Betrachtenden in eine Miniaturwelt voller Trinkhallen, Straßen, Kneipen und anderer Motive aus dem Revier. Dabei geht es dem Künstler nicht um nostalgische Verklärung, sondern um eine lebendige künstlerische Auseinandersetzung.

Michael Wienand vor einem seiner Arbeiten.
Michael Wienand vor einem seiner Arbeiten.

Die Werke entstehen zunächst als Tuschezeichnungen, die anschließend mit Aquarellfarben koloriert werden. Von den Originalen fertigt Wienand Drucke, die er in einzelne Bildebenen zerschneidet und zu dreidimensionalen Bildobjekten mit spannender Tiefenwirkung montiert. Die fertigen Arbeiten werden signiert und gerahmt. Die Objekte sind als Multiples auf 100 Exemplare limitiert, können auf Wunsch jedoch individuell vom Künstler hergestellt werden. Besonders wichtig ist Wienand der persönliche Kontakt zu den Betrachterinnen und Betrachtern, bei denen seine Arbeiten häufig Erinnerungen wachrufen.

Die Ausstellungseröffnung findet am Sonntag, den 7. September 2025, im Hoesch-Museum (Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund) statt.

  • Begrüßung: PD Dr. Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V.)
  • Einführung: Maya Porat-Stolte, M.A. (Wissenschaftliche Volontärin des Museums)



Plakatausstellung „2+2“ im SUPERRAUM

DORTMUND KREATIV präsentiert im SUPERRAUM, Brückstraße 64, eine Ausstellung mit Plakaten internationaler Künstler*innen. Eröffnet wurde sie am Donnerstag, 4. September, um 18 Uhr.

Plakate gehören zu den ältesten und zugleich wirkungsvollsten Formen der visuellen Kommunikation. Seit dem 19. Jahrhundert prägen sie das Bild des öffentlichen Raums – als Werbung, als politisches Sprachrohr oder als künstlerisches Statement. Ihre Stärke liegt in der Unmittelbarkeit: Ein gutes Plakat muss Botschaften in wenigen Sekunden transportieren, sei es durch prägnante Typografie, starke Bildsprache oder überraschende gestalterische Ideen. Dabei dienen Plakate nicht nur als Informationsträger, sondern auch als Experimentierfeld. Designer*innen testen hier neue Layouts, Schriften und Bildkonzepte, die später auch andere Bereiche der Gestaltung beeinflussen. Gleichzeitig besitzen Plakate eine soziale Dimension: Sie schaffen Sichtbarkeit im Stadtraum, prägen lokale Identität und regen zur Auseinandersetzung mit kulturellen wie gesellschaftlichen Themen an.

Blick in den Superraum während der Ausstellung zu "2+2"
Blick in den Superraum während der Ausstellung zu „2+2“

Die Ausstellung „2+2“ knüpft an diese Tradition an und zeigt Arbeiten aus dem Archiv lokaler Gestalterinnen. Neben Dortmunder Künstlerinnen sind auch internationale Positionen vertreten. Zu sehen sind Plakate unter anderem von Anna Haifisch und Anja Kaiser (Leipzig), Braulio Amado (New York), Brückner + Brückner und Claudiabasel (Basel), Götz Gramlich (Heidelberg), Martyna Wedzicka (Danzig), David Lüthi & Mirko Leuenberger, Martin Woodtli und Raffinerie AG für Gestaltung (Zürich), Ruohan Wang sowie Studio Lindhorst-Emme + Hinrichs und Studio Konter (Berlin). Aus Dortmund beteiligen sich Stefan Lüdemann, Ten Ten Team, Judith Anna Rüther, labor b und Lisa Panitz.

Die Ausstellung ist vom 5. September bis 26. Oktober im SUPERRAUM zu sehen.




„Alle Macht dem Magerquark“ – Radierungen von Günter Rückert

Vom 6. September bis zum 4. Oktober 2025 zeigt das Kunstbonbon in Dortmund zum vierten Mal Arbeiten von Günter Rückert. Während in den vergangenen Ausstellungen vor allem Acryl- und Aquarellmalerei im Mittelpunkt stand, widmet sich der Künstler diesmal wieder intensiv der Radierung.

Rückert erhielt 1990 über ein Stipendium der Aldegrever-Stiftung NRW eine Ausbildung in dieser Technik. Seitdem arbeitet er mit Nadel, Säure und Druckplatte und entwickelt eine Bildsprache, die zwischen satirischer Schärfe und ironischer Verfremdung oszilliert. Seine Werke zeichnen sich nicht nur durch die Bildsprache selbst, sondern auch durch ihre skurrilen und eigenwilligen Titel aus – darunter etwa Zellulitis in Eving, Sozialarbeiterin an Trommel, Die Tangopumpe oder Rollmopsabtropfgewichtskontrolle.

Flyer der Ausstellung von Günter Rückert. (C) Kunstbonbon
Flyer der Ausstellung von Günter Rückert. (C) Kunstbonbon

Eine besondere Note erhält die Ausstellung durch die Präsentation neuer Radierungen neben älteren Arbeiten. Bei der Vernissage am 6. September ab 15 Uhr liest Rückert zudem Texte aus seinem neuen Buch, das voraussichtlich noch während der Laufzeit erscheinen wird. Musikalisch könnte der Künstler den Nachmittag ebenfalls bereichern – zuletzt sorgte er bei einer Ausstellungseröffnung mit Akkordeonklängen für eine unerwartet stimmungsvolle Atmosphäre.

Ausstellung

Titel: „Alle Macht dem Magerquark“ – Radierungen von Günter Rückert
Ort: Kunstbonbon, Dortmund
Dauer: 6. September – 4. Oktober 2025
Vernissage: 6. September 2025, 15 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag 13–18 Uhr, Freitag 15–18 Uhr, Samstag 12–15 Uhr




Lasst uns Hütten bauen – im Torhaus Rombergpark

Die Ausstellung „Lasst uns Hütten bauen“ der Dortmunder Gruppe nimmt eine vertraute Redewendung zum Ausgangspunkt und verwandelt sie in einen künstlerischen Impuls. Die Hütte erscheint hier nicht nur als provisorischer Schutzraum, sondern auch als Ort der Hoffnung, des Innehaltens und der kreativen Selbstverortung in einer von Krisen geprägten Welt.

Sie ist zugleich ein Sinnbild für Rückzug und Aufbruch: ein Ort, an dem man Abstand vom Alltag gewinnt, aber auch Kräfte sammelt, um Neues zu wagen. Hütten stehen seit jeher für Einfachheit und Reduktion, für das Bauen mit bescheidenen Mitteln und für den Traum von einem selbstbestimmten Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge. Sie können Behausung und Zuflucht sein, aber ebenso Treffpunkt, Werkstatt oder Denkraum.

Ob als Kindheitserinnerung an selbstgezimmerte Verstecke, als Ort der Gemeinschaft in der Natur oder als utopisches Modell einer alternativen Form des Zusammenlebens – die Hütte trägt viele Bedeutungen in sich. So wird sie in der Ausstellung zu einem Symbol für Sehnsucht, Wandel und die Suche nach neuen Perspektiven in einer unsicheren Gegenwart.

Auch das kann eine Hütte sein. (Foto vom Flyer zur Ausstellung)
Auch das kann eine Hütte sein. (Foto vom Flyer zur Ausstellung)

Künstlerische Vielfalt und politische Bezüge

Erstaunlicherweise zeigen sich in der Ausstellung auch Bezüge zu traditionellen Formen wie den Tipis der nordamerikanischen Indianervölker: Claudia Terlunen und Wolfgang Schmidt ließen sich von der charakteristischen Stangenform inspirieren. Steffen Mischke hat mit seiner „Schutzhütte“ das Elend von Obdachlosen eindringlich visualisiert. Monika Pfeiffer wiederum treibt mit ihrem Werk „Bausatz: Hütte neu, Hütte mittel, Hütte alt“ den Do-it-yourself-Charakter ironisch auf die Spitze.

Einen politischen Charakter tragen Werke wie „Die Näherinnen“ sowie „Die Taube, das Schwert und das Gesetz“ von Teresa Crawford Cabral. Letzteres verweist auf ein Spannungsfeld: die Taube als Symbol für Diplomatie, das Schwert als Sinnbild für das Militär und das Gesetz als Verkörperung von Institutionen und Staat.

Darüber hinaus finden sich freie Assoziationen aus unterschiedlichen Materialien und Gattungen. Collagen, Acrylbilder, Installationen, Holzarbeiten und Plastiken prägen das Bild der Ausstellung – nahezu alle Techniken der bildenden Kunst sind vertreten, mit Ausnahme der Fotografie. Auch die Serie „Im Haus des Traums“ von Era Freidzon ist in dieser Kategorie zu sehen. Kinderfiguren kombiniert mit Glitzerbildchen und einem Labyrinth scheinen ihre Häuser zu suchen.

 

31.8.2025 – 21.9.2025
STÄDTISCHE GALERIE TORHAUS
„Lasst uns Hütten bauen“

Teilnehmende Künstler*innen:
Claudia Terlunen, Monika Pfeiffer, Wolfgang Schmidt, Steffen Mischke, Birgit Feike, Alexander Pohl, Sabine Held, Teresa Crawford Cabral, Ernesta Freidzon

Öffnungszeiten Torhaus Rombergpark Dortmund:
Dienstag – Samstag 14 – 18 Uhr
Sonntag und Feiertage 10 – 18 Uhr
Montags geschlossen




100 Jahre Westfalenhallen: Eine Ausstellung blickt zurück

Ein Jahrhundert Westfalenhallen – das ist nicht nur Dortmunder Stadtgeschichte, sondern auch ein Stück Ruhrgebietskultur. Anlässlich des Jubiläums öffnet eine kleine, aber feine Pop-up-Ausstellung in den Kreativräumen HANS A und HANS B ihre Türen.

Die Westfalenhallen sind den meisten Dortmunderinnen und Dortmundern ein Begriff, und viele verbinden persönliche Erinnerungen damit. Ob unvergessliche Konzerte, packende Sportereignisse oder glanzvolle Shows wie „Holiday on Ice“ – die Westfalenhallen gehören zu Dortmund wie der Dom zu Köln.

Hatten Sie auch einen Lieblingsplatz in der Westfalenhalle?
Hatten Sie auch einen Lieblingsplatz in der Westfalenhalle?

Vom 21. bis 23. August 2025, jeweils von 12 bis 16 Uhr, können Besucherinnen und Besucher in die bewegte Vergangenheit eintauchen. Zahlreiche Exponate erinnern an große Momente, prägende Persönlichkeiten und bedeutende Etappen der traditionsreichen Hallen. Historische Meilensteine treffen dabei auf spannende Einblicke in die Gegenwart – und machen die wechselvolle Geschichte lebendig.




Drei Sekunden Gegenwart – Kunst im flüchtigen Moment

Wie lange dauert das Jetzt? Neurowissenschaftler sagen: etwa drei Sekunden. Dann wird der Augenblick schon zur Erinnerung. Die Ausstellung „DREI SEKUNDEN“ im Künstlerhaus Dortmund widmet sich genau diesem kurzen Zeitfenster – und dem, was verschwindet, kaum dass es da ist.

Von Wellen und unsichtbarer Musik
Julius von Bismarck zeigt in Den Himmel muss man sich wegdenken (2014) eine Riesenwelle im Sturm, die wie eine abstrakte Landschaft wirkt. Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera eingefangen, wird aus einem Sekundenbruchteil ein meditatives Bild. William Engelen hingegen macht Musik hörbar, wo keine ist: In À la Gould „spielen“ Pianisten Bachs Goldberg-Variationen auf einer unsichtbaren Tastatur. Zu hören sind nur Atem, Rascheln und Bewegung. Es ist eine poetische Umkehrung von Glenn Goulds Suche nach Perfektion.

Staub, Leere und vergängliche Netze
Igor Eškinja präsentiert Silhouetten aus Staub. Abbilder von Besuchern, die sich langsam auflösen. Sabrina Fritsch lässt in einem überdimensionalen Setzkasten viele Fächer leer und platziert in einigen feine Malereien, die nur im Streiflicht schemenhaft Körper andeuten. Monika Grzymala spannt ein Netz aus Klebeband durch den Raum, das mit der Zeit zerfällt.

Die gegenwart besteht aus etwa drei Sekunden. Das Künstlerhaus Dortmund zeigt verschiedene Positionen dazu.
Die Gegenwart besteht aus etwa drei Sekunden. Das Künstlerhaus Dortmund zeigt verschiedene Positionen dazu.

Körper als Zeichenstift und Licht aus der Zukunft
Moonjoo Kim machte bei der Eröffnung mit Body print ihren Körper zum Zeichenwerkzeug: Mit Tinte und wiederholten Bewegungen hinterließ sie Spuren von Zeit und Präsenz. Gregor Schneider fotografierte menschenleere Orte in Neurath, deren Himmel von violett-pinkem Gewächshauslicht verfremdet wird. Unheimlich und real zugleich.

Digitale Himmel
Das Künstlerkollektiv Troika entfernte bei Apple-Desktop-Hintergründen alle Landschaften und ließ nur den Himmel stehen. Obsolete Landscapes hinterfragt so den digitalen Umgang mit Natur und die Idee, dass sie ersetzbar sei.

„DREI SEKUNDEN“ zeigt: Gerade im Verschwinden liegt die Intensität des Erlebens. Die Ausstellung läuft noch bis zum 14. September 2025 im Künstlerhaus Dortmund.




Kunst als Gemeingut und eine mögliche DDR-Popkultur

Das Schaufenster #40 auf Ebene 5 im Museum Ostwall im Dortmunder U präsentiert vom 10.07.2025 bis zum 09.11.2025 unter dem Titel „For Free“ eine neue Ausstellung mit kostenloser Kunst von Nadja Buttendorf (*1984 in Dresden). Ihre Fun-Projekte und Kunstwerke beschäftigen sich mit einer möglichen DDR-Popkultur – also mit der Frage, wie eine solche hätte aussehen können, wenn es sie gegeben hätte. Ebenso greift sie populäre kulturelle Phänomene wie den iPhone-Klingelton Marimba auf, um daraus Songs oder Bilder zu entwickeln.

Buttendorfs Arbeiten zeigen, wie sich eine einfache Melodie kreativ interpretieren und damit dem kommerziellen Zweck entziehen lässt. Der Slogan „FOR FREE“ ist eigentlich eng mit der Vermarktung neuer Produkte verknüpft – genau damit spielt die Künstlerin ironisch und geschickt.

Künstlerin Nadja Buttendorf und Kuratorin Clara Niermann in der MO_Schaufenster-Ausstellung "For free".© Stadt Dortmund / Roland Gorecki
Künstlerin Nadja Buttendorf und Kuratorin Clara Niermann in der MO_Schaufenster-Ausstellung „For free“.
© Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Wer ihre Website nadjabuttendorf24.com besucht, findet dort die Rubrik „FOR FREE“. Hier stellt die Künstlerin Songs, GIFs und 3D-Modelle zum kostenlosen Download bereit.

Es ist eine Auseinandersetzung mit der Frage, was Kunst ist, mit dem Diskurs um den Kunstmarkt, mit Kunst als Gemeingut – und mit dem Umgang damit.

In „Pearl Chain“ (Animated GIF, 2012) kann sich jede*r per Rechtsklick über „Bild speichern unter“ eine Perlenkette herunterladen.

Eine Online-Bibliothek (2022) mit Ganzkörper-Motion-Capture-Animationen von und mit Nadja B. dient als alternative Entwurfssammlung für digitale Körper in virtuellen Welten, z. B. in Trickfilmen.

Das unterhaltsame Sticker-Pack „Buttney Reactions“ (2021) basiert auf Nadja Buttendorfs eigenen Reaktionen.

Ein besonderer Blickfang ist „Money Falling Green Screen HD Free DDR-Mark Geldregen“ (HD-Video, 20 Sek., 2019) – ein witzig-ironischer Regen aus DDR-Geldscheinen (ohne realen Wert), der frei in eigene Projekte eingebunden werden kann.

Das Musikalbum „#roboton003“ (2020) über Chemnitzer Technikgeschichte und volkseigene Beats knüpft erneut an die Vergangenheit der DDR an.

Das neue, ebenfalls kostenfreie 3D-Modell „Robotron Kantine“ (2025) zeigt die ehemalige Betriebskantine des damaligen VEB-Kombinats Robotron – ein Erinnerungsstück an die Arbeitswelt vor der Wiedervereinigung.

Innovative digitale Möglichkeiten und vergangene Geschichte der DDR treffen hier aufeinander.

Die Ausstellung wird am 10.07.2025 um 18:30 Uhr im MO_Schaufenster (Ebene 5) im Dortmunder U eröffnet.

Begleitprogramm:

  • Q & A: Fragen und Antworten zur Ausstellung mit Kuratorin Clara Niermann im Rahmen der Museumsnacht am Samstag, 20. September 2025, von 17:00 bis 21:00 Uhr. (Teilnahme nur mit Ticket für die 25. DEW21-Museumsnacht.)
  • Artist Talk: Nadja Buttendorf im Gespräch mit Clara Niermann am 02.10.2025, von 19:00 bis 21:00 Uhr im MO_Schaufenster (Ebene 5). Der Eintritt ist frei.