„Türmer-Produktion Ballett“ auf dem Dortmunder U-Turm

Am Abend des 19.09.2024 konnte eine geladene Gruppe von Ballett-Freunden und Pressevertretern an einer besonderen Weltpremiere in Dortmund teilnehmen. Die „Türmer-Produktion Ballett“ – eine faszinierende Kombination aus Tanz, Choreografie und Film – wurde auf dem Dortmunder U-Turm präsentiert. Diese Aufführung stellt eine zukunftsweisende Zusammenarbeit zwischen Adolf Winkelmann,  dem Filmproduzenten und Professor für Film-Design an der FH Dortmund und Xin Peng Wang, dem Ballettintendanten Dortmunds, dar.

Die Tanzenden sind eine neue Attraktion der fliegenden Bilder, eine Kollaboration zwischen Xin Peng Wang (Ballettdirektor) und Adolf Winkelmann (Fliegende Bilder)
Die Tanzenden sind eine neue Attraktion der fliegenden Bilder, eine Kollaboration zwischen Xin Peng Wang (Ballettdirektor) und Adolf Winkelmann (Fliegende Bilder)

Die U-Turm-Bilderuhr, eine bekannte Kunstinstallation auf der Dachkrone des Dortmunder U, zeigt seit dem 28. Mai 2010 auf neun Projektionsflächen Filmbilder, die weithin sichtbar in den Himmel über der Stadt gesendet werden. Damals wurden „fliegende Tauben“ als Hommage an die Tradition der Brieftaubenzucht im Ruhrgebiet gezeigt. Nun greift die „Türmer-Produktion Ballett“ dieses visuelle Konzept auf und verbindet es mit einer modernen Interpretation von Tanz und digitaler Kunst.

Tanz trifft auf digitale Kunst im öffentlichen Raum

Der Begriff „Türmer“ bezieht sich auf die historischen Turmwächter, die über die Städte wachten. Im Rahmen dieser neuen Produktion tanzen jeweils acht Frauen und Männer aus der Dortmunder Ballett-Company von 6 bis 22 Uhr für wenige Minuten mit Handylichtern auf den Projektionsflächen – besonders eindrucksvoll in den Abendstunden, wenn die Lichter die Dunkelheit durchbrechen. Die visuelle Wirkung wird durch die Unterstützung von erfahrenen Ton- und Lichtexperten verstärkt, was die Premiere zu einem beeindruckenden Erlebnis machte.

Vor der Aufführung hatten die geladenen Gäste die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Digital-Werkstatt auf der ersten Etage zu blicken. Dort erhielten sie humorvolle Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Projekts und spannende Informationen über die technische Umsetzung. Diese exklusive Führung ermöglichte es, die kreative Arbeit und die Herausforderungen, die hinter der „Türmer-Produktion Ballett“ stecken, besser zu verstehen.

Mit Einbruch der Dämmerung begann die eigentliche Premiere, die von einem beeindruckenden Ausblick vom Außengelände in der Nähe des Residence Inn by Marriott auf die LED-Wände des U-Turms begleitet wurde. Das Projekt verleiht der Stadt Dortmund ein neues kulturelles Alleinstellungsmerkmal und unterstreicht ihre Strahlkraft in der Kunst- und Tanzszene.




Junge Kunstschaffende auf der Suche nach „Lost Places“

Auf der zweiten Etage der uzwei (Zentrum für kulturelle Bildung) im Dortmunder U findet vom 20.09.2024 bis 02.02.2025 ein besonderes interaktives Ausstellungsprojekt statt. Es trägt den Titel „Lost and Found“. Die Ausstellung setzt sich intensiv mit dem Konzept der „Lost Places“ auseinander. Sie zeigt, wie junge Kunstschaffende diese geheimnisvollen Orte künstlerisch interpretieren.

Über ein Jahr hinweg haben neun junge Menschen im Alter von 16 bis 22 Jahren das Thema „Lost Places“ erforscht. Unterstützt wurden sie von den Kuratoren Norman Grotegut und Hans Peters. Dabei haben sie einen kreativen Transformationsprozess durchlaufen. Zahlreiche Expert*innen aus den Bereichen Video-Installationen, VR-Animationen und Szenografie begleiteten sie bei ihrer Auseinandersetzung mit Lost Places.

Ausstellung über "verlassene Orte" in der uzwei
Ausstellung über „verlassene Orte“ in der uzwei

Es entstanden faszinierende und interaktive Werke. Diese laden oft dazu ein, tiefer in die Welt der Lost Places einzutauchen – auch mit VR-Brille. Von einer Lichtinstallation mit einem Bauzaun über VR-Animationen verwunschener Orte bis hin zu einem Klavier, das vergessene Melodien spielt, wird das Konzept der Lost Places vielfältig dargestellt.

Ein „Lost Place“ ist nicht nur ein verlassener Ort, sondern auch ein Gefühl, eine Erinnerung oder ein altes Foto. Schon beim Betreten der Ausstellung werden die Besuchenden von einem riesigen, künstlichen Brombeerstrauch empfangen. Dieser steht symbolisch für die gemeinschaftliche Arbeit an diesem Projekt, das Lost Places kreativ aufarbeitet.

 

Künstlerische Interpretationen von Lost Places

Aldelina Lavreentiyev lässt uns in ihrer Ghost Peppers-Projektion am Leben von „Hildemaus“ teilhaben. Diese basiert auf einem vergessenen Poesiealbum. Chantal Hedtkamp interpretiert Lost Places in „Message Behind“. Hier sind hinter verschlossenen Türen Botschaften verborgen, die zu einem vergessenen Kommunikationsort werden.

Sehr berührend ist die Arbeit „Kraft des Andenkens“ von Hayati aus dem Libanon. Auf einem Teppich liegt ein Schutthaufen, aus dem eine weiße Gips-Hand herausragt. Diese Hand steht als Symbol für Hoffnung inmitten der Zerstörung eines Lost Place. An den Wänden hängen Fotografien von Menschen, die einst an diesem verlorenen Ort lebten.

Juri Muzychenko zeigt in seinen Kohlezeichnungen die Folgen des industriellen Strukturwandels für Lost Places. Diese Orte wurden verlassen, und das Leben der Menschen, die dort lebten, hat sich verändert.

Leonie Galbarsch erweckt in „Vergessene Harmonie“ ein altes, vergessenes Klavier zu neuem Leben. Immer wieder spielt es Melodien, die an die verlorenen Klänge eines vergessenen Ortes erinnern.

Interaktive Erlebnisse in verlorenen Welten

In der Videoarbeit „Floating“ von Maryam Kannouj geht es um das Gefühl des Verlorenseins im Alltag. Die Installation lädt dazu ein, in die Welt der Lost Places einzutauchen und für einen Moment innezuhalten.

Die Installation „Ist da was?“ spielt mit der Magie verlassener Orte. Sie fordert die Besuchenden auf, einen Bauzaun zu betreten, der einen Lost Place umgibt. Durch die Absperrung entsteht eine besondere Anziehungskraft, die Neugier weckt.

Metin Bingöl verbindet in „You know me“ Horrorelemente mit der Idee der Lost Places. Mit einer VR-Brille können die Besuchenden in einer verlassenen Badeanstalt umhergehen. Sie müssen nach einem Ausgang suchen. Dieses Erlebnis macht die Faszination von Lost Places intensiv spürbar.

Mika Finn Klöpper lädt mit seiner „Interactive Landscape“ zum Verweilen ein. Auf einer plüschigen Kissenlandschaft können die Besuchenden durch sanften Druck selbst Architektinnen oder Bildhauerinnen ihrer eigenen Lost Places werden.

Eröffnung der Ausstellung: 19.09.2024 um 17:00 Uhr auf der uzwei.

Weitere Informationen erhalten Sie unter uzwei@stadtdo.de oder telefonisch unter 0231/50-23843.




La traviata – Ein emotional packendes Bühnenerlebnis

Am 15. September 2024 erlebte das Dortmunder Opernhaus die Premiere von Vincent Boussards Neuinszenierung von Giuseppe Verdis „La traviata“. Die Aufführung, die bereits 2015 großen Anklang fand, begeisterte auch dieses Mal durch ihre musikalische Tiefe, vermittelt von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Will Humburg.

Minimalismus und symbolische Tiefe

Der Opernchor des Theaters Dortmund (Einstudierung: Fabio Mancini) bereicherte das Geschehen auf der Bühne, wobei die Chormitglieder in schwarzen Fracks und Zylindern auftraten. Diese schlichte Kostümierung lenkte nicht vom intensiven emotionalen Kern der Geschichte ab. Das Bühnenbild setzte auf Minimalismus, um die inneren Konflikte der Figuren hervorzuheben. Im Vergleich zur Inszenierung von 2015, die stärker das Pariser Leben thematisierte, lag der Fokus hier auf den Seelenzuständen der Hauptfiguren.

La traviata: Andrea Carè, Anna Sohn (c) Thomas M. Jauk
La traviata: Andrea Carè, Anna Sohn (c) Thomas M. Jauk

Eine drehbare, weiße Wand diente als Projektionsfläche für die wechselnden Gefühlslagen der Charaktere. Eine zentrale Rolle spielte dabei ein imposantes schwarzes Klavier, das als Symbol für die verlorene Liebe von Franz Liszt zur Kurtisane Marie Duplessis, dem Vorbild für Verdis Violetta, interpretiert werden kann. Dieses Klavier fungierte als Metapher für die Sehnsüchte und Erinnerungen der Protagonistin Violetta.

Herausragende gesangliche Leistungen und darstellerische Kraft

Im Mittelpunkt standen die stimmlichen und darstellerischen Leistungen der Solisten. Anna Sohn brillierte als Violetta Valéry mit ihrem kraftvollen Sopran, während Andrea Carè als Alfredo mit seiner emotionalen Tiefe überzeugte. Besonders beeindruckend war Mandla Mndebele in der Rolle von Giorgio Germont, dessen warmer Bariton den Konflikt zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und persönlicher Schuld untermalte.

Die Darsteller*innen verliehen den Figuren nicht nur stimmlich, sondern auch durch Gestik und Mimik eine außergewöhnliche Ausdrucksstärke. Denis Velev als Dottore Grenvil, Ruth Katharina Peeck als Annina und Cassandra Doyle als Flora ergänzten das Ensemble durch ihre feinsinnigen Darbietungen und rundeten das Gesamterlebnis ab.

Eine besondere Neuerung stellte die Figur der irischen Tänzerin Lola Montez dar, die von Sofia Pintzou verkörpert wurde. Als zwielichtige Gegenfigur zu Violetta verstärkte sie das Spannungsfeld zwischen moralischem Anspruch und persönlichem Verlangen.

Das Publikum dankte den Künstler*innen mit Standing Ovations für diese emotional tiefgreifende Inszenierung.
Weitere Aufführungstermine und Informationen sind unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231/50 27 222 erhältlich.

 




Monsta-Grusel im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater

Zu Beginn der neuen Theatersaison stand am 12.09.2024 im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater die Premiere von „Monsta“ (ab 4 Jahren) nach dem Bilderbuch von Dita Zipfel und Mateo Dineen unter der Regie von Antje Siebers auf dem Programm.
Julia Schiller sorgte bereits mit ihrem liebevoll gestalteten Bühnenbild für eine besondere Atmosphäre.
KJT-Schauspieler Jan Westphal schlüpfte mit viel Engagement in seine Rolle als Monsta (eigentlich Harald) und trug ein haariges Kostüm. Musikalisch kongenial begleitet wurde er von Max Wehner.
Monsta kann hervorragend „monstern“.

Jan Westphal ist "Monsta" (c) Birgit Hupfeld
Jan Westphal ist „Monsta“ (c) Birgit Hupfeld

Er hat sich ein spezielles Kind ausgesucht, um es zum Erzittern zu bringen, und hat sich unter dem Bett des Kindes niedergelassen. Monsta zieht alle Register, doch alle Versuche scheitern, da das Kind ungerührt weiterschläft. Vielleicht muss es erst noch wachsen…

„Monsta“: Ein humorvolles Gruselerlebnis für Kinder

Das Stück „Monsta“ arbeitet geschickt mit Geräuschen und unheimlichen Elementen wie Leuchtlampen, weißen Laken, Mini-Monstern und Luftballons.
Die zahlreichen Kita-Kinder machten sich oft lautstark durch Zwischenrufe bemerkbar.
Mit seinem zunehmenden Bewegungsdrang, Situationskomik und gezielt eingesetzten Grimassen gelang es Westphal, einen Kontakt zum jungen Publikum aufzubauen. So entstand eine spannende, nicht planbare Interaktion.
„Monsta“ ist ein humorvolles Stück über das Anziehende und gleichzeitig Furchteinflößende des Gruseligen.
Infos über weitere Aufführungstermine erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231/50 27 222.




Wenn Räume Geschichten erzählen…

Im Studio des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) Dortmund ist vom 5. September 2024 bis zum 23. Februar 2025 die Ausstellung „In Räumen“ mit einer Auswahl von Fotografien (1984–2024) des Künstlers Jörg Winde (Jahrgang 1956) zu sehen.

Jörg Winde präsentiert 96 fotografische Bilder aus 12 Serien, die von Menschen geschaffene private, repräsentative, industrielle oder landschaftliche Räume hinterfragen. Winde arbeitet dabei mit Kontrasten sowie künstlichen oder natürlichen Lichteffekten. Manchmal wirken seine Arbeiten fast surreal. Kraftvoll leuchtende Farben spielen, wie etwa bei den Fotografien von Industrieanlagen, eine bedeutende Rolle.

Ausstellung gibt Einblick in das künstlerische Profil von Jörg Winde

In den privaten Fotografien zur Serie „Tante Änne“ fühlt man sich beispielsweise durch die Wohnungseinrichtung nicht nur in eine vergangene Zeit versetzt, sondern erfährt und spürt auch einiges von den Menschen, die dort einst gelebt haben. Die Fotoserie zu den Industrieanlagen gibt wiederum einen Einblick in den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Die Fotografien von Orten repräsentativer Macht zur Zeit von Tito im damaligen Jugoslawien verdeutlichen eindrucksvoll den Gegensatz zum Leben der einfachen Bevölkerung in Belgrad.

Jörg Wilde vor einem seiner Arbeiten.
Jörg Wilde vor einem seiner Arbeiten.

Der Wunsch von Jörg Winde, die Welt im Inneren, Äußeren und in der Tiefe zu erfassen, wird für die Betrachtenden deutlich. Interessant sind auch die kleinen, leicht verschwommenen Polaroid-Fotografien. Die Auswahl der Fotografien aus einer langen Schaffensphase bietet einen gelungenen Einblick in das künstlerische Profil von Jörg Winde.

Übrigens: Es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm zu dieser interessanten Ausstellung! Termine hierzu finden Sie im Flyer, unter info@stadtdo.de oder telefonisch unter 0231/50-26028.

Die Eröffnung der Ausstellung „In Räumen“ findet am Mittwoch, den 4. September 2024, um 18 Uhr im MKK statt. Neben Jörg Winde werden zur Begrüßung Jens Stöcker (Direktor MKK), Kulturdezernent Jörg Stüdemann, Kuratorin Nasarin Dadeghi und natürlich Jörg Winde anwesend sein.




Gabriella Wollenhaupt: Die Toten vom Phönix-See

Die Dortmunder Autorin Gabriella Wollenhaupt hat als Schauplatz für ihren neuen Krimi „Die Toten vom Phönix-See“ ein Symbol für den Strukturwandel in unserer Stadt gewählt. Die Handlung erstreckt sich von 2008, dem Beginn der Bauarbeiten des „Projekt Phönix-See“ in Hörde nach dem Ende des Stahlstandorts, bis ins Jahr 2023.

Die Herausforderungen, denen die Menschen dieser Region durch den Strukturwandel gegenüberstehen, werden neben dem spannenden Krimi-Plot für die Leserinnen und Leser spürbar.

Der neue Krimi von Gabriella Wollenhaupt spielt rund um den Phönix-See in Dortmund-Hörde. (Foto: (c) privat)
Der neue Krimi von Gabriella Wollenhaupt spielt rund um den Phönix-See in Dortmund-Hörde. (Foto: (c) privat)

Eine düstere Geschichte am Phönix-See

Die junge Mutter Marie flieht mit ihrer zehnjährigen Tochter Olga vor ihrer Vergangenheit und findet Zuflucht als Table-Dancerin in einer Bar am neu entstehenden Phönix-See. Sie lebt in einem Wohnwagen auf dem Gelände, immer in Angst vor dem Vater ihres Kindes, der inzwischen Erzbischof ist. Gerüchte über einen mysteriösen Unbekannten, der Frauen nachstellt, machen die Runde – bis Marie eines Tages grausam ermordet wird.
Jahre später entschließt sich Olga, mit Unterstützung von Freunden den Mörder ihrer Mutter endlich zu finden. Neben der düsteren Seite des Strukturwandels behandelt dieser Kriminalroman bis zum Schluss Themen wie Gerechtigkeit, Schuld und Vergebung. Ein bedeutendes Thema ist zudem der Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche und der Umgang der Kirche damit.
Gabriella Wollenhaupt gelingt es erneut, sich mit Empathie und Tiefe in die Gefühlslagen der unterschiedlichen Personen und starken Frauenfiguren hineinzuversetzen. Geschickt wechselt sie zwischen den Perspektiven und Realitäten verschiedener Charaktere und baut so eine bedrohliche Atmosphäre auf. Trotz der manchmal leicht melancholischen Stimmung gibt es beim Lesen auch humorvoll-ironische Momente.
Nicht nur für Dortmunder ist dieser Krimi mit lokalem Bezug eine interessante Lektüre.
Kriminalroman: Grafit (Emons Verlag GmbH 2024)
Originalausgabe: ISBN 978-3-98659-020-8, 13,00 Euro




Djelem Djelem Festival zum elften Mal in Dortmund

Vom 6. bis 22. September 2024 findet in Dortmund das Djelem Djelem Festival statt. Es ist das größte Kulturfestival der Rom*nja und Sinte*zze und wird bereits zum elften Mal ausgetragen. Die Stadt Dortmund und die Roma-Selbstorganisation Romano Than e.V. laden gemeinsam mit vielen Partnern dazu ein.



Zu den Festivalorten gehören das Dietrich-Keuning-Haus, die Evangelische Stadtkirche St. Petri, die Auslandsgesellschaft Dortmund, die Nähmanufaktur Amen Juvjla Mundial, die Steinwache, die Schauburg, die Jüdische Gemeinde, das Domicil und das Museum Ostwall.

In diesem Jahr liegt der Fokus besonders auf der Nachwuchsförderung. Auch die Bedürfnisse, Ängste, Perspektiven und Träume der jungen Roma-Generation stehen im Mittelpunkt. Gleichzeitig wird die dunkle Vergangenheit thematisiert. Die Verfolgung und Ermordung vieler Rom*nja und Sinte*zze während des Nationalsozialismus wird nicht vergessen. Wie verbinden sich Vergangenheit und Zukunft? Diese Fragen werden in einem umfangreichen Programm behandelt. Es umfasst Konzerte, Ausstellungen, Filme, Fortbildungen und Begegnungen an den genannten Orten in Dortmund.

Vielfältiges Programm und kulturelle Highlights bei Djelem Djelem

Schwerpunkte sind die Verbindungen zur jüdischen Gemeinschaft und die Wiederbelebung des Roma-Puppenspiels, das von den Nazis verboten wurde. Der Zugang zu den meisten Veranstaltungen ist kostenlos.

Ein Teil des Teams und der Veranstalter*innen der 11. Ausgabe des Djelem Djelem Roma Kulturfestivals, darunter Roxanna-Lorraine Witt, Veranstaltungsreferentin bei der Stadt Dortmund (4. v. l.) sowie Ana-Maria Preduca und Tarzan Adzaj vom Verein Romano Than (4. und 5. v. l). Foto: © Stadt Dortmund / Tanita Groß
Ein Teil des Teams und der Veranstalter*innen der 11. Ausgabe des Djelem Djelem Roma Kulturfestivals, darunter Roxanna-Lorraine Witt, Veranstaltungsreferentin bei der Stadt Dortmund (4. v. l.) sowie Ana-Maria Preduca und Tarzan Adzaj vom Verein Romano Than (4. und 5. v. l). Foto: © Stadt Dortmund / Tanita Groß

Ein Highlight des Festivals ist das Konzert des internationalen Jugendorchesters des Elijah e.V. Am 7. September 2024 tritt es von 15 bis 16 Uhr auf dem Friedensplatz auf. Etwa 55 junge Musiker*innen werden dabei sein. Am selben Tag findet auch die erste „Mari Gilia – Nacht der Sinti-Kultur“ statt, von 17 bis 22 Uhr auf dem Friedensplatz.

Das traditionelle Familienfest des Festivals findet am 14. September 2024 von 12 bis 18 Uhr auf dem Nordmarkt statt. Es gibt Musik, Stände und Unterhaltung für die ganze Familie. Zudem bieten Vereine und Initiativen aus der Dortmunder Stadtgesellschaft Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung.

Ein besonderes Highlight ist der Auftritt des rumänischen Superstars Cipian de la Bistrita mit seiner Band.

Das vollständige Programm mit genauen Terminen, Uhrzeiten und Veranstaltungsorten finden Sie auf www.djelemdjelemfestival.de oder in einem Faltplan, der unter anderem im Dietrich-Keuning-Haus erhältlich ist.




Tänzerisch auf den Spuren von Pablo Picasso

Das JugendTanzTheater des Ballett Dortmund, unter der Choreografie von Justo Moret, feierte am 3. Juli 2024 im hiesigen Opernhaus seine Premiere mit dem neuen Projekt „Picasso“, einer Stückentwicklung im Rahmen des Projektes PlayOn!. In Kooperation mit der Akademie für Theater und Digitalität erhielt der Tanz eine zusätzliche digitale Dimension durch eindrucksvolle Leinwandprojektionen. Die eigens für die Produktion von Tommy Finke, langjähriger musikalischer Leiter im Schauspiel, komponierte Musik sorgte für ein eindringliches Erlebnis.

Multimediales Gesamtkunstwerk

Für dieses Projekt begaben sich die jungen Tänzerinnen und Tänzer – etwa 30 Personen, darunter ein Mann – auf eine Spurensuche. Sie beschäftigten sich längere Zeit mit dem Ausnahmekünstler Pablo Picasso, einem Künstler mit absolutem Gespür für Schönheit, Maß, Farben und vor allem für neue Formen der Moderne. Malerei war für ihn kein ästhetisches Unterfangen, sondern ein Mittler zwischen der fremden, feindlichen Welt und uns Menschen.

Pi*cas*so: Ein Teil des Ensembles des JugendTanzTheaters. Foto: (c) Leszek Januszewski
Pi*cas*so: Ein Teil des Ensembles des JugendTanzTheaters. Foto: (c) Leszek Januszewski

Die Kostüme, bestehend aus lockeren weißen Anzügen mit kurzen Ärmeln und unterschiedlichen blau-violetten Zeichnungen, waren mit Bedacht ausgewählt. Es wurden sieben Schwerpunkte herausgearbeitet: Zunächst suchte sich das Chaos im Kopf einen Weg auf die Leinwand. Requisiten wie Malerkittel und Pinsel wurden in die Choreografie integriert und auch live zum Malen verwendet. Die Tanzenden entwickelten ein zunehmendes Tempo mit ihren wie Pinseln schwingenden Armbewegungen.

Emotionen im Wandel der Zeit

Es folgte die tiefe Traurigkeit nach dem Tod eines Freundes, repräsentiert durch die Figuren der Blauen Periode. Diese wurde von der Melancholie und Entsagung der Rosa Periode abgelöst. Der Bruch mit allen Konventionen zeigte sich im Kubismus, wo Gesichter zu Masken und Körper zu geometrischen Figuren wurden. Eine kurze, harmonische, ruhige Sommer-Strand-Atmosphäre voller heiterer Leichtigkeit folgte.

Unvermittelt brach Picassos bekanntes Kriegsbild „Guernica“ in die Szenerie ein, mit Dunkelheit, wildem Chaos, Zerstörung und Lärm. Ob als Einzelpersonen, zu zweit, in kleiner Gruppe oder als Gesamtensemble, die junge Gruppe begeisterte das Publikum durch ihren starken modernen Ausdruckstanz und ihre Dynamik.




Modern Times: Stummfilmerlebnis mit Live-Orchesterbegleitung

Bereits im Jahr 2018 konnte das Publikum in Dortmund ein Stummfilmkonzert zu Charlie Chaplins Meisterwerk „Modern Times“ genießen. Am 2. Juli 2024 bot sich erneut die Gelegenheit, dieses besondere Erlebnis eines pantomimisch ausdrucksstarken Stummfilms mit der passenden Live-Orchestermusik im Dortmunder Konzerthaus zu erleben.



Meisterhafte Inszenierung durch die Dortmunder Philharmoniker

Die bestens aufgelegten Dortmunder Philharmoniker, unter der professionellen Leitung von Adrian Prabava, sorgten mit viel Feingefühl dafür, dass „Modern Times“ in restaurierter Fassung eine besondere Lebendigkeit erfuhr. In seiner letzten Rolle als tollpatschig-sympathischer Tramp läuft Charlie Chaplin zur Hochform auf, um soziale Verelendung und den Optimierungswahn in Produktionsprozessen offen zu legen und anzuprangern. Damals, zur Zeit der großen Weltwirtschaftskrise, war der Film eine treffende Satire. Leider hat er nichts von seiner Aktualität eingebüßt und wechselt ständig zwischen Tragik und Komik.

Der gutherzige Tramp gerät von einem ungewollten Fettnäpfchen ins nächste, kommt aber immer wieder durch glückliche Umstände auf die Beine und findet seine Liebe. Obwohl die prekären Zustände mit unverblümter Direktheit dargestellt werden, steht am Ende das Motto „Immer wieder Aufstehen“. Mit seiner Fähigkeit, jeder Gefühlsregung durch Gesicht und Gesten Ausdruck zu verleihen, drückt Chaplin dem Film seinen unverwechselbaren Stempel auf, trotz der ebenfalls herausragenden Darsteller.

Musikalische Brillanz und perfektes Timing

Den Dortmunder Philharmonikern gelang es wunderbar, jede Stimmungslage, ob Verzweiflung und Entsetzen über die Zustände, Dramatik oder bittersüße Romanze, durch ihre Instrumente musikalisch fühlbar zu machen. Die Wirkung des Films beruht auf dem exakten Zusammenspiel von Filmbildern und Musik, was ein präzises Timing des Orchesters erforderte.

Obwohl ich bereits 2018 das Stummfilmkonzert erlebt hatte, war es auch dieses Mal wieder eine ganz besondere Erfahrung.




Marcin Dudek: Künstlerische Auseinandersetzung mit der Ultra- und Hooliganszene

Eine andere Sichtweise auf das Fußballspektakel bietet der Künstler Marcin Dudek (*1979) mit seinen Installationen, Videos und Performances im Schaufenster (Ebene 5) des Dortmunder Museums Ostwall (MO) vom 05.07.2024 bis zum 03.11.2024.



Von der Hooligan-Szene zur Kunst

Dudek, aus einem Arbeiter-Milieu stammend, gehörte in seiner Krakauer Jugend selbst der dortigen Hooligan-Szene an. Der Wunsch nach „Sichtbarwerden“ (auch mit der Farbe Orange) spielte dabei eine große Rolle. Es geht um das Gefühl von Bedeutung, Gleichheit in der Masse und Sicherheit nach außen sowie innerhalb des Menschenrings.

Marcin Dudek und Kuratorin Christina Danick vor der kinetischen Skulptur „Ekipa“ (der Titel der Ausstellung) im MO_Schaufenster.
Foto: © Stadt Dortmund / Silke Hempel
Marcin Dudek und Kuratorin Christina Danick vor der kinetischen Skulptur „Ekipa“ (der Titel der Ausstellung) im MO_Schaufenster.
Foto: © Stadt Dortmund / Silke Hempel

Er kehrte der Szene schnell den Rücken und beschäftigt sich heute künstlerisch damit. Dabei nutzt er gebrauchte oder gefundene Materialien, um sie zu detailreichen und ausdrucksvollen Kompositionen neu zu arrangieren. Die Ausstellung mit dem Titel „EKIPA“ (Gruppenname) ist in drei Bereiche aufgeteilt.

Einblicke in die Ultra- und Hooliganszene

Beim Betreten des MO-Schaufensters sehen die Besucher eine interessante Videozusammenstellung aus dem Internet, die Einblicke in die Ultra- und Hooliganszene bietet. Deutlich werden die unterschiedlichen Rituale und Ausprägungen dieser speziellen Fankultur weltweit.

In der Abteilung „Sektor“ steht ein großer Stahlkäfig, der die abgrenzenden Zäune der gegnerischen Gruppen bei einem Fußballspiel symbolisiert und fast ein Gefühl von Gefangenschaft vermittelt. Wie im echten Stadion wird auch ein Flutlicht simuliert.

Auf mehreren Ebenen hängen dekonstruierte Bildwerke mit besonderen Erinnerungsbezügen herunter. Auf dem Boden sind orangefarbene Bildcollagen kunstvoll wie ein orientalischer Teppich arrangiert. An den Stahlgerüsten sind Acryl-Spuren von Händen zu sehen, die an das Rütteln am Zaun erinnern. Dies ist ein Zeichen der Energieentladung bei den Hooligans.

Auf der zum Fenster hinzeigenden Seite befinden sich bei der Installation „Nest Man“ vier kinetische Skulpturen, die Kleidungsstücke aus dem ehemaligen Hooliganleben des Künstlers mit deutlichen Pyrotechnikspuren tragen. In Abständen bewegen sich die Figuren rhythmisch wie bei einem echten Fußballspiel. Mit den „Gesichtern“ zum Fenster wenden sie dem Publikum den Rücken zu. Dieses Verhalten ist bei der Unzufriedenheit der Fans mit der eigenen Mannschaft zu beobachten.

Mit seiner Ausstellung beleuchtet Dudek das Verhältnis von Ritualen und Gruppendynamik sowie Masse und Individuum mit künstlerischen Mitteln. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Donnerstag, dem 04.07.2024, um 18:30 Uhr mit einer Performance und der Zündung einer Rauchbombe vor dem Dortmunder U statt. Treffpunkt ist das Foyer im Erdgeschoss.