Erstes Philharmonische Konzert 17/18 – Himmelwärts mit Strauss und Mahler

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz schickte ihr Publikum beim 1. Philharmonischen Konzert (10.10. und 11.10.2017) im hiesigen Konzerthaus mit Werken von Richard Strauss (1864-1949) und Gustav Mahler (1860-1911) mit viel Sensibilität musikalisch „himmel_wärts“. Die dargebotenen Werke stehen zeitlich im Spannungsfeld zwischen Spätromantik und Moderne.

Auf dem Programm stand zunächst die Tondichtung für großes Orchester op. 24 „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss. Nach seiner erfolgreichen Tondichtung „Don Juan“ widmete sich Strauss hier der Thematik „Sterben und Erlösung“.

Der Rückblicken auf Leben und Ideale, Schmerzen und erschöpfte Schafphasen bis hin zu Tod und Erlösung werden vertont und dem Publikum emotional vermittelt.

Nach Strauss verlässt die „Seele in der Todesstunde den Körper, um im ewigen Weltraum das vollendet, in herrlichster Gestalt zu finden, was es hienieden nicht erfüllen konnte.“

Das einsätzige Werk beginnt langsam und schleppend, mit einen von Geigen, Bratschen und Pauke eingeleiteten Largo. Es folgt ein von Streichern und Holzbläsern vorangetriebenes und steigert sich final hin zum aufgewühlten Allegro molto agitato und dem erlösenden Moderato (Musik der Verklärung)

Nach der Pause folgte Gustav Mahlers 4. Sinfonie G-Dur (1900),

Diese ist (wie seine beiden Vorgänger) von den romantischen Gedichten Clemens Brentanos und Achim von Arnim aus dem 19. Jahrhundert („Des Knaben Wunderhorn“) beeinflusst. Im finalen vierten Satz vertont der Komponist daraus „Wir genießen die himmlischen Freuden.“

Mit Richard Strauss und Gustav Mahler eröffneten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz die Konzertsaison. (Foto: © Anneliese Schürer)
Mit Richard Strauss und Gustav Mahler eröffneten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz die Konzertsaison. (Foto: © Anneliese Schürer)

Die Sinfonie ist, bis auf das Sopransolo (Schlusssatz) und den teils unerwarteter Tonarten, eher klassisch und traditionell strukturiert und ihr fehlt der starke Pathos. Die Streicher sind gegenüber den Holzbläsern im Vordergrund, und verschiedene Solo-Instrumente konnten öfter ihr können zeigen.

Der eher bedächtige erste Satz wird mit Schellen im Hintergrund eröffnet. Die scheinbare Heiterkeit der simpel anmutender Themen des Satzes werden von Mahler im weiteren Verlauf immer wieder durch Schellen gebrochen und verfremdet Diese „Verfremdung im zweiten Satz, einem grotesk-komischen Scherzo, weiter getrieben.

Eine Geige spielt zur Irritation eine ganze Tonart höher. Bezeichnend ist der Wechsel von komisch-skurril und geheimnisvoll-mystisch.

Damit setzt der Komponist dem naiven „kindlichen Glauben“ musikalisch etwas entgegen.

Der langsame und romantische dritte Satz ist ein kurzer Bruch in eine andere Welt, bis er fulminant in E-Dur endet.

Der Zwiespalt des „Himmlischen Leben“ wird mit der Vertonung von „Wir genießen die himmlischen Freuden“ (Des Knaben Wunderhorn) und den vorantreibenden, verfremdenden musikalischen Zwischenspielen. Die Sopranistin Jeannette Wernicke übernahm diesen Gesangspart mit professioneller Souveränität.




Margarita Feinstein – Chopin und jüdische Komponistinnen

Klavier & Flügel Maiwald hat am Samstag, den 07.10.2017 in Kooperation mit den Theater- und Konzertfreunden Dortmund zum zweiten Mal ein Foyer-Konzert organisiert. Mit der in der Ukraine geborenen und in Kamen lebenden Pianistin Margarita Feinstein luden sie unter dem Motto „Musikalische Blumen, die das Herz berühren“ zu einem Klavier-Nachmittag in das Dortmunder Konzerthaus ein.

Das zweigeteilte Programm bot auch viel Klavierklänge voll starker Emotionalität und Sensibilität.

Der erste Teil war ganz dem Komponisten und Pianisten Frédéric Chopin (1810 – 1849) und seiner emotionalen Kompositionen, die dem Klavier so eine Fülle von verschiedenen musikalische Stimmungen entlocken kann.

Die Klavierstücke verdeutlichten die Bandbreite der Emotionen, die Chopin zu entfalten vermochte. Die Pianistin spielte die romantisch- melancholische Melodien der Etüde: Nr. 1 op. 10 C-Dur, Preludes: Nr. 18 c-moll, Nr. 22 g-moll, Nr. 7 A-Dur, oder beispielsweise auch das temperamentvoll-aufwühlende Scherzo h-moll Op. 20 mit Sensibilität und gleichwohl kraftvoller Intensität.

Margarita Feinstein präsentierte ein außergewöhnliches Programm. (Foto: © Gerhard Stranz)
Margarita Feinstein präsentierte ein außergewöhnliches Programm. (Foto: © Gerhard Stranz)

Nach der Pause spielte Feinstein Werke von sechs nicht so bekannten , aber äußerst interessanten Komponistinnen. Deren musikalische Zeitspanne reicht von der Vorromantik bis heute. Bemerkenswert dabei ist, dass es sich nicht nur um weibliche, sondern auch um jüdische Komponistinnen handelt. Diese mussten damal entweder aus Nazi-Deutschland flüchten, oder sind deren Nachfahren.

Ihre Musik ist einerseits von ihrer europäischen Tradition und tiefer Emotionalität, andererseits einer gelungenen Mischung aus traditioneller und zeitgenössischer Technik geprägt.

Bei Maria Szyimanowska (1789 – 1831) sind Einflüsse von Chopin zu erkennen. Zeitgenössische Technik und Einflüsse aus Japan prägen Tsippi Fleischer (geb. 1946) und Jekaterina Tschemberdschi (geb. 1960). Besonders rasant und mitreißend waren die beiden letzten Kompositionen von Ludmilla Dzulieva und Ludmila Zhbinskayas.

Die hervorragende Pianistin verdeutlichte dem Publikum eindrucksvoll: Frauen können sehr wohl innovative und starke Komponistinnen sein!




Blaues Rauschen: Neue Plattform für experimentelle Musik

Seit Jahren hat sich das Archiv für populäre Musik die Bewahrung der Pop-Kultur auf die Fahnen geschrieben. Neben dem Archiv finden als Erweiterung, so Hans Schreiber (Archiv), Veranstaltungen im Bereich Avantgarde, Jazz, Pop und experimentelle Musik in den Räumen vom Schloss Eving statt. Mit der thematischen Vorgabe „wie verändert Technik unser kreatives Handeln“ wurde unter dem Titel „Blaues Rauschen“ (einem Begriff aus der Akustik) in Kooperation mit den Dortmunder Kulturbetrieben, den Städten Essen und Herne sowie dem Regionalverband Ruhrgebiet ein neues Festival-Format für experimentelle Musik entwickelt.

In der Zeit vom 06.10.2017 bis 14.10.2017 kann das interessierte Publikum als Zeichen der überregionalen Kulturpolitik an speziellen Orten in den Städten Herne (6./7./8. Oktober 2017), Essen (12. Oktober 2017) und Dortmund (14. Oktober 2017) diese neuen Musik-Events erleben. Das Angebot reicht von Electronica, Klangkunst, Postdigitalia, Field Recordings, Performance bis hin zu Maschinen-Folk. Alte Tonbänder, Kassetten werden mit moderner digitaler Technik in neue Verbindungen gebracht und zu besonderen, ganz eigenen Klangerlebnissen transformiert.

Dortmund hat einen passenden Ort in drei Räumlichkeiten des Schlosses Eving gefunden. Als früherer Wohlfahrtsort für die Arbeiter der Zeche Minister Stein, repräsentiert es ein Stück weit die „alte und vergangene Kohle- und Bergbau-Zeit“. Das Sterben der Zechen und der folgende Strukturwandel , treffen hier Sinnbildlich mit der alten „analogen“ und die sich rasant entwickelnde modernen „digitalen“ Welt aufeinander. Jeder Act hat ungefähr dreißig Minuten Zeit für seine Performance.

Heimspiel im Schloss Eving für Marsen Jules am 14. Oktober beim Festival "Blaues Rauschen". (Foto: © Marsen Jules)
Heimspiel im Schloss Eving für Marsen Jules am 14. Oktober beim Festival „Blaues Rauschen“. (Foto: © Marsen Jules)

Beim Konzert in Dortmund gibt es gleich drei Premieren. Genutzt wurden Kontakte aus dem Jahr 2010, als neben dem Ruhrgebiet auch die Stadt Pécs in Ungarn Kulturhauptstadt war. So tritt am 14.10.2017 auch Balázs Kovács (Ungarn) mit seiner live-Performance auf. Er arbeitet mit in seinen Geräuschexperimenten mit analogen Effekten und nutzt das Mischpult als Musikinstrument.

Neben ihm treten das Duo BLOORT (GER) mit „Reflect your Future“ auf. Bei dieser analog/digitale Performance zum Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet arbeiten die Künstler Karl-Heinz Blomann und Richard Ortmann mit historischen Orginalaufnahmen aus der Zeit des Bergbaus sowie digitale erzeugten Klängen. Tonbandgerät versus Laptop.

Gespannt sein darf man auf Marsen Jules (GER) mit „Glast“. Der Dortmunder Musiker Martin Juhls (bürgerlicher Name) nutzt per Mikrofon eingefangene Stimmsignale, Saitenklänge und auch die Stille. Er verfremdet sie hin zu einer neuen Ambient-Drone-Klangskulptur.

Außerdem ist die aus Vietnam stammende Künstlerin Namia Leigh mit ihrer speziellen Lichtmusik an diesem Abend dabei.

Die Zusammenarbeit der drei Städte soll erst der Anfang für das Festival „Blaues Rauschen“ sein. Angedacht sind, so die Organisatoren (open systems e.V.), Kooperationen mit ehemaligen Bergbau-Städten in Europa.

Nähere Informationen über Preise, Orte und Uhrzeiten in den jeweiligen Städten unter www.blauesrauschen.de

Für Kurzentschlossene: Für das Eröffnungskonzert von „Blaues Rauschen“ am 06. Oktober in den Flottmann-Hallen in Herne ist der Eintritt frei. Um 10 Uhr werden die Ergebnisse des Workshops „dis.GUI.sed“ vorgestellt, um 19 Uhr findet ein Join-In-Konzert mit der Gruppe „Native Instruments“ statt.




Ein König zu viel auf der Insel

Das Stück „Ein König zu viel“ (ab 4 Jahren, nach einer Idee von Gertrud Pigor) hatte am Freitag, den 29. September 2017 unter der Regie von Peter Kirschke Premiere im Kinder-und Jugendtheater Dortmund.

Die Geschichte um die Könige Karl und Fritz, die zufällig beide auf einer kleinen Insel stranden und darüber lamentieren, wer der „einzig wahre König“, bietet Zündstoff für Konflikte und komische Situationen. Nach verschiedenen Wettkämpfen, darunter ein Fechtkampf und „Stein, Schere, Papier“ ist immer noch kein Sieger ermittelt Beide neutralisieren und beäugen sich irgendwie. Nach einem Kampf passiert etwas unerwartetes und die Könige müssen sich irgend wie zusammen raufen…

Es war ein gute Idee des Regisseurs, die Rollen der Könige mit zwei Schauspielerinnen zu besetzen. Man merkte Bianka Lammert (König Karl) und Johanna Weißert (König Fritz) ihr Spielfreude als „Könige“ an. Herrschaftlich gekleidet und mit Schnauzbart und Perücke empfingen sie das Publikum huldvoll.

Mit Sprachwitz und Gefühl für komische Situationen brachten sie die kleinen und großen ZuschauerInnen zum Lachen. Da in dieser Inszenierung viel mit Geräuschen und musikalischen Untermalungen zur Darstellung von Situationen gearbeitet wurde, war von den beiden Schauspielerinnen ein gutes Timing gefordert.

Bereits zum Faustkampf König Fritz (Johanna Weißert) und König Karl (Bianka Lammert). Foto: © Birgit Hupfeld.
Bereits zum Faustkampf König Fritz (Johanna Weißert) und König Karl (Bianka Lammert). Foto: © Birgit Hupfeld.

Die hintersinnige, selbstironische Situationskomik kam durch das witzige Spiel der beiden Frauen in Männerkleidung besonders zur Geltung. Anleihen an die gute alte Zeit der Stummfilmkomödie brachten nicht nur die Kinder im Publikum zum Lachen. Die Aufführung und die Schauspielerinnen hatten ihre größten Stärken im nonverbalen Bereich der Gesten und Blicke.An körperlichen Anstrengungen wurde ihnen einiges abverlangt.

Da Könige alles machen lassen, vom Kochen, Putzen bis zum Kämpfen, müssen diese erst lernen, in ihrer Situation zurecht zu kommen.

Eine kluge Geschichte um Hierarchien und notwendige Zusammenarbeit.

Mehr Informationen und Termine finden Sie wie immer unter www.theaterdo.de.

 




Spurensuche für neunten „Mord am Hellweg“

Im nächsten Jahr wird zum neunten Mal Europas größtes Krimifestival „Mord am Hellweg“ vom 15. September bis zum 10. November 2018 am Hellweg stattfinden. Die Planung für die über 200 verschiedenen Veranstaltungen und Formate sind hierfür im vollen Gange. Es werden über 200 Veranstaltungen mit über 400 Autorinnen und Autoren sowie weiteren Beteiligten in 25 Kommunen links und rechts des Hellwegs vorbereitet.

Aus diesem Anlass wird kurz vorher als wichtiger Bestandteil auch wieder die Anthologie „Mord am Hellweg“ der thematischen Vorgabe „Henkers.Mahl.Zeit“ im erscheinen. Die Kurzgeschichten dürfen 15 Seiten nicht überschreiten. Abgabeschluss ist der 30. März 2018.

Wie die Leiterin des Festivals, Sigrun Krauß vorab verriet, wurden diesmal 23 renommierte Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigem Raum eingeworben. Das ist eine verpflichtende und ehrenvolle Einladung für die Autoren.

Unter den Beworbenen sind unter anderem Elisabeth Hermann, Wulf Dorn, Bernhard Aichinger, Klaus-Peter-Wolf, Krischan Koch oder Gisa Pauly.

Zwei bis drei Tage besuchen die AutorInnen zur Inspiration für ihre Geschichten die Stadt oder Gemeinde, die ihnen zugewiesen wurde. Die Recherche-Touren für die kriminell-regionalen Kurzgeschichte starteten ab dem Spätsommer.

Die Stadt Dortmund wurde der in Hamburg lebenden Autorin Simone Buchholz zugewiesen. Sie schreibt seit 2006 Krimis und interessiert sich für Menschen und das, was sie bewegt. Wie sie selbst sagt, ist ihr wichtig, beim Krimi zu erkunden, was die Menschen zur Gewalt als „Fehl-Kommunikation“ treibt, und was die Taten aus Tätern und Angehörigen machen.

Sie hat sich vom 27. bis 29. September 2017 in Dortmund aufgehalten und die Atmosphäre von Plätzen und den Menschen in unserer Stadt für ihre Geschichte aufgefangen.

Selbstverständlich hat auch die Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek Bücher von Simone Buchholz zur Ausliehe.
Selbstverständlich hat auch die Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek Bücher von Simone Buchholz zur Ausleihe.

Soviel hat sie beim Pressegespräch verraten: Die Protagonist der Story wird eine junge Frau sein, die vor etwas flüchtet. Als Orte für die Handlung sind das Union- und Kreuzviertel, sowie die ehemalige Zeche Hansa und der Phoenix-See vorgesehen. Beeindruckt haben die Autorin die Menschen in Dortmund: „Man hört hier das Herz hämmern“.

Im nächsten Jahr werden die 23 Autorinnen dann ihre Geschichte in den jeweiligen Orten vorlesen.

Wo und wann genau wird rechtzeitig durch die Presse bekannt gegeben.

Der neunte Krimiband wird wieder von dem altbewährten Team H.P. Karr. Herbert Knorr und Sigrun Krauß im Grafit Verlag herausgegeben.




Anke Droste: Freiheit und Grenzen

Im Dortmunder Kunstbetrieb ist vom 30. September bis zum 28. Oktober 2017 die Ausstellung „statt etwas“ von Anke Droste zu sehen. Die Dortmunder Künstlerin befasst sich schon seit einigen Jahren mit den Themen: Ringen um Freiheit, Erfahrung von Unfreiheit, Sehnsucht und Grenzen der Freiheit, sowie das Unterwegs sein.
Hier spielen natürlich auch aktuelle Themen eine Rolle wie beispielsweise der verstärkt zu vernehmende Wunsch nach „Abschottung“, die Schaffung von Grenzzäunen gegen die vielen verzweifelten Flüchtlinge. Unsere Gesellschaft ist historisch gesehen schon immer geprägt von Migration. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre ursprüngliche Heimat verlassen haben, haben gerade auch das Ruhrgebiet geprägt und bereichert. Diese Thematik zieht sich durch gesamten Arbeiten dieser Ausstellung.

Anke Droste zeigt Arbeiten, die sich mit Freiheit und deren Grenzen beschäftigt.
Anke Droste zeigt Arbeiten, die sich mit Freiheit und deren Grenzen beschäftigt.

Die Schau zeigt auch Arbeiten aus der Werkreihe „frei“ der Künstlerin. Zu sehen sind zum einen mehrere großformatige Acrylbilder, die den Betrachter in, rot, blau und grüne Farblandschaften mit niedrigen Horizont und einem barrierefreien Blick in die Tiefe eintauchen lassen. Die Weite wird meist nur durch Büsche als Hindernisse unterbrochen.
„Die Freiheit lässt sich künstlerisch nicht richtig auf den Bildern festhalten“, so Anke Droste. Deswegen auch der Ausstellungstitel „statt etwas“. Neben diesen großen Acrylbildern sind auch kleinere Werke mit einem reduzierten Format und intimeren Charakter zu sehen.
Eindrucksvoll sind die im Rahmen einer Serienreihe entstandenen Fotografien von Passanten, einzeln oder als Paare, die in der Dortmunder Münsterstraße „unterwegs“ waren. Wohin wollen sie gehen, was „bewegt“ sie? Neben mehren kleineren Fotografien sind im hinteren Bereich zwei große Fotos im Querformat von einem älteren und einen jüngeren Mann zu sehen. Der belebte Hintergrund ist etwas verschwommen zu erkennen.
Eine an die Wand projizierte Text-Film-Installation mit Zitaten von bekannten Persönlichkeiten wie Ernst Bloch, Felicitas Hoppe, Heinrich Heine bis hin zum ehemaligen Arbeitsminister Norbert Blüm verdichten und vertiefen die Thematik. Dabei wurden aktuelle Bezüge zur Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland mit zeitlosen und allgemeinen Betrachtungen verknüpft.
Ein Blickfang in der Mitte des Raumes ist das sogenannte „Deutsche Nähkästchen“- Ein alter, aufklappbarer Nähkasten wurde mit verschieden farbigen Pulver gefüllt
und steht als Sinnbild für die Vielfalt in unserer Gesellschaft.

Bei der Eröffnung am 30. September um 18:00 Uhr wird die Kunsthistorikerin Simone Rikeit (M.A.) eine Einführung in die Ausstellung geben.




Hoesch im Nationalsozialismus

Das Dortmunder Hoesch-Museum hat einen neuen Bereich in seiner Dauerausstellung bekommen. Es geht dabei um Hoesch in der Zeit des Nationalsozialismus. Auf Grundlage neuer Recherchen des Stadtarchivs stehen Rüstung, Zwangsarbeit, Zerstörung und die Biografie eines Täters aus dieser dunklen Zeit im Mittelpunkt.

Ausgerichtet wurde der neue Ausstellungsbereich mit Hilfe von Marie Kim Juhl (Studentin des Faches Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum). Kurator der Ausstellung ist Michael Dückershoff (Leiter des Hoesch-Museum).

Gezeigt werden neben Fotografien aus der Zeit 1939 bis 1944, Dokumenten von Aussagen ehemaligen Zwangsarbeitern auch eine Detailkarte der Hoesch-Westfalenhütte mit ihren damaligen Lager-Unterkünften.

Nach der Machtübername der Nazis 1933 wurde Hoesch ganz in den Dienst der Rüstung und dem Aufbau der kriegswichtigen Infrastruktur gestellt.

So wurden auf der Hoesch-Westfalenhütte und beim Dortmund-Hörder Hüttenverein (DHHV) im Zweiten Weltkrieg zum Beispiel Panzergehäuse (Typ Panther und Tiger II), Panzermunition (DHHV), Geschützrohre oder Panzerbleche von etwa 60.000 Zwangsarbeitern hergestellt.

Im Dezember 1944 waren über ein Drittel der Arbeiter beim Hüttenwerk Hoesch Zwangsarbeiter aus Ost-und Westeuropa (Franzosen, Holländer ect.). „Ostarbeiter“ wurden dabei meistens schlechter behandelt.

Viele Zwangsarbeiter in Dortmund starben bei den alliierten Bombenangriffen. Italiener und „Ostarbeiter“ wurden nicht in die Luftschutzkeller hinein gelassen. Weitere Todesursachen waren Hunger und Mangelernährung. Deren Folgen waren eine größere Anfälligkeit für Krankheiten und mangelnde Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz.

Ein Großteil der Produktionsanlagen wurden durch die Luftangriffe zerstört. Es mussten immer neue Unterbringungsmöglichkeiten für die Zwangsarbeiter gefunden werden. Genutzt wurden hierfür nicht nur Gasstätten, sondern im Jahr 1943 sogar der Hoeschpark. Hier wurden vor allem Zwangsarbeiterinnen, wie Juhl berichtete, unter schlimmen Bedingungen untergebracht.

Braune Zeiten bei Hoesch. Eine neue Dauerasustellung informiert darüber. (v.l.n.r.) Michael Dückershoff (Leiter Hoesch-Museum), Marie Kim Juhl (Studentin der Geschichte) und Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums).
Braune Zeiten bei Hoesch. Eine neue Dauerausstellung informiert darüber. (v.l.n.r.) Michael Dückershoff (Leiter Hoesch-Museum), Marie Kim Juhl (Studentin der Geschichte) und Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums).

Ein trauriger Ausstellungsteil ist die Biografie des Nazi-Täters Albert Ganzenmüller.

1905 in Passau geboren, begann dieser nach seinem Diplom im Maschinenbau eine Tätigkeit in der Reichsbahndirektion. Er war am Hitlerputsch 1923 beteiligt und trat 1931 der NSDAP und der SA bei. Unter anderem wurde er auf Empfehlung Albert Speers 1942 zum stellvertretenden Reichsbahn-Generaldirektor und Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium ernannt. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Organisation der Deportationszüge in die Todeslager eingebunden. 1947 gelang ihm die Flucht nach Argentinien, wo er die Argentinische Staatsbahn beriet. Nach Einstellung seines Entnazifizierungsverfahrens reist er 1955 nach Deutschland zurück und wurde als Transportingenieur bei der Hoesch AG in Dortmund eingestellt.

Einem weiteren Strafverfahren konnte er sich bis zu seinem Tod im März 1996 in München entziehen.

Ein wichtiger Ausstellungsbereich gerade jetzt, wo von rechter Seite vermehrt versucht wird, die Zeit des Nationalsozialismus zu beschönigen, zu verklären oder zu verdrängen.




Spiel mit Farben und Formen

Die Dortmunder Künstlerin Ulla Kallert (Jahrgang 1950) zeigt vom 26.09. bis zum 07.11.2017 in der Artothek der Zentralbibliothek unserer Stadt fünfundzwanzig ihrer in den letzten zwei Jahren entstandenen Werke.

Neben Acrylmalerei, Linoldrucke und Monotypien sind auch ein paar ihrer neuen Skulpturen zu sehen. Die meisten der meist großformatigen Bilder stammen aus ihrer neuen „ja ich will“ Reihe.

Wie Kallert selbst sagt, steht am Anfang ihrer Arbeit das Spiel mit den Farben. Sie wird scheinbar ziellos von den Eindrücken, Farben und auch Formen beeinflusst und getrieben. Sie wird von dem Bild ergriffen und angetrieben, mit immer neuen Pinselstrichen Überraschendes zu finden und sich künstlerisch führen zu lassen. Im weiteren Entwicklungs- und Schaffensprozess übernimmt sie dann die Führungsrolle und führt ihre Werke zur Vollendung. Mit überraschenden Misch- und Zwischentönen, Spuren von verdünnten Farbglasuren gibt sie ihren besonderen Bildwelten eine persönliche Ausdrucksform.

Bei meinen Porträt-Bildern nehme ich mir Modells als Vorlage,“ verriet die Künstlerin. Ihre vielfarbigen und vielfältigen Bilder sind oft verfremdet und teilweise abstrakt stilisiert. In letzter Zeit ist sie von den bizarren Formen gefundener Äste beeinflusst und beeindruckt, die sie künstlerisch und gestalterisch verarbeitet.

Ulla Kallert vor ihrem Bild "rot ist alles was ich denke"
Ulla Kallert vor ihrem Bild „rot ist alles was ich denke“

Künstlerisch zieht es sie in letzter Zeit von der Malerei hin zur Gestaltung von Skulpturen, wie etwa bei ihrem „roten Akt Guss aus Quarzsand“ oder der „Astfrau Bronze“ zu sehen.

Öffnungszeiten: Stadt und Landesbibliothek: dienstags + freitags 10:00-19:00 Uhr.




Andi Knappe – Das Universum und die Kunst

Die Städtische Galerie Dortmund Torhaus Rombergpark zeigt in ihren Räumlichkeiten vom 24. September bis 15. Oktober 2017 unter dem Titel „# Hubble_Labor-2017“ dreizehn großflächige Werke (zumeist Acryl oder Acryl/Lack auf Leinwand) von dem heimischen Künstler Andi Knappe (Jahrgang 1948). Zu sehen ist ist auch die Konstruktion „Space-Labor # 8“ (Acryl auf Holz, 85 cm Durchmesser).

Der Titel der Ausstellung, bezieht sich auf die bahnbrechende Forschung des amerikanischen Astronomen Edwin P. Hubble (1889-1953) und dessen Forschungen zu den Ursprüngen des Universums (Big-Bang-Theory) und dessen Zukunft. Die Namensgebung kann als eine Referenz für an diesen Astrophysiker gesehen werden.

Es zeigt aber in besonderer Weise das Interesse und Respekt des Künstlers für Sterne, Galaxien und das unendliche Universum. Unsere Sonnensystem und die „kleine Erde“ ist im Vergleich dazu ja nur ein winziges Staubkorn.

In Knappes Arbeiten spiegeln sich die Kräfte von Schwerkraft und Ausdehnung wider, dessen Dynamik er von außen auf seine Bilder projiziert. Oszillierende, schwingende Linien, Staubwirbel, Farbverläufe, wie Umlauflinien von von Sonnen und Planeten ziehen den Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Dieser sucht nach einem Fixpunkt und wird dann in einem vermeintlichen Strudel von Energie, Dynamik und Bewegung gezogen.

Andi Knappe ist fasziniert vom Universum.
Andi Knappe ist fasziniert vom Universum.

Diese Ausstellung wirft Fragen nach Bedeutung und Wichtigkeit unsere Erde im Angesicht der unendlichen Universums aufwirft. Wo stehen wir und wo wollen wir hin? Bei der Vernissage zitierte Knappe Albert Einstein, der die Möglichkeiten von Fantasie und Kunst auf den Punkt bringt: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“

Die Ausstellung ist dienstags bis samstags zwischen 14:00 und 18:00 Uhr und sonntags/sowie an Feiertagen zwischen 10:00 und 18:00 Uhr geöffnet

Der Eintritt ist frei.




Arabella oder die Suche nach dem „Richtigen“

Am Tag der Bundestagswahl, dem 24.09.2017, stand gleichzeitig die Premiere die lyrische Komödie „Arabella“ von Richard Strauss ( 1864-1949) auf dem Programm im Opernhaus Dortmund. Opernintendant und Regisseur der Inszenierung Jens-Daniel Herzog gab vor der Aufführung schon einmal die ersten Hochrechnung der Wahl bekannt.

Musikalisch sensibel begleitet wurde „Arabella“ von der Dortmunder Philharmoniker unter der routinierten Leitung von GMD Gabriel Feltz. Der Chor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Manuel Pujol und die Statisterie des Theater unterstützte die Handlung tatkräftig und mit bunten Kostümen zum Karneval.

Die Bühne war spärlich mit einem Spielautomaten an der linken Seite und vielen Stühlen recht sparsam aber zur Situation des verarmten Grafen Waldner und seiner Familie entsprechend, ausgestaltet. Eine durchsichtige Leinwand ermöglichte dem Publikum zwischendurch Einblicke auf den so oft wie möglich am Spieltisch sitzenden Grafen. Im dritten Akt wurde das Bühnenbild gewechselt und die häusliche Treppe zu den Zimmern als Hintergrund benutzt.

Der Graf aus der Provinz und das IT-Girl aus der Hauptstadt: Sangmin Lee (Mandryka), Eleonore Marguerre (Arabella) ©Thomas Jauk, Stage Picture.
Der Graf aus der Provinz und das IT-Girl aus der Hauptstadt: Sangmin Lee (Mandryka), Eleonore Marguerre (Arabella)
©Thomas Jauk, Stage Picture.

Zur Situation:

In Wien versucht der Graf Waldner, die finanziellen Probleme wegen seiner Spielsucht in den Griff zu bekommen. Seine hysterische Frau Adelaide ist keine Hilfe, Die schöne Tochter Arabella kann sich nicht wirklich zwischen ihren vielen Verehrern, darunter der Waschlappen Matteo (der ständig mit Selbstmord droht, wenn sie ihn nicht erhört), entscheiden. Die jüngere Tochter Zdenka wird als „Bub“ gehalten, da für die Familie eine zweite Tochter zu teuer kommt. Diese ist zudem noch unglücklich in Matteo verliebt. Die Zeit drängt, und nach dem Ball am Faschingsdienstag muss eine Entscheidung her. Der Graf schickt verzweifelt dem alten Regiments-Kameraden Mandryka ein Foto seiner schönen Tochter. Der reiche Großgrundbesitzer aus Slawonien wäre eine gut Partie. Statt dessen kommt ein Neffe des inzwischen Verstorbenen, der sich in das Foto aus dem Nachlass verliebt hat, nach Wien. Als Grundbesitzer, Naturbursche und Herr der Wälder ist er so ganz anders als die üblichen Verehrer. Für Arabella scheint Madrynka der „Richtige“ zu sein. Bevor sie mit ihm nach Slawonien fährt, will sie vor dem Abschied noch einmal feiern und tanzen. Aus Angst um Matteo, behauptet Zdenka, Arabella erwarte diesen in ihrem Schlafzimmer. Dazu gibt sie ihm auch einen Schüssel. Mandryka bekommt das mit und will Arabella wütend zur Rede stellen. Die Situation ist chaotisch und droht zu eskalieren. In einem Akt der späten Befreiung outet sich Zdenka und klärt die Situation auf…

Der Spielsüchtigen Graf Waldner war gut mit Morgan Moody besetzt worden. Der verfügt nicht nur über eine gute Stimme, sondern besitzt auch schauspielerisches und komödiantisches Talent. Almerija Delic überzeugte in ihrer Rolle als hysterische Ehefrau.

Im Mittelpunkt standen mit ihrer ausdrucksstarker Präsenz und ihren starken Stimmen Eleonore Marguerre als Arabella und der urig direkte Sangmin Lee als Mandryka. Situationskomik gab es mit den vier „Verehrer“ Alexander Sprague als arroganter Graf Elemer, Marvin Zobel als Domink, Lue Stoker als Lamoral oder jammernde Thomas Paul als Matteo.

Besonders feinfühlig zeigte sich Ashley Thouret in der schwierigen Rolle der Zdenka. Julia Amos als Kartenlegerin und Jeannette Wernecke als Fiakermilli füllten ihre Nebenrollen gut aus.

Das hohe musikalische Niveau konnte aber nicht ganz über ein paar Längen und das eher schwache Libretto (Hugo von Hofmannsthal) hinweg täuschen. Denn selbst zu Zeiten von Richard Strauss zog es IT-Girls aus der Großstadt wie Arabella kaum in die Nähe von Unbekannten aus der Provinz. Wie lange sie wohl dort glücklich bliebe?

Weitere Infos und Termine unter www.theaterdo.de