Martin Kesper und Rolf Sablotny in der Galerie Dieter Fischer

In der Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund ist vom 24.11.2017 bis zum 17.12.2017 unter dem Motto „…mal sehen!“ (Fotografien, Video, Skulptur) eine besondere Ausstellung zu sehen.

Martin Kesper präsentiert Naturfotografien in der Galerie Dieter Fischer.
Martin Kesper präsentiert Naturfotografien in der Galerie Dieter Fischer.

Zwei Künstler, ein Fotograf und ein Bildhauer (Holzskulpturen), stellen gemeinsam ihre Werke aus. Die Besucherinnen und Besucher können dann „mal sehen“, wie die unterschiedlichen Kunstwerke in einem Gesamtkonstrukt zusammen wirken.

Da sind zum einen die zweiundzwanzig kleinen und zehn großformatigen Fotografien von Martin Kesper (Unna). Am besten passt zu seinen Wald und Naturfotografien der Ausdruck „Waldeinsamkeit“. Eine Wortschöpfung aus der Romantik, die aus dem Jahr 1796 stammt und von dem Autor Ludwig Tieck geprägt wurde.

Die großformatigen Natur und Waldfotografien, zumeist in Schwarz-Weiß, als auch die farbigen Fotografien im Kleinformat entstanden in den noch ursprünglichen Waldgebieten im bayrischen Wald, Thüringen, Hiddensee oder sogar Neuseeland. In der näheren Umgebung von Nordrhein-Westfalen waren solch urige, naturbelassenen Gebiete, die Kesper für sein Vorhaben suchte, nicht zu finden. Entstanden sind atmosphärisch geheimnisvolle Fotografien, die die Fantasie des Betrachters anregen.

Nicht nur Fotografien, sondern auch das einminütiges Video „Ansichtssache“ vom Künstler ist während der Ausstellung (mit einminütigen Pausen) in Dauerschleife zu sehen. Es ist ein ausdrucksstarkes Video, das nachhaltig wirkt und zum Nachdenken anregt. Martin Kesper wurde unter anderem mit diesem Video beim „zeitimpuls shortfilm festival“ 2017 in Wien nominiert und erreichte Platz Drei unter vielen Einreichungen.

Rolf Slabotny mit seinem "Wegweiser" und anderen Arbeiten.
Rolf Slabotny mit seinem „Wegweiser“ und anderen Arbeiten.

In diese Waldlandschaften fügen sich die farbenfrohen und lebendigen Holzskulpturen des Dortmunder Bildhauers Rolf Sablotny in klein und groß wunderbar ein. Die Figuren, entstanden in den letzten Jahren, sind in ihrer Form oft als Torso reduziert. Gerne stellt der Künstler seine menschliche Figuren als Wegweiser dar. Farbe und Bewegung sind für ihn wichtige Elemente seiner Arbeit. Seine Darstellungen sollen Spaß machen und sind nicht so ernst zu nehmen. Die Figuren sind durch eine prägnante Mimik und Gestik gekennzeichnet. Sablotny benutzt unterschiedlichste Materialien von Sandstein bis zum modernen wetterfesten Kunststoff.

Die Vernissage der Ausstellung findet am Freitag, den 24.11.2017 um 19:00 Uhr in der Galerie Dieter Fischer im Dortmunder Depot statt.

Öffnungszeiten: donnerstags 17:00 bis 20:00 Uhr und gerne nach Vereinbarung.

Näheres erfahren sie unter info@gloger-kunst.de




GUT – Kooperation zwischen Gymnasien und Theater

Nach den erfolgreichen Kooperationen des Theater Dortmund mit Realschulen und Gesamtschulen im Umfeld unserer Stadt, ist am 17.11.2017 der Startschuss für „GUT“ (Zusammenarbeit von Gymnasien und Theater) gegeben worden.

Dieses Projekt möchte Schülerinnen und Schüler Einblicke und einen Überblick in die unterschiedlichsten Berufe und Sparten des Theaters geben sowie ihr Interesse für Kultur wecken. Interessant ist da natürlich die Altersgruppe um die neunte Klasse, bei der die berufliche Orientierungsphase konkreter beginnt.

Freuen sich über die Kooperation: (v.l.n.r.) Svenja Richmann (Theaterpädagogin und Koordinatorin), Sonja Leukefeld (Schulleiterin Theodor-Heuss Gymnasium Waltrop), Sven Krey (Lehrer Theodor-Heuss Gymnasium Waltrop) und Alexandra Reiners (Lehrerin Theodor-Heuss Gymnasium Waltrop).
Freuen sich über die Kooperation: (v.l.n.r.) Svenja Richmann (Theaterpädagogin und Koordinatorin), Sonja Leukefeld (Schulleiterin Theodor-Heuss Gymnasium Waltrop), Sven Krey (Lehrer Theodor-Heuss Gymnasium Waltrop) und Alexandra Reiners (Lehrerin Theodor-Heuss Gymnasium Waltrop).

Anwesend bei der Eröffnungsveranstaltung in gemütlicher Runde im Opernfoyer waren neben Schulleitern und Lehrern einiger der beteiligten Gymnasien für das Theater: Tobias Ehinger (Geschäftsführer Theater Dortmund), Andreas Gruhn (Leiter KJT), Georg Holzer (Chefdramaturg Oper) sowie Svenja Riechmann (Koordinatorin Theaterpädagogik), Sarah Jasinszczak (Theaterpädagogin Schauspiel) und Erika Schmidt-Sulaimon (Theaterpädagogin KJT).

Tobias Ehinger betonte zunächst die Bedeutung von Kultur und Bildung als wichtige Basis und Säulen der Gesellschaft. Er sieht in der Kooperation mit den Gymnasien ein großes Entwicklungspotenzial. Andreas Gruhn fügte hinzu, dass es für die SchülerInnen durch das Theater die Möglichkeit gibt, tiefer in ein Thema einzutauchen. Er möchte sie zu mehr Experimentierfreude ermutigen. Es gebe viel zu entdecken. Kooperation sei aber keine Einbahnschiene und benötige eine wechselseitige Kommunikation.

Die Schulleiter und Lehrer erhoffen sich durch die Wiedereinführung von G9 mehr Luft für die SchülerInnen, um sich in ihrer Zeit am kulturellen Leben beteiligen zu können.

Die Theaterpädagoginnen stellten dann die bisherigen Angebote wie Workshops, Schnuppertage und Kurse, Praktika und sonstige spezielle Angebote vor.

Anschließend folgte die feierliche Unterzeichnung der Kooperationsverträge durch die anwesenden Vertreter des Käthe-Kollwitz-Gymnasium (Dortmund), Helmholtz-Gymnasium (Dortmund) und Theodor-Heuss-Gymnasium (Waltrop).

Solche Projekte sind nicht nur „gut“, sondern haben auch viel kreatives Potenzial. Alle Seiten sind bereit.




LesArt-Festival 2017 – der Gala-Abend

Das LesArt-Festival 2017 in Dortmund ( Motto „Liebe Laune Leben“ hatte ) hatte am Freitag, den 17.11.2017 einen seiner Höhepunkte mit der LesArt.Gala im Jazzclub domicil. An diesem Abend wurde auch wieder der mit 800 Euro dotierte LesArt.Preis für junge Literatur verliehen.

Moderiert wurde der Abend charmant vom WDR-Journalisten Gregor Schnittker.

Musikalisch begleitet wurde die Gala vom Duo NIA mit Antonia Wolgemuth (Gitarre und Gesang) und Pia Ziemons (Cello). Sie sorgten mit sehr persönlichen Songs um Liebe und Liebeskummer für den passenden Rahmen.

Rabea Gruber freut sich über den Preis. Überreicht wurde er von Jörg Busatta (Vorstand Stadtsparkasse Dortmund). Mit ihr freut sich Moderator Gregor Schnittker.
Rabea Gruber freut sich über den Preis. Überreicht wurde er von Jörg Busatta (Vorstand Stadtsparkasse Dortmund). Mit ihr freut sich Moderator Gregor Schnittker.

Zunächst wurde der der LesArt.Preis für junge Literatur an die Dortmunder Studentin der angewandten Literatur und Kulturwissenschaften Rabea Gruber verliehen. Als Begründung wurde unter anderem ihre schöne, einfache und schnörkellose Sprache genannt. Sie las aus ihrem „Carlo, ich, das Blumenbeet“. Darin geht es kurz gesagt um „Trauer, Hitze und Verrat“, einer jungen Frau, die von ihrem Kerl verlassen wurde.

Der Hauptpunkt der Veranstaltung war allerdings die Lesung der aus Theater und Fernsehen bekannte charismatischen und kantigen Hamburger Schauspielerin Hannelore Hoger. Sie gab mit der Lesung aus ihrem außergewöhnlichen Buch „Ohne Liebe trauern die Sterne“ nicht nur tiefere Einblicke in ihr Leben. Sie gab zudem teils humorvolle und nachdenkliche Anekdoten aus ihrem an Erlebnissen reichen privaten Leben preis. Berührend waren ihre Erzählungen über ihre verstorbenen Eltern, Tochter Nina und ihrer Kindheit. Das Publikum erfuhr auch ausführliche Details der vielseitigen beruflichen Karriere der Schauspielerin.

Schon als kleines Mädchen wusste Hannelore Hoger, dass sie Schauspielerin werden wollte. In Ulm nahm die Karriere ihren Anfang. Über die diversen Regisseure, mit denen sie zusammenarbeitete, erzählte sie respektvolle, amüsante Anekdoten. Natürlich mit dem Schwerpunkt aus ihrer Zeit beim Schauspiel Bochum unter Intendant und Regisseur Peter Zadek.

Hoger hat ihrem Publikum viele unterhaltsame, oft zum Nachdenkenden anregende Fernsehfilme geschenkt. Dass sie ihre Paraderolle als Kommissarin Bella Block nach fünfundzwanzig Jahren beendet, ist schade, aber auch verständlich.




Les.Art. Literaturfestival – Geschichten aus dem Ruhrgebiet

Die Kohleförderung in Deutschland geht unaufhörlich dem Ende entgegen. Im Ruhrgebiet schließt 2018 in Bottrop die letzte Zeche.

Im Rahmen des LesArt. Literaturfestivals in Dortmund 2017 gaben die beiden im Ruhrgebiet geborenen Autoren Anna Basener und Martin Becker (beide um die Mitte 30 Jahre alt) am 16.11.2017 im hiesigen Literaturhaus mit Auszügen aus ihren Büchern interessante Einblicke in die Ruhrgebiet-Seele und dem Leben aus einer für die junge Generation fremden Welt.

Nach einer kleinen Einstimmung durch die per Video eingespielten „Marschmusik“ einer Gelsenkirchener Bergbau-Blaskapelle ging es mit der Lesung von Anna Basener mit ihrem Werk „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ los.

Basener ist in Essen geboren und lebt jetzt in Berlin. Das Ruhrgebiet lässt sie aber nicht los. Die Geschichte handelt von Omma, einer alten Ruhrpott-Ikone und Wirtschafterin in einem Puff. Nach dem plötzlichem Tod ihrer Freundin Mitzi in ihrem Hotel platzt sie in das Leben ihrer Enkelin Bianca in Berlin hinein. Sie bringt das WG – Leben ihrer Enkelin gehörig durcheinander.

Zeche und Taubenväter - Basener und Becker brachten Ruhrpott-Romantik zum LesArt-Festival. (Foto: © Rike / pixelio.de)
Zeche und Taubenväter – Basener und Becker brachten Ruhrpott-Romantik zum LesArt-Festival. (Foto: © Rike / pixelio.de)

Das Buch ist mit einem herzlichen und schnoddrig-trockenen Ruhrgebiets-Charme geschrieben und gibt einen kleinen Einblick in die Welt der Prostitution, kombiniert mit dem direkten Charme des ganz eigenen Ruhrgebiet-Sprachduktus.

Die Autor machte dann mit dem Publikum noch einen kleinen Zuordnungstest von bestimmten Begriffen. Prostitution oder Taubenzucht?

Nach der Pause las Martin Becker aus seinem autobiografischen Buch „Marschmusik“. Ein liebevoller und nicht sentimentaler Blick zurück in frühe Kinder-und Jugendtage in seine ursprüngliche Reihenhausheimat in einer Bergbausiedlung in Bochum. Da ist auf der einen Seite die isolierte Welt seiner noch lebenden Mutter, dann die Erinnerungen an den im Bergbau arbeitenden und inzwischen verstorbenen Vater.

Dabei erfährt man so einige Einzelheiten aus dem harten Leben unter Tage,aber auch dem Zusammenhalt der Gemeinschaft. Es ist jedoch keine verklärte Sicht auf vergangene Zeiten, sondern offen auf die Zukunft gerichtet.

Die Reise eines Journalisten und Weltbürgers in die Vergangenheit, die durch den Anruf eines Freundes seines verstorbenen Vaters an Schubkraft gewinnt.




Heide Kemper – Glaskunst mit aktueller Brisanz

Die Städtische Galerie Torhaus Rombergpark zeigt vom 19.11.2017 bis zum 10. 12.2017 in ihren besonderen Räumlichkeiten die neue Ausstellung „Zehn Milliarden“ von der Dortmunder Glaskünstlerin Heide Kemper.

Inspiration für ihre Ausstellungsschau war das Buch „Zehn Milliarden“ des Wissenschaftler Stephen Emmott. Darin zeichnet er ein zusammenhängendes und aktuelles Bild über die Lage unseres Planeten. Umweltzerstörung, Klimawandel, Kampf um Ressourcen und Überbevölkerung sind das Thema. Vertreibung und Flucht vieler Menschen sind die Folge.

Damit beschäftigt sich auch Kemper mit ihren künstlerischen Werken. Es geht ihr aber insbesondere um die Bewahrung unseres Planeten mit all seinen Lebewesen.

Gezeigt werden Objekte, Installationen und „Glasbilder“ mit modernem Phototransfer-Verfahren, eingeschlossenen natürlichen Objekten (Asche von in Glas eingeschmolzenen Blättern aus dem Rombergpark).

Heide Kemper zeigt unter anderem Glasarbeiten, die mit der Fusing-Technik entstanden sind.
Heide Kemper zeigt unter anderem Glasarbeiten, die mit der Fusing-Technik entstanden sind.

Sie arbeitet mit viel Experimentierfreude mit verschiedenen Techniken, Sandstrahlen, Ofen- und Sandguss oder das Glasfusing. Diese Technik bezeichnet das Verschmelzen von Glas mit unterschiedlichen Farben und Formen in einem speziellen Brennofen bei über 800 Grad Celsius. Das transparente Material hat sie schon sehr früh fasziniert.

In der Mitte des Raumes ist eine eindrucksvolle Flüchtlingsbarke aus hunderten verformter Flaschen platziert. Sie stammen eigentlich aus ihrer ersten Arbeit mit verbogenen Flaschen aus dem Jahr 1996 („Fliehende“) anlässlich der Verfolgungen in Ruanda.

Mit ihren großformatigen Fusing-Arbeiten widmet sie sich der Zerstörung des Regenwalds sowie Reichtum und Armutsflucht.

Kleine Spiegelkästen (mit vier Spiegeln), die von außen aussehen wie offene Geschenkpakete ermöglichen uns den Blick auf eine unendliche Projektion von Menschen und Ressourcen.

Die Vernissage ist am Sonntag, den 19.11.2017 um 11:00 Uhr in der Städtischen Galerie Dortmund Torhaus Rombergpark.

Einführung: Dr. Rudolf Preuss

Die Künstlerin ist anwesend.




Zweites Philharmonisches Konzert – Musik voll Ekstase

Die Dortmunder Philharmoniker führten das Publikum am 14. und 15.11.2017 im hiesigen Konzerthaus unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz eindrucksvoll in eine musikalische Welt voller Ekstase, Exzessen, Wahnsinn und absoluter Liebe bis in den Tod.

Unter dem Titel „hoffnungs_schimmer“ wurden passend dazu Werke zweier Protagonisten der Spätromantik und eines zeitgenössischen Komponisten geboten.

Los ging es mit Richard Wagners (1813-1883) Ouvertüre zu „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“.

Hier steckt schon alles an Emotionen der Oper. Angefangen von Tannhäusers Zerrissenheit zwischen exzessiver Liebeslust, kreativer Schöpferkraft (Sinnbild: Venus und „sündiger Venusberg“) und der „wahren, reinen Liebe“ zu Elisabeth (Norm und Moral). Nur ihr Opfertod bietet scheinbar Erlösung und Hoffnung.

Die Thematik lag Wagner auch wegen seiner eigenen Biografie mit einer Geliebten am Herzen.

Im Grenzbereich von Ekstase und Tod komponierte sein Schwiegersohn Franz Liszt (1811-1886) den virtuosen „Totentanz“, eine Paraphrase über „Dies irae“ für Klavier und Orchester. Dieser gregorianische Hymnus galt damals als Chiffre für den Tod schlechthin und war Grundlage für das Werk. Die unterschiedlichen Facetten des Todes werden in verschiedenen Variationen musikalisch dargestellt. Mal von Trauer getragen und kraftvoll brachial, dann wieder grüblerisch oder diabolisch. Die rasanten und immer komplexer werdenden Herausforderungen für das Klavier verlangen einem Pianisten alles ab. Ein Glücksfall ist es, dass man mit Nikolai Tokarev einen so hervorragenden Klavier-Solisten für das Konzert verpflichtet hatte. Dieser glänzte gerade erst bei der Premiere von Xin Peng Wangs neue Choreographie Rachmaninow / Tschaikowski.

Richard Wagner stand im Mittelpunkt des 2. Philharmonischen Konzertes. (Foto: © Andreas Stix / pixelio.de)
Richard Wagner stand im Mittelpunkt des 2. Philharmonischen Konzertes. (Foto: © Andreas Stix / pixelio.de)

Nach der Pause wurde als mutiger Kontrast das Orchesterwerk „Asyla“ op. 17 des zeitgenössischen britischen Komponisten Thomas Adès (*1971) aufgeführt.

Es ist im Grunde genommen als eine Sinfonie in vier Sätzen konzipiert. Sechs Schlagzeuger, die mehrere Instrumente bedienen sorgen für den besonderen Sound Ungewöhnlich sind außerdem die beiden Pianisten, von denen einer ein Klavier bediente, das einen Viertelton tiefer gestimmt ist. Das teilweise ältere Publikum musste sich an etwas ungewöhnliches Klangbilder aus Technobeats, vor allem im dritten Satz (Ecstasio), oder fremden „Kuhglocken-Klängen“ gewöhnen. Ein spannendes Erlebnis.

Der Abend endete mit Richard Wagners mit dem Vorspiel und dem Liebestod aus „Tristan und Isolde“. Nach dem ekstatischen Vorspiel, das den die Sehnsucht nach der absoluten Liebe „über den Tod hinaus“ und dessen Tragik durch den speziellen „Tristan-Akkord“ symbolisiert wird, sang, begleitet vom Orchester, keine geringere als Emily Newton ( Oper Dortmund) mit ihrem klaren Sopran Isoldes Liebestod. Der Text ist dabei, wie bei Wagner oft, eher sehr schwülstig ausgefallen.




Deutschland Shorts – ein nachdenkliches Kurzdramenfestival

Mit bis zu fünfzehn-minütigen Kurzstücken zu Deutschland setzten sich zehn Produzenten in Eigenregie solo oder als Schauspielteam an zwei verschiedenen Theater-Orten und Tagen vom 09.11. bis zum 12.11.2017 auseinander. Das neue Format ist in Koproduktion des Rottstr5Theater (Bochum), dem Theater im Depot und artscenico (beide Dortmund). Die „Deutschland Shorts“ als Festival wurde am 09.11/10.11.2017 in Bochum im Rottstr5Theater und am 11.11/12.2017 im Theater im Depot in Dortmund. Ein spannendes Erlebnis, das gleiche Programm in zwei so unterschiedlichen Orten aufzuführen. An einem Abend wurden jeweils fünf der Produktionen aufgeführt. Die zehn Produzenten, mit mehr oder weniger Regie-Erfahrung, leben in unserem Land.Teilweise haben sie auch einen familiären Migrationshintergrund oder Bezug. Ars tremonia konnte leider nur beim zweiten Teil der „Deutschland Shorts“ am 12.11.2017 im Depot dabei sein.

Der erste Beitrag „Wenn Hände sprechen“ von Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin Photini Meletiadis war eine witzige Auseinandersetzung mit Klischees über Deutschland.. Gegenüber gestellt ein Video-Interview mit verschiedenen ausländischen Tänzern in deren Landessprache. In choreographischen Sequenz wurden deren spezifische Gestik dabei heraus gefiltert. Interessant zu sehen, wie sich die Gesten bei einer Wiederholung in deutscher Sprache veränderte. Abwechselnd im Vergleich von Video und Live-Performance der Künstlerin bot sich dem Publikum eine Mischung von an Bewegung und Musik.

Der folgende nachdenkliche Beitrag „Und jetzt will ich nach Hause“ von Klaviersolistin und Regisseurin Ariane Kareev war eine Mischung aus Sprechtheater und Tanz-Performance. Es geht um den Verlust und die verzweifelte Suche nach „Heimat“. Der Tanz-Part wurde von Yun Ju Chen symbolisch stark als „Home“ ausgefüllt. Geprägt von Sanftmut, ihrer Allgegenwart und Zerbrechlichkeit.

Die Mutter Magda (Monika Bujinski) droht ihre Welt zu verlieren (Demenz). Sie weiß nicht, wo sie danach suchen soll, während ihr Sohn (Lukas Vogelsang) seinen Wunsch nach Heimat mit einer Doktrin der „nationalen Zugehörigkeit“ ausfüllt.

Freuen sich auf "Deutschland Shorts". (v.l.n.r. Hans Dreher (Leiter Rottstr5Theater), Bianca Künzel (Mitarbeiterin Produktion), Rolf Dennemann (artscenico), Berthold Meyer (Theater im Depot).
Die Organisatoren und Veranstalter von „Deutschland Shorts“. (v.l.n.r. Hans Dreher (Leiter Rottstr5Theater), Bianca Künzel (Mitarbeiterin Produktion), Rolf Dennemann (artscenico), Berthold Meyer (Theater im Depot).

Frei nach Heinrich Heine „Denk ich an Deutschland in der Nacht“ konfrontierte die Performerin Elisabeth Pleß das Publikum mit ihren „Hetzerträumen“. Auf einer ausgebreiteten weißen Plastikfolie führt sie in die düstere Filterbubble der „besorgten Bürger“. Dabei konfrontiert sie die im Grundgesetzes garantierten Rechte mit den fatalen Einschränkungen, die durch Einschränkungen, die durch „rechte Populisten“ propagiert werden.

Der Regisseur und Autor Carl-Herbert Braun weist mit seinem Beitrag „Geister“ (sie kommen aus dem Nebel auf die Bühne) auf die kulturellen (Spät)folgen des 1. Weltkrieges hin. Die von den Schauspielern Bernhard Bauer und Tonio Schneider vorgetragenen Texte von Vertretern jener Generation, wie etwa Ernst Toller u.a., haben von ihrer aktuellen Brisanz nichts verloren.

Der letzte Beitrag „Prometheus“ war ein Regie-Debüt von Simon Krämer.

Formal als klassischen Sprechtheaters stand er im Spannungsfeld von Widerstand (Rudolf Klein als Prometheus) Macht des Regimes in Person ihrer Diener und Vollstrecker (Leonard Meier als Kratos).




Rachmaninow / Tschaikowsky – ein emotionales Ballett von Xin Peng Wang

Mit der Premiere seines neuen abstrakten Balletts „Rachmaninow / Tschaikowski“ brachte Xin Peng Wang am 11.11.2017 im Dortmunder Opernhaus eine weitere Facette im Ballett auf den Weg. Gemeinsam mit den bewährten Mitarbeitern, seiner Compagnie und Mitgliedern des NRW Juniorballetts entwickelte er eine Choreografie, bei der es vor allem um Emotionen geht.

Inspiriert vom 3. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow (1873 – 1943) und der 6. Symphonie von Peter I. Tschaikowsky, begab er sich an die Schnittstelle von Kunst und Leben. Diese beiden Werke sind zum einen eng verwoben mit der persönlichen Biografie der beiden Komponisten, zum anderen bieten sie eine gute Spiegelfläche für die Projektion unser eigenen Gefühle in seiner Vielfalt. Ein Gelegenheit, sich mit den aufkommenden Gefühlen auseinander zu setzen und sich ihrer Verdrängung bewusst zu werden. Der bewegenden Musik wird eine weitere Dimension durch die moderne Ballettkunst hinzu gefügt.

Verstärkend dabei wirkt die Tatsache, dass die Musik live von der Dortmunder Philharmoniker unter der erfahrenen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz sensibel begleitet wird.

Rachmaninow, dessen Werk trotz seiner Beliebtheit bei der russischen Bevölkerung von Kollegen und Presse als „schmalzig“ bezeichnet wurde, litt selber an den Anforderungen der „Spießer“ und war Schwermütig. Einfach Mensch sein war sein Wunsch. Das verband ihn mit Tschaikowsky.

Der erster Teil des Abends war dem 3. Klavierkonzert von Rachmaninow gewidmet. Am Flügel auf der Bühne saß der renommierte Pianist Nicolai Tokarev und verzauberte das Publikum mit seinem empathischen Spiel.

Als sichtbares Zeichen der Abstraktion traten die Tänzerinnen und Tänzer nach und nach in den gleichen engen blauen Ganzkörper-Anzügen auf die Bühne, das Individuum war nicht zu erkennen. Ein tiefer „Seelenblick“ in die Kunstwerke und unsere eigenen Emotionen folgte. Eine begehbare Weltkarten-Konstruktion im hinteren Bereich wurde mit in die Kreation einbezogen. Dieser Teil zeichnet sich durch eine Mischung aus kraftvoller Athletik und gefühlvoll-sentimentalen Passagen aus. Neben der Compagnie überzeugten die beiden Solisten Denise Chiarioni und Giacomo Altovino.

Das Ensemble in blauen Anzügen zu Rachmaninows Musik. Xin Peng Wang symbolisiert hier deutlich den Verlust der Individualität. (Foto: © Ballett Dortmund)
Das Ensemble in blauen Anzügen zu Rachmaninows Musik. Xin Peng Wang symbolisiert hier deutlich den Verlust der Individualität. (Foto: © Ballett Dortmund)

Als Teil zwei des Abends folgte nach der Pause die emotionale nach innen gerichtete 6. Symphonie von Tschaikowsky. Die TänzerInnen waren hier offener und spärlicher bekleidet und von der Decke wurden zwei hell schimmernde Hohlraum-Konstruktionen herunter gelassen. Dies war ein Sinnbild für den Hohlraum, den das Publikum mit seine eigenen Emotionen auffüllen konnte. Einen starken und großen Part hatten hier die exzellenten Solisten Lucia Lacarra und Marlon Dino. Die Dortmunder Ballett-Compagnie und das NRW Juniorballett überzeugten in den temperamentvollen, bunten Abschnitten.

Der enorme Kraftakt für diesen zwei geteilten Abend war gelungen und das Premieren-Publikum begeistert. Um es mit Udo Lindenberg zu formulieren: „Das ging ganz tief rein“.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten sie unter www.theaterdo.de




Der gestiefelte Kater – abenteuerliche Geschichte und viel Spielfreude

Das neue Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ nach Charles Perrault unter der Regie von Andreas Gruhn, dem Leiter des Dortmunder Kinder-und Jugendtheater (KJT), hatte am 10.11.2017 seine Premiere.

Oliver Kostecka sorgte wieder einmal für eine wunderschöne Gestaltung der Bühne.

Sie wurde zu einer imposanten Schlossruinen-Landschaft mit seitlichen Treppenaufgängen, Gucklöchern und in der Mitte ein erhöhtes Plateau. Das führte zur Küche, deren Türen zwischendurch geöffnet werden konnten, und dem Publikum Einsicht ermöglichten. Sie wurde als „Spielort“ sinnvoll in die Aufführung einbezogen. An der Seite war Platz für ein Schlagzeug, dass für den passenden Geräusch-Hintergrund während der Handlung sorgte.

Gruhn führt in seiner Inszenierung eine interessante weitere Ebene zu dem bekannten Märchen ein. Mittelpunkt der Handlung ist ein altes Schloss mit einem König (Rainer Kleiespel) als Schlossherren. Der ist genervt von dem täglich gleichen Trott und den immer gleichen Depeschen, die ihm der korrekte Marschall (Andreas Ksienzyk) zukommen lässt. Seine Tochter Sophie (Ann-Kathrin Hinz) wiederum ist gelangweilt von ihrem Leben unter dem strengen Regiment ihrer Erzieherin Frau von Bock (Johanna Weißert). Dann ist da noch die etwas naive und vergessliche Köchin Gertrud (Bettina Zobel), die immer das gleiche kocht.

Ausfahrt mit Schaukelpferd und gestiefelten Kater. (v.l.n.r.) Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ausfahrt mit Schaukelpferd und gestiefelten Kater. (v.l.n.r.) Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Jetzt kommen die beiden hungrigen Künstler aus einer ehemaligen Gauklergruppe Otto (Philip Pelzer) und Karl (Thorsten Schmidt) ins Spiel. Beim Versuch, einen Eimer Kartoffeln aus der offengelassenen Küche zu stibitzen, werden sie ertappt und eingesperrt. Um sich aus ihrer Lage zu befreien, bieten sie der offenen und neugierigen Prinzessin und dem König an, ihnen die Langeweile mit einer gespielten Geschichte vom „gestiefelten Kater“ zu vertreiben. Da sie nur zu zweit sind, müssen die Schlossbewohner mitspielen und in die unterschiedliche Rollen des Märchens schlüpfen. Ein Abenteuer, was für die Personen einiges verändert, beginnt….

Neben der Botschaft des Märchens, mit Klugheit und Mut Veränderungen seiner Situation bewirken und als scheinbarer „Loser“ glücklich zu werden, erlaubt die Aufführung einen transparenten Blick hinter das Theaterleben. Das Publikum konnte offen die Verwandlung der einzelnen Personen in ihren jeweiligen Rollen erleben. Besonders auffällig war die Wandlung bei der naiv-gutgläubigen Köchin hin zum selbstbewussten und kaltschnäuzigen Zauberer, der vom schlauen Kater Hinze listig rein gelegt wird.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugte durch enormen Spielwitz und Wandlungsfähigkeit. Die musikalische Untermalung live und aus der Dose sorgte für die richtige Atmosphäre.

Infos zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten sie wie unter www.theaterdo.de .




Das Hoesch-Kindererholungsheim – „Auf dem Berge“

Mit der Sonderausstellung „Auf dem Berge“ – Das Hoesch-Kindererholungsheim Schledehausen im Osnabrücker Land vom 12.November 2017 bis bis zum 18. Februar 2018 setzt sich das Hoesch-Museum näher mit den Hintergründen und Zusammenhängen dieses Teils der Unternehmensgeschichte auseinander.

Wie Michael Dückershoff, Leiter des Museums und Kurator, erklärte, entwickelte sich die Idee zur Ausstellung auf Basis eines Buches über das Kindererholungsheims von Paul Wahl zu diesem Thema. Der Autor stammt selbst aus Schledehausen und wurde zum Hobby-Historiker. Zusammen mit seinen Mitarbeitern folgte eine anderthalbjährige Recherche im Konzernarchiv von ThyssenKrupp sowie dem Stadtarchiv Dortmund. Hilfreich war auch eine Zeitzeugin, die sich auf einem Zeitungsaufruf gemeldet hatte.

Im Mittelpunkt steht die Hoesch-Zeit des Kindererholungsheims von 1911 bis 1937. Die Mit-Kuratorin Brunhild Kanstein erläuterte die schwierigen sozialen Bedingungen in dieser Zeit. Die Familien und vor allem die Kinder waren durch den 1. Weltkrieg, Ruhr-Besetzung, Inflation, Weltwirtschaftskrise und die daraus folgende Arbeitslosigkeit stark gebeutelt. Die Kinder litten an Hungersnot und waren unterernährt.

Im Frühjahr 1921 übernahm die Hoesch AG aus Dortmund ein großes Grundstück des ehemaligen Sanatoriums Schledehausen im östlichen Landkreis Osnabrück und richtete ein Jahr später ein Erholungsheim für die Kinder ihrer Mitarbeiter ein. Dreißig MitarbeiterInnen, meist aus der Umgebung, kümmerten sich unter der Leitung von Oberin Tilly um die Kinder.

Zu sehen sind in der ersten Ausstellungsabteilung die Baupläne, Einrichtungen und die Umgebung des Erholungsheims. Die Kinder wurden nach ihrer Ankunft zunächst medizinisch untersucht, und im weiteren Verlauf ihre Gewichtszunahme genau protokolliert. Frische Luft und gutes Essen waren von besonderer Bedeutung

Die Ausstellung mitkuratiert von Brunhild Kanstein, zeigt die bewegende Geschichte des Kindererholungsheims.
Die Ausstellung, mitkuratiert von Brunhild Kanstein, zeigt die bewegende Geschichte des Kindererholungsheims.

Der zweite Teilabschnitt zeigt, wie das Leben dort aussah. Der Tagesablauf war stark strukturiert.Neben den fünf Mahlzeiten gab es neben Schulung für die älteren Kinder auch viele Ausflüge in die Umgebung an der frischen Luft. Die vielen Dokumente und Fotografien sowie einige Requisiten geben einen eindrucksvollen Einblick in das Leben in diesem Erholungsheim.

In den 1930iger versuchten die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) mit immer stärkerem Nachdruck, auch für die Kindererholungsheime Totalitätsansprüche durchzusetzen. Letztendlich wurde das Hoesch-Kindererholungsheim 1937 ganz an die NSV abgegeben.

Übrigens: Das Hoesch-Museum bietet ein spezielle Programm für Kindergruppen an!

Anmeldungen sind unter 0231/ 844 58 56 (Geschäftsstelle).

Die Ausstellung wird am Sonntag, den 12. November 2017 um 11:00 Uhr im Hoesch-Museum eröffnet.

Begrüßung: Priv.-Doz. Dr. Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V.)

Grußwort: Michael Dückershoff (Leiter des Hoesch-Museums)

Einführung: Paul Wahl (Historiker Schledehausen)