Ingrid Lacher – Kontrastreiche Naturimpressionen im Kunstbonbon
Das Kunstbonbon in der Chemnitzer Str. 11 in Dortmund zeigt unter dem Titel „Klatschnass und Knochentrocken“ vom 06.01.2018 bis zu 03.02.2018 in ihrer kleinen, aber feinen Örtlichkeit Bilder, Fotografien und Objekte der Designerin Ingrid Lacher.
Die 1962 in Rhaden geborene Künstlerin hat an der Fachhochschule in Dortmund erfolgreich (Foto-) Design studiert. Seit 1989 ist sie freiberuflich tätig.
Inspiration findet sie hauptsächlich in der Natur, dessen Schönheit und Bedeutung sie als Lebensgrundlage in jeder Form in ihrer neuen Ausstellung verdeutlicht.
Kontrastreich zeigt Ingrid Lacher in ihren Werken die Folgen von „zu viel Wasser“ bei Überschwemmungen mit effektvollen Spiegelungen, aber auch die und Fotos von ausgetrockneten Landschaften.
Mit ihren Objekten fügt sie auch noch eine weitere Kontrast-Ebene hinzu. So wenn etwa feine abgestorbene Blätter auf raues altes Leinen ihrer Großmutter. Der große Kontrast zwischen dem filigran leicht goldig schimmernden Blattfragmenten und starken, rauen Leinen veranschaulicht dessen Schönheit nur um so mehr.
Außerdem sammelt Ingrid Lacher auch Pflanzenteile und „macht sie ein“. Das „Einmachen“ hatte für unsere Eltern und Großeltern als Vorratshaltung gerade im Winter einen hohen Stellenwert. Die Objekte sind ein sichtbares Zeichen für die Bedeutung von Pflanzen und Natur für das Klima, sondern auch als wichtiger Teil der Nahrungskette.
Einen ganz besonderen Blick auf die Schönheit der Natur und ihren Wert als Lebensgrundlage bietet dieses Ausstellung den Besuchern.
Die Vernissage im Kunstbonbon ist am 06. Januar 2018 um 15:00 Uhr.
Öffnungszeiten: Dienstags 13:00 bis 18:00 Uhr, freitags 15:00 bis 20:00 Uhr und samstags von 12:00 bis 15:00 Uhr.
Im Teufelskreis der Brandstifter
Nach fast zwei Jahren konnte das Schauspiel Dortmund endlich die Spielzeit 2017/2018 mit der Premiere von „Biedermann und die Brandstifter / Fahrenheit 451“ wieder an alter Wirkungsstätte am Hiltropwall eröffnen. Aber nicht traditionell unter der Regie des Intendanten Kay Voges, sondern dieser „Doppelpack“ wurde mit einer modernen Inszenierung von Gordon Kämmerer geschnürt.
Drei Personen aus der „Fahrenheit 451“ ( von Ray Bradbury) stehen auf der Bühne. Clarisse McClellan (Bettina Lieder), Mildred Montag (Merle Wasmuth) und Feuerwehrmann Guy Montag (Uwe Schmieder). Sie werden mit der Hebebühne nach oben transportiert. Eine erste Verbindung zu dem folgenen Drama „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch.
Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Diese Aussage begründete Karl Popper in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Max Frisch exerziert dies in „Biedermann und die Brandstifter“ durch. Bühnenbildner Matthias Koch präsentiert eine mintfarbene, sterile Behausung der Familie von Gottlieb Biedermann (Ekkehard Freye). Das einzige „kuschelige“ Element ist ein riesiger Plüschbär, an dem sich die verstört wirkende Tochter Anna (Frauke Becker) vertrauen und Wärme suchend klammert, die sie in der „Keimzelle der Gesellschaft“, ihrer Familie, nicht findet. Seine Frau Babette (Alexandra Sinelnikova) ist scheinbar lebensmüde.
Der Regisseur benutzt ähnlich wie Kay Voges beim „Goldenen Zeitalter“ das Stilmittel ständiger Wiederholungen (Loops) immer alltäglichen Leben. Roboterhaft mechanisch bewegen sich die drei Schauspieler ohne zu sprechen. In das Geschehen platzt der angeblich Obdachlose – in schwarz gekleidete Ringer – Josef Schmitz (Björn Gabriel) und später sein Freund Wilhelm Maria Eisenring (Max Thommes). Familie Biedermann bietet ihnen trotz unguter Gefühle eine Unterkunft auf dem Dachboden. Trotz anfänglich markiger Worte wird Gottlieb immer mehr zu einem „Versteher“ und lässt noch jede fadenscheinige Ausrede gelten. Denn „die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand,“ so Schmitz. Obwohl genügend Warnungen (Sprechchor) herausgegeben werden.
Am Ende siegt die Intoleranz und Biedermann bezahlt seine native Toleranz und verschwindet in der Versenkung.
Der Abend geht fließend und konsequent zu „Fahrenheit 451“ über. In Bradburys dystopischer Geschichte wurde die Intoleranz institutionalisiert. Um zu verhindern, dass irgendwelche Bücher Menschen verletzen oder auf dumme Ideen bringen könnten, hat man sie gleich verboten. Um sicher zugehen, verbrennt man sie, wenn man ihrer habhaft werden kann. Dies macht die Feuerwehr. Im Original heißen sie „fire-men“, was man auch als Brandstifter übersetzen kann und so besteht die Verbindung zum ersten Stück.
In „Fahrenheit 451“ trifft der Feuerwehrmann Guy Montag auf die junge Nachbarin Clarisse McClellan. Clarisse will Guy von der Schönheit der Natur und der Bedeutung von Worten überzeugen. Diese Welt wird im Nieselregen berührend von Bettina Lieder und Uwe Schmieder dargestellt. Montags Frau Mildred (Merle Wasmuth) dagegen ist ein typisches Exemplar dieser Gesellschaft. Als kleiner Gag bringt Kämmerer die „Biedermanns“ als Soap auf die Riesenleinwand. Der dramatische Höhe – und Wendepunkt ist mit beeindruckendem Videohintergrund ist die Stelle, als Guy bei einem Einsatz erleben muss, dass Alice Hudson (Alexandra Sinelnikova) mit ihren Büchern zusammen verbrannt wird. Er kann so nicht weiter machen. Sein Vorgesetzter Captain Beatty, wohl nicht zufällig gespielt von Björn Gabriel, dem Brandstifter aus dem „Biedermann“, versucht ihn zu beschwichtigen. Die Verbindung beider Stücke wird offensichtlich. Eine Gruppe von Dissidenten konnte fliehen und versucht, die Gedanken der verbrannten Bücher großer Denker im Kopf zu behalten. Sie werden auf der Bühne von den einzelnen Mitgliedern des Sprechchors verkörpert. Der Dortmunder Sprechchor hat wieder eine wichtige Funktion als mahnende stimme des Gewissens. Nach der Zerstörung ihrer ehemaligen Heimatstadt wollen etwas Neues aus der „alten Asche“ aufbauen. Muss es immer so weit kommen?
Ein großer Dank geht an alle Schauspieler, aber vor allem an Uwe Schmieder, der Guy Montag in einer beeindruckenden Weise spielt und dabei die Würde und Verletzlichkeit des Menschen gekonnt darstellt.
Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit gibt es nicht geschenkt. Man muss sie sich täglich erkämpfen. Allzu blinde Toleranz ist hier ebenso Fehl am Platz wie bedingungsloser Konsumfetischismus und Berieselung durch Fernsehen oder Smartphone. Ein Theaterabend, der dem Publikum viel zum Nachdenken mit nach Hause gibt.
Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten sie wie immer unter: www.theaterdo.de
3. Philharmonisches Konzert mit dramatischen „lebens_wegen“
Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung des renommierten Dirigenten Dimitri Liss setzten am 12. und 13. Dezember 2017 im hiesigen Konzerthaus unter dem Motto „lebens_wege“ außergewöhnliche Lebensgeschichten in Musik.
Das 3. Philharmonische Konzert bot dem Publikum wunderbare Klangbilder voll Leidenschaft, Tiefe und emotionaler Kraft.
Im Blickpunkt der beiden Abende standen das Violinkonzert d-Moll op. 47 des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865-1957) und der die „Manfred-Sinfonie h-Moll op. 58“ von Peter Tschaikowsky (1840-1893).
Diese Werke sind geprägt von tiefer Emotionalität und im Kontext der Zeit (Spätromantik) und der persönlichen Lebenswege der Komponisten zu sehen.
Jean Sibelius hatte tragischer Weise erst mit 15 Jahren mit dem Geige spielen begonnen. Als Violinist konnte er es so nicht zur gewünschten Perfektion bringen. Sein Werk komponierte er mit allerhöchsten Ansprüchen an Virtuosität für den Solisten an der Geige. Viele sind daran gescheitert.
Es ist ein Glücksfall, dass für dieses Konzert einer der „Superstars“ an der Geige, der junge Deutsch-Amerikaner Augustin Hadelich, gewonnen werden konnte.
Seine starke Präsenz und Sensibilität an der Violine, kombiniert mit einer grandiosen Virtuosität und Kraft, durchzog sich bei allen drei Sätzen mit vielen Tempowechsel.
Beginnt der erste Satz leise mit der 1. und 2. Violine, über das sich die Sologeige mit einem einfachen Motiv erhebt, folgt nach dem Hauptthema die erste kleinere Solokadenz und der Seitensatz des Orchester. Die Durchführung übernahm dann die Sologeige mit einer wunderschönen Kadenz.
Der zweite Satz in dreiteiliger Liedform ist geprägt von einem tief-romantischem Hauptthema. Der stark virtuose dritte Satz voll überschäumender Ekstase forderte noch einmal alles vom Orchester und insbesondere dem Solovolinisten.
Sibelius komponierte hier keine romantische Landschafts-Idylle, sondern seine Musik vermittelt auch etwas bedrohliches und Unnachgiebiges.
Nach der Pause entfaltete sich mit der „Manfred-Sinfonie“ von Tschaikowsky vor dem Publikum eine grandiose und höchst dramatische „Tongeschichte“ in vier Bildern. Die Manfred-Sinfonie basiert auf einem dramatischen Gedicht in drei Akten von Lord Byron. Die Geschichte des jungen Protagonisten Manfred, der aus Verzweiflung über den Freitod seiner geliebten Halbschwester Astarte (mit der er ein inzestuöses Verhältnis hatte) in den Alpen herum irrt und erst durch den Tod Erlösung findet. Man muss wissen, das Tschaikowsky diesen Stoff zunächst nicht vertonen wollte. Erst der Tod eines Freundes Jossif Kossek (Violinist), in den er unglücklich verliebt war, bringt ihm das Schicksal des Manfred näher.
Die ganze Verzweiflung und alle Emotionen findet werden den Zuhörern bildhaft vor Augen geführt.
So rast man zunächst mit Manfred, begleitet von einem durch Bassklarinette und Fagott etablierten düsteren Motiv und den ruppigen Akkorden der tiefen Streicher. Die Musik steigert sich allmählich ins Hochdramatische.
Im zweiten und dritten Satz geht es deutlich entspannter zu. Manfred erscheint die Alpenfee unter dem Regenbogen und langsam eröffnen Harfen und Streicher ein harmonische musikalische Idylle. Es könnte auch eine Landschaft mit Hobbits aus „Herr der Ringe“ sein. Das ruhige und friedliche Leben der Bergbewohner, zu denen Manfred sich zurück zieht, schildert der dritte Satz.
Das große dramatische Finale im letzten Satz führt das Publikum mit Manfred in den düsteren unterirdischen Palast des bösen Gottes Ahriman. Die Musik wird Turbulent und ein entfesselter Tanz beginnt. Die den tragischen Protagonisten umgarnenden Erdgeister sind förmlich zu spüren. In größter Not ruft Manfred mit Hilfe der Blechbläser) seine geliebte tote Halbschwester. In Form von sanfter Harfen – und Streicherklängen erscheint Astarte und kündet von Manfreds baldigem Tod. Das vom Komponisten wieder aufgenommene Hauptthema wird zu einem furiosen Trauermarsch gesteigert. Mächtige Orgelklänge verkünden bei Tschaikowsky am Ende die Erlösung Manfreds.
Zwei wunderbarer Konzertabende mit selten gespielten Stücken und ausgezeichneten Musikern
Elendstouristen im grotesken Kneipenkosmos
Als erstes Studio-Stück in der Spielzeit 2017/2018 geht am Sonntag, den 17.12.2017 „Übergewicht, unwichtig: Unform – Ein europäisches Abendmahl“ an den Start. Es ist die erste Regiearbeit am Schauspiel Dortmund von Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner Johannes Lepper. Die Stoffe von Werner Schwab sind durch ihre humorvoll-groteske und einzigartige, derbe, aber gleichzeitig tief philosophische Kunstsprache gekennzeichnet.
Die Bühne wird zu einer gemütlichen Kneipe mit vier Tischen und einer Musik-Box.
Hier entführt Schwab uns in einen speziellen Kosmos der Kneipenkultur. Die abgehängten und abgehangenen Stammgäste der Kneipenwirtin sind Typen wie der weltfremde Langzeitstudent Jürgen (Pädagoge), der notgeile Schweindi mit seiner Hasi, die schlecht gealterte Herti mit ihrem Schläger Karli sowie die zwangsvulgäre Fotzi. Eines Abend tritt in diese Welt ein schönes und reiches Paar auf der Suche nach einer Top-Location für ihren Elendstourismus hinein. Die zur Schau gestellte Zufriedenheit und Desinteresse an den Anderen provoziert diese und es wächst der Neid, die Gier- und Mordlust…
Bei diesem surreal-grotesken Universum voll schwarzen Humor geht es um die Frage des Umgangs mit dem „Fremden von außen“. Es ist ein unablässiger Sprachkampf gegen den eigenen Untergang in einer Welt, die die Figuren zu zermalmen droht .
Wortspiele wie „Brotzeit gibt es nicht. Brot ist zeitlos,“ sind nur ein Beispiel für das typische „Schwabische“.
Was macht uns aus? Werner Schwab führt die „Kannibalisierung“ unserer Gesellschaft vor Augen. Deshalb die Metapher mit dem Abendmahl. Wir „fressen“ uns auch im „aufgeklärten“ Europa in kriegerischen Konflikten und Auseinandersetzungen (beispielsweise Bosnien-Krieg und ähnliche Gewaltherde) im übertragenem Sinne auf.
In dem Stück „vereinnahmen“ und essen die Stammgäste der Kneipe das schöne und reiche Pärchen scheinbar auf. Nur die „heilige“ Herti macht nicht mit.
Im letzten Teil taucht ein Paar mit gleichem Aussehen aber nicht ganz so förmlich desinteressiert auf. Was ist hier real?
Die monströse Gemeinschaft von von reaktionären Spießern, impotenten Lustmolchen linken Weltverbessern wird bei dem „europäischen Abendmahl“ klug und treffsicher seziert.
Biedermann und die Brandstifter bei Fahrenheit 451
Am 16. Dezember 2017 um 19:30 Uhr beginnt die Spielzeit 2017/18 des Dortmunder Schauspielhauses nach längerer Zeit an ihrer alten Wirkungsstätte am Hiltropwall mit der Premiere von Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ (Uraufgeführt 1958)) und „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury. Beide thematisch zusammenhängende Stücke werden hintereinander gespielt. Zwei Stücke im Dunstkreis politisch motivierte Brandstiftung mit aktueller Brisanz.
Gordon Kämmerer, bekannt als Regisseur von „Kasimir und Caroline“ aus der letzten Spielzeit, inszeniert die beiden Stücke mit unterschiedlichen Perspektiven und ästhetischer Auslegung. Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft, symbolisiert durch die Familie des Haarölfabrikanten Biedermann, ringen verzweifelt darum, in eine Welt von „Brandstiftern“ einfach nichts falsch zu machen. In ihrer Nachbarschaft werden regelmäßig Häuser angezündet. Biedermann bietet ihnen Unterschlupf auf seinem Dachboden. Als die „Gäste“ Benzinfässer auf den Dachboden bringen, wird die Lage ungemütlich. Vielleicht schützt sich am Besten, wenn man ihnen mit höchstmöglicher Gastfreundschaft begegnet? Wir werden zeugen, wie der Punkt verpasst wird, an dem sich ein fataler Ausgang (eventuell) noch hätte abwenden lassen.
Der dystopische Roman „Fahrenheit 451“ (1953) von Ray Bradbury ist die Katastrophe schon passiert. Er beschreibt eine neue Zeit, in der das politische Feuerlegen in einer diktatorisch-repressiven Gesellschaft institutionalisiert ist. Ausgerechnet die Feuerwehr wird zum Brandstifter. Bücher sind als Heimat für selbständiges freies Denken ist politisch-gesellschaftlich verpönt und als vermeintliche „Störung und Gefährdung des Gemeinwohls“ verboten. Noch existierende Exemplare werden aufgespürt und vernichtet. Guy Montag ist als Feuerwehrmann gleichzeitig Täter und Opfer. Seine Frau Mildred, ein typisches Kind ihrer Zeit, sitzt den ganzen Tag vor riesigen Fernsehwänden, die sie berieseln und einen Familienersatz bieten. Eine normale Kommunikation innerhalb der Familie ist nicht mehr möglich. Durch die junge Clarisse McClellan ändert sich seine Einstellung und er beginnt, Bücher zu retten. Dann kommt ihm sein Chef Beatty auf die Schliche…
Klar wird, die entfremdete und gleich-geschaltete Gesellschaft ist nicht durch die autoritären Maßnahmen von oben – sondern langsam aus sich selbst heraus entstanden. Beide Stücke sind als zusätzliches Verbindungselement (fest) mit den SchauspielerInnen besetzt.
Die Bühnenausstattung ist minimalistisch und die verschiebbare Bühnenkonstruktion ermöglicht das Spiel auf zwei Ebenen. Einmal unten (Biedermann) und dann oben (Fahrenheit 451). Der schon aus „Kasimir und Caroline“ bekannte Schauspieler und Komponist Max Thommes wird für die Live-Musik auf der Bühne sorgen. Mit Frauke Becker (ersten Erfahrungen schon bei den Theaterpartisanen) und Alexandra Sinelnikova werden zwei neue Ensemble-Mitglieder zu sehen sein. Ein Theaterabend als assoziativer Kosmos erwartet das Publikum, so Dramaturgin Anne-Kathrin Schulz. Der erhobene Zeigefinger ist nicht vorgesehen. „Die Gefahr wird vom Zuschauer generiert,“ so der Regisseur.
Die Premiere am 16.12.2017 ist bereits ausverkauft.
Informationen zu weiteren Terminen erhalten Sie unter www.theaterdo.de
Wut – Die schnellste Ausstellung der Welt in der UZWEI
Angespornt durch den 1. Preis (und dem Preisgeld) vom Bundesverband der Jugendkunstschulen für das gemeinsame Kunstprojekt „Über Sinne“ im letzten Jahr, folgt jetzt ein weiteres kooperatives Projekt der UZWEI (Zentrum für kulturelle Bildung – Dortmunder U) und der Martin-Bartels-Schule. Es handelt sich hierbei um eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sehen.
Die Schülerinnen und Schüler der Martin-Bartels-Schule mussten sich mit einem eher unangenehmen Gefühl auseinandersetzen: Wut.
Unterstützt von ihrer engagierten Direktorin Ulrike Witte, den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern Etta Gerdes, Mathias Frank, Dagmar Lippok und Susanne Henning erarbeiteten sich Schülerinnen und Schüler der Martin-Bartels-Schule in etwas mehr als 5 Stunden in nur 1,5 Tagen eine Kunstausstellung mit dem Motto „Wut – Die schnellste Ausstellung“. Sie bearbeiteten das Thema in vier Gruppen in den Disziplinen Fotografie, Installation, Performance und Sound. In der fünften Disziplin, dem Kuratieren, wurde dann alles in Form gebracht. Die Projektleitung hat Claudia Wierz übernommen. Es war eine große Herausforderung in kurzer Zeit, die eigenen Emotionen darzustellen, zu visualisieren und erlebbar zu machen.
Im „Glaskasten“ auf der UZWEI warten den Besucher schon kleine pelzig-bunte „Wutmonster“. Drückt man auf einen Sensor, wird man mit wütenden Sprüchen empfangen. Neben Fotografien und Sprüche zum Thema gibt es auch eine „Wutküche“ und einem Schornstein zum „Dampf ablassen“. In vielen Flaschen mit den passenden Ingredienzien wie etwa Krieg, Hass oder Neid. Ein großer „Kloß“ zum Draufschlagen bietet den Anwesenden die Gelegenheit, seine Wut und Aggressionen los zu werden. In der linken Ecke gibt es eine gemütliche Ecke mit Tipps zum wieder Runterkommen. Einfach mal die „Reset-taste“ drücken, die Lieblingsmusik hören, sich wieder vertragen und ähnliche gute Ratschläge sind da zu lesen. Eine mit fantasievollen Kostümen gekleidete Performance-Gruppe von Dagmar Lippok bilden den beweglichen Blickfang und „Aktion-Part“.
Einen bewussten Umgang mit ihrer Wut ist das Mindeste, was die Künstler und Besucher hier mit nach hause nehmen können.
Am 12. Dezember .2017 wurde die unter Anwesenheit aller Beteiligten von der Leiterin der UZWEI, Mechthild Eickhoff eröffnet.
Sie ist bis zum 21. Januar 2018 im „Glaskasten“ zu sehen.
Nelly-Sachs-Preis 2017 für Autor Bachtyar Ali
Alle zwei Jahre wird im Dortmunder Rathaus der renommierte Nelly-Sachs-Preis für Autoren verliehen, deren Werke nicht nur durch ihre literarische Qualität überzeugen, sondern auch für Versöhnung, Verständnis für unterschiedliche Kulturen und Menschlichkeit stehen.
„Bachtyar Ali bricht eine Lanze für die Menschlichkeit“, urteilt Schriftstellekollege Stefan Weidner.
So erklärte es Claudia Kokoschka. Leiterin des Kulturbüros und „Hüterin des Nelly-Sachs-Preises“ beim Pressegespräch mit dem irakisch-kurdischen Autor Bachtyar Ali (Preisträger 2017). Seit 2015 wird der mit 15.000 Euro dotierten Preis alternierend an weibliche und männliche Preisträger vergeben. „Nicht das Ende, sondern den Werdegang außergewöhnlicher Autoren wollen wir begleiten,“ so Bürgermeisterin und Jury-Mitglied Birgit Jörder.
Der diesjährige Preisträger Bachtyar Ali ist 1966 in Sulaimaniya (Nordirak). Geboren. Er ist geprägt von einer Welt voller politischer Gewalt, Kriegen und Flucht.
Seit Mitte der 1990iger Jahre lebt er in Deutschland. Sein Gesamtwerk umfasst Romane, Gedichte und Essays. Einen verlässlichen und passenden Verlag für seine Werke hatte er im Unionsverlag (Zürich) gefunden.
Im orientalisch-arabischen Bereich ist er ein schon länger ein geschätzter und bekannter Autor. Beliebt ist er besonders bei seinen kurdischen Freunden. Er schreibt seine Bücher auf Sorani, der südöstlichen Variante des Kurdischen. Dass er erst in den letzten Jahren in Deutschland bekannt wurde, liegt daran, dass es mit einer deutschen Übersetzung dieser Sprache schwierig war.
Den großen Durchbruch schaffte er mit der deutschen Übersetzung seines Romans „Der letzte Granatapfel“ ( aus dem Kurdischen von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim). Der zweite bisher in deutscher Sprache erschienene Roman ist „Die Stadt der weißen Musiker“.
In seinen orientalisch-mythisch geprägten und bildhaften Sprache mahnt er vor den Gefahren von Nationalismus und Dogmatismus, die Konflikte nicht beheben, sondern im Gegenteil verstärken. Er versucht Wege aus einer gestörten Kommunikation zu zeigen. Notwendige Voraussetzung dafür ist für ihn der Einsatz für eine demokratisch-humanistische und offene Gesellschaft. Wie Bachtyar Ali selber sagt, ist er auf der Suche nach einer „kreativen Ordnung“.
„Unsere Gesellschaft ist zu politisiert. Gerade im Orient steht die Macht die Politik über allem. Kultur, Kunst, Literatur und Wissenschaft haben keinen Möglichkeit, einer positiven Einflussnahme,“ so Ali.
Froh ist er über diese besondere Anerkennung seines literarischen Schaffens für Frieden und stolz darauf ,in einer Reihe mit so bekannter Preisträger wie etwa Nadine Gordimer (1985) oder Milan Kundera (1987) zu stehen.
Der Nelly-Sachs-Preis 2017 wird am Sonntag, den 10.12.2017 um 11:00 Uhr in einem Festakt im Dortmunder Rathaus vergeben.
Grafik-Kalender 2018 für Dortmund präsentiert
Der Vorsitzende des Vorstandes der Dortmunder Sparkasse Uwe Samulewicz übergab am Donnerstag , den 07.12.2017 im Rathaus das Exemplar Nr. 1 des Kalenders Grafik aus Dortmund für das Jahr 2018 an Bürgermeisterin Jörder.
Dieser erscheint wie immer in einer limitierten Auflage von 500 Exemplaren.
Jeder der aufwendig hergestellten Grafik-Kalender (mit je zwei Bildern von sechs Künstlerinnen und Künstler aus dem lokalen künstlerischen Umfeld) ist einzeln handschriftlich signiert. Der besondere Kalender ist käuflich nicht zu erwerben, sondern wird vergeben.
Die Künstler und Organisatoren präsentieren stolz den neuen Kalender „Grafik aus Dortmund“. Im Vordergrund Uwe Samulewicz (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Dortmund) und Bürgermeisterin Birigt Jörder.
Die an dem hochwertigen Kunstkalender beteiligten Künstler (vier Frauen und zwei Männer), wurden in einem vom Dortmunder Kulturbüro organisierten längerem Prozess durch eine kompetente Jury ausgewählt.
Bereits zum 42. Mal finanziert die Sparkasse Dortmund dieses künstlerisch beeindruckende und begehrte Produkt. Herausgegeben wird der Grafik-Kalender vom Kulturbüro der Stadt und der Sparkasse Dortmund in enger Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Kunstverein e.V.
„Das ist eine gute Tradition. Sie ist gut für das Image der Stadt und für die Künstler. Es zeigt zudem die künstlerische Kreativität in unserer Stadt,“ so Samulewicz.
Alle Beteiligten lobten die langjährige Zusammenarbeit mit der Druckerei Klenke GmbH und die gute Umsetzung des Projekts.
Der Kunstkalender erfreut sich großer Beliebtheit und auch ältere Exemplare haben einen hohen Wertschätzung bei Interessierten im Internet.
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Stephanie Brysch, Achim Farys, Magdalena Hellström Zimmermann, Lutz Kemper, Claudia König und Bärbel Thier-Jaspert.
Odyssee – eine musikalische Reise durch Raum und Zeit
Die Dortmunder Philharmoniker unter der dynamischen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz luden am 04.12.2017 zum 1. Konzert für junge Leute in das hiesige Konzerthaus ein. Das Thema lautete Odyssee. Es erklang Filmmusik zu Filmen, bei denen der oder die Protagonisten auf einer Reise mit ungewissen Ausgang sind. Dabei lag Feltz auch am Herzen, neben einer emotionalen und rasanten musikalischen Reise durch Raum und Zeit, den Bezug von Hollywood Titelmelodien zur klassischen Musik herauszustellen. Moderiert wurde der Abend humorvoll vom Slam Poeten und Lyriker Jason Bartsch.
Wie schon bei vorherigen Hollywood Hits-Konzerten üblich, begann die musikalische Odyssee mit der 20th-Century Fanfare (Alfred Newman). Was für eine wichtige Rolle der Klassik für die Filmmusik-Industrie Hollywoods spielt,wird sofort beim ersten Stück klar. Stanley Kubrick hatte als idealen Einstieg für seinen 1968 angelaufenen Film „2001: Odyssee im Weltraum“ bewusst den Auftakt von „Also sprach Zarathustra“ (Richard Strauss) ausgewählt. In etwa 90 Minuten schuf Strauss hier ein ganzes Universum.
Weiter ging es in die unendlichen Weiten des Weltraumes mit einem Star Trek- Arrangement (Through the Years) von Calvin Custer und der Suite aus (T)Raumschiff Surprise (Ralf Wengenmayr) mit Gänsehaut-Momenten. Zurück auf der Erde erklang die Wall-E Suite (Thomas Newman) um einen verliebten (Aufräum)-Roboter.
In die Welt der Träume wurde das Publikum mit der Musik von Hans Zimmer aus dem Film „Inception“ (Time) mit Leonardo di Caprio entführt, arrangiert hatte das Stück Bernhard Eder.
Danach machte das Publikum eine Reise in die computergenerierte Traumwelt von Matrix (Rob Dougan : Clubbed to Death- The Matrix Theme, arr. Fedor Vrtacnik). In die Fantasie-Welt mit Hobbits, Elfen und den anderen Charakteren führte die Musik von Howard Shore (arr. J. Withney) „Symphonic Suite aus The Lord of the Rings (Herr der Ringe).
Die reale Welt von Tintin (Tim und Struppi) – mit dem nach der Wahrheit suchenden belgischen Reporter – spielt dann wieder den Mittelpunkt bei der folgenden Musik „The Duel“ aus „The Adventures of Tintin“ (John Williams).
Die düstere und bedrohliche Science Fiction-Welt von „Blade Runner“ erfüllte den Konzertsaal dann durch Vangelis „Blade Runner Suite“.
Einen Höhepunkt des Abends bildete die heroisch anmutenden Melodien aus „Games of Thrones (Main Theme & MHYSA) von Ramin Djawadi (arr. Nic Raine). Die Celli spielen hier, vor allem durch ihr Vermögen unterschiedliche Klangbereiche abzudecken, eine tragende Rolle.
Das begeisterte Publikum bekam mit Richard Strauss (An der schönen blauen Donau) sowie James Bond und Star-Wars Filmmelodien noch drei Zugaben geboten.
Das Fenster zum Code – künstlerischer Blick auf moderne Bildwelten
Digitale Technologien beherrschen nicht nur unseren modernen Alltag, sie erweitern unsere Wahrnehmung und entfremden uns von physisch-analogen Wirklichkeit. Neun Studierende der Kunstakademie Münster haben sich im Rahmen des Seminars „Das Fenster zum Code“ mit der Geschichte des Bildermachens von Leonardo Da Vincis Camera Obscura, (Panorama, Futurama) oder dem Cyclorama als Vorläufer moderner Projektoren (VR-Videos) beschäftigt.
Sie haben die Entwicklung virtueller Realitäten hinterfragt und sich in neu Positionen mit ihren künstlerischen Arbeiten mit der Konstruktion von Wirklichkeit und dem Einfluss virtueller Spielräume auseinander gesetzt. Dabei spielen die Auswirkungen digitaler Scheinwelten und Ambivalenz zwischen analoger und digitaler Welt im Allgemeinen eine Rolle. Ihre kreativen Installationen und Performances sind nun in einer Ausstellung im Dortmunder Künstlerhaus (Sunderweg 1) vom 2. Dezember 2017 bis zum 14. Januar 2018 zu sehen.
Als kleiner Eindruck seien hier nur zwei Beispiele für die unterschiedlichen neun Positionen genannt. Als erste Position wird Lisa Tschorn bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitag, dem 1. Dezember 2017 um 20:00 Uhr ihre zwanzig minütige Performance und Wandmalerei „all colors are beautiful“ (2017) live vorführen.
Sie setzt sich kreativ mit der Kulturtechnik des Copy&Paste auseinander. Auf einen noch leere schwarze Wandtafel schreibt sie mit Kreide in gleichen Abständen immer wieder den Satz „all colors are beautiful“. Zum einen sind in der Farbe Weiß alle Farben enthalten, zum anderen als ästhetisches Urteil zu verstehen. Wie a beim „Copy&Paste“ wird dabei keine exakt gleiche „Wiedergabe“ des Textes möglich sein. Das Setting erinnert an das Intro zur Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Hier schreibt Bart Simpson immer wieder den selben Satz an die Tafel. Ein Hinweis auf seinen Charakter.
Sowohl analoge und digitale Technik verbindet Judith Kaminski in ihrer „Doppelarbeit“: System 1 (Arbeitstitel), Wandmalerei mit Ölmalerei auf Leinwand (2016-2017) und die dazu entstandene animierte Videosequenz „welcome“ (2017).
Judith Kaminski und ihre Arbeit „System“. Zu sehen aktuell im Künstlerhaus Dortmund.
Ihre Konzeption einer 9 m langen und 4 m hohen Wandmalerei ist durch mehrere Arbeiten auf Leinwand erweitert. Die Kanten der Leinwände sind, entsprechend der dreidimensional anmutenden Motive, farbig gefasst. So werden die Werke optisch in die Wandmalerei integriert. Die Wandmalerei bildet zusammen mit den Kanten ein System, in welchem die Werke vereint werden. Eine unabhängige Betrachtung ist so nicht möglich und dieses System ist nicht geschlossen. Es können Arbeiten hinzugefügt oder weggenommen werden.
Die hier angerissenen Fragen von Digitalität werden in der animierten Videoarbeit „welcome“ vertieft. Kaminski übernimmt die blumigen Motive und das Ebenen-Spiel aus ihrer „analogen“ Malerei und übersetzt sie mit Hilfe des Computers in eine faszinierende digitale und räumliche Bildwelt. Der Betrachte wird durch die Bildwelt geführt und und taucht visuell in die Animation ein.
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Katharina Sophie Heck, Judith Kaminski, Juli Lee, Tamara Malcher, Raoul Morales-Marquez, Cristina Prims, Vicario, Lioba Schmidt, Veronika Simmering, Lisa Tschorn.
Weitere Termine:
Samstag, den 2.12.2017 – 15:00 bis 19:00 Uhr: Digitale Aktionen für Kinder und Jugendliche. Anmeldung bis zum 30.11.2017 (siehe Website)
Sonntag, den 14.01.2018 – ab 17:00 Uhr: Finissage mit KünstlerInnenführung.
Kuratiert von: Johanna Reich und Adriane Wachholz.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kh-do.de