Eine im Durchmesser ein Meter große Kugel aus Wollfäden steht aktuell im Museum für Kunst und Kulturgeschichte: Für das Kunstprojekt „Auf Augenhöhe“ zum Thema Flucht und Ankommen hat die Künstlerin Astrid Halfmann mit den Dortmunder Falken sowie Schülerinnen und Schülern mehrerer Dortmunder Schulen zusammengearbeitet. Zu dem Projekt gehört außerdem ein Film, in dem „auf Augenhöhe“ viele Fragen zwischen Dortmundern und Geflüchteten geklärt werden.
Das Kunstprojekt ist bis zum 13. Mai im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen.
Die Idee zum Projekt entstand in einer Jugendgruppe der Falken, die sich die Frage stellte, wie viele Schritte man gehen müsste, wenn man den Weg von Aleppo (Syrien) nach Dortmund zu Fuß zurücklegt. Die Rechnung ergab für die rund 3500 km etwa 5,8 Mio. Schritte. Diese Schritte sollen mit Schnüren auf die große Kugel aufgerollt werden.
Ein Anfang ist gemacht: Kinder, Jugendliche und Erwachsene der SJD-Die Falken, der Gertrud Bäumer Realschule, der Gesamtschule Scharnhorst, der Franziskus Grundschule, des Paul-Ehrlich Berufskollegs, des JuLeiCa-Büros und viele Dortmunderinnen und Dortmunder haben bisher über 1000 Schritte abgemessen und auf dieKugel gewickelt. Sie steht symbolisch für das Zusammenleben und für die Schritte, die man selber machen kann, um aufeinander zuzugehen.
„Auf Augenhöhe“ ist ein Kunstprojekt der Dortmunder Falken und der Künstlerin Astrid Halfmann, gefördert vom Kulturrucksack Dortmund.
Das Tierreich – eine jugendlich frische Inszenierung
Der Jugendclub Theaterpartisanen 16+ (Schauspiel Dortmund) hatte in ihrer zweiten Kooperation mit der Jungen Theaterwerkstatt Vier.D am 17.03.2018 im Studio des hiesigen Schauspielhauses Premiere mit ihrer neuen Produktion „Das Tierreich“ ( Nolte Decar).
Unter der Leitung von Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak und der Choreografin Birgit Götz haben die 16 Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15–21 Jahre) das Stück bearbeitet und kurzerhand nach Dortmund-Hörde (Phönix-See und dem ehemaligen Industriegebiet Phönix-West) verlegt.
Die sechs Damen von der Jungen Theaterwerkstatt hatten neben den Tanzchoreografien eine besondere Funktion in der Inszenierung. Sie spielten die Zwillinge Elisabeth und Franziska Fürle, die die verschiedenen Charaktere der Schüler vorstellten und von außen ironisch verfremdend kommentierten. Dabei spielten jeweils drei von ihnen einen der Zwillinge. Zu unterscheiden waren sie nur durch die unterschiedliche Farbe ihrer Perücken und ihrer Shorts mit Blümchenmuster.
Die Kommentierung konnten sie erhöht auf an der Wand stehenden umgedrehten Bierkästen vornehmen. Der Bühnenboden wurde zu einer traumhaft himmelblauen mit Blumen bemalten Ferienkulisse.
Zur Situation: Soeben haben die Sommerferien im Hindenburg-Gymnasium begonnen und die SchülerInnen stürmen in die ersehnte „Ferienzeit“. Wie im richtigen Leben haben noch nicht alle genaue Pläne für ihre Zukunft. Leider müssen sie ihre Ferien zu Hause verbringen. Bei schönem Wettere vergnügen sie sich mit Baden und Federball zu spielen. Auch auf emotionaler Ebene passiert einiges. Das wird in vielen Szenen dargestellt.
So vielfältig und individuell wie die Tiere auf der Erde sind auch die Jugendlichen. Da ist die scheinbar „coole Anführerin“, der sich gesundheitsbewusst gebende Sportliche, der gemobbte Außenseiter, oder das Pärchen mit dem dominanten weiblichen Part. Es geht um den ersten Kuss, buchstäblich wie ein Ballon zerplatzte Liebesträume, Eifersucht oder der Suche nach sexueller Orientierung. Es gibt da auch die „Aktiven“ von der Schüler AG zur Umbenennung des Hindenburg-Gymnasiums. Es steht unter anderem zur Debatte, die Schule doch nach dem Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“ Christoph Probst (1919-1943) zu benennen.
Die Theaterpartisanen wiederum suchen nach dem passenden Stoff für ihre neue Inszenierung, „Hamlet“ oder doch lieber die aktuelle Dortmunder „Borderline Prozession“?
Es gibt auch noch die begeisterte Jugendliche, die mit ihrer Kamera schon am frühen Morgen fotografiert und davon träumt, später mit Filmdokumentationen ihr Geld zu verdienen.
Fehlen darf natürlich nicht eine „Mädchenband“. Ein entführter „Chinchilla“ (oder Wollmaus), sorgt für Aufregung und Verschwörungstheorien. Diese Nagetiere leben ursprünglich in Südamerika und sind wegen ihres begehrten Pelzes bedroht.
Nach einer Motto-Party, bei der alle mit unterschiedlichen Tiermasken auftauchen, kocht die Stimmung hoch. Nur der Außenseiter Vincent wurde nicht über die Party und ihr Motto unterrichtet und fällt durch „unpassender Bekleidung“ auf.
Dann passiert das Unfassbare. Ein Leopard-Kampfpanzer stürzt mit großem Lärm von einer Höhe von zwölf Metern.
Nach einer kurzen Schock-starre müssen sich die SchülerInnen irgendwie dazu verhalten. Einige von ihnen werden politisch aktiviert. Das Stück endet mit den Ferien.
In dieser Inszenierung schreibt die Schülerzeitung einen kritischen Artikel zu den aktuellen Rüstungsexporten in das Gebiet um Nord-Syrien.
Diese Geschichte vom erwachsen werden ist witzig, frisch-frech und die Charaktere von den beteiligten humorvoll dargestellt. Theaterpartisanen und Junge Theaterwerkstatt Vier.D haben gut zusammen gewirkt. Eine schöne Choreografie und passend ausgewählte Musiksequenzen runden das Gesamtbild ab.
Weitere Vorstellungen gibt es am 25.04.2018 (19 Uhr), 10.05.2018 (19 Uhr Theater Duisburg), 06.06.2018 (19 Uhr), und am 10.07.2018 (19 Uhr).
Kreativ.Quartier Echt Nordstadt startet Pilotprojekt appARTment.ruhr
Im Jahr 2017 hat der Stadtteil um den traditionsreichen Borsigplatz seine Anerkennung als Kreativ.Quartier erhalten. Dies geschah im Zusammenwirken eines Projektteams aus ConcordiArt e.V., KulturMeileNordstadt e.V, der machbarschaft Borsig 11 e.V. und der Hilfe von e.c.c.e. (european centre for creative economy). Mit Unterstützung der Vivawest Wohnen GmbH und dem Kulturbüro Dortmund bringen die beteiligten nun ihr künstlerische Initialprojekt appARTment.ruhr am 16.03.2018 im Concordia-Haus am Borsigplatz an den Start.
Das Projekt bringt Akteure aus diversen Bereichen aus der kreativen Kunst-und Kulturszene über die Wohnungswirtschaft, Einzelhandel und städtische Institutionen wie Dortmund-Tourismus zusammen, um das Viertel voran zu bringen und dem oft von außen eher negativen Bild in der Nordstadt entgegen zu wirken.
Das Interesse der Bevölkerung in ganz Europa und darüber hinaus an kulturellen Erlebnisurlauben in originärer urbaner Umgebung ist in letzter Zeit enorm gestiegen. Der Bedarf ist groß. Das Projekt soll sich zu einem dezentral angelegten „Gästehaus“ entwickeln, dass zunächst eine Reihe künstlerisch gestalteter Gästewohnungen in Kombination mit eventuellen Arbeitsräumen (Co-Working), Freizeit und Kulturangeboten im Bereich Borsigplatz und Westfalenhütte umfasst. Das Konzept hat im Jahr 2017 einen Preis für Städtetourismus in NRW erhalten.
Die Projektbeteiligten hoffen auf rege Beteiligung von KünstlerInnen für die Gestaltung der Wohnungen von appARTment.ruhr.
In der Erprobungsphase von März bis Dezember 2018 stellt nun die Vivawest Wohnen GmbH zwei Wohnungen in der Oesterholzstraße 48 und 52 bereit. Es sind zweieinhalb Zimmer Wohnungen die bis zu vier Personen beherbergen können.
Als Auftakt ist jetzt ein Wettbewerb für die Gestaltung dieser beiden Wohnungen ausgeschrieben, der sich vor allem an lokale KünstlerInnen wendet. Neben der Beachtung technischer Belange (wie Benutzbarkeit, Sicherheit, Hygiene, Mobiliar) eine Nordstadt-Bezug sowie natürlich Originalität und künstlerische Qualität zu den entscheidenden Kriterien.
Die zehn besten Projektskizzen werden von einer Jury (aus Akteuren der Beteiligten Gruppen) mit einem Preis von je 200,- Euro prämiert. Die beiden erstplatzierten Entwürfe erhalten den Zuschlag für die Gestaltung der jeweiligen Wohnungen. Datum für den Bewerbungsschluss ist der 15.04.2018.
Geplant ist, dass die beiden ersten Gästewohnungen von appARTment.ruhr dann ab Juli 2018 für Kurzreisen über Nacht als auch für längere Aufenthalte gebucht werden können. Erste Interessenten haben sich bereits gemeldet. Über die Fragen der personelle Betreuung und Preise für die Nutzung wird in der nächsten Zeit konkret entschieden werden.
Alle Beteiligten betonten die enorme Bedeutung für die wirtschaftliche und soziokulturelle Entwicklung dieses Viertels. Die Zielgruppe ist bewusst weit angelegt. Es können Buchungen für Seminare sein, „Schnupperwohnen“ von Studenten, Besuche der Eltern von Studenten, Künstler von außerhalb oder einfach sonstig interessierte Touristen. Sie alle können einen neuen Blick auf das Borsigplatz-Quartier bekommen.
Als Symbol für den Startschuss diente ein großer Schlüssel aus Pappe.
Kunstbonbon als „Weltrettungsapotheke“
Dreizehn Künstlerinnen und Künstler (elf Frauen und zwei Männer) funktionieren mit einer Gruppenausstellung vom 17.03. bis 14.04.2018 die kleine aber feine Dortmunder Galerie Kunstbonbon in eine Weltrettungsapotheke um.
Der Grundgedanke für die Ausstellung: Die Welt ist krank! Ist sie noch zu retten? Und wenn ja – wie? Damit haben sich die Künstler auseinander gesetzt. Es gab nur zwei Vorgaben: Es musste in irgendeiner Form ein kleines Stuhlprobenröhrchen verarbeitet oder abgebildet werden und das Format für die Wandarbeiten sollte 40 x 40 cm betragen. Objekte und Skulpturen durften abweichende Maße haben.
Bei einem Pressegespräch vorab zeigte sich eine beachtliche künstlerische Kreativität und Fantasie der Beteiligten, die den Finger mit Witz und Esprit auf die gesellschaftlichen Wunden legten.
Welches Mittel wohl die Künstlerinnen und der Künstler zur Weltrettung empfehlen? Finden Sie es im Kunstbonbon heraus.
Eine auch optisch eindrucksvolle Idee hatte der Künstler Hendrik Müller mit seinen verschließbaren Einweckgläsern, in die er verschieden gefärbte Gelatine gefüllt hat, um darin symbolhaft kleine Figuren (zum Beispiel Tiere) zu konservieren. Weltleiden wie die Vermüllung der Weltmeere durch Plastik, die ungleiche Verteilung von Armut und Reichtum und anderes werden künstlerisch bearbeitet. Ob da ein Rettungsring oder eine Injektion mit „Heilerde“ helfen? Lassen sie sich überraschen! Eine zum Nachdenken anregende Ausstellung mit hoffentlich positiven „Nebenwirkungen“.
Am Samstag, den 17.03.2018 findet die Vernissage der Weltrettungsapotheke um 15:00 Uhr im Kunstbonbon statt. Dort werden als kleine Performance neben „Heiltränken“ auch diverse süße Mittel zur Bekämpfung von allerlei Leiden und zur Steigerung des Wohlbefindens angeboten werden und am Ende für alle Besucher auch kleine „Trostpflaster“ verteilt.
Ebenfalls anwesend sein wird Uta Rotermund, die zu diesem Anlass ihre bekannten „Rosa Brillen“ zum Verkauf anbietet. Der Erlös geht an „Medica Mondiale“ und Frau Rotermund wird mit einigen Worten die Aufgabe und Arbeit dieser Organisation erklären.
Als Apotheker mit weißen Kittel anwesend sein werden neben der Inhaberin des Kunstbonbons Karin Schmidt die Beteiligten Marc Bühren, Marlies Blauth, Michaela Düllberg, Ilse Hilpert, Gudrun Kattke, Claudia König, Bettina Köppeler, Ingrid Lacher, Hendrik Müller, Virginia Novarin, Katja Struck und Petra Ultsch.
Die Öffnungszeiten: Dienstag: 13:00 bis 18:00, Freitag: 15:00 bis 20:00 Uhr und Samstag: 12.00 bis 15:00 Uhr
Das Künstlerhaus Dortmund zeigt vom 17. März 2018 bis 22. April unter dem Titel „Eigensinn – autonom und subversiv“ eine besondere Ausstellung. Organisierte das Künstlerhaus bisher in der Regel thematisch festgelegte Gruppenausstellungen, zeigen jetzt Künstlerinnen und Künstler unabhängig und frei entstandene Zeichnungen, Fotografie, Skulpturen, Installationen oder mediale Video-Arbeiten. Sie sind dabei autonom und die Besucher werden in die Situation „hineingeworfen“. Eigensinn bekommt einen „eigenen Sinn“. Die Künstler lassen den Betrachtern ohne einen Titel oder Themenvorgabe Freiheit für ihre persönlichen Assoziationen.
Konzept und Organisation übernahmen Elly Valk-Verheijen und Willi Otremba. Beim Konzept der thematischen Gruppenausstellung wurde versucht, übergreifende Gemeinsamkeiten aufzudecken. Dieser inszenierte Dialog zwischen den einzelnen Arbeiten lädt zum Vergleichen der Einzelpositionen ein. Zusammenhänge sollen scheinbar verständlicher werden. Dabei wird aber die autonome Wirkung der einzelnen Werke relativiert. Mit diesen künstlerischen Arbeiten können sich die Betrachter „frei“ ohne Begrenzungen durch Vorgaben auseinandersetzten.
Zu den KünstlerInnen:
Bei Peter Dobroschkes (Berlin)Zweikanalinstallation „Études à deux“ sieht man die Hände des Künstlers beim Zeichnen. Es werden – mit der Linken und der rechten Hand synchron – alle Spielge aus dem eigenen Besitz porträtiert. Diese Ansicht wird auf zwei Kameras aufgeteilt. Ein Bildschirm präsentiert die Linke, einer die Rechte. Ein Spiegelstreifen ist senkrecht auf die Mitte des Blattes gestellt und verdeckt jeweils einen Großteil der benachbarten Hand sowie die gesamten benachbarte Papierfläche. Die Mitte schafft absolute Symmetrie. Dem Künstler kommt es, wie er sagt, auf den Schaffensprozess als solchen an.
Peter Dobroschke vor seiner Arbeit „Étude à Deux“, 2013, Zweokanalinstallation, miniDV.
Erich Füllgrabe stellt in einer komplexen technischen Konstruktion von Messeinrichtungen in seiner Installation (2015) ein Modell zur Prüfung „letteraler Osmoseprozess“ dar. Es geht um die Transformierung von verbalen Sequenzen, zum Beispiel Buchstaben wie E, I, G, N, oder S, als akustisch hörbare Frequenz erfahrbar zu machen. Er verschränkt Kunstsprache und Wissenschaftssprache und schafft so die Möglichkeiten für einen anderen Zugriff auf Realität. Eine interessante Diskussionsgrundlage.
Paul Hempt (Düsseldorf/Wien) stellt Objekte wie etwa Wegweiser-und Orientierungshilfen in der Schifffahrt in neue Zusammenhänge. Leise Hinweise für mehr Achtsamkeit. Dem Betrachter lässt er den Freiraum für die eigene Interpretation.
Michael Johansson beschäftigt sich in ungewöhnlicher Weise mit Dingen, die wir kennen. Er verdichtet und verwandelt zum Beispiel Objekte wie Bücher oder Koffer in Quader, die er präzise stapelt. So schafft er er eine Verbindung zu einem neuen Ort und kreiert neue Bedeutungen. Dabei spielt für ihn auch die passende Farbwahl eine wichtige Rolle. Diese starre Ordnung separiert die Gegenstände von ihrem Gebrauch. Das Gewöhnliche trifft das Ungewöhnliche.
Charlotte Mumm (Amsterdam) erschafft aus verschiedene Materialien Skulpturen. Sie ertastet konsequentderenZwischenräume, sozusagen das „innere“ Eigenleben jenseits der äußeren Erscheinung. Das auszuloten ist ihr wichtig. Lesbare Strukturen sind eng verwoben mit abstrakten Strukturen. Widersprüche werden von ihr nicht gegeneinander ausgespielt oder neutralisiert.
Julia Oschatz (Berlin ) hat für ihre Arbeit einen besonderen Platz im Künstlerhaus. Die „Totenkammer“ der ehemaligen Zeche ist Ort für „Mit Toten tauschen, Tinte auf Papier und Videostill, 2016“. Wie sie verriet, hat sie das Gemälde „Die Grablegung Christi“ von Michelangelo Merisi da Caravaggio als Grundlage für ihre komplexe Arbeit genommen. Sie nimmt Einzelheiten aus dem Gemälde und transformiert sie einzeln in verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Videos, Zeichnungen oder Malereien und stellt sie in den besonderen Raumzusammenhang. Im Zentrum ihrer Arbeit steht jeweils eine Figur mit eigentümlicher Maske aus diversen Materialien wie Pappe, Holz oder Schaumstoff, die den Kopf verdecken und zugleich auch erweitern.
Zu sehen ist auch eine Arbeit von Eva Chytilek (Wien). Sie hat eine raumgreifende Installation aus zwei Konstruktionen ähnlich einem Wascheständer. Darüber hängt eine Plastikplane, die mit aufgedruckten Fotografien bemalt sind. Die Blickperspektive wird jeweils verändernd auf die Objekte.
Die Eröffnung der Ausstellung findet im Künstlerhaus Dortmund am Freitag, den 16. März um 20:00 Uhr statt.
Bruckners 8. Sinfonie – ein monumentaler musikalischer Gipfelsturm
Das 6. Philharmonische Konzert unter dem Motto „gipfel_punkt“ am 13. und 14.03.2018 der Dortmunder Philharmoniker unter engagierter Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz stand ganz im Zeichen von Anton Bruckners (1824-1896) späten 8. Sinfonie c-Moll (Fassung von 1890). Ars tremonia war am 14.03.2018 im Konzerthaus Dortmund mit dabei.
Wegen der vom Dirigenten Hermann Levi beklagten unmöglichen Instrumentation der ersten Fassung (1887), sah sich der Komponist genötigt, die ersten drei Sätze der Sinfonie neu zu fertigen. Nur das Finale basiert auf dem bereits vorliegenden Werk.
Dass Bruckner von Richard Wagner nicht nur tief beeindruckt und ihm ergeben war, ist bei dieser Sinfonie deutlich zu erkennen. Nicht nur das bis zu seiner Entstehungszeit größte zeitliche Ausmaß von 80 Minuten, auch die große Orchestrierung mit zusätzlichen Tuben und Hörnern sind bombastisch. Der dramatische Schicksalskampf hin zu einem dramatischen „gipfel_punkt“ ist stets zu spüren. Das Schicksal in Gestalt einer „Totenuhr“, die immer weiter tickt, ist auch durch die instrumentale Umsetzung zu verspüren.
Der erste Satz beginnt geheimnisvoll dunkel getönt und folgenden Motiven mit dramatisch an – und absteigenden Kadenzen. Die Steigerungen bekommen durch die mächtigen Klänge der Hörner und Tuben zum Gipfel hin eine besondere Kraft.
Der zweite Satz, ein Scherzo mit beträchtlicher Dimension, schreitet mit seinem steten Rhythmus markant voran, wobei zwischendurch träumerische und zartere Episoden als Ruhephasen nicht zu kurz kommen.
Auch der langsameren feierlichen dritten Satz ist auf ein aufsteigen starker (musikalischer) Kräfte ausgerichtet. Die Abwärtsfolge der Totenuhr aus dem ersten Satz erklingt wieder durch die tiefen Streicher und warmen Klänge der Tuben.
Höchste Konzentration bei Bruckners 8. Sinfonie bei Musikern und Dirigent. (Foto: Anneliese Schürer)
Der finale, feierliche vierte Satz führt nach einer kurzen Einleitung durch die Streicher in eine gewaltige Eröffnung durch die Blechbläser. In Bezugnahme auf die „Dreikaiserzusammenkunft“ zur Zeit der Komposition fährt Bruckner musikalisch alles auf, was für diesen Anlass für ihn dazu gehört. Streicher, Ritt der Kosaken, Trompeten und Fanfaren. Ob er dieses treffen tatsächlich vor Augen hatte, scheint heute fraglich. Das gehört zu den viele Mysterien und Geheimnisse, die sich um den Komponisten ranken.
Das zweite Thema des Satzes ist wieder von aufsteigenden Sequenzen durchdrungen. Nach einer kleinen Atempause kommt es am Ende zum entscheidenden Showdown im Schicksalskampf, dem sich der Mensch nach Bruckner letztendlich ergibt. Grandios lässt er in den letzten 13 Takten alle Hauptthemen der vier Sätze gleichzeitig erklingen.
Versöhnlich bietet das Finale eine C-Dur Variante des Hauptthemas aus dem ersten Satz.
Eine großartige physische und musikalische Leistung der Dortmunder Philharmoniker und ihrem Dirigenten.
Das Tierreich – ein Abbild vom Erwachsen werden
Der Jugendclub Theaterpartisanen des Schauspiel Dortmund hat unter der Regie von Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak und in zweiter Kooperation mit der Jungen Tanzwerkstatt vier.D (Choreographie Birgit Götz) ein Stück nach „Das Tierreich“ von Nolte Decar entwickelt.
Dahinter verstecken sich das Autorenduo Jacob Nolte und Michael Decar.
Im Rahmen des Herbstcamps unter dem Motto „COME AS YOU ARE“ im letzten Jahr ist die Idee einer weiteren Zusammenarbeit und dem Stück als Grundlage entstanden.
Worum geht es? Die Sommerferien haben gerade angefangen. Sechzehn Jugendliche freuen sich auf eine schöne Zeit mit Baden, Federball spielen, Flirten und mehr. Sie fahren nicht in den Urlaub, sondern bleiben hier in ihrer Heimatstadt. Vor dem Hintergrund von Sonne, Federball, entfaltet sich ein regelrechtes Panorama des Erwachsenwerdens: Der erste Kuss, philosophische Fragen, romantische Verirrungen und deutsche Widerstandsgeschichte spielen eine Rolle. Als das „Schicksal“ in Form eines auf die Schule abstürzenden Leopard-II-Panzers in die Schule schlägt, ist die Unbeschwertheit gestört und die Jugendlichen müssen sich irgendwie dazu verhalten…
Die sechs jungen Theaterpartisanen (16-21 Jahre) und die sechs Beteiligten Damen (15 -21 Jahre) von der Jungen Tanzwerkstatt vier.D stellten sich die Fragen zum Thema Ferien: Was macht man,und was passiert in dieser Zeit.
Das Geschehen wird in dieser Inszenierung nach Dortmund-Hörde mit dem Phönix-See verortet.
Es werden viele Szenen gespielt, die (auch) durch atmosphärisch passender Hintergrundmusik unterlegt werden. Wie die Theaterpädagogin verriet, wird auch ein eine kleine Amateurband mit Luftgitarre (Federballschläger) mit einer Sängerin in der Gruppe dabei sein.
Die sechs jungen Damen von der Tanzwerkstatt haben neben den Tanzchoreografien eine wichtige Funktion.
Jeweils drei von ihnen verkörpern die beiden Zwillinge Elisabeth und Franziska Fürle. Diese kommentieren schön, böse und ironisch das Geschehen und die Charaktere der dargestellten Figuren. „Sie interagieren mit den Figuren,“ so Jasinszczak. Es ist eine Art „Verfremdung“.
Die Figuren entwickeln sich unterschiedlich. Sie werden politisiert oder ziehen sich eventuell zurück. Dann ist da ja noch die Liebe. Am Ende der Ferien haben sich die jungen Menschen verändert. „Es ist ein Abbild vom Erwachsen werden und die Frage: Wie gehe ich mit „Schicksalsschlägen“ um?
Der Titel „Das Tierreich“ hat in mehrfacher Hinsicht seine Bedeutung. So wird auf der einen Seite im Stück ein grüner „Jaguar“ gefahren, der herabstürzende Leopard-II Panzer zu sehen, oder es spielt ein Chinchilla eine Rolle. Genau wie jedes Tier haben die Menschen ihre ganz eigene Individualität.
Für die Premiere am Samstag, den 17. März 2018 um 20:00 Uhr gibt es noch Rest-Karten.
Weitere Termine: Sonntag, der 18. März 2018 um 18:30 U oder am 25. April 2018 um 19:00 Uhr.
Weitere Informationen zu Terminen und Kartenbestellungen erhalten Sie wie immer unter: =231/ 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de
VIVA! – Großes lateinamerikanisches Kulturfestival im Dietrich-Keuning -Haus
Im letzten Jahr hatte das lateinamerikanische Kulturfest „VIVA!“ mit mehr als 500 Gästen seine erfolgreiche Premiere im Dietrich-Keuning-Haus (DKH) in Dortmund. Deshalb findet in diesem Jahr am 16. und 17. März 2018 eine große Neuauflage mit einem zweitägigen Kulturfestival im DKH statt.
„Das soll ein riesiges Fest werden“, so der kommissarische Leiter des DKH Levent Arslan. Gastland in diesem Jahr ist Peru. Dreizehn Länder mit unterschiedlichen Gruppen (vier Gruppen aus Peru) aus Lateinamerika sind beteiligt.
Zwei Tage lang gibt es Einblicke in die lateinamerikanische Kultur. Das Spektrum reicht von landetypischer Musik und Tänzen über Literatur und Handwerk bis zu den kulinarischen Genüssen wie beispielsweise Ceviche oder Getränken wie Pisco Sour.
Am Freitag , den 16.03.2018 geht es um 18:00 Uhr los.
Dann stellt sich das Gastland Peru vor. Der Gitarrist Juan Carlos Arancibia Narvarro entführt das Publikum zu einer musikalischen Reise von Spanien bis zu den Anden. Im mittelpunkt steht dabei auch klassische peruanische Musik aus dem 15. bis 19. Jahrhundert.Das Konzert beginnt um 19:00 Uhr.
Dieses Jahr steht Peru im Zentrum des lateinamerikanischen Kulturfestivals „VIVA!“ im Dietrich-Keuning-Haus vom 16. bis zum 17. März 2018.
Neben einem reichhaltigen und vielseitigem Angebot der peruanischen Küche wird um 20:30 Uhr der einstündige Film „Das Terrassenwunder von Peru“ gezeigt. Mit dem Film von Erika Harzer und Kalle Staymann geht es auf eine Reise in das Hochland von Peru. Im Quellgebiet des Rio Canete, in einer riesigen, Jahrtausende alten Terrassenlandschaft. Diese wurde von Inka-Völkern über Hunderte Höhenmeter in den Berg eingearbeitet. Hier verbinden die Bewohner alte und neue landwirtschaftliche Traditionen.
Der Eintritt kostet inklusive Verkostung: 8,- Euro (Karten gibt es im Vorverkauf).
Ende: 22.00 Uhr
Am Samstag, den 17.03.2018 geht es um 14:00 Uhr los.
Eine Mischung aus Profis und Amateuren, Künstler und Tanzgruppen aus den Ländern Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Peru, Uruguay und Venezuela präsentieren die lateinamerikanische Kultur. Die Dominikanische Republik wird mit einem Stand mit Essensspezialitäten präsent sein. Als Prominenter Gast ist der Konsul von Peru , Daniel Loarte, anwesend.
Um nur wenige Beispiele aus dem vielfältigem Programm ab 14:30 Uhr zu nenne: Die Gruppe „ Amigos de Bolivia“ werden den den „Tanz der Lamahüterinnen“ (traditioneller alter Tanz) vorführen. Die Lamas stehen symbolhaft für Nahrung und als Rohstofflieferanten.f
Musik mit traditionelle Instrumente aus Peru bietet die Gruppe „Color Peru“. Für das Auge werden bunte Kostüme und Masken zu sehen sein, die an süddeutsche Mummenschanz und Karneval erinnern. Gespannt sein darf man auf die argentinische Gruppe „Cirque Tango“, die Akrobatik mit Tango verbinden.
Für die Kinder gibt es ein Extra-Programm von 15:00 bis 18:00 Uhr. Wer an Tanzworkshops teilnehmen will, kann das von 17:00 bis 19:00 Uhr. Ab 20:00 Uhr ist Partytime mit der Live Band Gamero.
Moderiert wird das Kulturfestival von Melissa Hernandez und Pablo Castro Villacorta.
Eintritt am Samstag: 5,- Euro Kinder bis 15 Jahre frei.
Schirmherrin des Festivals ist Bürgermeisterin Birgit Jörder.
Nabucco – Fundamentalismus sorgt für fehlendes Happy End
Die Intendanz von Jens-Daniel Herzog an der Dortmunder Oper neigt sich so langsam dem Ende zu. Als letzte Oper unter seiner Regie hatte am Samstag, den 10.03.2018 die Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi (1813-1901) mit dem Libretto von Temistocle Solera hier vor Ort Premiere.
Es ist ein dramatisches und leidenschaftliches lyrisches Drama (Uraufführung 1842) um Macht, Fundamentalismus, Liebe, und der Sehnsucht nach Freiheit, Einheit und Selbstbestimmung. Inspirieren ließ sich Herzog bei seiner Inszenierung von der 444 Tage andauernden Geiselnahme in der in der US-Botschaft in Teheran (1979-1981) durch fanatische Khomeini-Anhänger.
In diese Zeit wurde auch diese Operninszenierung verlegt, wie das Publikum auch an Kleidung erkennen konnte. Eine Drehbühne führte in verschiedene Räumlichkeiten. Je nach Bedarf in den Königspalast, einem religiösen Schulungsraum, einem „Krankenzimmer“ für den zeitweise „wahnsinnigen“ babylonischen König Nabucco (bibl. Nebukadnezar) oder eben als bedrückendes Gefängnis für die unterdrückten Israeliten.
Babylon mit den Götzen Baal gegen den Gott Jahwe, König Nabucco gegen den jüdischen jüdischen Hohepriester Zaccaria. Inmitten dieser politischen Feinschaft als Katalysator der Eskalation ein Dreieck von Liebenden. Nabuccos vergötterte sanfte jüngere Tochter Fenena und die ältere Adoptivtochter Abigaille lieben beide den Israeli Ismaele. Eine brisante Mischung aus Gefühlen und politischem Kalkül entwickelt sich, als Ismaele seine Gunst Fenena schenkt. Abigaille ist gleich doppelt getroffen. Zurückgesetzt durch die Affenliebe seines Vaters zu seiner leiblichen Tochter und verschmäht von Ismael. In ihrer Rachsucht wendet sie sich gegen alle, die sie als ihre Feinde sieht. Fenena, Ismaele, ihren Vater und ganz Israel. Das ist die Stunde der Fundamentalisten, die diese Gemengelage für ihre Zwecke instrumentalisieren. Der Oberpriester des Baal befeuert den Konflikt geschickt und bestärkt Abigaille in ihrer Rachsucht. Auf der anderen Seite gießt der jüdische Hohepriester Öl ins Feuer und beeinflusst das jüdische Volk mit religiösen Fundamentalismus. Das kann für alle nicht gut ausgehen. Ein Happy End scheint es nur im Jenseits zu geben….
Eine großartige Leistung bot der Chor und Extrachor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Manuel Pujol sowie die Statisterie. Interessant war zu sehen, wie sich die Kostümauswahl (Sibylle Gädeke) s den Einfluss der religiösen Fundamentalisten im Lauf der Aufführung veränderte.
Als Nabucco konnte der scheidende beliebte Bariton Sangmin Lee nicht nur sein gesangliches Können beweisen. Stark auch in seiner Zerrissenheit zwischen Staatssaison und der großen Liebe zu seiner leiblichen Tochter, die ihm so ähnlich war. Diese Rolle füllte Almerija Delic wunderbar aus. Thomas Paul wusste mit seiner starken Stimme zu gefallen. Gastsängerin Gabriele Mouhlen berührte mit starker Stimme und Empathie in ihrer Rolle als tragische Person Abigaille. Morgan Moody hatte als Oberpriester des Baal eine zurückgezogenere ,aber wichtige Rolle im Hintergrund. Es lohnt sich, ihn bei seiner „Hintergrund-Arbeit“ zu beobachten. Charismatisch und mit seinem warmen tiefen Bassbariton Karl-Heinz Lehner.
In kleinen aber feinen Nebenrollen gefielen Enny Kim (Anna) und Fritz Steinbrecher (Abdallo).
Was wär „Nabucco“ ohne die eindringlich-emotionale Musik von Guiseppe Verdi? Die Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen Leitung von Motonori Kobayashi ließ sie für die Inszenierung für das Publikum lebendig werden.
Eine moderne und aktuelle Inszenierung in einer Zeit, wo Fundamentalisten jeglicher Art in den Startlöchern sitzen, um immer mehr Einfluss auf das Weltgeschehen zu nehmen.
Jens-Daniel Herzog – Erinnerungen an sieben tolle Opern-Jahre
Sieben Jahre bewegende Intendanz von Jens-Daniel Herzog liegen hinter uns. Am 10.03.2018 um 19:30 Uhr ist die Premiere von Verdis „Nabucco“. Die letzte Opernpremiere hier in Dortmund unter seiner Regie vor dem Wechsel nach Nürnberg ist sicher nicht nur für ihn etwas besonderes.
Pünktlich zur Premiere erscheint nun ein weiß eingebundenes Erinnerungsbuch unter dem Titel „Addio Dortmund“.
Es ist eine wunderbare Reminiszenz an gut sieben Jahre Operngeschichte unter Jens-Daniel Herzog in unserer Stadt. Zu sehen sind viele Fotos der Aufführungen der letzten Jahre sowie interessante Interviews mit der Journalistin Julia Gaß sowie dem Journalisten Stefan Keim und dem Musikprofessor Holger Noltze.
In den Interviews geht dabei um große oder weniger große Erfolge sowie den Platz und die Zukunft der Oper in der Stadtgesellschaft. Persönliche Erlebnisse und Anekdoten über Begegnungen dürfen natürlich nicht fehlen. Jens-Daniel Herzog berichtet über die großen Herausforderungen im zeitgenössischen Musiktheater unter den sieben Themenkomplexen: „Spielplan und Inszenierungen“, „Musik und Sänger“, „Unterhaltung“, „Junge Oper“, „Zuschauerzahlen, „Dortmund und seine Oper“ und „Ein Theater leiten“.
Am Ende steht eine Chronik der Inszenierungen sowie eine Liste aller beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von von 2011 bis bis 2018.
Dieses „Erinnerungsbuch“ ist eine großartige Idee und für die Zuschauerinnen und Zuschauer im Opernhaus ab der Premiere von „Nabucco“ am 10.03.2018 im Opernhaus erhältlich.
Dieser Rückblick auf einen kleinen Abschnitt der neuen Theatergeschichte unserer Stadt ist etwas bleibendes und eine gute Idee!