Kohle weg ?! – Ausstellung um den Wert der Dinge

In diesem Jahr schließt die letzte Zeche im Pott. Was bleibt und was ist wertvoll? Die UZWEI (Zentrum für kulturelle Bildung) im Dortmunder U stellt die Frage nach dem Umgang mit Geld, mit Werten und dem wesentlichen Unbezahlbaren.

Kinder der 3. und 4. Klasse der Petri-, Oesterholz- und Fine-Frau-Grundschule, sowie die UZWEI Fotosterne haben sich im letzten Jahr diesem Thema in Kooperation mit bodo. e.V./Das Straßenmagazin und der Schuldnerberatung SKM (Caritas) angenommen.

Unter dem Titel „Kohle weg?! Von wertvoll bis unbezahlbar“ entstand eine Mischung aus Ausstellung, Installation und Aktion zum Umgang mit Geld und dem, was einem wichtig ist.

Den Kontakt zu den Schulen managte Projektmitarbeiterin Franka Schlupp.

Die beteiligten Kinder drei Schulen hatten fantasievolle Ideen, wie zum Beispiel ihre „Traumstadt Dortmund“ aussehen sollte. Mit Fotos und einem selbst gestalteten Mobile, stellten sie dar, wie es aussehen würde, wenn sie reich wären. Gemalte Kohlezeichnungen zeigen ihre unterschiedlichen Vorstellungen, was ihnen besonders wertvoll ist. Schwieriger war es für sie, das Gefühl künstlerisch in Bilder zu fassen, wenn jemandem etwas wertvolles weggenommen würde.

So sieht der Kaufladen aus, wo Besucher für 1 Uro symbolische Werte einkaufen können.
So sieht der Kaufladen aus, wo Besucher für 1 Uro symbolische Werte einkaufen können.

Spannende Aktionsideen, szenografisch gestaltet von Lena Wesholowski, Simone Wanzke und Alisha Weder, erwarten die Besucher der Ausstellung. So können sich mit ihrem Foto an einem „Gelddruckautomaten“ die Währungsscheine „je 1 Uro“ ausdrucken lassen und an einem liebevoll gestalteten „Kaufladen“ symbolisch Werte wie Familie, Zeit, Liebe und Natur, oder Süßigkeiten, Getränke, Haus, Auto erwerben. Was wird wohl am meisten „gekauft“? Auf dem Boden sind farbige Wegweiser und für den Sound (Kaufhaus) und Interviews mit Kindern zum Thema sorgt Max Walter.

Mit eine bodo-Aktion mit Einweg-Kameras, soll der „wertvollste Moment“ festgehalten werden.

Übrigens: Beim Kaufladen können Besucher auch einen Leinenbeutel mit den Symbolen für 1,- Euro erwerben. Der Erlös geht an bodo e.V./ Das Straßenmagazin.

Eine besondere Idee hatten junge Leute in Kooperation mit der Schuldenberatung SKM. Um auf die Armutsproblematik aufmerksam zu machen, entwickelten sie großformatige Fotografien (Einzel-oder auch Gruppenfoto) von sich mit dem Slogan „Keine Armut“ in den verschiedensten Sprachen.

Es gibt also genug Denkanstöße, um sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Die Eröffnung der Ausstellung ist am Donnerstag, den 19.04.2018 um 18:00 Uhr im Dortmunder U auf der zweiten Etage. Die Ausstellung geht bis zum 01. Juli 2018.

Eintritt: frei!

Mehr Infos unter: http://aufderuzwei.de/




Zerline – eine Geschichte um Liebe und Lebenslügen

Mit „Zerline“ nach dem Roman „Die Schuldlosen“ von Hermann Broch bringt das Schauspiel Dortmund in seinem Studio am Donnerstag, den 19.04.2018 um 20:00 Uhr ein altes Traditionsstück unter der Regie des jungen Regisseurs Matthias Rippert auf die Bühne.

Die beliebte Schauspielerin Uta Herrmann spielte im reiferen Alter vor über zwanzig Jahren lange die „Magd Zerline“ im Schauspielhaus unserer Stadt. Nun wird die Rückschau der Magd (Stubenmädchen) Zerline auf ihr Leben im Dienst einer Baronin von der jungen Schauspielerin Marlena Keil des aktuellem Ensembles erzählt. Während des Erzählens und der Erinnerungen wird Zerline somit wieder jung.

Es trifft sich gut, dass gerade diese Erzählung auch Teil der Diplomarbeit (Abschlussarbeit) von Marlena Keil am Max-Reinhardt-Seminar 2014 in Wien war. Keil ist seit drei Jahren festes Ensemble-Mitglied im Schauspiel Dortmund und spielte unter anderem die Tochter Jean in Tracy Letts‘ „Eine Familie“ (Regie Sascha Hawemann). Zuletzt war sie als Hauptfigur Orlando in der Regie von Laura N. Junghans im Studio und auf der großen Schauspielhausbühne in Claudia Bauers „Schöpfung“ zu sehen. Nun ihr erstes Solo-Stück.

Zerline (Marlena Keil) berichtet aus ihrem Leben. (Foto: Christian Mair)
Zerline (Marlena Keil) berichtet aus ihrem Leben. (Foto: Christian Mair)

Die Inszenierung beginnt mit dem Prolog des ominösen Herrn A. an einem heißen Sommernachmittag. Die Magd Zerline hält Rückschau auf ihr Leben bei der Baronin und deren Tochter. Es ist eine Lebensbeichte voller Sehnsucht, Begehren und Schmerz, gepaart mit Neid, Stolz und Heimtücke. Zerline ist tief in das Leben der Herrschaft verstrickt. Zuletzt gipfelt der Nachmittag im Anzetteln eines Mordprozesses.

Nach Hannah Arendt ist es eine der größten Liebesgeschichten. Die Erzählungen umfassten den Zeitraum zwischen 1913 und 1933. Zwischen den Kriegen fand ähnlich wie heute eine Vereinsamung, Individualisierung und Entpolitisierung der verunsicherten Menschen statt.

Wie von einem „Schicksal“ getrieben, passieren die Geschehnisse den Menschen, die schwach in ihren Entscheidungsfindungen sind.

Das Stück wird, so Keil, von Brochs schönen und verqueren Sprache und von gezielt eingesetzter Musik getragen.

Neben der Premiere sind am 03.05.2018 und am 30.05.2018 jeweils um 20:00 Uhr weitere Aufführungen des Stücks vorgesehen.

Informationen und Karten unter: 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de




Künstlerische Beobachtungen von Günter Rückert im Kunstbonbon

Die kleine aber feine Galerie Kunstbonbon in der Chemnitzer Str. 11 zeigt vom 21.04.2018 bis zum 19.05.2018 unter dem Titel „Schräg hinten ist gerade vorn“ (der Name ist Programm) Zeichnungen und Malerei (Aquarell und Acryl auf Holz und Leinwand) von dem in unserer Stadt bekannten Künstler Günter Rückert.

"Die Salamijacke" von Günter Rückert. Zu sehen in der Galerie "Das Kunstbonbon".
„Die Salamijacke“ von Günter Rückert. Zu sehen in der Galerie „Das Kunstbonbon“.

Dieses Allround-Talent ist vielen auch noch als Mitbegründer des legendären Rocktheater Nachtschicht und vor allem auch als Regisseur des Geierabends in guter Erinnerung. Er besitzt die seltene Gabe, auch völlig alltäglichen Situationen etwas Skurriles abzugewinnen. Mit seiner genauen Beobachtungsgabe setzt er sich künstlerisch mit den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens und gesellschaftlichen Problemen humorvoll und „augenzwinkernd“ verständnisvoll auseinander. Sich in deprimierendem Fatalismus zurückzuziehen, ist nicht sein Ding.

Vor zwei Jahren konnte man sich von Rückerts Bildern über die Nordstadt in der städtischen Galerie Torhaus Rombergpark überzeugen.

Bei der Vernissage um 15:00 Uhr am 21.04.2018 dürfen sich die Besucherinnen und Besucher zudem auf den Saxophonisten Wim Wollner freuen. Er wird dem Künstler dann musikalisch zur Seite stehen. Wir dürfen gespannt sein, was uns da erwartet.

Die Ausstellung ist bis zum 19.05.2018 dienstags (13 – 18 Uhr), freitags (15 -20 Uhr) und samstags (12 – 15 Uhr) zu sehen.




Das Damenkarussell dreht sich im Theater Fletch-Bizzel

In einer Wiederaufnahme-Premiere zeigt das Fletch Bizzel am 20. April 2018 das Theaterstück „Damenkarussell“ in einer Inszenierung von Hans Peter Krüger. In acht tragikomischen Szenen und jeweils vier unterschiedlichen Rollen – umrahmt von Chansons – treffen die beiden Vollblut-Schauspielerinnen Bianka Lammert und Jule Vollmer aufeinander. Sie spiegeln dabei ein buntes Spektrum aus dem Frauenalltag wieder.

Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert laden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins "Fletch Bizzel". (Foto: © Fletch Bizzel)
Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert laden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins „Fletch Bizzel“. (Foto: © Fletch Bizzel)

So diskutiert zum Beispiel die Politikerin mit der Putzfrau, die Künstlerin begegnet der Steuerberaterin, die Mutter besucht die Tochter, zwei Schwestern planen den Alterswohnsitz der Mutter oder Freundinnen helfen sich über die Wechseljahre hinweg.

Bianka Lammert und Jule Vollmer konnten auch schon in diversen Rollen im Kinder-und Jugendtheater und dem Theater im Depot überzeugen. Mit viel Spielfreude gewähren sie nun einen Einblick in die unheimlichen Sphären der weiblichen Seele.

Mal frech, melancholisch, witzig und manchmal auch philosophisch.

Die Premiere ist 20. April 2018 um 20:00 Uhr im Theater Fletch Bizzel (Humboldtstr. 45, 44137 Dortmund).

Eine weitere Vorstellung gibt es am Samstag, den 21.April 2018 um 20:00 Uhr.

Informationen und Karten unter: Tel. 0231/ 142525




Maxim – Sehnsucht nach Akzeptanz und Glück

Mit der Premiere von Anne Leppers Stück „Maxim“ unter der Regie von Andreas Gruhn entführte das Ensemble des Dortmunder Kinder- und Jugendtheater das Publikum am 13.04.2018 in eine traumhafte Entwicklungs-Geschichte. Es geht um Identität, Ausgrenzung, Anmaßung, Anpassung und die Suche nach Liebe und Glück.

Die Außenseiter Mary-Lou (Ann-Kathrin Hinz) und Max (Philip Pelzer) werden in der Schule gemobbt. Mary-Lou ist etwas zu dick und Max spielt als Junge immer noch mit Puppen. Die Ausgrenzung wurde durch Maskierung der Peiniger visuell eindringlich dargestellt. Um einen Ort zu finden, wo sie so sein können wie sie sind, fliegen sie zusammen mit dem jungen Bär (Andreas Ksienzyk) und Hund (Rainer Kleinspel) in einem Express-Ballon zunächst zum Mond. Bär und Hund sorgten für einige komische Momente. Die Reise wurde mit Hilfe einer Leinwand mit kleinem Treppenzugang und drei von der Bühne hängenden durchsichtigen Bällen als Projektionsfläche wurde äußerst fantasievoll genutzt. So entstanden viele bunte assoziative Bilder. Auf dem Mond gibt es keine Gesetzte, keine Regierung oder Erwachsene. Alles scheint wunderbar, und zusammen mit drei schrillen Mondelfen feiern sie eine andauernde Party und tanzen Cha Cha Cha und Boogie Woogie. Die Schauspielerinnen Bianka Lammert, Johanna Weißert und Bettina Zobel hatten als „Mondelfen“ einen nicht nur optisch glamourösen Auftritt mit ihren Glitzer-Outfit im Stil der 1970iger Jahre. So würden sie in jeder Disco aufsehen erregen. Doch die Mondpolizei übt eine Schreckensherrschaft aus. Mondpolizist Thorsten Schmidt überzeugte auch als ehemaliger Schulfreund von Max. Zudem hatte er auch einen besonderen musikalischen Auftritt als David Bowie. Gesungen wurde unter anderem auch von den vier Reisenden in ihrer Erwartung eine umgearbeitete spezielle Version von „Go West“ (Pet Shop Boys).

An der Seite warnen und Winken ab und zu die aus dem Struwwelpeter bekannte Minz (Bianka Lammert) und Maunz (Johanna Weißert) die Katzen.

Die Vier müssen weiter fliehen und finden auch bei der golden glitzernden Sonne (Bettina Zobel) nicht ihr Glück. Die Suche nach dem Sehnsuchtsort muss immer weiter gehen.

Das Stück kommt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und bietet keine fertigen Lösungen.

Zum Schluss wird nur eines klar. Zusammen und mit Freunden geht alles leichter.

Eine gelungene Vorstellung, mit viel Spielfreude und Humor vom Ensemble mit wunderschönen Kostümen auf die Bühne gebracht. Es gab aber auch nachdenklich-poetische Momente. So zum Beispiel, als die unglückliche Mary-Lou (Ann-Kathrin Hinz) ganz leise „Schenk‘ mir doch ein kleines bisschen Liebe“ (Frau Luna, Paul Lincke) singt. Ein großes Kompliment auch an Joeri Burger für die „fetzigen“ Choreografien.

Informationen über weitere Aufführungstermine erhalten sie wie üblich unter =231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de




Positive Bilanz beim Projekt „Kulturagenten für kreative Schulen“

Im Dortmunder Kulturbüro gab es am 12.04.2018 ein Bilanztreffen für die Fortsetzung des bundesweiten Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“. Es war eine Initiative des Bundes und der Stiftung Mercator.

Dieses Projekt war 2011 zunächst für vier Jahre in fünf Bundesländern, darunter auch NRW, erfolgreich gestartet. Ziel des Programms war es, bei Schülerinnen und Schülern Neugier und Kenntnisse für Kunst und Kultur zu wecken. Außerdem sollten Reflexionsprozesse über die Möglichkeiten von Kunst und Kultur angestoßen werden.

Kulturagentinnen und Kulturagenten initiierten erfolgreich kulturelle Angebote und bauten zusammen mit Schulen in den Städte ein Netzwerk und Kooperationen mit verschiedenen Kulturinstitutionen auf. Dazu gehörten unter anderem die Theatersparten in Dortmund, das Konzerthaus, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte oder die DASA.

Barbara Müller ist die Kulturagentin für das Netzwerk Dortmund. In der der zweiten Förderperiode seit 2016 konnten in hier bislang 21 Kunst- und Kulturprojekte an drei Schulen realisiert werden.

Hoffen auf eine Fortführung des Kulturagenten-Programms: (v.l.n.r.) Christian Hartwig (Kulturbeauftragter der Gesamtschule Scharnhorst), Svenja Pfeiffer, (Kulturbeauftrage Anne-Frank-Gesamtschule), Barbara Müller (Kulturagentin), Martina Bracke (stellv. Leiterin Kulturbüro), Rike Ahle (Kulturbeauftrage Reinoldi-Sekundarschule).
Hoffen auf eine Fortführung des Kulturagenten-Programms: (v.l.n.r.) Christian Hartwig (Kulturbeauftragter der Gesamtschule Scharnhorst), Svenja Pfeiffer, (Kulturbeauftrage Anne-Frank-Gesamtschule), Barbara Müller (Kulturagentin), Martina Bracke (stellv. Leiterin Kulturbüro), Rike Ahle (Kulturbeauftrage Reinoldi-Sekundarschule).

Die beteiligten Schulen sind die Anne-Frank-Gesamtschule, die Gesamtschule Scharnhorst und die Reinoldi-Sekundarschule. Das sind vor allem auch Schulen in sozialen Brennpunkten. Die Kinder bekommen von ihrem elterlichen Umfeld im kulturellen Bereich nicht viel mit.

Die Kulturbeauftragten dieser Schulen waren beim Pressegespräch anwesend und berichteten von dem großen Engagement der Schulen und ihrer Schüler.

Es wurde deutlich, wie wichtig diese Projekte für das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis der Schüler ist. Wie alle betonten, ist es schon ein riesiger Unterschied, ob ein Lehrer der Schule etwas über Kunst und Kultur erzählt und mit ihnen arbeitet oder eben ein Profi.

Es ist eine Art „Persönlichkeitsbildende Maßnahme“, so Müller. Sie bietet den jungen Menschen zudem die Möglichkeit, sich mit der Stadt auseinander zu setzten.

Wichtig ist es, die Ergebnisse der Projekt in den verschiedenen Bereichen wie Schauspiel, Kunst, Musik oder Tanz auch der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Im Rahmen „50 Jahre Scharnhorst Ost“ am 01.Juli 2017 präsentierte sich unter dem Motto „Scharnhorst tanzt“ eine Tanz-AG der örtlichen Gesamtschule unter der professionellen Leitung von Joeri Burger erfolgreich dem Publikum.

Aktuell werden auch Workshops für Lehrerinnen und Lehrer angeboten um auch sie zu qualifizieren.

Im Juni 2018 ist geplant, die Arbeiten aller drei Schulen des Schulnetzwerkes in Dortmund zu präsentieren. Zu einem späteren Zeitpunkt mehr darüber.

Nun müssen wir ein nicht so erfreuliches Thema ansprechen: Die Finanzierung im nächsten Jahr und die Zukunft des wichtigen Projekts und der Kulturagenten. Das bisher genehmigte Kunstgeld fällt zum Beispiel im nächsten Jahr aus. Wie geht es mit den Kulturagenten weiter?

Lösungen und Antworten werden noch gesucht.




Benefiz-Abend – Dortmunder Künstler für ein Kinderhospiz

Das hiesige Kinder-und Jugendtheater (KJT) lädt am 28.04.2018 um 19:00 Uhr zusammen mit dem Lions-Club Dortmund-Fluxa zu einem besonderen Benefiz-Abend ein. Gemeinsam soll das geplante Kinderhospiz der Elisabeth Grümer Hospiz-Stiftung unterstützt werden. Die Einnahmen des Abends sollen in die Erbauung des erste Kinderhospiz und NRW einfließen.

Beim Pressegespräch war Frau Grümer anwesend und berichtet von dem ambitionierten Projekt. Das geplante Betreuungskonzept der Kinder wird in dieser Form einzigartig im Ruhrgebiet sein. Das geplante Kinderhospiz soll seinen Standort in Westrich (Grenze Castrop-Rauxel) haben. Dort befindet sich zur Zeit schon ein Hospiz (Erwachsene). Es soll im Erdgeschoss neun Betten für die Betroffenen zur Verfügung stellen, sechs davon zur Tages-und Nachtpflege. Neben einem zentralen Lichtraum sind noch weitere Räume vorgesehen. Das sind etwa Klang- oder Aroma-Räume oder es werden andere Möglichkeiten zum ruhigen Abschied nehmen, aber auch zum Spielen und Lachen geboten. In der ersten Etage soll es drei geräumige Zimmer als Übernachtungsmöglichkeit für Familienangehörige geben, die komplett durch Spenden finanziert werden müssen. Es wir im Haus gekocht und die Wäsche gewaschen. Es soll ein „Haus des Lebens“ sein. Es ist der Stiftung wichtig, dass dieses Hospiz eine Stätte der Begegnung wird, wo die sterbenden Kinder hinkommen, um zu leben. Es ist dabei egal, wie lange das Leben letztendlich dauert. Wichtig ist, dass die Eltern und Geschwister einmal etwas verschnaufen können und die Kinder gut untergebracht und liebevoll pflegerisch betreut und palliativ versorgt werden. Für das Wohlbefinden ist ein Streichelzoo und der geplante angeschlossene Garten von wesentlicher Bedeutung. Wie Frau Grümer erklärte, soll dieser von Dortmunder Schülerinnen und Schüler, sozusagen von Kindern für Kinder, nach ihren Vorstellungen gestaltet werden.

Auch das Oryctes Quartett wird beim Benefiz-Abend für das Kinderhospiz spielen.
Auch das Oryctes Quartett wird beim Benefiz-Abend für das Kinderhospiz spielen.

Das ganze Unterfangen wird 3.000.000 Euro kosten. Die jährlich anfallenden Koste für Personal, Transporte und sonstiges werden sich etwa auf 1,5 Millionen belaufen. Nicht alle Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. So ist die Stiftung auf Spenden oder sonstige Förderungen (etwa Förderverein) angewiesen. Die Akzeptanz und das Interesse in der Bevölkerung ist erfreulich groß.

Einen „kleinen Schub“ soll jetzt der Benefiz-Abend geben. Bekannte Künstler wie die beliebte Solotänzerin und Choreographin Monica Fotescu-Uta werden auf der Bühne zu sehen sein. Das Ensemble des KJT präsentiert einen Ausschnitt aus dem „Sommernachtstraum“ von Shakespeare, und das Streichquartett der Dortmunder Philharmoniker spielt auf. „Die Tortugas“ der Dortmunder Oper zeigen Ausschnitte aus „Linie 1“ mitsamt einer Live-Band.

Mit zwei Szenen aus der „Hauptmann von Köpenick“ sind die Schauspieler Claus-Dieter Clausnitzer, Jürgen Mikol und Andreas Weißert mit dabei. Freuen kann man sich auf die Mezzosopranistin am Theater Bielefeld, Hasti Molavian. In Dortmund zuletzt bei „Einstein on the Beach“ zu erleben.

Die Gala wird von dem Journalisten und Kabarettisten Stefan Keim moderiert.

Die Karten kosten 39.- Euro.

Der Vorverkauf hat schon begonnen: Reservierungen möglich über brief@lions-dortmund-fluxa.de oder auch über 0231-50 27 222 oder www.theaterdo.de.




Stummfilm um Menschenwürde mit Live-Orchestermusik

Nach „City Lights“ (Lichter der Großstadt) stand am 09.04.2018 im Rahmen der Reihe Stummfilmkonzerte mit „Modern Times“ (Moderne Zeiten) aus dem Jahr 1936 ein weiterer Film von Charlie Chaplin auf dem Programm. Dieser satirisch-entlarvend gesellschaftskritische Film gehört wohl zu den Besten von Chaplin. Abgesehen von einigen wenigen Toneffekten funktioniert dieser wie ein traditioneller Stummfilm. Den gab es schon seit zehn Jahren (1926).

Die Figur des Tramp (Charlie Chaplin) tritt hier zum letzten Mal auf. Er ist ein Einzelner in einer großen Masse um ihren Arbeitsplatz und Leben in einer modernen kapitalistischen Gesellschaft der 1930-iger Jahre. Der Tramp gerät in eine gnadenlose Welt von Profit-sucht, Optimierungswahn und dem Kreislauf von Arbeitslosigkeit. Manchmal eher zufällig und unabsichtlich manövriert er sich in schwierige Situationen. Mit genialen Ideen zwischen Tragik und Komik führt der Regisseur und Schauspieler „seinen Tramp“ bildhaft deutlich durch den Dschungel und das Räderwerk des Kapitalismus. Dem gegenüber wird Prinzip der Mitmenschlichkeit, Liebe und Hoffnung gestellt. Der Tramp verliebt sich in ein junges Mädchen (seine spätere Frau Pauline Goddard). Beide versuchen, sich gegen alle Widerstände eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Sie sind wie „Stehaufmännchen“, für die zusammen halten und nicht aufgeben wollen.

Der Film ist voll skurriler Einfälle, bewusst platzierter „Zufälligkeiten“, mal temperamentvoll, dann wieder melancholisch-traurig oder liebevoll-tröstend.

Mit "Modern Times" präsentierten die Dortmudner Philharmoniker schon den zweiten Film mit Charlie Chaplin.
Mit „Modern Times“ präsentierten die Dortmunder Philharmoniker schon den zweiten Film mit Charlie Chaplin. (GrafiK. José Augusto Camargo)

Als der Tramp gegen Ende als Kellner in einem Restaurant arbeitet und spontan als Tenor einspringt, ist Chaplins Stimme erstmals in einem seiner Filme zu hören.. Der aus der Not geborene unsinnige Text kommt dabei unerwartet gut an. Chaplin ist ein Meister bewusst eingesetzter starken Gesten und Mimik und des wunderbaren Spiel. Alles ist kalkuliert eingesetzt und wirkt wie zufällig.

Auch zu „Modern Times“ hatte der „kleine“ geniale Regisseur und Schauspieler die Musik geschrieben. Die wurde in den 50ger Jahren von Nat King Cole unter dem Titel „Smile“ ein großer Hit.

Als Dirigent konnte der Chaplin-Kenner Stefanos Tsialis, Chefdirigent und künstlerische Leiter des Athener Staatsorchester, für das Konzert gewonnen werden. Für die einfühlsame musikalischen Umsetzung der visuellen Bilder war das von großem Vorteil.

Die Dortmunder Philharmoniker setzte das Geschehen auf der Leinwand mit der von Chaplin geschriebenen Musik mit viel Feingefühl je nach Situation und Gebärdenspiel um. Jede Stimmungslage wurde so um eine eigene Ebene bereichert und das Konzert zu einem ganz besonderen Erlebnis.




Die Schneekönigin – Junge Oper um die Kraft der Freundschaft

Als eine Produktion im Rahmen der Kooperation Junge Opern Rhein/Ruhr mit der deutschen Oper am Rhein und dem Theater Bonn hatte die Familienoper „Die Schneekönigin“ von Marius Felix Lange (Libretto vom Komponisten nach dem Märchen von Hans Christian Andersen) in Dortmund am 08.04.2018 seine Premiere.

Die Regie hatte Johannes Schmid und musikalisch begleitet wurde die Oper engagiert von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller. Eine gar nicht so einfache Aufgabe, bei der Mischung aus Sprechgesang und schönen Arien. Tatkräftige Unterstützung auf der Bühne gab es durch den Opernchor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Manuel Pujol und der Statisterie.

Was dem Publikum ob jung oder alt geboten wurde, war eine opulent schillernde Inszenierung mit wunderschönen Kostümen und einer liebevoll ausgestatteten Bühne durch Tatjana Ivaschina.

Besonders beeindruckend war die Schneekönigin (Marie-Pierre Roy), sowohl als reale Persönlichkeit wie auch als vergrößerte Projektion auf der Leinwand. Viele bekannte KünstlerInnen des aktuellen Dortmunder Oper-Ensembles waren mit von der Partie.

Die Schneekönigin (Marie-Pierre Roy) umgarnt Kay (Marvin Zobel). (Foto:© Junge Oper Dortmund)
Die Schneekönigin (Marie-Pierre Roy) umgarnt Kay (Marvin Zobel). (Foto:© Junge Oper Dortmund)

Kurz zur Geschichte: Gerda (Marie Smolka), die bei ihrer Großmutter lebt, hat einen besten Freund Kay (Marvin Zobel). Sie sind unzertrennlich. Nachdem diesen Splitter eines gewaltigen geheimnisvollen Spiegels ins Auge und Herz gelangt waren, wendet er sich von einem zum anderen Tag von seiner Freundin ab und verschwindet spurlos. Er folgte der Schneekönigin in ihr kaltes Eisreich. Bei ihrer verzweifelten suche nach Kay trifft Gerda auf die Blumenfrau, die Krähe, den Prinzen und die Prinzessin, sie wird vom Räubermädchen eingesperrt und vom Rentier begleitet…

Das Märchen um die Kraft der Freundschaft und Liebe wurde mit viel Humor und sensibel umgesetzt. Besonders Figuren wie die lustig-frechen Tölpeltroll (Julia Amos) und Trotteltroll (Blazej Grek) erdeten die Familienoper, wenn die Gefahr bestand, dass es zu kitschig werden könnte.

In den Rollen der Großmutter/Finnin konnte sich Ileana Mateescu, als Deubeltroll Dong-Won Seo, als Blumenfrau/Räubermädchen die temperamentvolle Almerija Delic, als Krähe Fritz Steinbacher, und als Prinzessin und Prinz Emily Newton und Thomas Paul ihre guten Stimmen sowie ihr komisches Talent zeigen.

Eine gelungene Vorstellung nicht nur für kleine „Märchenfans“.

Weiter Termine und Informationen finden sie unter www.theaterdo.de




Die Schöpfung – eine Inszenierung „Next Generation“

Im Schauspiel Dortmund hatte am Samstag, den 07.04.2018 die „Schöpfung“ nach Joseph Haydn (Text Gottfried van Swieten) unter Verwendung von Szenen aus „Die Ermüdeten“ von Bernhard Studlar, Stanislaw Lem, Goethes Faust, Richard Dawkins, der Bibel u.a. seine Premiere.

Die Regisseurin Claudia Bauer stellte in dieser spannenden Kooperations-Projekt zwischen Oper und Schauspiel dem bekannte Oratorium (Uraufführung 1798 Wien) von Joseph Haydn sozusagen ein existentialistische moderne „Next Generation“-Fassung der Schöpfung gegenüber. Das Oratorium dient als Folie für Gegenwart und Zukunft mit Blick auf die Potentiale und Gefahren einer einer digitalen Schöpfung.

Beteiligt an diesem Projekt waren als Opernsänger Maria Helgath (Sopran) als Engel Gabriel, Ulrich Cordes (Tenor) als Engel Uriel und Robin Grunwald (Bass) als Engel Raphael mit ihren starken Stimmen. Begleitet wurden sie am elektronischen Piano und Cembalo von Petra Riesenweber und mit Live-Musik gestaltet von Tommy Finke (T. D. Finck).

Die sechs Schauspieler des Dortmunder Ensembles (Ekkehard Freye, Björn Gabriel, Frank Genser, Marlena Keil, Bettina Lieder und Uwe Rohbeck) agierten sowohl in den Räumen einer fantastischen Drehbühne, wie auch über eine Bildschirm übertragen und auf der Bühne.

Im Prolog stellten sie sich als Maschine die „Vernunft“, aber keine vernünftige Person ist.

Der gesungenen Schöpfungsgeschichte stellen sie die digitale Schöpfung mit gewaltigen Bildern der sozio-kulturellen Entwicklungsgeschichte gegenüber.

Als Person (Schauspieler) wurden sie durch verschiedene Masken und Kostümierungen verfremdet. Dabei blieben sie eindrucksvoll in ihren maschinelle Bewegungen und ausdrucksstarken Darbieten der Zitate. Dabei wurden auch aktuell diskutierte politische Fragen wie etwa um das bedingungslose Grundeinkommen eingebaut. Der Mensch als defektes Wesen dargestellt, das durch seine individuellen Persönlichkeiten zur Zerstörung und dem Untergang geweiht ist. Die Freiheit ist größer als die Vernunft, mit der die Menschen nicht umgehen können.

Parallel zu Haydns Schöpfung geht es bei der von der Maschine erzählten Geschichte mit dem Chaos am Anfang los, mit der Entstehung des Wetter, dem Phänomen Zivilisation, Entstehung der Arten, Kulturentwicklung, Ideologien und Religion. Der Mensch hat sich schließlich selbst zum „Gott“ gemacht und seine Welt der Zerstörung preis gegeben. Am Ende steht die Entwicklung vernünftiger und unpersönlicher Intelligenz.

Sänger und Schauspieler beim Prolog des Stückes. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Sänger und Schauspieler beim Prolog des Stückes. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Bauer arbeitet nicht nur mit eindringlichen visuellen Bildern, sondern verstärkt ihre Wirkung noch durch Wiederholungen (Loops) und Sprachverzerrung, ähnlich wie zum Beispiel Kay Voges bei seinem „Goldenen Zeitalter“. Dabei geht sie bis zur Schmerzgrenze. Schrill wird da schon mal unverständlich aneinander vorbei geredet, um zu verdeutlichen, dass nur die eigene Persönlichkeit mit ihrer Befindlichkeit im Mittelpunkt steht.

Eindrucksvoll der Dialog gegen Ende von Eva (Bettina Lieder) und Adam (Frank Genser). Eva, eine nach den Maßen von Adams Rippe als und unpersönliche vernünftige Maschine, und Adam geraten vor romantischem Hintergrund in einen Disput. Der entsetzte Adam will keine simulierte, sonder eine nicht planbare geheimnisvolle menschliche Liebe und das Recht aus seinen Kampf um Leben und Tod. Das wird aber laut Eva nicht möglich sein. Der Mensch zerstört seine Biosphäre und nur die Aufgabe der Persönlichkeit kann ihn retten.

Was bleibt dann aber von dem Individuum? Nur der Hunger und die Unersättlichkeit sind der einzige Berührungspunkt zwischen Mensch und „Maschine“.

Die Thematik des abends wurde schon von einigen Autoren und Philosophen behandelt. Zu 80% wurden Zitate aus Werken des polnischen Philosophen und Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem (1921-2006). Bedeutend sind dabei vor allem die Zitate aus seinem Buch „Also sprach Golem“. Der Titel spielt auf das Werk „Also sprach Zarathustra“ von Nietzsche an. Der von Menschen gebaute Super-Computer „Golem XIV“ in der Geschichte hat die Intelligenzbarriere durchbrochen und verfügt über eine eigenständige Vernunft. Lem weist hier auf die geistige Beschränktheit des sich als „Krone der Schöpfung“ betrachtenden Menschen hin, die tieferen Gründe der Natur zu erkennen. Der genetische Code hat gegenüber den aus ihm entstandenen Organismen eine evolutionär vorrangige Stellung ein. So heißt es in einem Zitat: „ Der Sinn Boten ist die Botschaft.“ Die Idee des dominanten Gensnahm der britische Biologe und Autor Richard Dawkins (*1941) in seinem Buch „Das egoistische Gen“ (1976) auf und führt die gesamte Entwicklung des Lebens auf die Selektion von Genen zurück.

Die „Schöpfung“ ist kein Oratorium mit Schauspiel und Haydn-Fans werden vielleicht enttäuscht sein, doch den Zuschauer erwartet ein bildgewaltiges, musikalisches Spektakel mit wunderbaren Sängern und engagierten Schauspielern.