Kammermusik aus düsteren Zeiten

Das 2. Kammerkonzert
der Dortmunder Philharmoniker am 28.01.2019 im hiesigen
Orchesterzentrum stand unter dem bezeichnenden Titel „Über dem
Abgrund der Zeit“. Im Blickpunkt waren hier Werke von drei
besondere Komponisten, die in düsteren Kriegs-Zeiten zwischen 1940
und 1944 unter schwierigen Bedingungen entstanden sind.

Vier Meister*innen
an ihren Streichinstrumenten von der Dortmunder Philharmoniker wurden
von der bekannten Pianistin Tatiana Prushinskaya (seit 2011/2012
Solorepetitorin am Theater Dortmund) bei dem Konzert unterstützt.

Gespielt wurde einmal als Klavier-Solo, und bei anderen Stücken in unterschiedlichen Konstellationen. Beteiligt als
Streicher*innen waren Yang Li (Violine). Susanne Schmidt (Violine),
Hindenburg Leska (Viola) und Andrei Simion (Violoncello). Sie
bewiesen viel musikalisches Einfühlungsvermögen und Virtuosität.

Tragisch ist die Geschichte des zu Anfang vorgetragenen „Trio für Violine, Viola und Violoncello von dem jüdischen Komponisten Gideon Klein (1919 – 1944). Dieses Streichtrio beendete der begabte Komponist am 7. Oktober 1944 im KZ Theresienstadt, wohin er nach der Annektion seiner Heimat Böhmen durch die Nazis deportiert worden war. Zu dem von den deutschen Machthabern zwecks positiver „Image-Darstellung“ für das KZ geduldete Musik-Ensemble unter den Insassen gehörte auch Gideon Klein. Nur wenige Tage nach der Vollendung des Trios, wurde der Komponist nach Auschwitz (Außenlager Fürstengrube) deportiert und starb unmittelbar nach seiner Ankunft unter „ungeklärten Umständen“ in den Kohlengruben. Das Ganze neun Tage
vor der Befreiung durch die Alliierten.

Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Das ausdrucksstarken
Musikstück enthält in seinen drei Sätzen Elemente aus böhmischen
Volksliedern in Variationen bis zum virtuosen Finale, das mit einem
hohen Schwierigkeitsgrad von Anfang bis Ende in gleichbleibenden,
kleinen Notenwerten und schnellen Bewegungen ausgeführt wurde.
Einige Dissonanzen unterstrichen die schmerzvolle und teilweise
wehmütige Stimmung.

Als zweites standen drei jeweils achtminütige Sätze aus dem Werken des französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908 – 1992), der den Winter 1940 im deutschen Kriegsgefangenenlager Görlitz verbrachte. Dort entstanden das „Quartett für das Ende der Zeit“ (Quatuor pour la fin du temps) für Klavier, Violine, Cello und Klarinette. Der fünfte Satz für Cello und Klavier ist der „Lobgesang für die Ewigkeit“, der 8. Satz ein „Lobgesang auf die Unsterblichkeit Jesu“. Wie von Messiaen selbst postuliert, ist es dem Mensch gewordenen Jesu. Der langsame Aufstieg der Geige ins höchste Register symbolisiert für ihn den Aufstieg des Menschen zu Gott. Dabei entwickelt sich einen ungeheure Dynamik zwischen den Instrumenten mit ebenfalls Aufsteigenden, dann aber auch absteigenden Akkorden des Klaviers. Eindrucks voll war
das zuerst gespielte, drei Jahre später in Paris entstanden „20
Blicke auf das Jesuskind“ für Klavier, sensibel mit all seinen
Dissonanzen von Tatiana Prushinskaya dar gebracht.

Einen speziellen
Geschichtsbezug hat auch das nach der Pause zu hörende
„Klavierquintett g-Moll op. 57“ von Dimitri Schostakowitsch (1906
– 1975). Es wurde im Sommer 1940, neun Monate bevor Hitler den Pakt
mit Stalin brach und seine Truppen in der Sowjetunion einmarschieren
ließ.

Unterschwellig ist
die Bedrohung in seinem Quintett mit der unterdrückten Dynamik schon
zu spüren. Dass sein großes musikalisches Vorbild Johann Sebastian
Bach ist, merkt man vor allem am Anfang des Quintetts. Der Komponist
bezog hier seine Inspiration aus den harmonischen Spannungsbögen und
Präludien von J. S. Bachs. Auch die klare Linienführung des Werkes
erinnert an das Vorbild. Jede Note scheint sorgsam berechnet, das
lyrische Intermezzo im 4. Satz bildet dabei einen große Ruhepunkt.
Typisch für Schostakowitsch die Gebrochenheit der Musik, die eine zu
romantischen Überschwang vermeidet.

Ein spezielles
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nach dem 27.01.2019.




Theaterstück zwischen Todessehnsucht und Lebenslust

Im Studio des
Schauspiel Dortmund hat Ensemble-Mitglied Frank Genser am Samstag,
den 26.01.2019 um 20:00 Uhr mit dem Theaterklassiker „norway.today“
von Igor Bauersima (Schweizer Dramatiker) Premiere und feiert
gleichzeitig sein Regiedebüt.

Dieses Kammerspiel
für zwei Personen hat, obwohl vor neunzehn Jahre uraufgeführt,
nichts von seiner Aktualität und Brisanz eingebüßt. Ganz im
Gegenteil.

Im Stück treffen
die jungen Erwachsenen Julie und August aufeinander. Sie möchte sich
das Leben nehmen und sucht eine Person, die sich zusammen mit ihr von
einem 604 Meter hohen Fels am norwegischen Lyse-Fjord ins Bodenlose
stürzen will. Der von der Scheinheiligkeit des Lebens angewiderte
August sagt dem Vorhaben entschlossen zu. Das Datum wird festgelegt
und mit Proviant und Zelt sind die Beiden alleine und ohne
gesellschaftlichen Druck zusammen, lernen sich kennen und arbeiten
sich aneinander ab. Mit ihren Zweifeln, gespielten gesellschaftlichen
Rollen und den echten Gefühlen. Überrascht von ihren eigenen
Gefühlen und der der Naturschönheit, bewegen sie sich zwischen
Todessehnsucht und jugendlicher Lust auf Leben…

Es steht viel auf
dem Spiel!

Das Stück ist auf
mehreren Ebenen interessant. Es ist zum einen, so Genser, eine
Auseinandersetzung mit dem Tabu-Thema „Freitod“ oder
„Selbstmord“. Darf man das „geschenkte Leben“ von sich aus
beenden? Wofür lohnt es sich zu Leben? Das sind nur zwei der vielen
Fragen, die sich ergeben.

Alexandra Sinelnikova (Julie) und Frieder Langenberger (August) sind die Darsteller des kleinen Kammerstücks im Studio. (Foto: 
©Birgit Hupfeld)
Alexandra Sinelnikova (Julie) und Frieder Langenberger (August) sind die Darsteller des kleinen Kammerstücks im Studio. (Foto:
©Birgit Hupfeld)

Zum anderen spielt
der immer größer werdende Einfluss der modernen Medien auf das
Lebensgefühl, gerade bei Jugendlichen, eine wachsende Rolle. Das
Gefühl von „persönlichen Defiziten“ wird oft zu einem
unerträglichen Problem. Mobbing hat eine immense Dimension
angenommen und verzweifelte (junge) Menschen nehmen sich (wie schon
geschehen) das Leben. Dazu gibt es auch einschlägige Foren
(Suizid-Foren).

Es gibt eine
Diskrepanz zwischen dem „idealem“ und dem realen Leben. Es ist
das Gefühl, den Anforderungen des Lebens nicht zu genügen. Was für
ein Bild wollen wir vor anderen von uns abgeben? Zweifel bleiben. Am
Ende bleibt, so der Regisseur, die Frage: Was ist das richtige
Happy-End?

Für Bühne und
Kostüm ist Ann-Heine, für Video Laura Urbach verantwortlich. Einen
Eisberg aus Styropor, wie bei früheren Aufführungen des Stückes,
wird jedenfalls, soviel verrieten der Dramaturg Matthias Seier und
Regisseur Frank Genser, nicht auf der Bühne zu sehen sein.

Julie wird von
Alexandra Sinelnikova vom Ensemble, und August von Frieder
Langenberger gespielt.

In der Saison
2018/2019 ist Langenberger im Rahmen des Schauspielstudio Graz
Ensemblemitglied am Schauspiel Dortmund.

Für die Premiere am
26.01.2019 gibt es noch Rest-Karten.

Informationen über
weitere Aufführungstermine erhalten Sie wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.:
0231/ 50 27 222




Musik voll Triumph und Schmerz

Die Dortmunder
Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz haben am 15./16.01 .2019 unter dem Motto „Teurer
Triumph“ ganz besondere Werke von zwei außergewöhnlichen
russischen Komponisten für ihr 5. Philharmonisches Konzert
ausgewählt.

Zum einen die
„Ouverture Solennelle „1812“ op. 49“ von Peter Tschaikowsky
(1840 – 1893, )und nach der Pause die 7. Sinfonie C-Dur op. 60
„Leningrader“ von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Ars
tremonia war am 15. Januar im Dortmunder Konzerthaus anwesend.

Die beiden Werke
sind in mehrfacher Hinsicht beachtlich und besonders. Die „Ouverture
Solennelle „1812“ nimmt Bezug auf den Einmarsch der französischen
Truppen am 22.Juni 1812 in Russland, und den teuer mit vielen
Menschenleben erkaufte Sieg der Russen gegen Napoleon. Als historisch
einzigartigen Parallele beginnt genau 129 Jahre später, am 22. Juni
1941 der Überfall des deutschen NS-Regimes auf die Sowjetunion unter
dem Namen „Unternehmen Barbarossa“. Nach der Einkesselung der
Stadt Leningrad und dem lange Kampf voll Entbehrungen und am Ende
über 1.000.000 Toten gegen die Deutsche Armee begleitet als
musikalische Unterstützung Schostakowitsch mit seiner 7. Sinfonie
bis zum siegreichen Ende.

Die Ouverture 1812
entspricht vom Wesen her einer sogenannten „Battaglia ( einem
musikalischen Schlachtgemälde) und ist auch so aufgebaut.
Aufstellung der Heere – Kampflärm – Siegeslied. Die feierliche
Einleitung erinnert an russisch-orthodoxe Kirchenklänge. Nach einer
Passage der leichten Verunsicherung kann der Zuhörer die
französische „Marseillaise“ erkennen. Die war zwar 1812 nicht
die Nationalhymne Frankreichs, unter Napoleon erklang „Le Chant du
Départ“, aber 1882 (Zeit der Aufführung) schon. Es steht als
Sinnbild für die anfänglichen Siege der Franzosen. Nach dem
„Kampflärm“ strahlt das folgende Thema Hoffnung aus. Das
nachfolgende russische Volkstanzthema bringt eine folkloristische
Note (etwa mit dem Tamburin) in die Ouverture. Es entwickelt sich
ein weiterer musikalischer Kampf zwischen der „Marseillaise“ und
dem russischen Volkslied, bis am Ende der Anfangschoral
majestätisch-pompös mit Glockengeläut ein weiteres Mal erklingt.
Nun ist der russische Sieg Gewissheit.

Die 7. Sinfonie op.
60 von Schostakowitsch begleitete als stützende musikalische
moralische Begleitung die Zeit der Belagerung Leningrads durch die
Deutsche Wehrmacht. Es ist nicht nur eine heroische Sieges-Sinfonie,
sondern macht auch den tiefen Schmerz und die unzähligen Verlust
spürbar.

Nachdem im ersten
Satz zunächst ein eher idyllisches Bild mit in Hinblick auf eine
glücklichen Vergangenheit vermittelt wird, trübt diese sich schnell
ein. Die kleine Trommel läutet erst ganz leise, dann immer
deutlicher die folgende Invasionsepisode ein. Was folgt ist ein
gigantisches Crescendo, das sich Furcht erregend monströs steigert.

Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)
Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)

Das folgende
traditionelle Scherzo erinnert mit unbeschwerten Klängen zwar an die
„Glückliche Zeit“, wird aber durch subtil eingesetzte
Taktwechsel unterlaufen. Der schrille Mittelteil führt wieder
Invasionsepisode zurück und es bleibt nichts von der Unbeschwertheit
übrig.

Das Adagio ist ein
großer Trauer-Choral. Durch einzelne Instrumente werden klagende
Erinnerungstöne eingeführt. Der Mittelteil ist musikalisch wieder
von Klänge der Invasionsperiode geprägt und geht zum schwelgenden
Anfangs-Rhythmus über als Zeichen von dem Gewinn des Lichts über
die Dunkelheit.

Der Sieg über die
Invasoren im vierten Satz entwickelt sich musikalisch langsam zum
Sieg hin. Das feierliche und triumphale C-Dur der letzten Takte wird
dabei aber immer mit irritierende schreiende Untertöne gestört. Ein
klares Zeichen, das dieser Triumph schwer und teuer mit unzähligen
Opfern errungen wurde.

Dieses besondere
Konzert hat alle beteiligten Musiker mit ihrem Dirigenten spürbar
auch an ihre emotionalen Grenzen gebracht.

Das Konzert am
Dienstag, den 15.01.2019 wurde von WDR 3 live im Rahmen der Reihe
„WDR 3 Städtekonzerte“ übertragen.




Aus für Veranstaltungen im Torhaus Rombergpark

Es ist ein nicht nur
bei Künstlern beliebter und einzigartiger historischer Kulturort.
Das Torhaus Rombergpark (entstanden 1681) am Nordausgang des
Botanischen Gartens ist nicht nur wunderbar gelegen und hat eine
reizvolle Architektur, sondern gehört zu den wenigen komplett
erhaltenen Relikten des damaligen Schloss Brünninghausen, das im
Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Historische Gebäude gibt es in
Dortmund nicht viele. Es ist als Baudenkmal in die Denkmalliste der
Stadt Dortmund eingetragen worden.

Seit 1968 wurde es
als städtische Kunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen und
verschiedener Konzertveranstaltungen genutzt und beliebt. Nun muss
dieser Kulturort, mit dem so viele schöne Ausstellung und Konzert
verbunden sind geschlossen werden. Wegen der mangelnden
Barrierefreiheit, der schmalen Wendeltreppe und fehlenden weiteren
Fluchttüren darf das Gebäude nun nicht mehr für öffentliche
Veranstaltungen genutzt werden.

Wie Claudia
Kokoschka (Leiterin des Kulturbüros) beim Pressegespräch verriet,
sind auch die betroffenen Künstlerinnen und Künstler darüber sehr
betrübt. Bis dahin hatte man sich mit dem Einsatz von Wachpersonal
und dem kontrollierten Zugang von höchsten 50 Personen auf der
sicheren Seite gefühlt.

„Seit den
tragischen Ereignissen um die „Love Parade“ (2010) hat sich der
Blick auf die potenziellen Gefahren verschärft und die Einschätzung
geändert“, erklärte Kokoschka.

Die Leiterin des Kulturbüros, Claudia Kokoschka, möchte gerne wieder  ins das besondere Ambiente des Torhauses zurück..
Die Leiterin des Kulturbüros, Claudia Kokoschka, möchte gerne wieder ins das besondere Ambiente des Torhauses zurück..

Nach dem ersten
Schock hat sich das Dortmunder Kulturbüro als Träger der
Einrichtung schnell um kurzfristige Alternativen für die bisherigen
Ausstellungen der städtischen Galerie im Torhaus und die beliebten
Gitarrenkonzerte bemüht. Als neuer Spielort für die Ausstellungen
ist der schwarze Pavillon vor dem Dortmunder U
(Leonie-Reygers-Terrasse) und für die Konzerte die Rotunde des
Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) vorgesehen.

Heimische bildende
Künstlerinnen und Künstler können nach Ende der Pink
Floyd-Ausstellung Februar 2019 an dieser zentraler Stelle am
Dortmunder U ausstellen. Der Pavillon wurde als Shop und Kasse für
die Pink Floyd-Schau errichtet, wird aber dauerhaft an seinem Platz
vor dem U stehen bleiben.

Die Gitarrenkonzerte
haben dann ein neues Domizil in der Rotunde des MKK. Der neue Name
der Reihe lautet „Gitarrenmusik in der Rotunde“. Das Programm
wird in Kürze bekannt gegeben.

Ob und in welcher
Form das Torhaus Rombergpark umgebaut wird und damit für kulturelle
Veranstaltungen wieder zur Verfügung stehen kann, werden die
zuständigen Dienststellen der Stadt (etwa das Bauordnungsamt) nun
klären.

Die Entscheidung
obliegt am Ende bei der Politik. Dabei spielen neben dem Brandschutz
natürlich auch Fragen des Denkmalschutzes eine wesentliche Rolle.
Das Kulturbüro hofft und kämpft dafür, das Torhaus als Kulturort
langfristig erhalten zu können. „Wir werden alle Möglichkeiten
prüfen, die uns eine kulturellen Nutzung dieser beliebten
Veranstaltungsstätte wieder ermöglichen“, so Claudia Kokoschka.




Operette im Spannungsfeld von Liebe und fremder Kultur

Regisseur Thomas
Enzinger konnte sich schon mehrfach seinen Ruf als Spezialist für
das Genre Operette in Dortmund unter Beweis stellen. Nach seinen
Erfolgen mit „Roxy und das Wunderteam“ oder „Die Blume von
Hawaii“ hatte am 12.01.2019 seine neueste Inszenierung der
romantischen Operette „Land des Lächelns“ von Franz Lehár
(Libretto Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda) im hiesigen Opernhaus
Premiere. Musikalisch
begleitet wurde die Aufführung sensibel von der Dortmunder
Philharmoniker unter der souveränen Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz.

Musikalisch
anspruchsvoll ambitioniert, wollte der der Komponist zu seiner Zeit
den bisherigen Rahmen der als „seichte Unterhaltung“ verschrienen
Operette sprengen und ihr unter anderem durch Elemente der Oper Tiefe
und als Kunstgattung Geltung zu verschaffen. Enzingers Inszenierung
besticht nicht nur durch eine opulente Bühnen-Ausgestaltung und
schonen farbenfrohen Kostümen, die sinnbildlich für die damalige
Zeit stehen. Eine zugefügte tänzerische Ebene verlieh den Emotionen
der handelnden Protagonisten eine weitere verstärkende Dimension.

Die
Handlungskonflikte bieten sich dafür gut an. Nicht nur bei der
Ouvertüre wurde getanzt – übrigens eine sehr nette Idee –
sondern ebenfalls während der Zwischenmusiken wurde die Dramatik des
Liebespaares tänzerisch dargestellt.

Die selbstbewusste
Grafen-Tochter und Witwe Lisa ist ein begehrter Mittelpunkt der
Wiener Highsociety. Verehrt vor allem von dem Dragonerleutnant Graf
Gustav von Pottenstein (genannt Gustl), ihrem besten Freund. Sie
verliebt sich aber in den exotischen und zurückhaltend charmanten
chinesischen Prinzen Sou-Chong. Wohl gerade wegen seiner
geheimnisvollen, für sie anziehenden und fremden Art. Auch er ist
von ihr angetan, wird aber als Ministerpräsident in sein Heimatland
zurück beordert. Hals über Kopf folgt ihm Lisa und heiratet ihn.
Doch die Liebe wird durch die unterschiedlichen Kulturen und
Lebensentwürfe dieser beiden Persönlichkeiten auf eine harte Probe
gestellt. Als Sou-Chong sich letztendlich durch die Verantwortung der
ihm verliehenen „Gelben Jacke“ der Tradition unterwirft, vier
Mandschu-Mädchen zu heiraten, eskaliert die Situation. Lisa ist
zutiefst enttäuscht und will von Heimweh geplagt, China mit Hilfe
von Gustl verlassen. Am Ende gibt es nicht nur für Sou-Chong,
sondern auch für seine Schwester Mi kein Happy End…

Erste Zweifel werden bei Lisa in China bemerkbar. Martin Piskorski (Prinz Sou-Choung) und Irina Simmes (Lisa).
(Foto © Oper Dortmund)
Erste Zweifel werden bei Lisa in China bemerkbar. Martin Piskorski (Prinz Sou-Choung) und Irina Simmes (Lisa).
(Foto © Oper Dortmund)

Für die beiden
Haupt-Protagonisten Lisa und Prinz Sou-Chong konnten mit Irina Simmes
und Martin Piskorski zwei hochkarätige Sänger*innen mit klaren
Stimmen und sensibler, aber nicht zu kitschiger Interpretationen der
romantisch, oft melancholischen Arien gewonnen werden.

Ein Höhepunkt war
sicherlich die starke Darbietung der bekanntesten Arie „Dein ist
mein ganzes Herz“ von Tenor Piskorski.

Fritz Steinbacher,
ein alter Bekannte hier im Opernhaus, füllte seine Rolle des Graf
Gustl wie schon so oft mit viel Sinn für Humor aus. Ihm zur Seite
stand als kongeniale PartnerinAnna Sohn als die in ihn verliebte Mi.
Eine der lustigsten Szenen ist die, als Gustl Mi mit der als geschenk
für Lisa vorgesehenen Sacher-Torte „füttert“.

Humor bringt auch
seine resolute Tante, die Exzellenz Hardegg, wunderbar dargestellt
von Johanna Schoppa , in die Inszenierung.

In weiteren
Nebenrollen wussten Georg Kirketerp als Lisas Vater Graf Ferdinand
Lichtenfels und und Hiroyuki Inoue als Sou-Chongs gestrenger Onkel
Tschang zu gefallen.

Diese Inszenierung
bringt die trotz starker Gefühle der beiden Protagonisten die
Unvereinbarkeit ihrer persönlichen Lebensentwürfe und die mangelnde
Fähigkeit zu einem Kompromiss über die fremden Kulturen hinweg mit
der ganze emotionale Palette von Liebe und Sehnsucht, sowie Neugier
und Verzweiflung mit dem desillusionierendem Ende verdeutlicht. Das
alte konfuzianische Weltbild hatte bis zur Kulturrevolution von Mao
bestand. Bei all den negativen Folgen und den vielen Toten hatte die
Kulturrevolution wenige Lichtblicke. Dazu gehörte die
Frauenemanzipation: Danach wurden auch die Frauen in China freier,
denn so Mao „die Frauen können die Hälfte des Himmels tragen.“

Weitere
Aufführungstermine und Infos gibt es wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.
0231 5027222.




Markante Orte des Ruhrgebiets im künstlerischen Blickpunkt

Die Artothek in der
Dortmunder Stadt-und Landesbibliothek stellt vom 08.01.2019 bis zum
15.02.2019 siebzehn Acryl-Bilder in verschiedenen Formaten der
Künstlerin und Dozentin Martina Dickhut unter dem Titel „Hier im
Ruhrgebiet“ aus.

Die in Dortmund
geborene und lebende Künstlerin hat, wie sie bei einem
Pressegespräch verriet, schon von klein an einen Bezug zum
Ruhrgebiet und dem Bergbau und der Stahlindustrie. Der Vater
arbeitete bei Hoesch, und sie musste ihn oft für längere Zeit wegen
der Schichtarbeit vermissen.

Markante Orte aus
Dortmund und dem Ruhrgebiet sind ihre Haupt-Motive. Dickhut
bearbeitet diese anhand von Fotos, die mit Acrylfarben „weiter
gemalt“ werden. Es gelingt dadurch ein besonderer und erweiterter
Blick auf die Orte. Die ausgestellten farbig starken Bilder sind nach
2014 entstanden.

Martina Dickhut zeigt in der Artothek das Ruhrgebiet aus ihrem Blickwinke
Martina Dickhut zeigt in der Artothek das Ruhrgebiet aus ihrem Blickwinkel.

Im Zentrum ihrer
Werke steht ein Foto, zum Beispiel bei den sechs kleineren Bildern
der Dortmund-Reihe farbige Fotografien von der Westfalenhalle, dem
Fußballmuseum, der Museumsnacht (Friedensplatz bei Nacht), vom
Dortmunder U oder der Stadt– und Landesbibliothek. Manches ist
dezent, aber markant im Hintergrund oder in der Mitte zu erkennen.

Das Foto wird mit
Malgel überstrichen und dann künstlerisch erweitert.

Wie die Künstlerin
betont, ist es eine große und auch zeitaufwendige Herausforderung,
den gleichen Farbton des Fotos zu treffen, damit das Foto im Bild
verschwindet. Da kommt es auf einen genauen Blick und Nuancen an.

Industrie-Fotos wie
etwa von der Halde Schwerin, dem Baum im Gasometer, dem Hochofen
Duisburg oder aber auch vom Schiffshebewerk Henrichenburg sind
beliebte Motive von Dickhut.

Die fertiggestellten
Bilder bestechen durch ihre Intensität, welche dem Betrachter diese
speziellen Orte noch näher bringt, als es ein Foto vermag.

Die Ausstellung ist
dienstags und freitags zwischen 10 und 19 Uhr in der Artothek in der
1. Etage der Stadt- und Landesbibliothek zu sehen.




Schillers „Räuber“ im zeitgenössischen Gewand

Wie bringt man das
am Ende der literarischen Sturm-und Drang-Periode entstandene Drama
„Die Räuber“ von dem jungen deutschen Schriftsteller Friedrich
Schiller (1759 – 1805) mit seiner zeitlosen und aktuellen Brisanz
auf die Bühne bringen?

Dieser schwierigen
Aufgabe stellte sich das freie Theaterkollektiv Sir Gabriel Trafique
(SGT) mit Regisseur Björn Gabriel, vom Dortmunder Schauspiel gut
bekannt, und die für Ausstattung und Produktion verantwortliche Anna
Marienfeld in ihrem neuesten Projekt „Die Räuber.Live – Utopien
aus Deutschen Lenden“ im Dortmunder Theater im Depot. Der Titel
weist schon mit Ironie auf das vor allem durch die AfD vermittelte
„deutschtümelige“Sprach- und Menschenbild hin, so der Regisseur.

Die Premiere ist
dort am 12.01.2019 um 20:00 Uhr. Neben den Organisatoren Gabriel und
Marienfeld gehören immer wechselnde Schauspieler*innen und
Videokünstler*innen zur Gruppe.

Diesmal spielen der
Bochumer Fernsehmacher Dominik Hertrich und die in Köln geborene
Schauspielerin Aischa-Lina Löbbert sowie die Schauspielerinnen Fiona
Metscher und Mirka Ritter. Die vier spielen zwei Paare, die
eigentlich als gebildet und aufgeklärt gelten. Beide begehen bei
Champagner und den in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts
beliebten Mettigel einen launigen Abend. Man wähnt sich sozial,
humanistisch und fremden Kulturen aufgeschlossen. Dann passiert etwas
Unerwartetes und die verschiedenen Lebensentwürfe geraten unter dem
Brennglas „identitärer“ Fragestellungen in nicht geahnte
Konkurrenz zueinander. Der Abgrund lauert zwischen den Worten und es
entbrennt ein erbitterter ideologischer Kampf um die „moralisch
gerechte Gesinnung“. Orientierung soll ihnen ein Kulturhistorischer
Abgleich bieten und die Vier gleiten immer tiefer ab in Schillers
„Räuber“ mit katastrophaler Folge..

Versteckt im "deutschen" Wald und hinter Maschendrahtzaun sinniert der Regisseur und einer der Köpfe von "Sir Gabriel Trafique" Björn Gabriel.
Versteckt im „deutschen“ Wald und hinter Maschendrahtzaun sinniert der Regisseur und einer der Köpfe von „Sir Gabriel Trafique“ Björn Gabriel.

Wie von SGT gewohnt,
werden zwar viele Monologe aus Schillers „Räuber“ genutzt, aber
mit Hilfe von Video-und Lichtinstallationen, Musik, Elementen der
virtual reality, der bildenden Kunst, der Performance, zwei
Livekameras sowie über 100 Presens ein zeitgenössisches
zugespitztes Gewandt dar gebracht. Für die Visuals und die
zeitgenössische Ästhetik ist Alexander Huegel verantwortlich.

Die Bühne ist unter
anderem mit typischen als kitschige „typisch deutsche“ Elemente
wie etwa den „Deutschen Michel“, den „German Grill“ oder
symbolhaft mit einer „Mauer“ als Theke und einen geheimnisvollen
und gruselig mit einem Totenkopf versehenen stilisierten „deutschen“
Wald ausgestattet.Es gibt also viele Assoziationsräume für das
Publikum.

Wie Gabriel betonte,
sind die „Räuber“ von Schiller wohl das deutscheste Stück
(Drama). Im Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl wählen die Söhne
von Graf Maximilian Moor im Drama am Ende extreme und und zu
verabscheuende Mittel, um sich von den Fesseln der Elterngeneration
und den Schranken des sogenannten „Kastratenzeitalters“ zu
befreien. Karl als idealistische Befreier, Bruder Franz als Tyrann,
der sich zurückgesetzt fühlt und sich über alle Natur erhebt.

In unserer Zeit
brechen sich sich Unzufriedenheit, Verdrängtes oder nur in
heimeligen Kneipen und Bierstuben unter sich herausgelassene
Aggressionen sowie Ängste vor „Überfremdung“, sozialen Abstieg
etwa bei den Montagsdemonstration der PEGIDA lauthals und wie ein
Ventil bahn. Es geht diesen Menschen ja, wie sie betonen, der
„Gerechtigkeit“ Geltung zu schaffen. Da setzt so mancher auf
scheinbar einfache Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme
und sucht den einen „Sündenbock“. Die Gefahr der politischen
Instrumentalisierung von rechtspopulistischen und faschistischen
Parteien ist groß.

Neben der Premiere
am 12.01.2019 gibt es im Dortmunder Theater im Depot auch noch weiter
Vorstellungen des Stückes am Sonntag, den 13.01.2019 um 18:00 Uhr,
sowie am 14.02.2019, am 28.03.2019 und am 29.03.2019 (jeweils um
20:00 Uhr).

Infos und Karten
unter www.depotdortmund.de




Im ¾ Takt ins Jahr 2019

Gleich
mit zwei Konzerten „Alles Walzer“ an einem Tag schickten
die Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung von
Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ihr Publikum im ¾
Takt in das neue Jahr 2019. Feltz gelang es wieder einmal, ein
facettenreiches Programm auf die Beine zu stellen, und die hiesigen
Philharmoniker zeigten
sich wie gewohnt in ausgezeichneter Form.

Zur
Seite standen für eine
gelungene Vorstellung außerdem noch die Pianistin Tatiana
Prushinskaya und die usbekische
Sopranistin Hulkar
Sabirova.

Geboten
wurden Walzerklänge in ihrer Vielfältigkeit aus unterschiedlichen
Epochen und Ländern.

Bei
dem Thema Walzer kommt man natürlich nicht an Wien und Johann Strauß
(Sohn) vorbei

So
begann das Konzert passend mit dem Kaiserwalzer op. 437 des
österreichisch-deutschen Kapellmeister und Komponisten.

Wie gewohnt führte Gabriel Feltz mit seinen Dortmunder Philharmonikern beschwingt und walzerselig durch das Programm. (Foto: Anneliese Schürer)
Wie gewohnt führte Gabriel Feltz mit seinen Dortmunder Philharmonikern beschwingt und walzerselig durch das Programm. (Foto: Anneliese Schürer)

Mit
dem traurig-schönem Arie „Lascia ch‘io pianga aus „Rinaldo“
(1720)
von Georg Friedrich
Händel ging es in ein anderes Jahrhundert und es wurde
gleich deutlich, dass der ¾
Takt und Walzer nicht seinen Ursprung, wie man denken könnte, in
Wien hat. Hulkar Sabirova
sang die Arie mit viel Gefühl und Stimm-Volumen.

In
verschiedenen Tempi und Variationen fand dieser besondere Takt auch
bei dem „Valses nobles D 969“ von Franz Schubert, arrangiert für
Klavier zu vier Händen von Georg Kremser. Tatiana Prushinskaya und
Gabriel Feltz trugen gemeinsam am Klavier dieses meisterhafte Werk
von Schubert vor.

Von
der Liebe zu einer Frau inspiriert wurde der französische Komponist
Louis Hector Berlioz (1803 – 1869) bei
seinem „Un Bal“ (2. Satz der „Symphonie fantastique“ op. 14).

Beim
romantischen Liebeslied „je veux vivre“ aus „Romeo et
Juliette“ von dem französischen Komponisten Charles Gounod konnte
die Sopranistin Sabirova erneut ihre weiche und volle Stimme zur
Geltung bringen.

Gabriel
Feltz führte ab und zu mit witzig-humorvollen und bissigen
Überleitungen durch das Programm.
Es folgten mit dem Walzer
aus „Dornröschen“ von Peter Tschaikowsky (1848 – 1893) und dem
Walzer Nr.2 aus der „Suite für Varieté-Orchester“
von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975) zwei russische Vertreter
mit ihrem ihren romantischen und bei Schostakowitsch in
trüben politischen Zeiten auch
melancholischen Walzer-Werken.Stimmungsvoll
wurde das Programm mit dem Frühlingsstimmen op. 410 von Johann
Strauß (Sohn) dem Ende entgegen geführt.

Sabirova
und Feltz ließen es sich nicht nehmen, dabei gekonnt einen
Walzertanz auf die Bühne zu bringen und danach auch zwei Gäste aus
dem Publikum zum Tanz zu bitten.

Einer
der wohl bekanntesten Walzer von Strauß Junior, der bekannte
„Donauwalzer“, sowie ein Czaras von Hulkar Sabirova dargebracht,
durften als Zugabe nicht fehlen.

Traditionell
wurde mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater) das Programm
endgültig beendet und auf das neue Jahr angestoßen.




Tiefe Einblicke in seelische Untiefen

Der neueste PEGASUS-Krimi von Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge, erschienen im Oktober 2018 im Grafit-Verlag, ist praktisch ein Folge-Thriller des vorherigen Kriminalroman „Datengrab“. Aber keine Angst, sie können den spannenden Psychothriller auch lesen, wenn sie „Datengrab“ noch nicht kennen. Es gibt genug erklärende Hinweise auf die vorangegangenen Ereignisse, die alle Personen und Zusammenhänge nahebringen.

Die Detektei PEGASUS ist so ziemlich am Ende, und soll durch den ehemaligen Kameramann und ziemlich unzufriedenen momentanen Hausmann und Frührentner Klaus-Ulrich Mager wieder belebt werden. Sein älterer Sohn, der Detektiv Dr. Kalle Mage, soll derweil als Bodyguard für Lea Bennsdorf dienen, die sich vier Jahre nach einer brutalen Vergewaltigung verfolgt fühlt.

Zunächst nimmt sie keiner ernst – denn ihr einstiger Peiniger Paul Kehlmann sitzt noch im Knast. Trauma oder Täuschung? Trotz anfänglicher Bedenken kommen Kalle Mager und seine Freunde und IT-Experten Simone Olsok und der in Lea verliebte Tim Hoppe langsam ins Grübeln. Denn über dem Phönixsee in Dortmund stürzt unerwartet ein Flugzeug samt einem Ex-Doktoranden und Feind Kehlmanns und dem Piloten ab…

Der Nachfolger von "Datengrab" überzeugt mit temporeicher Spannung. (Foto: © grafit Verlag)
Der Nachfolger von „Datengrab“ überzeugt mit temporeicher Spannung. (Foto: © grafit Verlag)

Der Krimi entwickelt einen einen großen Spannungsbogen, der den Leser immer mehr in seinen Bann zieht und kleine Überraschungen bereit hält.
Die Handlung spielt im Umfeld von Dortmund – Bochum – Wattenscheid sowie Essen, und die Sprache hat viel vom bissig-trockenem Ruhrpott-Charme und die verschiedenen Charaktere werden gut entwickelt.
Solides kriminalistisches Handwerk und Intuition tragen hier in Verbindung mit moderner Technik zur Lösung des Falls bei und geben interessante Einblicke in die aktuelle Möglichkeiten der Verbrechensaufklärung.
Wer wie ich in Dortmund wohnt und aufgewachsen ist, wird die genannten Orte und Straßen sicherlich wieder erkennen. Humorvolle Anspielungen etwa auf die Rivalität der beiden Fußballvereine BVB und Schalke 04 lockern die tiefen psychologischen Abgründe aus Rachegelüsten, Missbrauchsfolgen und den klar dargestellten schlechten Arbeitsbedingungen der PsychotherapeutInnen in Ausbildung auf.
Der Thriller ist nicht nur unterhaltsam und spannend, sondern spricht direkt oder indirekt gesellschaftspolitische Probleme an. So wird unter anderem auch der bedrohliche Rechtspopulismus in Form der AfD thematisiert.
Ein nicht nur Menschen aus dem Ruhrgebiet empfehlenswerte temporeiche und spannungsgeladene Lektüre.

Seelenamt

Christiane
Bogenstahl und Reinhard Junge

Kriminalroman kt.
411 Seiten

Grafit Verlag

EUR 13.00, E-Book
EUR 9.99

ISBN
978-3-89425-586-2




Kooperation zwischen UZWEI im Dortmunder U und hiesigen Realschulen

Wie weckt man bei Kindern und Jugendliche das Interesse für die bildende und darstellende Kunst und deren kreatives Potential? Das Kultur wesentlich für eine lebendige Stadtgesellschaft und Persönlichkeitsentwicklung ist, scheint in den Kommunen immer mehr anzukommen. So gibt es schon eine Kooperationsvereinbarungen mit Schulen und dem Theater Dortmund (wir berichteten).

Nun wurde am 14.11.2018 im Dortmunder U unter dem Motto „Über sich hinaus wachsen“ für drei Jahre eine Kooperation zwischen den hiesigen Realschulen und der UZWEI im Dortmunder U vereinbart.
Dr. Stefan Mühlhofer, der Leiter der Kulturbetriebe, überreichte den anwesenden Schulleiterinnen und Schulleitern der Dortmunder Realschulen die von den Beteiligten unterzeichneten Kooperationsverträge. Worum geht es genau?

Mit diesem Projekt haben Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten Klassen von den beteiligten Realschulen auf der UZWEI die Gelegenheit sowohl Film, Fotografie und mediale Künste mit Inhalten aus den Schul-Lehrplänen zu verknüpfen. Unterstützt werden sie dabei von freien Künstlerinnen und Künstler, die mit ihnen zu ihren wichtigen Themen arbeiten.

Dr. Stefan Mühlhofer (zweite Reihe mit roter Krawatte) vereinbarte mit den  anwesenden Schulleiterinnen und Schulleitern der Dortmunder Realschulen eine kulturelle Kooperation. (Foto: © Lea Haubner)
Dr. Stefan Mühlhofer (zweite Reihe mit roter Krawatte) vereinbarte mit den anwesenden Schulleiterinnen und Schulleitern der Dortmunder Realschulen eine kulturelle Kooperation. (Foto: © Lea Haubner)

Es gibt vier Treffen pro Schulklasse, wobei eine Theaterfachfrau und ein bildender Künstler der UZWEI ihr Thema aus kreativer und auch medialer Perspektive bearbeiten werden. Sie drehen zum Beispiel Filmclips, bauen Requisiten oder erfinden Spiele und Geschichten.

Gerade SchülerInnen aus eher Kultur fernen oder wirtschaftlichen schwierigen Familienverhältnissen sollen die Möglichkeit bekommen, sich kreativ zu entfalten und ihr künstlerisches Potenzial zu erforschen. Im besten Fall werden sie so für Kunst und Kultur begeistert und gewinnen zudem an Selbstbewusstsein.

Einmal im Jahr werden die Ergebnisse dann auf großer Leinwand im Kino im U präsentiert.