Klangvokal 2019 – Facettenreiche mediterrane Vokalmusik

Arabisch-französisch geprägte Musik des Trio NES (Valencia) erwartete das Publikum im Dortmunder domicil. Die Organisatoren des Klangvokal Musikfestivals bewiesen wieder einmal einen gutes Händchen für Vokalkünstler der besonderen Klasse.

Charismatische
Frontfrau der Gruppe ist die französisch-algerische Sängerin und
Cellistin Nesrine Belmokh. Sie ist in Frankreich geboren, und ihre
Eltern stammen aus Algerien. Daraus entwickelte sich eine ganz
besondere Melange aus arabischer Musik, Jazz, Chanson, Soul und Pop.

Die Sängerin hat
nicht nur eine gute und wandlungsfähige Stimme, sondern kann auch
einfühlsam auf ihrem schmalen E-Cello oder einer in Istanbul
erstandenen Mandoline spielen. Eindrucksvoll kam ihre Alt-Stimme vor
allem gerade bei den leisen Tönen zur Geltung.

Eine gelungene Fusion aus verschiedenen Musikstilen präsentierte die Band NES der Frontfrau Nesrine Belmokh. Mit ihr spielten David Gadeo (Percussion) und Cellist Matthieu Saglio. (Foto: © Anja Cord)
Eine gelungene Fusion aus verschiedenen Musikstilen präsentierte die Band NES der Frontfrau Nesrine Belmokh. Mit ihr spielten David Gadeo (Percussion) und Cellist Matthieu Saglio. (Foto: © Anja Cord)

Ihr zur Seite
standen kongenial der französische Cellist Matthieu Saglio (nicht
umsonst wird er „Cellist der 1000 Klangfarben“ genannt) und
spanischen Perkussionisten David Gadeo. Sie ergänzten sich alle
wunderbar und bewiesen auch Performance-Qualitäten.

In den vielseitigen
Liedern, die hauptsächlich von der Sängerin stammen, geht es vor
allen um Identität, Liebe und Schmerz oder vor allem um den Traum
und die Hoffnung auf Frieden. Ihr Debütalbum „Ahlam“, aus dem
die Frontfrau einige Songs sang, bedeutet im wörtlichen Sinn
passend „Traum“. So heißt es in dem auf arabisch gesungenen
Titelsong: „Ich träume von Frieden und Hoffnung in einem Garten
der Liebe.“

Neben arabisch
wurden die Lieder überwiegen in englischer Sprache oder auf
französisch gesungen.

In „Laisse-Moi
Entrer“ bittet die Franko-Algerierin beispielsweise um Einlass auf
Französisch, in „The World is Blue“ beklagt sie sich dagegen
temperamentvoll über einen Liebhaber.

NES ist ein
gelungenes Beispiel dafür, was für eine Bereicherung
multikulturelle Einflüsse auf die Musik haben können.

Zum Abschluss
begeisterte NES das Publikum noch mit zwei wunderbaren
Interpretationen von „Ain‘t No Sunshine“ (Bill Withers) und „La
vie en rose“ (Edith Piaf).




Juicy Beats 2019 – volles Programm steht

Das
24. Juicy Beats Festival im Dortmunder Westfalenpark am 16. & 17.
Juli 2019 steht mit einem vollgepackten Musik-Spiel und Spaß –
Programm vor der Tür.

Es
bietet insgesamt 200 Bands und DJs, sieben Live-Bühnen, 20 Floors,
etliche Aftershow-Partys und ein besonderes Rahmenprogramm.

Erstmals
können die Zelte auf dem Campingplatz schon am Donnerstag
(15.07.2019) aufgeschlagen und dann an einem zusätzlichen
Rahmenprogramm teilnehmen. Im Angebot sind unter anderem ein Ausflug
zum Deutschen Fußballmuseum, zum 2. Soccer Slam Cup mit
anschließendem Stößchen und Konzert in der Kultkneipe Schlips oder
Party im Toyka‘s.

Die Organisatoren hoffen auf gutes wetter beim diesjährigen Juicy Beats.
Die Organisatoren hoffen auf gutes wetter beim diesjährigen Juicy Beats.

Viele
Topacts, wie zum Beispiel AnnenMayKantereit, SDP, Bausa, Trettmann,
Dendemann, Claptone, Mousse T., Drunken Masters, Finch Asozial, Giant
Rooks, Lari Luke oder die Antilopen Gang erwarten das Publikum auch
nationale Newcomer, eine inklusive Band , Poetry-Slam und vieles mehr
auf den unterschiedlichen Stages und Bühnen.

Am
Freitag den 16.07.2019 geht es ab 14:00 Uhr mit Trettmann und dem
diesjährigen Headliner, die Kölner Band AnnenMayKantereit los.
Gleichzeitig starten die zum Teil liebevoll geschmückten Floors.

Am
sind am Samstag steht dann SDP auf dem Programm der großen Bühne.

Auch
an Kinder und Familie ist gedacht. In der Kidzone (Wiese Buschmühle)
präsentiert das Jugendamt Dortmund erstmals ein musikalisches
Programm für die kleinen Besucherinnen und Besucher. Bewegung und
Tanz werden im Zirkuszelt groß geschrieben.

Es
gibt auch wieder eine 9 Meter hohe Kletterwand und vieles mehr.

Silent
Disco ist ab 22:00 Uhr angesagt.

Sponsoren wie Brinkhoff‘s haben sich als besondere Aktion (TukTuk-Floor) ein Klebe-Tattoo (wahlweise Ruhrgebietsstädte) für interessierte Besucher ausgedacht.

Die
Sparkasse Dortmund hatte schon jetzt mit ihrer 25%Rabattaktion für
Festival-Tickets rege Nachfrage und Erfolg.

Das
Essensangebot ist ähnlich groß wie in den vergangenen Jahren und
die Ticketpreise sind moderat geblieben.

Ticket
sind auf der der Festival-Homepage sowie den bekannten
Vorverkaufsstellen und Systemen erhältlich. Kombitickets der Phase 4
kosten 80,- Euro zzgl. Gebühren. Für Teenager zwischen 11 und 13
Jahren gibt es die Teen-Tickets für 43,-Euro (Kombi) und 21,50 Euro
(Einzel) zzgl. gebühren als print@home Variante.

Die
kostenlose An- und Abreise mit Bus und Bahn aus dem gesamten
VRR-Gebiet ist bei allen VVK enthalten.

Zusatzkarten
für den Campingplatz, (geöffnet Donnerstag), sind ab 40,- Euro (Ein
Zelt/Zwei Personen, zzgl. Müllpfand) zu haben.




Dortmunder U zeigt Ausstellung zu „Grafik aus Dortmund“

Im Foyer des Dortmunder U ist vom 07. bis 30. Juni 2019 die
Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ zu sehen. Dort stellen 48
heimische Künstlerinnen und Künstler jeweils zwei Grafikarbeit aus
und bewerben sich damit um die Aufnahme in den begehrten, auf 500
(handsignierten) Exemplaren limitierten, Dortmunder Kunstkalender
2020. Ein Fachjury (vom Kunstverein bis Kulturbetriebe) entscheidet
am 27.06.2019 abschließend, welche sechs KünstlerInnen am Ende mit
zwei ihrer Werke in dem heimischen Grafikkalender erscheinen dürfen.
Dieser geht schon in die 43. Runde!

Wie Kulturdezernent
Jörg Stüdemann bei der Eröffnung erklärte, ist es ein harter
Wettbewerb mit festen Bedingungen: Bewerben mussten sich die
Kandidaten per Internet mit ihren Werken. Der Künstlerische
Mittelpunkt und das Wohnumfeld muss in Dortmund liegen. Ein
abgeschlossenes Kunststudium oder langjährige Erfahrung im
künstlerischen Bereich sind Voraussetzung für die Teilnahme.
Ehemalige Gewinner sind ausgeschlossen. Es wird also spannend.

Ein Teil der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler versammelte sich zu einem Foto.
Ein Teil der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler versammelte sich zu einem Foto.

Die Ausstellung
zeigt eine große Spannbreite des vielfältigen künstlerischen
Potentials aus Dortmund. Das geht von Zeichnungen, Grafik, grafisch
bearbeiteten Fotografien, Holzschnitt, Druck, Handsiebdruck.
Linoldruck, Collage, mixed media, DigitalArt, Fotocollage oder
Fotoradierungen.

Grundlage für viele
Arbeiten waren in diesem Jahr offensichtlich Natur oder Tiermotive in
verschiedenen Zusammenhängen. Ohne jemand speziell hervorzuheben,
hier einige interessante und prägnante Beispiele.

Die Künstlerin
Irmtraud Büttnerverbindet etwa verbindet eindrucksvoll mit ihren
beiden Arbeiten so gegensätzliche Elemente wie Eis und Feuer in
ihrer Beziehung. Titel: „Gegensätzliche Elemente“ und „Kaltes
Element“. Anke Droste wiederum zeigt aus ihrer Reihe „Frei“ die
beiden Werke „keep on trippin 1 und „keep on trippin 2“ mit
Tusche und Feder auf Papier sinnbildhaft das Unterwegs und auf der
Suche sein.

Ein subtiles
kritische gesellschaftspolitisches Statement gibt Karin Jessen mit
ihren beiden Werken „Die Spur des Geldes- 1“ und „Spur des
Geldes- 2“, Handsiebdruck auf Börsenzeitung.

Daneben ist als
Kontrast von Michael Jaspert die Grafik, Fotoradierungen „Geigenbauer
I“ und „Geigenbauer II“ zu sehen, die diese wunderbaren
Instrument in einer besonderen Weise zur Geltung bringen.

Es gibt viel zu
sehen und entdecken, und die Originalgrafiken der Künstlerinnen und
Künstler können selbstverständlich während der Ausstellung
käuflich erworben werden. Preislisten liegen aus.




9. Philharmonisches Konzert – Konflikte musikalisch verarbeitet

Wen kann man in Krisen oder Kriegszeiten noch trauen? Wie stellt sich
das Individuum dann gegenüber der Gemeinschaft? Welche Wege geht es,
und wer sind seine verlässlichen Gefährten?

Bei den drei
Komponisten und deren ausgewählten Werken beim 9. Philharmonischen
Konzert am 4./5. Juni 2019 konnte das Publikum diese Konflikte
musikalisch spüren.

Die Dortmunder
Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung des niederländischen
Dirigenten Antony Hermus nahm sich zunächst den Zyklus „Le Tombeau
de Couperin“ von Maurice Ravel (1875 – 1937) vor. Als Verbeugung
vor der französischen Barockmusik (Memoria-Komposition) und als
Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen Freunde des Komponisten
und nach dem Tod seiner Mutter (1917) war es komponiert worden.

Die Komposition ist
zum einen vom barocken Geist (etwa beim Menuett) beeinflusst,
andererseits von harmonischen und rhythmisch-modernen Klangfarben
durchbrochen.

Die einzelnen Sätze
sind seinen gefallenen Freunden gewidmet. Nach einem fast pastoralen
leichten Beginn blitzt später auch immer wieder eine modernere
Harmonik durch. Melancholische und fröhliche Passagen wechseln sich
bis zum furiosen Finale ab. Unterschiedliche Instrumente, wie etwa
die Oboe, die Trompete oder das Englischhorn, stehen zwischendurch
abwechselnd im Mittelpunkt.

Obwohl das folgende
Violoncellokonzert des polnische Komponist Witold Lutosławski
(1913-1994) in
Konfliktreichen politischen Zeiten (Kalter Krieg) musikalisch auch
deutlich ein Konfliktverhältnis zwischen Violoncello und Orchester
beinhalten, wollte der Komponist es nicht als Allegorie zwischen dem
unter den Repressionen durch das sowjetische System leidende und sich
am Ende befreiende Individuum sehen.

Das
moderne Werk zeichnet sich durch eine klare melodische Komponente und
dissonante musikalische Narrative aus. Spektakulär zauberte der
Cellist Johannes Moser aus seinem Instrument beeindruckende Klänge.
Wie ein Herzklopfen fühlt es sich für das Publikum an, wenn schon
zum Auftakt das Solocello
mit einem großen Monolog fünfzehn bis zwanzig mal einen einzelnen
Ton wiederholt, bis sich eine mehrminütige Solofantasie anschloss.

Dem Interpreten werden auch im weiteren Verlauf Freiheiten eingeräumt, die dem Cellisten viel abverlangen. In die Fantasie fährt der erste harsche Gegenwind durch die Trompeten aufzieht. Es folgen eine Reihe von „Kampfscharmützel“ zwischen Violoncello, einzelne Instrumenten und dem Orchester. Es gibt aber auch immer mal Unterstützung für den Solocellisten. Schlussendlich
triumphiert am Ende das Violoncello.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Antony Hermus und dem Solocellisten Johannes Moser. (Foto: © Anneliese Schürer)
Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Antony Hermus und dem Solocellisten Johannes Moser. (Foto: © Anneliese Schürer)

Nach der Pause stand Felix Mendelssohn Bartholdys (1809 – 1847) 3. Sinfonie a-Moll op. 56, auch die „Schottische“ genannt, auf dem Programm. Sie
entstand unter dem Einfluss eine Schottlandreise 1829, die den
Komponisten auch nach Holyrood Palace, der ehemaligen Residenz von
Königin Maria Stuart (und deren Geschichte) führte. Erst zwölf
Jahre später wurde die Sinfonie 1841/1842 fertigt gestellt.

Passend
zu Schottland ist auch der dunkel-elegische Anfang mit den tiefen
Klängen der Holzbläser, Hörner und Bratschen. Die folgenden
bewegenden Themen und Motive
werden
später furios in einer
Art „Sturm“durch die Streicher gebrochen um am Ende wieder
düster-elegisch auszuklingen.

Die nächsten Sätze folgen wie aus einem Guss fast ohne Unterbrechung mal tänzerisch ausgelassen, mal kraftvoll elegant. Der vierte und letzte Satz hat teilweise den Charakter eines musikalischen „Schlachtfeldes“, das dann langsam ins Leere läuft. Das Finale ist stark und hymnisch.




Freies Theater glassboth präsentiert „Willems wilde Welt“

Nach ihrem Erfolg mit „Container Love“ (Gewinner des Petra
Sonderpreis 2015) zeigt das freie Theater glassbooth ihre neue
Stückentwicklung „Willems wilde Welt“ unter Leitung von Jens
Dornheim als Premiere am Samstag, den 08.06.2019 um 20:00 Uhr im
Dortmunder Theater im Depot.

Die Theatergruppe
arbeitet in unterschiedlichen Besetzungen und zeichnet sich oft durch
ihre ungewöhnlichen oder kontroversen Stücke aus.

Bei dieser
Produktion sind sechs SchauspielerInnen auf der Bühne, darunter auch
der Co-Autor Dominik Hertrich. Er ist auch maßgeblich an der
Entwicklung des Hauptcharakters Willem beteiligt gewesen. Zunächst
waren nur verschiedene Textfragmente vorhanden, die mit einem roten
Faden verbunden werden mussten.

Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)
Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)

„Nach unseren
bisherigen dramatischen Adaptationen sollte es diesmal eine Komödie
mit ein paar ernsten Tönen werden“, so der Regisseur. Es darf also
bei dieser Stückentwicklung über die (Un-) Möglichkeiten auch
gelacht werden.

Der Protagonist Willem gerät mit Mitte 30 in eine Sinnkrise und fragt sich zunächst bei einer Therapeutin, was in seinem Leben schiefläuft, welche Möglichkeiten er verpasst hat und was er jetzt braucht, um sein Glück zu finden. Daraufhin begibt er sich auf eine Reise, die ihn in allerlei skurrile Situation führt. Er trifft auf verschiedene Figuren, die seine Wahrnehmung auf die Probe stellen. Die Grenzen zwischen
Erinnerung, Wunsch und Wahrheit verschwimmen…

Die
musikalisch-atmosphärische Begleitung liegt in der Verantwortung von
Danny-Tristan Bombosch.

Ein 20-köpfige Gruppe semiprofessioneller Schauspielerinnen im Alter von 8 bis 80 Jahren hat sich außerdem an der Entwicklung von sechs Videofilmsequenzen (2 bis 5 Minuten) beteiligt.

Für die Bühnenausstattung war Sabine Bachem zuständig. Vier hohe und praktische Garderoben auf drehbaren Rollen sind, was ihr wichtig ist, auf kleinen Raum multifunktional einsetz- und dann später auch abbaubar.

Außer bei der Premiere kann das Publikum „Willems wilde Welt“ noch am Sonntag, den 09.06.2019 und am Sonntag, den 22.09.2019 jeweils um 18:00 Uhr erleben.

Tickets gibt es unter ticket@theaterimdepot.de oder 0231 / 9822336 (AB) oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen. 




Klangvokal 2019 – Gefühlvolle Bizet-Oper mit starken Stimmen

Mit der konzertanten Oper „Die Perlenfischer“ (Les pêcheurs de perles) von Georges Bizet (1838 – 1875) am 31.05.2019 im Rahmen des Klangvokal Festivals in Dortmund, kamen die Liebhaber der dramatischen und gefühlvollen Oper des 19. Jahrhunderts auf ihre Kosten.

Es
war die erste Oper (1863,
Libretto von Michel Carré
und Eugène
Cormon) des französischen
Komponisten Bizet, der dann ja besonders durch „Carmen“ berühmt
wurde.

Im
19. Jahrhundert hatten
viele Menschen Fernweh und Sehnsucht auszuwandern. Je exotischer und
weiter, umso besser. Da passte es gut, dass Bizet die Handlung seiner
Oper nach Ceylon (heute Sri Lanka) verlegte und mit seiner
schwelgerischen Musik untermalte.
Exotisches Flair
und eine dramatische Dreiecksgeschichte zwischen der Tempelpriesterin
Leila, dem Führer der Perlentaucher, und dessen alten Freund
aus Jugendtagen Nadir. Beide Männer lieben Leila
und kennen sie aus vergangenen Tagen,
wo sie ihrer Freundschaft willen auf die Erfüllung verzichteten. Das
sind die Zutaten für diese Oper.

Das Publikum im Konzerthaus feierte alle Beteiligten der "Perlenfischer". (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Das Publikum im Konzerthaus feierte alle Beteiligten der „Perlenfischer“. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Unter
dem Einfluss des Brahmanismus, muss
Leila, während die Perlentaucher ihrer gefährlichen Arbeit
nachgehen, verschleiert und keusch auf einem Felsen beten, um die
Götter zu besänftigen und der Aktion zu einem Erfolg zu verhelfen.
Sie erkennt aber ihre alte Liebe Nadir und bricht ihr Gelübde. Das
Drama um Liebe, Freundschaft, Eifersucht und verzicht nimmt seinen
Lauf.

Auf der vollen Bühne des Dortmunder Konzerthauses wurde die Handlung tatkräftig vom renommierten WDR Funkhausorchester unter der professionellen Leitung des Dirigenten Friedrich Haider sowie dem starken WDR Rundfunkchor unter Erobert Blank präsentiert.

Die russische Sopranistin Ekaterina Bakanova beherrschte als Leila mit ihrer klaren Stimme nicht nur die schwierigen Koloratur-Klippen, sondern brachte deren Verzweiflung, Liebe und Mut dem Publikum sensibel nah.

Als
Vertretung für den erkrankten Francesco Demuro beeindruckte der
russische Tenor Sergey Romanosky in der Rolle des Nadir das Publikum
mit einer Stimme, die gefühlvoll und kraftvoll zugleich war. Er
harmonierte mit seinem Gegenspieler Zurga, stark gesungen von dem in
Belgrad geborenen Bariton David Bizic. Der erfahrene französische
Bassist Luc Bertin-Hugault übernahm den Part des Ältesten Nourabad
als Vollstrecker im Hintergrund. Der Chor symbolisierte das „Volk“,
das schnell mit seinem Urteil als aufgebrachte Masse zur Stelle
war.

Ein
wunderbarer Konzertabend mit der betörenden Musik Bizets.




Klangvokal 2019 – starke Chorstimmen für Orlando di Lassos „Psalmen Davids“

In
der Dortmunder Marienkirche stand im Rahmen des Klangvokal
Musikfestivals alte Musik aus der Renaissance auf dem Programm. Das
Vocalconsort Berlin, einer der besten und mit ihrem breiten
Repertoire flexibelsten Kammerchöre Deutschlands, bot mit den
„Psalmen Davids“ von Orlando di Lasso (1532-1594) unter der Regie
des niederländischen Dirigenten Daniel Reuss eine Kostprobe ihres
Könnens. Gerade erst hat der Chor seinen 15. Geburtstag gefeiert.

Protegiert
vom kunstsinnigen und religiösen Herzog von Bayern in München,
Albrecht V., hatte

Orlando
die Lasso günstige Bedingungen für seine Musik. Über 2.000
Vokalwerke für weltliche und geistliche Anlässe sind Zeugnis für
sein umfangreiches Schaffen. Die „Bußpsalmen“ (Psalmi Davidis
Pœnitentialis)
haben vor allem einen besonderen Platz bei gläubigen Menschen in der
Fastenzeit und Karwoche. Es geht um Schuld, Buße und Hoffnung auf
Vergebung (Erlösung)
durch ein höheres Wesen.

Das Vocalconsort Berlin präsentierten die Bußpsalmen von Orlando di Lasso in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Das Vocalconsort Berlin präsentierten die Bußpsalmen von Orlando di Lasso in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Das
Vocalconsort (8 Männer und 5 Frauen) sang in unterschiedlicher
Konstellation (10 bis 13 Personen) aus den „Psalmen Davids“ vier
Motetten: Den erste Bußpsalm „Psalmus Primus Poenitentialis“
(Psalm 6) – „Ach Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn“, der
zweite Bußpsalm „(Psalm 32) bringt „Die Freude der Buße“ zum
Ausdruck. Der
dritte Bußpsalm (Psalm 38)
beginnt mit den Worten
des 1. Bußpsalms und hat das in der Luther-Bibel umschriebene Thema
„In schwerer Heimsuchung“.
Der siebte Bußpsalm
(Psalm 142/143) fleht um Erhörung und Gnade.

Am
Schluss folgte der von di Lasso zur Ausschöpfung des kompletten
Kreises der acht Modi angeschlossene Lobgesang in Form der Motette
„Laudate Dominum“.

Der
raffinierte Kammerchor überzeugte nicht
nur mit ihren klaren Stimmen,
sondern mit
auch mit einer
perfekten Interpretation
des Werkes.

In
einem wunderbaren
Zusammenklang der unterschiedlichsten Stimmlagen (vom hellem Sopran
bis zum tiefen Bass) mit
„verschobenen Einsätzen“ der
Sängerinnen und Sänger, gelang ein homogener Gesamtklang und am
Ende wurden die Stimmen
perfekt zusammengeführt.

Ein
über zwei Stunden gehendes Klangerlebnis mit fast meditativer
Sogkraft.




Wiener Klassik mit viel Berlin-Bezug

Die Dortmunder
Philharmoniker unter Leitung des jungen Dirigenten Justus Thorau
(seit Herbst 2018 1. Kapellmeister am saarländischen Staatstheater),
lud Musikfreunde am 27.05.2019 zum 3. Konzert Wiener Klassik unter
dem Motto Berlin in das hiesige Konzerthaus.

Auf dem Programm
standen Werke von drei Komponisten des 19. Jahrhunderts, die eine
besondere Beziehung zur Musikmetropole Berlin. Diese Stadt zählte um
1800 schon über 150.000 Einwohner und hatte eine wachsende
Anziehungskraft und Einfluss für vielen Kulturschaffende.

Da wäre zunächst
E.T.A Hoffmann (1776 – 1822) mit seiner Sinfonie Es-Dur. Auch wenn
ihn im Laufe seines Lebens zuweilen in andere Städte trieb, blieb
Berlin doch immer ein Zentrum seines Wirkens. Vielen ist Hoffmann
eher als Vater der fantastischen romantischen Literatur bekannt.

Bei ihm mischten
sich jedoch Musik und Literatur und als Komponist war er vor allem
ein Verehrer von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Jahr 1805 machte er
sogar aus „Theodor Wilhelm“ „Theodor Amadeus“.

Kirill Troussov spielte das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. (Foto: © Marco Borggreve)
Kirill Troussov spielte das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. (Foto: © Marco Borggreve)

Seine Sinfonie
Es-Dur ist durchaus (wie damals üblich) an die von Mozart (KV 543)
angelehnt. Das merkt man vor allem beim ersten Satz mit seiner
feierlichen Einleitung. Die verarbeiteten Themen sind aber von ganz
anderer Natur. Es strebt zunächst ausgestattet mit Trillern in die
Höhe, um nach einem kurzen Verarbeitungsteil in einer musikalischen
Rekapitulation zu enden.

Der zweite Satz
Andante con moto (gleiche Satzbezeichnung wie bei Mozart) ist wieder
ähnlich verspielt wie wir es von Mozart kennen. Das Menuett hat dann
etwas Fantastisches und skurriles, wie es nur von E.T.A. Hoffmann
kommen kann. Es folgt ein furioses Finale, das wieder an Mozart
erinnert.

Vor der Pause wurde
dem Publikum noch die Ouvertüre G-Dur des italienischen Komponisten
Luigi Maria Cherubini (1760 – 1842). Er zählt ebenfalls zu der zu
Unrecht vernachlässigten Kategorie von Komponisten. Bis Ende des
Zweiten Weltkriegs waren seine Handschriften und Partituren für
lange Zeit in der Berliner Staatsbibliothek zu finden. Nachdem sie
danach in Krakau verbracht wurden, sind sie nun in einer Werksausgabe
seit vier Jahrzehnten der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Ouvertüre
G-Dur, eine Sammelbestellung der Londoner Philharmonic Society,
entfacht nach einer eher langsamen Einleitung bis zu seinem an Tempo
reichen effektvollen Schluss viel dramatisches musikalisches Feuer.
Das wurde auch vom Meister Ludwig van Beethoven sehr geschätzt.

Nach der Pause
erfreute die Philharmoniker unter schwungvoller Regie von Justus
Thorau und den in St. Petersburg geborenen und in München wohnenden
Violinisten Kirill Troussov mit dem Violinkonzert e-Moll von Felix
Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847). Dieser hatte einen Großteil
seiner Kindheit und Jugend in Berlin verbracht, litt aber immer unter
den unterschwelligen nationalistisch-antisemitischen Ressentiments
der Umgebung.

Sein Violinkonzert
ist nicht nur wie aus einem Guss, sondern bietet auch kleine
Überraschungen. So wurden etwa die musikalischen Themen am Anfang
nicht vom Orchester vorgestellt, sondern gleich im zweiten Takt von
der Violine. Der technisch brillante Violinist hatte schnell
Gelegenheit, sein Können und spielerische Sensibilität zu zeigen.
Schwelgerisch, leichtfüßig und filigran begeistert das Konzert. Das
Allegro molto vivace liefert zum Ende einen prickelnden aufgeräumten
Abschluss.

Als Zugabe für das
begeisterte Publikum gab in diversen Variationen (mit
Orchester-Unterstützung) das alte neapolitanische Lied „Carnevale
di venezia“ (Niccolo Paganini), vielen besser bekannt als „Mein
Hut der hat drei Ecken“.




Klangvokal 2019 – Jazz vom Feinsten von Indra Rios-Moore

Im Rahmen des
Klangvokal Musikfestivals stand am 23.05.2019 im Dortmunder domicil
afroamerikanischer Jazz der New Yorker Künstlerin Indra Rios-Moore
auf dem Programm.

Mit ihrem Debütalbum
„Heartland“ hatte sie mit ihrer warmen voluminösen Stimme schon
weit über die grenzen Amerikas Furore gemacht. Ihr neueste Album
heißt „Carry my heart“.

Begleitet wird die
Künstlerin instrumental auf hohem Niveau von ihrem dänischen
Ehemann Benjamin Traerup am Saxophon, dem Bassisten Thomas Sejthen
(Dänemark) und dem norwegischen Schlagzeuger Knut Finsrud.

Die einfühlsame Musik der Kosmopolitin ist zwischen Jazz, Gospel, Folk und Pop angesiedelt. Rios-Moore (und Band) muss man live erleben, um ihre besondere Wirkung und Kraft zu spüren. Sie singt nicht nur
mit ihrer starken Stimme, der ganzer Körper „Singt“ praktisch
mit und dient als Ausdrucksverstärker.

Indra Rios-Moore und ihre Mitmusiker Benjamin Traerup (Saxophon),  Bassist Thomas Sejthen  und Schlagzeuger Knut Finsrud. (Foto: © Anja Cord)
Indra Rios-Moore und ihre Mitmusiker Benjamin Traerup (Saxophon), Bassist Thomas Sejthen und Schlagzeuger Knut Finsrud. (Foto: © Anja Cord)

Neben eigenen
Kompositionen interpretiert sie hauptsächlich Songs von bekannten
Künstlern, die auch schon ihre Mutter mochte, auf eine ganz
individuelle eindrucksvolle Weise.

Das Programm bot dem
Publikum unter anderem Interpretationen von „Damage Done“ (Neil
Young), „Money“ (Pink Floyd), „Heroes“ (David Bowie) oder das
auf Spanisch gesungene mexikanische Liebeslied „Bésame
Mucho“. Mit viel Sensibilität und Wärme dargeboten, aber nicht
sentimental.

Nach
der Pause durfte auch der Jazz-Klassiker „Summertime“ in einer
wunderschönen Version
nicht fehlen.

Auf
eine eigen sanfte Art ist ihre Musik aber auch ein Statement gegen
die aktuelle Politik der US-Regierung unter Donald Trump, bei der die
Macht des Geldes der Entmenschlichung
Tür und Tore öffnet.
Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Frauenfeindlichkeit
und bekommen immer mehr Raum in der politischen und sozialen Realität
ihres amerikanischen Heimatlandes.(Leider nicht nur dort).

Auf
eine persönliche sanften Art möchte die Künstlerin mit ihren
„sanften musikalischen Mitteln“ Mut machen, der Kaltblütigkeit
und dem Klima der Furcht durch Liebe und Empathie Widerstand zu
leisten.

Das
Publikum wurde in ihren Bann gezogen und als Zugabe mit einer
berührenden Version von „What a wonderful World“ (Louis
Armstrong) entlassen.




Julia Wissert ist die neue Leiterin ab Spielzeit 2020/2021 für das Schauspiel Dortmund

Nun ist es amtlich.
Ab der Spielzeit 2020/2021, nach zehn innovativen Jahren unter Kay
Voges als Intendant des Schauspiels Dortmund, folgt die 34-jährige
Julia Wissert als jüngste Intendantin Deutschlands. Die in Freiburg
geborene Julia Wissert hat bisher schon einige Erfahrungen an
verschiedenen Theatern wie etwa das Maxim Gorki Theater, Theater
Luzern, Schauspielhaus Bochum oder am Nationaltheater Brno als
Regisseurin sammeln können. Die Position der Chefdramaturgin und
Co-Intendantin übernimmt Sabine Reich.

Wie Kulturdezernent
Jörg Stüdemann beim Pressetermin im Rathaus erklärte, war sich die
Findungskommission schnell eins. In der Ratssitzung vom 23.05.2019
wurde sie mit überwältigender Mehrheit gewählt. Sie ist gleich
sehr gefordert und es wird ein harter Start in der relativ kurzen
Zeit bis da hin.

Was erwartet das
interessierte Theaterpublikum?

Inhaltlich geht es
ihr darum, im Kontakt der hiesigen Stadtgesellschaft zu erforschen,
welche relevanten Bereiche noch nicht vertreten sind. Was erwartet
ihr vom Theater? Was fehlt? Was sind deine Themen? Das können die
Fragen sein, die zur Diskussion stehen.

Sie sieht die Stadt
als Partner und das Publikum nicht nur als Konsument. Die
Stadtgesellschaft ist, so Sabine Reich, eine Kraftquelle, und das
Theater dient als Experimentierfeld.

Das Schauspiel Dortmund geht ab 2020/21 neue Wege mit Julia Wissert (2.v.l.). Mit dabei ist ihre neue Chefdramaturgin Sabine Reich (3.v.l.). Es gratulieren Kulturdezernent Jörg Stüdemann (links) und der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger.
Das Schauspiel Dortmund geht ab 2020/21 neue Wege mit Julia Wissert (2.v.l.). Mit dabei ist ihre neue Chefdramaturgin Sabine Reich (3.v.l.). Es gratulieren Kulturdezernent Jörg Stüdemann (links) und der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger.

Programmatisch soll
es eine ästhetische Variationsbreite geben. Das beinhaltet
Stückentwicklungen, Performances, Projekte zwischen Kunst und
Kultur, oder aber klassische Theater in neuer modernisierter
Bearbeitung. Es stellt sich ja immer die Frage, welche Literatur
heute noch angemessen ist, so Stüdemann.

Eine Zusammenarbeit
mit der neu gegründeten Akademie für Digitalität und Theater kann
sich die neue Intendantin zukünftig auch vorstellen.

Geplant sind auch
regelmäßige Projekt im Stadtraum.

Strukturell stellt
sich die Frage: Wie wollen wir im Theater in der Zukunft zusammen
arbeiten?

Ihr Ziel ist, dass
Theater inmitten der Stadt zu verankern. Die Diversität soll
widergespiegelt werden.

Wie das neue
Ensemble aussehen und wer von dem alten, sehr mit Kay Voges
verbundenen SchauspielerInnen noch dabei sein wird, ist noch unklar.

Da das Theater auch
für Werte stehen sollte, möchte Wissert auch gegen strukturelle
Missstände dort vorgehen. Sie machte zuletzt mit einer unter anderem
von Ihr mit entworfenen Anti-Rassismus-Klausel Furore. Diese ist, wie
die zukünftige Intendantin des Dortmunder Schauspiels betonte, nur
als Einladung zum Dialog gedacht. Es soll keine Möglichkeit sein,
mithilfe der Rassismus-Keule schnell eine Kündigung durchzubekommen.

Genaue Bedingungen
und juristischen Feinheiten müssen solche Vertragsklauseln jedoch
genau geprüft werden, so der Kulturdezernent.

Ein weiterer Schritt
in der Zeit des Auf- und Umbruchs steht bevor.

Miteinander
diskutieren und reiben als nur auf negative Phänomene und Probleme
zu reagieren, ist das Motto der zukünftigen Intendantin.