Lebendige Lesung mit Christian Berkel

Im Rahmen des diesjährigen LesArt.Festivals in Dortmund las der bekannte Schauspieler und Autor Christian Berkel im Theater Fletch Bizzel am 06.11.2021 aus seinem neuen Roman „Ada“ (2018). Wegen Corona konnte die schon früher geplante Lesung erst jetzt stattfinden.

Nach seinem erfolgreichen autobiografischen Roman „Der Apfelbaum“ erschien als Folgeroman „Ada“. Im Mittelpunkt steht hier die Geschichte von Ada, die mit ihrer jüdischen Mutter Sala in der Nachkriegszeit zunächst nach Argentinien flieht und 1955 in ein ihr fremdes Deutschland nach Berlin zurückkehrt. In einem noch immer autoritären Land trifft sie auf den lang ersehnte Vater Otto (der war in Kriegsgefangenschaft). Das Familienglück bleibt jedoch aus. In einer „sprachlosen“ Gesellschaft stößt sie auf viel Schweigen (das betraf Opfer wie Täter) über die Kriegszeit und ihre jüdische Familienvergangenheit. Sie sehnt sich nach Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.

Christian Berkel (links) im Gespräch mit Matthias Bongard. (Foto: © Hartmut Salmen)
Christian Berkel (links) im Gespräch mit Matthias Bongard. (Foto: © Hartmut Salmen)

Der Roman ist gleichzeitig ein Abriss der politischen Entwicklung von der Adenauer-Ära über die 1968er Aufbruchstimmung und Studentenrevolten (Experimentieren mit Drogen, freier Sexualität) bis hin zum Mauerfall 1989.

Berkel begibt sich als Ich-Erzähler empathisch in die weibliche Person der Ada. Wie er während der Lesung erklärte, fühlte er sich am Anfang damit etwas unsicher, ob er so als Mann in eine andere Identität schlüpfen könnte. Seine Verlegerin und Lektorin beruhigten ihn aber, dass das in Ordnung sei.

Der Autor las nicht nur aus seinem Buch, sondern das Publikum (falls es seinen „Apfelbaum“ nicht gelesen hatte) erfuhr auch viel über seine Lebensgeschichte und jüdischen Familienhintergrund, und das er sich damals nicht „richtig und ganz“ gefühlt hatte.

Bereichert wurde der Abend durch ein anschließendes Interview vom WDR Fernseh- und Rundfunkmoderator Matthias Bongard mit Christian Berkel. Da wurden Themen wie etwa der aktuelle Antisemitismus, Verunsicherungen, Verschwörungstheorien, Angst vor dem Fremden und mehr behandelt.

Deutlich wurde wieder einmal, dass Demokratie und Freiheit nichts Selbstverständliches sind. Gerade in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltung ist es notwendig, sich dafür aktiv einzusetzen und sich gegen die Instrumentalisierung von rechten Politikern und Kräften sowie Verschwörungstheoretikern zu schützen und wehren.

Eine interessante und lebendige Lesung.




Musikalisch begleitete Lesung mit Ralf Sotschek

Der Journalist und Autor Ralf Sotscheck (*1954 in Berlin-Landwitz) ist einem breiteren Publikum seit 1991 vor allem durch seine montägliche witzig-skurrilen und manchmal auch makabre Kolumnen in der Berliner taz bekannt. Seit 1985 ist er zudem schon Auslandskorrespondent für Irland und das Vereinigte Königreich für die Zeitung. Er schreibt seit 1990 regelmäßig für das Irland Journal und lebt an der irischen Westküste.

Da kommt genug Stoff für seine Geschichten von Farmern, künstliche Besamung von Kühen, seinen diversen kleinen Abenteuer und Missgeschicke und politischen Inkorrektheiten und ähnlichem.

Friedrich Küppersbusch (links) lauscht den Geschichten von Ralf Sotschek. (Foto: © Hartmut Salmen)
Friedrich Küppersbusch (links) lauscht den Geschichten von Ralf Sotschek. (Foto: © Hartmut Salmen)

Davon gab er am 10.11.2021 im Rahmen des Dortmunder LesArt.Festivals in der Rotunde des hiesigen Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) zum Besten.

Musikalisch stimmungsvoll begleitet wurde er dabei von dem Journalisten, Autor und Fernsehproduzenten (heute-show) Friedrich Küppersbusch und seiner Bandfreud*innen. Neben Küppersbusch (Gitarre) gehörten zu ihr Jürgen Friesenhahn (Percussion), Guido Schlösser (Piano) sowie als Sängerin mit cooler Soul-Stimme, Claudia Zahn.

Dabei zeigte die Band mit einem speziellen Sound eine musikalische Bandbreite. Die ging von einer eigenen Version von „Blue Velvet“ (Bobby Vinton, The Moonglows) bis zu einer eindrucksvollen Interpretation des alten deutschen Song von Paul Kuhn „Schau mich bitte nicht so an.“ (gesungen etwa von Mireille Mathieu).

Eingeleitet und moderiert wurde der Abend von Autorin Frederike Jacob. Mit ihr lieferte sich Sotscheck ein kleines kulinarisches Duell. Während der in Irland beliebte Porridge (Haferbrei) bei dem Autor seit seiner früheren „Kinderverschickung“ nicht in guter Erinnerung ist, liebt Frederike Jacob das „Hafersüppchen“ nach dem Rezept ihrer Großmutter als wärmenden Trostspender.

Das Sotscheck nicht viel für den „Gutmenschen“ Bono (U2) übrig hat, machte er mit einer kleinen Anekdote deutlich.

Ein interessante und humorvoll-ironische musikalische Lesung, bei der nur etwas schade war, dass die kurzen Gespräche zwischen Küppersbusch und Sotscheck nur schwer zu verstehen waren.




MO Kunstpreis 2021 geht an den Künstler Lee Mingwei

Am Sonntag, dem 14.11.2021 um 11:00 Uhr wird schon zum achten Mal der MO Kunstpreis von den Freunden des Museum Ostwall e. V. im gleichnamigen Museum im Dortmunder U (MO, Schaufenster#28 MO) verliehen.

Dieser mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alljährlich an eine oder einen Künstler*in verliehen, die/der in der Tradition oder Verwandtschaft der Fluxus-Bewegung arbeitet. Mit diesem Preisgeld wird von den Freunden des Museums ein Kunstwerk erworben, um den Sammlungsbestand mit Schwerpunkt Fluxus zu stärken und zeitgenössische Positionen zu erweitern. Seit 2020 fördert die Stadt Dortmund den Ankauf mit weiteren 10.000 Euro.

In diesem Jahr erhält der taiwanesische Künstler LEE Mingwei (* 1964, lebt in Paris und New York) den begehrten Preis. Die Besucher*innen haben vom 16.11.2021- 30.01.2022 die Gelegenheit, neben der erworbenen partizipatorischen Arbeit „Money for Art“ (2006/2020) auch noch die beiden Leihgaben „100 Days with Lily“ und „Stone Journey“ zu sehen und sich damit auseinander zu setzen.

MO-Kunstpreisträger LEE Mingwei vor einer seiner vom MO angekauften Arbeiten. (Foto: ©Torsten Tullius, Dortmund Agentur)
MO-Kunstpreisträger LEE Mingwei vor einer seiner vom MO angekauften Arbeiten. (Foto: ©Torsten Tullius, Dortmund Agentur)

Denn der Künstler schafft bewusst Situationen, in denen Menschen miteinander in Austausch treten und so einander aber vor allem auch sich selbst befragen können.

Seine emotional bewegenden Arbeiten sind zumeist als langjährige Projekte angelegt,

Das Projekt „Money for Art“ hatte schon in den 1990er Jahren seinen Ausgangspunkt. Es besteht unter anderem besteht aus fünf von ihm erschaffenen Origami-Skulpturen, die der Künstler aus 100-Dollar-Scheinen individuell gefaltet hat und in einem Objektkasten untergebracht hat sowie fünf begleitende Fotografien. Diese zeichnen das gleichnamige Projekt aus dem Jahr 1994 nach, bei dem LEE Mingwei der Frage nachging: Unter welchen Bedingungen kann man den Wert von Kunst in Geld bemessen? Damals bot er in einem Restaurant neun interessierten, ganz unterschiedlichen Menschen Origami-Skulpturen aus 10 Dollar-Scheinen unter der Bedingung, mit ihnen ein Jahr lang in Kontakt zu bleiben. Er wollte sehen, was in dieser Zeit aus den „Geld-Skulpturen“ geworden war. Interessant war, dass einige von ihnen die Skulpturen in Schuhe oder Essen veräußert haben, einem wurde sie gestohlen, aber gerade der Obdachlose John sie besonders wertschätzte und sie anderen Menschen zeigte.

Mingwei erzählte beim Pressegespräch, dass er immer noch Kontakt zu ihm hat und seine „10 Dollar-Schein-Skulpturen“ immer mal wieder erneuert hat. Das Spannungsfeld zwischen materiellem Wert und ideellem künstlerischen Wert steht hier im Mittelpunkt.

Bei seinem ersten Projekt „100 Days with Lily“ geht es in fünf großformatigen Fotografien um ein besonderes Ritual zur Verarbeitung des schmerzlichen Verlusts seiner Großmutter. Der Künstler ist dort über 100 Tage hinweg mit kurz geschorenen Haaren in grau gekleidet (an einen tibetanischen Mönch erinnernd) immer mit einer Narzisse zusammen zu sehen. Eine Blume, die im Leben seiner Oma sehr präsent gewesen war und die er mit ihr verband. Narzisse konnte er damals übrigens schwer aussprechen, deshalb „Lily“).

Für das Multiple „Stone Journey“ sammelte LEE Mingwei elf eiszeitliche Steine von Neuseelands Südinsel, von denen er jeweils ein Bronze-Replik erstellte.

Wer die beiden Steine erwarb, wurde aufgefordert, sich von einem der beiden Steine (Naturstein oder Replik) zu trennen und einen geeigneten Ort für ihn zu suchen. Was bedeutet es, etwas zu besitzen und zu entscheiden, was eigentlich kostbarer ist? Das ist hier die Frage.

Übrigens:

Dr. Sarah Hübschner und Elvira Neuendank vom Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften und Berufspädagogik an der TU Dortmund haben mit ihren Studierenden als Begleitprogramm ein Vermittlungsprojekt entwickelt.

Vormerken können sich Interessierte schon einmal den 21.01.2022. Dann wird es eine Diskussion zum Thema „Rituale“ mit den Studierenden geben.

Zu sehen ist die Ausstellung im MO Schaufenster vom 16. November 2021 bis zum 30. Januar 2022.




Belebend frischer Wind beim Geierabend 2022

Dortmunds alternativer Ruhrpottkarneval „Geierabend“ findet am 06.01 2022 mit der Premiere unter dem passenden Motto „Den ham wa uns verdient“ wie gewohnt auf Zeche Zollern statt. Geplant sind 36 Vorstellungen bis Aschermittwoch. Mit einigen Neuerungen und frischen Elan geht das Ensemble die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie an.

Zunächst gibt es mit WortLautRuhr (Herne) einen neuen Veranstalter. Lea Zymny erklärte für diesen bei der Pressekonferenz am 11.11.2021 (bei Herr Walter , Do-Hafen), dass sie sich sehr über die gute Zusammenarbeit mit dem Geierabend-Ensemble freue.

Bereit für die kommende Session: (v.l.n.r.) Lea Zymny (Veranstalterin), Martin Kaysh (Geierabend-Ensemble), Sandra Schmitz (Geierabend-Ensemble), Murat Kayi (Geierabend-Ensemble), Präsident Henri Marczewski und Matthias Dornhege von der Geierabend-Band)
Bereit für die kommende Session: (v.l.n.r.) Lea Zymny (Veranstalterin), Martin Kaysh (Geierabend-Ensemble), Sandra Schmitz (Geierabend-Ensemble), Murat Kayi (Geierabend-Ensemble), Präsident Henri Marczewski und Matthias Dornhege von der Geierabend-Band)

Es gibt zudem ein frisches Regie-Team um Joey Gerome Porner und Björn Jung, dem auch Till Beckmann angehört.

Dazu kommen zwei neue Autor*innen mit Tobias Brodowy und Spiegel-Bestsellerautorin Sabine Bode aus Bochum sowie als neue Mitspieler*innen auf der Bühne Nina Mühlmann, Ute Einhaus und Angelo Enghausen Micaela.

Das verspricht neue Impulse und Ideen.

Murat Kayl vom Ensemble verriet, dass für die Zukunft einiges geplant ist. Es soll sich zum Beispiel auch intensiver um die Suche und Schulung von jungem Nachwuchs gekümmert werden. Und sich breiter in den Medien aufgestellt werden.

„Steiger“ Martin Kaysh freut sich auf die Inhalte des neuen Programms. Es soll eine bunte Mischung aus knallharten Kabarett, durchgedrehtem Klamauk und hinreißender Musik-Comedy werden. Eine Zukunftsvision von „Warten auf Godot“ soll beispielsweise dabei sein. Es wird sich auch „Verwandten“ von Politikern (etwa von Olaf Scholz) angenommen. Mal sehen, was die neue Regierungskoalition in nächster Zeit noch für Stoff anbietet.

Der „Pannekopp-Orden“ wird auch in dieser neuen Session ausgelobt. Stellvertreten für die vorgeschlagenen Personen oder Organisationen werden jeweils die Ensemble-Mitglieder gegeneinander mit „starken“ Argumenten antreten und das Publikum überzeugen.

Pandemie-bedingt finden alle Auftritte unter strikten Hygieneauflagen mit 2G (geimpft und genesen) statt. Das Kartenkontingent wurde pro Auftritt radikal von 430 auf 250 Personen herabgesetzt, um den nötigen Abstand einhalten zu können und sich sicher zu fühlen. Pro Block stehen nicht mehr fünf, sondern nur noch vier Biertische zu je zwölf Zuschauern. Statt 90 Gästen sitzen pro Abschnitt nur noch48 Personen.

Der Vorverkauf startet am 11.11.2021. Tickets gibt es an allen Vorverkaufsstellen und unter www.eventim.de .




Mäusekens Sehnsucht nach einem Mäuserich

Die Kulturbrigaden haben unter der Regie von Kathrin Brunner im Dortmunder Theater Fletch Bizzel am 07.11.2021 passend zur Vorweihnachtszeit das Puppenspiel „Mäuseken Wackelohr“ (ab 4 Jahren nach der Fabel von Hans Fallada) als Premiere auf die Bühne gebracht.

Alle Puppen im Stück wurden mit viel Engagement, Witz und Empathie von Bettina Stöbe geführt, gesprochen, gesungen und gespielt. Mitgespielt hatte sie unter anderem schon bei der Produktion „Piratenmolly Ahoi“.

Musikalisch begleitet wurde die Geschichte am Piano stimmungsvoll weihnachtlich oder dramatisch wie in einem Krimi von Dixon Ra (Musikalischer Leiter).

Happy End. Mäuseken und Mäuserich sind zusammen. (Foto: © Kulturbrigaden)
Happy End. Mäuseken und Mäuserich sind zusammen. (Foto: © Kulturbrigaden)

Auf drei flexibel drehbaren Gestellen auf Rädern waren liebevoll drei kleine Häuser aufgebaut. Die ließen sich nach Bedarf festlich beleuchten und in einem war sogar ein winziger Aufzug eingebaut, mit dem Mäuseken auf und ab fahren konnte.

Die Story spielt um die Weihnachtszeit und das Mäuseken Wackelohr fühlt sich besonders alleine und sehnt sich nach einem liebevollen Mäuserich. Den Namen Wackelohr bekam sie übrigens nach einer Attacke einer gefräßigen Hauskatze. Plötzlich sieht Mäuseken auf der anderen Straßenseite einen coolen Mäuserich, in den sie sich verliebt. Wie aber über die Straße gelangen, ohne von der Katze gefressen zu werden? Vermeintliche und nicht uneigennützige Hilfe bietet eine Ameise an. Wirkliche Unterstützung bekommt sie aber von ein einer Taube…

Am Ende sangen und tanzten Mäuseken und Mäuserich noch zwei coole Weihnachts-Raps.

Eine zauberhafte Geschichte für „kleine und große Kinder“ um die Macht der Liebe und über falsche, beziehungsweise richtige Freunde.

Weitere Aufführungstermine:

So. 05. Dezember, 11:00 und 15:00 Uhr

Mi. 15. Dezember, 10:00 Uhr

Mi. 22. Dezember, 10:00 Uhr

Eintritt: 8€

Mehr Informationen unter www.fletch-bizzel.de




Constanzes Befreiung in der Jungen Oper Dortmund

Mit „Constanzes Befreiung“ brachte die Junge Oper in Kooperation Dortmund am Samstag, dem 30.10.2021 um 15:00 Uhr „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1793) aus der Sicht des Raben Rik einem jungen Publikum (ab 6 Jahren) näher.

Auf der kleinen Bühne befand sich neben Christoph JK Müller als musikalischer Leiter am Klavier auch noch Dominik Kastl als Erzähler der Geschichte.

Ruth Katharina Peeck, Sooyeon Lee und Marcelo de Souza Felix bei einer Aufführung aus "Constanzes Befreiung" (Foto: © Björn Hickmann, Stage Pictures)
Ruth Katharina Peeck, Sooyeon Lee und Marcelo de Souza Felix bei einer Aufführung aus „Constanzes Befreiung“ (Foto: © Björn Hickmann, Stage Pictures)

Puppenspieler Udo Wodrich war nicht nur für den Raben Rik, sondern auch für die anderen Puppen zuständig, die fast identisch gekleidet waren wie ihre lebendigen Pendants auf der Bühne.

Die Constanze wurde von Anna Lucia Struck (Sopran), Belmonte von einer Ruth Katharina Peeck (Mezzosopran) und Osmin von Marselo de Souza Felix (Bariton) des Ensembles stimmgewaltig gesungen und lebendig dargestellt.

Der freche Rabe Rik möchte mithilfe von Dominik seine ganz „eigene Version“ der Geschichte von Mozarts Singspiel erzählen. Mit seiner forschen und witzigen Art bringt er zwischendurch das junge Publikum zum Lachen. In seiner Version liegt es an Belmonte, Constanze aus den Fängen ihres Entführers Osmin zu befreien. Mit dem ist nicht zu spaßen…

Die Kinder werden auch in das Geschehen mit einbezogen, als es etwa um die Frage geht, wie man Constanze am besten befreien könnte.

Interessant bei der Aufführung war, dass die Puppen gleichberechtigt neben den Sänger*innen agierten. Manchmal zusammen, manchmal getrennt.

Natürlich gibt es auch ein Happy End und Osmin muss erkennen, Constanze und Belmonte sind füreinander bestimmt und er lässt sie frei.

Zum Schluss stehen alle Sänger*innen zufrieden zusammen mit ihren Puppen-Pendants auf der Bühne.

Ein gelungener und guter Versuch, kindgerecht junge Menschen für die Oper zu interessieren.

Informationen zu weiteren Vorstellungen unter www.theaterdo.de oder Tel. 0231/5027222




Johann Sebastian Bach als Quelle der Zuversicht

Die Klavier & Flügel Galerie Maiwald hatte am Samstag, dem 30.10.2021 unter dem Motto „J.S. Bach – Quelle der Zuversicht“ im Foyer des Konzerthauses Dortmund zum 7. Foyer-Lunch-Konzert geladen. Gerade in diesen Zeiten besonders wichtig.

Im Mittelpunkt standen alleine die bewegende, tief in unser innerstes dringenden Musikwerke des genialen Komponisten Bach (1685 – 1750).

Die Familie Prushinskiy verzauberte mit Bach (Foto: © Oliver Schaper)
Die Familie Prushinskiy verzauberte mit Bach (Foto: © Oliver Schaper)

Das Publikum erfuhr durch Rezitationen der ehemaligen Gymnasiallehrerin Christa Reichel aus verschiedenen Biografien (Albert Schweitzer u.a.) auch noch kleine Anekdoten zum Leben und zur besonderen Bedeutung von J.S. Bach.

Musikalisch präsentiert wurden vierzehn (teilweise bearbeitete) Auszüge aus seinen Kantaten, Präludien, Sonaten, Suiten oder auch einzelne Satzteile einer Variationsreihe (Partita).

In diesem Konzert wirkten in dieser Form erstmals vier Mitgliedern der mit Frau Reichel befreundeten Familie Prushinskiy zusammen.

Der erste Konzertmeister der Dortmunder Philharmoniker Alexander Prushinskiy (Violine), seine Frau Svetlana Shtraub (Violine, ihr Sohn Dimitry Prushinskiy sowie am wohltemperierten Klavier seine Schwester Tatiana Prushinskaya interpretierten die Werke einfühlsam. Dabei konnten sie ihr Können, ob zu viert, dritt, als Duo oder Solist*innen unter Beweis stellen.

Mit dem berühmten Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus der Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ BWV 147 begann das Konzert gleich sehr stimmungsvoll und endete bewegend mit der Aria aus der Orchestersuite Nr. 3 in d-Dur BWV 1068, Arrang. Für drei Violinen und Orchester von Paul de Bra erweitert von Svetlana Shtraub.

Die neunzig Minuten boten den Anwesenden Ruhe im Großstadtgetümmel und etwas Zuversicht, Freude sowie tiefe Empfindungen.




Wenn bei „Paradiso“ das Licht tanzt

Nach dem Höllen-„Inferno“ und „Purgatorio“ (der Läuterung) stand mit der Premiere von „Paradiso“ am 29.10.2021 im Dortmunder Opernhaus der dritte Teil von Xin Peng Wangs Ballettmonument nach Dantes „Göttlicher Komödie“ auf dem Programm. Die hiesige Ballett-Compagnie war bestens aufgelegt und die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster setzten die Musik des Künstlerkollektivs 48nord präzise zum Geschehen um.

Denn waren die beiden ersten Teile eher atmosphärisch düster gehalten, führt uns „Paradiso“ in helle kosmische Sphären. Hier sind die Tänzer*innen alle hell gekleidet. Die rhythmisch-psychedelische Musik von 48nord (Ulrich Müller und der erst kürzlich verstorbene Siegfried Rössert) lässt den lockenden Sirenengesang der Sterne in den unendlichen Weiten des Weltalls, das Knistern und Zirpen der Sternschnuppen sowie Dröhnen und Rauschen der vorbeiziehenden Kometen für das Publikum hörbar werden.

Das Ensemble im Lichtkranz von "Paradiso" (Foto: © Leszek Januszewski)
Das Ensemble im Lichtkranz von „Paradiso“ (Foto: © Leszek Januszewski)

Im Mittelpunkt von „Paradiso“ steht der Tanz selbst als Symbol für den Herzschlag des ewigen Kosmos. Der wird von der Liebe in Bewegung gehalten.

Aus dem Bühnenboden erhebt sich hier ein gewaltiges rundes Lichtradgerüst mit vielen Strahlern, um zur Umlaufbahn der Gestirne und am Ende zur Himmelsrose zu werden, wo sich die Liebenden verbinden.

Dante (Javier Cacheiro Alemán) und seine Jugendliebe Beatrice (Amanda Vieira) treffen in „Paradiso“ aufeinander und stehen hier als sinnbildliche Achse im Zentrum, um die sich aus drei geometrischen Grundformationen (Rechteck, Dreieck, Kreis) der choreografische Prozess des ewigen Tanzes aus der himmlischen Freude an der Bewegung selbst in immer neuen Variationen und Facetten spiegelt.

Diese Spiegelungen werden durch eine runde Leinwand-Projektionsfläche, die aus dem großen Lichtrad herausgefahren werden kann, für das Publikum eindrucksvoll sichtbar gemacht.

Wang lässt nicht nur „Himmelkörper“ tanzen, sondern seine Visualisierung der paradiesischen Harmonie greift weiter. Dabei spielt die ausgefeilte Bühnen und Beleuchtungstechnik (Stefan Schmidt) eine bedeutende Rolle. Die Elenden sollen bei Dante von ihren Leiden erlöst und zu ihrem Glück geführt werden. Für den Dortmunder Ballettintendant geht es in Paradiso darum, das Unglaubliche zu glauben und zu tun.

Es ist für ihn der Tanz der Planeten, der Tanz in die Freiheit. Ein mit viel Applaus belohnter eindringlicher Ballett-Abend.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen finden sie wie immer unter www.thwaterdo.de oder Tel. 0231/5027222




Einblicke in die mexikanische Totenkultur

Im November wird in unserem Land am Totensonntag oder am Volkstrauertag den Toten gedacht. Das sind zumeist eher stille Gedenken mit Grabkränzen und Kerzenlichtern.

In anderen Kulturen, vor allem in Mexiko, wird der Toten mit einem Fest gedacht. Mit fröhlichen Farben, dramatischer Kostümierung und geschminkten Totenkopfgesichtern, lauter Musik, Essen und Trinken, sowie Lachen und Tanzen. Man erinnert sich zusammen an die geliebten Verstorbenen, ihr Lieblingsessen, Fotografien und Gegenstände. Blumen, Totenköpfe und viele Kerzenlichter sind dabei allgegenwärtig. Man denkt auch daran, welchen Einfluss die jeweiligen Verstorbenen auf das eigene Leben genommen haben und versuchen eventuell auch ihre Energie zu spüren.

Der November im kunstbonbon widmet sich dem Fest der Toten
Der November im kunstbonbon widmet sich dem Fest der Toten

Vielleicht wären wir mit dieser Art des Trauerns hier ja auch ein wenig fröhlicher und glücklicher, und bekämen ein nicht nur mit Angst und Trauer behaftetes Verhältnis zum Tod.

Ein doch tröstlicher Gedanke, dass es einmal im Jahr ein Wiedersehen mit all den toten Familienmitgliedern und Freunden gibt, das dann mit viel Aufwand und guter Laune gefeiert wird.

Das Kunstbonbon in Dortmund gibt vom 06.11.2021 ab 15:00 Uhr bis zum 27.11.2021 Einblicke in diese uns fremde Kultur mit Totenkopfmalerei, Skulpturen und vielem mehr.

Wer noch mehr dazu sehen möchte, der kann auch am 21.11.2021 um 15:00 Uhr zum Kunstbonbon kommen. Dort wir im Zuge der Veranstaltung „Artgenossen“ eine Schminkvorführung stattfinden, bei der man beobachten kann, wie die typischen Totenkopfgesichter entstehen. Virginia Novarin und Marisa Alvarez lassen uns an diesem aufwendigen Prozess teilhaben.

Wer schon mal reinschnuppern möchte: https://festdertoten.de




Wanderausstellung zu 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland

Im Studio des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) ist vom 24.10.2021 bis zum 12.12.2021 die Wanderausstellung „Menschen, Bilder, Orte – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ als fünfte und letzte Anlaufstelle im Rahmen des bundesweiten Festjahres zu Gast. Damit endet das gemeinsame Programm der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR).

Sie umfasst den umfangreichen Zeitraum vom Dekret Kaiser Konstantins von 321 (Recht für Juden, in den Stadtrat gewählt zu werden) bis in zu den jüdischen Gemeinden in der Gegenwart.

Die Ausstellung ist in vier Bereiche unterteilt, die durch vier begehbare und multifunktionalen Kuben repräsentiert werden. Dort befindet sich neben einer Leinwand mit einführenden Bildern jeweils vier Tablets und Kopfhörer. Visuelle und akustische Eindrücke vermitteln die Inhalte. Die Besucher*innen können diese durch Interaktion selbst entdecken und nach Interesse und Neugier ihr Wissen vertiefen. Der Einstieg ist einladend niederschwellig gehalten.

Präsentieren die interessante Ausstellung: Dr. Christian Walda, Stellvertretender Direktor des MKK ,und Ann-Kathrin Mäker (MKK Bildung & Vermittlung) Foto: © Kathrina Kavermann)
Präsentieren die interessante Ausstellung: Dr. Christian Walda, Stellvertretender Direktor des MKK ,und Ann-Kathrin Mäker (MKK Bildung & Vermittlung) Foto: © Kathrina Kavermann)

Kubus 1 behandelt im weitesten Sinne „Recht und Unrecht“, was jüdischen Menschen seit 1700 Jahren widerfahren ist. Themen sind etwa das Pest-Pogrom (1349, da ging es mit den Verschwörungstheorien, z. B. „Brunnenvergifter“ richtig los), die spätmittelalterliche Ausweisung aus den Städten und die Schoah. Der Fokus liegt auf Alltagsgeschichten und auch Persönlichkeiten.

Im Kubus „Leben und Miteinander“ thematisiert das unterschiedliche Zusammenleben von Jüdinnen und Juden sowie Christ*innen im Laufe der Jahrhunderte.

Der Kubus 3 „Religion und Geistesgeschichte“ erzählt vom 1. Jahrtausend, in dem besonders die Niederschrift des mündlichen Gesetzes bedeutsam ist. Behandelt werden außerdem die jüdische Aufklärung (Haskala) sowie die damit hervorgehenden Entwicklungen neuer Strömungen im Judentum. Zusätzlich können die Besucher*innen etwas über grundlegende Schriften und deren Verwendung für spezielle Anlässe oder über die Architektur der Synagogen oder der Konversion erfahren.

Beim Kubus 4 geht es um „Kunst und Kultur“ mit dem Schwerpunkt auf rituellen und kulturellen Aspekten. Feiertage mit ihren Riten und Symbolen werden hier erklärt, aber auch ein Einblick in die Kunst, Musik und Unterhaltungskultur gegeben. Da geht es auch um Fragen wie „was ist jüdische Kunst?“.

Der Bogen ist weit gespannt und geht von den Gemälden Felix Nussbaums, Marc Chagalls und Max Liebermann oder Architekturen von Erich Mendelsohn, Gottfried Semper bis hin zu Musik etwa von Friedrich Hollaender.

Informationen zu Führungen und dem Begleitprogramm erhalten Sie unter info.mkk@stadtdo.de oder 0231-5026028, wo man sich auch anmelden sollte.