Satres „Das Spiel ist aus“ in Gender-Zeiten

Jean Paul Sartres „Das Spiel ist aus“ (geschrieben 1943, Drehbuch 1947), in Deutsch von Alfred Dürr /Uli Aumüller, hatte am 20.01,2022 unter der Regie von Azeret Koua im Studio des Schauspiels Dortmund seine mit Spannung erwartete Premiere.

Die zwei Hauptfiguren, Eve, eine feine Dame der Gesellschaft (Ehefrau des Milizsekretärs André) und der Revolutionär Pierre, kommen aus total unterschiedlichen Welten. Sie werden zur selben Zeit umgebracht und treffen sich im Totenreich. Es stellt sich heraus, dass der „Direktion“ des Totenreichs ein Fehler passiert ist. Beide waren eigentlich füreinander bestimmt und hätten sich bereits vor langer Zeit ineinander verlieben sollen. Innerhalb von 24 Stunden müssen sie es schaffen, sich zu verlieben und jeglichen Zweifel an der gemeinsamen Zukunft hinter sich zu lassen. Nur dann dürfen sie weiterleben. Reichen ihre erwachenden Gefühle? Pierre war Chef der „Liga für Freiheit“ und fühlt sich verpflichtet, seine Mitstreiter (sie wurden von einem Spitzel des Regenten verraten) zu warnen. Eve wiederum möchte ihre Schwester Lucette vor ihrem Mann, der es nur auf das Erbe abgehen hat, schützen.

In der Inszenierung geht es um die Sehnsucht nach der romantischen „rettenden Liebe“, Geschlechterrollen und inwieweit wir durch unseren sozialen, gesellschaftspolitischen Hintergrund determiniert sind.

Raphael Westermeier und Antje Prust in "Das Spiel ist aus" (Foto: © Birgit Hupfeld)
Raphael Westermeier und Antje Prust in „Das Spiel ist aus“ (Foto: © Birgit Hupfeld)

Auf der Bühne stand nur ein multifunktional verwendbarer schwarzer Kasten mit dunklen Vorhängen sowie zwei Mini „Auto-Skooter“. Sarah Yawa Quarshie als Eve und Adi Hrustemović als Pierre gingen voll in ihren Rollen auf.

Die Romantik wurde durch die Farben ihrer Kleidung, sie im pinken Mädchentraum, er im türkisfarbenen Cordanzug mit Feinripp-Unterhemd ironisierend betont.

Es wurden auch viele passende bekannte Schlagertextzeilen, etwa Helene Fischers „Atemlos“, eingeworfen. So kam es zu einigen komischen Momenten.

Hervorragend aufgelegt und mit viel Humor zeigten sich Antje Prust und Raphael Westermeier. Sie mussten in verschiedene Rollen schlüpfen, was sie mit einer gehörigen Portion Spielwitz taten. Es war ihnen anzumerken, mit welcher Freude und Lust sie in verschiedene Geschlechterrollen schlüpften. Antje Prust überzeugte etwa in der Rolle des dominanten Regenten genauso wie als Schwester von Eve. Raphael Westermeier, ebenso als Marktschreier, devoter Spitzel Lucien oder Lucette.

Atmosphärisch begleitet wurde das Geschehen musikalisch von Lutz Spira. Leuchtröhren unterstützten das Ganze mit Lichteffekten.

Eine humorvoll mit ironischem Inszenierung mit Augenzwinkern, die auch als Grundlage zum Nachdenken über für die Frage, wofür es sich zu Leben lohnt genommen werden kann.

Informationen über weitere Vorstellungstermine erhalten Sie wie immer über www.theaterdo.de oder Tel.: 02321/50 27 222




Musikschule startet Jahreskampagne „Instrument des Monats“

Die Dortmunder Musikschule startet in das Jahr 2022 mit einem besonderen Projekt. In jedem Monat steht ein anderes Musikinstrument oder eine Stilrichtung im Mittelpunkt.

Wie Stefan Prophet (Direktor der Musikschule) und Christine Hartman-Hilter (Stellvertretende Leiterin der Musikschule) bei einem Pressegespräch erklärten, ist ihnen gerade in dieser Zeit wichtig, den Menschen die Freude an Musik und am Erlernen von Musikinstrumenten zu vermitteln.

Dabei stehen eher nicht so populäre Instrumente im Vordergrund wie Akkordeon, Schlagzeug, Mandoline, Oboe oder im Dezember die Blockflöte. Die Stilrichtungen gehen von Klassik, Pop über Jazz. Die Projektleiterin ist Barbara Grarbsch.

Der Leiter der Musikschule, Stephan Prophet, in der Mitte mit dem auch „Schifferklavier“ genannten Akkordeon. LInks neben ihm Barbara Graebsch (Projektleiterin) und recht Christine Hartmann-Hilter (stellvertretende Leiterin)
Der Leiter der Musikschule, Stephan Prophet, in der Mitte mit dem auch „Schifferklavier“ genannten Akkordeon. LInks neben ihm Barbara Graebsch (Projektleiterin) und recht Christine Hartmann-Hilter (stellvertretende Leiterin)

In Konzerten, Schnupperkursen (Workshops), und einem Flashmob, analog mit Postkarten oder virtuell in den sozialen Medien möchte die Musikschule Jung und Alt Lust darauf machen, dass „Instrument des Monats“ zu erlernen oder die Klänge einfach nur zu genießen.

Die Kampagne beginnt im Januar mit dem in unterschiedlichen Ländern (Bergarbeit im Ruhrgebiet, Frankreich, Argentinien u. a.) bekannten Akkordeon. Verbirgt sich bei Ihnen eventuell ein altes Akkordeon und Sie haben bis jetzt nicht daran gedacht, auf diesem geselligen Instrument spielen zu lernen? Vielleicht haben Sie aber auch nur Lust, etwas über das Instrument zu erfahren und ihm zu lauschen.

Stöbern Sie nach „Dachbodenfunden“ und kommen Sie am 15.01.2022 mit ihrem Akkordeon oder einfach so aus Interesse in die Musikschule Dortmund in der Steinstraße 35 (hinter dem Hauptbahnhof).

Der erfahrene Dozent Roman Yusipey nimmt es in Augenschein und erklärt im Gespräch, wie man damit Musik machen kann. Auch ohne eigenes Akkordeon gibt es die Gelegenheit, es kennenzulernen und auszuprobieren.

Auf dem Youtube-Kanal der Musikschule Dortmund ist es in den nächsten Tagen möglich, einen kleinen Eindruck von dem Instrument zu bekommen.

Der Eintritt ist frei, es wird aber Corona-bedingt um eine Anmeldung unter dem Stichwort „Dachbodenfund“ anmeldung@musikschule-dortmund.net gebeten.

Ein Eröffnungskonzert findet am Dienstag, dem 18.01.2022 um 19:00 Uhr im Orchesterzentrum NRW (Dortmund) mit der Gruppe „Uwaga“ statt. „Uwaga“ sind Christoph König (Violine, Viola), Maurice Maurer (Violine), Miroslav Nisic(Akkordeon) und Matthias Hacker (Kontrabass).

Eintritt frei / Anmeldung unter: anmeldung@musikschule-dortmund.net , Stichwort „Uwaga“.

Im Februar ist übrigens das Schlagzeug (im weiterem Sinn) das „Instrument des Monats“. Ein Workshop-Projekt am Samstag, dem 05.02.2022 ist geplant.

Zu jedem neuen „Instrument des Monats“ wird von der Musikschule jeweils eine Postkarte herausgebracht.




Musikalische Funken beim Wiener Klassik Konzert

Das 1. Konzert Wiener Klassik „Olympie“ am 13.12.2021 der Dortmunder Philharmoniker unter der dynamischen Leitung von Johannes Klumpp (künstlerischer Leiter der Heidelberger Sinfoniker) versprühte den Konventionen brechenden musikalischen Wind der Aufklärung. Historische Stoffe mit oft exotischen Sujets waren damals sehr beliebt.

Zu Beginn standen im Dortmunder Konzerthaus zunächst die Ouvertüre aus der Schauspielmusik zu „Olympie“ ( eine Tochter von Alexander des Großen) vom „schwedischen Mozart“ Joseph Martin Kraus (1756 – 1792) auf dem Programm. Bei dem Stoff (Vorlage Voltaire) geht um eine Frau zwischen zwei Männern mit tragischem Ende. Dramatisch ist auch die Musik.

Von Hadyn bis Richard Strauß – das 1. Konzert Wiener Klassik besaß eine große Bandbreite.
Von Hadyn bis Richard Strauß – das 1. Konzert Wiener Klassik besaß eine große Bandbreite.

Die Ouvertüre gibt sich zunächst düster und feierlich, beim folgenden Allegro stark emotional, ehe es zum Ende wieder feierlich wird und leise verklingt.

Es folgte das Konzert für Waldhorn und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss (1864 – 1949).

Hier konnte der renommierte Hornist Christoph Eß sein Können und Feingefühl an diesem Instrument beweisen. Das Konzert für Waldhorn ist nicht nur kompliziert und anspruchsvoll, es besticht auch durch seine Vielseitigkeit. Mal kommt es romantisch daher, dann wieder kraftvoll mit starken Klängen. Beim Andante (2. Satz) überzeugend mit einem schönen Zusammenspiel von Horn und Streichern. Das Finale mit einem virtuosen Rondo „Jagdstück“ setzten die beiden das Horn begleitenden Flöten glanzvolle Akzente.

Nach der Pause folgte die Schauspielmusik zu „Thamos, König von Ägypten“ KV 345 (366a) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 -1791). Die Musik von Mozart diente als Spiegel der Handlung des „Heroischen Dramas“ Thamos. Zu Anfang ist der Klang noch feierlich (Krönung von Thamos). Schnell wechselt das Ganze vom gediegenen Maestoso zum lebendigen Allegro und hält die Spannung aufrecht. Dann sprengt der Komponist später die Grenzen seiner üblich bekannt gefälligen Musik. Es wird dramatisch und er changiert wunderbar zwischen Dur und Moll.

Unerwartetes und unkonventionelles bietet die Sinfonie Nr. 94 G-Dur „mit dem Paukenschlag“. Der Beiname „mit dem Paukenschlag“ aus dem 2. Satz ist nicht ganz präzise. Das ganze Orchester schreckt das Publikum mit einem überraschenden Fortissimo-Akkord auf. Die langsame Einleitung des 1. Satzes folgt schon ein bewegendes tänzerisches „Viivace assai“ im Funken schlagenden Sechsachteltakt.

Das bewusst „einfältig-langweilig“ gehaltene Andante versetzt vor dem „Paukenschlag“ in eine trügerische Ruhe. Es folgt eine variationsreich auftrumpfende Phase durch Dur und Moll, wird von den Streichern musikalisch umflutet.

Das Menuett erinnert an volkstümliche Tanzmusik und beschleunigt zum Allegro molto. Das Finale überrascht mit dem ständig wiederkehrenden Rondo-Thema im Piano. Es steigert sich dynamisch und das gesamte Orchester setzt schließlich im Forte ein.

Der Übermut ist durch den Paukenwirbel am Ende nicht zu stoppen, das Publikum auch nicht und belohnt die Leistung der Beteiligten mit viel Applaus.




Virtuelle Ausstellung: Cartoons gegen Rassismus

Unter dem Titel „Caught in Hate: Get out!“ ist vom 13.12.2021 bis 30.04.2022 eine neue virtuelle Ausstellung im am Dortmunder schauraum: comic + cartoon (im Schaufenster, Max-von-der-Grün-Platz 7) zu sehen. Nonstop zu sehen sind rund um die Uhr auf einem Monitor nationale und internationale Cartoons gegen Rassismus.

Alle Bilderstammen von Comiczeichner*innen und Cartoonist*innen aus aller Welt, die ihren Arbeiten im größten Social Network für Cartoons „toonpool.com“ hochgeladen haben. Aus über 300.000 Bildern zum Thema „Cartoons und Rassismus“ hat der Toonpool-Gründer Bernd Pohlenz von allen Kontinenten zum großen Teil auch aktuelle Zeichnungen ausgewählt.

Bei der Eröffnung des digitalen Schaufensters (v.li.) Roman Kurth (Projektleiter Comic-Schauraum), Sophia Paplowski (Stadt- und Landesbibliothek) und Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund). Foto: Katrin Pinetzki, Stadt Dortmund
Bei der Eröffnung des digitalen Schaufensters (v.li.) Roman Kurth (Projektleiter Comic-Schauraum), Sophia Paplowski (Stadt- und Landesbibliothek) und Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund). Foto: Katrin Pinetzki, Stadt Dortmund

Durch die Ausstellung soll das immer virulente Thema Rassismus gerade in polarisierenden Zeiten der Pandemie in Erinnerung gerufen werden. Wird etwa durch die Corona-Verunsicherung „Fremdenhass“ noch gefördert?

50 internationale Künstler*innen dokumentieren hier ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Bandbreite geht von provozierend schrill oder ironisch-bissig bis nachdenklich anklagend.

Vorangestellt ist dieser Bildschau eine plakative Grafik des niederländischen Zeichners Ronald Slabbers. Sie wollen das Gefangensein des Einzelnen in seinen Vorurteilen visualisieren. Das weiße Individuum ist in einem „Gedankenkäfig“ eingesperrt und „Sklave“ seiner düsteren Gedanken. Eine offene Tür („Get out!“) weist ihm einen Weg, sich aus seinem Käfig zu befreien.

Es gibt hierzu auch eine kostenlose Postkarten-Edition, die auch von City-Card bis Mitte Januar verteilt wird.

Rassismus wird zumeist über die Erziehung erworben und erlernt. Das machen zum Beispiel die Arbeiten von Orhan Ates (Türkei), von der italienischen Künstlergruppe Alagooon oder die des deutschen Zeichners Hans Koppelredder deutlich.

Andere Cartoons zeigen wiederum, wie der hilflose Umgang mit fremden Bräuchen, Kulturen, Religionen und Sprachen zu einer Verunsicherung führen können. Diese endet im schlimmsten Fall in Hass und Gewalt.

Die Vielfältigkeit der Cartoons ist erstaunlich und es lohnt sich, mal vorbeizuschauen.

Auch die diversen wechselnden Ausstellung im schauraum comic + cartoon sind interessant.

Das virtuelle Ausstellungsprojekt ist ungekürzt auch abrufbar unter www.dortmund.de/comic und topticker.de .




Musikalische Orientfantasien beim 4. Philharmonischen Konzert

Das 4. Philharmonische Konzert im Dortmunder Konzerthaus widmete sich am 07. und 08.12.2021 unter dem Titel „Orient und Okzident“ musikalischen Orientfantasien.

Auf dem Programm stand zunächst das Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 „Türkisches“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und die Sinfonische Suite op. 35 „Sheherazade“ von Nikolai Rimski-Korsakow (1844 -1908).

Als dynamischer Dirigent für die bestens aufgelegte Dortmunder Philharmoniker agierte Francesco Angelico (GMD des Hessischen Staatstheater Kassel).

Im 18./19. Jahrhundert kam das, was damals als „türkische Musik“ galt und durch kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich bekannt wurde gerade groß in Mode. Diese waren gekennzeichnet durch schrille Blasmusik der Militärkapellen, lauten Schlagzeugen und rhythmischen Märschen. Es war aber auch der fremdartige Reiz der orientalischen geheimnisvollen Geschichten, die das europäische Interesse weckte. Ars tremonia war beim Konzert am 07.12.2021 anwesend.

Begeisterte als Solistin beim „Türkischen“ Konzert von Mozart: Arabella Steinbacher. (Foto: © Sammy Hart)
Begeisterte als Solistin beim „Türkischen“ Konzert von Mozart: Arabella Steinbacher. (Foto: © Sammy Hart)

Als Solistin für Mozarts Konzert für Violine und Orchester zeigte die renommierte Arabella Steinbacher ihr vielseitiges Können und Feingefühl an ihrem Instrument.

Gleich nach der Orchestereinleitung kommt dies nach einem überraschenden Allegro aperto („offenen“ Allegro) schon zu Geltung. Auf dem ersten heiteren Satz folgt der ausgreifende melancholische zweite Satz (Adagio) in der seltenen e-Moll Tonart.

Der dritte „türkische“ Rondosatz beginnt mit galantem Menuett-Tempo, wechselt dann aber schnell in romantische Moll. Dann ändert sich der Satz vollständig mit einem derben türkischen Marsch mit starken Akzenten und exotisch anmutender Harmonie. Nach diesen orientalischen Einsprengseln folgt nach einem ausgedehnten Violinsolo das musikalische Geschehen wieder beim Menuetto.

Das Publikum ließ die Gast-Solistin nicht ohne eine Zugabe (Sergej Prokofjew) von der Bühne gehen.

Nach der Pause folgte die Sinfonische Suite op.35 von Rimski-Korsakow. Sheherazade liegen Erzählungen aus der Sammlung „Tausendundeine Nacht“ zugrunde. Dabei geht es um die kluge persische Königin Scheherazade, die mit unterbrochenen spannenden Erzählungen ihren von Frauen enttäuschte Mann am ende besänftigt und sein Vertrauen gewinnt.

Das spiegelt sich auch in den vier Sätzen wider. Das volle Orchester konnte hier von Beginn an sein großes Können zeigen. Es führte das Publikum im ersten Satz „Allegro non troppo – (Das Meer und Sinbads Schiff) in ein wellenartig ansteigenden musikalischen Rausch. Die folgende Sätze sind mal tänzerisch festlich, dann wieder aufbrausend anschwellend. Die Solovioline (Alexander Prushinsky) übernahm (oft in Zusammenarbeit mit der Harfe (Renske Tjoelker) oder den anderen Streichern die „Rolle“ der Sheherazade, während die Bläser, Kontrabässeo der Pauken den „noch nicht besänftigten“ persischen Sultans symbolisierten. Auch die Querflöte, Oboe, Klarinette oder dem Fagott verzauberten das Publikum mit wunderschönen Soli.

Nach dem grandiosen Finale mit Schiffbruch (Sindbads Schiff zerschellt am Magnetberg) und dem am Ende „besänftigten Sultan“ wurden die beteiligten Akteure mit viel Applaus belohnt.




Wieder ein „Bunter Teller“ im Kunstbonbon

Auch in diesem Jahr findet im Kunstbonbon (Chemnitzerstr. 11) in Dortmund wieder der vorweihnachtliche „Bunter Teller“ vom 04.12.2021 bis 21.12.2021 statt. Wenn Menschen noch eine kreative Idee für den Weihnachtsgeschenke-Einkauf brauchen, ist dort für jeden Geschmack etwas Passendes dabei.

Kunstvolle Kleinigkeiten, wie Postkarten, Zeichnungen, Illustrationen, Bücher, Kalender, bemaltes Porzellan, Bilder, Objekte, Skulpturen, Fotografien, Schmuck und mehr. Die Objekte sind für 1,50 Euro aufwärts erhältlich. Wer sich nicht in die volle Innenstadt begeben will oder online einkaufen möchte, ist im Kunstbonbon richtig. Er findet hier sicherlich ein ausgefallenes oder einzigartiges Geschenk für seine Lieben.

Finden Sie passende Weihnachtsgeschenke im Kunstbonbon.
Finden Sie passende Weihnachtsgeschenke im Kunstbonbon.

Beteiligte Künstler sind: Michaela Düllberg, Markus Jöhring, Claudia König, Ingrid Lacher, Hendrik Müller, Viginia Novarin, Ari Plikat, Almut Rybarsch-Tarry, Karin Schmidt, Lotte Wagner sowie Michael Wienand.

Die Eröffnung findet ab 15:00 Uhr am 04.12.2021 statt.

Öffnungszeiten: dienstags von 13 bis 18, freitags 15–18 und samstags von 12 bis 15 Uhr. Am 12.12.2021 ist vom 15 bis 18 Uhr ebenfalls geöffnet.

Es gibt außerdem wieder die „Grabbelkiste“ mit Überraschungspaketen (ein wenig wie „Schrottwichteln“ – man weiß nie was drin ist) für 2,50 Euro.

Das Geld geht dann als Spende an den Kinderhospizdienst „Löwenzahn“.

Im Kunstbonbon gilt die 2G-Regelung und Maskenpflicht. Bitte die entsprechenden Nachweise vor Eintritt bereithalten.




Meisterwerk-Miniaturen für das Streichquintett

Im Blickpunkt des 2. Kammerkonzert „Meisterwerk-Miniaturen“ der Dortmunder Philharmoniker im hiesigen Orchesterzentrum stand am 29.11.2021 das Streichquintett.

Das Programm bot mit dem Streichquintett Nr. 3 C-Dur KV 515 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1790) und dem Streichquintett F-Dur von Anton Bruckner (1821 – 1896) meisterliche Sinfonik zu fünft für das Publikum.

Die Streicher standen im Mittelpunkt des 2. Kammerkonzertes mit Musik von Mozart und Bruckner. (Foto: © Ri_ya / pixabay)
Die Streicher standen im Mittelpunkt des 2. Kammerkonzertes mit Musik von Mozart und Bruckner. (Foto: © Ri_ya / pixabay)

An der Geige (Violine) waren Oleguer Beltran Pallarée und Joowon Park, den Bratschen (Viola) Hindenburg Leka und Juan Ureña Hevia und am Violoncello Emanuel Matz zu hören. Die beiden Bratschen ermöglichen zusätzliche klangliche Möglichkeiten.

Der erste Satz (Allegro) in Mozarts Streichquintett Nr. 3 C-Dur ist zwar in Form eines Sonatensatzes komponiert, ist dabei aber ungewöhnlich strukturiert und vielschichtig mit überraschenden harmonischen Wegrichtungen.

Das tänzerische verspielt anmutende Menuett im zweiten Satz hat seine Gewichtung im Mittelteil. Der dritte Satz Andante bietet ein spannendes Duett zwischen erster Geige und erster Bratsche.

Beim Finale im letzten Satz (Allegro) ist fantasievoll und das heitere Rondo-Motiv wurde vom Komponisten kunstvoll ausgeschlachtet.

Das folgende Streichquintett F-Dur von Bruckner zeigt die Entwicklung um Jahrzehnte später. Kontrapunktisch abenteuerlich hat es im ersten Satz noch am ehesten Kammermusikcharakter. Deutlich sind die Elemente der „Miniatur-Sinfonik“. An – und Abschwellen der Lautstärke, Motiv-Wiederholungen, Steigerungen oder Pausen. Das Violoncello wird öfter als Zupfinstrument benutzt. Das Scherzo ist skurril, mal flott und tänzerische , dann wieder lyrisch und langsamer.

Besonders bewegend der dritte Satz (Adagio). Der vierte Satz entspricht nicht den üblichen Erwartungen an eine Rondo-Heiterkeit. Es kommt abenteuerlich, gelöst und spielerisch-luftig daher. Zum Ende hin wird es aber, wie bei einem wahren Sinfoniker erwartet hymnisch.

Es ist immer wieder interessant, bei einem Kammerkonzert (intimeren ) die Instrumentengruppen und die hervorragenden Solisten der Dortmunder Philharmoniker genauer kennenzulernen.




Eindringliches „Zwischen den Stürmen“

Am 27.11.2021 hatte im Dortmunder Schauspiel „Zwischen den Stürmen“ unter der Regie von Poutiaire Lionel Somé (Burkina Faso) seine bemerkenswerte Premiere.

Grundlage für die Inszenierung bildete einerseits Shakespeares „Der Sturm“, andererseits das 1969 von Politiker, Schriftsteller und Mitbegründer der Négritude-Bewegung Aimé veröffentlichte „Ein Sturm“. Dieser konzentrierte die Geschichte auf Prospero (von seinem Bruder vertriebene einstige Herzog von Mailand, der zusammen mit seiner Tochter Miranda auf eine einsame Insel strandete.). Als Herrscher der Insel (bei ihm Karibik) unterstützen ihn der Luftgeist Ariel und sein Diener Caliban. „Ein Sturm“ ist eine Art Überschreibung des und Hinterfragung des Originals und stellt Fragen nach Macht, Kolonialisierung und Kultur in den Vordergrund. Somé sucht eine aktuelle Auseinandersetzung mit beiden Autoren und ihren Texten.

Es wurde eine modernen, interdisziplinären Inszenierung mit eindrucksvollen Video-Installationen, starken Bildern und fantasievollen Kostümen. Das Geschehen wurde zudem passend begleitet durch die Musik von Abdoul Kader Traoré.

Sarah Yawa Quarshie als "Caliban"  (Foto: © Birgit Hupfeld)
Sarah Yawa Quarshie als „Caliban“ (Foto: © Birgit Hupfeld)

Eindrucksvoll war das, wenn nötig flexibel nach oben verschiebbare, runde Bühnenkonstrukt mit Stelen, die herausgenommen werden konnten. Die sieben Schauspielerinnen verliehen dem Thema Kolonialisierung und seinen Folgen bis heute eine zusätzliche Authentizität.

Die kurzfristig eingesprungene Marlena Keil spielte den etwas chaotischen, selbstverliebten und herrschsüchtigen Prospero mit viel Humor, Ironie und Temperament. Ariel, gespielt von Valentina Schüle, sehnt sich nach Freiheit und ist hier ein Verbündeter von Prosperos Tochter Miranda (Nika Mišković). Miranda, die seit früher Kindheit auf der Insel lebt, hat im Gegensatz zu Prospero Respekt vor Natur und der Kultur dort und fühlt sich hier frei. Ariel spielt Prospero einfach die Rolle des Ferdinands vor. Prospero wollte den Königssohn mit ihrer Tochter verkuppeln, um wieder Macht zu bekommen.

Selbstbestimmung und kulturelle Identität sucht Caliban (Sarah Yawa Quarshinie). Sein wachsendes Selbstbewusstsein zeigt sich deutlich, als er nur noch mit seinem wirklichen Namen Bamawo angesprochen werden will. Er ist der Sohn der als „Hexe“ verschrienen Sycorax (Storytelling / Co-Autorin Bernice Lysania Akouala). Diese kam Ursprünglich aus Algier, spricht mit ruhiger klarer Stimme und erzählt ihre Geschichte.

Yemaya wird in ihrer Kultur als die Göttin des Meeres und der Mutterschaft verehrt und man hat Respekt vor jeglichem Leben. Die Erde ist für sie nicht „tot“ und kann nicht nach Belieben durch Menschen wie Prospero oder andere Eroberer ausgeplündert werden.

Seine Macht ist gebrochen.

Gehen wir den Weg gegenseitigen Achtung oder der Ausbeutung und Zerstörung fremder Kulturen sowie der Natur? Es liegt an uns. Der nächste „Sturm“, ob gewalttätige Aufstände gegen Unterdrückung oder Umweltkatastrophen kommen sonst schneller als uns lieb ist.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen finden sie wie immer unter

www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222




Eine musikalische Reise zum Mittleren Osten

Das 2. Konzert für junge Leute entführte das Publikum am 22.1.2021 im Konzerthaus Dortmund unter dem Titel „Traveling through the Middle East“ in die Kultur des Mittleren Ostens.

Die Dortmunder Philharmoniker begab sich gemeinsam mit sieben Solist*innen des Babylon ORCHESTRA Berlin, der palästinensischen Sängerin und Komponistin Rasha Nahas sowie den Reiseblogger*innen Carolin Steig und Martin Merten (WE TRAVEL THE WORLD) in die arabischen Emirate, genauer gesagt: Dubai und Ras Al Khaimah.

Zunächst einmal trafen hier europäische zeitgenössische Musik und der des (urbanen) Nahen und Mittleren Ostens zusammen.

Wüstenromantik trifft auf knallharte Moderne: Dubai (Foto: © M.Hermsdorf / pixelio.de)
Wüstenromantik trifft auf knallharte Moderne: Dubai (Foto: © M.Hermsdorf / pixelio.de)

Dem aus insgesamt 15 Personen bestehenden Babylon ORCHESTRA aus verschiedenen Ländern (Syrien, Irak. Iran, Armenien, Frankreich, Italien u. a.) setzt sich für den Austausch zwischen den unterschiedlichen musikalischen Kulturen ein und damit für ein besseres Verständnis füreinander ein. Als „Reiseführerin“ und Moderatorin des Abends fungierte die Musikvermittlerin Andrea Hoever.

Der künstlerische Leiter und Arrangeur des Babylon ORCHESTRA Mischa Tangian brachte dem Publikum deren anders gestimmten Instrumente (iranische Violine, spezielle Zitter u. a.) näher und auf der großen Leinwand wurden zur Musik passende Bilder projiziert.

Rasha Nahhas überzeugte mit ihrer warmen und voluminösen Stimme. Die Songs musikalisch zwischen Rockabilly, Freejazz und Chanson drehen sich oft um den Konflikt in ihrem Heimatland und deren Folgen für die Menschen.

Die Dortmunder Philharmoniker trug klassisches mit Nikolai Rimski-Korsakows 1. Largo e maestoso aus der „Scheherazade op. 35 oder einen Auszug aus der Maurischen Rhapsodie (Engelbert Humperdinck) bei.

Ein starkes Zusammenspiel boten beide Orchester am Ende mit Isaac Albéniz (Arr. Mischa Tangian) aus der Suite espaňola op. 47 (Nr. 5 „Asturias“).

Die Reiseblogger Carolin und Martin erzählten zunächst etwas über sich und ihre Reisen nach Dubai und Ras Al Khaimah. Es folgte ein musikalisch begleiteter, auf Leinwand projizierter, Videoclip.

Es zeigte den Kontrast zwischen der grandiosen Wüsten, Gebirge mit ihrer Tierwelt und dem urban-glitzernden, auf immer mehr Luxus und Erlebnis-Touristen eingerichtetem Leben in Dubai. Dort zählen nur Superlativen wie zum Beispiel das größte Riesenrad, die längste Wasserrutsche und mehr.

Da bleiben zwiespältige Gefühle. Wie steht es in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Beispiel aus mit den Frauenrechten oder den Rechten für Homosexuelle? Auch bei der Behandlung von Arbeitsmigranten sieht es – ähnlich wie im benachbarten Katar – problematisch aus.

Musikalisch jedoch bot der Abend ein interessantes Zusammentreffen der unterschiedlichen Kulturen auf hohem Niveau.




Fotokunst zwischen Illusion und Realität

In der Städtischen Galerie Torhaus Rombergpark haben Interessierte vom 21.11.2021 bis zum 12.12.2021 Gelegenheit, vierzehn großformatige fotografische Werke von Rolf Kluge aus den Jahren 2014 bis 2019 unter dem Titel „GegenÜberWelten“ zu sehen. Kluge arbeitet seit 1992 als Fotograf und Grafik-Designer in Lennestadt.

Während seiner diversen Reisen durch die Welt begeisterte ihn nicht nur die jeweilige Architektur in den verschiedenen Ländern und Städten, sondern die Bedeutung einzelner von ihm ausgewählten Fragmente in Bezug zu ihrer Umgebung.

Rolf Kluge vor seinen Arbeiten „Hongkong_2“ und „Guanghzou_2", beide von 2018.
Rolf Kluge vor seinen Arbeiten „Hongkong_2“ und „Guanghzou_2″, beide von 2018.

Mithilfe einer langen Brennweite ist es ihm möglich, aus der Entfernung einen Ausschnitt eines Gebäudes, Restaurants oder Schaufensters zu definieren. Er sieht beispielsweise eine Fassade, folgt seiner Intuition, sucht und definiert den Ausschnitt mit der Kamera. In den Flächen dieses Ausschnitts spiegelt sich das Gebäude oder eine Folie vielfach wider.

Es geht dabei darum, das scheinbar Unüberschaubare und die Details, die sich darin verstecken zu erkunden. Mit seinem visuellen Konzept entsteht eine spannende minimalistisch-abstrakte Formensprache, die von den Betrachtenden entschlüsselt werden muss. Diese werden eingeladen, sich auf Neues, Unerwartetes sowie Rätselhaft-Ungewohntes zu entdecken.

Der Künstler arbeitet mit Verzerrungen und Spiegelungen und bringt so lineare Strukturen in Bewegung. In Bangkok Airport (2015) erzeugen die Spiegelungen etwa den Effekt mehrerer übereinanderliegender Schichten. Hongkong (2018) und Hongkong 2 (2018) zeigen wiederum tanzende Fassaden aus lauter kleiner sich im Licht bewegender Bestandteile und völlige Auflösung der Linearität.

Kluge arbeitet (wie die alten Meister) dabei sehr detailgetreu und wenn er durch Gardinenstoffe oder andere Gitterstrukturen fotografiert, bekommt man als Betrachter das Gefühl, die unterschiedlichen Materialien spüren zu können.

Die Werke haben keinen speziellen Namen, sondern sind nach den jeweiligen Orten benannt.

Eine offizielle Vernissage wird es wegen der Corona-Situation nicht geben.

Das Torhaus ist geöffnet dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Ein Rundgang durch die Ausstellung wird auch in der virtuellen Galerie präsentiert: www.virtuellegalerie-dortmund.de