„Ich ging in die Wälder“ – Malerei und Zeichnungen von Sabine Held

Sabine Held geht schon jahrelang „in die Wälder“ und findet dort Ruhe und Inspiration. Im Frühling, Sommer und Herbst beherrschen die Farben und Geräusche das Erleben und im Winter zeigen sich im veränderten Licht die wunderbaren Strukturen des Geästs in klaren Linien.



So ist ihre Malerei nicht nur die Wiedergabe der Farben, sondern auch der Stimmungen und Geräusche, die man bei einem Aufenthalt in der Natur wahrnimmt. Da schichten sich im Frühling die Töne des plätschernden Baches auf das zarte Grün des ersten Laubs, die Vogelstimmen können vielleicht als kleine Farbinseln irgendwo auftauchen. Im Sommer dann das satte Grün in vielfältigen Nuancen und das Rauschen der voll belaubten Bäume, das Rascheln am Boden, das durch Insekten oder kleine Tiere verursacht wird, Rufe von Vögeln, die ihre Jungen warnen, vielleicht auch Gewitterwolken, die plötzlich eine völlig andere Beleuchtung erzeugen, es gibt so viele verschiedene Eindrücke, die verarbeitet und nebeneinander oder übereinander dargestellt werden wollen. Im Herbst verändert sich nicht nur die Farbpalette, sondern auch das Geräusch beim Gehen durch den Wald und das Auge nimmt unzählige Veränderungen wahr. Die Aktivitäten der Tiere sind auf Bevorratung ausgerichtet und so sieht man nicht nur die Menge an Früchten und Pilzen, die darauf warten eingesammelt zu werden, sondern auch Vögel und Eichhörnchen, die hektisch stochern und buddeln. Auch diese Stimmung wird nachvollziehbar durch Farbimpressionen dargestellt. Im Winter kehrt dann Ruhe ein: die Bäume stehen in grafischer Klarheit beieinander und das Licht zeigt ständig, dass sie keineswegs lediglich braune Gerüste sind, sondern eine Vielfalt an Farbnuancierungen aufweisen, die sich jeden Moment ändern kann.

Aber die Künstlerin erlebt nicht nur den Wald, sondern hat sich auch dem Farbspiel der Berge gewidmet und lässt in einigen Arbeiten ihre Gedanken zum Umwelt- und Klimaschutz einfließen. In manchen Bergmotiven sind aufgeklebte Fäden zu sehen, die Gletscher markieren (man könnte diese Fäden abknibbeln und so das Gletscherschmelzen nachvollziehen) und so die Formen und Farben der Bergwelt noch betonen. Weitere Bilder spielen mit dem wechselnden Licht, das den Linien der Berge immer andere Färbungen gibt und so unterschiedliche Stimmungen hervorruft.

Ob es nun die teilweise eher abstrakte Malerei ist oder die Hell-Dunkel-Kontraste der Zeichnungen von Sabine Held – das Wohltuende eines Aufenthalts in der Natur ist immer zu spüren. Er klärt die Gedanken, sensibilisiert den Menschen für die Schönheit und die „Wunder“ der Natur und macht uns bewusst, dass wir hier eigentlich seit 300.000 Jahren nur Gast sind und ein Gast hat sich zu benehmen, sonst fliegt er raus.

Wer die ganz persönlichen Naturerlebnisse von Sabine Held im Kunstbonbon betrachten möchte, der kann das auch nach der Vernissage am 29.10.2022 noch zu den üblichen Öffnungszeiten (di 13-18,fr 15-18, sa 12-15Uhr) bis zum 26.11.2022 tun.




Eduard Wilsing – Ein Hörder Komponist im Mittelpunkt

In Dortmund fand am Samstag, den 22.10.2022 im Hörder Bürgersaal ein besonderes Klassikkonzert statt, wobei ein Kind der Stadt Hörde im Mittelpunkt stand. Es handelt sich um den 1809 in Hörde geborenen und 1893 in Berlin gestorbenen Komponisten Daniel Friedrich Eduard Wilsing.



Durch beharrliche und unermüdliche Recherchen in den Archiven im In- und Ausland durch Gerhard Stranz an den verschiedenen Wirkungsstätten des Komponisten kamen einige verborgene Musik-Schätze zutage. So konnte Stranz fast 100 Werke von Eduard Wilsing identifizieren.

Auch zwei Urgroßnichten und der Urgroßneffe Wolfgang Hebbel (aus Hannover angereist) waren mit Dokumenten und Hinweisen behilflich.

Die Hörder Bezirksvertretung und als Träger Hörde International e.V. ermöglichen eine eigene Konzertreihe zu Wilsing. Unter dem Titel „Ein Hörder im Mittelpunkt“ wurde nun ein Wilsing Klassik-Konzert im Bürgerssaal (Hörde) durchgeführt.

Nach Gruß und Dankesworten von Jochen Deschner (Vorsitzender, Hörde International e.V.), Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock und Bürgermeisterin Barbara Brunsing (Dortmund) konnte es los gehen.

Als Solisten konnte hochkarätige Musiker*innen gewonnen werden. Seowon Kim (Violine) und Ievgeniia Iermachkova (Klavier) konnten gleich zu Beginn ihr Können an ihren Instrumenten bei Eduard Wilsings Sonate für Violine und Klavier in A-dur unter Beweis stellen. Eine anspruchsvolle kraftvoll-quirlige Sonate, bei der die Instrumente wunderbare Zwiesprache miteinander hielten.

Als musikalisches Sahnestück folgte danach das Tripelkonzert (Großes Konzert op. 56 in C-Dur für Klavier, Violine und Violoncello) von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) in der Bearbeitung von Eduard Wilsing. Er hat das Konzert sogar auch für Klavier (vier Hände) umgearbeitet!

Am Violoncello unterstützte Alexander Hülshoff, der Leiter des Orchesterzentrums, die beiden anderen Musikerinnen. Es entwickelte sich eine starke Dynamik zwischen den drei Instrumenten mit starker musikalischer Ausdruckskraft. Der zweite Teil strahlte eine melancholische Dramatik aus. Musikalische Motive werden abwechselnd von den verschiedenen Instrumenten aufgegriffen.

Die Bearbeitung von Beethovens „Tripelkonzert“ als Kammerkonzert macht sie für alle Menschen zugänglich.

Den Abschluss des starken Musikerlebnisses bildete „Der Sommer“ aus den 4 Jahreszeiten für Klaviertrio von Astor Piazzolla (1921 – 1992). Ein temperamentvoller Sommer-Tango mit Jazz-Elementen und dann wieder melancholisch-dramatisch.

Geplant ist die nächste Veranstaltung übrigens für den 19.02.2023, Sonntag um 11.30 Uhr! Wir dürfen gespannt sein, welche verborgenen Werke von Eduard Wilsing uns noch erwarten.




Romeo und Julia – eine unvermeidbare Tragödie?!

Am 15.10.2022 hatte im Opernhaus Dortmund das Ballett „Romeo und Julia“ (Musik von Sergej Prokofjew) unter der Choreografie von Jean-Christophe Maillot mit der hiesigen Ballett-Compagnie seine eindrucksvolle Premiere. Musikalisch begleitet wurde die Aufführung von der Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen Leitung der neuen Kapellmeisterin Olivia Lee Gundermann. Der genaue historische Hintergrund stand bei der Inszenierung im Hintergrund.



Das Bühnenbild wurde puristisch einfach gehalten. Weiße Schiebewände und eine Rampe bildeten den multifunktional nutzbaren Hintergrund für die Handlung. Auch die Farben der Kostüme waren in hellen (Montague-Clan) und dunklen Farben (Capulet-Clan) gehalten. Pater Lorenzo (Simon Jones) in schwarz-weiß gekleidet führte emotional als „roter Faden“ die Tragödie. Wegen des tragischen Ausgangs für Romeo und Julia plagt ihn sein Gewissen und er versucht verzweifelt, einen Moment zu finden, um das Unheil zu verhindern. Ihm zur Seite standen oft seine zwei Messdiener (Matheus Vaz, Alessandro Clotta).

Im Mittelpunkt stand das sich trotz ihrer verfeindeten Familien verliebende Teenager-Paar Romeo (Filip Kvačák) und Julia (Sae Tamura). Anrührend stark, mal jugendlich verspielt dann wieder gefühlvoll intensiv, brachten beide tänzerisch den Charakter ihrer Figuren glaubwürdig auf die Bühne. Es ging aber auch um die verschiedenen Formen von Liebe. So die starke Freundschaft von Romeo, Mercutio (Márcio Barros Mora) und Benvolio (Joshua Green), oder die verschmähte Liebe von Rosalinde (Amanda Vieira) und Paris (Maksym Palamarchuk).

Isabelle Maia glänzte als strenge Mutter Lady Capulet, die ihre Tochter mit einem einflussreichen reichen Mann (Graf Paris) verkuppeln wollte Eine lustige Komponente kam durch die Figur der quirligen Amme (Giuditta Vitiello) auf die Bühne. Cousin Tybalt (Javier Cacheiro Alemán) vom Capulet-Clan starb in einem dramatischen Zeitlupen-Kampf mit Romeo (Montague) als einer der Opfer des Hasse und Streites der Familien-Clans. Die Vertreter vom Dortmunder Ballett zeigten virtuos ihr Können.

Alle beteiligten Tänzerinnen und Tänzer dieser Aufführung mussten nicht nur die technischen, teils akrobatischen Herausforderungen meistern, sondern mit viel Gestik die unterschiedlichen Gefühlslagen ihrer Figur darstellen und dem Publikum nahebringen. Das Ganze musste auch noch passgenau zur eruptiven Musik von Prokofjew geschehen.

Ihre starke Leistung wurde Standing Ovations honoriert.

Informationen zu weiteren Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.:0231/50 27 222.




Zynische Persiflage auf eine kalte neoliberale Gesellschaft

Im Schauspiel Dortmund hatte am 08.10.2022 „GRM.Brainfuck Das sogenannte Musical“ nach dem Roman von Sybille Berg unter der Regie von Dennis Duszczak seine Premiere.



Diese Geschichte beginnt in einer nahen Zukunft im trostlosen Kaff Rochdale. Verlassen von ihren Eltern, fallen gelassen von Staat und Gesellschaft raufen sich dort vier jugendliche Außenseiter*innen (Don, Hannah, Karen, Peter) zusammen. Sie machen sich gemeinsam auf die Reise nach London. In leeren Fabrikanlagen suchen sie Zuflucht vor einem immer extremer werdenden Überwachungsstaat, der nur die Reichen immer reicher macht. Kraft und ein Ventil für ihre Wut findet vor allem Don (Donatella) in der aus Großbritannien stammenden Musikstil Grime (Englisch für Schmutz). GRM hat seine Wurzeln in der elektronischen Musik (etwa 2 Step, Jungle, UK Garage).

Auf ihrem Selbstfindungsprozess, der Suche nach Gerechtigkeit und Racheplänen gegen jene, die ihnen weh getan haben, treffen die Vier auf eine Gruppe von Hacker*innen. Diese streben eine digitale Revolution an. Außerdem werden sie mit der Lebensrealität von Thome (vernachlässigter Sohn aus reichem Elternhaus) konfrontiert. Dessen Vater ist ein Geld und machtgieriger Politiker auf Kosten anderer Menschen ohne Achtung vor Thome….

Das Bühnenbild war passend düster und als Bezug zu unserer Stadt im Hintergrund das Dortmund U in einem grauen Farbton zu sehen. Die in der Geschichte in einer nahen Zukunft dargestellten Probleme betreffen ja auch zunehmen unsere Stadt

Die sechs Schauspieler*innen Lola Fuchs, Christoph Heisler, Sarah Quarshie, Nina Karimy, Linus Ebner, Mervan Ürkmez schlüpften in die unterschiedlichen Figuren und verkörperten sie eindrucksvoll lebendig mit vollem Körpereinsatz. Diese Story von Ungerechtigkeit und Widerstand. Das Erzählte wurde immer jeweils anderen Schauspieler*innen ironisch kommentiert.

Trotz seiner derben dystopischen Grundstimmung gab auch einige humorvoll-ironische Momente im Stück. So sahen die Zuschauer*innen beispielsweise auf einem Bild von dem neuen König Charles III. mit einer Krone von „Burger King“. Dennoch klebt die negative Stimmung wie Kaugummi am Schuh, es gibt kein „Happy End“, keine Hoffnung. Wenn es einen Song gibt, der dieses Stück beschreibt, ist es die Stalker-Hymne von The Police „Every breath you take“, das von Lola Fuchs gesungen wird. Nur wird in „GRM.Brainfuck“ nicht eine Person überwacht, sondern die gesamte Gesellschaft, die das sogar überwiegend freiwillig macht.

Musikalisch begleitet wurde die Inszenierung stark von Malte Viehbahn (Bass, Synthie), Christoph Helm (Schlagzeug) und Emilia Golos (Klavier, Synthie). Schauspieler*innen konnten ihr auch ihr Gesangstalent unter Beweis stellen.

Die Leistung aller beteiligten bei dieser Inszenierung voll aktueller Brisanz wurde mit viel Applaus vom Publikum belohnt. Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel. 0231/ 50 27 222.




Gesunde Kartoffelsuppe und bewegende Geschichte

Am 30.09.2022 konnte die Premiere von „Die Kartoffelsuppe“ (ab 6 Jahre) von Marcel Cremer und Helga Schaus) unter der Regie von Andreas Gruhn (Intendant KJT) im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) nach zweimaligem Ausfall erfolgreich durchgeführt werden.



Schauspielerin Bettina Zobel (KJT) schlüpfte live in die Rolle einer Köchin und zauberte während einer Stunde aus Kartoffeln, Zwiebeln, Rettich, Sellerie, Lauch Zucchini und Möhren eine gesunde Kartoffelsuppe. Außerdem erzählte sie dem anwesenden Publikum mit Körpereinsatz, was alles in diesen Gemüsen steckt und wie wichtig sie für unsere Gesundheit sind. Mission: gesunde Ernährung!

Während sie die Zutaten in einem großen Topf verarbeitete, erzählte die Köchin nebenbei die Geschichte ihrer Mutter Lene in Kriegszeiten.

Lene wuchs zusammen mit Eltern und Großmutter auf dem Land auf. Mit sieben Jahre bekam sie ein kleines Schwein geschenkt. Zunächst führt sie ein glückliche Leben mit Schweinchen Frieda. Kartoffeln waren natürlich auch ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Dann kommt der Krieg, der den Menschen alles nimmt. Es droht eine Hungersnot…

In einem warmen hellen, liebevoll gestalteten Küche mit Kartoffelsäcken und Holzkisten wechselte Bettina Zobel scheinbar leicht mit Feingefühl in die verschiedenen Rollen. Als Schweinersatz mussten auf der Bühne Kartoffeln herhalten.

War das Thema der Geschichte auch ernst, kam der Humor und am Spiel nicht zu kurz.

Besonders lustig: Als diverse Hutkreationen von Tante Friedchen aus Gemüseresten vorgeführt wurden. Das Schicksal von Schwein Frieda nach dem Besuch eines Scherenschleifers wurde offengelassen.

Nach der Aufführung konnten alle Anwesenden von der pürierten Suppe probieren und ein wenig reden und mutmaßen, was mit Frieda wohl passiert sein könnte.

Musikalisch begleitet wurde die Vorführung musikalisch von Michael Kessler.

Eine gelungene Premiere, die allen kleinen und großen Menschen im Publikum nicht nur die Bedeutung gesunder Nahrungsmittel verdeutlichte.

Auf dem Flyer zum Stück kann man übrigens das genaue Rezept für die ZubereitungKartoffelsuppe nachlesen.

Weiter Aufführungstermine erfahren sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Telefon: o231/50 27 222




Konzerthaus im musikalisch-theatralen Bond-Fieber

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz (GMD) und Regisseurin Birgit Eckenweber für das 1. Konzert für junge Leute (2022/2023) am 26.09.2022 (Konzerthaus Dortmund) unter dem Motto „Hollywood Hits- 007“ etwas Besonderes einfallen lassen.



Neben zwölf Stücken aus den James Bond Filmen (Soundtracks), die von der Dortmunder Philharmoniker wunderbar einfühlsam instrumental interpretiert wurden, fand parallel dazu eine kleine „Dortmunder James Bond-Aufführung“ für das junge oder jung gebliebene Publikum statt.

Mit dabei waren Sängerin Isabel Pfefferkorn (als Honey Lane), Schauspielerin Isa Weiß als Agentin Alison MacKenzie, der auch aus dem Fernsehen bekannte Schauspieler Carl Bruchhäuser als James Bond-007 sowie Ekkehard Freye vom Schauspiel Dortmund (als Handlanger).

Die beiden Agenten waren, wie sie erklärten, in geheimer Mission in das Konzerthaus gekommen. Die Bürgermeisterin hatte beide beauftragt, verdeckt bei den Dortmunder Philharmonikern zu ermitteln. Der Florianturm sollte gesprengt werden! Unter dem Turm im Westfalenpark wurde ein wertvoller Schatz von Friedrich I. genannt Barbarossa gefunden, den ein Attentäter in seinen Besitz bringen will. Der Drahtzieher würde unter den Dortmunder Philharmonikern vermutet…

Isabel Pfefferkorn begeisterte mit ihrer Stimme, besonders bei Hits wie „For Your Eyes Only, Goldfinger, oder Writing‘ s on the Wall und passte sich gut in die theatrale Bildsprache des Geschehens ein.

Liebe und Eiversucht, geheimnisvolle Spannung und Humor mit einer Spur Ironie – alles wurde geboten. Der gerührte, aber nicht geschüttelte Martini durfte natürlich auch nicht fehlen. Berühmte Bond-Zitate wurden locker eingeflochten. Bruchhäuser genoss sichtlich seine Rolle.

Isa Weiß konnte auch ihr Gesangstalent bei „You Only Live Twice“ unter Beweis stellen.

Ekkehard Freye schien besonderes Vergnügen am Spiel zu haben. Der ganze Konzerthausraum wurde von den Beteiligten als Bühne benutzt.

Dirigent Gabriel Feltz ließ es sich nicht nehmen, aktiv bei der Story mit zu wirken. Ausgerechnet er war der Drahtzieher und es wurden ihm sogar Handschellen angelegt. Dabei konnte er sich den Hinweis, dass man das Geld aus dem Schatzraub gut für einen neuen Proberaum für das Orchester gebrauchen könnte, nicht verkneifen.

Für eine geheimnisvolle Atmosphäre sorgten zudem die geschickt eingesetzten Lichteffekte.

Das junge Publikum ging gut mit und am Ende gab es viel Applaus für alle Akteure.




Cabaret – wenn die Welt aus den Fugen gerät

Wir leben heute in einer Zeit, die in vieler Hinsicht bedrohlich und aus den Fugen geraten zu sein schein.

Mit dem Musical „Cabaret“ (Buch von Joe Masteroff nach dem Stück „Ich bin eine Kamera“ von John  van Druten, Gesangtexte: Fred Ebb, Musik: John Kander, Deutsch von Robert Gilbert) hat Regisseur Gil Mehmert eine moderne Fassung dieser hochaktuellen Parabel auf die Bühne des Dortmunder Opernhauses gebracht. Die Premiere war am 24.09.2022.



Die Geschichte spielt um die Jahreswende 1929/1930 im pulsierenden Berlin. Die Menschen versuchen (wenn sie es sich leisten können) in Zeiten wirtschaftlicher Bedrohung und politischem Erstarken des Nationalsozialismus Ablenkung, Rausch und Freiräume im Cabaret „Kit Kat Club“. Der amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw und das glamouröse Showgirl Sally Bowles sowie die ältere Pensionsleiterin Fräulein Schneider und der jüdische Obsthändler Herr Schultz müssen in einem Umfeld der Bedrohung schwere persönliche Entscheidungen betreff ihrer Liebe treffen…

Musikalisch begleitet wurde der Abend (wie so oft) souverän von der Dortmunder Philharmoniker (Musikalischer Leiter: Damian Omansen)

Auf der Bühne gab es Live-Musik zum Geschehen von Bastian Ruppert (Banjo), Karsten Schnack (Akkordeon) und Julia Kriegsmann (Saxophon / Klarinette).

Neben einem Bett war eine große Drehbühne als Mittelpunkt der Hingucker. Mit dieser Bühne konnte geschickt und kontrastreich von er Scheinwelt des Cabaret Kit Kat Club zur matt beleuchteten Pension des Fräulein Schneider und somit in die Realität gewechselt werden.

Auch in dieser Inszenierung von Mehmert kam das überdimensionierte Klavier im Fordergrund wie bei „Berlin Skandalös“ zum Einsatz.

Durch die Geschichteführte eindrucksvoll als Conférencier Rob Pelzer wie durch ein Guckloch durch das „Cabaret Berlin“.

Alles wurde für eine Revue als Ausdruck der Lebensfreude, dem Wunsch nach freier Entfaltung verschiedensten Persönlichkeiten und Charaktere aufgeboten. Freizügig-schillernd knappe Kostüme, symbolhafte Masken, eine Prise Frivolität und Erotik lag in der Luft. Alle, was in der Realität immer unmöglicher wurde, hatte dort einen kleinen Raum.

Die Kit Kat Girls und Boys sorgten mit Temperament und Können für ein für besonderes Revue-Feeling und als Verstärkendes Element der Handlung.

Mit ihrer Stimme und Ausdruckskraft begeisterte Bettina Mönch als Sally Bowles das Publikum. In nichts nach stand ihr aber auch Jörn-Felix Alt mit seiner sensiblen Interpretation des Cliff Bradshaw. Für rührende und humorvolle Momente sorgten Cornelia Drese als Fräulein Schneider und Tom Zahner als Herr Schultz. Samuel Türksoy überzeugte als Darsteller des deutschen Nationalsozialisten und Maja Dickmann als „Matrosen-verschlingende“ Prostituierte Fräulein Kost.

Alle Personen versuchen irgendwie durch die problematischen Zeiten zu kommen. Die einen bleibe in Deutschland mit ernsten Konsequenzen, oder wollen wie Sally für die Karriere in einer Scheinwelt leben.

Die Inszenierung spart nicht an deutlichen martialischen Symbolen (wie etwa Hakenkreuzen, Fackeln u.s.w.). Das macht die Bedrohung noch spürbarer.

Zu Recht gab es für die unterhaltsame wie nachdenklich stimmende Aufführung Standing-Ovations.

Die Demokratien zunehmend durch rechte Autokraten und Nationalisten bedroht. Wie sagte Cliff Bradshaw so klar: „Wenn du nicht dagegen bist, dann bist du dafür“!

Weite Aufführungstermine finden sie unter www.theaterdo.de




Was ADHS mit Betroffenen und ihrem Umfeld macht

Am Freitag, den16.09.2022 stand als Premiere im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) in der neuen Saison 2022/23 mit „Wild!“ (Stück von Evan Placey, ab 8 Jahren) ein Thema mit emotionaler Brisanz auf dem Spielplan. Regie hatte Milan Gather.



Die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) wird bei immer mehr Kindern von Ärzten diagnostiziert.

Die betroffenen Kinder können sich schlecht konzentrieren, können schlecht zuhören, nicht lange ruhig sitzen und haben einen starken Bewegungsdrang.

Sie lassen sich von ihren Gedanken und Dingen, die in der Umgebung passieren leicht ablenken. Dabei sind viele auch recht kreativ. Ihre Familie und ihr weiteres Umfeld (etwa Schule) stellen sie vor große Herausforderungen und werden selbst oft zu Außenseitern.

Zur Behandlung stehen Therapien und Medikamente (bekannt: Retalin) zur Verfügung. Die Medikamente wirken jedoch nicht auf Dauer, machen müde und wirken verändernd auf die Persönlichkeit.

Zum Stück: Bei Billy (gerade 11 Jahre alt) summen die Gedanken wild in seinem Kopf herum. Auf ihn treffen alle oben genannten ADHS-Symptome zu. Besonders nah fühlt er sich den Bienen aus dem Bienenstock seines Vaters, der die Familie anscheinend verlassen hat und woanders wohnt. Sie sind scheinbar chaotisch und wild, haben jedoch alle ihre wichtige Funktion.

Die Mutter sieht eigentlich ein, dass ihr Sohn Hilfe braucht. In der Schule ist er auffällig, seine Mitschüler nennen ihn „Billy Biene“. Wenn sein Vater einmal da ist, streiten seine Eltern. Das Verhältnis zum ist gestört. Billy möchte vor allem seinen Vater beweisen, was er kann. Er wünscht sich nicht nur, dass sein Vater zu seinem Geburtstag kommt, sondern kämpft um dessen Beachtung und Zuneigung….

„Wild“ ist ein Solo- Schauspielstück mit musikalisch passender Klang-Begleitung.

Der KJT-Schauspieler Thomas Ehrlichmann schlüpfte sensibel in die Person des Billy sowie zusätzlich noch in die Rolle der Mutter, des Nachbarjungen Justus, Therapeuten oder die des Bruders.  

Auch körperlich verausgabte er sich voll auf die Klettergerüst-Umrahmung des auf der Bühne aufgestellten kleinen Hauses.

Die Schuldgefühle seiner Eltern, die Verzweiflung des Billy – besonders als er erklärt, dass er sich als „beobachtetes Versuchsobjekt“ fühlt, wurden eindrucksvoll dargestellt.

Stark war auch sein kongenialer musikalischer Partner Lukas Joachim an verschiedenen Instrumenten.

Rainer Kleinespel und Bianca Lammert (KJT) liehen Vater und Mutter ihre Stimmen.

Weitere Aufführungstermine erfahren Sie unter www.theaterdo.de




Fiona Banner und das künstlerische Spiel mit Gegensätzen

Auf der 3. Etage des Dortmunder U hat der Hardeware MedienKunstVerein (HMKV) sein Zuhause. In den nächsten Monaten, vom 17.09.2022 bis 29.01.2023 können dort Besucherinnen und Besucher die Ausstellung „Pranayama Typhoon (Soft Parts Wing Flap Fin)“ der britischen Künstlerin Fiona Banner aka (genannt) The Vanity Press sehen und erleben.



Wie Dr. Inke Arns beim Pressegespräch verriet, wurde sie bei eben dieser Ausstellung der Künstlerin im April dieses Jahres in einer Kirche aufmerksam.

Das Fiona Banner (*1966) mit Gegensätzen spielt, wird schon beim Titel deutlich. Das Wort „Pranayama“ ist eine uralte Atemtechnik, während „Typhoon“, ein immer häufiges auftretendes Naturphänomen, aber gleichzeitig den Namen eines hochmodernen Kampfflugzeuges beinhaltet.

Die Ambivalenz manifestiert sich auf besondere Weise in die „kalten Tötungsmaschinen“ und dem „weichen Stoff“ der Attrappen. Assoziationen zu (aktuellen) Kriegen kommen da manchen Betrachtenden wohl in den Sinn.

Die Künstlerin nutzt unterschiedliche Medien als Ausdrucksform.

So befinden sich mitten im Raum (3. Etage HMKV) aufgeblasene graue Flugzeugteile in Originalgröße (Außenhülle, Planen) als gemütliche weiche Sitzgelegenheiten. Das weiche Material steht hier wieder als Gegensatz zum martialischen Kampfflugzeug.

Frontal ist das ungefähr zehnminütige Video „Pranayama Organ (2021), gedreht an der südenglischen Küste (am Kanal) auf einer großen Leinwand zu sehen. Es zeigt zwei aufblasbare Flugzeug-Attrappen in Originalgröße, eine Typhoon und eine Falcon. Im Morgengrauen tauchen zwei Figuren auf, gekleidet als die beiden Kampfflugzeuge. Sie sind in eine Art kämpferischer Bindung gefangen. Gleichzeitig treibt sie ein unerfülltes Verlangen nach Intimität. Es ist ein Ritual aus Balz und Kampf. Die in einer Londoner Kirche aufgenommen Orgelklänge (verweisen auf den Kult-Song „Wild ist the Wind“) sowie Geräusche des Winds unterstreichen die Spannung des Werks.

An der rechten Seite befindet sich ein „atmende“ aufgeblasene Kampfflugzeug-Attrappe in Originalgröße.

Verteilt über den Raum sind unter dem Titel „Fallstop Sea Scapes (2020-20222) fünf kleine gefundenen Gemälde, die das Meer zeigen zu sehen. Banner hat hier die ursprünglichen Motive, Seeschiffe, Schlachtschiffe oder Zerstörer, übermalt und stattdessen durch schwarze, in Öl gemalte Punkte (Interpunktion) ersetzt. Das sorgt für eine besondere Strukturierung.

„Runway“ (September 2021) stammt aus einer Serie für die koreanische Vogue, als die Künstlerin für Seoul ausstellte. Sie nutzt das Magazin-Format als skurrile, Performance-Raum, indem sie aufblasbare Flugzeuge als Ersatz für Kostüme und Requisiten einsetzt. Sie verweist so auf den Laufsteg als theatralischen Mode-Raum und zudem als Startrampe für ein Fluggeräte.

„Dear Bathos, Love…“ (2022), ein Film auf einem Monitor, zeigt eine ISBN-Nummer (2009 gab sich die Künstlerin selbst eine ISBN-Nummer und registrierte sich als Publikation unter ihrem eigenen Namen) auf einer Art Liedtafel wie sie es in Kirchen gibt. Es wurde der Verlauf des Sonnenlichts auf der Tafel im Laufe des Tages beim Dreh in ihrem Atelier aufgezeichnet. Ein verweis auf einen Zustand oder Gefühl.

Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, den 16.09.2022 um 17:00 -22.00 Uhr auf der 3. Etage des Dortmunder u statt.

Führungen: Immer am Sonntag um 16:00 Uhr! Online-Führungen immer zweimal im Monat.

Weitere Infos zur Ausstellung auf der Seite des HMKV.




Facettenreiche Internationale Ballettgala XXXV

Die 35. Internationale Ballettgala fand im Dortmunder Opernhaus am 10.09.2022 (zweiter Termin 11.09.2022) wieder einmal vor (nahezu) vollem Haus statt. Darüber waren alle Beteiligten in diesen turbulenten Zeiten glücklich.



Der Intendant des Dortmunder Balletts Xin Peng Wang und sein Team haben es wieder einmal geschafft, ein vielseitiges Programm mit Ballettgrößen aus New York, Toronto, London, Paris, Madrid, Lissabon, Hamburg oder München in unsere Stadt zu locken. Die Dortmunder Compagnie brachte Auszüge aus den Produktionen von Wang (Faust II, Faust I, Tschaikowsky) und zum Schluss das trotz aller schlimmen Nachrichten optimistische „Full of Life“ (Choreografie: Xin Peng Wang) auf die Bühne.

Durch das Programm führte wie immer mit Charme und Humor Kammersänger Hannes Brock.

Die Bandbreite der Vorführungen war groß. So waren etwa das klassische Ballett mit „Don Quixote“ mit den technischen Perfektionisten Maria Kochetkova und Osiel Gouneo ((Bayrisches Staatsballett München) oder Tschaikowskys Pas de deux (Skylar Brandt, Herman Cornejo).

Einen großen Raum nahm das moderne zeitgenössische Ausdrucks-Ballett ein.

Drei starke Beispiele waren da „The Gust“ Choreografie und Tanz: Sebastian Kloborg, Dänemark) oder „Rush for Full“ (Maria Kochetkova, Sebastian Kolborg) oder „12“ Filipa de Castro, Carlos Pinillos, Portugal).

Das man Tradition und modernes Ballett wunderbar verbinden kann, bewiesen bei der ersten Uraufführung des Abends „In progress?“ Juliette Hilaire und Caroline Osmont. Unterstützt wurden sie von Osiel Gouneo. Später begeisterten sie bei „Body and Soul“.

Ein großes Vergnügen war, das NRW Juniorballett bei der dynamischen Uraufführung von „Exhale“ unter der Choreografie von Márcio Barros Mota zu erleben.

Traditioneller Gesang (Midori Marsh) mit Live-Begleitung am Flügel (Michal Bialk) musste bei der Uraufführung von „Lúa descoloriada“ ohne Verbindung mit Ausdruckstanz seinen Reiz entfalten. Evan McKie (The National Ballet Canada) war wegen einer Lebensmittelvergiftung.

Gesangbegleitung gab es auch bei „Seda“. Maria Berasate begleite mit ihrem traditionellen Gesang eifühlsam die ausdrucksstarken Bewegungen von Iratxe Ansa und Igor Bacovich.

Die letzte Uraufführung des Abends bildete „Matilda Dulzura“. Auch hier konnten Filipa de Castro und Carlos Pinillos.

Für romantischte Momente sorgten Alina Cojocaru und Alexandr Trusch (Hamburg Ballett) beim Programmpunkt „Kameliendame“ mit viel Feingefühl zu der Musik von F. Chopin.

Die Leistungen wurden vom Publikum mit viel Applaus belohnt.