Die Not steht ihr gut – Trashkomödie um Kapitalismus und Patriarchat

Das als „gewinnorientierte Trashkomödie“ bezeichnete Stück „Die Not steht ihr gut“ von Ensemblemitglied Lola Fuchs hatte am 26.01.2023 seine Uraufführung im Studio des Schauspiel Dortmund.



Lola Fuchs ist nicht nur Autorin und Regisseurin des Stücks, sondern übernahm auch die Rolle der emotional missbrauchten Seminarteilnehmerin Gisela.  Diese werden von der angesagten Coaching-Agentur der Gründerinnen Sharon (Linda Elsner) und Dana (Nika Mišković) angeboten. Mit List und Ausnutzung aktueller emanzipatorischer Strömungen schlagen sie Kapital. Die Aushöhlung ihrer Ideale und Abhängigkeit vom charmant-skrupellosen Investors Charlie (Christopher Heisler) nehmen sie dabei in Kauf. Der unterbezahlte Dauerpraktikant Dominic (Linus Ebner), der es nicht einmal Wert ist, sich seinen Namen zu merken, steht ihnen dienend zur Seite.

Nika Mišković ,und Linda Elsner als Gründerinnen einer Coaching-Agentur. (Foto:  Florian Dürkopp)
Nika Mišković ,und Linda Elsner als Gründerinnen einer Coaching-Agentur. (Foto: Florian Dürkopp)

Heimlich träumt er von einer gerechten sozialistischen Welt, in der die Menschen gleichberechtigt, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft leben und nach ihren Fähigkeiten entwickeln können. Er tritt auch als Erzähler der Geschichte auf.

Nach dem verhängnisvollen Tweet einer ehemaligen Seminar-Teilnehmerinnen ändert sich die sich die Situation der beiden Businessfrauen schlagartig. Gemeinsam mit ihrem Gehilfen müssen sie den Weg ins gefährliche und angstauslösende Dickicht hinter den Mauern ihres Büros antreten…

Die Bühnenausstattung und Kostüme sind in auffallenden, knalligen Farben gehalten und entsprechen der ironisch-humorvoll überzeichneten Charaktere auf der Bühne. Das gleiche gilt für die wunderbare Arbeit der Maske.

Den Schauspieler*innen gelang es überzeugend, sich in die Persönlichkeiten hinein zu versetzen. Das Ganze mit vollem Körpereinsatz. Eindrucksvoll auch, wie die Persönlichkeitsveränderungen von Dana (von eher naiv lebensfroh zu kämpferisch) oder Sharon (von selbstbewusst zu angepasst) dargestellt wurden.

Die Rolle der dem Investor Charlie ergebenen „Brüderhorde“ übernahmen witziger Weise mit viel Freude am Spiel sechs junge Damen des Jugendclubs (Theater Dortmund).

Das Geschehen wurde von einer Live-Kamera (Ismael Khudida) effektvoll begleitet. Auch die Souffleuse (Klara Brandi) durfte ab und zu auf der Bühne mitmischen. Tanz und kleine Gesangseinlagen zwischendurch sorgten für etwas Auflockerung.

Die Mechanismen des Kapitalismus wurden durch die Trashkomödie offen und klar mit einer guten Portion schwarzen Humor dargelegt.

Starken Beifall gab es für die Leistung der Beteiligten.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222




Peterchens Mondfahrt im digitalen Zeitalter

Die ältere Generation erinnert sich sicher noch an die Verfilmung von „Peterchens Mondfahrt“ (Märchen von Gerdt von Bassewitz) aus dem Jahr 1959 (Gerhard F. Hering).



Es ist die Geschichte vom Maikäfer Sumsemann, der auf einer großen Kastanie hinter dem Haus der Kinder Anneliese und Peterchen wohnt. Seinem Urgroßvater wurde vor langer Zeit von einem Holzdieb ein Bein abgeschlagen. Zur Strafe wurde dieser von der Nachtfee auf den Mond verbannt. Versehentlich ist das Maikäferbeinchen mit auf den Mond gelandet und nun fehlt den nachfolgenden Maikäfer-Generationen das sechste Bein. Sumsemann kann sein sechstes Beinchen nur mit Hilfe von zwei lieben Kindern, die noch nie ein Tier gequält haben, zurückholen. Anneliese und Peterchen wollen ihm helfen und eine abenteuerliche Reise zum Mondberg beginnt. Sie benötigen aber auch die Hilfe der Naturgeister, um dem Mondmann das Beinchen wieder zu entwenden…

Diese Geschichte wurde während des Lockdowns vom jungen Ensemble Kulturbrigaden unter der Regie von Rada Radojcić (auch Kostüme/Musik) mit den modernen digitalen Möglichkeiten (Video: Anna Marienfeld) technisch aufwendig verfilmt. Die musikalische Leitung lag bei Dixon Ra.

Im Dortmunder Theater Fletch Bizzel wurde der Film (ab 6 Jahren) bei freiem Eintritt am 15.01.2023 gezeigt.

Visuell aber auch akustisch ein besonderes Erlebnis für die kleine und große Zuschauer*innen.

Es war eine Veranstaltung der LAG Arbeit Bildung Kultur. Gefördert vom Kulturbüro Dortmund und unterstützt von der Akademie für Theater und Digitalität.




Stimmungsvolle Gala aus Oper und Operette mit Götz Alsmann

Nach der Operette „Gräfin Mariza“ und dem Musical „Cabaret“ stand in der Oper Dortmund am 14.01.2023 mit der Opern- und Operettengala „Roaring Oper(ett)a“ wieder die 1920-iger Jahre im Mittelpunkt.



Ein Glücksgriff war die Auswahl von Götz Alsmann für die Moderation des Abends. Mit Witz und Humor führte er nicht nur kurzweilig durch das Programm, sondern gab einige Anekdoten und wissenswertes zu Operette, Oper oder den Einfluss von Jazz und Blues zum Besten. Zweimal spielte er zudem zwei kleine humorvolle Stücke aus der Zeit auf einer Mandoline.

Götz Alsmann führte mit Witz und Humor durch das Programm. Foto: (c) Björn Hickmann)
Götz Alsmann führte mit Witz und Humor durch das Programm. Foto: (c) Björn Hickmann)

Ein passendes Bühnenbild (Putten sowie vielen Kronleuchtern) und direkt auf der Bühne im Hintergrund begleitete die Dortmunder Philharmoniker unter der souveränen Leitung von Motonori Kobayashi das Programm musikalisch.

Als Sänger*innen wurden mit Tanja Christine Kuhn (Sopran), Anna Sohn (Sopran), Sungho Kim (Tenor), Mirko Roschkowski (Tenor), Fritz Steinbacher (Tenor) und Morgan Moody (Bass-Bariton) für diese Gala aufgeboten.

Sie überzeugten nicht nur mit ihren starken Stimmen, sondern auch durch Humor, großer Emotionalität sowie Freude am Zusammenspiel. Unterstützt wurden sie zusätzlich vom Opernchor Theater Dortmund (Einstudierung: Fabio Mancini).

Auf dem Programm standen Werke von Franz Léhar, Emmerich Kálmán, Giacomo Puccini und Erich Wolfgang Korngold. Viel Raum für tiefe Emotionen wie Liebeslust und Leid, Wehmut aber auch Lebenslust in schwierigen Zeiten.

Ein stimmungs- und schwungvoller Galaabend, der vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde.




Malerische Feststellungen von Michaela Düllberg

Michaela Düllberg beschäftigt sich in diesen Bildern mit dem Leben, das wir führen. Sie hinterfragt, ob wir mit dem, was wir erreicht haben, zufrieden sind. Ob es (und wenn ja, welche) unerfüllte Sehnsüchte gibt, die wir in all den Jahrzehnten unseres Lebens mit uns tragen. Oder zeigt Schwachstellen auf, die wir viel zu lange hinnehmen mussten.



Es geht um Ideale, Träume, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Verletzbarkeit und Verletzungen, aber auch um Mut zur Veränderung, um Risikobereitschaft, Empathie und Gemeinschaftssinn.

Das die Bilder überwiegend Mädchen und Frauen zeigen, resultiert daraus, dass Michaela Düllberg halt eine Frau ist und gut die weibliche Sicht dieser Situationen nachvollziehen kann. Und wenn wir die Ausstellung „feministisch“ oder „emanzipatorisch“ bezeichnen, dann können sich alle Menschen jeden Geschlechts, jeder Ethnie, jeder Religion mit angesprochen fühlen, denn die Definitionen beinhalten ja weit mehr, als im alltäglichen Denken und im herkömmlichen Sprachgebrauch vermuten lassen.

Sicherlich wäre es interessant, diesen Bildsituationen Exponate gegenüber zu stellen, die von Menschen mit anderem Geschlecht oder anderer Kulturkreise geschaffen wurden, aber dazu reicht der Platz im Kunstbonbon leider nicht aus.

Und so sind die Besucher eingeladen, sich beim Betrachten der – teilweise rätselhaften und traumartig anmutenden – Werke eigenen Deutungen hinzugeben, zu erforschen, ob da unwillkürlich eine Verbundenheit, Mitgefühl oder andere emotionale Effekte auftauchen.

Wir freuen uns über interessierte Gäste und weisen vorsorglich darauf hin, dass in den Innenräumen des Kunstbonbons das Tragen einer Maske nötig ist, weil die Räumlichkeiten sehr beengt sind. Nach der Vernissage ist die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten (di 13-18, fr 15-18, sa 12-15 Uhr) bis zum 04.02.2023 zu sehen.

„Wir sind gar nicht so“ – Malerische Feststellungen von Michaela Düllberg

Vernissage am 07.01.2023 um 15 Uhr

Ausstellung vom 07.01. bis 04.02.2023




Mädchen in Not – absurd-komisch und gesellschaftskritisch

Am 16.12.2022 konnte die Oper „Mädchen in Not“ (Michael Essl, Libretto v. Paula Fünfeck) unter der Regie von Sybrand van der Werf als Uraufführung der Jungen Oper in Dortmund endlich durchstarten. Die Oper entstand nach dem gleichnamigen Schauspielstück von Anne Lepper für Jugendliche ab 16 Jahre.



Musikalisch und mit passenden Geräuschen unterstützt wurde die Aufführung von einer kleinen Delegation der Dortmunder Philharmoniker unter der empathischen Leitung von Olivia Lee-Gundermann.

Die Bühne war romantisch gestaltet und die vier beteiligten Personen Mangatypisch gekleidet.

Natascha Valentin (Dolly), Wendy Krikken (Baby), Daegyun Jeong (Franz), Marcelo de Souza Felix (Jack)
(c) Björn Hickmann
Natascha Valentin (Dolly), Wendy Krikken (Baby), Daegyun Jeong (Franz), Marcelo de Souza Felix (Jack)
(c) Björn Hickmann

Nicht nur stimmlich, sondern auch spielerisch und mimisch forderte die Oper den beteiligten Sänger*innen einiges ab.

Das reiche und schöne junge Mädchen Baby, stark gespielt und gesungen von der Sopranistin der Dortmunder Oper Wendy Krikken, träumt von einem selbstbestimmten Leben in Italien mit einer Puppe als Mann. Mit Geld kann man sich ja viel kaufen. Das gefällt ihren beiden Geliebten Franz (der lyrische Bariton Daegyun Jeong) und Jack (Marcelo de Souza Felix, Junge Oper Dortmund) nicht. Sie sind in ihrer Macho-Ehre gekränkt und wollen in die Rolle von Puppen schlüpfen und ihr dann das Leben schwer machen. So wird sie schon zu ihnen zurückkommen.

Natascha Valentin (Mezzo-Sopran) füllte die Rolle der ärmeren und „hässlicheren“ Freundin Dolly großartig aus. Männer lassen sie im Gegensatz zu Baby links liegen Puppen als Ersatz hat sie auch keine. Dann gerät sie auch noch in die Fänge der Gesellschaft der Freunde des Verbrechens….

Die Rolle der aufhetzenden Gesellschaft übernimmt die Gruppe der Musiker*innen der Philharmoniker.

Mit viel schwarzen Humor und Kritik an gesellschaftlichen Strukturen werden Probleme wie überkommene Geschlechterbilder, Gewalt, Rassismus, Ausgrenzung, Körperkult und Bodyshaming, Homophobie sowie Frauenfeindlichkeit geschickt miteinander verwoben.

Musikalisch wird die dystopische Handlung mittels Musikzitaten etwa von Strawinskys „Sacre du printemps“ oder Wagners „Walkürenritt“ satirisch überzeichnet.

Die Aufführung bietet dem Publikum einen scheinbar überraschenden Schluss. Leider ist es auch aktuell für einige Menschen verlockend, einen Sündenbock für komplexe Probleme zu suchen, um sich besser zu fühlen.

Viel Stoff zum Nachdenken und diskutieren.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie unter www.theaterdo.de oder Tel: 0231/ 50 27 222




Schwungvolle und stimmungsvolle Musical Christmas Gala

Passend zur Vorweihnachtszeit fand im Dortmunder Opernhaus am 08.12.2022 mit „A Musical Christmas“ eine besondere weihnachtliche Musicalgala statt. In kalter Krisenzeit eine stimmungsvolle Ablenkung für das Publikum.



Schon das Bühnenbild bot visuell alles, was man mit einer romantischen Weihnacht verbindet. Zwei festlich geschmückte Bäume, Schaukelpferde, Lichter und einiges mehr.

Mit Anton Zetterholm (Schweden) stand einer der bekannteste Musicaldarsteller auf der Bühne und mit Harriet Jones (aufgewachsen in East Sussex) außerdem eine Frau, die ein großes klassisches Opern- und Konzertrepertoire verweisen kann. Beide sind zudem noch seit 2020 ein Ehepaar und Eltern zweier „Corona-Kinder“ wie sie scherzhaft erzählten.

Mit viel Schwung und Humor führten sie durch das Programm. Ihnen zur Seite standen Hannes Schauz (Klavier), Jochen Bens (Gitarre), Derek Marshall) sowie Phillip Albright (Drums).

Das umfangreiche Musicalrepertoire reichte von Tarzan, Phantom der Oper, West Side Story, Les Misérablés, Annie Get Your Gun, das aktuelle Berlin Skandalös und mehr.

Das die Beiden ein Paar sind und gut miteinander harmonieren, konnte man besonders bei den Duetten bei „Tonight“ (West Side Story) oder „Anything You Can Do“ (Annie Get Your Gun) sehen und hören.

Zetterholm überzeugte mit seiner kraftvollen, aber wenn nötig auch sensibel-sanften Stimme. Die klare helle Stimme von Harriet Jones kam besonders gut beim „Ave Maria“ von Franz Schubert zur Geltung.

Bei einem schwungvollen Weihnachtsmedley wurde vorweihnachtliche Stimmung verbreitet.

Mit „Jul Jul“ von Gustav Nordqvist wurde sogar einmal ein schwedisches Lied gesungen.

Bei einem Grease Megamix und Feliz navidad zum Abschluss hielt es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen.

Ein schöner stimmungsvoller Abend mit Gesang, Tanz und vielen Kleiderwechseln. Nicht nur für absolute Musical-Fans.




Komische Kunst im Torhaus Rombergpark

Passend zur Erheiterung kalten Winter und Krisenzeit werden vom 11.12.2022 bis zum 01. 01.2023 unter dem Motto „Das wird man ja wohl noch zeichnen dürfen“ oder „Komisch ist Kunst“ von drei Dortmunder Humorschaffenden im Torhaus Rombergpark ausgestellt.



Es handelt sich um Arbeiten – darunter viele aktuelle – drei bekannter Künstler*innen. Der Cartoonisten und Illustrator Ari Plikat (z.B. Titanic, Eulenspiegel), Charlotte Wagner (Zeichnerin, Illustratorin und Dozentin) sowie der Maler und Regisseur Günter Rückert zeigen gemeinsam humorvolle „Kollektiv Kunst“.

Die Arbeiten zeigen eine Bandbreite von gesellschaftskritisch politisch, komisch-skurril und assoziativ- Ironisch. Tiere spielen dabei auch eine wichtige „Vermittlungsrolle“.

So etwa bei einem größer Acrylbild von Günter Rückert. Darauf geben acht Schweine vor leuchten gelben Hintergrund mit den unterschiedlichsten Gesichtsausdrücken (Zorn, Wut, Leid) einen Einblick in ihre Lage. Die schlimme Situation in der Massentierhaltung ist ja hinlänglich bekannt. Nach dem Motto: „Jeder hat sein Schwein zu tragen“.

Eindrucksvoll sind die witzig-ironischen bunten Comic-Zeichnungen auf vielen aneinandergereihten Bierdeckeln von Ari Plikat aus verschiedensten Alltagssituationen.

Charlotte Wagner lässt sich bei ihren Illustrationen und Zeichnungen von ihrer Eingebung zu bestimmten Stichworten leiten. Auch die Zeichnung von Cartoons mit Tieren scheinen ihr Spaß zu bereiten.

Besucher*innen können sich lange bei den einzelnen Werken der drei Künstler*innen aufhalten und immer wieder neue, auch zum Nachdenken anregende Details entdecken. Wie besonders die Kunst der Humorschaffenden eigentlich ist, wird dann klar.

Die Ausstellung wird am Sonntag, den 11.12.2022 im Torhaus rombergpark (Am Rombergpark 65) um 11.00 Uhr eröffnet. Dazu wird der Theatermacher und Autor Hans-Peter Krüger einleitende Worte sprechen.

Die drei Künstler*innen freuen sich, dann auch auf Wunsch Karikatur-Zeichnungen von den anwesenden Besuchern anfertigen zu können. (Auf besonderen Wunsch, so Lotte Wagner, eventuell auch Tier-Karikaturen.)

Ein Rundgang durch die Ausstellung ist auch virtuell unter www.torhaus-rombergpark.de möglich.

Der Einritt zur Galerie ist wie immer frei.

Öffnungszeiten: Dienstags bis Samstag von 14:00 bis 18:00 Uhr, sonntags und feiertags von 10:00 bis 18:00 Uhr.




Lazgi -Tradition verbunden mit modernem Tanz

Am 06.12.2022 zum Nikolaus, hatte „Lazgi- Dance of Soul and Love“ im Dortmunder Opernhaus seine beeindruckende Europa-Premiere mit dem „National Ballet of Uzbekistan“ unter der Choreografie von Raimondo Rebeck.



Der Lagzi hat eine auf 3000 Jahre zurückgehende Tradition mit unterschiedlichen Ausprägungen. Faszination der Seidenstraße sowie Magie und Farbenpracht des Orients sind ebenso kennzeichnend wie symbolhaft starke Bewegungen von Händen und Armen.

Es geht um Stärke, Liebe, Freude, Trauer oder Natur. Auch Zucken und Vibrieren gehören dazu. Der Tanz ist von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

Rebeck verbindet in seiner Produktion in vier Szenen diese alte Tanztradition und ihre Mythen mit klassischem und zeitgenössischem modernen Tanz.

Die Musik dazu kam vom Sound-Designer und Tänzer Davidson Jaconello, die atemberaubend-spektakulären Bühnenbilder und Lichteffekte von der anerkannten japanischen Multimediakünstlerin Yoko Seyama.

Die erst Szene (Eine Oase auf der Seidenstraße) gab einen guten Einblick in einen Mythos der Entstehung des Lagzi. Eine Frau (weiblicher Naturgeist) bricht erschöpft in der Wüste zusammen. Reisende entdecken sie und eilen zur Hilfe herbei. Erst durch den Rhythmus der sich verändernden Musik bekommt die Frau neue Lebenskraft. Der Anführer einer Nomadenkarawane (Ulugbek Olimov) bittet sie in sein Zelt, verliebt sich und ist verzaubert von der Anmut ihrer Bewegungen. Es ist der Beginn der Liebe zur tanzenden Seele. Die Geschichte wird von einer Generation zur anderen weitergegeben.

Die nächste Szene führt in die Gegenwart. In einem Museum versinkt die Liebe (Elmira Yusupova) dort in die Betrachtung zweier Exponate. Ein anwesender Schamane (Radion Isyanov) erweckt ihr zweites ich aus der Vergangenheit und die historischen Figuren werden in der Jetztzeit lebendig.

Liebe und Seele (Nadira Khamraeva) bleiben am Ende allein zurück und verschmelzen in Erinnerungen zu einer Person.

Bei der dritten Szene kommen die Gegenwart mit ihrem Lärm des Alltags und der Priorität der Ökonomie sowie der Fixierung auf die Zukunft, die den Blick auf die Geschichte und Kultur in Verbindung.  Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen für einen Augenblick aufeinander. Modern Dance und Musik, schwarze Anzüge und Bürostühle wurden hier geschickt zur Darstellung der Gegenwart eingesetzt.

Besonders beeindruckend war die letzte Szene, wo die Ballett-Company umgeben von 1600 Kerzenlichter fast schwebend über den Boden tanzte. Seele und Liebe durchschreiten aus der Vergangenheit kommend die Gegenwart auf ihren Weg in die Zukunft. Sie stehen symbolisch für Schönheit, ewiges Licht und den Sinn des Lebens. Sie werden zu einer spirituellen Einheit, die ihren Ausdruck im Lagzi findet.

Ein wunderbarer Ballettabend und ein Fest für die Sinne.




5×5 – Projekt zum 25. Geburtstag des Dortmunder Konzerthauses 2027

Unterstützt von der Kulturstiftung unserer Stadt und unter der Schirmherrschaft des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst ist unter dem Engagement des Gründungsintendanten und Kulturstiftungsvorstand Ulrich Andreas Vogt sowie dem aktuellen Intendanten des Dortmunder Konzerthauses Dr. Raphael von Hoensbroech ein spezielles Projekt in Gang gesetzt worden.



Viele Menschen kennen sicher das große Triptychon für das Komponistenfoyer und die bisher zehn eindrucksvollen Porträts bekannter Persönlichkeiten, so etwa die Geigerin Anne-Sophie Mutter, Leonard Bernstein, Paul Bernhard und andere von ihren Besuchen im Konzerthaus. Sie sind das Werk des Hausmalers Oliver Jordan.

Gerade erst wurde das 20-jährige Bestehen des Hauses gefeiert. Im letzten Jahr entstand die Idee für das Projekt „5 mal 5“. Dr. Raphael von Hoensbroech erklärte beim Pressegespräch, dass da noch etwas nicht vollendet war. Es sollen nun bis 2027, also in 5 Jahren 5 neue Porträts durch den Hausmaler entstehen und ihren Platz im Konzerthaus finden. Es geht um Persönlichkeiten, die für das stehen, was das Konzerthaus in der heutigen Zeit ausmacht und für die aktuelle Entwicklung steht.

Herr Vogt betonte, dass so Geschichte im Foyer erzählt werden. Nun will die Dortmunder Stadtgesellschaft mit „5 mal 5“ durchstarten.

Für das erste neue Porträt ist die international bekannte junge Dirigentin Mirga Gražynitė-Tyla (geb. 1986) vorgesehen.

Um seine eruptiven, mit hohem Risiko entwickelten Porträt-Gemälden erfolgreich bis zum Ende erfolgreich zu gestalten, muss er eine besondere Verbindung zu der Person aufbauen können. Er malt mit vielen Ölfarben-Schichtungen und Spachteltechnik. Inzwischen arbeitet er auch schon mal mit den Händen und Kohlefarbe. Die neuen Porträts werden wohl noch bunter werden.

Natürlich kostet so ein Projekt eine Menge Geld (im unteren sechsstelligen Bereich). Deshalb findet im Westfälischen Industrieclub der Startschuss für das Projekt mit einer Art Spendengala statt. Anmelden kann man sich dafür leider nicht mehr, aber zusätzlich soll es einen Spendenaufruf geben.




Gräfin Mariza – Operette zwischen Traumland und trister Realität

Im Opernhaus Dortmund hatte am 03.12.2022 die Operette „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálmán (1882 – 1953) unter der Regie von Thomas Enzinger seine Premiere.

Musikalisch begleitet wurde der Abend von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Olivia Lee-Gundermann.



Der auf Operetten spezialisierte Regisseur hat sich auch diesmal wieder etwas Besonderes             für seine Inszenierung einfallen lassen. Gesehen wird die Geschichte mit den Augen eines Kindes (Liselotte Thiele) und ihren Fragen an den Erzähler. Eine große Rolle als atmosphärische Verstärkung trugen die Swings (Elisa Fuganti Pedoni und James Atkins) bei, die die Gesangseinlagen mit ihren Tänzen begleiteten. Außerdem begeisterten bei den Festtänzen und beim Charleston oder „Tabarin Step“ international renommierte Gast-Tänzer das Publikum.

Die Operette spielt in den 1920iger Jahren. Die Monarchie ist Vergangenheit und die Inflation macht auch dem Adel zu schaffen. Der hochverarmte Graf Tassilo arbeitet unter falschem Namen als Verwalter bei der reichen, nach außen lebenslustigen, aber launischen Gräfin Mariza. Sie ist verletzt, weil alle Männer es ja immer nur auf ihr Geld abgesehen haben. Tassilo fühlt sich wiederum erniedrigt und in seinem Stolz gekränkt.  Der Ausgangspunkt für eine Liebesgeschichte zwischen Traumland und Realität, nicht nur für diese beiden Menschen…

Mit vielen Wechsel des Bühnenbildes und schönen Installationen im Hintergrund werden melancholische-sentimentale Stimmungen oder durch das Handeln der Charaktere Wut, Streitereien, Liebe oder Verlustängste hervorgerufen. Mit überhöhter Bildsprache kommen auch Standesdünkel und Arroganz der Großstadt-Besucher und des Adels gegenüber der einfachen Landbevölkerung und den sogenannten „Zigeunern“ dargestellt.

Was wäre diese Operette ohne die temperamentvolle oder melancholische Musik des Komponisten. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das einfühlsame Spiel des Geigers Wojciech Wieczorek. Er durfte immer aufspielen, wenn es den Herrschaften gefiel.

Tanja Christine Kuhn als Gräfin Mariza und Alexander Geller überzeugten mit ihren Stimmen und empathischen Spiel, Christian Pienaar als treuer Diener Tschekko (und Erzähler für das Kind).

Das Komödiantische kam nicht zu kurz. Fritz Steinbrecher als vermeintlicher Verlobte Baron Kolomán Zsupán und Morgan Moody als hartnäckiger Verehrer Fürst Moritz Dragomir Populescu gingen voll Spielfreude und Gesangkunst in ihre dargestellten Persönlichkeiten auf. Soyoon Lee, bekannt eher als ernsthafte Opernsängerin, betrat dagegen als Tassilos etwas liebevoll-naiv-komische Schwester Lisa ein unbekannteres Terrain.

Besonders humorvoll wurde es dann beim letzten Akt mit dem Auftritt von Johanna Schoppa als durch Schönheitschirurgie jung erhaltene reiche Tante und Retterin Tassilos. Ihr armer Kammerdiener, gespielt von Kammersänger Hannes Brock, musste die ihr verloren gegangene Mimik auf der Bühne darstellen. Das tat er mit Vergnügen und Inbrunst.

Nicht zu vergessen ist die grandiose Leistung und Begleitung durch den Opernchor (Theater Dortmund), eistudiert von Fabio Mancini und der Statisterie (Theater Dortmund).

Ein schönes Erlebnis für alle Operettenfreunde.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel..0231/50 27 222