800 Jahre Kunst auf 800 Quadratmeter

Ab dem 24.02.2023 beginnt die große Ausstellung im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) unter dem Titel „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“. Die Ausstellung arbeitet ausschließlich mit Werken aus der eigenen Sammlung und ist Sonderausstellung und Sammlungspräsentation zugleich.



Als Erneuerungsauftakt während notwendiger Sanierungarbeiten in den kommenden Jahren werden der Dortmunder Stadtgesellschaft erstmals verdichtet als eine spannende Zeitreise durch die Epochen bekannte und unbekanntere „Kunstschätze“ (etwa 230 Gemälde, 110 Skulpturen) präsentiert.

Blick in die Ausstellung „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“,
©MKK Dortmund, Foto: Gaye Suse Kromer
Blick in die Ausstellung „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“,
©MKK Dortmund, Foto: Gaye Suse Kromer

Kuratiert wurde die Ausstellung von Sammlungsleiter Dr. Christian Walda.

Sie wurde aus den Schätzen der großen Kunstsammlung der Region ausgewählt. Durchaus als besondere Wertschätzung zu verstehen.

In jedem In jedem Raum in der 8oo Quadratmeter großen Ausstellungshalle im MKK spiegeln die Gemälde und Skulpturen gesellschaftliche historischen Entwicklungen und Mentalität ihrer Entstehungszeit wieder. Es ist eine Art zeitgeschichtlicher künstlerischer Exkurs, der die die jeweiligen Lebensanschauungen und Welt-Bilder widerspiegelt.

Den Besucher*innen werden nicht nur neue Zugänge zu den Werken ermöglicht, sondern die Ausstellung stellt auch Bezüge der Arbeiten untereinander her. Zudem werden Erkenntnisse der Sammlungsforschung vorgestellt.

Die für Bildung und Vermittlung zuständige Ann-Kathrin Mäker verriet beim Presserundgang am 22.02.2023 etwas über das interaktive Begleitprogramm.

So können Besuchende etwas über den Prozess der Kunstleihgabe auf einem Bildschirm per Kopfhörer erfahren, oder mit einer Lupe den Geheimnissen hinter den Bilderrahmen zu erforschen.

Die Zeitspanne von REMIX reicht von etwa 1130 bis 1936 und beginnt mit dem spirituellen und Sorgfalt gekennzeichnetem Mittelalter. Der Raum ist atmosphärisch stark in einem dunklen Blau gehalten, dem Forscherdrang der der Neuzeit, dem Rückzug ins Innere in der Romantik als Folge der Ängste nach der Französischen Revolution (1789). Hier ist die Raumfarbe passend hell-ockerfarben gestaltet. Die Epoche des Realismus mit seiner Sachlichkeit bis hin zum Jugendstil an der Wende zum 19. Zum 20. Jahrhundert, der als umfassende Reformbewegung alle Lebensbereiche durchdrang und Ästhetik und Schönheit in den Lebensalltag bringen wollte. Die Hoffnung war, dass eine schöne Welt den Frieden fördern würde.

Als Grundstock soll die Ausstellung im Wesentlichen erhalten bleiben. Sonderausstellungen zu speziellen Themenbereichen (z.B. Fotografie, Niederländische Künstler) soll es laut dem Direktor des MKK Dr. Jens Stöcker weiter geben.

Öffentliche Führungen jeden 2. Und 4. Sonntag im Monat (14 – 15 Uhr), jeden Donnerstag im Monat (18 Uhr) sowie jeden 2. Mittwoch im Monat (Kuratorenführung, 18 Uhr9. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kosten 3 Euro.

Sonst ist der Eintritt zur Ausstellung frei!

Einblicke im Internet über www.remix-dortmund.de

Infos: info.mkk@stadtdo.de




Klassik und Jazz vereint beim vierten Kammerkonzert

Das 4. Kammerkonzert in der Spielzeit 2022/23 im Dortmunder Orchesterzentrum am 20.02.2023 stand unter dem Motto „Klassik und Jazz vereint“. Das hatte auch etwas mit den Blechblasinstrumenten zu tun, die an diesem Abend im Mittelpunkt standen. Die Trompete und Posaune spielten sowohl während der musikalischen Barockepoche wie auch beim Jazz eine bedeutende Rolle.



Mit Daniel Hufnagl (Trompete, Flügelhorn) und seinem Bruder Berndt Hufnagl (Posaune) von der Dortmunder Philharmoniker standen zwei hervorragende Solisten auf ihrem Instrument für das umfangreiche Programm zur Verfügung. Unterstützt wurden sie tatkräftig von Karsten Scholz (Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung beider Philharmoniker).

Berndt und Daniel Hufnagel (Foto: (c) Paul Galke)
Berndt und Daniel Hufnagel (Foto: (c) Paul Galke)

Barock und Jazz haben die klare Formsprache, Rhythmus und Struktur gemeinsam.

Der Schwerpunkt des Konzerts lag auf den aus den Vereinigten Staaten herübergeschwappten Jazz. Das wurde schon bei den ersten beiden Programmpunkten deutlich klar. Das sehr variationsreiche und jazzlastige  Concerto in A Dur (für Trompete, Posaune und Klavier) des dänischen Komponisten Julius Jacobsen (1915-1990) sowie das folgende „Arrows of Time“ (für Posaune und Klavier) des amerikanischen Komponisten Richard Peaslee (1930-2016)

Der einzige echte im Programm vertretene Komponist aus dem 18. Jahrhundert war Georg Philipp Telemann (1681-1767) mit der Triosonate c-Moll TWV 42: c2, arrangiert für Flügelhorn, Posaune und Klavier. Dahinter folgte noch eine Interpretation von Tomaso Albinonis Adagio g-Moll durch Remo Giazotto (1910-1999) gefühlvoll arrangiert für Posaune und Klavier.

Bei George Gershwins (1898-1937) „Three Preludes“ und der bekannten „Rhapsody in Blue“ konnte Daniel Hufnagl mit sensibler Klavierbegleitung sein Können auf seiner Trompete voll ausspielen.

Eine besondere Herausforderung zu meistern musste Berndt Hufnagl bei dem rasanten Stück „Doolalllynastics“ von Brian Lynn (`*1958). Eine 7-Minuten Tortur!

Bei „Fly or Die“ von Gilles Rocha (*1988) kam es zu einem amüsanten musikalischen Duell zwischen Klavier und Posaune.

Zwei Arrangements zweier Songs von John Lennon und Paul McCartney für Trompete, bzw. Flügelhorn und Klavier sowie von den beiden Brüdern mit Klavierbegleitung gespielte „Cousins“ von Herbert I. Clarke (1867-1945) rundeten den Abend mit Polkaklängen ab.

Als Zugaben für das begeisterte Publikum gab es noch eine berührende Interpretation von Eric Claptons (Tears in Heaven) und eine „Schmankerl“ aus der österreichischen Heimat der beiden Brüder Hufnagl.

Ein Kammerkonzert, bei dem das Publikum ausreichend Gelegenheit hatte, die Vielseitigkeit und Intensität der Blechblasinstrumente zu erleben. 




Eduard Wilsing im Kontext seiner musikalischen Vorbilder

Im Hörder Bürgersaal der Stadt Dortmund fand am 19.02.2023 das dritte Konzert in einer kleineren Reihe zum Hörder Komponist Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809 – 1893) statt.



Im Mittelpunkt des Klassik-Konzerts stand dieses Mal die musikalische Verbindung und die Verbundenheit des Komponisten mit seinen musikalischen Vorbildern. Die unermüdliche Recherche von Gerhard Stranz bringt immer wieder interessante „Schätze“ im Zusammenhang mit Wilsing hervor.

In ausdrucksstarker Aktion: Die Mezzosopranistin Pia Viola Buchert wird von der Pianistin  Tatjana Dravenau begleitet. (Foto: (c) Oliver Schaper)
In ausdrucksstarker Aktion: Die Mezzosopranistin Pia Viola Buchert wird von der Pianistin Tatjana Dravenau begleitet. (Foto: (c) Oliver Schaper)

Nach seiner humorvollen Begrüßung und Einführungen, dem Grußwort des Hörder Bürgermeister Michael Depenbrock, gab es noch eine kurze persönliche Einleitung von Dr. Thomas Synofzik (Leiter des Schumann-Hauses, Zwickau).

Als Produkt mit unser Partnerstadt Zwickau ist soeben erst der Erstdruck von Wilsings Jugendsinfonie erschienen, die im Jahr 2024 in Zwickau und Dortmund uraufgeführt werden soll.

Als Künstlerinnen auf der Bühne standen die hervorragende Pianistin und mit Wilsings Werken gut vertraute Tatjana Dravenau sowie die stimmgewaltige Mezzosopranistin Pia Viola Buchert.

Den Anfang machte die vielseitige und musikalisch forschende Fantasie d-moll, KV 397 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der vierte Satz aus Wilsings „Fantasie op. 10 wurde als Klammer mit etwas Abstand kurz vor der Pause dargeboten. Der Einfluss von Mozart auf das Werk von Eduard Wilsing war hier spürbar.

Das gleich galt für die Vertonungen der hebräischen Gesänge, die lyrische Jugenddichtung Lord Georg Gordon Byron – 6. Baron Byron (1810 -1856) – (1788–1824). Ihm wurde zum Schluss die „Drei Gesänge op. 95 sowie die hebräischen Gesänge op. 25.15 von Robert Schumann in einem Kontext gestellt.  Ausdrucksstark und mit kraftvoller Stimme von Pia Viola Buchert gesungen, war der Text von viel Pathos und Melancholie getragen.

Auch Komponistinnen hatten durchaus einen prägenden Einfluss, wie die „Drei Lieder op. 1.-1-3“ von Fanny Hensel (geb. Mendelssohn Bartholdy, 1805–1847 verdeutlichen). Sie hatte es schwer, sich als begnadete Pianistin und Komponistin durchzusetzen.

Die frühe Prägung durch Johann Sebastian Bach durch die von seinem Urgroßvater Johann Gottlieb Preller vererbten Sammlung von Bach-Handschriften, zeigt sich im Aufbau der der Fuge E-Dur von Wilsing und Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) Präludium und Fuge E-Dur, BWV 878

Das temperamentvolle und emotionsgeladene „Caprice à la Boléro, op. 5.2 von Clara Wieck (später Clara Schumann) und Eduard Wilsings „Caprice op. 6“ machen eine musikalische Verbundenheit hörbar.

Ein interessantes und unterhaltsames Konzertprogramm ging nach zwei Stunden zu Ende.




Das relative Empfinden der Zeit

Als erste Premiere in diesem Jahr hatte das KJT Dortmund (Sckelly)  am 17.02.2023 „Time out“ (Ein Spiel um Geschwindigkeit) von Christina Kettering unter der Regie von Antje Siebers auf seinem Programm.



Das Stück für Kinder ab 6 Jahre behandelt fantasievoll das Thema Zeit.

Eine*r (Sar Adina Scheer), mit schwarzem Hut und dunkler Kleidung (an Brust und einer Seite kariert gemusterte Jacke), ist da und wartet schon länger voll Ungeduld, als Noch Eine*r (Andreas Ksienzyk) endlich kommt.  Noch Eine*r ist nicht nur genau wie Eine*r jedoch spiegelverkehrt angezogen und eher der gemütliche Typ.

Sar Adina Scheer (li) und Andreas Ksienzyk in Time Out. Foto: (c) Birgit Hupfeld

Das Thema Zeit und Relativität wird von den Beiden mit Humor, Abenteuerlust und Spielfreude dargestellt.

Es geht unter anderem um die Frage, warum sich Zeit so lange „zieht“, wenn wir uns langeweilen oder auf irgendetwas lange warten müssen. Lohnt es sich manchmal Zeit für bestimmte Dinge zu lassen als immer nur von einer Sache zur nächsten zu hetzen? Vergeht die Zeit schneller, wenn wir sie vergessen (zum Beispiel beim Spielen, Natur beobachten, einem schönen Essen, Musik oder beim Theater)? Ist es wichtig, was wird aus der Zeit machen? Wäre es manchmal schön, sie anhalten zu können?

Der Einfluss von Tag (Sonne) und Nacht (Mond) oder Jahreszeiten wurden sensibel vermittelt.

Mehrere weiße Holzklötze werden als variable Spielfläche wie Bauklötze aus der Kindheit in unterschiedlicher Weise geschickt eingesetzt, egal ob als zum Bau eines Renn-Parcours, Haus, Garten oder Baum.

Mit passgenauem Einsatz der Beleuchtung sowie Musik & Soundeinsatz durch Michael Kessler sorgten für die entsprechenden Stimmungen.

Einfache Mittel, etwa der Einsatz eines Luftballons als wachsender Mond, und das ausdruckstarke Spiel der Schauspieler*innen bot viel Raum für die Fantasie. Das ist wohl nicht nur für Kinder wichtig.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222




Liebesglück beflügelt die Musik

Am 07. und 08.02.2023 stand das 6. Philharmonische Konzert im Dortmunder Konzerthaus unter dem Motto „Glück in der Liebe“. Ars tremonia durfte am 08.02.2023 bei diesem Erlebnis mit dabei sein.



Die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von GMD Gabriel Feltz hatte sich dafür zwei passende Werke von Robert Schumann (1810 – 1856) und Gustav Mahler (1860 — 1911) ausgesucht.

Der romantische Komponist Schumann hatte frisch verliebt und verheiratet für seine Frau Clara (geborene Wieck) das Klavierkonzert a-Moll op. 54 entwickelt. Der Schaffensprozess dauerte ähnlich lange (1841 – 1845) wie auch der schwierige Weg ihrer Liebe. Querelen mit dem Vater von Clara erschwerten die Beziehung.

Robert Schuhmann nahm sich im Jahr 1845 die 1841 für seine frisch angetraute Ehefrau Clara (eine berühmte Pianistin) komponierte und zugeschnittene Phantasie für Klavier und Orchester in a-Moll wieder vor. Er ergänzte sein Manuskript und fügte zwei Sätze zu einem traditionell aufgebauten Solokonzert. Dabei entstand der wunderbare dritte Satz zuerst. Dem kurzen ausdrucksstarke zweite Satz und schließlich folgte die verbindende kunstvolle Überleitung zwischen den beiden Sätzen.

Für das Klavierkonzert konnte die hervorragende chinesische Pianistin Ying Li gewonnen werden. Mit dem starken Orchester im Hintergrund, gelang es ihr mit Virtuosität und Empathie nicht nur Akzente zu setzen, sondern auch die Verwobenheit mit diesem musikalisch zu vermitteln.

Eine Art Liebeserklärung macht schon zu Beginn das Thema mit der Tonfolge

C – H – A – A (Chiara/Clara) deutlich klar. Das Thema erscheint nicht nur mehrfach in Variationen (mal langsam oder vorantreibend forsch aufgewühlt) in diesem Satz, sondern wird auch zwischen Satz zwei und drei als Erinnerung an den Ersten aufgegriffen. Das zeigt die Verzahnung und Verbundenheit zwischen Soloinstrument und Orchester. Das begeisterte Publikum entließ die Pianistin erst nach zwei Zugaben von der Bühne.

Nach der Pause wurde das ganz große Orchester (z.B. acht Kontrabass) für Gustav Mahlers 5. Sinfonie aufgefahren. (Uraufführung 1904).

Die schon wegen des großen Altersunterschiedes etwas konfliktbeladene Liebe zu Alma Schindler machte sich auch musikalisch bemerkbar. Die Gebrochenheit seines Stils, seine ständigen Änderungen an dem Werk, die innere Widersprüchlichkeit sind hier zu erkennen.

So deutet zu Anfang der Sinfonie mit einer Trompetenfanfare etwas Triumphales an, um dann in tiefe Schwärze abzustürzen. Außer im fünften Satz, dem wunderschön emotionale und verinnerlichten Adagietto (bekannt aus Viscontis : Tod in Venedig), das man als Liebesbezeugung für Alma werten kann, setzen sich die Wechsel von ruhigeren Passagen bis hin zu aufbrausenden musikalischen Explosionen bis zum Ende dieser Achterbahnfahrt vom Trauermarsch hin zum Licht des Finalen musikalischen Jubels.

Ein bemerkenswertes Philharmonisches Konzert auf hohem Niveau.




Kunst von FJH Schneider – „Das Leben ist so bunt, wie man es malt“

Ein neues „erstes Mal“ im Kunstbonbon! Es gibt Werke eines bereits am 17.06.2000 verstorbenen Künstlers zu sehen, der am 10.03.2023 seinen 100sten Geburtstag feiern würde.



FJH Schneider war Dortmunder mit teils französischen Wurzeln, lehrte Kunst und hat Zeit seines Lebens gemalt. Sogar im Krieg war ein Skizzenbüchlein immer dabei und es entstanden berührende und erschreckende Zeichnungen dessen, was er um sich herum wahrnahm.

Nach dem Krieg studierte er zunächst 1946/47 in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste und von 1947 bis 1952 an der Kunstakademie Karlsruhe. Trotz vieler traumatischer Erlebnisse fand FJH Schneider in seiner späteren Kunst zu einer enorm lebendigen Farbigkeit.

Der Flyer zur Ausstellung über FJH Schneider im Kunstbonbon.
Der Flyer zur Ausstellung über FJH Schneider im Kunstbonbon.

Viele seiner Werke entstanden in seinem französischen Atelier und wurden unter anderem in renommierten Pariser Galerien ausgestellt. In Dortmund gab es im Jahr 2003 in der Gedenkstätte Steinwache die Ausstellung „Deutsche Schicksalslinien“ mit 120 Skizzen und Zeichnungen von FJH Schneider und im Jahr 2006 waren viele seiner Arbeiten in der Artothek der Stadt- und Landesbibliothek in Dortmund zu sehen.

Aus dem riesigen Fundus wurden nur die Themen „Menschen“ und „Stillleben“ gewählt, da die Räume des Kunstbonbons für ein breiteres Spektrum seines Schaffens einfach nicht ausreichend sind. Verwaltet und gepflegt wird die Werksammlung des Künstlers von seinem jüngsten Sohn, dem Schauspieler Raphael Schneider, der für die Ausstellungsvorbereitungen eigens von Berlin nach Dortmund kam und der bei der Vernissage (und Finissage, die am 10.03. zum 100sten Geburtstag von FJH Schneider stattfinden wird) sicherlich gern Näheres zu den einzelnen Exponaten sagen wird.

Wir können uns freuen auf farbenfrohe Bilder, die Menschen aller Hautfarben und Kulturkreise darstellen und auf Stillleben, die u.A. auch die reichhaltige Sammlung von allerlei Gefäßen zeigen, die der Künstler besaß und die er mit Früchten und Pflanzen arrangierte.

Neben den farbprallen Malereien werden auch Skizzen und Tuschezeichnungen zu sehen sein, die klar machen mit wie wenigen Strichen der Künstler eine Szene festhalten und dabei die Stimmung des Augenblicks transportieren konnte.

Die Betrachtenden werden erfahren, dass auch furchtbare Erlebnisse so weit verarbeitet werden können bis der Blick auf die Schönheiten des Lebens und der Welt wieder klar ist. Dass das Leben wieder genossen werden muss und die schönen Momente im gemalten Bild für sich und die Nachwelt festgehalten werden können.

Vernissage: 11.02.2023 um 15 Uhr / Finissage: 10.03.2023 um 18 Uhr




Abschluss der Zeitinsel Gubaidulina im Konzerthaus Dortmund

Mit dem Konzert für Viola und Orchester (1996) der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina (*1931), Sinfonie 16 op.131 von Mieczyslaw Weinberg (1919 – 1996) sowie der „Der Zorn Gottes“ (Gubaidulina 2019) fand am 05.02.2023 im Konzerthaus Dortmund die Zeitinsel zu dieser avantgardistischen russischen Komponistin ihr emotionales Ende.



Für das Konzert stand mit dem renommierten ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung des britischen Dirigenten Duncan Ward ein großes Orchester auf der Bühne. Die Solo-Viola wurde von dem hervorragenden französischen Bratschisten Antoine Tamestit einfühlsam und mit viel Ausdruckskraft gespielt.

Gleich bei dem einsetzenden Monolog spielten die Töne D und Es als besondere Reminiszenz an Dimitri Schostakowitsch eine bedeutende Rolle. Die Streicher und Bläse und pochende Pauken sorgten von Beginn an für eine bedrohliche Stimmung.  In dieser Stimmung suchte sich die Bratsche mal vorsichtig ängstlich, mal mutig-verzweifelt vorantreibend, sich seinen musikalischen Weg durch eine unwirkliche Welt ohne Trost und Hoffnung zu bahnen. Es entspinnt sich eine ausdrucksstarke, tief gehend Klangtragödie.

Bratschist Antoine Tamestit und das ORF Radio-Sinfonieorchester. (Foto: (c) Petra Coddington)
Bratschist Antoine Tamestit und das ORF Radio-Sinfonieorchester. (Foto: (c) Petra Coddington)

Am Ende blieb Stille. Ein rührender Moment noch, als Tamestit als Zugabe ein ukrainisches Wiegenlied spielte.

Die folgende Sinfonie Nr. 16 op.131 von dem polnisch-jüdischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg war geprägt von den Ängsten vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und später den Sowjets geprägt. Er war ein Bewunderer von Schostakowitsch, der für ihn auch ein gutes Wort bei den Sowjetstellen einlegt, als er wegen angeblicher „zionistischer Agitation“ 1953 verhaftet wurde. Solche existenzbedrohenden Erlebnisse hatten ihre Auswirkung auf seine Sinfonie.

Der schleppende Anfang des Werks zu einem monotonen Pochen der Pauke wirkt ähnlich bedrohlich wie bei dem Konzert davor. Es fühlte sich an, als würde der Weg zum Schafott führen. Die beklemmende Wucht, mit einsamen, flirrenden, fast flehenden Klängen mit zeitweise schneidenden Ausbrüchen berührt Seele und Herz. Das musikalische Drama endet mit einem Glockenklingen.

Mit dem neuen Werk „Der Zorn Gottes“ nimmt Gubaidulina nicht nur Bezug auf Beethovens Streichquartett op. 135 F-D, das mit den Worten „Muss es sein – es muss sein“ unterlegt ist auseinander.

Sie stellt dem ein trotziges „Ja – es muss!“ entgegen.  Im Angesicht des zunehmenden Hasses in der Welt lässt die gläubige Komponistin musikalisch eindringlich den „Zorn Gottes“ als wütende Mahnung erklingen. Das ganze Orchester mit Tuben, Pauken, Bläsern, Klavier, Flötenklängen, den Streichen werden darin bis zu einem schrillen Höhepunkt (bis zur Schmerzgrenze) im Zusammenspiel eindrucksvoll eingebunden. Den Schlusspunkt setzten wieder die Glockenklänge.




Die Kunst der Unbeschwertheit und Leichtigkeit

Auf der uzwei (Kulturelle Bildung) im Dortmunder U sind vom 3. Februar bis 28. Mai 2023 die verschieden interaktive Rauminstallationen zum Thema „Unbeschwert“ zu sehen und erleben. Der Eintritt ist frei.



Seit April 2022 haben sich insgesamt elf junge Menschen im alter von 16 und 21 Jahren in unterschiedlichster Weise in einem Projekt mit „Unbeschwertheit und Leichtigkeit“ auseinandergesetzt. Gerade auch Kinder -und Jugendliche sowie junge Erwachsene (Auszubildende, Studierende) hatte in der akuten Zeit der Corona-Pandemie viele Einschränkungen in einer wichtigen Lebensphase hinnehmen müssen. Ängste vor der Klimakatastrophe und Krieg kommen noch hinzu.

Ein Besuch in die Welt der Pilze. Die Arbeit "Faszination mit Hut" von Svenja Malchers in der uzwei. (Foto: (c) Katrin Pinetzki)
Ein Besuch in die Welt der Pilze. Die Arbeit „Faszination mit Hut“ von Svenja Malchers in der uzwei. (Foto: (c) Katrin Pinetzki)

Am Eingang zur Ausstellung wird man von einem bunten Strauß unterschiedlichster Schleimpilze aus Stoffen on Svenja Malcher empfangen. Diese „Faszination mit Hut“ wird eindrucksvoll unterschiedlich beleuchtet und zieht die Besuchende in die Ausstellung hinein.

Unterstützt wurde nicht nur diese Arbeit tatkräftig von speziellen Licht -oder auch Soundtechnikern.

Interessant ist, dass unter den elf Personen auch eine Ukrainerin mitgemacht hat.  Karina Krylova, (die inzwischen wieder in der Ukraine lebt) lädt die Besuchenden mit ihrer Videoinstallation „RIVER DNIPRO“ mit einem besonderen Blick auf die Stadt Kiew sich treiben zu lassen.

Drei Hängematten laden dabei zum Verweilen ein.

Die Besucher*innen zur partizipatorischen Teilhabe animiert. Ob in plüschigen Rückzugsräumen, kreativen Sound und Tanzangebote, einem „Nonsens Raum“, in einem nostalgischen gemütlichen Wohnzimmer an verschiedenen Retro-Telefonen verschieden Geschichten von Menschen unterschiedlichen Alters zur Thematik lauschen, oder sich im „Positiven Blau“ der Schwere kurz entledigen.

Anna Daschkewitz in Röhren, die sich durch die gesamte Ausstellung schlängeln „Rückenwind“ mit Unterstützung von Bewegungssensoren rauschen und spürbar werden. Beim Presserundgang am 1. Februar machte sie auf die Ambivalenz der Arbeit aufmerksam. „Kein Rückenwind ohne Gegenwind“.

Mit seiner Arbeit „Still“ bietet Till Bellinghausen einen Raum für Momente der Vergessenheit und Unbeschwertheit. Dieser ist mit weißem akustischen Pyramidenschaum ausgekleidet. Die Stille wird jedoch (Mikrofon im Raum) für kurz unterbrochen.




Alexander Estis wird vierter Stadtbeschreiber für Dortmund

Der Essayist, Abtrünniger der Lyrik, vagabundierender Prosaist und vor allem im Zuge des Krieges Russlands in der Ukraine auch literarische Journalist Alexander Estis wird der nächste Stadtbeschreiber für Dortmund. Geboren ist er im September 1986 in Moskau als Kind einer jüdischen Künstlerfamilie. Über längere Zeit hat Estis später nach einer Ausbildung an Kunstschulen in Hamburg gelebt und studiert. Nach Abschluss des Studiums in deutscher und lateinischer Philologie arbeitete er als Dozent für deutsche Sprache und Literatur an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 wohnt er als freier Autor in der Schweiz.



Der 36-Jährige hat das Dortmunder Literaturstipendium 2023 erhalten und ist der nächste „Stadtbeschreiber für Dortmund“.

Bevor er im Mai für einige Zeit nach Dortmund zieht, verbringt er ab dem 01.02.2023 schon mal einige Tage in unserer Stadt, um wichtige Kooperationspartner wie das Literaturhaus (in deren Nähe er wohnt), das Kulturbüro, die Stadt und Landesbibliothek, das Theater oder das Künstlerhaus zu besuchen. Er möchte zudem auf eigene Faust Dortmund erkunden.

Alexander Estis bei seiner Vorstellung im literaturhaus.dortmund mit (v.li.) Hartmut Salmen (literaturhaus.dortmund), Alexander Estis, Isabel Pfarre (Kulturbüro) und Kulturdezernent Jörg Stüdemann (© Katrin Pinetzki, Stadt Dortmund).
Alexander Estis bei seiner Vorstellung im literaturhaus.dortmund mit (v.li.) Hartmut Salmen (literaturhaus.dortmund), Alexander Estis, Isabel Pfarre (Kulturbüro) und Kulturdezernent Jörg Stüdemann (© Katrin Pinetzki, Stadt Dortmund).

Am 1. Februar 2023 hatte ars tremonia die Gelegenheit, den Stipendiaten im Literaturhaus unter Anwesenheit von Jörg Stüdemann (Kulturdezernent), Isabel Pfarre (Kulturbüro) und Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) kennenzulernen.

Estis gab einen kleinen Einblick in sein geplantes Projekt.

Im Gegensatz zu einem früheren Projekt in Köln-Kalk („Urban Legend“, da ging es um erlebte Geschichten und Legenden aus der Vergangenheit), steht in Dortmund bei „Urban Visions“ (Urbane Visionen) der Wandel und die Zukunft im Blickpunkt.

Es geht um Zukunftsvisionen, Ängste, aber auch Hoffnungen und Träume der Menschen in unserer Stadt.

Der Bevölkerung soll eine literarische Stimme verliehen werden und ihnen die Möglichkeit geben, die Stadtentwicklung zu kommentieren und sie zu begleiten.




Kammerkonzert mit Einblick in einen musikalischen Epochenwandel

Im Zentrum des 3. Kammerkonzerts der Dortmunder Philharmoniker unter dem Titel „Sag niemals nie!“ am 30.01.2023 im hiesigen Orchesterzentrum stand mit dem Klarinettenquintett h-Moll op.115 von Johannes Brahms (1833 – 1897) nicht nur sein spätes Lebenswerk auf dem Programm.



Es stellt gleichzeitig auch das Ende einer Musikepoche (Romantik) dar. Die beiden Streichquartett-Kompositionen von Erwin Schulhoff (1894 – 1942) und Anton Webern (1883 – 1945, Österreich) verdeutlichen, was danach kam. In   chronologisch umgekehrter zeitlicher Reihenfolge wurden Werke der drei Komponisten von den fünf Musikern*innen der Dortmunder Philharmoniker dargeboten. Zwischen ihnen liegt eine Zeitspanne von gut 30 Jahren.

Es spielten Bianca Adamek (Violine), Sanjar Sapaev (Violine), Dahee Kwon (Viola), Andrei Simion (Violoncello) sowie beim Klarinettenquintett von Brahms Alina Heinl (Klarinette).

Der Abend begann mit „5 Stücke für Streichquartett“ von Erwin Schulhoff. Schulhoff, ein Angehöriger der deutschsprachigen jüdischen Minderheit in Prag und Kommunist, hatte das Werk im Jahr 1923 beendet. (Er wurde kurz vor seiner Flucht vor den Nationalsozialisten 1941 von ihnen gefasst und starb 1942 an Tuberkulose).

Die aufregenden 20-iger Jahre des letzten Jahrhunderts verlangten nach neuen musikalischen Formen und Gehalten. Die fünf witzig-ironischen Tanzminiaturen (etwa Walzer, Tango und eine aufgeregte Tarantella) entsprachen der distanzierten, spielerischen Grundhaltung und von der Faszination für Mechanik und Technik in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Der Neoklassizismus löste die Ernsthaftigkeit der Romantik ab. Die Individualität der Instrumentensprache und das gute gemeinsam Zusammenspiel kamen zur Geltung.

Es folgte Anton Weberns „Langsame Satz für Streichquartett“ (1905).

Diese erste Studienarbeit des jungen Schülers von Arnold Schönberg war noch von der Spätromantik beeinflusst und von einer speziellen musikalischen Wärme erfüllt. Gleichzeitig weist es mit seiner konzentrierten, verästelten, differenzenziert-sparsamen Schreibweise schon auf sein späteres Schaffen des Komponisten hin.

Wie bei Mozart spielte bei Johannes Brahms auch die Klarinette eine besondere Rolle.

Das großzügig angelegte Klarinettenquintett h-Mol op. 115 war quasi sein letztes Wort im Bereich der Kammermusik. Die vier Sätze beinhalten noch einmal zahlreiche Gestaltungsvorlieben (Volksliedton im dritten Satz, ebenso wie die Integration von schnellen Scherzo-Abschnitten in einem langsamen Umfeld, Variationsform). Am Ende schließt sich der Kreis und das Werk nimmt Bezug zu einem Anfang.

Das Kammerkonzert bot nicht nur hervorragende Musiker*innen an ihren Instrumenten, sondern zudem noch ein informativ-interessantes Programm.