Musikalische Romantik und kunstvolle Verleger-Verspottung

Im Dortmunder Reinoldihaus startete die Konzertsaison 2023/24 des Klangvokal Musikfestivals am 07.09.2023 mit einem besonderen Liederabend mit dem Tenor Daniel Behle und seinem kongenialen Begleiter am neuen Flügel Oliver Schnyder.



Behle ist vielen noch von der Opern- und Operettengala im letzten Jahr mit seiner weichen wie auch kraftvoll starken Stimme in guter Erinnerung.

Zu Beginn des Liederabends standen mit „Zwölf Gedichten op. 35 (Liederreihe nach Kerner)“ von Robert Schuhmann (1810-1856) und „Sechs Lieder op. 48“ von Edvard Grieg (1843-1907) zunächst einige romantische Vertonungen von bekannten Dichtungen auf dem Programm.

Da geht es um erfüllte und unerfüllte Liebe, Wanderlust, Naturfreude, Schmerz und Schwermut. Der Tenor mit seiner variablen Stimme sowie die Verstärkung durch das schmeichelnde Pianospiel verliehen den unterschiedlichen Stimmungen einen emotionalen Ausdruck.

Nach der Pause konnte sich das Publikum auf den satirisch-spöttischen 12 Gesänge „Krämerspiegel op. 66“ (Texte: Alfred Kerr) vom „letzten Romantiker“ Richard Strauss (1864-1949) freuen.

Seit der Jahrhundertwende hatte sich Strauss für eine Reform des Urheberrechts eingesetzt und die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer gegründet. Nachdem der Berliner Verlag Bote & Bock  dem Komponisten 1903 neben einem großzügigen Honorar für dessen „Symphonia Domestica“ noch zwölf neue Lieder gerichtlich abverlangte, gab er Texte bei dem für seine spitze Feder bekannte Alfred Kerr in Auftrag. Die Musikverleger sollten aufs Korn genommen werden und Kerr lieferte das gewünschte zu der großen Musik des Komponisten. Genüsslich und mit sichtbarem Spaß brachten Behle und seine musikalische Begleitung den „Krämerspiegel“ zu gehör.

Mit den Strauss-Liedern „Herr Lenz“, „Ich liebe dich“ (1896/98) sowie der bekannten „Freundlichen Vision“ (1900) schlossen Daniel Behle und Oliver Schnyder den Kreis zum ursprünglichen Liebesthema des besonderen Liederabends.




Puccinis La Bohème als kontrastreiches Erlebnis

Zu Beginn der neuen Spielzeit stand im Dortmunder Opernhaus am 02.09.2023 als Premiere Giacomo Puccinis (1858 – 1924) Oper in vier Bildern „La Bohème“ (Libretto: Luigi Illica und Giuseppe Giacosa) unter der Regie von Gil Mehnert auf dem Programm. Mehmert ist schon für seine besonderen und opulenten Musical-Inszenierungen bekannt.



Begleitet wurde der Abend von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz.


Noch ist Zeit für Party. Das dicke Ende kommt noch... Mandla Mndebele, Denis Velev, Rinnat Moriah, Statisterie, Morgan Moody. Foto:
(c) Björn Hickmann
Noch ist Zeit für Party. Das dicke Ende kommt noch… Mandla Mndebele, Denis Velev, Rinnat Moriah, Statisterie, Morgan Moody. Foto:
(c) Björn Hickmann

Die Geschichte von „La Bohème“ über Einsamkeit, Freundschaft, Liebe, Treue und Tod im Dunstkreis einer Künstlergruppe in Paris. Deren Behausung der Bohèmiens verortet die Inszenierung auf das das Dach eines Bürgerhauses. Die zugige Dachmansarde ist Zeugnis ihres „erhöhten“ Lebens außerhalb der kleinbürgerlichen gesellschaftlichen Zwänge.

Doch sind die vier Künstler nicht wirklich frei, sondern sind gezwungen, ihr Leben irgendwie zu finanzieren. Sie changieren zwischen den Augenblick exzessiv zu leben um dann wieder in Melancholie und depressiver Stimmung zu verfallen.

Puccini benutzt einen erzählerischen episodenhaften Stil in „Modulen“ oder eben Bilder mit einer ausgeprägten Kontrastdramaturgie zwischen Komik und Pathos. Das entspricht den unterschiedlichen Befindlichkeiten der handelnden Personen. Die Hebebühnenkonstruktion bei der Inszenierung geschickt  eingesetzt.

Das tragische Paar Rodolfo, ein Dichter und die todkranke Stickerin Mimi durchläuft ein Wechselbad der Gefühle. Mit ihren starken Stimmen und Ausdruckskraft bringen Sungho Kim (Rodolfo) und Anna Sohn (Mimi) diese emphatisch auf die Bühne.

Dem Maler Marcello, wunderbar gesungen und dargestellt von Mandla Mndebele und seiner (Ex) Giebten Musetta (Rinnat Moriah) geht es ähnlich. Ihn quält unter anderem die Eifersucht.

Das Morgan Moody nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit einer gehörigen Portion Humor glänzen kann, hat er auch hier als Musiker Schaunard wieder einmal bewiesen. Denis Velev als kluger Philosoph Colline konnte das wie seine Mitkolleg*innen besonders bei der ausgelassenen Feier im vierten Bild zeigen.

Der Opernchor Theater Dortmund, der Opern Kinder und Knabenchor der Chorakademie Dortmund (Choreinstudierung Fabio Mancini), die Statisterie Theater Dortmund sowie die Darstellenden in den Nebenrollen rundeten das Opernerlebnis ab.

Weitere Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222




Günter Rückert untersucht das Panoptikum der Hirnschmelze

Das Kunstbonbon freut sich auf die nunmehr dritte Einzelausstellung von Günter Rückert im Kunstbonbon! Da er sich im Laufe der Jahre auch an vielen Gemeinschaftsausstellungen und dem jährlichen Bunten Teller beteiligte, betrachtet die galerie ihn ein wenig stolz als einen „Stammgastkünstler“ der Galerie und sind gespannt auf seine Bilder!



Und weil Günter Rückert nicht nur ein sehr bekannter, sondern auch ein sehr netter Künstler ist, hat er sogar einen erklärenden Text zu seinen Exponaten geschrieben (und der Galeristin eine Menge Arbeit abgenommen), der hier zitiert wird:

Der Flyer zur Ausstellung. (c) Kunstbonbon
Der Flyer zur Ausstellung. (c) Kunstbonbon

„Wie ein Wolf nimmt Rückert die Witterung auf, wenn Menschen sich lächerlich machen. In nagelneuen Arbeiten während der Entdeckung des Kleinformats verfolgt er die großartig armseligen Versuche von Menschen, sich dem Leben zu stellen. Das Unverbindliche in seiner Malerei ist nicht seine Stärke, eher die Spiegelfechterei mit den Launen der Wirklichkeit. Er ist stets zu Stelle, wenn der Ernst des Lebens eine Tracht Prügel verdient. Da verstehen wir im Ruhrpott keinen Spaß. Wer den Text bis hierhin nicht verstanden hat, hat alles richtig gemacht.


Zum richtigen Verständnis noch ein paar Bildtitel:


Insektoiden auf Shopping
Ministerstreit um den letzten Hering
Mit 70 hat man nur noch Träume
Man befahl mir, einen Elefanten zu malen
Lünen hat jetzt ein Eiscafe
Der König hat Brand
Neulich im Bürokratendschungel
Auf Borkum nix los
Kufsteinbär gesichtet
Giraffe für lau“

Wer es jetzt immer noch nicht verstanden hat, der sollte am 02.09.2023 um 15 Uhr ins Kunstbonbon kommen und den Künstler selber um eine Erklärung bitten – wie schon erwähnt: der ist nett und macht das!

VIELLEICHT gibt es wieder Musik zur Vernissage, denn Günter Rückert kann auch Akkordeon spielen…

„Achterbahn der Irrelevanten“

Vernissage 02.09.2023 um 15 Uhr

Ausstellung vom 02.09. bis 30.09.2023

Die Ausstellung dauert bis zum 30.09.2023 und kann zu den üblichen Öffnungszeiten (di 13-18, fr. 15-18, sa 12-15 Uhr) besucht werden.




Erinnerungen und Erzählungen in künstlerische Form gebracht

Das MO_Schaufenster (Ebene 5) im Dortmunder U (Museum Ostwall) zeigt vom 25.08.2023 bis 05.11.2023 Werke der 1978 in Tunis geborenen Künstlerin Nadia Kaabi-Linke.



Die in Dubai und Kiew aufgewachsene Künstlerin beschäftigt sich mit den komplexen materiellen und immateriellen Beziehungen, Orten und deren lokalen Kontext und verborgenen „unsichtbaren“ Geschichten. Sie möchte das Unsichtbare mit ihren Installationen und Skulpturen sichtbar machen Zurzeit lebt Kaabi-Linke wegen des Krieges in der Ukraine hauptsächlich in Berlin.

Nadia Kaabi-Linke zeigt ihre Arbeiten im MO Schaufenster. (Foto: © Kaabi-Linke-Studio)
Nadia Kaabi-Linke zeigt ihre Arbeiten im MO Schaufenster. (Foto: © Kaabi-Linke-Studio)

Die für die Schaufenster-Reihe ausgewählten drei Arbeiten thematisieren den häuslichen Raum mit seinen diversen Facetten (sowohl aus Schutzraum wie auch von gewaltvollen Machteingriffen geprägt).

Die filigrane Arbeit „Amina’s Tears“ hat ihren Ausgangspunkt in der „Kairo Trilogie“ (Handlung in der Zeit der britischen Besatzung) von Naguib Mahfouz (1911 – 2006). Die Protagonistin Amina in der Geschichte ist das weibliche Oberhaupt der Familiendynastie Al-Jawad. Die Künstlerin greift die Figur der Amina auf. Scheinbar transparente Glasscheiben und der umkleidete Holzrahmen des Werkes erinnern an Fenster. Doch zum Unterschied zu Fenstern zeigen sich im Zusammenspiel von Licht, Schatten und den Bewegungen der Betrachtenden die Spuren der Mashrabiya – ein von Mustern durchzogenes dekoratives Holzgitter. Es ermöglicht einen guten Blick nach außen, ohne dass man dabei gesehen wird. Das wird in der Arbeit mit der Abwesenheit im öffentlichen Raum (und dem „unsichtbaren“ Freund sowie leidvollen privilegierten Leben Aminas) gleichgesetzt.

Die sechs monochromatischen Pigmentgemälde aus der Reihe „Color of Time“ mit Textbegleitung darunter erzählen die Geschichte hinter spezifischen Häusern an unterschiedlichen Orten. So zum Beispiel das Oscar Romero-Haus in Bonn oder das Mystetskyi Arsenal in Kyjw. Die Auseinandersetzung mit den Gebäuden erfolgt durch Abkratzen der im Laufe der Jahre aufeinander aufgetragenen Farbschichten. Die unterschiedlichen Pigmente sind die Grundlage und spiegeln in ihrer Einzigartigkeit das Zeit- und Ortsspezifische der Gebäude wider.

Die raumfüllende Installation „Das Kapital – Epilogue“ verweist auf dramatische und poetische Weise auf die Geschichte eines Hauses in Amman (Jordanien), das abgerissen wurde, da einen Goldschatz darunter vermutete.

Es blieb nur ein rostiger Zaun mit einem Tor übrig, der nachgestellt im Mo_Schaufenster-Raum mit Sandsteinen aus Herdecke drum herum aufgebaut wurde. Da ranken Mythen um dieses Gebäude.

Die Vernissage in Anwesenheit der Künstlerin findet am Donnerstag, dem 24.08.2023 im Dortmunder U um 18:30 Uhr statt.




Letzte Veranstaltung der Dortmunder Gruppe in der BIG Gallery

Die Dortmunder Gruppe zeigt als Gastgeber vom 20. August bis 17. September 2023  in der BIG Gallery  (Ausgang Haltestelle Westentor am Dortmunder U) unterschiedliche Werke von 29 Künstlerinnen und Künstlern des bochumerkünstlerbundes aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Collage, Objekt und Zeichnung.



Dabei ist der Austausch beider Künstlerbünde sowie der Enge Kontakt und die Kommunikation untereinander von Bedeutung, wie Alexander Pohl (Vorsitzender Dortmunder Gruppe) beim Pressegespräch verriet.

 Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes in der Ausstellung von links nach rechts: Felix Freier, Uwe Engels, Babette Sponheuer
Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes in der Ausstellung von links nach rechts: Felix Freier, Uwe Engels, Babette Sponheuer

Diese Ausstellung mit dem Titel „KUNSTBESUCH“ wird jedoch die letzte Veranstaltung der Dortmunder Gruppe in der BIG Gallery sein, deren Pforten sich für die hiesige Kunstszene sich ja demnächst schließen.

Die Dortmunder Künstler*innen kämpfen nicht nur um einen neuen, möglichst gut zugänglichen dauerhaften Ausstellungsort für ihre Kunst, sondern auch immer um Fördermittel und Beachtung in der „Kulturstadt Dortmund“.

Es stünde einer Stadt gut zu Gesicht, sich um gute Bedingungen für „ihre Kunstschaffenden“ zu bemühen. Im Gespräch war ja schon einmal er RWE-Tower als eventueller neuer Ausstellungsort.

Die hiesigen bildenden Künstler brauchen einen feststehenden, für alle Bürger*innen der Stadt bekannten Ort, um ihre Werke zu präsentieren und später vielleicht auch verkaufen zu können. Die regionale Kunst verdient es, nach Kräften unterstützt zu werden.

Die letzten zehn Jahren in der BIG Gallery hat die Dortmunder Gruppe auch einiges für die internationalen Kunst-Beziehungen getan. Zu nennen sind da etwa ihre wechselseitigen Kontakte zu unseren Partnerstädten.

Die Vernissage zur Ausstellung findet am Sonntag, den 20. August 2023 um 14 Uhr in der BIG Gallery statt.

Begrüßung: Jacqueline Kraemer (I. Vorsitzende bochumerkünstlerbund)

Musikalische Begleitung: Tobias Bülow (Handpan).

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 8 – 17 Uhr, Sonntag 14 – 17 Uhr, Eintritt frei. Im nächsten Jahr besucht die DORTMUNDER GRUPPE übrigens den bkb im Bochumer Kunstbunker.




Abschluss des Orgelsommer im Zeichen von Eduard Wilsing

Der Dortmunder Orgelsommer 2023 fand seinen besonderen Abschluss am 4. August mit Simon Daubhäußer (Orgel) & Gästen in der hiesigen Propsteikirche.



Diese letzte Veranstaltung der Reihe „Orgelsommer“ stand im Zeichen des Hörder Komponisten Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809 – 1893).

Dessen spezieller Bezug zur Propsteikirche und der Umgebung wurde von Gerhard Stranz (unermüdlicher Forscher der Werke des Hörder Komponisten) vor Beginn der musikalischen Veranstaltung erläutert.

Wilsings frühe „Kontrapunktstudien“ mit einigen Beispielen und ausgearbeiteten Chorälen zu Anfang der Veranstaltung machten den Zuhörenden klar, welche Bedeutung der Komponist mit der Erstellung dieses Lehrbuchs hatte. Er legte hiermit die Grundlage für Weiterentwicklungen-Improvisationen für die ihm nachfolgenden interessierten Kollegen.

Simon Daubhäußer ist zu verdanken, dass die von Wilsing zu Noten gebrachten Ideen und intensiven Gefühle in einem von ihm gestalteten Zusammenhang gebracht und für das Publikum erlebbar gemacht wurde.

So folgte als nächstes der vom Organisten gespielte „Choral in a-moll (1890) des Deutsch-französischen Organisten und Komponisten César Franck (1822-1890). Ein freies Stück eingerahmt von sich aufbauenden Klangtürmen mit einem eher lyrischen Mittelteil und einem wiederkehrenden, choralartigem Motiv.

Die folgenden 12 Choralpräludien über gregorianische Choräle op. 8 (1947) von der französischen Komponistin und Organistin Jeanne Demessieux (1921-1968) sind ein Beispiel für die enge Verbindung der französischen Orgelliteratur an die Urgesänge der katholischen Kirche. Nach den typischen Gesängen folgte die jeweilige musikalische Ausgestaltung.

Als rauschender Schlusspunkt erklangen zum Ende die kraftvollen Orgelklänge des Kopfsatzes (Allegro) der Sinfonie Nr. 6 g-moll von dem französischen Organisten und Komponisten Charles Marie Widor (1844-1937).




Thomas Hugo malt sich seine Welt – und irgendjemand bellt

Alles lebt irgendwie! Spätestens wenn Thomas Hugo es in die Finger gekriegt hat. Ob Holzbretter, Pappe, Konservendosen, Fundstücke…Der Künstler macht aus allem was.Und dabei entstehen verrückte Wesen, die zwar in dieser Welt so nicht existieren könnten, aber man kann sich vorstellen, dass sie woanders sehr viel Spaß hätten – und den haben die Betrachter dann umgehend auch.



Thomas Hugo ist sehr umtriebig und so sind seine Werke sicherlich schon vielen aus anderen Ausstellungen bekannt. Auch im Kunstbonbon waren beim letztjährigen „Bunten Teller“ bereits einige kleine Bilder und seine winzigen „Laschentiere“ zu sehen.

Der Flyer zur Ausstellung von Thomas Hugo im Kunstbonbon. (Foto: (c) Karin Schmidt)
Der Flyer zur Ausstellung von Thomas Hugo im Kunstbonbon. (Foto: (c) Karin Schmidt)

Aber jetzt bespielt er alle Wände und man kann eben die titelgebende „Hängekuh“ bestaunen, die einen etwas fragend mustert oder dem „Dosenflieger“ beim Abdüsen von seiner rostigen Startrampe zusehen, was der „Dicke Hund“ offenbar auch tut. Das „Rolltier“ vom Flyer ist aus seinem Beet gerollert und freut sich über die freundliche Aufmerksamkeit der Besucher. Schemenhafte Wesen scheinen mit einem Boot in „Nebelungen“ über das Wasser zu gleiten….Ideen-Fischer im Morgennebel oder weitere Besucher aus der Welt des Thomas Hugo?

Falls jemand das vom Künstler selber erklärt bekommen möchte, dann ist am 29.07. ab 15 Uhr die Gelegenheit. Vielleicht möchte man aber auch gar keine weiteren Informationen, sondern einfach ein wenig die Gesellschaft dieser Wesen genießen und sich selbst eine Welt vorstellen, in denen sie friedlich miteinander leben…

Das Kunstbonbon, Chemnitzer Str. 11, 44139 Dortmund präsentiert:

„Hängekuh & Dosenflieger“

Thomas Hugo malt sich seine Welt – und irgendjemand bellt

Vernissage: 29.07.2023 um 15 Uhr

Ausstellung vom 29.07. – 26.08.2023




Gabriella Wollenhaupt – Ein böses Haus

Der neue Kriminalroman (grafit) von der Dortmunder Autorin Gabriella Wollenhaupt, mit dem provozierenden Titel „Ein böses Haus“, führt die Leser*innen in das „gutbürgerliche“ Kreuzviertel der Stadt.



In einem Haus „am Graben“ (wer in Dortmund lebt, welche Straße gemeint ist) wird die ältere Schwester der Lektorin Alix mit mehreren Messerstichen ermordet. Unter Tatverdacht steht ausgerechnet ihre zehnjährige und unmündige Nichte Lilli.  Ein vernachlässigtes Kind mit dem Asperger-Syndrom.

Ein faszinierend verworrener und verstörender Fall.

Alix zweifelt und macht mit einer Nachbarin („guter Geist des Hauses“) und geht mit dem ermittelnden Kommissar auf Spurensuche. Im Haus wohnen die unterschiedlichsten Menschen: Eine Prostituierte, ein Nerd, ein Geistlicher, ein Pianist bis hin zum Ex-Bandenchef. Die Lektorin kommt der (für die Lesenden) überraschenden Wahrheit und dem Kommissar näher…

Wollenhaupt erzählt die Geschichte gewohnt lakonisch und mit Ironie. Das unterstreicht und konterkariert gleichzeitig die grausamen Ereignisse.

Ihr gelingt es ausgezeichnet, sich nicht nur in die Story durch die Ich-Erzählerin Alix hinein zu versetzen, sondern auch in die so unterschiedlichen Figuren und Charaktere. Dabei ist ihr Blick differenziert ohne Schwarz-Weiß-Denken.

Kleine Seitenhiebe gegen die penetrante Pressezunft und deren verstärkend- aufheizende Stimmungsmache, aber auch eine Portion Selbstironie bleiben nicht aus.

Ein Kriminalroman, der seine Leserinnen und Leser mit sich subtil steigender Spannung, einer einzigartigen Figurenkonstellation, sowie seinem völlig unerwarteten Ende hineinzieht und packt.

Gabrielle Wollenhaupt
Ein böses Haus
Kriminalroman
Graft in der Emons Verlag GmbH 2023
ISBN 978-3-98659-005-5
224 Seiten
€ 13,00




Magisches Orchesterhörspiel um das Erwachsenwer

Unter dem Motto „Symphonic Adventure – Tarot“ stand beim 3. Konzert für junge Leute“ (19.06.2023) ein besonderes Orchesterhörspiel mit live Illustrationen von Artur Fast m Dortmunder Konzerthaus auf dem Programm.



Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Stefan Geiger (Dirigat) setzte die Musik der Komponisten Tobias Gröninger und Dominik zu der kraftvollen Erzählung einer Coming of Age Geschichte um den Häuptlingssohn Rodin und den eindrucksvollen Illustrationen sensibel um. Wenn nötig romantisch (etwa bei den Liebenden), oder dramatisch zugespitzt (z.B. Kampf mit dem eigenen Dämon).

Als interessanter Erzähler fungierte Gerhard Mohr als „Frau Luna“. Der Mond spielt auch in der Geschichte eine wichtige Rolle.

Anhand von 18 plus 4 gezogenen Tarot-Karten wird die Story auf eine magisch-gleichnishafte Art erzählt. Die verschiedenen Stationen der Reise von Rodin konnte das Publikum auf einer Tarotkarten-förmigen Leinwand verfolgt werden.

Beim Tarot werden unterbewusste Gefühle, Emotionen und Informationen in das Bewusstsein gerückt.

Zur Geschichte: Rodin, Sohn des Häuptlings eines Stammes, macht sich auf den weg gen Osten, um sein von Fischsterben und Ernteausfällen geplagte Dorf zu retten. Auf seinem Weg muss er sich einigen Prüfungen stellen sowie lernen, wachsen und reifen. Aus dem „unerfahrenen Narren“ wird ein Held,, der für das Wohl der Anderen kämpft.

Der Mythos Tarot wurde mit einer packenden Geschichte über das Erwachsenwerdens verbunden. Die Themen wie Umweltzerstörung, mit der Natur im Einklang Leben, Gerechtigkeit, Liebe, Tod, Macht und Gewalt betreffen uns alle wie auch der verantwortungsvolle Umgang mit wissenschaftlichem Fortschritt.




Performative Kunst zwischen Fiktion und Realität

In den Räumlichkeiten des Dortmunder Kunstvereins (neben Haltestelle Westentor) ist die multimediale und performative Ausstellung „But who is Ulrike Mandrake“ des jungen französischen Künstlers Nils Alix-Tabeling (1990 *) vom 25.06.2023 bis 10.09.2023 zu sehen und erleben.



Die Besuchenden erwartet beim Eintreten ein mystisch-sakral wirkender Raum. Durch die besondere räumliche Anordnung verschiedener, aus unterschiedlichsten Stoffen zusammengearbeiteter Gegenständen mit einem vielfältigen symbolhaften visuellem Vokabular wird der Geist der titelgebenden fiktiven Figur „Ulrike Mandrake“ in den großzügigen Raum des Kunstvereins gebracht. Man hat die Möglichkeit, die weiße Sitze mit gebetsartig verschränkten Beinen und an Gehirne erinnernde Stoffkissen zu benutzen.

Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.
Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.

Der Künstler benutzt eine ambivalente und symbolhafte zum Nachdenken anregende Sprache.

Der Name der Figur setzt sich aus dem Vornamen der Journalistin und RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (1934 – 1976) und der giftigen Heil -und Ritualpflanze Alraune (engl: mandrake) zusammen. Deren Pfahlwurzel ähnelt nicht nur einer Menschengestalt, sondern zieht sich als pflanzliche Kontinuität durch die Ausstellung. Der Name suggeriert eine semantische Verbindung zwischen Meinhof und der giftigen Ritualpflanze. Der Titel verweist zudem auf die menschliche Sehnsucht, die vermeintliche Wurzel des Bösen durch Wissenschaft auszumachen.

Alix-Tabelings Kunst drückt sich im Zusammenspiel von bildhauerischen, malerischen, akustischen und performativen Werken aus.

Das Vokabular reicht von Zitaten aus Science-Fiction, historischen Referenzen, Mobiliar, Mode, Schamanismus, Drag und 3d-Drucken. Dabei kombiniert er fein gearbeitete holzbildhauerische Element e mit gefundenen Objekten, Textilien mit Heilkräutern aus seinem Garten.

Humorvolle Verweise auf Homophobie finden sich etwa bei den kopulierenden Feuerkäfern (frz. Gendarme) im Gemälde „Aubépine“ (Spiral, Violence), deren Rückenzeichnung bei genauerem Hinsehen das Wort „Police“ ergibt.

Es geht um Gewalt gegen queere und weibliche Körper damals wie heute.

Sind patriarchalischen (nicht männliche) Gewaltstrukturen in der Vergangenheit und noch heute ursächlich für stärker werdenden Verzweiflung, Widerstand im Angesicht der existenziellen Bedrohungen und ungerechten Verhältnissen?

Ein beeindruckender Teil der Ausstellung ist das zu hörende fiktive Gefängnisgespräch zwischen Ulrike Meinhof (aus Briefen während ihrer zerstörerischen Isolationshaft 1973/1974) und Briefen aus der Haft von Rosa Luxemburg (1871 – 1919). Die eine nahm sich verzweifelt das Leben, die andere wurde zusammen Karl Liebknecht von Angehörigen der Garde-Kavallerie- Schützen-Division ermordet.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 24.06.2023 um 17.00 Uhr statt