Meditativ-kraftvolle Klänge aus der tuwinischen Steppe

Im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals 2025 entführte die tuwinische Gruppe Huun-Huur-Tu das Publikum am 10. Oktober im Dortmunder Reinoldihaus in die endlose Weite der sibirischen Steppe. Tuwa – ein abgelegenes Gebiet im Süden Sibiriens – ist ihre Heimat. Seit über zwanzig Jahren prägt die Band dort die traditionellen, naturverbundenen Klänge ihrer Region und führt sie mit modernen Arrangements zusammen.

Zentrales Element ist der Khoomei, der berühmte Ober- und Kehlgesang, der Töne gleichzeitig in mehreren Frequenzen erklingen lässt. Mit Lippen, Zunge, Kehlkopf und Stimmbändern erschaffen die Musiker ein vibrierendes Klanguniversum aus tiefem Grollen, schwebenden Obertönen und feinen Pfeifmelodien. Wer sich auf diesen Klangstrom einlässt, spürt die Bewegung von Wind und Pferden in der Steppe – eine meditative Reise durch Klanglandschaften, die zwischen Erde und Himmel zu schweben scheinen.

Auch visuell ist das Ensemble ein Erlebnis: In traditionellen Gewändern stehend, umgeben von Instrumenten aus ihrer Heimat, entfaltet sich ein Klangbild von archaischer Schönheit.

Huun-Huur-TU bei Klangvokal im Reinoldisaal (Foto: Céline-Christine Spitzner)
Huun-Huur-TU bei Klangvokal im Reinoldisaal (Foto: Céline-Christine Spitzner)

Zu hören waren unter anderem:

  • Igil, das zweisaitige Streichinstrument mit geschnitztem Pferdekopf, Symbol der tuwinischen Musiktradition.
  • Toschpulur, eine langhalsige Laute mit warmem, holzigem Klang.
  • Byzaanchi, ein Streichinstrument mit vier Saiten und Tierhautbespannung.
  • Chuur, die weiche, atmende Flöte der Steppe.
  • Tungur, die Schamanentrommel, deren tiefe Schläge spirituelle Kraft entfalten.
  • Khomus, die Maultrommel mit ihrem schillernden Obertonspektrum.
  • Tuyug, ein Rhythmusinstrument aus Pferdehufen, das den Klang galoppierender Tiere nachahmt.

Mit diesem Instrumentarium erschaffen die vier Musiker von Huun-Huur-Tu eine dichte, fast filmische Klangwelt – zwischen archaischer Erdverbundenheit und hypnotischer Trance.

Auf der Bühne standen:
Sayan Bapa (Gesang: Kargyraa, Khoomei; Toschpulur, Gitarre, Igil),
Alexej Saryglar (Gesang: Sygyt; Tuyug, Tungur, Igil),
Radik Tyulyush (Gesang: Borbangnadyr; Byzaanchi, Khomus)
und Kaigal-ool Khovalyg (Gesang: Khoomei, Sygyt, Kargyraa; Igil).

Ein Konzert, das weniger gehört als erlebt wird – intensiv, erdig und zutiefst verbunden mit der Natur.




„Am liebsten bunt!“ – Krempelkunst von Karin Schmidt im Kunstbonbon

Das Kunstbonbon feiert in diesem Jahr gleich doppelt: Die Galerie wird zehn Jahre alt, und Gründerin Karin Schmidt begeht ihren 70. Geburtstag. Passend dazu gönnt sich die Galeristin eine eigene Ausstellung, die am 11. Oktober 2025 um 15 Uhr mit einer Vernissage eröffnet wird. Zu sehen ist die Schau bis zum 8. November 2025.

Unter dem augenzwinkernden Titel „Am liebsten bunt!“ präsentiert Schmidt eine ebenso vielseitige wie eigenwillige Mischung: alte und neue Arbeiten, Malerei und Zeichnung, Collage und Objekt – mal farbenfroh, mal schwarzweiß, mal sinnlos-verspielt, mal hintergründig. Ihre Kunst bezeichnet sie selbst als „Krempelkunst“: Collagen und Objekte entstehen aus Fundstücken, die eigentlich im Müll landen würden. Mit Kleber und Farbe verwandeln sich diese Überbleibsel in unerwartete neue Konstellationen.

Auch die Leinwände haben oft ein Vorleben: manche waren bereits bemalt und wurden überarbeitet, andere erhielten durch Übermalung völlig neue Inhalte. So verwandelte sich ein geerbter Frauenakt in „Hundesinne“, während sich auf einer anderen Leinwand geheimnisvolle „Wächter“ herauskristallisierten. Ein über Jahre hinweg immer wieder verändertes Bild fand schließlich seinen Abschluss in einem Werk über Trauer und Transformation.

Arbeiten von  Karin Schmidt in ihrem eigenen Kunstbonbon.
Arbeiten von Karin Schmidt in ihrem eigenen Kunstbonbon.

Neben diesen großformatigen Arbeiten zeigt die Ausstellung auch eine Auswahl von Schmidts „Morgenseiten“ – Zeichnungen, die beim ersten Kaffee entstehen, häufig mit geschlossenen Augen und wilden Strichen. Erst später werden mögliche Bildinhalte herausgearbeitet. Viele Skizzenbücher und Blätter laden die Besucher:innen zudem zum Stöbern und Blättern ein – darunter auch Arbeiten auf Zetteln oder Briefumschlägen.

Ein humorvolles Detail ist die Preisgestaltung: Alle Werke tragen Preise, die die Zahlen 1 und/oder 7 enthalten – mal allein, mal ergänzt durch Nullen, die, wie Schmidt bemerkt, „zwar für sich nichts bedeuten, aber seltsamerweise Werte verändern können“.

Für musikalische Atmosphäre bei der Vernissage sorgt Udo Herbst, der mit seiner Gitarrenmusik den Nachmittag begleitet.

Wer Lust hat, in Karin Schmidts farbenfrohe und zugleich hintergründige Krempelkunst einzutauchen, sollte sich einen Besuch im Kunstbonbon nicht entgehen lassen.

Weitere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite des Kunstbonbons.




Von Radiohead bis Dornröschen: Gala voller Kontraste

Die 41. Internationale Ballettgala im Dortmunder Opernhaus am 27. und 28. September 2025 stand ganz im Zeichen eines Neuanfangs. Auch der ehemalige Intendant Xin Peng Wang ließ es sich am 27. September nicht nehmen, dabei zu sein.

Ars tremonia war am ersten Abend vor Ort. Kammersänger Hannes Brock führte mit seiner gewohnt humorvoll-ironischen Moderation durch den Abend und bleibt dieser beliebten Gala – traditionell zu Beginn und am Ende der Spielzeit – weiterhin treu.

Neben dem neuen Intendanten Dr. Jaš Otrin (Gesamtleitung) für das Ballett Dortmund und das NRW Juniorballett wurden auch die beiden Artists in Residence, Annabelle Lopez Ochoa und Edward Clug, vorgestellt. Mit ihrer unverwechselbaren Handschrift sollen sie die künstlerische Ausrichtung der Sparte prägen.

Sae Tamura, Simon Jones (Ballett Dortmund), Ballett Dortmund, NRW Juniorballett in O Fortuna aus Carmina Burana; Choreografie Edward Clug(c) Leszek Januszewski
Sae Tamura, Simon Jones (Ballett Dortmund), Ballett Dortmund, NRW Juniorballett in O Fortuna aus Carmina Burana; Choreografie Edward Clug
(c) Leszek Januszewski

Annabelle Lopez Ochoa nutzt eine poetische Bildsprache und hat – ihrer lateinamerikanischen Herkunft entsprechend – eine besondere Vorliebe für Farbenreichtum. Sie setzt sich in Handlungsballetten mit bekannten, oft schwer zu fassenden Frauenpersönlichkeiten wie Coco Chanel, Evita Perón oder Frida Kahlo auseinander. Davon erhielt das Publikum einige Einblicke durch Auszüge, getanzt von internationalen Gästen des Ballet Hispánico, des American Ballet Theatre, des Het Nationale Ballet, dem Dortmunder Ballett sowie dem NRW Juniorballett. Deutlich spürbar war ihre Affinität zu Jazz und Flamenco, aber auch die Verbindung von Jazz mit rockigen Elementen, etwa in „One for All“ (Ballett Dortmund/NRW Juniorballett).

Die Arbeiten von Edward Clug (geboren in Rumänien) bestechen durch Feinsinn, eine Prise Humor, Klarheit und Expressivität. Selbst einst Tänzer am Slowenischen Nationaltheater Maribor, dessen Direktor heute der Slowene Dr. Jaš Otrin ist, bindet er regelmäßig Ensemblemitglieder dieses Hauses in seine Produktionen ein.

Nicht nur die Handschrift dieser beiden starken Persönlichkeiten, sondern auch die Interpretationen internationaler Gäste – etwa vom Bayerischen Staatsballett – machten den Abend zu einem besonderen Erlebnis. Ein Höhepunkt war unter anderem „Radio and Juliet“ (Musik: Radiohead, Choreografie: Edward Clug) mit Ksenia Shevtsova und Jacob Feyferlik (Bayerisches Staatsballett).

Auch die Freunde des klassischen Balletts kamen bei Auszügen aus „Dornröschen“, „Satanella“ und „Diana und Actaeon“ auf ihre Kosten.

Gleich zu Beginn stimmte „O Fortuna“ (Carmina Burana von Carl Orff) mit seiner dramatischen Wucht auf eine spartenübergreifende Produktion ein: ein Ballett von Edward Clug in Kooperation mit der Oper Dortmund und den Dortmunder Philharmonikern. Premiere ist am 18. Oktober 2025.

Um das Dortmunder Ballett und das NRW Juniorballett innovativ neu aufzustellen, sind strukturelle Änderungen in Form eines Drei-Säulen-Modells vorgesehen, bestehend aus Kreativ-, Förder- und Kompetenzzentrum.

Wir dürfen gespannt sein.




Figaros Hochzeit durch „Mozarts Augen gesehen“

Mit Mozarts „Le nozze di Figaro“ hat die Oper Dortmund am 21. September 2025 die neue Spielzeit eröffnet. Regisseur Vincent Boussard zeigt in seiner Neuinszenierung eine Oper, die weit mehr ist als eine leichte Komödie. Unter der musikalischen Leitung des neuen Generalmusikdirektors Jordan de Souza gestalteten die Dortmunder Philharmoniker einen Abend, der musikalisch wie szenisch überzeugte.

Ein Spiel um Macht und Gefühle

Im Zentrum steht Graf Almaviva (Mandla Mndebele), der die junge Zofe Susanna (Sooyeon Lee) bedrängt – sehr zum Missfallen seiner Frau (Anna Sohn). Doch Susanna ist mit Figaro (KS Morgan Moody) verlobt und will diesen heiraten. Gemeinsam schmieden die beiden mit der Gräfin einen Plan, um den übergriffigen Grafen bloßzustellen. Was folgt, ist ein turbulentes Verwirrspiel aus Eifersucht, Intrigen und leidenschaftlichen Verwechslungen.

Bühne als Experimentier-Labor

Boussard verlegte die Handlung in einen kühlen, weißen Raum, der an ein Experimentier-Labor erinnert. Spiegelwände und sterile Flächen ließen die Figuren gleichsam unter Beobachtung agieren – ein Raum der Selbstreflexion, in dem die Figuren ihre Masken ablegen mussten. Besonders eindrucksvoll: das Opernchor-Ensemble (Einstudierung: Fabio Mancini), das erhöht saß, in weißen Perücken Mozarts Zeit verkörperte und das Bühnengeschehen wie durch die „Augen des Komponisten“ kommentierte.

Anna Sohn, Mandla Mndebele(c) Björn Hickmann
Anna Sohn, Mandla Mndebele
(c) Björn Hickmann

Stimmen voller Ausdruck

Sängerisch bot die Premiere hohe Qualität. Sooyeon Lee überzeugte als Susanna mit Leichtigkeit und Spielfreude, Morgan Moody als Figaro mit kräftigem Bariton und sicherem Humor. Anna Sohn gestaltete die Gräfin mit klarem, warmem Sopran und viel Gefühl. Einen bleibenden Eindruck hinterließ auch der junge Maayan Licht, dessen heller Sopran und akrobatische Bühnenpräsenz das Publikum begeisterte.

Fazit

„Figaros Hochzeit“ in Dortmund ist keine bloße Wiederholung eines Klassikers, sondern eine kluge Reflexion über Macht, Freiheit und das Individuum im Spannungsfeld gesellschaftlicher Zwänge. Mit klaren Bildern, starker Musik und einem spielfreudigen Ensemble gelang eine Premiere, die das Publikum zu Recht mit langem Applaus feierte.

Weitere Termine finden Sie unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231 / 50 27 222.




Eindringliche Adaptation eines universalen Melodramas

Im Studio des Dortmunder Schauspiels feierte am 19. September 2025 Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele auf“ Premiere. Unter der Regie von Dor Aloni entstand eine Inszenierung, die den Klassiker aus den 1970er-Jahren in die Gegenwart holt – eindringlich, reduziert und universell verständlich.

Das Stück erzählt die Geschichte von Emmi, einer älteren Putzfrau, die in einer Bar den zwanzig Jahre jüngeren marokkanischen Autoschlosser Ali kennenlernt. Aus vorsichtiger Nähe wird eine Beziehung, die unter den Vorurteilen und Ablehnungen des Umfelds fast zerbricht. Fassbinders Themen – Rassismus, Isolation, Einsamkeit – sind leider heute noch aktuell.

Regiekonzept: Stimmenvielfalt und Stille

Das Studio verwandelte sich in eine arabische Bar mit langem Tisch, Barhockern, Jukebox und einem weißen Vorhang als Raumteiler. Dor Aloni bricht die vertrauten Textstrukturen auf, verteilt die Rollen auf mehrere Stimmen und schafft so neue Spannung. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Dortmunder Sprechchor: Mehrere Personen übernehmen abwechselnd die Figur der Emmi. So werden unterschiedliche Facetten dieser Frau aus der Sicht Alis sichtbar.

Aviran Edri überzeugte in der Rolle des Ali mit einer intensiven, zurückgenommenen Darstellung. Linda Elsner und Sarah Quarshie aus dem Dortmunder Ensemble glänzten in wechselnden Rollen.

v.l.n.r.: Sabine Bathe-Kruse, Aviran Edri, Henri Hoffmann, Sarah Quarshie, Birgit Korte, Bärbel Gobel, Elke Kalwa-Feige© Birgit Hupfeld
v.l.n.r.: Sabine Bathe-Kruse, Aviran Edri, Henri Hoffmann, Sarah Quarshie, Birgit Korte, Bärbel Gobel, Elke Kalwa-Feige
© Birgit Hupfeld

Spielweise: Schweigen als Ausdruck

Das Besondere an dieser Inszenierung sind die gezielten, langsamen Bewegungen. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die kleinsten Gesten und Zwischentöne. Schweigen und Blicke erzeugen eine starke Spannung, die das Publikum ebenso aushalten musste wie die Darstellenden selbst. Besonders eindrucksvoll wirkte das musikalische arabische Mantra aus der Jukebox, das sich wie ein Echo der immer wiederkehrenden Ausgrenzung einprägte.

Fazit

„Angst essen Seele auf“ bleibt ein Stück über die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen und gesellschaftliche Vorurteile. Die Dortmunder Inszenierung zeigt eindringlich, dass die Fragen nach Fremdheit, Nähe und Einsamkeit auch heute nichts an Dringlichkeit verloren haben. Ein Abend, der lange nachhallt.

Weitere Termine finden Sie unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231 / 50 27 222.




Piratenstück mit Fantasie und Humor

Als erste Premiere der neuen Spielzeit zeigte das Dortmunder KJT (Kinder- und Jugendtheater) am 18. September 2025 „Käpten Knitterbart und seine Bande“ von Cornelia Funke (Bühnenbearbeitung: Stefan Dehler). Regie führte Antje Siebers.

Die Bühne des Skelly verwandelte sich in einen etwas staubigen Holzkellerverschlag, gefüllt mit allerlei Gegenständen, Kleidungsstücken und Holzpaletten. Schon seit jeher regen Abenteuerbücher wie „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson die Fantasie der Lesenden an. Das Leben der Seeräuber und ihrer Mannschaft bot Abwechslung und spiegelte die Sehnsucht nach Freiheit wider. Laut, wild und frei sein zu dürfen – diesem Wunsch wurde hier Raum gegeben.

Der Schauspieler Rainer Kleinespel verkörperte mit viel Humor und Spielfreude den „Käpten Knitterbart“. Sein Kollege Andreas Ksienzyk schlüpfte scheinbar mühelos in die unterschiedlichsten Rollen der Bandenmitglieder. Das Verkleiden bereitete beiden sichtbar großes Vergnügen. Auch die auf der Bühne vorhandenen Gegenstände wurden kreativ eingesetzt. Mit lauter Stimme, Säbelrasseln und Pistolengetöse heizten die Piraten dem Publikum ordentlich ein und fühlten sich unbesiegbar. Doch ein Schiff hätten sie besser vorbeifahren lassen sollen – an Bord befand sich die kleine Molly (hier dargestellt durch einen Wischmopp), die den Piraten gehörig Angst einjagte.

v.l.n.r.: Rainer Kleinespel und Andreas Ksienzyk© Birgit Hupfeld
v.l.n.r.: Rainer Kleinespel und Andreas Ksienzyk
© Birgit Hupfeld

Mit einfachen Mitteln und viel Witz entführten die Schauspieler ihr Publikum in eine abenteuerliche Piratenwelt. Schauspielerische, pantomimische und teils auch körperlich anspruchsvolle Szenen meisterten sie souverän mit Erfahrung und Professionalität.

Musikalisch wurde das Geschehen atmosphärisch untermalt, unter anderem mit Auszügen aus Wagners „Fliegendem Holländer“.

Ein Stück für Kinder ab sechs Jahren, das dazu anregt, der eigenen Fantasie auch in der „realen Welt“ Ausdruck zu verleihen.

Karten und Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter Tel. 0231/50 27 222 oder unter www.theaterdo.de.

 




Ausstellung über die Verbindung von Sonne – Leben – Revolution

Auf gleich zwei Ebenen im Dortmunder U (3. und 6. Etage) präsentiert der Hardware MedienKunstVerein (HMKV) vom 13. September 2025 bis zum 18. Januar 2026 seine neue Sonderausstellung „Genossin Sonne“. Es handelt sich um eine gegenüber der Wiener Version (2024) um fünf Positionen erweiterte Ausstellung.

Als Orientierungshilfe für die Besuchenden wurde in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Agentur RUNNING WATER ein spezielles Leitsystem entwickelt. Revolutio („Umdrehung“) bezeichnet ursprünglich den gewaltsamen Umsturz der bestehenden politischen Ordnung, in der Astronomie jedoch seit Langem die Bewegung von Himmelskörpern.

Das zentrale Element des Leitsystems ist das Werk „The New Sun“ (2017) der Künstlerin Agnieszka Polska (Raum Ebene 3). Es zeigt eine große animierte Sonne mit kindlich wirkenden Augen an der Wand. Dieses wiederkehrende Motiv dient als visuelles Leitsymbol im Gebäude.

Bild: Agnieszka Polska: The New Sun, Videostill, 2017. (c) Agnieszka Polska, Design Key Visual: Running Water.
Bild: Agnieszka Polska: The New Sun, Videostill, 2017. (c) Agnieszka Polska, Design Key Visual: Running Water.

Die essayistisch angelegte Gruppenausstellung umfasst rund 30 Arbeiten – darunter Bilder, Filmsequenzen, Videoinstallationen und Objekte – von 18 international renommierten Künstler*innen, darunter Katharina Sieverding, Otto Piene, Anton Vidokle und Kerstin Brätsch. Es handelt sich nicht um eine „stille“ Ausstellung, sondern um eine Sound-Ausstellung. Audiogeräte (Kopfhörer) sind im Eingangsbereich erhältlich.

Im Hintergrund steht die Frage: Beeinflusst die Sonne, was auf der Erde geschieht? Spielt sie vielleicht sogar eine Rolle bei der Entstehung von Revolutionen? Haben Sonnenstürme Auswirkungen auf die Gereiztheit der Menschen? Die Sonne steht gleichermaßen für Aufgang und Aufbruch zu Neuem wie für Untergang und Ende.

Diese Ambivalenz – einerseits als lebensspendende Energiequelle, andererseits als bedrohliches, mahnendes Element – wird künstlerisch eindrücklich zwischen Wissenschaft, Sehnsucht und Hoffnung dargestellt.

Die Besucherinnen und Besucher werden in eine mystisch anmutende Welt hineingezogen und „nach oben ins Licht“ geleitet. Geschickt eingesetzte Sound- und Lichteffekte regen zu Nachdenken über Politik (etwa Kolonialismus), Zeitverständnis und Nachhaltigkeit an.

Weitere Informationen zur Ausstellung – darunter das im Oktober erscheinende Magazin, begleitende Führungen, spezielle Veranstaltungen finden Sie auf der HMKV-Seite zur Ausstellung „Genossin Sonne“.

Die Öffnungszeiten des HMKV sind  Dienstag/Mittwoch 11–18 Uhr, Donnerstag/Freitag 11–20 Uhr, Samstag/Sonntag 11–18 Uhr. Montag geschlossen.




Der Ort – Neue Galerie der vier Kunstverbände

Im Dortmunder Citybereich, im ehemaligen RWE-Tower (Freistuhl 7), wurde nach dreijährigem Ringen am 07.09.2025 endlich der neue Ausstellungsort für Werke der Künstler*innen aus den vier Kunstverbänden (BBK Ruhrgebiet, BBK Westfalen, Dortmunder Gruppe und Westfälischer Künstlerbund) feierlich eingeweiht.

„Der Ort“ ist ein passender Name – für die Ausstellung von Kunst ebenso wie für den Diskurs und die Auseinandersetzung mit ihr.

Die Ausstellung EXTREME ist die erste in dieser neuen Galerie und läuft vom 07.09.2025 bis zum 29.09.2025. 44 Künstlerinnen und Künstler der Verbände beteiligten sich daran mit gesellschaftspolitisch relevanten Arbeiten.

Günter Rückert hielt die Eröffnungsrede.
Günter Rückert hielt die Eröffnungsrede.

In ihren Begrüßungsreden verdeutlichten Kulturdezernent Jörg Stüdemann, Hendrikje Spengler (Leiterin des Kulturbüros Dortmund) und Günter Rückert (Sprecher der vier Kunstverbände) mit einer guten Portion (Galgen-)Humor den langen bürokratischen Hürdenlauf bis zur erfolgreichen Einweihung. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Kulturkampfes sei eine Galerie an so zentraler, gut sichtbarer Stelle von großer Bedeutung, betonte Günter Rückert in seiner Einführung.

Die Besucher*innen sind eingeladen, einzutreten, die Arbeiten anzuschauen und ins Gespräch über die Kunst zu kommen. (Natürlich können die Werke bei Interesse auch erworben werden.)

Musikalisch wurde die Einweihungsfeier stimmungsvoll vom Duo Amaryllis begleitet.

Öffnungszeiten:
Mo.–Do.: 06:00–18:00 Uhr
Fr.: 06:00–15:00 Uhr
So.: 11:00–17:00 Uhr




Michael Wienand zeigt „Revier aus Papier“ im Hoesch-Museum

Im Hoesch-Museum präsentiert der Dortmunder Künstler Michael Wienand (*1949) vom 7. September 2025 bis zum 10. Januar 2026 mehr als 50 seiner farbigen, dreidimensionalen Papierkunstwerke aus den vergangenen zehn Jahren. Sein Werk zeigt, dass das Leben im Ruhrgebiet mehr Facetten hatte, als es die gängigen Klischees vermuten lassen. Wienand arbeitete über drei Jahrzehnte als Museumsgestalter und Bühnenbildner für Theater.

Die farbenfrohen „kleinen Bühnenbilder“ mit Ruhrgebietsszenen lassen das Alltagsleben vergangener Jahrzehnte – bis in die Gegenwart hinein – wiederaufleben. Mit ihrer Dreidimensionalität ziehen sie die Betrachtenden in eine Miniaturwelt voller Trinkhallen, Straßen, Kneipen und anderer Motive aus dem Revier. Dabei geht es dem Künstler nicht um nostalgische Verklärung, sondern um eine lebendige künstlerische Auseinandersetzung.

Michael Wienand vor einem seiner Arbeiten.
Michael Wienand vor einem seiner Arbeiten.

Die Werke entstehen zunächst als Tuschezeichnungen, die anschließend mit Aquarellfarben koloriert werden. Von den Originalen fertigt Wienand Drucke, die er in einzelne Bildebenen zerschneidet und zu dreidimensionalen Bildobjekten mit spannender Tiefenwirkung montiert. Die fertigen Arbeiten werden signiert und gerahmt. Die Objekte sind als Multiples auf 100 Exemplare limitiert, können auf Wunsch jedoch individuell vom Künstler hergestellt werden. Besonders wichtig ist Wienand der persönliche Kontakt zu den Betrachterinnen und Betrachtern, bei denen seine Arbeiten häufig Erinnerungen wachrufen.

Die Ausstellungseröffnung findet am Sonntag, den 7. September 2025, im Hoesch-Museum (Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund) statt.

  • Begrüßung: PD Dr. Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V.)
  • Einführung: Maya Porat-Stolte, M.A. (Wissenschaftliche Volontärin des Museums)



„Alle Macht dem Magerquark“ – Radierungen von Günter Rückert

Vom 6. September bis zum 4. Oktober 2025 zeigt das Kunstbonbon in Dortmund zum vierten Mal Arbeiten von Günter Rückert. Während in den vergangenen Ausstellungen vor allem Acryl- und Aquarellmalerei im Mittelpunkt stand, widmet sich der Künstler diesmal wieder intensiv der Radierung.

Rückert erhielt 1990 über ein Stipendium der Aldegrever-Stiftung NRW eine Ausbildung in dieser Technik. Seitdem arbeitet er mit Nadel, Säure und Druckplatte und entwickelt eine Bildsprache, die zwischen satirischer Schärfe und ironischer Verfremdung oszilliert. Seine Werke zeichnen sich nicht nur durch die Bildsprache selbst, sondern auch durch ihre skurrilen und eigenwilligen Titel aus – darunter etwa Zellulitis in Eving, Sozialarbeiterin an Trommel, Die Tangopumpe oder Rollmopsabtropfgewichtskontrolle.

Flyer der Ausstellung von Günter Rückert. (C) Kunstbonbon
Flyer der Ausstellung von Günter Rückert. (C) Kunstbonbon

Eine besondere Note erhält die Ausstellung durch die Präsentation neuer Radierungen neben älteren Arbeiten. Bei der Vernissage am 6. September ab 15 Uhr liest Rückert zudem Texte aus seinem neuen Buch, das voraussichtlich noch während der Laufzeit erscheinen wird. Musikalisch könnte der Künstler den Nachmittag ebenfalls bereichern – zuletzt sorgte er bei einer Ausstellungseröffnung mit Akkordeonklängen für eine unerwartet stimmungsvolle Atmosphäre.

Ausstellung

Titel: „Alle Macht dem Magerquark“ – Radierungen von Günter Rückert
Ort: Kunstbonbon, Dortmund
Dauer: 6. September – 4. Oktober 2025
Vernissage: 6. September 2025, 15 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag 13–18 Uhr, Freitag 15–18 Uhr, Samstag 12–15 Uhr