Inhouse – Multikulti in einem ehrenwerten Haus

Mit einer kleinen Verzögerung
startete am 26. Oktober 2019 im Schauspielhaus Dortmund die
Tanzperformance „Inhouse“ mit einer Mischung aus folkloristischem
Tanz, Spielszenen und Spitzenballett im Schauspielhaus. Unter der
Regie und künstlerischen Leitung von Monica Fotesco-Uta erarbeiteten
zahlreiche KünstlerInnen und Tanzgruppen verschiedenster Nationen
eine unterhaltsame Aufführung.

Zum
Auftakt tanzten die Jugendlichen des Vereins „Romano Than“ einen
traditionellen Tanz der Roma. Die Figuren der Jungen erinnerten an
kunstvollen Schuhplattler, während die Mädchen ihre
farbenprächtigen Röcke schwangen. Der Tanz war die Einleitung zu
häufig wechselnden Szenerien. Als Rahmenhandlung wurde
die Geschichte einer Hausgemeinschaft erzählt, die sich durch
verschiedenste Nationalitäten kennzeichnet. Es wohnen Koreaner,
Italiener, Spanier, Deutsche und Argentinier und weitere
Nationalitäten Wand an Wand. Sie bilden im kleinen Kosmos eines
Hauses die Vielfältigkeit unserer Welt und auch unseres täglichen
Umfeldes ab. „In den eigenen vier Wänden“ prägen sich die
nationalen Eigenheiten aus, im Kontakt zur Außenwelt sind jedoch
Verständnis und Kompromissbereitschaft für die unterschiedlichen
Vorlieben gefragt. Tanzeinlagen vom argentinischen
Tango über Ballett, peruanische Tänze bis zum Steptanz bilden das
tänzerische und musikalische Korsett für die diversen
Spielsequenzen. Durch verschiedene Wendungen in den einzelnen
Geschichten finden sich am Ende alle zur gemeinsamen Tanzparty bei
Giovanni in der Pizzeria um die Ecke ein. Dort hält zuvor allerdings
Barbesitzer Giovanni in der Rolle des „Paten“ noch eine kleine
Audienz ab. Danach wenden
sich alle dem Vergnügen
zu.

Monica Fortesco-Uta und Georgios Kormanos zeigten mit den anderen Tänzerinnen und Tänzern einen  bunten Strauß an unterschiedlichen Stilen. (Foto: © Anja Cord)
Monica Fortesco-Uta und Georgios Kormanos zeigten mit den anderen Tänzerinnen und Tänzern einen bunten Strauß an unterschiedlichen Stilen. (Foto: © Anja Cord)

Tänzerisch durchaus interessant, waren die kurzen Dialoge der Spielszenen leider etwas flach. Es gab zwar witzige Formulierungen, die auch einige spontane Lacher beim Publikum hervorriefen, das Textbuch wäre jedoch noch ausbaufähig beziehungsweise die Interpretation der Sketche müsste pointierter sein, um wirklich zu zünden.

Der letzte Tanz gehörte der ehemaligen Primaballerina des Dortmunder Balletts Monica Fortesco-Uta. Sie zeigte einen wundervollen Pas de deux mit Georgios Kormanos. Damit setzte sie einen hochklassigen Schlusspunkt hinter die Aufführung.

Mitwirkende
des internationalen Abends waren: Amigo Tango, die Ballettschule „La
Pointe“ Hoskins, „Change“, LWL Klinik Dortmund, Color Peru,
Dance in Dance out“, FFHaus, Etnia y Folclor Colombia,
Experimentalensemble Kulturbrigaden, Kharisma Dewi, Misterio del Sur,
Julia Pferdekamp und Romano Than e.V.




Die Doppelmoral der Oberschicht – Jekyll und Hyde

Mit Jekyll und Hyde bringt die Oper
Dortmund einen Bestseller unter den Gruselgeschichten als Musical auf
die Bühne. Das Premierenpublikum war begeistert und sprang spontan
aus den Sesseln, um das Ensemble mit anhaltenden Standing Ovations zu
belohnen.

Das
Musical, konzipiert von Steve Cuden und Frank Wildhorn, beschreibt
die Suche von Dr. Jekyll nach einer Möglichkeit das Gute und das
Böse im Menschen zu trennen und dadurch zu beherrschen. Frank
Wildhorn, der auch die Musik schrieb, und Leslie Bricusse,
verantwortlich für Buch und Liedtexte, fügten der ursprünglichen
Novelle von Robert Louis Stevenson zwei Frauenrollen hinzu. Lisa,
Jekylls Verlobte und Lucy, eine Prostituierte, der Hyde verfällt.
Außerdem verdeutlichen sie stärker die Doppelmoral
der Upperclass der damaligen Zeit, bei der moralischer Anspruch und
Wirklichkeit weit auseinander klafften. Auf der Suche nach der
richtigen Dosierung eines Elexiers im Selbstversuch, verfällt Jekyll
seinem Alter Ego Edward Hyde fast vollständig. Neun Leichen sind das
Ergebnis seines Wahns.

Dr. Jekyill präsentiert den faustischen Trank. David Jacobs (Henry Jekyll) und Ensemble bei "Jekyll und Hyde". (Foto: © Theater Dortmund)
Dr. Jekyill präsentiert den faustischen Trank. David Jacobs (Henry Jekyll) und Ensemble bei „Jekyll und Hyde“. (Foto: © Theater Dortmund)

Die
Sehnsucht des Dr.Jekyll nach höherer Erkenntnis ist ein Desaster.
Kurz bevor er auch seine Verlobte Lisa tötet, besinnt er sich in
einem lichten Moment und richtet sich selbst.

Im
Original griff Autor Stevenson in seiner Geschichte eine wahre
Begebenheit auf. In Edinburgh lebte im 18. Jahrhundert ein gewisser
William Brodie, der tagsüber als ehrbarer Geschäftsmann fungierte,
nachts aber als Einbrecher unterwegs war. Das Genre der Gothic Novel
war zum Ende des 18. Jahrhundert sehr en vogue. Die Ursache des Bösen
wurde jetzt in Mitten der Gesellschaft gesehen und nicht mehr nur
höheren Mächten zugeschrieben. Aufklärung und der Fortschritt der
Naturwissenschaften führten zu veränderten, oft schwierigen
Lebensumständen. Im Vergleich mit dem schauerlichen Geschehen in den
Erzählungen, relativierten sich die eigenen Sorgen ein wenig.

David
Jakobs zeigt in seiner Doppelrolle eine große stimmliche
Variationsbreite. Lisa (Milica Jovanovic) als Verlobte verliert mit
ihren zarten Balladen ein wenig gegen die kraftvoll und frivol
auftretende Prostituierte Lucy Harris (Bettina Mönch). Unterstützt
durch die hervorragenden Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung
von Philipp Armbruster geben die Sänger alles, um die gruselige
Spannung des Stückes hochzuhalten.

Besonders
gelungen ist die Regiearbeit von Gill Mehmert. Um die
unterschiedlichen Szenen miteinander zu verbinden bewegen sich die
Schauspieler während des Singens und der Erzählung durch vier auf
einer Drehbühne inszenierte viktorianische Bühnenbilder. Dies
erzeugt den Eindruck einer filmischen Darstellung und ist sehr
dynamisch. Vervollständigt wird dies durch die gleichzeitige Ansicht
der Szenerie auf der Drehbühne und Jekylls Labor in der Kelleretage,
Dort ist mit diversem Laborzubehör, brodelnden Flüssigkeiten und
Theaternebel der Raum für die Verwandlung in den monströsen Hyde
geschaffen.

Insgesamt
ein unbedingt sehenswertes Stück, wenn auch durch die
Vorhersehbarkeit der Handlung und die zahlreichen Balladen sich hin
und wieder einige Längen einschleichen.

Termine
bis Ende des Jahres: 18., 20., 23., 26. Oktober, 3. ,16. , 22., 29.
November, 18., 19., 28., 29., 31. Dezember.

Mehr
Informationen unter: www.theaterdo.de




Familien gegen Nazis – in der Bredouille

Wie politisch korrekt ist unser Verhalten? Wo stehe ich, wo stehen
wir im Einsatz gegen Rechtspopulisten und neonazistische Strömungen
die sich überall ausbreiten? Wie verhält sich der Einzelne wenn
seine eigenen Privilegien bedroht sind? Wie groß ist die eigene
Zivilcourage ausgeprägt?

Mit
diesen und vielen ähnlichen, auch teils bis ins absurde getriebene
Fragestellungen, setzt sich Familie Altmann in der als Gameshow
inszenierten Satire „Familien gegen Nazis“ auseinander. Oft mit
witzigen Dialogen, aber dennoch bleibt einem das Lachen manchmal im
Halse stecken. Die Premiere ist gleichzeitig die Uraufführung des
Stücks. Jedes Familienmitglied spielt für eine Minderheit, wer
gewinnt bekommt eine Million, um seine Minderheitengruppe zu
unterstützen. Es kämpfen Stiefmutter Simone für die Jüdische
Gemeinde, Vater Thomas für das Tierwohl, Luise für die queere
Bewegung, Kevin für Behinderte und Ramona für die Flüchtlinge.
Schauplatz der Handlung ist eine in Bonbonfarben gehaltene Bühne,
auch die Kleidung der Protagonisten changiert in pastelligem Rosa,
Hellblau, Gelb und lindgrün oder auch kräftigem Pink..

In
der ersten Runde wird gebuzzert. Zuvor bekommen die Kontrahenten
unterschiedlich hohes Startkapital zugewiesen. Schon hier zeigt sich
eine perfide Bösartigkeit der Spielleitung für jeden
unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen. So erhält
Simone 5000€ für die in KZs getöteten Menschen mit einem rosa
Winkel. Während Vater Thomas für eine Million getötete
Kriegspferde auch eine Million gutgeschrieben bekommt.Kevin werden
als Vertreter der Behinderten die Arme auf dem Rücken gebunden. Wenn
er buzzern will, und das tut er häufig, muss er seine Stirn
einsetzen.

Hinreißend
sarkastisch führt Lea Annou Reiners als Moderatorin Elisabeth Brock
durch die Show. Keine Fragestellung in den einzelnen Spielrunden ist
ihr zu absurd, als dass Sie nicht eine Antwort erwartete. Was sind 90
Nazis in einer Ecke? Ein rechter Winkel! „Hahaha“. Wortkreationen
wie Nazipan, Heilikopter, Adolfopus sollen herausgefunden werden.
Tochter Ramona beginnt zu rebellieren, da sie eine ernsthafte
Auseinandersetzung mit dem Thema erwartete hatte. Eine hitzige
Diskussion entwickelt sich, in der sich die Familie zerstreitet. Die
Spielrunde ist allerdings beendet, alle kriegen sich wieder ein. Bei
„Wahrheit oder Pflicht“ wird deutlich wie schnell der Einzelne in
ein Dilemma geraten kann. Soll er der Pflicht nachkommen und dafür
Punkte einkassieren oder moralisch richtig handeln und dabei
verlieren? Wer trägt die Schuld wenn Menschen aus Pflichtgefühl
sterben? Der Befehlende/Spielleiter oder die Mitspieler/Mitläufer?
Gebe ich im Zweifelsfall mein Gewissen an der Garderobe ab und ziehe
mich zur Rechtfertigung meiner Taten auf den „Zwang“ zur
Pflichterfüllung zurück?

Verdienter Applaus für die Mitwirkenden von "Familien gegen Nazis". (v.l.n.r.) Berna Celebi, Uwe Rohbeck, Caroline Hanke. Max renft, Alida Bohnen, Annou Reiners, rene und melody von aniYo kore sowie Tobias Hoeft. (Foto: © Anja Cord)
Verdienter Applaus für die Mitwirkenden von „Familien gegen Nazis“. (v.l.n.r.) Berna Celebi, Uwe Rohbeck, Caroline Hanke. Max renft, Alida Bohnen, Annou Reiners, rene und melody von aniYo kore sowie Tobias Hoeft. (Foto: © Anja Cord)

Das
Spiel „Galgenmännchen“ stand Pate bei der nächsten Runde. Alle
sind in Overalls gekleidet, auf denen Klettstreifen auf den
Gliedmaßen angebracht sind. Für jede falsche Antwort wird ein
schwarzes Band aufgeklebt. Assoziationen an den Judenstern könnten
gewollt sein. Die willkürliche Bewertung der Antworten nimmt
Moderatorin Brock vor, schnell ist klar dass sie Ramona nicht
gewinnen lassen will. Brock schwingt eine neongelbe Schlinge als
Drohung für die Verliererin.

In
weiteren Spielszenen gerät die Familie immer wieder an ihre Grenzen.
Zerstreitet sich in egoistischen Entscheidungen, zweifelt an sich,
kämpft mit verschiedenen Wahrheiten und versucht trotz des
Verwirrspiels und der zahlreichen Provokationen, die „richtigen“
Entscheidungen zu treffen und dabei die Familie nicht zu spalten.

Regisseurin
Laura N. Junghanns inszenierte mit „Familien gegen Nazis“ ihre
vierte Regiearbeit am Dortmunder Theater. Es ist die erste in ihrer
Funktion als Leiterin des „Schauspielstudios am Theater Dortmund“
der Kunstuniversität Graz.

In
einem Interview antwortet sie auf die Frage warum die Familie im
Mittelpunkt des Stückes steht: Sich mit Familie zu beschäftigen,
heißt immer auch sich mit dem biologischen und historischen Erbe zu
befassen. Daher steht die Familie sinnbildhaft für die Verantwortung
und vielleicht auch Last, die jede*r Einzelne in dieser Welt zu
tragen hat.

Weitere
Termine: 13. Oktober 18.30h, 27. Oktober, 18.30h, 2.November 20h und
27. November 20h. Mehr Informationen unter www.theaterdo.de




Eine besondere Ballettgala mit russischem Flair

Einen grandiosen Tanzgenuss erlebten
die Gäste der 30. Internationalen Ballettgala im Dortmunder
Opernhaus. Im Rahmen der Russischen Kulturtage zeigten die Stars des
St. Petersburger Mariinsky-Theaters und des Bolshoi-Theaters aus
Moskau ihre in Perfektion getanzten Choreografien. Die Ballettschulen
in St. Petersburg und Moskau stehen in einer langen Tradition des
klassischen Balletts.
Die Bürger verehren ihre TänzerInnen regelrecht und begeistern sich
für den puristischen Ansatz der Aufführungen.

Im
April 2019 trat die Dortmunder Ballett Compagnie in St. Petersburg
auf und wurde vom begeisterten Publikum mit Standing Ovations
belohnt. Auf Wunsch und mit Unterstützung des russischen
Kulturministeriums kamen die Dortmunder nun am 21. und 22. September
2019 in den Genuss dieses Gegenbesuchs der russischen Kompanien.

Diese
besondere Ballettgala widmete sich ausschließlich der russischen
Ballettkunst und steht damit einmalig in der erfolgreichen Historie
der Internationalen Ballettgalas des Balletts Dortmund.

Die
Aufführung stand in dieser klassischen Tradition mit hochkarätigem
Spitzentanz und sprunggewaltigen Tanzeinlagen, zeigte aber auch
mitreißende Choreografien in zeitgenössischem Stil. Die technische
Perfektion mit kurzen Schrittfolgen, kraftvollen Sprüngen und
zahlreichen Pirouetten war sehr beeindruckend. Großformatige
Fotografien mit wechselnden Motiven aus St. Petersburg, griechischen
Tempeln, Wiener Ballsälen und einem wunderbaren Blick über Paris
unterstützten die jeweiligen Choreografien.

Im
Pas de deux ließen die weiten Sprünge der Irina Perren in die Arme
von Marat Shemiunov dem Publikum fast den Atem stocken. Unglaublich
mit welcher federhaften Leichtigkeit die Solistin diese
Höchstleistung darbot. Dieses Vertrauen auf den Tanzpartner zeigte
sich auch in vielen weiteren Pas de deuxs.

Das
Dortmunder Ballett von Xing Peng Wang tanzte überwiegend im Stil des
Modern Dance, blieb aber mit Musik von Astor Piazolla, Peter
Tschaikowsky und Carl Maria von Weber dem klassischen Gesamtkonzept
treu. Der adaptierte argentinische Tango von Piazolla, getanzt von
Anna Tsygankova und Constantine Allen war ein mitreißendes Plädoyer
für einen leidenschaftlichen Tanzstil.

Zu
Begeisterungsstürmen führte auch der zweite Tanz von Irina Perren
und Marat Shemiunov, die zur Melodie „Je suis malade“ von Alice
Dona eine leidenschaftliche Beziehungskrise verkörperten. Die
Spannung und Emotionalität der Auseinandersetzung war mit Händen zu
greifen.

Beim
Grand Pas de deux aus „Don Quichotte“ brillierte Elena Evseeva
mit enormer Geschwindigkeit und Ausdauer bei den Pirouetten.

Das
Publikum war begeistert von der gelungenen Aufführung und belohnte
die Compangien mit langem Applaus und stehenden Ovationen.

Im
Frühjahr 2020 eröffnet das Dortmunder Ballett mit dem
Sommernachtstraum das Tanzfestival in in St. Petersburg.




Emerging Artists zeigt junge Kunstlerinnen und Künstler

„Full house“ hieß es bei der Eröffnung der diesjährigen Gemeinschaftsausstellung der „Emerging Artists Dortmund auf der UZWEI im Dortmunder U. Die Etage platzte vom Besucherandrang fast aus allen Nähten. Zehn Künstler zeigen auf dem Festival der zeitgenössischen Kunst ihre Arbeiten aus den Bereichen, Design, Fotografie, bildende Kunst und Szenografie. Dies sind im einzelnen Julia Batzdorf, Johanna Bielawski, Lea Frensch, Alexander Lange, Anna Levine, Lom-of-LaMa, Katja Mudraya, Laila Schubert, Manuel Sobottka und und Lucrezia Zanardi.

Zur
Einführung waren die Vernissagegäste ins Kino im U geladen. Nach
Mechthild Eickhoff als Leiterin der UZWEI und Bürgermeisterin Birgit
Jörder sprach Evi Hoch von der Wilo Foundation. Die Stiftung ist
seit Beginn des Festivals 2015 als Hauptförderer mit an Bord. Evi
Hoch bezeichnete die beteiligten Akteure als Dreamteam, das absolut
produktiv zusammen arbeitet. Ebenso lobte sie die hervorragende
kuratorische Arbeit der internationalen Jury. Den KünstlerInnen
wünschte sie, dass diese die ihnen gebotenen Netzwerkmöglichkeiten
zur weiteren Professionalisierung zu nutzen vermögen.

Künstlerinnen und Künstler sowie Veranstalterinnen freuen sich auf viele interessierte Besucher auf der UZWEI. (Foto: © Anja Cord)
Künstlerinnen und Künstler sowie Veranstalterinnen freuen sich auf viele interessierte Besucher auf der UZWEI. (Foto: © Anja Cord)

Auf
der UZWEI begeisterten die sehr unterschiedlichen Arbeiten der
Künstler und Künstlerinnen durch handwerkliches Können und großer
Experimentierfreude.

Julia
Batzdorf zeigt mit einem Motor versehene kinetische Objekte, die
kurze Bewegungen ausführen um dann wider Erwarten in ihre
Ausgangsposition zurück zu rutschen. Ein Video zeigt in einer
Endlosschleife den vergeblichen Versuch diverse, zollstockgleiche
Hölzer in einen Koffer zurückzuzwängen. Sisyfos
lässt grüßen.

Das
Duo Lom-of-LaMa erforscht in seinen Arbeiten die soziale Interaktion.
Zwei Menschen mit weißen Masken hüpfen in einer Mondlandschaft
herum, halten sich dabei aneinander fest und wirken durch die auf den
Masken angedeuteten Gesichter zu einer Person vereint. Als Objekt
haben sie einen Caféhaus-Stuhl gestaltet, dessen zwei Rückenlehnen
mit nur einer Sitzfläche verbunden sind.

In
der Tradition des Sammelns und der Spurensicherung bewegt sich
Lucrezia Zanardi. In großen braunen Schaukästen beleuchtet sie das
Leben der in Auschwitz gestorbenen Jüdin Etty Hillesum. Durch die
Inszenierung von Tagebuchseiten, Bildern, handschriftlichen
Einlassungen und Fotos dringt der Betrachter unwillkürlich in das
vergangene Leben einer beeindruckenden Frau ein. Recherchereisen
ermöglichten der Künstlerin die Dokumentation dieses zu kurzen
Lebens.

Die
Objekte von Johanna Bielawski überzeugen mit einer unverkrampften
Suche nach einer neuen Form ihres jeweiligen Objektes. Sie nutzt
Materialien aus dem Baumarkt, wie Bauschaum, Holz, und Styropor setzt
sie frei erfundenen
Formen und setzt neonfarbene Akzente um die skulpturale Form des
Objektes
zu verstärken.

Jeder
KünstlerIn hat eine kleine Edition erarbeitet, die zum Kauf
angeboten wird.

Flankiert
wird das als Biennale ausgerichtete Festival durch verschiedene
kostenfreie Workshops, Vorträge und Führungen. Thematisch befassen
sie sich mit zahlreichen praktischen Fragen zu Überlebensstrategien
als Künstler am Beginn der Karriere. Wie gehe ich mit Urheber- oder
Lizenzfragen um? Was macht die VG Bild-Kunst, wie kalkuliere ich
meine Preise? Oder wer es grundsätzlicher angehen möchte kann sich
am 15. November im Rekorder II mit der Thematik „Künstler sein im
Kapitalismus. Zur Selbstpositionierung Kunstschaffender in einer
ökonomisierten Lebenswelt“ in die Diskussion einbringen.




Von Star Wars bis E.T. – Filmmusik auf dem Friedensplatz

Auch am dritten Tag der Cityring
Konzerte hatte der Wettergott ein Herz für die Dortmunder
Musikenthusiasten, 2200 Besucher der ausverkauften Filmmusikgala
genossen die Musik, ohne die Regenschirme einsetzen zu müssen.

Die
Musikgala war einem ganz Großen der Filmszene gewidmet. John
Williams gilt als einer der bedeutendsten
Komponisten von Filmmusik des 20. Jahrhunderts. Seit den 70iger
Jahren bringt er mit seinem Hollywood-Sound Cineasten zum Schwärmen.
Seinen ersten Oscar erhielt er für die bedrohlich, düstere Musik
vom weißen Hai. Zahlreiche erfolgreiche Kompositionen folgten. Von
Anatevka, über Harry Potter bis Schindler’s Liste. In 28 Filmen
arbeitete er mit dem
Drehbuchautor und Regisseur
Steven Spielberg zusammen, das erfolgreiche Duo räumte etliche
Preise für gemeinsame Filme ab.

Den
Auftakt der beinahe dreistündigen Vorstellung machten die Dortmunder
Philharmoniker mit „The Flight to Neverland“ aus „Hook“,
gefolgt von einem Potpourri aus dem Musical „Anatevka“. Das Lied
„Wenn ich einmal reich wär“ brachte die Menschen direkt zu Jubel
und donnerndem Applaus.

Kraftvoll, leidenschaftlich und ergreifend erklang danach Musik aus Schindler’s Liste. Das Hauptthema mit dem einprägsamen Klang einer einzelnen Geige brachte die bedrückenden Bilder des Films umgehend in Erinnerung. Auch das zweite Stück „Remembrances“ wurde überzeugend interpretiert. Noch einmal rührende und auch traurige Töne erklangen mit der Hymne für die Gefallenen aus Spielbergs Meisterwerk „Der Soldat James Ryan“. Einen helleren Ausklang fand die erste Konzerthälfte mit „Adventures on Earth“ aus E.T.

Ein
wahres Highlight des Abends war die Moderation von Sabin Tambrea. Der
Schauspieler brillierte mit Witz, Gefühl und Sachverstand und
begeisterte so die Zuhörer auf dem Friedensplatz. Als er mit einem
blau-weißen Stoffbeutel auf die Bühne kam, hielt das Publikum kurz
den Atem an. Alles war gut, als er einen BVB-Schal herauszog und ihn
sich gegen die Kälte um den Hals wickelte.

Eine
Suite aus vier Stücke aus „Harry Potter and the Sorcerer‘s
Stone“ eröffnete den Part nach der Pause. Das Thema aus „Der
weiße Hai“ überzog den Friedensplatz mit tiefen Bässen und
brachte mit dem bedrohlichen Sound sicher manchen Zuhörer wieder zum
Zittern. Nach der Ouvertüre aus „The Cowboys“, die eine Hommage
an das Westerngenre war, folgte eine weitere Suite mit fünf Stücken
aus Star Wars. Hier saß nicht
Spielberg auf dem Regiestuhl, sondern George Lucas.

Nach
einer Zugabe, in der das Star Wars Hauptthema noch einmal wiederholt
wurde, trat das begeisterte Publikum den Heimweg an.




Intensive Geschichten – You can visit me

„Vier Lebensräume und ein
Hinterhof“, das sind die Spielräume in die die KünstlerInnengruppe
vier D. interessierte Bürger einlädt. In Kooperation mit dem
Machbarkeitstreff Borsig 11 und BewohnerInnen des Quartiers rund um
den Borsigplatz ist eine beeindruckende zweistündige Performance
entstanden, aufgeteilt auf fünf Etappen.

Basis
der erzählten Geschichten sind vier Interviews mit Bewohnern des
Quartiers, die den Künstlern als Inspiration für ihre Darstellung
dienten. In vierwöchiger Detailarbeit entstanden die Geschichten zu
den großen
Themen
Veränderungen und Hoffnung und wie sie uns durchs Leben tragen.
Zum künstlerischen Team gehören u. a. Birgit Götz (Konzept und
Choreografie), Nina de la Chevallerie (Regie) und
Thorsten Bihegue (Texte, Dramaturgie).

Von
vier als „Hoffnungsträgerinnen“ betitelte Fremdenführerinnen
begleitet, starten die Gruppen einen Rundgang durch drei Wohnungen
und einem
Ladenlokal an der Oesterholzstraße. Zirka 60 Interessierte haben
sich zu diesem Premierenrundgang angemeldet. Um in der einsetzenden
Dämmerung die Übersicht nicht zu verlieren sind die farblich
unterschiedlichen Regenschirme der Führenden liebevoll mit
Lichterketten dekoriert worden.

Nach
wenigen Minuten ist die erste Station erreicht. Auf der zweiten
Etage eines Mietshauses betreten wir eine kleine Wohnung, um in einem
Zimmer mit zwei TV-Monitoren Platz zu nehmen. Erzählt wird die
Geschichte des jungen Mannes Kim, der auf der Suche nach seiner
sexuellen Identität schwere Krisen durchlebt, sich mehrmals als Frau
outet und doch immer wieder in die männliche Rolle zurück fällt.
Trotz der schmerzhaften Suche und vieler Rückschläge bleibt er
hoffnungsvoll, seinen Platz im Leben zu finden. Spannend in Szene
gesetzt ist die Inszenierung des Vortrags. Im Laufe der Vorstellung
wird klar dass die im Film gezeigte Wohnung und auch die brillant
agierende Schauspielerin Cindy Tscherrig sich direkt nebenan in der
Küche und auch im Schlafzimmer befindet und sich von dort live
selbst beim Vortrag mit der Videokamera inszeniert (Physical
Theatre).

Nahid (Cordula Hein) erzählt ihre Geschichte der Flucht aus dem Iran nach der Revolution. (Foto: © Anja Cord)
Nahid (Cordula Hein) erzählt ihre Geschichte der Flucht aus dem Iran nach der Revolution. (Foto: © Anja Cord)

Die
nächste Station beschreibt das Leben der aus Iran zur Zeit der
Revolution geflüchteten jungen Frau Nahid (gespielt von Cordula
Hein). Sie versucht die Chronologie ihrer Flucht und ihres neuen
Lebens bis in die heutige Zeit zu rekonstruieren. „Nahid“ sucht
Bilder und Dokumente aus verschiedenen Kladden und Pappkartons
zusammen, versunken in Erinnerungen und Gefühlen der Vergangenheit.
Um alles in die richtige Reihenfolge zu bringen, wandert sie durch
den Raum und hängt Bilder und Papiere an einen kreuz und quer
gespannten roten Faden. So ergibt sich nach und nach ein Bild über
die Zeitspanne von den 70iger Jahren bis heute.

In
der dritten Wohnung empfangen uns die Tänzerin Yara Eid und auf
einem TV-Monitor die echte Interviewpartnerin Linda. Linda ist eine
junge Frau mit Downsyndrom. Sie sitzt in einem knallroten Sommerkleid
vor der Kamera und berichtet strahlend und energiegeladen von ihrer
neuen großen Liebe. Sie erzählt herzzerreißend offen von den
Schwierigkeiten die ihr als mongoloider Mensch in allen
Lebensbereichen begegnen. Yara Eid setzt die wechselnden Emotionen
wie Liebe, Freude, Trauer und Spaß in ihrem kleinen Wohnzimmer in
getanzte Bilder um.

In
einem Ladenlokal erwartet uns Johanna mit ihrer dramatischen
Geschichte. Sie erzählt sehr persönlich wie es ihr gelang, sich aus
der Sekte der Zeugen Jehova zu lösen. Der Kampf mit ihren Eltern,
den Sektenmitgliedern, ihre Not und ihre Schuldgefühle werden
deutlich greifbar. Über allem schwebt die Angst vor dem angedrohten
Armageddon. Nach vielen Jahren der Auseinandersetzung bringt sie die
Kraft auf den endgültigen Schritt in eine neue Zukunft zu tun. Ihre
Erkenntnis nach dem großen Schritt war, „Ich konnte atmen, ich
konnte durch diese Tür gehen!“

Zum
Abschluss
dieses beeindruckenden
Abends trafen alle Darsteller im Innenhof noch einmal zu einem
kleinen, gemeinsamen Auftritt zusammen.

Verblüffend
ist wie in kürzester Zeit vier Leben vor den Besuchern ausgebreitet
werden, jedes mit ganz anderen Herausforderungen beschwert. Diese
Technik des intensiven Hineingeworfenseins beansprucht alle Sinne der
Besucher, und ist ein genialer Zug um einen direkten Zugang zu den
Lebensgeschichten der Interviewpartner zu bekommen.

Zwei
weitere Rundgänge gibt es am 14.September ab 20 Uhr
und am 15. September um 11 Uhr
und 16 Uhr.
Kartenreservierungen und Verkauf sind
unter vier.D@online.de
oder unter 0176/46034717
möglich.




Ausstellung im Künstlerhaus erinnert an Christine Refke

Eine beeindruckende Werkschau von Christine Refke ist zur Zeit im
Dortmunder Künstlerhaus zu sehen. Die Dortmunder Künstlerin starb
im November 2017 mit nur 57 Jahren. Unter dem Titel „Wo komm ich
her, wo gehe ich hin“ haben ihre Kinder Nehle und Manuel gemeinsam
mit Freunden aus dem Nachlass eine wunderbare Auswahl an Grafiken,
Malereien, Skizzen und Skulpturen zusammengestellt, die die große
Begabung von Christine Refke aufzeigt.

Im
Andenken an Christine Refke weicht das Künstlerhaus vom Konzept
ausschließlich Gruppenausstellungen zu zeigen ab, und stellt die
gesamte Ausstellungsfläche für mehr als 100 Werke zur Verfügung.
Die Objektdesignerin arbeitete von 1988 bis 1994 im Künstlerhaus.

Die
Organisation vor Ort übernahmen Peter Schmieder und Mira Posingies
vom Künstlerhaus, die Laudatio am Abend der Vernissage hielt Hans
Dieter Christ, heute stellvetetender Kurator des Württembergischen
Kunstvereins Stuttgart. Er war zeitgleich mit Christine Refke im
Künstlerhaus tätig.

Bei
der Sichtung des Nachlasses reifte bei den Kinder Nehle und Manuel
Refke und den Freundinnen Claudia Schurian, Dina Nur und Ulla
Illerhaus der Entschluss das umfangreiche Werk von Christine Refke in
einer Ausstellung zu zeigen.

Künstlerkollegen Dina Nur, Hans Dieter Christ und Claudia Schurian (links) und die beiden Kinder Manuel und Nehle Refke präsentieren Arbeiten von Christine Refke. (Foto: © Anja Cord)
Künstlerkollegen Dina Nur, Hans Dieter Christ und Claudia Schurian (links) und die beiden Kinder Manuel und Nehle Refke präsentieren Arbeiten von Christine Refke. (Foto: © Anja Cord)

Monatelang
sichteten, fotografierten und katalogisierten die Geschwister die
über 1000 Werke von Christine Refke und waren immer wieder von der
großen Bandbreite der Arbeit ihrer Mutter beeindruckt.

Christine
Refke studierte Objektdesign an der Fachhochschule Dortmund mit den
Schwerpunkten Malerei und Bildhauerei. Sie beteiligte sich an
zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen, war häufig in der
Ausstellung zum Dortmunder Kunstkalender zu sehen und ihre Bilder
wurden mehrfach für den Kalender ausgewählt.

Seit
2001 arbeitete sie im Fachbereich Architektur der FH Dortmund im
Bereich Mediendidaktik und Visualisierung. Dass ihre künstlerische
Arbeit dadurch nur noch eingeschränkt möglich war, war für sie
manchmal schwer zu ertragen.

Während
die älteren Bilder und Grafiken sich sehr mit düsteren und
melancholischen Themen beschäftigen, sprühen die Bilder ihres
späteren Schaffens voll Lebensfreude in hellen, grünen und rosa
Farben. Bilder dieser Periode waren in ihrer letzten Ausstellung im
Torhaus Rombergpark zu sehen. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist der
„Meaux“. Fabeltiere oder Ungeheuer, manchmal wie vorwitzige
Comicfiguren gezeichnet und doch in keinem Fall eindimensional
tauchen in den verschiedensten Varianten und Zusammenhängen immer
wieder auf. Die Faszination der „Meaux“ packte die Künstlerin
während der Besichtigung französischer Kirchen und der skurrilen
Anmutung der Wasserspeier.

Wenn
man von Raum zu Raum wandelt und die Kraft und Dynamik der Bilder
sich dem Besucher mitteilt, wird es nie langweilig. Die Kunstwerke
bieten dem Betrachter immer neue Anknüpfungspunkte um einen Einstieg
in das jeweilige Bild zu finden. Ein Oeuvre, das einmal mehr bedauern
lässt, dass es keine Fortsetzung erfahren wird.

Die
wunderbaren Bilder von Christine Refke sind noch von Donnerstag (25.
7.) bis Samstag 27.7.) jeweils von 16 Uhr bis 19 Uhr zu besichtigen.
Am Sonntag den 28. 7. beginnt die Finissage um 17 Uhr.




Programm zur 21. Museumsnacht liegt jetzt aus

Eine überwältigende Auswahl erwartet
die Fans der Dortmunder Museumsnacht beim diesjährigen Programm. „So
jung wie in diesem Jahr war die Museumsnacht noch nie“ beschreibt
Dr. Elke Möllmann (Geschäftsbereichsleiterin der Dortmunder Museen)
das Angebot. Als Stamm-Kulturorte sind das Deutschen Fußballmuseum,
die DASA, das Dortmunder U oder das Museum für Kunst und
Kulturgeschichte und die DEW21 dabei. Nach einer Pause öffnen nun
das Polizeipräsidium, das Heimatmuseum Lütgendortmund und das
Druckzentrum Lensing wieder ihre Türen. Zum ersten Mal sind der
Rekorder und JunkYard in der Nordstadt dabei ebenso wie das domicil,
die Musikschule Dortmund und das Baukunstarchiv NRW am Ostwall. Mit
über 500 Einzelveranstaltungen an beinahe 50 Orten findet jeder
seine persönliche Tour durch die Museumsnacht mit vielen Highlights
zum Staunen und Genießen.

An
vielen Veranstaltungsorten werden mehrere Themenwelten angeboten.

So
laden in der DASA viele Mitmachaktionen
zum Spielen und Ausprobieren ein. Zum Beispiel die Escape-Rooms von
key & free, oder ein virtueller 5D-Simulator,
Magic Waxhands oder auch eine VR-Challenge bei der es gilt auf einer
schmalen Planke einen Abgrund zu überwinden. Am Dortmunder U gibt es
diverse Kreativstationen, Führungen durch die verschiedenen
Ausstellungen, Künstlergespräche und Workshops. Im Deutschen
Fussballmuseum kann sich jeder ein eigenes Fußballerfoto als
Polaroid machen lassen, es kann Bubblefußball gespielt werden oder
man baut mit an einem Lego-Stadion.

Keine Angst vor dem Raptor haben (v.l.n.r.) Heike Heim (Vorsitzende der Geschäftsführung von DEW21), Dr. Dr. Elke Möllmann (Geschäftsbereichsleiterin der Städtischen Museen Dortmund) und Kerstin Keller-Düsberg (Projektleiterin der DEW21-Museumsnacht/Agentur konzeptschmiede-do). (Foto: © Anja Cord)
Keine Angst vor dem Raptor haben (v.l.n.r.) Heike Heim (Vorsitzende der Geschäftsführung von DEW21), Dr. Dr. Elke Möllmann (Geschäftsbereichsleiterin der Städtischen Museen Dortmund) und Kerstin Keller-Düsberg (Projektleiterin der DEW21-Museumsnacht/Agentur konzeptschmiede-do). (Foto: © Anja Cord)

In
der Rotunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte spielen
verschiedene Bands des Wettbewerbs DEW21Dortmund Calling, es gibt
20minütige Führungen zu verschiedenen Themen, eine Bastel- und
Kreativwerkstatt und vieles mehr.

Auf
der Zeche Zollern geht es auch sportlich zu, wer Bewegungsdrang
verspührt kann sich an den Highlandgames für Kinder beteiligen.

Auf
dem Günter-Samtlebe-Platz bietet Sponsor DEW21 für
Kinder in einer kleinen
Zeltstadt vielfältige Angebote. So kann die Leonardo-Brücke unter
fachkundiger Anleitung aufgebaut werden, ein Raptor treibt sein
Unwesen, es gibt Führungen durch das Kindermuseum im Adlerturm,
Fotoaktionen oder eine Feuer-Mitmachstation
an der Kinder das aufregende Element entdecken können.

Im
Polizeipräsidium zeigen Polizeihunde ihr Können, der Rekorder 2
bietet stündlich wechselnde Vorträge mit Künstlern an, abends ab
22 Uhr geht es im Rekorder 1 mit der Party „Ringelbeats mit
Anbassen“ weiter. Von 18 Uhr bis Mitternacht zeigt die WDR
Lokalzeit in der Schauburg Archivmaterial mit Schwerpunkt in den 68er
Jahren.

Zur
DEW21-Aftershow-Party lädt der Yunkyard ab Mitternacht ein, bis 5
Uhr morgens kann dort gefeiert werden. Eine Show rund um die Elemente
Feuer, Wasser und Licht, musikalische Highlights mit dem Ensemble du
Verre und DJ Oliver Korthals versprechen eine kurzweilige Nacht an
der Schlägelstraße 57. Von 16 bis 22 Uhr sprüht das
Künstlerkollektiv „More than words“ auf 350qm das größte
Dortmunder Graffiti-Mural auf eine Mauer des Geländes mit
Blickrichtung zur Bornstraße.

Schnäppchenjäger
können bis Ende Juli noch die ermäßigten Tickets für 5 Euro pro
Person ergattern. Um zwischen den vielen Veranstaltungsorten hin und
her zu fahren sind wieder speziell eingerichtete Buslinien
im Einsatz, die mit den Eintrittskarten kostenlos genutzt werden
können.




Bürgeroper feiert erste Premiere mit Hej Stadt

Spannung liegt in der Luft als sich der Vorhang zum ersten
Bühnenstück der neuen Bürgeroper hebt. Offene hölzerne Kuben, mit
Stühlen und anderen Sitzmöglichkeiten bestückt, sind locker im
Bühnenraum verteilt. Diese flexible Stadtkulisse lässt die
Illusion des städtischen Raumes entstehen, ermöglicht aber auch
Einblicke in das Innere der Wohnungen.

Zum
ersten Mal präsentiert sich die neugegründete Bürgeroper We DO
Opera! dem Publikum. Mit dem Stück „Hej Stadt!“ stellen sich
musikbegeisterte Laien dem Dortmunder Publikum vor. Unter der
Projektleitung von Günfer Cölgecen und dem Komponisten Enver Yalcin
erarbeiteten die Laiensänger und Laienschauspieler ein

50-minütiges
Stück über die Dortmunder Stadtgesellschaft.

Seit
November beschäftigten sie sich mit der Inszenierung,
Gesangseinlagen und der thematischen Ausrichtung der Aufführung. In
einer Schreibwerkstatt wurden die Themen ausgewählt und Texte
geschrieben, auch die Liedtexte mussten neu entstehen.

In
verschiedenen Workshops erarbeiteten sich das interkulturelle
Ensemble die nötigen Fähigkeiten, um das ambitionierte Projekt zu
stemmen.

Herausgekommen
ist eine moderne Aufführung, eine Mischung aus gesprochenen
Sequenzen, Tanz und Gesang. Chorgesang und kurze Solostücke sind von
Enver Yalcin in der Anmutung der klassischen Oper komponiert.
Erfolgreich reizt er die stimmlichen Möglichkeiten seiner
Sängerinnen aus, ohne sie zu überfordern.

Alle Beteiligten waren mit viel Leidenschaft bei der Sache. (Foto: © Anja Cord)
Alle Beteiligten waren mit viel Leidenschaft bei der Sache. (Foto: © Anja Cord)

Die
Stadt wird als wandelbar, mal anziehend, mal abstoßend gezeigt.
„Jeder ist anders“ heißt es in einer Liedzeile. Das Chaos und
die Hektik einer Großstadt in der die Bürger ständig unterwegs
sind, wird mit einer kakophonischen Musik untermalt. Sie erinnert ein
wenig an Gershwins „Amerikaner in Paris“. Als Gegensatz gibt es
auch sehr stille Momente in denen sowohl Einsamkeit, aber auch
Zufriedenheit ihren Platz haben.

Der
Chor singt in „Hej Stadt“: „Wir sind hier, ich lebe in dir“
ein Bekenntnis zu seiner Stadt mit ihren Stärken und Schwächen.

Intendant
Heribert Germeshausen bedankte sich nach der Premiere aus dem Parkett
heraus bei den fast 100 Akteuren für ihr Engagement und die große
Spielfreude.

Mit
anhaltendem Applaus belohnten die Zuschauer Schauspieler, Musiker und
die ganze Mannschaft für ihre beeindruckende Leistung.

Im
September startet die Bürgeroper mit einem neuen Projekt. Das
gesamte Konzept ist auf 4 Jahre Laufzeit ausgelegt.

Die
Dortmunder Bürgeroper WE DO Oprea! Ist in die Projektstelle 360 Grad
der Bundeskulturstiftung eingebunden und wird von dieser gefördert.