Kammermusik aus düsteren Zeiten

Das 2. Kammerkonzert
der Dortmunder Philharmoniker am 28.01.2019 im hiesigen
Orchesterzentrum stand unter dem bezeichnenden Titel „Über dem
Abgrund der Zeit“. Im Blickpunkt waren hier Werke von drei
besondere Komponisten, die in düsteren Kriegs-Zeiten zwischen 1940
und 1944 unter schwierigen Bedingungen entstanden sind.

Vier Meister*innen
an ihren Streichinstrumenten von der Dortmunder Philharmoniker wurden
von der bekannten Pianistin Tatiana Prushinskaya (seit 2011/2012
Solorepetitorin am Theater Dortmund) bei dem Konzert unterstützt.

Gespielt wurde einmal als Klavier-Solo, und bei anderen Stücken in unterschiedlichen Konstellationen. Beteiligt als
Streicher*innen waren Yang Li (Violine). Susanne Schmidt (Violine),
Hindenburg Leska (Viola) und Andrei Simion (Violoncello). Sie
bewiesen viel musikalisches Einfühlungsvermögen und Virtuosität.

Tragisch ist die Geschichte des zu Anfang vorgetragenen „Trio für Violine, Viola und Violoncello von dem jüdischen Komponisten Gideon Klein (1919 – 1944). Dieses Streichtrio beendete der begabte Komponist am 7. Oktober 1944 im KZ Theresienstadt, wohin er nach der Annektion seiner Heimat Böhmen durch die Nazis deportiert worden war. Zu dem von den deutschen Machthabern zwecks positiver „Image-Darstellung“ für das KZ geduldete Musik-Ensemble unter den Insassen gehörte auch Gideon Klein. Nur wenige Tage nach der Vollendung des Trios, wurde der Komponist nach Auschwitz (Außenlager Fürstengrube) deportiert und starb unmittelbar nach seiner Ankunft unter „ungeklärten Umständen“ in den Kohlengruben. Das Ganze neun Tage
vor der Befreiung durch die Alliierten.

Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Das ausdrucksstarken
Musikstück enthält in seinen drei Sätzen Elemente aus böhmischen
Volksliedern in Variationen bis zum virtuosen Finale, das mit einem
hohen Schwierigkeitsgrad von Anfang bis Ende in gleichbleibenden,
kleinen Notenwerten und schnellen Bewegungen ausgeführt wurde.
Einige Dissonanzen unterstrichen die schmerzvolle und teilweise
wehmütige Stimmung.

Als zweites standen drei jeweils achtminütige Sätze aus dem Werken des französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908 – 1992), der den Winter 1940 im deutschen Kriegsgefangenenlager Görlitz verbrachte. Dort entstanden das „Quartett für das Ende der Zeit“ (Quatuor pour la fin du temps) für Klavier, Violine, Cello und Klarinette. Der fünfte Satz für Cello und Klavier ist der „Lobgesang für die Ewigkeit“, der 8. Satz ein „Lobgesang auf die Unsterblichkeit Jesu“. Wie von Messiaen selbst postuliert, ist es dem Mensch gewordenen Jesu. Der langsame Aufstieg der Geige ins höchste Register symbolisiert für ihn den Aufstieg des Menschen zu Gott. Dabei entwickelt sich einen ungeheure Dynamik zwischen den Instrumenten mit ebenfalls Aufsteigenden, dann aber auch absteigenden Akkorden des Klaviers. Eindrucks voll war
das zuerst gespielte, drei Jahre später in Paris entstanden „20
Blicke auf das Jesuskind“ für Klavier, sensibel mit all seinen
Dissonanzen von Tatiana Prushinskaya dar gebracht.

Einen speziellen
Geschichtsbezug hat auch das nach der Pause zu hörende
„Klavierquintett g-Moll op. 57“ von Dimitri Schostakowitsch (1906
– 1975). Es wurde im Sommer 1940, neun Monate bevor Hitler den Pakt
mit Stalin brach und seine Truppen in der Sowjetunion einmarschieren
ließ.

Unterschwellig ist
die Bedrohung in seinem Quintett mit der unterdrückten Dynamik schon
zu spüren. Dass sein großes musikalisches Vorbild Johann Sebastian
Bach ist, merkt man vor allem am Anfang des Quintetts. Der Komponist
bezog hier seine Inspiration aus den harmonischen Spannungsbögen und
Präludien von J. S. Bachs. Auch die klare Linienführung des Werkes
erinnert an das Vorbild. Jede Note scheint sorgsam berechnet, das
lyrische Intermezzo im 4. Satz bildet dabei einen große Ruhepunkt.
Typisch für Schostakowitsch die Gebrochenheit der Musik, die eine zu
romantischen Überschwang vermeidet.

Ein spezielles
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nach dem 27.01.2019.




Gemeinsam in den Tod?!

Es klingt wie eine
von diesen Fake-News, doch hat das Stück „norway.today“ von Igor
Bauersima einen realen Hintergrund. Mitte Februar 2000 sind ein
Norweger und eine Österreicherin gemeinsam vom „Prekestolen“-Felsen
int Norwegen gesprungen. Kennengelernt und verabredet hatten sich
beide in einem Chat. Bauersima dreht die tragische Geschichte ins
positive und schreibt ein kluges Stück über den Wert des „Echten“
gegenüber dem „Fake“. Premiere hatte das Stück am 26.01.2019.

Gemeinsam in den Tod
zu gehen hat durchaus etwas romantisches an sich. Man denke an
Heinrich von Kleist und andere. Doch Julie (Alexandra Sinelnikova)
ist anders. Sie hält das Leben in der Gesellschaft für sinnlos und
fühlt sich nicht authentisch mit anderen. Daher möchte sie
Selbstmord begehen, sucht aber Begleitung beim Sterben. Die sucht sie
in einem Chat und findet den 19-jährigen August (Frieder
Langenberger), den sie nach Norwegen fliegen lässt. August fühlt
sich nicht wirklich lebendig, für ihn ist alles „Fake“.

Am Anfang steht für
das „Blinddate“ erst einmal das Kennenlernen. Die Motive für den
Selbstmord werden abgeklopft und das Misstrauen von Julie weicht sehr
langsam. Denn sie ist die abgeklärte von beiden. Während August in
seiner Unsicherheit ein sehr starkes Redebedürfnis hat, braucht
Julie für ihre Selbstbeherrschung das Schweigen. Der Streit zwischen
den beiden birgt angesichts des Todes dennoch komödiantisches
Potential. Beispielsweise, als Julie halt von August braucht beim
Herunter sehen über den Felsen. Der erste Selbstmordversuch endet im
Fiasko, beide sind ängstlich und wütend. August, weil er Angst hat,
dass Julie ihn umbringen will, Julie, weil er sie hängen lässt.

Julie (Alexandra Sinelnikova) und August (Frieder Langenberger) stellen fest, dass man das "echte" Leben nicht auf Video bannen kann. (Foto: © Edi Szekely)
Julie (Alexandra Sinelnikova) und August (Frieder Langenberger) stellen fest, dass man das „echte“ Leben nicht auf Video bannen kann. (Foto: © Edi Szekely)

In der Nacht
geschieht ein besonderes Naturerlebnis: Ein Polarlicht ist zu sehen
und zwar in echt und nicht als „Fake“. Beim Versuch es mit der
Kamera aufzunehmen, erkennen sie den Unterschied. Das ist auch der
Punkt, an dem beide versuchen, sich emotional zu öffnen.

Am nächsten Morgen
probieren August und Julie einen medialen Abschiedsgruß an Familie
und Freunde – und scheitern total. Beide finden zurück ins Leben,
denn nur wer lebendig ist, ist echt. Der Wunsch zu Sterben und die
Lebenslust sind nicht miteinander vereinbar und was viel wichtiger
ist, sie sind auch nicht medial festzuhalten. Denn das Echte muss
erlebt werden.

Bei der Inszenierung
feierte Frank Genser sein Regiedebut. Er gab seinen beiden
Darstellern genug Raum sich zu entfalten und sie dankten es ihm mit
einem engagiertem Spiel. Die Bühne war minimalistisch, der Felsen
durch eine Kante angedeutet. Ein Zelt für die Nacht und zwei
Kleiderständer zum Umziehen, das war alles, was das Stück
benötigte.

Ein intensives Stück
nicht nur über das Leben, sondern auch über die postmoderne
Wirklichkeit, bei der Schein mehr ist als Sein und das Leben als
Schauspiel gesehen wird, welches inszeniert wird. „norway.today“
ist mit Recht eines der beliebtesten Jugendtheaterstücke (wegen des
Alters der Protagonisten), aber die Zahl der Menschen, die in einer
Filterblase voller „Fake-News“ leben, wächst. Daher ist das
Stück – nicht nur wegen den tollen Schauspielern – allen
Altersklassen zu empfehlen.




Theaterstück zwischen Todessehnsucht und Lebenslust

Im Studio des
Schauspiel Dortmund hat Ensemble-Mitglied Frank Genser am Samstag,
den 26.01.2019 um 20:00 Uhr mit dem Theaterklassiker „norway.today“
von Igor Bauersima (Schweizer Dramatiker) Premiere und feiert
gleichzeitig sein Regiedebüt.

Dieses Kammerspiel
für zwei Personen hat, obwohl vor neunzehn Jahre uraufgeführt,
nichts von seiner Aktualität und Brisanz eingebüßt. Ganz im
Gegenteil.

Im Stück treffen
die jungen Erwachsenen Julie und August aufeinander. Sie möchte sich
das Leben nehmen und sucht eine Person, die sich zusammen mit ihr von
einem 604 Meter hohen Fels am norwegischen Lyse-Fjord ins Bodenlose
stürzen will. Der von der Scheinheiligkeit des Lebens angewiderte
August sagt dem Vorhaben entschlossen zu. Das Datum wird festgelegt
und mit Proviant und Zelt sind die Beiden alleine und ohne
gesellschaftlichen Druck zusammen, lernen sich kennen und arbeiten
sich aneinander ab. Mit ihren Zweifeln, gespielten gesellschaftlichen
Rollen und den echten Gefühlen. Überrascht von ihren eigenen
Gefühlen und der der Naturschönheit, bewegen sie sich zwischen
Todessehnsucht und jugendlicher Lust auf Leben…

Es steht viel auf
dem Spiel!

Das Stück ist auf
mehreren Ebenen interessant. Es ist zum einen, so Genser, eine
Auseinandersetzung mit dem Tabu-Thema „Freitod“ oder
„Selbstmord“. Darf man das „geschenkte Leben“ von sich aus
beenden? Wofür lohnt es sich zu Leben? Das sind nur zwei der vielen
Fragen, die sich ergeben.

Alexandra Sinelnikova (Julie) und Frieder Langenberger (August) sind die Darsteller des kleinen Kammerstücks im Studio. (Foto: 
©Birgit Hupfeld)
Alexandra Sinelnikova (Julie) und Frieder Langenberger (August) sind die Darsteller des kleinen Kammerstücks im Studio. (Foto:
©Birgit Hupfeld)

Zum anderen spielt
der immer größer werdende Einfluss der modernen Medien auf das
Lebensgefühl, gerade bei Jugendlichen, eine wachsende Rolle. Das
Gefühl von „persönlichen Defiziten“ wird oft zu einem
unerträglichen Problem. Mobbing hat eine immense Dimension
angenommen und verzweifelte (junge) Menschen nehmen sich (wie schon
geschehen) das Leben. Dazu gibt es auch einschlägige Foren
(Suizid-Foren).

Es gibt eine
Diskrepanz zwischen dem „idealem“ und dem realen Leben. Es ist
das Gefühl, den Anforderungen des Lebens nicht zu genügen. Was für
ein Bild wollen wir vor anderen von uns abgeben? Zweifel bleiben. Am
Ende bleibt, so der Regisseur, die Frage: Was ist das richtige
Happy-End?

Für Bühne und
Kostüm ist Ann-Heine, für Video Laura Urbach verantwortlich. Einen
Eisberg aus Styropor, wie bei früheren Aufführungen des Stückes,
wird jedenfalls, soviel verrieten der Dramaturg Matthias Seier und
Regisseur Frank Genser, nicht auf der Bühne zu sehen sein.

Julie wird von
Alexandra Sinelnikova vom Ensemble, und August von Frieder
Langenberger gespielt.

In der Saison
2018/2019 ist Langenberger im Rahmen des Schauspielstudio Graz
Ensemblemitglied am Schauspiel Dortmund.

Für die Premiere am
26.01.2019 gibt es noch Rest-Karten.

Informationen über
weitere Aufführungstermine erhalten Sie wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.:
0231/ 50 27 222




Die Natur als Kraftquelle

Der Kunstraum im
Langen August zeigt ab dem 19. Januar 2019 Arbeiten von Eva Zimnoch
unter dem Titel „Kraft-Orte“. Ihre Bilder sind zwar stark
abstrahiert, lassen aber noch figurative Elemente erkennen.

Eine Abtei in
Duisburg, das Emsland oder Spanien. Auch wenn die Werke sehr stark
von der Abtsraktion geprägt sind, durch die vorhandenen figurativen
Elemente ist ein Wiedererkennungswert gegeben. So erkennt der
Betrachter bei genauem Hinsehen Kapitelle der Abtei oder das Schilf
in den Moorgebieten im Emsland. Ebenso haben die Gemälde, die von
Spanien inspiriert sind, andere Farbgebungen als das eher dunkle
schwarze Moor.

Zimnoch ist erst spät zur Malerei gekommen, seit 2011 arbeitet sie als bildende Künstlerin und seit 2018 Mitglied im Bundesverband bildender Künstler Westfalen e.V. Als Kind hatte gerne genäht. „Ich wollte Modedesign studieren“, so die Künstlerin. Seit 2007 nahm sie Unterricht bei verschiedenen Dozenten und belegte Malereikurse.

Eva Zimnoch zeigt ihre Arbeiten im Kunstraum im "Langen August".
Eva Zimnoch zeigt ihre Arbeiten im Kunstraum im „Langen August“.

Ihre Malerei ist
mehr oder weniger abstrakt. Immer wieder gibt es Elemente wie Ziegel
oder Pflanzen, die fast gegenständlich abgebildet werden in einer
sehr abstrahieren Landschaft. Es gefällt der Künstlerin nicht,
„wenn die Bilder so abstrakt werden, dass der Betrachter keinen
Bezug herstellen kann“. Das malen nur aus der Lust an der Farbe ist
nicht ihr Ding. Ihre Inspirationsquelle ist die Natur, was sich auch
in ihren Bildern widerspiegelt. „Ich suche nach dem Schönen, nach
dem, was mir gut tut“, erklärt Zimnoch.

Der Kunstraum in der Braunschweiger Straße 22 ist geöffnet von Dienstag bis Freitag von 15 – 19 Uhr.




Musik voll Triumph und Schmerz

Die Dortmunder
Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz haben am 15./16.01 .2019 unter dem Motto „Teurer
Triumph“ ganz besondere Werke von zwei außergewöhnlichen
russischen Komponisten für ihr 5. Philharmonisches Konzert
ausgewählt.

Zum einen die
„Ouverture Solennelle „1812“ op. 49“ von Peter Tschaikowsky
(1840 – 1893, )und nach der Pause die 7. Sinfonie C-Dur op. 60
„Leningrader“ von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Ars
tremonia war am 15. Januar im Dortmunder Konzerthaus anwesend.

Die beiden Werke
sind in mehrfacher Hinsicht beachtlich und besonders. Die „Ouverture
Solennelle „1812“ nimmt Bezug auf den Einmarsch der französischen
Truppen am 22.Juni 1812 in Russland, und den teuer mit vielen
Menschenleben erkaufte Sieg der Russen gegen Napoleon. Als historisch
einzigartigen Parallele beginnt genau 129 Jahre später, am 22. Juni
1941 der Überfall des deutschen NS-Regimes auf die Sowjetunion unter
dem Namen „Unternehmen Barbarossa“. Nach der Einkesselung der
Stadt Leningrad und dem lange Kampf voll Entbehrungen und am Ende
über 1.000.000 Toten gegen die Deutsche Armee begleitet als
musikalische Unterstützung Schostakowitsch mit seiner 7. Sinfonie
bis zum siegreichen Ende.

Die Ouverture 1812
entspricht vom Wesen her einer sogenannten „Battaglia ( einem
musikalischen Schlachtgemälde) und ist auch so aufgebaut.
Aufstellung der Heere – Kampflärm – Siegeslied. Die feierliche
Einleitung erinnert an russisch-orthodoxe Kirchenklänge. Nach einer
Passage der leichten Verunsicherung kann der Zuhörer die
französische „Marseillaise“ erkennen. Die war zwar 1812 nicht
die Nationalhymne Frankreichs, unter Napoleon erklang „Le Chant du
Départ“, aber 1882 (Zeit der Aufführung) schon. Es steht als
Sinnbild für die anfänglichen Siege der Franzosen. Nach dem
„Kampflärm“ strahlt das folgende Thema Hoffnung aus. Das
nachfolgende russische Volkstanzthema bringt eine folkloristische
Note (etwa mit dem Tamburin) in die Ouverture. Es entwickelt sich
ein weiterer musikalischer Kampf zwischen der „Marseillaise“ und
dem russischen Volkslied, bis am Ende der Anfangschoral
majestätisch-pompös mit Glockengeläut ein weiteres Mal erklingt.
Nun ist der russische Sieg Gewissheit.

Die 7. Sinfonie op.
60 von Schostakowitsch begleitete als stützende musikalische
moralische Begleitung die Zeit der Belagerung Leningrads durch die
Deutsche Wehrmacht. Es ist nicht nur eine heroische Sieges-Sinfonie,
sondern macht auch den tiefen Schmerz und die unzähligen Verlust
spürbar.

Nachdem im ersten
Satz zunächst ein eher idyllisches Bild mit in Hinblick auf eine
glücklichen Vergangenheit vermittelt wird, trübt diese sich schnell
ein. Die kleine Trommel läutet erst ganz leise, dann immer
deutlicher die folgende Invasionsepisode ein. Was folgt ist ein
gigantisches Crescendo, das sich Furcht erregend monströs steigert.

Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)
Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)

Das folgende
traditionelle Scherzo erinnert mit unbeschwerten Klängen zwar an die
„Glückliche Zeit“, wird aber durch subtil eingesetzte
Taktwechsel unterlaufen. Der schrille Mittelteil führt wieder
Invasionsepisode zurück und es bleibt nichts von der Unbeschwertheit
übrig.

Das Adagio ist ein
großer Trauer-Choral. Durch einzelne Instrumente werden klagende
Erinnerungstöne eingeführt. Der Mittelteil ist musikalisch wieder
von Klänge der Invasionsperiode geprägt und geht zum schwelgenden
Anfangs-Rhythmus über als Zeichen von dem Gewinn des Lichts über
die Dunkelheit.

Der Sieg über die
Invasoren im vierten Satz entwickelt sich musikalisch langsam zum
Sieg hin. Das feierliche und triumphale C-Dur der letzten Takte wird
dabei aber immer mit irritierende schreiende Untertöne gestört. Ein
klares Zeichen, das dieser Triumph schwer und teuer mit unzähligen
Opfern errungen wurde.

Dieses besondere
Konzert hat alle beteiligten Musiker mit ihrem Dirigenten spürbar
auch an ihre emotionalen Grenzen gebracht.

Das Konzert am
Dienstag, den 15.01.2019 wurde von WDR 3 live im Rahmen der Reihe
„WDR 3 Städtekonzerte“ übertragen.




Aus für Veranstaltungen im Torhaus Rombergpark

Es ist ein nicht nur
bei Künstlern beliebter und einzigartiger historischer Kulturort.
Das Torhaus Rombergpark (entstanden 1681) am Nordausgang des
Botanischen Gartens ist nicht nur wunderbar gelegen und hat eine
reizvolle Architektur, sondern gehört zu den wenigen komplett
erhaltenen Relikten des damaligen Schloss Brünninghausen, das im
Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Historische Gebäude gibt es in
Dortmund nicht viele. Es ist als Baudenkmal in die Denkmalliste der
Stadt Dortmund eingetragen worden.

Seit 1968 wurde es
als städtische Kunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen und
verschiedener Konzertveranstaltungen genutzt und beliebt. Nun muss
dieser Kulturort, mit dem so viele schöne Ausstellung und Konzert
verbunden sind geschlossen werden. Wegen der mangelnden
Barrierefreiheit, der schmalen Wendeltreppe und fehlenden weiteren
Fluchttüren darf das Gebäude nun nicht mehr für öffentliche
Veranstaltungen genutzt werden.

Wie Claudia
Kokoschka (Leiterin des Kulturbüros) beim Pressegespräch verriet,
sind auch die betroffenen Künstlerinnen und Künstler darüber sehr
betrübt. Bis dahin hatte man sich mit dem Einsatz von Wachpersonal
und dem kontrollierten Zugang von höchsten 50 Personen auf der
sicheren Seite gefühlt.

„Seit den
tragischen Ereignissen um die „Love Parade“ (2010) hat sich der
Blick auf die potenziellen Gefahren verschärft und die Einschätzung
geändert“, erklärte Kokoschka.

Die Leiterin des Kulturbüros, Claudia Kokoschka, möchte gerne wieder  ins das besondere Ambiente des Torhauses zurück..
Die Leiterin des Kulturbüros, Claudia Kokoschka, möchte gerne wieder ins das besondere Ambiente des Torhauses zurück..

Nach dem ersten
Schock hat sich das Dortmunder Kulturbüro als Träger der
Einrichtung schnell um kurzfristige Alternativen für die bisherigen
Ausstellungen der städtischen Galerie im Torhaus und die beliebten
Gitarrenkonzerte bemüht. Als neuer Spielort für die Ausstellungen
ist der schwarze Pavillon vor dem Dortmunder U
(Leonie-Reygers-Terrasse) und für die Konzerte die Rotunde des
Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) vorgesehen.

Heimische bildende
Künstlerinnen und Künstler können nach Ende der Pink
Floyd-Ausstellung Februar 2019 an dieser zentraler Stelle am
Dortmunder U ausstellen. Der Pavillon wurde als Shop und Kasse für
die Pink Floyd-Schau errichtet, wird aber dauerhaft an seinem Platz
vor dem U stehen bleiben.

Die Gitarrenkonzerte
haben dann ein neues Domizil in der Rotunde des MKK. Der neue Name
der Reihe lautet „Gitarrenmusik in der Rotunde“. Das Programm
wird in Kürze bekannt gegeben.

Ob und in welcher
Form das Torhaus Rombergpark umgebaut wird und damit für kulturelle
Veranstaltungen wieder zur Verfügung stehen kann, werden die
zuständigen Dienststellen der Stadt (etwa das Bauordnungsamt) nun
klären.

Die Entscheidung
obliegt am Ende bei der Politik. Dabei spielen neben dem Brandschutz
natürlich auch Fragen des Denkmalschutzes eine wesentliche Rolle.
Das Kulturbüro hofft und kämpft dafür, das Torhaus als Kulturort
langfristig erhalten zu können. „Wir werden alle Möglichkeiten
prüfen, die uns eine kulturellen Nutzung dieser beliebten
Veranstaltungsstätte wieder ermöglichen“, so Claudia Kokoschka.




Unter die Räuber gefallen

Yasmina Rezas „Gott
des Gemetzels“ meets Schillers „Räuber“. So könnte man das
neueste Stück der Theatergruppe „Sir Gabriel Trafique“
charakterisieren. „Die Räuber.Live“ mit dem schönen Untertitel
„Utopien aus deutschen Lenden“, zeigte den eindringenden Wahnsinn
in einen aufgeklärten linksliberalen Freundeskreis mit der Hoffnung,
das Schillers „Räuber“ die Lösung zeigt. Doch tut er das? Ein
Bericht von der zweiten Aufführung vom 13. Januar 2019 im Theater im
Depot.

Der erste Teil der
Inszenierung von Björn Gabriel, dem Kopf hinter „Sir Gabriel
Trafique“, wirkt ein wenig wie aus „Gott des Gemetzels“. Zwei
Pärchen aus dem gleichen Milieu – sie sind wohl alle auch
Schauspieler – treffen sich zum Klönen. Essen, trinken, grillen und
in die „360°-Sauna mit Musik“. Dabei wird nicht der Fehler
gemacht, die Szenerie übertrieben naturalistisch darzustellen, das
Bühnenbild von Anna Marienfeld war reduziert und sehr symbolhaft
gestaltet.

Im Laufe der
Unterhaltung, die sich hauptsächlich um die Bedrohung von Rechts
dreht, eskaliert unter den vier Protagonisten und der Fernseher(!),
quasi als „deus ex machina“, empfiehlt, sich mit Schillers
„Räuber“ auseinanderzusetzen. Vielleicht stünde da ja des
Rätsels Lösung. Gesagt, getan, die beiden Pärchen übernehmen vier
Rollen und wir sind mitten im klassischen Stück der
„Sturm-und-Drangzeit“.

Besonders gelungen
war die Darstellung der beiden Pärchen. Die eigentlich weltoffenen
Gastgeber (Dominik Hertrich und Aischa-Lina Löbbert) zeigten sehr
gut die Angst vor dem Unbekannten draußen. Richtig glücklich waren
sie nur in ihrem Zuhause mit ihrem schicken Sprachsystem „Alexandre“
und der bereits erwähnten 360°-Sauna, sozusagen eine schwere Form
des „Cocooning“. Das andere Pärchen bestand aus zwei Frauen
(Fiona Metscher und Mirka Ritter). Zwischen den Pärchen begann es
nicht nur verbal zu knistern, auch erotisch ging es zur Sache. Hier
war die Weltoffenheit aber schnell vorbei.

Entspannung nach der 360°-Sauna. (v.l.n.r.) Aischa-Lina Löbbert, Fiona Metscher, Mirka Ritter und Dominik Hertrich). Foto: © Alexander Huegel).
Entspannung nach der 360°-Sauna. (v.l.n.r.) Aischa-Lina Löbbert, Fiona Metscher, Mirka Ritter und Dominik Hertrich). Foto: © Alexander Huegel).

Im zweiten Teil
verwandelte sich das Stück in eine Art moderner Inszenierung mit
Versatzstücken aus Schillers Räuber. Hier übernahmen die Vier
Rollen aus Schiller und die Geschichte der Brüder Karl und Franz
entfaltet sich. Natürlich wurde nicht der komplette Schiller
gespielt. Monologe wurden zusammengefasst, verbunden, gekürzt und
bearbeitet. Gabriels Intention war natürlich auch, die Forderung
der AfD nach „mehr deutschen Stoffen“ im Theater auf die Spitze
zu treiben. Denn Schillers hochpolitisches Werk dreht sich um den
erwachenden Kampf des Bürgertums gegen den Feudalismus.

Letztlich bleibt
auch die Frage: Wo stehen wir? Stehen wir kurz vor 1933 oder sind wir
noch weit davon entfernt? Ist es der letzte Moment, wo man noch aktiv
eingreifen kann, um ein neues 33 zu verhindern? Am Ende bleibt:
Resignation und ein „Egal“, ein Weg den manche Künstler und
Intellektuelle im 3. Reich gingen.

Wer möchte, kann
das sehenswerte Stück noch am 28. und 29. März im Theater im Depot
(jeweils um 20 Uhr) erleben. Wer das früher möchte, muss nach Köln
zur studiobühneköln fahren. Hier wird es vom 31.01. bis 04.02.
jeweils um 20 Uhr aufgeführt.

Infos und Karten
unter www.sirgabrieltrafique.de




Operette im Spannungsfeld von Liebe und fremder Kultur

Regisseur Thomas
Enzinger konnte sich schon mehrfach seinen Ruf als Spezialist für
das Genre Operette in Dortmund unter Beweis stellen. Nach seinen
Erfolgen mit „Roxy und das Wunderteam“ oder „Die Blume von
Hawaii“ hatte am 12.01.2019 seine neueste Inszenierung der
romantischen Operette „Land des Lächelns“ von Franz Lehár
(Libretto Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda) im hiesigen Opernhaus
Premiere. Musikalisch
begleitet wurde die Aufführung sensibel von der Dortmunder
Philharmoniker unter der souveränen Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz.

Musikalisch
anspruchsvoll ambitioniert, wollte der der Komponist zu seiner Zeit
den bisherigen Rahmen der als „seichte Unterhaltung“ verschrienen
Operette sprengen und ihr unter anderem durch Elemente der Oper Tiefe
und als Kunstgattung Geltung zu verschaffen. Enzingers Inszenierung
besticht nicht nur durch eine opulente Bühnen-Ausgestaltung und
schonen farbenfrohen Kostümen, die sinnbildlich für die damalige
Zeit stehen. Eine zugefügte tänzerische Ebene verlieh den Emotionen
der handelnden Protagonisten eine weitere verstärkende Dimension.

Die
Handlungskonflikte bieten sich dafür gut an. Nicht nur bei der
Ouvertüre wurde getanzt – übrigens eine sehr nette Idee –
sondern ebenfalls während der Zwischenmusiken wurde die Dramatik des
Liebespaares tänzerisch dargestellt.

Die selbstbewusste
Grafen-Tochter und Witwe Lisa ist ein begehrter Mittelpunkt der
Wiener Highsociety. Verehrt vor allem von dem Dragonerleutnant Graf
Gustav von Pottenstein (genannt Gustl), ihrem besten Freund. Sie
verliebt sich aber in den exotischen und zurückhaltend charmanten
chinesischen Prinzen Sou-Chong. Wohl gerade wegen seiner
geheimnisvollen, für sie anziehenden und fremden Art. Auch er ist
von ihr angetan, wird aber als Ministerpräsident in sein Heimatland
zurück beordert. Hals über Kopf folgt ihm Lisa und heiratet ihn.
Doch die Liebe wird durch die unterschiedlichen Kulturen und
Lebensentwürfe dieser beiden Persönlichkeiten auf eine harte Probe
gestellt. Als Sou-Chong sich letztendlich durch die Verantwortung der
ihm verliehenen „Gelben Jacke“ der Tradition unterwirft, vier
Mandschu-Mädchen zu heiraten, eskaliert die Situation. Lisa ist
zutiefst enttäuscht und will von Heimweh geplagt, China mit Hilfe
von Gustl verlassen. Am Ende gibt es nicht nur für Sou-Chong,
sondern auch für seine Schwester Mi kein Happy End…

Erste Zweifel werden bei Lisa in China bemerkbar. Martin Piskorski (Prinz Sou-Choung) und Irina Simmes (Lisa).
(Foto © Oper Dortmund)
Erste Zweifel werden bei Lisa in China bemerkbar. Martin Piskorski (Prinz Sou-Choung) und Irina Simmes (Lisa).
(Foto © Oper Dortmund)

Für die beiden
Haupt-Protagonisten Lisa und Prinz Sou-Chong konnten mit Irina Simmes
und Martin Piskorski zwei hochkarätige Sänger*innen mit klaren
Stimmen und sensibler, aber nicht zu kitschiger Interpretationen der
romantisch, oft melancholischen Arien gewonnen werden.

Ein Höhepunkt war
sicherlich die starke Darbietung der bekanntesten Arie „Dein ist
mein ganzes Herz“ von Tenor Piskorski.

Fritz Steinbacher,
ein alter Bekannte hier im Opernhaus, füllte seine Rolle des Graf
Gustl wie schon so oft mit viel Sinn für Humor aus. Ihm zur Seite
stand als kongeniale PartnerinAnna Sohn als die in ihn verliebte Mi.
Eine der lustigsten Szenen ist die, als Gustl Mi mit der als geschenk
für Lisa vorgesehenen Sacher-Torte „füttert“.

Humor bringt auch
seine resolute Tante, die Exzellenz Hardegg, wunderbar dargestellt
von Johanna Schoppa , in die Inszenierung.

In weiteren
Nebenrollen wussten Georg Kirketerp als Lisas Vater Graf Ferdinand
Lichtenfels und und Hiroyuki Inoue als Sou-Chongs gestrenger Onkel
Tschang zu gefallen.

Diese Inszenierung
bringt die trotz starker Gefühle der beiden Protagonisten die
Unvereinbarkeit ihrer persönlichen Lebensentwürfe und die mangelnde
Fähigkeit zu einem Kompromiss über die fremden Kulturen hinweg mit
der ganze emotionale Palette von Liebe und Sehnsucht, sowie Neugier
und Verzweiflung mit dem desillusionierendem Ende verdeutlicht. Das
alte konfuzianische Weltbild hatte bis zur Kulturrevolution von Mao
bestand. Bei all den negativen Folgen und den vielen Toten hatte die
Kulturrevolution wenige Lichtblicke. Dazu gehörte die
Frauenemanzipation: Danach wurden auch die Frauen in China freier,
denn so Mao „die Frauen können die Hälfte des Himmels tragen.“

Weitere
Aufführungstermine und Infos gibt es wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.
0231 5027222.




Zechen gehen – der Geierabend bleibt bestehen

Der Bergbau im
Ruhrgebiet ist Vergangenheit, der Geierabend aber ist als Institution
geblieben. Das ist gut so. Trotz eines Wechsels am Regiepult und dem
Ausscheiden von Hans Martin Eickmann zeigte das Ensemble in der
Spielzeit 2019 ihre große Spielfreude. Das Ergebnis: Ein großartiger
Abend am 10. Januar 2019 auf Zeche Zollern II.

Nix mit
Akklimatisierungsschwierigkeiten. Andreas Obering (der „Obel“)
spielte in seiner ersten Spielzeit mit den anderen „Geiern“ so
selbstverständlich, als ob er schon immer mit dabei gewesen wäre.
Seine Stimmungskanonen – eine aus dem Osten, eine aus Köln –
waren allererste Sahne.

Neben altbekannten und bewährten Nummern wie die Geschichten aus dem Sauerland von Martin F. Risse gab es auch eine Premiere für ein neues Duo. Denn Eickmann war ein Teil der legendären „2 vonne Südtribüne“. Mit „Frauenrausch“ versuchen Franziska Mense-Moritz und Sandra Schmitz den schwarz-gelben Wahnsinn beim Geierabend weiterleben zu lassen. Durchaus mit Erfolg. Jetzt kann an einer neuen Legende weitergestrickt werden.

Bleiben wir bei
Sandra Schmitz. Ihre Paraderolle als leicht prollige Mutter wie beim
„Elternsprechtag“ konnte sie jetzt als Eiche aus dem Hambacher
Forst erweitern. Hier nahm sie den Preis zum „Baum des Jahres“
nicht an. Ein kleiner Seitenhieb an die Baumschützer im Hambacher
Forst, die dort um jeden Baum kämpfen, denen es aber anscheinend
egal ist, wenn viel mehr Bäume wegen Windräder gefällt werden.

Das zeigt schon, der
Geierabend ist nicht nur zum „geiern“ (lachen), sondern setzt
auch politische Nadelstiche: Über die „Kaffeefahrt ins Braune“
über die Beziehung zwischen Macron und Merkel in „Liason
dangereux“ bis hin zur Talkshowveräppelung „Brei mit Illner“
zeigt der Geierabend Flagge. Der Brexit wurde selbstredend ebenfalls
thematisiert: Die „Euro-WG“ verliert ihren Mitbewohner Harry.
„Political Correctness“ war wie immer nicht angesagt.

Auch gesanglich war der Geierabend auf der Höhe. Das Haldenquartett (v.l.n.r.):  Franziska Mense-Moritz, Murat Kayı, Roman Henri Marczewski und Andreas Ruhnke (Schlagzeuger der Geierabend-Band). Foto: © StandOut)
Auch gesanglich war der Geierabend auf der Höhe. Das Haldenquartett (v.l.n.r.): Franziska Mense-Moritz, Murat Kayı, Roman Henri Marczewski und Andreas Ruhnke (Schlagzeuger der Geierabend-Band). Foto: © StandOut)

Altbewährtes
bleibt: da wäre an erster Stelle der Präsident (Roman Henri
Marczewski) zu nennen sowie der Steiger (Martin Kaysh), der wie
gewohnt lässig durchs Programm führte. Auch die „Bandscheibe“
(Franziska Mense-Moritz) zeigte sich wieder von ihrer netten,
freundlichen Art. Nicht zu vergessen sind natürlich Murat Kayı
und Hans-Peter Krüger. Krüger spielte in der großartigen Nummer
„Nachspielzeit“. Kurz gesagt: Stellen Sie sich vor, ein
klassischer Musiker würde nach einem Konzert so interviewt wie ein
Sportler. Super Nummer.

Zwei
Dinge dürfen beim Geierabend nicht fehlen: Der Pannekopporden und
die Partnerstadt. Dieses Jahr ist es Schwerte und sie wurden von
Kayı, Krüger,
Schmitz und Marczinkowski
hardrockmäßig eingeführt. Schwerter sind ja quasi auch Heavy
Metal.

Beim
Pannekopporden hatte das Publikum die Auswahl zwischen Armin Laschet
(„A40 ohne Stau“) und DB Netz für die „ungebremste Förderung
der Stadt Herten“, die bis 2022 ohne Bahnhof bleibt.

Was
bleibt mir noch zu erwähnen: Die Band des Geierabends rockte den
Abend und ein ganz großes Lob an Anna Ignatieva für die wunderbaren
Kostüme.

Wer
Karten haben möchte, wendet sich an www.geierabend.de




Markante Orte des Ruhrgebiets im künstlerischen Blickpunkt

Die Artothek in der
Dortmunder Stadt-und Landesbibliothek stellt vom 08.01.2019 bis zum
15.02.2019 siebzehn Acryl-Bilder in verschiedenen Formaten der
Künstlerin und Dozentin Martina Dickhut unter dem Titel „Hier im
Ruhrgebiet“ aus.

Die in Dortmund
geborene und lebende Künstlerin hat, wie sie bei einem
Pressegespräch verriet, schon von klein an einen Bezug zum
Ruhrgebiet und dem Bergbau und der Stahlindustrie. Der Vater
arbeitete bei Hoesch, und sie musste ihn oft für längere Zeit wegen
der Schichtarbeit vermissen.

Markante Orte aus
Dortmund und dem Ruhrgebiet sind ihre Haupt-Motive. Dickhut
bearbeitet diese anhand von Fotos, die mit Acrylfarben „weiter
gemalt“ werden. Es gelingt dadurch ein besonderer und erweiterter
Blick auf die Orte. Die ausgestellten farbig starken Bilder sind nach
2014 entstanden.

Martina Dickhut zeigt in der Artothek das Ruhrgebiet aus ihrem Blickwinke
Martina Dickhut zeigt in der Artothek das Ruhrgebiet aus ihrem Blickwinkel.

Im Zentrum ihrer
Werke steht ein Foto, zum Beispiel bei den sechs kleineren Bildern
der Dortmund-Reihe farbige Fotografien von der Westfalenhalle, dem
Fußballmuseum, der Museumsnacht (Friedensplatz bei Nacht), vom
Dortmunder U oder der Stadt– und Landesbibliothek. Manches ist
dezent, aber markant im Hintergrund oder in der Mitte zu erkennen.

Das Foto wird mit
Malgel überstrichen und dann künstlerisch erweitert.

Wie die Künstlerin
betont, ist es eine große und auch zeitaufwendige Herausforderung,
den gleichen Farbton des Fotos zu treffen, damit das Foto im Bild
verschwindet. Da kommt es auf einen genauen Blick und Nuancen an.

Industrie-Fotos wie
etwa von der Halde Schwerin, dem Baum im Gasometer, dem Hochofen
Duisburg oder aber auch vom Schiffshebewerk Henrichenburg sind
beliebte Motive von Dickhut.

Die fertiggestellten
Bilder bestechen durch ihre Intensität, welche dem Betrachter diese
speziellen Orte noch näher bringt, als es ein Foto vermag.

Die Ausstellung ist
dienstags und freitags zwischen 10 und 19 Uhr in der Artothek in der
1. Etage der Stadt- und Landesbibliothek zu sehen.