LesArt Literaturfestival 2020 – Viel mehr unter schwierigen Bedingungen

Unter besonderen Corona-Bedingungen findet das 21. Literaturfestival LesArt vom 5. bis 15. November 2020 in Dortmund an verschiedenen Standorten statt. Das geht vom Theater im Depot, domicil, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte über das literaturhaus.dortmund, das Fletch Bizzel bis zum Signal Iduna Park (Westfalenstadion).

Schon immer von Vielfalt geprägt, ist die literarische Bandbreite passend zum Motto „Viel mehr“ noch größer.

Es wurden neben ganz unterschiedlicher lokaler auch eine Reihe prominenter Künstler*innen und Schriftsteller*innen gelockt. Mit dabei sind unter anderem Christian Berkel, Wladimir Kaminer, Richard David Precht, Fritz Eckenga und Friedrich Küppersbusch.

Das Spektrum geht von Lyrik bis Poetry-Slam, Lesungen aus aktuellen Büchern der Schriftsteller*innen, Kindergartenbuch Theater Festival und vieles mehr.

Hartmut Salmen (Kultur u. Projekte e.V. literaturhaus.dortmund) ist froh, das dieses Literaturfestival trotz Corona in einem kleineren Rahmen stattfinden kann. So sind beispielsweise im domicil anstatt 240 nur 80 -100 Plätze, im Theater im Depot nicht wie üblich160, sondern nur etwa 40 Plätze freigegeben.

Wie beim Pressegespräch erklärt wurde, sind je nach dem auch Streamings im Internet geplant.

Trotz kleinenerem Rahmen lockt das Literaturfestival Les.Art mit spannenden Veranstaltungen. (v.l.n.r.) Isabel Pfarre (Literaturreferentin Kulturbüro), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Sophie Donat (Leiterin Unternehmenskommunikation Sparkasse Dortmund).
Trotz kleinerem Rahmen lockt das Literaturfestival Les.Art mit spannenden Veranstaltungen. (v.l.n.r.) Isabel Pfarre (Literaturreferentin Kulturbüro), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Sophie Donat (Leiterin Unternehmenskommunikation Sparkasse Dortmund).

Los geht es – mit dem 24. Dortmunder Lyriktag, der am 5. November im literaturhaus.dortmund mit „Roterfadenlyrik“ um 19:30 Uhr begangen wird. Zu Gast ist Sibylle Klefinghaus mit „Flecktarn & Fingerhut“.

Die beliebte „Fußballliteratur“ im Westfalenstadion findet am 09.11.2020 (19:30 Uhr) übrigens nicht üblich in den Kabinen der Spieler statt, sondern auf der Nordtribüne mit Dietrich Schulze-Marmeling („Kloppos Liverpool“) und der Südtribüne mit Ben Redelings („das neue Buch der Fußballliteratur“) statt!

Eine besondere literarische Hommage (Teach me laughter, save my soul“) gibt es am 10.11.2020 für den 2019 verstorbenen Satiriker Wiglaf Droste im domicil (20:00 Uhr).

Am 14.11.2020 spricht der Philosoph und Autor Richard David Precht nicht nur über „Künstliche Intelligenz und den Sinn des Lebens“ (neues Buch), sondern am Abend findet auch die traditionelle Verleihung des LesArt.Preis der jungen Literatur statt. Unter 35-Jährige können ihre texte bis zum 09. Oktober 2020 einreichen. Eine fachkundige Jury wählt den mit 800 Euro dotierten, von der Sparkasse Dortmund gestifteten Preisträgertext aus.

Das Festival wird wird vom Kulturbüro der Stadt Dortmund und der Sparkasse finanziell abgefedert, damit sie auch in einem kleineren Rahmen stattfinden kann.

Genaue Informationen und über das umfangreiche Programm und die jeweiligen Kartenpreise erhalten Sie unter www.LesArt.Ruhr

Der Vorverkauf beginnt ab dem 09.10.2020.




Sonderausstellung in der Steinwache Dortmund beleuchtet Mitläufertum und Widerstand

Passend zum Antikriegstag am 01.09.2020 eröffnete die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund eine Sonderausstellung unter dem Titel „Einige waren Nachbarn“. Es geht dabei um Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand in der Zeit des Nazianalsozialismus.

Grundlage ist ein dazu entwickeltes Konzept des „United States Holocaust Memorial Museums“ aus Washington (USA). Bis zum 31. Oktober untersucht die Ausstellung dieses Museums die Rolle der „gewöhnlichen Menschen“ im Holocaust. Beleuchtet werden die Vielzahl ihrer Motive und Handlungspositionen. Hinterfragt werden in Fotos und Erzählungen die Vielzahl von Motiven und individuellen Handlungsoptionen.

Ein oft gehörte Argument zu Kriegsende war, dass man nur ein kleines Rädchen im Getriebe gewesen sei und sich konnte sich nicht gegen die Staatsgewalt im Nazi-Reich wehren konnte. Das widerlegen die Beispiele derjenigen, die einfach nicht anders konnten, als human und empathisch zu handeln. Denn es gab auch Menschen in Deutschland, die (manchmal mit nur kleinen Gesten) ihren Teil von Widerstand leisteten und ihre Mitmenschen nicht verrieten. Auch in außergewöhnlichen Zeiten gibt es Alternativen zu Kollaboration und Täterschaft.

In Kooperation mit der Gedenkstätte Villa ten Hompel (Münster) wurde die Ausstellung mit dem „United States Holocaust Memorial Museum“ für das deutsche Publikum übersetzt.

Präsentierten die Ausstellung: (v.l.n.r.) Thomas Köhler (pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte „Villa ten Hompel“) und der Leiter der Steinwache Markus Günnewig.
Präsentierten die Ausstellung: (v.l.n.r.) Thomas Köhler (pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte „Villa ten Hompel“) und der Leiter der Steinwache Markus Günnewig.

Der pädagogisch-wissenschaftliche Mitarbeiter der Gedenkstätte „Villa ten Hompel“, Thomas Köhler erklärte im Gespräch, das diese Sonderausstellung schon im Deutschen Bundestag und 2020 (27. Januar 2020) in Münster gezeigt wurde. Sie wird nach und nach bis 2023 in allen Bundesländern zu sehen sein.

Spezielle informative Seminare für Schüler, Studenten sowie n der Bundeswehr oder Polizei sind zusätzlich im Angebot. Die Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ führt deutlich vor Augen, wie wichtig Zivilcourage, Achtsamkeit und individuelle Verantwortung.

Öffnungszeiten in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50, 44147 Dortmund: Dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 17:00 Uhr.

Der Eintritt ist frei. Derzeit dürfen maximal 20 Besucher*innen gleichzeitig in das Gebäude, es besteht Maskenpflicht.




Anime-Ausstellung von Biene Maya bis Sailor Moon

Der Dortmunder Schauraum (comic + cartoon) in der Nähe der Stadt- und Landesbibliothek erzählt bis zum 25. Oktober 2020 die Geschichte des japanischen Zeichentrickfilms und seiner Rezeption in Deutschland unter dem Titel „ANIME fantastisch“. Zu sehen sind rund 100 Originalzeichnungen und viele weitere Objekte.

So erfahren die Besucher*innen auch über die anfängliche Ablehnung der hiesigen Kulturpolitik im Jahr 1971. Eltern, aber auch Pädagogen fürchteten eine „Verrohung“ der Jugend. Erste Blüte erlebte Anime, der japanische Zeichentrickfilm, mit „Kimba, der weiße Löwe“, „Heidi“ oder eben die beliebte „Biene Maja. Bedeutend für den Erfolg wurde der Faktor Niedlichkeit (zum Beispiel große Kulleraugen und diverse Tiere) vor allem der amerikanische Einfluss (Disney).

Mit dem Privatfernsehen kam der Durchbruch der Anime-Ästhetik und brachte die Jugendkultur Japans Ende des letzten Jahrhunderts in die westliche Welt. Da gab es schließlich Animes für jeden Geschmack: Schule, Sport, Romantik, Fantasy, Action, Science Fiction, Roboter oder Erotik.

Die Herstellung war sehr aufwendig und erforderte diszipliniertes handwerkliches Können. Bis zur Digitalisierung in den frühen 2000er-Jahren bestand eine etwa 25- minütige Heidi-Folge aus ca. 8.000 Bleistiftzeichnungen, weitere 8.000 von Hand farbig bemalten Folien und Hunderten von gemalten Hintergründen.

Kurator Dr. Alexander Braun vor einer Zeichnung aus der Serie "Biene Maja". (Foto: © Torsten Tullius)
Kurator Dr. Alexander Braun vor einer Zeichnung aus der Serie „Biene Maja“. (Foto: © Torsten Tullius)

Eine große große künstlerische kollektive Leistung, so der Kurator Dr. Alexander Braun.

Die Ausstellung gibt zudem einen Einblick in die japanische Kultur.

Dort stand zum Beispiel nie die reale Abbildung von Wirklichkeit im Mittelpunkt sonder fantasievolle interessante Abbildungen.

Dr. Braun verriet, dass für die Japaner die Charakterentwicklung der Protagonisten und überraschende Veränderungen beliebt waren, während etwa in den USA abgeschlossene Episoden mit nicht älter werdenden Hauptpersonen oder Tiere bevorzugt wurden.

Die Japaner sind in ihrer nicht christlich geprägten Sexualmoral offen, jedoch ist es verpönt, Geschlechtsorgane darzustellen.

Dank des neuen Schauraum-Sponsors 21 (www.einundzwanzig.de) gibt es erstmals eine Erweiterung ins Digitale. „Beacoms“ ergänzen die Ausstellung digital. Mit Hilfe kleiner Ultraschallsender an einzelnen Werken und an einer App auf dem Handy (Comic.DO) können sich die Besucherinnen und Besucher leichten Zugang für zusätzliche Texte und Videos veschaffen.

Außerdem erscheint ein 200-seitiger Katalog zum Preis von 25 Euro zur Ausstellung. Es besteht die Möglichkeit den Katalog auch über die Münchener Verlagsgruppe GmbH zum Preis von 29,99 Euro zu bestellen.




Eine getanzte Midsommernacht

In eine fantastische Welt zwischen Traum und Wirklichkeit tauchten die Premierenbesucher beim Ballett „Ein Mittsommernachtstraum“ im Dortmunder Opernhaus ein. Die deutsche Erstaufführung des spektakulären Stückes von Alexander Ekmann in 2015 uraufgeführt, gewährt aufregende Einblicke in das Werk des schwedischen Starchoreografen.

Bei der Heuernte herrscht ein lebendiges Treiben, rhythmisch wirbeln die Tänzer Heubüschel auf und nieder, schwingen paarweise zusammen, wirbeln das Heu durch die Luft und gleiten dann wieder in gemeinsamen Bewegungen über die Bühne. Ein Paar tanzt vorbei und turtelt ein wenig, alles strahlt Energie und Vorfreude auf die kommende Midsommernacht aus. Große Heuballen werden hereingerollt und dienen als einzelne Bühnen auf denen getanzt wird. Bald steht die eigentliche Feier bevor und aus einem fröhlichen Volksfest entwickelt sich eine ekstatische Nacht in der alle Grenzen verschwimmen. Phantasie und Realität sind miteinander verwoben. Beim intensiven gemeinsamen Gruppenknuddeln aller Tänzer unter dem Midsommerbaum bricht das Publikum in spontanes Gelächter aus. Die Konturen verschwimmen. Tische schweben durch die Luft, große Bäume wachsen aus dem Himmel, fliegende Fische schweben vorbei, ein Liebespaar liebt sich in der Öffentlichkeit direkt an der Festtafel, es wird geschlemmt, getanzt, getrunken und gesungen. Die ganze Nacht ist bestimmt durch extreme Erfahrungen und Grenzüberschreitung. Dennoch liegt über allem eine fröhliche Unbeschwertheit, gepaart mit Anflügen leichter Melancholie. Das erwartbare Ende der Nacht verstärkt die Lust am Übermut.

Das Corps de ballet hatte sichtlich viel Spaß mit dem Heu auf der Bühne. (Foto: © ©Leszek Januszewski)
Das Corps de ballet hatte sichtlich viel Spaß mit dem Heu auf der Bühne. (Foto: © ©Leszek Januszewski)

Sängerin Hannah Tolf wob mit glockenhellem, glasklarem Gesang gemeinsam mit dem Musikensemble, bestehend aus Streichern, Klavier und Percussion einen Klangteppich aus sphärischen Klängen und folkloristischen Variationen. Die Zuschauer wurden durch die sinnliche Musik und die fantastischen Bühnenbilder mit auf eine fantastische Reise genommen.

Bevor Alexander Ekmann 2006 seine Karriere als Tänzer beendete, tanzte er beim schwedischen Königlichen Ballett, beim Cullberg Ballett und beim Nederlands Dans Theater NDT 2. Danach widmete er sich ganz der Choreografie und entwickelte in seinen Werken eine phantasievolle, kreative und eigenständige Ausdrucksweise. Eine kongeniale Verbindung besteht seit einer ersten Zusammenarbeit in 2012 zwischen Ekmann und dem Komponisten Mikael Karlsson, die auch hier beim Midsommernachtraum wunderbar gelungen ist. Das begeisterte Publikum verausgabte sich bei stehenden Ovationen mit lang anhaltendem Applaus. Ein unglaublich inspirierender Ballettabend. Bitte mehr davon.

Die nächsten Vorstellungstermine sind der 27. und 28. Februar, der 08., 20., und 28. März.




Ein Quantum Geierabend

Die Partnerstadt des diesjährigen Geierabends wird es nicht leicht haben. Denn es ist Gelsenkirchen. Auch wenn bei der Episode „Städtebattle“ ordentlich für gegenseitige Sympathie zwischen Dortmund und Gelsenkirchen geworben wird, schließlich gelte es den gemeinsamen Gegner Düsseldorf zu bezwingen, es bleibt noch ein hartes Stück Arbeit. Das zeigte das Saalergebnis bei der Premiere zur Wahl des Pannekoppordens 2020. Hier gewann der Ehrenrat von Schalke 04 (Stichwort Tönnies und Rassismus) haushoch vor dem Vorstand der Dortmunder Chorakademie (Stichwort Schwanzeinziehen vor den Wutbürgern wegen Umweltsau). 1:0 für Schalke in Dortmund.

Doch im Mittelpunkt der Session 2020 steht James Bond. Ein echter Junge des Ruhrpotts, schließlich ist er am 11.11.1920 in Wattenscheid geboren. Klar, dass der Geierabend an den Hundertjährigen erinnert. Ars tremonia war bei der Premiere am 03. Januar 2020 in der Zeche Zollern dabei.

Es hat mittlerweile Tradition. Entweder am Jahresende oder am Anfang des neuen Jahres präsentiert der Geierabend sein neues Programm. Und natürlich dürfen aktuelle politische Anspielungen nicht fehlen. So wird bei „SUV – Super umweltverträgliches Vahrzeug“ der immer größer werdenden SUV-Boom auf das Korn genommen. Schließlich brauche man ja so ein Auto, um sicher ins Naturschutzgebiet zu kommen. Die verkorkste Büttenrede von Annegret Kramp-Karrenbauer wurde ebenfalls durch den Kakao gezogen. Die Klimadiskussion wurde von zwei Dinos geführt, die die Menschen trösten nach dem Motto „alles schon mal erlebt“. Auch die Clankriminalität wird thematisiert.

Daneben konnte man sich an den altbekannten Gesichtern erfreuen. Der Präsident (Roman Henri Marczewski), der Steiger (Martin Kaysh) und die exquisite Band mit Gilda Razani am Saxophon und Theremin waren wieder mit von der Partie. Der „Steiger“ führte gewohnt spitzzüngig durch das Programm. Sehr viel Applaus bekamen Franziska Mense-Moritz, die als „Bandscheibe“ den Saal zum Toben brachte. Hans-Peter Krüger zeigte bei „Ein Wutbürger packt aus“ die aggressive Seite, wobei er häufig in den ruhigen Stücken präsent war wie „In der Wortmanufaktur“. Die „Wortmanufaktur“ ist zudem ein gutes Beispiel, dass auch ruhige oder skurrile Szenen durchaus ihren Platz beim Geierabend haben. Leider wird das die letzte Session der beiden, die danach das Geierabend-Ensemble verlassen. Ein herber Verlust und es bleibt dem Geierabend zu wünschen, möglichst adäquaten Ersatz zu finden. Dass das schon einmal sehr gut geklappt hat, zeigen die Beispiele Murat Kayi und Andreas „Obel“ Obering. Kayi, der mit seinem Song „Menage á trois“ einen absoluten Ohrwurm an diesem Abend präsentiert und auch den Abschlusssong „5000 Jahre Kohlenpott“ komponiert hat, ist nicht mehr wegzudenken. Der „Obel“ zeigt vor allem durch seine Parodien seine Qualitäten. Sei es als Kramp-Karrenbauer oder als Dieter Thomas Heck.

Franziska Mense-Moritz (links) und Sandra Schmitz als "Edgy und Veggie" zwei Personal Trainerinnen der besonderen Art. (Probenfoto von Anja Cord)
Franziska Mense-Moritz (links) und Sandra Schmitz als „Edgy und Veggie“ zwei Personal Trainerinnen der besonderen Art. (Probenfoto von Anja Cord)

Sandra Schmitz ist in ihrem Element, wenn sie sehr besondere Persönlichkeiten darstellt. Beispielsweise als Fitness-Influenzerin Edgy in „Edgy und Veggie“, als Janine Kowalski in „Kowalskis vor Gericht“ oder als Nicki bei „Zwei Borussinnen“. Martin Risse, der als Sauerländer Joachim Schlendersack die Geschichte der Rettung des „Güllestübchen“ erzählte, ist ein alljährlicher Stimmungsgarant.

Nicht alles zündete, beispielsweise gefiel mir die Nummer mit den Dinos nicht so, aber das ist wohl Geschmackssache. Ich bin eher darüber enttäuscht, dass das Geburtstagskind James Bond nicht prominenter zu sehen war. Schließlich ist er ja das große Thema des Geierabends 2020. Es gab zwar in der ersten Hälfte mit „Zwölf Sekunden“ eine schöne Nummer mit Roman Marczewski als Bond und Wolfgang Wendland von den „Kassierern“ als sinistren Gegenspieler Dr. Wattenscheid. Aber ich hätte mir gewünscht, dass James Bond im zweiten Teil noch einmal wiederkommen würde. Schließlich gab es ja einen kleinen Cliffhanger.

Insgesamt ein gelungener Start in die Session 2020 und es bleibt zu hoffen, dass die diesjährige Partnerstadt einen größeren Platz in den Herzen der Dortmunder bekommt. Auch wenn‘s schwerfällt. Ein großes Lob gehört außerdem noch dem Videokünstler Patrick Praschma, der es schaffte, mit seinen Bildern die Stücke zu unterstützen und nicht zu überfrachten.

Mehr Informationen zu Kartenbestellungen gibt es bei www.geierabend.de




Dortmund in einer Tüte

Seit März 2019 startete die besondere Mitmach-Ausstellung „Mein Dortmund. Eingetütet, ausgepackt und ausgestellt“ des Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK). Das Projekt stellte der Dortmunder Bevölkerung an 30 kulturellen Standorten eigens produzierte Tüten, mit mehrsprachigen Aufdrucken zur Verfügung. Es war als Angebot an die hiesige Stadtgesellschaft gedacht, diese mit Objekten und Geschichten mit einem ganz persönlichen Bezug zu Dortmund zu füllen. Das Format war nach außen gerichtet, sowohl auf analoge wie digitaler Ebene.

Die Menschen in unsere Stadt sollten zu Akteuren werden, nicht zu „passiven Konsumenten“ von Kunst in ihrem Museum (MKK). Sie finden Gehör mit ihren Geschichten und persönlichen Objekten, und treten so in einen lebendigen Dialog mit unserer Stadt ein. Eine erste Auswahl der bis jetzt um die 115 eingereichten Dortmund-Dinge ist nun ab dem 11.12.2019 im MKK zu sehen.

Teil 1 der Ausstellung „Mein Dortmund. Eingetütet, ausgepackt und ausgestellt“ wird am 11.12.2019 um 18:00 Uhr im Foyer des Museums eröffnet. Der Eintritt ist frei.

Astrid Wegner (Projektleiterin "Stadtlabor" am MKK) und Jens Stöcker (Direktor MKK) stellen die ersten Exponate von "Mein Dortmund" aus.
Astrid Wegner (Projektleiterin „Stadtlabor“ am MKK) und Jens Stöcker (Direktor MKK) stellen die ersten Exponate von „Mein Dortmund“ aus.

Zu sehen sind an über 30 Stationen unter und in Glasvitrinen Schenkungen und Leihgaben aus sieben Jahrzehnten. Zusätzlich zu lesen sind die Antworten und Statements der Dortmunderinnen und Dortmunder, die sich etwa zu ihren Lieblingsorten und weniger beliebten Plätzen äußern. Außerdem geben sie auch preis, was sie an Dortmund schätzen oder eben weniger schätzen.

Die Projektleiterin Astrid Wegner konnte sich schon jetzt über eine Vielzahl von Objekten, Gedichten, Fotografien, Filmen, Bildern oder einfallsreiche Äußerungen freuen.

Diese erste Präsentation zeigt u.a. Objekte aus den Bereichen Kunst, Kultur, Klima, vergangene und heutige Kindheit, Zukunft, Strukturwandel, Freizeit, Fußball und Mobilität.

Die aktuellsten Objekte sind Schenkungen der Fridays-for-Future-Bewegung aus diesem Sommer.

Es handelt sich um ein original Banner mit dem Aufdruck „Wir sind wütend!“. Daneben ist eindrucksvolles buntes Kleid mit dem Aufdruck „Eco statt Ego“ einer niederländischen Aktivistin vom 08.08.2019 zu sehen.

„Mit ‚Mein Dortmund‘ liefern wir eine Art Update unseres Museums“, erklärte Dr. Jens Stöcker (Direktor des MKK) beim Pressegespräch. Die Dortmunderinnen und Dortmunder bereichern mit ihren Geschichten und Erinnerungen die Dortmund-Erzählungen des Museums und bilden gleichzeitig die Vielfältigkeit der Stadtgesellschaft wieder.

Das Spannende ist aber, dass die ausgestellten Lieblingsobjekte der Menschen unserer Stadt später in Korrespondenz zu den vorhandenen Kunst im Museum gestellt werden.

So könnte etwa das eingetütete, von Relief-Aufnahmen aus der Nordstadt inspirierte Kleid (Schwarz-gelb) Kleid gut in die Jugendstil-Abteilung des MKK passen.

Eventuell entdecken die Leihgeber vielleicht aber auch selbst neue Lieblingsstücke in der Museums-Sammlung und werden wieder einmal dorthin gelockt.

Mit der Eröffnung der Preview ist die Aktion aber noch nicht abgeschlossen.

Das MKK sammelt fortlaufend weiter. Die Dortmund-Tüten(oder größere Gegenstände) können auch weiterhin zu den Öffnungszeiten des Museums abgegeben werden: Dienstag, Mittwoch, Samstag, Sonntag zwischen 11:00 und 18:00 Uhr, Donnerstag und Freitag 11:00 bis 20:00 Uhr.

Teil 2 der Ausstellung „Mein Dortmund“ eröffnet voraussichtlich am 26.02.2020.

Die ausgestellten Leihgaben der Dortmunder*innen sind dann übers ganze Museum verteilt zu sehen und werden temporär ein teil der Sammlung.




Kraftvoller Aufstand einer Fraueninitiative

Auf großes Interesse stieß die
Ausstellungseröffnung „Sich ins Geschehen werfen“ am Sonntag im
Hoesch-Museum. Im Rahmen des f2 Fotofestivals zeigt das Museum Fotos
und Exponate der Hoesch Fraueninitiative und ihrem Kampf zum Erhalt
der Stahlarbeitsplätze Anfang der 80ziger Jahre. Dieser hatte bis
jetzt im historischen Rückblick wenig Beachtung gefunden. Vor der
Museumstür schürte Museumsmitarbeiter Karl-Heinz Jenrich, stilecht
im silbernen Hitzeschutzanzug gekleidet, das Feuer in einer
Feuertonne.

Zur
Eröffnung der Ausstellung sprachen u.a. Dr. Karl Lauschke,
Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V. (2.v.li) und Isolde
Parussel (re.) einführende Worte. Die Leiterin des Hoesch-Museums
ordnete die 22 Fotos der Schau als zeithistorische Fotografien und
nicht als zeitgenössische Bilder ein. Der Betrachter könne erleben
wie zeitlos Solidarität ist und was ein gemeinsames Einstehen für
ein Ziel bewirken könne. Hier nahm sie auch Bezug auf die
Solidarität und Demonstrationsstärke der ehemaligen DDR-Bürger,
die den Fall der Mauer zur Folge hatte.

Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V. (2.v.li) und Isolde Parussel (re.) bei der Eröffnung der Ausstellung.
Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V. (2.v.li) und Isolde Parussel (re.) bei der Eröffnung der Ausstellung. (Foto: © Anja Cord)

Die
schwarzweiß Fotos des Dortmunder Fotografen Gisbert Gramberg stehen
im Zentrum der Ausstellung. Er begleitete damals die Aktionen der
Frauen mehrere Monate in einer freien Fotoarbeit, die heute einen
Einblick in das intensive Engagement der Protestierenden geben. Es
sind die Originalabzüge aus der damaligen Zeit. Aber auch die
Exponate wie die Unterschriftenlisten, ein Liederbuch der Initiative
oder ein Zeitungsbericht über die Hungerstreikenden vermitteln
eindrücklich die Intensität der Auseinandersetzung.

Auslöser
der Aktivitäten war die Stahlkrise der 70iger Jahre die in
Entlassungen und Werksschließungen zu enden drohte. Die beteiligten
Frauen, viele von Ihnen waren in anderen Berufen tätig, schlossen
sich aus Überzeugung mit den Stahlarbeiterfrauen zusammen um für
den Erhalt der Werke und damit der Arbeitsplätze zu kämpfen. Sie
organisierten zahlreiche Infostände in den Stadtteilen und
beteiligten sich an Demonstrationen. Mit dem Verkauf von
„Arbeitsplätzchen“ sammelten sie Spenden, an einem Tag vor der
Reinoldikirche sammelten sie gemeinsam mit den Stahlwerkern 13000
Unterschriften gegen die Werksschließungen. Der Slogan lautete
„Stahlwerk jetzt, später oder gar nicht?“

Große
Bewunderung und Unterstützung erlangten 7 Frauen der Initiative, die
Anfang Februar 1981 für drei Tage vor dem Tor 1 der Westfalenhütte
in einen Hungerstreik traten.

Mit
Rita Schenkmann-Raguse (re.)und Brigitte Sonnenthal-Walbersdorf (li.)
waren die zwei Zeitzeuginnen anwesend, die ihr Archivmaterial für
die Konzeption einer Ausstellung zur Verfügung gestellt hatten. Die
Auswertung der umfangreichen Unterlagen übernahmen Svenja Grawe von
der Ruhr Universität Bochum und Frederic Roth von der TU Dortmund.

Zwei Zeitzeuginnen: Rita Schenkmann-Raguse (re.)und Brigitte Sonnenthal-Walbersdorf (li.)
Zwei Zeitzeuginnen: Rita Schenkmann-Raguse (re.)und Brigitte Sonnenthal-Walbersdorf (li.) (Foto: © Anja Cord)

Die
Ausstellung läuft bis 9. Februar 2020. Öffnungszeiten des Museums
sind Di./Mi. 13h bis 17h, Do 9h bis 17h, So 10h bis 17h




Weihnachtausstellung mit Engeln und mehr von Wendt & Kühn

In diesem Jahr zeigt die traditionelle Weihnachtsausstellung im
Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) in Dortmund vom 16.
November 2019 – 01. März 2020 künstlerische Musikantenengel, Elf
Punkte Engel und Anderes in verschiedenen Größen von Margarete
Wendt (1887 – 1979), Margarete Kühn (1902 – 1995) und Olly (Olga)
Sommer, später Wendt (1896 – 1991).

Unter dem Motto „Himmlischer Besuch aus dem Erzgebirge, Wendt & Kühn zu Gast in Dortmund“ steht die 1915 gegründete Manufaktur (Wendt & Kühn) im Mittelpunkt. In der Ausstellung erfährt man nebenbei historisches zum Werdegang der drei Frauen und ihren Weg zu selbstbewussten Unternehmerinnen. Der Vater von Grete Wendt war Albert Wendt, ab 1884 Leiter der erzgebirgischen Ausbildungsstätte für Holzhandwerker. Das Ziel war, die durch billige Massenware gefährdete sächsische Spielzeugproduktion zu modernisieren und zu verbessern. Die Tochter genoss eine breit ausgelegte Ausbildung als Designerin. Sie entwickelte für damals moderne Deko-Artikel mit unverwechselbaren Entwürfen. Im Jahr 1912 wurden die ersten speziellen Engel in verschiedenen Größen entworfen. Die orchestralen Engel entstanden um 1920, erklärte die Kuratorin Dr. Cordula Bischoff beim Pressegespräch.

Der 5-stufige Engelberg von "Wendt & Kühn" ist ebenfalls in der Weihnachtsausstellung "Himmlischer Besuch aus dem Erzgebirge" im MKK zu sehen.
Der 5-stufige Engelberg von „Wendt & Kühn“ ist ebenfalls in der Weihnachtsausstellung „Himmlischer Besuch aus dem Erzgebirge“ im MKK zu sehen.

Die liebevoll
gestalteten und bemalten Figuren wurden auch zu einem Exportschlager.
Zu sehen sind kunstvolle Figuren wie etwa der „Spardosen
Weihnachtsmann“, die Knauldame „Biedermeier-Dame“, Engel mit
Baum und Korb, Engel mit Flöte, und Musikantenengel mit 5-stufigem
Engelberg samt Maria und Christuskind u.s.w..

Zeugnisse
schriftlicher oder anderer Art belegen den Werdegang dieser bekannten
Manufaktur auch als „Marke“, deren Entwürfe auch für die
Werbung genutzt wurde.

Am 15.11.2019 ist im
MKK um 19:00 Uhr Eröffnung der Ausstellungen. Wie immer gibt es ein
umfangreiches Begleitprogramm für die ganze Familie.

Öffentliche Führungen am Sonntag, den 24.11.2019/ 12.01.2020/ 08.02.2010 ab 15:00 Uhr für 3,- Euro pro Person. Adventsnachmittag für Familien am 01.12.2019 um 14:15 (Kurzführung) sowie ab 15:30 noch ein Weihnachtliches Familienkonzert mit „lebenden Engel“ der Musikschule Dortmund. Eintritt frei.

Am Dienstag , den
03.12.2019 gibt es von 14:30 bis 16:330 Uhr Salongeschichten zur
Weihnachtsausstellungen mit Kaffee und Kuchen. (10,- Euro pro
Person).

Am 05.12.2019 bietet
Marlis Rokitta M.A. mit einem Gastvortrag ab 18:00 Uhr Einblicke in
die Geschichte der Manufaktur Wendt & Kühn. Eintritt frei.

Am Samstag, den 07.12.2019 findet ab 19:00 Uhr im MKK „Das MitSingDing… alle singen hit!“ mit Stefan Nussbaum statt. Eintritt: 9,00 Euro pro Person. Karten ab dem 15.11.2019 im MKK erhältlich.

Am Sonntag, den
08.12.2019 findet ein Adventsnachmittag für Familien ab 14:15 Uhr
mit offenem Bastelangebot (Materialkosten 2.00 Euro).

Das beliebte Erzählcafé zur Weihnachtsausstellung gibt es am 14.12.2019 von 15:00 bis 16:30 Uhr Moderation: Dr. Marion Grob, WDR-Journalistin. Mit Kaffee und Kuchen. Pro Person 5,- Euro.

Kitas und Schulklassen können sich gerne unter info.mkk@stadtdo.de zu Führungen anmelden.




Geierabend 2020 im Zeichen von James Bond

Am 11.11.2019 um 11:00 Uhr stellten traditionell die Macher des
alternativen Dortmunder Karnevals „Geierabend“ ihr neues Programm
für die Session 2020 in groben Zügen im Theater Fletch Bizzel vor.

Sie steht unter dem Motto „Mein Name ist Pott, RuhrPott“. Da kommen doch dem einen oder anderen sofort gewisse Assoziationen. Richtig, wir denken gleich an Agent 007, James Bond. Der wurde nämlich am 11.11.1920 in Wattenscheid geboren. Somit ist er genauso alt wie der Pott. Bei den Problem mit dem Klima und vielen politischen Brandherden ist einer wie 007 vielleicht von Nöten?

Ebenfalls 100 Jahre
wird der Regionalverband Ruhr (RVR), der mit seinen
Regionalplan-Desaster sich für die Nominierung für den beliebten
Pannekopp-Orden aus 28 kg Stahl (für Verdienste ums Ruhrgebiet) ins
Gespräch bringt. Nach Ansicht des „Steiger“ Martin Kaysh ist er
wohl eher chancenlos.

Regisseur
Heinz-Peter Lengkeit versprach ein buntes, knackiges und geiles
Programm mit einer gesunden Mischung aus Klamauk, ironischem
Hintersinn und guten musikalischen Beiträgen.

Der Geierabend hat 2020 was zu feiern: Nicht nur der Pott (Regionalverband Ruhr) wird 100 Jahre, sondern auch der Wattenscheider James Bond. Der Präsident (Roman Henri Marczewski) und der Steiger (Martin Kaysh) bereiten die geburtstagsfeierlichkeiten vor.
Der Geierabend hat 2020 was zu feiern: Nicht nur der Pott (Regionalverband Ruhr) wird 100 Jahre, sondern auch der Wattenscheider James Bond. Der Präsident (Roman Henri Marczewski) und der Steiger (Martin Kaysh) bereiten die Geburtstagsfeierlichkeiten vor.

Im Mittelpunkt wird
die Klimakatastrophe stehen, aber zum Beispiel auch die Befreiung
Wattenscheids von Bochum und die Rettung der SG Wattenscheid durch
den Mann im Geheimdienst ihrer Majestät. Weiterhin bieten die Geier
auch Lifestyle pur. Weitere Themen sind etwa Rassismus und
Kramp-Karrenbauers Kriegslust.

Auch vor dem
Geierabend macht der Strukturwandel nicht halt. So wird die Session
2020 die letzte mit zwei wichtigen Säulen in der 28-jährigen
Geschichte dieses besonderen Ensembles sein.

Für Franziska Mense-Moritz als stimmgewaltige Frau aus der Raucherecke mit Südtribünen-Hintergrund und für den wandlungsfähigen Bühnenwutbürger Hans Peter Krüger ist am Aschermittwoch 2020 Schicht im Schacht.

Sie werden aber
weiterhin aktiv sein. Mense-Moritz als Teil der „POTTROSEN“ mit
Susan Kent ab dem 12.06.2010 im Theater Fletch Bizzel mit einem
kabarettistischen Musiktheater, und Hans Peter Krüger möchte sich
weiter auf seine Theaterarbeit fokussieren.

Andreas „Obel“
Obering wird auch in der neuen Session wieder als Bereicherung dabei
sein.

Jüngere
Nachwuchskräfte (30 – 40 Jahre) mit schon etwas Erfahrung im
Bereich Comedy für das Geierabend-Ensemble werden zur weiteren
Auffrischung gesucht, so Martin Kaysh. Zu hoffen ist, dass der
„Strukturwandel“ dann gelingt.

Es wird 37 Vorstellungen vom 03. Januar – 25. Februar 2020 in der Zeche Zollern in Dortmund-Bövinghausen geben. Preise: 39,00 € / ermäßigt: 20,90 €

Eröffnet wird die
neue Session am Freitag, den 03. Januar 2020 .

Vorverkauf und
Programm-Flyer gibt es sowohl beim Veranstalter Theater Fletch Bizzel
wie auch an verschiedenen Vorverkaufsstellen der Stadt (z.B.
Mayersche Buchhandlung, Leserladen der Westfälischen Rundschau).

Vorverkaufsstellen
außerhalb Dortmunds: LeserLäden und LeserServices mit
Kartenvorverkauf der WAZ/WR – (Funke-Mediengruppe)

Online Tickets &
Infos unter www.geierabend.de

Übrigens: Am
Karnevalswochenende (Samstag) können Interessierte das Programm im
WDR 5 hören.




Ausstellung erinnert an Hoesch-Fraueninitiative

Im Rahmen des diesjährigen f² Fotofestivals in Dortmund zum Thema
„Gerechtigkeit“ bietet das Hoesch-Museum vom 09. November 2019
bis zum 09. Februar 2020 einen interessanten Beitrag unter dem Titel
„Sich ins Geschehen werfen“.

Erinnert wird an
den in Vergessenheit geratenen starken Einsatz der
Hoesch-Fraueninitiative in den vier Monaten Ende 1980 bis in den
Februar 1981 hinein für den Erhalt der Arbeitsplätze in der
Westfalenhütte. Die Chefetage von Hoesch hatte damals ihr
Versprechen zurückgenommen, ein neues modernes Stahlwerk zu
errichten, um den 13.000 verbliebenen Arbeitskräften ihre
Lebensgrundlage zu erhalten.

Mit 25 Fotografien
(zeitgenössische Abzüge) in schwarz-weiß vom Dortmunder
Foto-Designer Gisbert Gerhard sowie einigen Archivarien (Dokumente,
Unterschriftensammlungen und anderen Stücken) wird diese
aufrührerische Zeit wieder lebendig gemacht.

Zu sehen ist das originale Banner des damaligen Hungerstreiks der Hoesch-Fraueninitiative, vergrößerte Fotos und Dokumentationen der vielen Aktionen (z.B. Unterschriftensammlungen). Gisbert Gerhard hatte die Widerstandskraft der Frauen während der ganzen Zeit fotografisch begleitet.

Rita Schenkmann-Raguse erzählte über die ereignisreiche Zeit Anfang der 80er Jahre.
Rita Schenkmann-Raguse erzählte über die ereignisreiche Zeit Anfang der 80er Jahre.

Eine der beteiligten Zeitzeuginnen ist Rita Schenkmann-Raguse. Sie ist eine der wichtigen Aktivistinnen der Fraueninitiative. Beim Pressegespräch im Hoesch-Museum erzählte sie lebendig von dieser bewegenden Zeitspanne. Es wurde nach und nach eine politische Welle in aufrührenden Zeiten angeschoben. Auch normale „Hausfrauen erhoben damals mutig ihre Stimme „Stahlwerk jetzt!“. Die Solidarität gegenüber den Betroffenen wuchs. „Es war eine Schule des Selbstbewusstseins“, so Schenkmann-Raguse. Es wurde sich einfach in das „Geschehen geworfen“.

Dabei waren die
Frauen unabhängig von ihrer Herkunft, Beruf und persönlicher
politischer Position gemeinsam aktiv. Von Vorwürfen der
Instrumentalisierung von Parteien konnten sie sich freimachen . Allen
gemeinsam (ob direkt mit Hoesch verbunden oder nicht) war die
Einsicht in die Notwendigkeit, sich für die Zukunft der Gesellschaft
zu engagieren. Stadtweit schlossen sich sich verschiedene
Bürgerbewegungen an. Auch die Liedermacherin Fasia Jansen aus
Hamburg unterstützte das Engagement der Frauen.

Das Hoesch-Museum
arbeitete das reichhaltige Konvolut gemeinsam mit zwei Studierenden
der TU Dortmund und der Ruhr-Universität Bochum auf. Svenja Grawe
kuratiert dabei die Ausstellung mit.

Die Ausstellung ist
in in Abschnitte eingeteilt und geht von den Anfängen der
Hoesch-Fraueninitiative, über die Vorbereitung und Durchführung
einer Demonstration bis letztendlich zum kurzen Hungerstreik als
Zeichen.

Zudem ist auch eine
zwanzigminütige Filmdokumentation von Studierenden aus der Zeit zu
sehen.

Eine hochaktuelle
Ausstellung, die deutlich macht, wie wichtig gerade auch bei den
vielen „Brandherden“ in der Gesellschaft Widerstand und
gemeinsames Eintreten für humanitäre Interessen ist. Damals waren
es starke Frauen, die mutig Zeichen gesetzt haben.

Die Ausstellung wird
am Sonntag, den 10.11.2019 um 11.00 Uhr im Hoesch-Museum von Isolde
Parussel (Leiterin des Museums) eröffnet. Zur Eröffnung ist das
fünfköpfige Ruhrgebiets-Ensemble „Vokalrunde“ zu hören, das
eigens zu diesem Anlass ein Lied geschrieben hat. Übrigens: Ein
Ensemble-Mitglied ist die Nichte der Friedensaktivistin und
Liedermacherin Fasia Jansen!

Begleitprogramm: Donnerstag, 28. November 2019 um 18:00 Uhr: Museumsgespräch: „Unsichtbare Motoren“ . Die Fraueninitiative Hattingen während des Hüttenstreiks 1986/87. Referentin: Alicia Gomy (Institut für soziale Bewegungen Bochum). 02. Februar 2020, 11.00 Uhr Sonntagsmatinee: Der Hungerstreik 1981 der Hoesch-Fraueninitiative mit Rita Schenkmann-Raguse, Brigitte Sonnenthal-Walbersdorf und weiteren Zeitzeuginnen.

Ein Bericht der Ausstellungseröffnung von unserer Kollegin Anja Cord: https://ars-tremonia.de/kraftvoller-aufstand-einer-fraueninitiative/