Digital ist besser – auch fürs Theater?!

Wie man den Songtitel von Tocotronic interpretiert, bleibt jedem selbst überlassen, aber das Digitale wird auch die Welt des Theaters verändern. Die Bretter, die die Welt bedeuten, werden sich wandeln müssen, wenn sie in einer Welt voller digitaler und virtueller Möglichkeiten bestehen möchten.

Das Theater der Zukunft soll die Akademie für Digitalität und Theater begleiten, die mit ihrer ersten Konferenz „ENJOY COMPLEXITY – Konferenz für Digitalität und Theater“ vom 23. bis zum 25. Februar 2018 in der ehemaligen Grundschule in Dortmund-Kley ihr erstes Lebenszeichen von sich gab. Die Akademie soll als sechste Sparte des Theaters fungieren.

Die Presseführung zeigte bereits Einblicke in die Zukunft: Mario Klingemann zeigt wie neuronale Netze halb-autonom Bilder und Filme generieren. So erhofft er sich Antworten auf die Fragen, wie Kreativität, Kunst und deren Wahrnehmung funktionieren.

"Amygdala" von Mario Donnarumma in Aktion. Amygdala ist ein Gebiet im Gehirn, das für Emotionen wie Angst zuständig ist.
„Amygdala“ von Mario Donnarumma in Aktion. Amygdala ist ein Gebiet im Gehirn, das für Emotionen wie Angst zuständig ist.

Beeindruckend war auch die Installation von Marco Donnarumma. Seine Installation „Amygdala“ ist ein Roboterarm, dessen Aufgabe es ist, ein Ritual namens „Hautschneiden“ zu lernen. Seine Bewegungen sind nicht vorprogrammiert, sondern reagieren spontan und schrittweise durch die Aktivität der neuronalen Netzwerke.

Augmented Reality ist das Thema der Mixed Reality-Installation „VerteXplusfuxxtorX“ von Chris Bruckmayr und den Ragdoll Twins. Hier kann man durch den Blick eines Tablets in eine veränderte Welt blicken, in der das reale Leben mit dem digitalen verschmelzen kann.
Die Dortmunder Firma „Puppeteers“ beschäftigt sich mit Thema Motion-Tracking. Die kreative Möglichkeit dies jetzt auch in Echtzeit darstellen zu können, eröffnet ganz neue Perspektiven für innovative experimentelle und künstlerische Darstellungsformen.

Die Konferenz fand aber nicht nur in der Kleyer Grundschule statt, sondern es gab für die Teilnehmer auch die Möglichkeit, am Schauspielhaus einige Vorstellungen zu besuchen wie beispielsweise „4.48 Psychose“. Hierzu gehörte auch das Konzert von Moritz Simon Geist, dessen elektronische Tanzmusik von zahllosen Robotern live erzeugt wurde. Ein spannendes Konzerterlebnis mit Licht, Sound und Video.




Im Klangrausch von Sergej Rachmaninow

Das 5. Philharmonische Konzert am 20./21.02.2018 unter dem Titel „klang_rausch“ stand ganz im Zeichen des russischen Komponisten Sergej Rachmaninow (1873-1943). Im hiesigen Konzerthaus spielte die Dortmunder Philharmoniker unter der professionellen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz drei Werke aus verschiedenen Schaffensperioden des virtuosen russischen Pianisten und genialen Komponisten. Die drei ausgewählte Werke gehören zu seinen Eindrucksvollsten und entstanden alle im Ausland. Durch politische Zwänge sah sich Rachmaninow genötigt, viele Lebensjahre im Ausland zu verbringen. Russische Elegie und emotionale Tiefe wurden von neuen Eindrücken in Verbindungen mit dem schmerzlichen Heimatverlust beeinflusst.

Die „Toteninsel“ – eine Sinfonische Dichtung für großes Orchester op. 29 (1909), wurde durch das gleichnamige Bild (gesehen in Paris) des schweizer Symbolisten Arnold Böcklin inspiriert.

Das Bild zeigt eine schroffe Felsenlandschaft mit hohen Zypresse und Grabkammern in den Klippen. Auf dem dunklen Wasser fährt ein kleiner Kahn mit einem stilisierten Steuermann, einem Sarg sowie eine ominöse weiße Gestalt.

Dieses Sinnbild für „Sympathie mit dem Tod“ verwandelt Rachmaninow in ein tief emotionales musikalisches Klangerlebnis. Das Orchester vermittelte es dem Publikum sensibel und eindringlich. Als Ergänzung fügte der Komponist in seinem Mittelsatz mit idyllischen Flötentönen noch einen musikalischen starken Kontrast ein.

Ein leise Erinnerung an das „süße Leben“ und dann der folgende schmerzhafte Abschied.

Das folgende 4. Klavierkonzert g-Moll op. 40 (Uraufführung 1927) entstand in den USA. Der junge Pianist Alexander Krichel (ECHO Klassik als Nachwuchskünstler 2013 für sein Debüt-Album „Frühlingsnacht“) konnte bei dem Facetten- und abwechslungsreichen musikalischen Ausdrucksformen sein ganzes virtuoses Können und Feingefühl zeigen. Der Wechsel von düsteren und hellen Klängen, Einflüsse von von romantischen und temperamentvollen Passage waren sehr anspruchsvoll. Einflüsse von amerikanischer Stummfilmmusik oder Jazz-Elementen sind erkennbar.

Die unterschiedlichen Stimmungen des 4. Klavierkonzertes von Rachmaninow interpretierte Alexander Krichel sehr gekonnt. (Foto: © Anneliese Schürer)
Die unterschiedlichen Stimmungen des 4. Klavierkonzertes von Rachmaninow interpretierte Alexander Krichel sehr gekonnt. (Foto: © Anneliese Schürer)

Die Musik wechselt bis zum starken Finale ständig hin und her. Zum „Herunterkommen“ gab es (20.02.2018) noch eine gefühlvolle Zugabe des Pianisten aus eigener Feder für das begeisterte Publikum.

Wie schon die anderen Sinfonien von Rachmaninows wurde auch auch die „Sinfonischen Tänze op. 45“ mit dem hiesigen Orchester nach der Pause live (für eine CD) eingespielt.

Die 1941, zwei Jahre vor dem Tod des Komponisten in den USA, uraufgeführten Sinfonischen Tänze sind vor dem Hintergrund der dunklen Zeit (Zweiter Weltkrieg) entstanden. Die Untertitel der drei Sätze, Mittag , Abenddämmerung und Nacht deuten auf eine Art Lebensrückblick hin.

Im Verlauf der drei Sätze sind verschiedene gegensätzliche Stile zu hören. Rhythmische an Märsche erinnernde Klänge Wechsel mit heiteren Walzerklängen, Fragmenten aus der musikalischen Vergangenheit Rachmaninows. Nach einer Steigerung der Musik geht es über in einen traurig-melancholische liturgischen Kirchengesang verbunden gregorianische Dies irea-Motiv (typisch für Rachmaninow) als Hinweis auf den Tod. Alles läuft auf einen dramatischen Totentanz hinaus, der durch ein gewaltiges Finale mit Sehnsucht nach Erlösung befreiend endet.




Wertvoll – Eine Geschichte um die schwierige Selbstfindung

Die Stückentwicklung „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“ von Regisseurin und Schauspielerin Johanna Weißert und Autor Klaus Fehling hat am Freitag, den 23.02.2018 um 19:30 Uhr im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater seine Uraufführung. Es ist eine Auseinandersetzung mit unserer modernen „Optimierungsgesellschaft“ und deren Mechanismen.

Protagonist der Geschichte ist der junge Erwachsene Alexander. Ausgangspunkt ist ein Unfall, bei dem dieser wie andere als „Gaffer“ mit dem Smartphone Fotos von dem Geschehen schießt. Die tut er, so die Regisseurin, um überhaupt etwas fühlen zu können. Sein Leben, von seiner Geburt bis jetzt, wird rückblickend dargestellt.

Thorsten Schmidt als "Alexander" im KAmpf mit dem Über-Ichs in "Wertvoll – am besten bist du als du selbst". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Thorsten Schmidt als „Alexander“ im KAmpf mit dem Über-Ichs in „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Er gehört zur sogenannten „Generation Youtube“ oder Generation C (Verbindung, Gemeinschaft, Kreation und Kuration). Grundstein seiner Entwicklung legen seine „Helikopter-Eltern“, die versuchen, in jeder Situation das Beste aus ihrem Kind herauszuholen. Das sei für ein erfolgreiches Leben doch so wichtig. Sie kontrollieren das Leben ihres Sohnes bis ins kleinste Detail. Es geht nicht darum, sich selbst zu fühlen und eine kritisch reflektierende Persönlichkeit zu werden. Wichtig ist, was in der neuen Social Media Plattformen als Werte für die „Community“ verbreitet wird. Es geht darum, was man nach außen darstellt. Bedeutend sind die „Klicks“, die man auf „Youtube“ und den anderen Plattformen bekommt. Das gewaltige „Über-Ich“ setzt unter Druck. Am Ende steht ein Mensch, der nur „leere Luft entwickelt.“ An seine Liebe aus frühesten Kindertagen kommt er letztendlich nicht heran, weil die „Lebensplanungen“ nicht zusammen passen. Denen wird alles untergeordnet.

Erzählt wird, wie die Regisseurin verriet, viel über Bild-Assoziationen und die Musik wird als Verstärker eingesetzt. Für Johanna Weißert fehlen den Jugendlichen heute Reibungspunkte mit den Eltern (Erwachsenen). Es darf laute Musik gehört werden, und die Eltern kennen sich zumeist mit „Youtube“ aus. Zuhause ist es bequem, und Schwierigkeiten wurden von Kindesbeinen aus den Weg geräumt. Aufführungsdauer ist ungefähr 75 Minuten.

Informationen über weitere Vorstellungsterminen und zu Kartenwünschen erhalten Sie unter www.theaterdo.de.




Ende der Geierabend-Session 2018 mit einem weinendem Auge

Der Ruhrpott-Karneval Geierabend 2018 beendet seine Session mit einem lachenden und einem weinendem Auge.

Wie die Organisatoren beim Pressetermin einem Tag vor Aschermittwoch erklärten, waren die 36 Vorstellungen unter dem Motto „Bye Bye Bottrop“ ausverkauft, mehr als insgesamt 15.000 Zuschauer ließen sich den alternativen Karneval aus Dortmund mit seinen Vorstellungen auf Zeche Zollern nicht entgehen. Der Geierabend ist für viele Menschen im „Pott“ Kult.

Wer nicht dabei sein konnte, kann sich den Drei-Stunden-Mix aus Comedy, Satire und Kabarett zur Zeit im Comedy-Portal des WDR als Videostream in voller Länge anschauen.

„Bye Bye“- heißt es nicht nur für die schöne Session oder für die Steinkohle, sondern auch für zwei langjährige tragenden Säulen des Geierabends. Der kreative Musiker, Autor und Komponist Hans Martin Eickmann (von „Die Zwei vonne Südtribüne“) und Autor, Regisseur Günter Rückert gehen am Ende der Spielzeit nach 21 Jahren in den (Un)-Ruhestand.

Da kam schon bei der Abschluss-Pressekonferenz  ein wenig Wehmut auf. Die Beiden bekamen nicht nur einen großen Blumenstrauß, sondern bedankten sich mit einem auf ihre Geierabend-Zeit umgeschriebene Version von „Schön war, schön war die Zeit“…

Hans Martin Eickmann (links) und Günther Rückert beim Abschiedsständchen. Wehmütig beobachtet vom Präsidenten Roman Henri Marczewski.
Hans Martin Eickmann (links) und Günther Rückert beim Abschiedsständchen. Wehmütig beobachtet vom Präsidenten Roman Henri Marczewski.

Bei der letzten Vorstellung auf Zeche Zollern am Dienstagabend werden sicherlich ein paar Tränen fließen.

Dort erwartet das Publikum aber auch ein besonderer Höhepunkt. Die Verleihung des Pannekopp-Orden aus harten Stahl für „besondere“ Verdienste um das Ruhrgebiet. Während der 36 Geierabenden hatten die Zuschauer Gelegenheit, per Applaus über zwei Kandidaten abzustimmen.

Zum einen war da NRW-Ministerpräsident Armin Laschet als „Herr der Ringe“ für seine Idee, die Olympischen Spiele ins Ruhrgebiet zu holen. Ambitioniert – angesichts eines gewaltigen Sanierungsstaus im Bereich der Sportstätten.

Ebenfalls zur Wahl stand lit.COLOGNE mit ihrem ambitionierten Vorschlag für eine „Alphabetisierung vom Ruhrgebiet“ durch das Literaturfestival.

Das Ergebnis: Bei 34 der 35 Shows und ebenfalls bei der Online-Abstimmung auf der Geierabend-Website lag Laschet deutlich vorn. Ob er den „schweren“ Orden annehmen wird?

Übrigens: Es gibt auch in diesem Jahr ab dem 20. Juli wieder „Geierabend Open Air“ (Tante Amanda, Mosselde 149, Dortmund 44357).




Musikalische Wunderwelten beim 2. Konzert Wiener Klassik

Das 2. Konzert Wiener Klassik der Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz im Konzerthaus unserer Stadt stand unter dem Motto „wunder_welten“. Drei Werke des schon früh als „Wunderkind“ bekannten Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) standen auf dem Programm.

Der Abend begann mit einem musikalischen Werk aus der jüngeren Schaffensperiode (1774) von Mozart. Die Ouvertüre zu der Oper „La finta giardiniera“ KV 196 (Die Gärtnerin aus Liebe) entstand in einer schwierigen Umbruchzeit (nach seiner Zeit als Kinderstar) für den Komponisten. Es war eine Auftragsarbeit für eine Oper zur Karnevalssaison im Jahr 1774. Die Ouvertüre nimmt schon den musikalischen Kosmos von Liebesverstrickungen der Oper vorweg.

Hektische Verwirrung bis zur Liebeserfüllung finden ihre Ausdruck in den drei Sätzen. Der erste Satz ist eher unnachgiebig vorantreibend, der zweite eher getragen ruhiger. Der dritte Satz ist eine Art Symbiose aus den ersten beiden, die abschließend zu einem fröhlich-heiteren Finale durch die Streicher führt.

Nur ein Jahr später (1775) entstand eines von Mozart in kürzester Zeit komponierte Violinkonzert. Für das 5.Violinkonzert A-Dur KV 219 konnte als Solist der italienische Violinist Edoardo Zosi (1988 in Mailand geboren) gewonnen werden.

Er bewies seine große Virtuosität am Instrument sowie viel Sensibilität bei den innigen, ruhigen und emotionalen Passagen. Das 5. Violinkonzert endet langsam steigernd und gipfelt in einem großen Finale.

Edoardo Zosi spielte das 5. Violinkonzert von W.A. Mozart. (Foto: © Mino Boiocchi)
Edoardo Zosi spielte das 5. Violinkonzert von W.A. Mozart. (Foto: © Mino Boiocchi)

Nach der Pause wurde mit der Sinfonie C-Dur KV „Jupiter“ eines der bekanntesten Sinfonien aus den späten Krisenjahren Mozarts (1788, drei Jahre vor seinem Tod) gespielt. Der festliche Beginn mit feierlichen Paukenschlägen und mehreren C-Dur Akkorden lässt ahnen, wieso diese Sinfonie „Jupiter-Sinfonie“ genannt wird.

Es folgt ein musikalische Wechselbad. Der eher zurückgenommene zweite Satz (Adagio) mit den von Mozart bekannten „verspielten“, wechselt mit aufwühlenden rasanten Passagen. Mozart liebt das Spiel mit den verschiedenen Farben der Instrumente und im Mittelteil beschleunigt sich das Tempo zu einem flinken Tanz.

Zwischendurch sind aber durchaus auch melancholische Momente.

Den Höhepunkt bildet das grandiose Finale. Aus nur vier Anfangstönen der ersten geigen entwickelt Mozart eine durch die Kraft der Füge entfachtes kompositorisches Meisterwerk. Am Ende werden bis zu fünf Fugen gleichzeitig gespielt!




Mistero Buffo – humanistische Groteske und episches Theater

Das Theater im Depot zeigt am 17.02.2018 in einer Premiere Mistero Buffo – eine humanistische Groteske nach Dario Fo (1926-2016) unter der Regie von Alexander Olbrich. Es ist die zweite Arbeit des jungen Regisseurs nach seinem Abschluss des Studiums an der Folkwang Universität der Künste (Regie).

Mistero Buffo bedeutet groteske Darbietung. Der Stücktext von Dario Fo (1969) ist eine Sammlung von biblisch inspirierten Geschichten, in darauf ausgelegt sind, dass Mitgefühl mit den Abgehängten zu wecken und die Mächtigen der Lächerlichkeit preis zu geben. Dazu muss man wissen, dass in den 70er Jahren des 20igsten Jahrhunderts das epische Theater (in Deutschland durch Berthold Brecht bekannt) auch in Italien Konjunktur hatte. Ziel war die Darstellung großer gesellschaftlicher Konflikte wie Krieg oder soziale Ungerechtigkeiten Revolution oder ähnliches. Mittels eines Erzählers wurde das auf der Bühne dargestellte kommentierend begleitet.

Dario Fo war in den 70er Jahren mit seinem szenischen Monolog Misterio Buffo gleichzeitig gefeiert und als enfant terrible von reaktionärer Seite abgelehnt. Mit einfachen Mitteln des politischen Volkstheaters und der Verfremdung sagte er mit nur einem Schauspieler auf der Bühne den Machthabern verschiedenster Art den Kampf an.

Der Schauspieler in dem Einpersonenstück in der Inszenierung von Olbrich ist der junge Schweizer Severin Mauchle. Der Regisseur greift vier biblisch inspirierte Episoden aus Mistero Buffo auf und aktualisiert sie durch aktuelle Bezüge. Dabei spielt die parodistische Kommentierung des Dargestellten durch einen als „Spielmann“ bezeichneten Person eine wichtige Rolle. Es beginnt mit der Erwartung der Auferstehung des Lazarus.

Regisseur Alexander Olbrich bringt das epische Theater mit Mistero Buffo nach Dortmund.
Regisseur Alexander Olbrich bringt das epische Theater mit Mistero Buffo nach Dortmund.

Musikalisch begleitet wird der Abend auf der Bühne musikalisch von der Maria Trautmann Band (Maria Trautmann Jazz-Posaune und Tom Hellenthal am Schlagzeug).

Da es insbesondere um episches Theater und einem selbstkritischen Umgang mit dem eigenen theatralen Anspruchsdenken geht, tritt der Regisseur, wie verraten wurde, als Teil der Inszenierung zu Beginn mit einem Epilog und dann noch einmal am Ende auf.

Die Aufführung dauert zirka anderthalb Stunden.

Karten für die Premiere am 17.02.2018 um 20:00 Uhr, am 18.02.2018 um 18:00 Uhr oder am 10.03.2018 um 20:00 Uhr sowie den 11.03.2018 um 18:00 Uhr unter Telefon: 0231/9822336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de




Das Concordia-Ladenlolal als Inkubator für den Kreativsektor

Die KulturMeileNordstadt e.V. feiert in diesem Jahr nicht nur ihr 10-jähriges Bestehen, sondern hat nun zumindest bis zum 30.06.2018 zusammen mit dem ConcordiArt e.V. in dem bekannten Concordia-Haus am Borsigplatz im Norden von Dortmund ein neues Domizil bezogen. In diesem besonderen Gründerzeithaus wurde früher im Lokal zum Tanz gebeten, später fanden darin verschiedenen Künstler und Selbständige ein Zuhause. Dank der Unterstützung durch den Spar- und Bauverein eG von 9.000 € konnte die Anmietung für die ersten sechs Monate in diesem Jahr realisiert werden. Die Kooperation soll sowohl die Vernetzung mit anderen Vereinen wie etwa die Machbarschaft Borsig 11 e.V. oder artsenico e.V. noch verstärken und die bekannte Landmarke langfristig als Kulturort erhalten.

Der Kreativsektor ist nicht nur ein Imagefaktor für die Stadt, sondern auch von wesentlicher Bedeutung für eine umfassende Stadtentwicklung, Kultur- und Kreativwirtschaft, so Thomas Westphal von der Wirtschaftsförderung in Dortmund.

Das Concordia-Haus in grauer Vorzeit. Jetzt soll es zum Kreativ-Zentrum in der Nordstadt werden.
Das Concordia-Haus in grauer Vorzeit. Jetzt soll es zum Kreativ-Zentrum in der Nordstadt werden.

Die Kernbereiche des neuen Inkubators am Borsigplatz bestehen aus Kunstmarkt, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Werbemarkt und Musikwirtschaft.

Der Wirkungsbereich soll sich auch bis zum Gebiet der ehemaligen Westfalenhütte erstrecken.

Neben dem Kreativ.Quartier an der Rheinischen Straße (Unionviertel) soll ein weiteres „Kreativ.Quartier Echt Nordstadt“ im Hinblick auf die zukünftige Ausgestaltung einer lokalen Kreativökonomie entwickelt werden.

Annette Kritzler (KulturMeileNordstadt e.V.) betonte beim Pressetermin, dass daneben aber nicht die wichtige Funktion des Concordia-Ladenlokals als CaféTreffpunkt für die Bevölkerung der Umgebung nicht außer acht gelassen werden sollte. Am Borsigplatz gibt es sonst kein gemütliches Café.




Das Internat – ein Theatergemälde im Stil der Schwarzen Romantik

In Kooperation mit Absolventen des 2. Studiengangs Schauspiel der Essener Folkwang Universität der Künste zeigte das Schauspiel Dortmund in einer Uraufführung am 09.02.2018 Das Internat von Ersan Mondtag. Den Text zum Stück lieferten Dramaturg Alexander Kerlin und Matthias Seier.

Mondtag, der sich auch um Ausstattung und Kostüme kümmerte, hat ein wahrhaft opulentes Bühnenbild geschaffen. Eine aufgebaute, sich ständig bewegende Drehbühne, gaben dem Publikum Einblicke in die verschiedenen Räumlichkeiten der in schwarz und rot gehaltene düstere, sehr spartanische Internatskaserne in einem burgähnlichen Gebäude. Die Atmosphäre mit dunklem Wald und gotischen Bögen stimmen auf die bekannten gruselig-schaurigen Welten ein. Ein Gittergerüst verstärkte den Kasernencharakter.

Einflüsse der sogenannten „romantischen Schauerliteratur“ (Gothic Novel) aus der Zeit um vor und um 1900. Als Folge der Grausamkeiten der Französischen Revolution kam es zur Abkehr von der durch die Vernunft geleiteten Aufklärung. Die Schwarze Romantik zeichnet sich durch irrationale Züge oder verklärte Todessehnsucht und Naturliebe, wie etwa bei den Gemälden von Casper David Friedrich zu sehen ist. Auch bei der darstellenden Kunst gibt es genügend Beispiele, etwa „Nosferatu“ (F. W. Murnau).

Auch bei dieser Inszenierung wechseln ernst-schaurige Momente mit romantisch-schön verklärenden. So wird beispielsweise bei der Beerdigung eines Getöteten das melancholische Herbstlied „Bunt sind schon die Wälder (Text: Johann Gaudenz von Salis-Seewis und Musik: Johann Friedrich Reichhardt 1799) gesungen.

Oder wenn der Chor der Internatskinder „Zwielicht“ von Eichendorff als Tischgebet rezitiert. Hier wird die Angst vor der Dämmerung und vor Verlusten thematisiert.

Das Internat ist ein autoritärer Ort mit strengen Regeln, Gewalt und Züchtigungen. Bei diesem geschlossenen System werden unliebsame „Quertreiber“ auch schon mal getötet. Die Internatsinsassen sind als Personen in ihrer Individualität nicht mehr zu erkennen. Ihre gleichen Uniformen und Bemalungen sowie die reduzierte, roboterhaft steifen Bewegungen taten ihr übriges. Für die zehn Absolventen der Folkwang Universität der Künste und die sechs beteiligten Schauspieler des Dortmunder Ensembles gab es keine Gelegenheit, sich besonders hervor zu spielen.

Alle waren Teil eines Systems, dass wie ein Uhrwerk zu funktionieren hatte.

Die „Internatsinsassen“ sprechen keinen Text sondern zeichnen sich durch nonverbale Ausdruckskraft aus.

Widerstand wird nicht geduldet. Aber die Widerstandsbewegung wächst und stürzt ihre Unterdrücker. Dann werden sie zu den Unterdrückern. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Widerstand wird nicht geduldet. Aber die Widerstandsbewegung wächst und stürzt ihre Unterdrücker. Dann werden sie zu den Unterdrückern. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Nur eine sich als „das tote Kind“ bezeichnende einschmeichelnde Stimme (Alicja Rosinski) gibt leise flüsternd Auskunft über „das Internat“. Als ein neuer Internatsschüler hinzu kommt, versucht sie ihn zum Widerstand und Revolte gegen das System zu bewegen. Ihre martialischen verbalen Aufstachlungen, die im Kontrast zu ihrer leisen Stimme stehen, zeigen Wirkung. Immer mehr schließen sich dem Widerstand an und das alte System wird abgelöst, doch die Mechanismen von Gewalt, Rache und Spiel mit den Ängsten bleiben die selben. Frei nach „Die Revolution frisst ihre Kinder.“ Oder in den Worten des „toten Kindes“: „Mal sind wir Revolte, mal sind wir Regime.“

Eine wichtige Rolle im atmosphärischem Gesamtgefüge spielte die Musik. Ein großes Kompliment an Tommy Finke, der mit seinen wunderbaren elektronischen Klangteppichen die Ausdruckskraft des Visuellen noch potenzierte.

Obwohl nicht gerade für depressive Menschen geeignet, entlässt dieses assoziative Stück das Publikum mit viel Raum für nachhaltige Gedankengänge. Über ihre eigenen Ängste vor dem „Unbekannten“, der möglichen Anfälligkeit für Einflüsterungen von rechtspopulistischer Seite, die sich als „Heilbringer für schnelle Lösungen von Problemen“ anbieten. Aber auch, ob es noch „Hoffnung Mensch“ gibt, der das Potenzial für ein friedlicheres und gerechteres Miteinander hätte.

Karten und Termine finden Sie unter www.theaterdo.de.




Orlando – mehr als eine Liebes- und Gender-Story

Die junge Regisseurin Laura N. Junghanns setzt sich mit ihrer Inszenierung Orlando nach Virginia Woolf (Deutsch von Melanie Walz) mit einer aktuellen Thematik auseinander. Die Premiere ist am Sonntag, den 11.02.2018 um 18:30 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels.

Gerade wurde erst beim Verfassungsgericht über die Anerkennung eines „dritten Geschlechts“ entschieden. Die englische Schriftstellerin Virginia Woolf (1882 -1941) schrieb den 1928 erschienenen Roman Orlando als Hommage für ihre Geliebte Vita Sackeville-West. Für die Inszenierung wurde das umfangreiche Material und die vielen Liebesbriefe durch gesichtet.

Diese fiktive Biographie um die Schriftstellerin Vita ist eine Geschichte um den schönen jungen Adeligen Dichter Orlando und beginnt im Jahr 1586. Es beginnt ein Verwandlungsritt über mehr als 350 Jahre Großbritanniens hinweg.

Kurz die Geschichte: Seltsamerweise fällt Orlando als Botschafter in Konstantinopel in einen tiefen Schlaf, und wacht als Frau im 18. Jahrhundert auf und kehrt nach England zu ihren Ländereien zurück. Darf sie als Frau Adelstitel und Besitztümer behalten? Schließlich heiratet sie zu beginn des 19. Jahrhunderts und wird Mutter. Abermals fällt sie in einen Schaf und erwacht als berühmte Schriftstellerin im Alter von 36 Jahren.

Scheinbar mühelos wechselt Virginia Woolfs Figur als eine Art „queerer“ Charakter zwischen den Konzepten von Männlichkeit und Weiblichkeit. In jeder Epoche Britanniens werden die Änderungen des Klimas, der Umgangsformen, des Bildes von Mann und Frau schonungslos beschrieben. Orlando passt in keine gängige Geschlechter-Schublade.

Orlando steht aber nicht nur für den Roman, sondern auch für ein Attentat in der gleichnamigen Stadt in den USA (Florida). Am 12.06.2016 hatte dort ein Mann in dem von einer queeren Community besuchten Nachtclub „Pulse“ 49 Menschen erschossen. Dieser aktuellere Bezug wurde von Junghanns in ihrer Inszenierung mit verarbeitet. Es geht um Identitäten, Zuschreibungen sowie Kategorien wie Mehrheit und Minderheit.

Die Schauspielerin Marlena Keil wird „Orlando“ darstellen, während ihre Ensemble-Kollegen Friederike Tiefenbacher und Ekkehard Freye in die verschiedenen Charaktere schlüpfen, egal ob Frau oder Mann.

Orlando (Marlena Keil) und ihre Schöpferin Virginia Woolf (Friederike Tiefenbacher). (Foto: © Birgit Hupfeld)
Orlando (Marlena Keil) und ihre Schöpferin Virginia Woolf (Friederike Tiefenbacher). (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Bühne wird nur spärlich mit Requisiten (zum Beispiel Schreibtisch Virginia Woolf) gefüllt sein. Atmosphärisch bedeutend ist der Einsatz einer Baum förmigen Lichtinstallationen. Sie schafft die Möglichkeit, durch verschiedene Intensität und Farben bestimmte Stimmungen zu unterstreichen.

Den eher romantischen Texten wird die Musik der Dortmunder Gruppe aniYo kore als Kontrast gegenüber gestellt.

Gespielt werden neun Musikstück ihrer brandneuen CD „Wilde Gänse“, die für den Theaterabend passend bearbeitet wurden. Die CD wird im Anschluss natürlich auch zu kaufen sein.

Informationen zu weiteren Terminen und Karten unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de




Das Internat – ein opulentes Theatergemälde im Schauspielhaus

Der neue Shootingstar des Gegenwartstheaters, Ersan Mondtag, hat am Freitag, den 09.02.2018 um 19:30 Uhr mit seiner Stückentwicklung Das Internat Premiere im Schauspiel Dortmund.

Der Regisseur ist bekannt dafür, seine Stücke als mächtige Gesamtkunstwerke zu inszenieren. So kümmert sich Mondtag höchst selber auch noch um Choreographie, Ausstattung und die Kostüme. Ort der Handlung ist ein Internat wie gemalt am Ende von Zeit und Raum.

Neben Gastschauspieler Philipp Steinheuser und sechs SchauspielerInnnen des Dortmunder Ensembles sind noch zehn Absolventen der Folkwang Universität der Künste auf der Bühne tätig.

Die romantische Internat-Gemeinschaft von siebzehn Jungen (gespielt nicht nur von männlichen Darstellern) ist als geschlossene, autoritäre Gesellschaft ein Ort stellvertretend für das stetige Spiel von Macht, klaren Hierarchien, Intrigen sowie Gemeinschaft und Revolte. Rituale bestimmen den Tag. Ein besonders leidender Neuzugang verändert die Situation. Eine geheimnisvolle Stimme (Alicja Rosinki) animiert zur Revolte und Widerstand. Traum und Wirklichkeit sind eins und die Herzen der Schüler schlagen im Takt der Angst…Wem gehört die Macht?

Dramaturg Alexander Kerlin schrieb die Texte für das Stück zusammen mit Matthias Seier.

Auflehnung gegenüber der Uniformität? Szene aus Das Internat. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Auflehnung gegenüber der Uniformität? Szene aus Das Internat. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Bei dem Pressegespräch verriet Kerlin über Das Internat vorab: „ Das wird ein opulentes, assoziatives Theatergemälde mit musikalischer Begleitung durch die grandiose Kompositionen von T.D. Finck von Finckenstein, alias Tommy Finke.

Zu erwarten ist ein ernsthafter und düster (gruseliger), aber auch romantisch schöner Theaterabend.

Die Bühne wird zu einer Drehbühne mit zwei Ebenen, die in die verschiedenen Räume des Internats führt. Die Schauspieler tragen Uniformen und Bemalungen unterstreichen den Gemäldecharakter. Die Inszenierung arbeitet auch mit langsamen Bewegungen als atmosphärisches Mittel.

Für die Premiere am 09.02.2018 gibt es noch Rest-Karten.

Weitere Vorstellungstermine und Informationen finden sie wie immer unter www.theaterdo.de