Alexis Sorbas als musikalisch begleitetes Bühnenstück für einen Schauspieler
Im Schauspiel Dortmund konnte das Publikum am Samstag, den 16.03.2019 eine besondere Lesung als Bühnenstück erleben. Der nicht nur als
Tatort-Kommissar bestens bekannte und geschätzte Schauspieler
Miroslav Nemec las aus „Alexis Sorbas“ von Nikos Kazantzakis
unter der Regie und der Textbearbeitung von Martin Mühleis.
Musikalisch sensibel
begleitet wurde er vom Orchistra Laskarina mit Komale Akakpo an der
Santouri, Jerome Goldschmidt (Percussion), Matthias Hautsch
(Bouzouki/Gitarre) und Ana Helena Surgik am Cello. Für die
Komposition (und Bass)war Christoph Dangelmaier verantwortlich. Birte
Horst sorgte für das passende Lichtdesign.
Dieser Bühnen-Sorbas
war aber keine „normale“Lesung, sondern wurde zu einem
atmosphärisch lebendigen, durch-komponierten Bühnenstück für
einen Schauspieler und Musikensemble.
Einigen Menschen ist
„Alexis Sorbas“ aus dem berühmten Film mit Anthony Quinn (1964)
noch in guter Erinnerung.
Der Schelmenroman
beruht auf autobiografischen Erlebnissen des Autors. Es geht um einen
intellektuellen Schriftsteller (Ich-Erzähler) mit analytischem
Verstand, der von Selbstzweifeln geplagt ist.
Er möchte seinen
Beruf aufgeben und das Leben der einfachen Leute teilen. Er trifft
auf den Freigeist Alexis Sorbas, der vor allem seinen Instinkt folgt
und den Augenblick genießen kann. Für den lebensfreudigen Sorbas
entsteht die Welt jeden Tag neu. Freiheit bedeutet für ihn, das
Leben mit seinen Freuden oder Katastrophen anzunehmen. Er soll als
Vorarbeiter in einem geerbten Bergwerk des Ich-Erzählers arbeiten.

Zwischen den beiden
ungleichen Männern entwickelt sich eine außergewöhnliche
Freundschaft, in der sie voneinander lernen. Im Umgang mit den
intuitiven Sorbas findet der Ich-Erzähler die Antwort auf ungelöste
philosophische Fragen.
Die Textsprache ist
sehr Bildhaft und ausdrucksstark. Es war beeindruckend, wie Nemec die
verschiedenen Charaktere und Personen mit Sprache, Mimik und Gesten
lebendig werden ließ. Er brachte die wunderbare Ironie, kritische
Haltung gegenüber Religion und menschlicher Heuchelei des Werkes in
allen Facetten auf die Bühne. Dabei beherrschte er alle Nuancen von
genussvoller Lebensfreude bis hin zu leiser melancholischer Trauer.
Die archaische Gesellschaft sowie die sinnlichen Freuden des Lebens
mit „Wein, Weib und Gesang“ und die Liebe zur Natur spielten
dabei eine wesentliche Rolle. Ein kleiner Syrtaki-Tanz (wie im Film)
durfte auch nicht fehlen.
Die beiden
Protagonisten verkörpern unsere Sehnsüchte im Spannungsfeld
zwischen planvoller Strukturiertheit und Emotionalität.
Der Plan, den die
beiden Männer machen, steht sinnbildlich für das Leben. Er soll
immer der Anfang von etwas Großem sein, scheitert dann aber
grandios.
Nicht nur der
Ich-Erzähler erfährt durch Sorbas, dass selbst dieses Scheitern ein
Genuss sein kann und Krisen eine Chance zur Veränderung bieten.
So kann „Alexis
Sorbas“ auch als eine europäische Parabel gesehen werden.