Tanz mit dem Schicksal – Carmina Burana als Ballett

Als Premiere unter der Choreografie des neuen Artist in Residence des Dortmunder Balletts, Edward Clug, stand am 18.10.2025 im Opernhaus Dortmund Carmina Burana von Carl Orff (1895–1982) auf dem Programm.

Carmina Burana (lat. „Beurer Lieder“ bzw. „Lieder aus Benediktbeuern“) ist der Titel einer szenischen Kantate aus den Jahren 1935/36. Vierundzwanzig Lied- und Dramentexte in mittellateinischer, mittelhochdeutscher und altfranzösischer Sprache aus dem 11. und 12. Jahrhundert flossen in das Werk ein. Bekannt ist vor allem der kraftvoll-dynamische Beginn und Schluss mit „Fortuna Imperatrix Mundi“ („Glück der Herrscherin der Welt“). Die Schicksalsgöttin Fortuna spielt im dargestellten Lebens- und Naturzyklus eine zentrale Rolle.

Sae Tamura, Simon Jones, Ballett Dortmund, NRW Juniorballett(c) Leszek Januszewski
Sae Tamura, Simon Jones, Ballett Dortmund, NRW Juniorballett
(c) Leszek Januszewski

Die Auswahl der Texte umfasst weltliche Themen wie die Wechselhaftigkeit von Glück und Wohlstand, die Flüchtigkeit des Lebens sowie die Freude über die Rückkehr des Frühlings. Daneben thematisieren die Lieder auch die (teils verbotenen) Genüsse – ebenso wie die Gefahren von Wollust, Völlerei, Trunksucht und Glücksspiel. Die Musik ist eingängig und klar strukturiert, zugleich modern, raffiniert und ausgesprochen rhythmisch gestaltet.

Edward Clug entschied sich in seiner Choreografie für einen abstrakten, von starken Bewegungen und intensiver Körpersprache geprägten Ansatz, umgesetzt von den Tänzerinnen und Tänzern des Ballett Dortmund sowie des NRW-Juniorballetts. Da die Texte dem Publikum nicht auf Deutsch eingeblendet wurden, lag der Fokus ganz auf dem Zusammenspiel von eindringlicher Musik, Bewegung und Stimme – ein emotional bewegendes Gesamterlebnis.

Die Kooperation mit der Oper Dortmund und den Dortmunder Philharmonikern unter der souveränen musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Jordan de Souza sorgte für besondere Klangintensität. Die anspruchsvollen Solopartien meisterten Mandla Mndebele (Bariton), Sooyeon Lee (Sopran) und Zicong Han (Tenor) mit beeindruckender Leichtigkeit.

Hinter dem Publikum begeisterten der Opernchor des Theater Dortmund sowie der Projekt-Extrachor (Einstudierung: Fabio Mancini) mit kraftvollem Stimmvolumen. Im Zentrum des minimalistisch gehaltenen Bühnenbildes stand ein großer, beweglicher grauer Ring – Symbol für die rote Fortuna, das Rad des Schicksals, und den ewigen Kreislauf von Natur und Begehren. Dieser Ring wurde geschickt in die Choreografie eingebunden und verstärkte die wechselnde energetische Präsenz der Körper im Raum.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen finden Sie unter www.theaterdo.de




Szene machen 25 – ein Ausflug in die Stückentwicklung

Beim diesjährigen Festival „Szene machen“ ging es nicht so sehr um fertige Stücke, sondern um den Entwicklungsprozess oder Möglichkeiten der Partizipation im Theater. Der Autor war für ars tremonia am 10, Oktober im Theater im Depot, um zwei Stücke, oder besser: zwei Entwicklungen.

Den Begin machte der Dortmunder Sprechchor mit „Irgendwas mit Wasser und Solidarität“ . Eine Stunde lang wurden alle Zeugen wie ein Satz, unterschiedlich ausgesprochen, seine Bedeutung veränderte. Wie durch verschieden Betonungen der Charakter wechselte. Zum Schluss wurde der Text mit Musik kombiniert und entfachte eine ungeheure Wucht. Der Workshop war ein gelungener Einblick in die Arbeit des Sprechchores.

Der Sprechchor Dortmund gewährte einen Einblick in eine Workshop Situation. (Foto: (c) Sprechchor Dortmund)
Der Sprechchor Dortmund gewährte einen Einblick in eine Workshop Situation. (Foto: (c) Sprechchor Dortmund)

Der zweite Teil lautete „NeuroQueer Vortex – Show & Tell“ von Queeres Theater Kollektiv. Es behandelte zwei Themen. Zum einen arbeitet das Queere Theater Kollektiv an immersiven Bühnentechnologien, Live-Kameras und digitale Licht- und Sounddesigns. Das Ziel ist es, alle Elemente einer Aufführung gleichrangig zu behandeln. Das andere Thema war, wie ein Theaterabend so gestaltet werden kann, dass sich alle Personen in einem Theaterraum wohlfühlen.




Leseabend im Haus Wenge

Es gibt Kulturorte, die kennt man in- und auswendig, weil man sie mehrmals im Monat besucht und dann gibt es Kulturorte, die neu entdeckt werden. Wie das Haus Wenge in Lanstrop. Dort lasen am 10. Oktober 2025 Bernd Kleber und seine Autoren-Freunde Clara Sinn, Martina Bracke und Björn Neumann. Zur Schande des Autors musste er wegen eines weiteren Kulturtermins schon vor der Pause gehen, aber es reichte, um einen keinen Vorgeschmack zu bekommen.

Bernd Kleber ist ein Berliner Autor und Podcaster und stellte den Band 4 seiner KURZUM-Kurzgeschichten vor. Er trägt den bezeichnenden Titel „Mein Sofa, die Erde“. Hier finden sich Kurzgeschichten von 13 Autoren und Autorinnen, die Kleber während seiner kreativen Reise schätzen gelernt hat.

Unterhaltsame Kurzgeschichte im Haus Wenge in Lanstrop. (Foto: (c) pixabay)
Unterhaltsame Kurzgeschichte im Haus Wenge in Lanstrop. (Foto: (c) pixabay)

Aber die Autor:innen lasen auch Werke, die nicht im Buch standen wie Martina Bracke, die mit „Apfelkuchen mit Sahnehäubchen“ eine hintersinnige Krimigeschichte geschrieben. In die Zeit der Rosenkriege führte uns Björn Neumann. Das Schicksal der beiden Neffen Eduard und Richard des Königs Richard III. stand im Mittelpunkt. Wurden sie umgebracht oder sind die lebend aus dem Tower gekommen?