Im Rahmen des diesjährigen Klangvokal Musikfestivals Dortmund wurde am 18. Juni 2025 im Domicil ein weiterer Höhepunkt für Fans des spanischen Global Jazz gesetzt. Als hochkarätiger Gast trat die junge katalanische Sängerin, Posaunistin und Komponistin Rita Payés gemeinsam mit ihrer Band auf.
Dass Payés aus einer musikalischen Familie stammt, zeigte sich nicht zuletzt durch die energiegeladene Unterstützung ihrer Mutter Elisabeth Roma an der spanischen Gitarre. Ergänzt wurde das Ensemble durch Juan Rodriguez Berbin (Percussion), Horacio Fumero sowie Pol Batlle (Gitarre, Gesang) – allesamt exzellente Musiker.
Die Sängerin mit ihrer leicht angerauten Altstimme, die auch mühelos höhere Lagen erklimmen konnte, beeindruckte zudem durch ihre sprachliche Vielseitigkeit: Ob Spanisch, Portugiesisch, Katalanisch oder Englisch – sie wandte sich stets charmant an ihr Publikum.
Rita Payés verzauberte das domicil. (Foto: (c) Clara Ruiz)
Das abwechslungsreiche Programm war geprägt von einem spannenden Stilmix. Mal klanglich leicht verschleiert und portugiesisch-melancholisch, dann wieder durchzogen von lateinamerikanischen oder brasilianischen Rhythmen wie Bolero-Son oder Bossa Nova.
Ihr Gesang – häufig inspiriert von persönlichen Lebenserfahrungen – wurde eindrucksvoll durch ihr ausdrucksstarkes Posaunenspiel ergänzt. Ihre starke Bühnenpräsenz erfüllte den Raum mühelos.
Immer wieder bekamen auch die anderen Bandmitglieder Gelegenheit, ihr Können solistisch oder in kleineren Formationen unter Beweis zu stellen. Dabei entstand stellenweise eine mitreißende Jam-Session-Atmosphäre.
Ein gelungener und klangvoller Abschluss des Klangvokal Musikfestivals im Domicil – und ein überzeugender Beweis dafür, wie lebendig und facettenreich der spanische Global Jazz sein kann.
Bewegender französischer Liederabend aus drei Jahrhunderten
Im Dortmunder Konzerthaus stand am 17. Juni 2025 erneut ein Abend der Reihe „Junge Wilde“ auf dem Programm. Diesmal gab die französisch-italienische Mezzosopranistin Lea Desandre ihr Debüt – mit einer facettenreichen Reise durch drei Jahrhunderte französischer Liebeslieder. Begleitet wurde sie einfühlsam an der Laute von Thomas Dunford (Frankreich, *1988).
Das Programm spannte den Bogen vom musikalischen Liebesreigen des 17. Jahrhunderts am Hof von Versailles – mit Werken von Honoré d’Ambruys, Michel Lambert, Sébastien Le Camus, Robert de Visée und Marc-Antoine Charpentier – über die Salonlieder der Belle Époque (Ende des 19. Jahrhunderts bis 1914) mit Kompositionen von Erik Satie, Reynaldo Hahn, Claude Debussy und André Messager, bis hin zu Liedern zweier starker französischer Stimmen des 20. Jahrhunderts: der unvergessenen Barbara und Françoise Hardy. Den Abschluss bildete eine Ode an die Liebe aus der Operette „Die schöne Helena“ von Jacques Offenbach.
Alle Facetten der Liebe – Freude, Scherz, Leid, Wehmut und Hoffnung – wurden berührt. Neben heiteren Momenten hatten auch melancholische Klänge ihren Platz. Besonders frech und augenzwinkernd wurde es bei André Messagers „J’ai deux amants“ („Ich habe zwei Liebhaber“).
Thomas Dunford und Lea Desandre (Foto: (c) Julien Benhamou)
Die Laute, sensibel gespielt von Thomas Dunford, erhielt viel Raum für träumerische Solopassagen, in die man sich förmlich verlieren konnte. Lea Desandre überzeugte mit ihrer klaren, ausdrucksstarken Stimme und großer stilistischer Bandbreite. Gemeinsam punkteten die beiden Musiker auch mit charmanten Moderationen und humorvollem Kontakt zum Publikum.
Ein gelungener musikalischer Liederabend mit zwei jungen, charismatischen Interpret*innen, von denen man in Zukunft sicher noch viel hören wird.
Ein roter Teppich für Weltmusik: Morekoma
Klangkosmos – Familienkonzert – Klangvokal
Der rote Teppich ist ausgerollt. Frühmorgens im domicil Dortmund. Für Kinder, die auf ihm Platz nehmen können, um ganz nah bei Musikerinnen und Musikern und ihren Instrumenten zu sein, die konsequenterweise auch nicht auf der Bühne, sondern davor spielen. Allerdings sind die meisten im Saal „Kinder mit grauen Haaren“, wie der Moderator und Initiator des multinationalen Ensembles, Percy Yip Tong, feststellt. Begeistern lassen sich diese erwachsenen Kinder genauso schnell. Sie tauchen ein in die Vielfalt der Musik des südindischen Ozeans. Viele kleine Inselstaaten gehören dazu, auf der Bühne versammeln sich Madagaskar, La Réunion, die Komoren und Mauritius mit etablierten Künstlerinnen und Künstlern – quasi „Indian Ocean All Stars“. Die Gruppe ist speziell für diese kleine Reihe von Konzerten zusammengewachsen. Und sie nehmen uns mit in den Rhythmus und in die Gesänge. Traditionelles ist im Programm ebenso wie eigene Stücke der Musiker:innen. So präsentiert Christine Salem von der französischen Insel La Réunion, die bereits mit zwölf Jahren komponierte, ihren Song über Nelson Mandela. Sie ist die „Königin der Maloya“, einer inzwischen zum immateriellen Weltkulturerbe gehörenden Musikrichtung des Indischen Ozeans. 2009 aufgenommen von der UNESCO, war der Musikstil doch bis 1981 auf La Réunion verboten. Von Musik der Sklavenarbeiter auf Zuckerrohrplantagen wollte man sich wohl distanzieren. Heute wird sie weiterhin gespielt und immer wieder auch neu interpretiert. Rund dreihundert Ensembles widmen sich ihr. Es wird in verschiedenen Sprachen gesungen, darunter auch Sanskrit, eine alte indische Sprache. Diesen traditionellen Song präsentiert Sarasvati Mallac mit Herzblut, die auf Mauritius geboren wurde.
Eliasse Ben Joma von „Morekoma“ (Foto: (c) Martina Bracke)
Die Geschichte der Lieder und ihr Inhalt werden jeweils von den Musikerinnen und Musikern auf Englisch, Französisch und Deutsch vermischt erklärt, ansonsten bleibt einmal mehr Musik die Sprache der Welt. Aber über Sprache kann man sich auch amüsieren. So sorgt es für Erheiterung, dass ein Instrument „Sense“ heißt, was nichts mit Tod oder dem Schneiden von Heu zu tun hat. Es ist eh nur die Lautsprache, denn man schreibt es wohl eher „Dzendze“. Dafür lernen wir auch das Wort „Marahaba“. Ein wichtiges Wort, denn es bedeutet „Danke“. Und Danke kann man immer gebrauchen. Aber es geht auch weiter: Dankeschön heißt Marahaba menji. Jedenfalls auf den Komoren, von denen Eliasse Ben Joma stammt, der auch die Dzendze spielt und seit Längerem in Bordeaux in Frankreich lebt. Ein bisschen mokiert er sich zu Beginn über den frühen Start des Konzerts, der für die Stimme nicht besonders förderlich sei, aber sie ist schon beim ersten Ton voll da. Wer weiß, wann er dafür aufgestanden ist. Besonderen Klang bringt auch Bosco Rakoto aus Madagaskar ins domicil – zum einen über seine voluminöse Stimme, zum anderen über seine Instrumente, die er selbst baut. So spielt er eine Harfe, die aus der Ferne an ein Didgeridoo erinnert; bei näherem Hinsehen sind aber Saiten rund um das Holz angeordnet. Diese stammen von Fahrradbremszügen und klingen doch wie eine Harfe. Lieder voll Rhythmus, stimmgewaltig, mit viel Gefühl und Hintergrund – auch brennende Wälder und Nachhaltigkeit gehören zu den musikalisch verarbeiteten Themen. Das Publikum swingt mit, singt mit, tanzt am Ende gar auf dem roten Teppich und widmet sich mit viel Interesse und Freude den einzelnen Instrumenten, die auch angefasst werden dürfen.
Das Konzert fand im Rahmen des 17. Dortmunder Klangvokal-Musikfestivals unter der Leitung des an diesem Morgen fröhlich mittanzenden Leiters Torsten Mosgraber in der soundzz-Familienkonzertreihe des domicil mit Unterstützung von Klangkosmos Weltmusik NRW statt.
Wenn es Nacht wird im Theater … Der kleine Vampir im Theater Fletch Bizzel
Der Theatersaal ist dunkel. Sehr dunkel. Auf der Bühne ein Bett umrahmt von schwarzroter Dekoration. Auch im Publikum findet sich viel schwarz und rot. Besonders einige Jüngere sehen aus wie kleine Vampire. Ist da nicht ein Blutstropfen am Mundwinkel? Im Dunkel der Bühnennacht fühlen sich alle wohl, denn Vampire mögen bekanntlich kein Sonnenlicht. Vielleicht gruselt’s den einen oder die andere wohlig. Im Bett auf der Bühne liegt auch bereits eine Gestalt mit einem Buch in der Hand. Anton, der gegenüber der Mutter vorgibt, noch Mathe zu lernen, aber sich am liebsten in Dracula-Geschichten vertieft.
Das Fenster lässt er offen, die Nacht ist mild und Mutter ausgegangen. Da schleicht er auf einmal durch das Zimmer, angelockt von dem Duft von Menschenblut! Nein, nicht Dracula. Rüdiger. Immerhin schon stolze einhundertfünfzig Jahre alt. Und obwohl Anton so verführerisch für Rüdiger riecht, werden die beiden Freunde. Das bleibt der Mutter nicht lang verborgen, denn nicht nur, dass Anton (gespielt von Nikke Wächter) jetzt meist unausgeschlafen ist, müffelt es nach den Besuchen von Rüdiger auch gewaltig. Vermutlich hat er sich einhundertfünfzig Jahre nicht gewaschen. Sie hat Rüdiger zwar nicht gesehen, aber sie lädt den neuen Freund ihres Sohnes herzlich ein. Aber auch Rüdiger hat Familie, die Anton besuchen kann. Nicht ganz ungefährlich für ein Menschenkind. Und so gibt es auf der Bühne Versteck- und Verwirrspiele. Was bietet man Vampiren zu essen an? Wie schützt man einen Menschen vor dem Durst der alten Tante? Ganz herrlich überdreht Christiane Wilke in ihrer zweiten Rolle als kurzsichtige Tante.
Es wimmelt auf der Bühne von liebenswerten Charakteren: Aber richtig gruselig wird es durch einen Menschen! Geiermeier. Da erschrecken selbst die hartgesottenen Vampirfans im Publikum. Wenn Geiermeier (gespielt von der Theaterchefin und Regisseurin Rada Radojčić höchstpersönlich) auf der Jagd nach Vampiren ist, gefriert schon fast das Blut in den Adern des Publikums.
Das Ensemble vom „Kleinen Vampir“ (Foto: (c) Maretina Bracke)
Dazu trägt auch die musikalische Untermalung von Dixon Ra bei. Live und immer exakt auf die Bewegungen der DarstellerInnen auf der Bühne abgestimmt. Herrlich ihre Mimik, die hin und wieder eingefroren wird, und die das Publikum dann einen Augenblick länger genießen kann. Unterstützt von sorgfältiger Schminke und den liebevollen Kostümen von Anna Hörling verliebt man sich in die skurrilen Charaktere und hofft, dass alles gut ausgeht. Das Ensemble ist gemischt aus zwei professionellen Schauspielerinnen in Doppelrollen, Christiane Wilke als Mutter von Anton und Tante von Rüdiger, Rada Radojčić als Vampirjäger Geiermeier und als Bruder Lumpi. Und den Nachwuchsdarstellerinnen und Darstellern der Kulturbrigaden, die in nichts nachstehen. Präzise, gruselig, liebenswert.
Der lässige Rüdiger (Dzaklin Radojčić), die zahnlose und milchtrinkende Anna mit den großen Augen (Freya Erdmann), der arme Udo (Robin Galik), der herhalten muss, der Mutter etwas vorzuspielen, und der sich heroisch die Törtchen einverleibt, bis ihm übel wird. Selbst der Bühnenumbau auf offener Bühne (Bühnenbild: Klaudia Kappelmann) ein kleines Schauspiel. Zwei Vampire drehen Antons Bett und schon entsteht die Gruft, Tisch und Stühle aus dem Esszimmer verwandeln sich in Grabsteine und an der Wand sind die Särge zu sehen. Immer dabei ein junges Vampirmädchen, das im Stück gar nicht auftaucht. Welch selbstloser Einsatz! Ha, weit gefehlt. Nach einer Stunde Spielzeit gibt es einen Cliffhanger!
Die Geschichte von Anton und Rüdiger und Anna ist längst nicht zu Ende, schließlich gibt es auch rund zwanzig Bücher von Angela Sommer-Bodenburg über das Trio. Und im nächsten Teil geht es um Olga, Rüdigers neue Liebe! In einer kurzen Szene spielt das Ensemble dazu schon einmal einen kurzen Ausblick mit Joy Meier als Olga. Und macht Hunger auf mehr. Kein Blut, kein Törtchen, sondern Theater! Man kann beide Stücke (dramatisiert von Wolf-Dietrich Sprenger) auch einzeln anschauen, die Teile sind in sich abgeschlossen. Am liebsten würde Rada Radojčić eine ganze Serie inszenieren. Eine dritte Folge ist bereits angekündigt. Schöne Aussichten. Aber erst einmal genießt das Ensemble den Zuspruch des Publikums, darunter extra angereiste Mitlieder des offiziellen Kleinen-Vampir-Fanclubs. Und die kleinen und großen Fans die Gelegenheit zum Fotoshooting mit den Helden der Geschichte. Coole Fotos mit echten Vampiren in der nicht mehr ganz so düster-dunklen Kulisse auf der Bühne Und am liebsten mit den Grabsteinen. „Ich liebe die Anna“, seufzt ein kleines Mädchen.
Na, dann freue man sich auf den zweiten Teil, dessen Premiere für den 05. Juli geplant ist. Kinder ab acht, Eltern, Großeltern und junggebliebene Vampirfans. Wenn es dann wieder Nacht wird im Theater … Mehr unter www.fletch-bizzel.de Nächste Vorstellungen: Der kleine Vampir und die große Liebe. 05.07.2025, 19 Uhr, und 06.07., 15 Uhr dann wieder im Herbst
Rachmaninow total – Ein Tag zwischen Triumph, Trauma und Transzendenz
Text: Michael Lemken & Lisa Lemken
Das 10. Philharmonische Konzert am 15. Juni 2025 im Konzerthaus Dortmund war ein ganz besonderes Ereignis: Es bestand aus drei vollständigen Konzertprogrammen. Unter dem Titel „Rachmaninow total“ wurden um 11 Uhr das 1. Klavierkonzert und die 1. Sinfonie, um 15 Uhr das 2. Klavierkonzert sowie die 2. Sinfonie und schließlich um 19 Uhr das 3. Klavierkonzert sowie die 3. Sinfonie aufgeführt.
Das erste und letzte Konzert wurden von den Dortmunder Philharmonikern gespielt, das zweite gestalteten die Kolleginnen und Kollegen der Beogradska Filharmonija. Als Solist*innen traten Beatrice Berrut, Olga Scheps und Bernd Glemser auf. Auch am Dirigentenpult wechselte die Besetzung: Den Auftakt übernahm Mateusz Molęda, gefolgt von Moritz Gnann; zum Abschluss dirigierte der scheidende Generalmusikdirektor Gabriel Feltz den dritten Konzertblock.
„Rachmaninow total“ war kein klassischer Konzertmarathon wie etwa ein Beethoven-Zyklus. Es war keine Heldensaga, sondern eine emotionale Reise – zwischen russischer Seele, Exilerfahrung und tief empfundener Romantik. Die Besucherinnen und Besucher hörten nicht nur Musik, sie erlebten ein musikalisches Lebenspanorama.
11 Uhr – Jugendkraft und Dramatik
Das Klavierkonzert Nr. 1 in fis-Moll, op. 1 ist ein Werk voller Elan – noch suchend in der Form, aber reich an Energie. Wer dieses Konzert hört, erkennt die deutlichen Einflüsse Tschaikowskys: lyrische Melodien, kraftvolle Themen und ein ausgeprägtes Ausdrucksbedürfnis. Als Opus 1 ist es eine Visitenkarte des jungen Rachmaninow – eindrucksvoll interpretiert von Beatrice Berrut.
Die Sinfonie Nr. 1 in d-Moll, op. 13 ist ausdrucksstark, düster und tief in slawischer Klangsprache verwurzelt. Eine gelungene Aufführung – wie sie Mateusz Molęda hier lieferte – zeigt die unterschätzte dramatische Kraft des Werkes. Die Sinfonie wirkt wie ein musikalisches Seelenbild zwischen nationalem Pathos und persönlicher Verzweiflung.
15 Uhr – Reife und Romantik
Am Nachmittag standen zwei Werke vom Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Programm: das erfolgreiche Klavierkonzert Nr. 2 in c-Moll, op. 18, gefolgt von der Sinfonie Nr. 2 in e-Moll, op. 27.
Das Klavierkonzert wurde virtuos und zugleich einfühlsam von der in Moskau geborenen Pianistin Olga Scheps interpretiert – begleitet von der Beogradska Filharmonija unter der souveränen Leitung von Moritz Gnann. Der magische Beginn des Soloklaviers, der erzählende Ton des Hauptthemas sowie die kraftvollen Steigerungen im Wechsel mit melancholisch-ruhigen Passagen machten die Interpretation bewegend. Besonders das Zusammenspiel im zweiten Satz (Adagio sostenuto) berührte durch seine Transparenz und Innigkeit. Ein furioses Finale krönte das Werk.
Die 2. Sinfonie entstand in einer Phase des Aufschwungs im Leben des Komponisten. Nach einer ausgedehnten langsamen Einleitung folgen immer wieder klanggewaltige, emotionale Steigerungen. Die ausdrucksstarken Streicherpassagen lassen schwärmerische Bilder russischer Landschaften entstehen. Der zweite Satz (Scherzo) ist temporeich und technisch anspruchsvoll, mit abrupten Wechseln zwischen Virtuosität und Elegie. Nach einem traumhaften dritten Satz endet das Werk in einem mitreißenden Finale, das das Publikum förmlich aus seiner Versunkenheit riss.
Gabriel Feltz konnte trotz Sportverletzung das dritte Konzert um 19 Uhr selbst dirigieren.
19 Uhr – Spätstil und Abschied
Der Abschluss des Tages war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Im Abendkonzert erklangen das Klavierkonzert Nr. 3 in d-Moll, op. 30 sowie die Sinfonie Nr. 3 in a-Moll, op. 44.
Trotz eines gebrochenen Fingers ließ es sich der scheidende Generalmusikdirektor Gabriel Feltz nicht nehmen, Teile des Konzerts persönlich zu dirigieren – mit einem gemischten Orchester aus Dortmunder Philharmonikern und Beogradska Filharmonija.
Mit Bernd Glemser konnte ein Ausnahmepianist für das wohl anspruchsvollste Klavierkonzert Rachmaninows gewonnen werden. Das über 40-minütige Werk – geprägt von spätromantischer Dichte und technischer Brillanz – meisterte er mit beeindruckender Souveränität. Das eröffnende Thema im ersten Satz (Allegro ma non tanto), vom Klavier in Oktaven vorgestellt, durchzieht das gesamte Werk mit wehmütigem Charakter. Immer neue Steigerungen, klanggewaltige Akkordblöcke und atemberaubend schnelle Läufe fordern höchste Konzentration – Glemser ließ es leicht erscheinen.
Nach der Pause folgte die 3. Sinfonie, entstanden 1935 im amerikanischen Exil. Die bedrückenden Einflüsse der russischen Umwälzungen und der heraufziehenden Weltkriegskrise sind spürbar. Die stilistische Entwicklung gegenüber der zweiten Sinfonie ist deutlich: Zwar gibt es noch immer schwelgerische Momente, doch sie werden von moderneren, oft dissonanten Klängen durchbrochen – besonders eindrucksvoll im zweiten Satz. Der Finalsatz besticht durch rhythmische Energie und tänzerische Elemente. Trotz der neuen Formensprache bleibt Rachmaninow seiner russischen Klangwelt treu.
Die Sinfonie besteht nur aus drei Sätzen, wirkt aber dennoch in sich geschlossen und ausdrucksstark.
Am Ende wurden nicht nur die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne gefeiert. Auch Gabriel Feltz wurde als „Motor“ der Dortmunder Philharmoniker gebührend verabschiedet. Bereits vor Konzertbeginn würdigten Oberbürgermeister Thomas Westphal und Tobias Ehinger, geschäftsführender Direktor des Theaters Dortmund, seine Verdienste. Zum Abschied gab es fantasievolle Geschenke – überreicht von „seinen“ Philharmonikern.