Erste Comic-Preisverleihung in Dortmund

Im Rathaus (Saal Westfalia) unserer Stadt wurde am 07.02.2025 erstmals der „Dortmunder Comic-Preis“ verliehen. Dieser ging an die Zeichnerin Hannah Brinkmann (geb. 1990).

Sie überzeugte eine neunköpfige Mischung aus Fachjury und Ratsmitgliedern (drei Fraktionen) mit ihrem sehr persönlichen Graphic Novel Gegen mein Gewissen, das sich mit Wehrdienst und Gewissenskonflikten am Beispiel ihres Onkels Hermann befasst. In den frühen 1970er Jahren (1973) nahm sich dieser aus Verzweiflung über die Ablehnung seines Wehrdienstverweigerungsantrags im Alter von nur neunzehn Jahren das Leben.

Comic-Kultur in Dortmund und die Laudatio

In seiner Begrüßungsrede wies Oberbürgermeister Thomas Westphal unter anderem auf einen Comic-Kulturschub für Dortmund durch den neuen „schauraum comic + cartoon“ nahe der Stadt- und Landesbibliothek hin.

Der erste Dortmunder Comic-Preis geht an Hannah Brinkmann: Oberbürgermeister Thomas Westphal verlieh ihn am 7. Februar.Stadt Dortmund / Roland Gorecki
Der erste Dortmunder Comic-Preis geht an Hannah Brinkmann: Oberbürgermeister Thomas Westphal verlieh ihn am 7. Februar.
Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Dr. Alexander Braun, Kurator des „schauraums“ und Mitglied der Jury des Dortmunder Comic-Preises, hielt eine humorvoll-informative Laudatio auf die Preisträgerin. Die Anwesenden erfuhren dabei nicht nur von den historischen und gesellschaftspolitischen Hintergründen der Geschichte, sondern auch von der langwierigen und detailgetreuen Arbeit an den emotional berührenden Zeichnungen.

Preisvergabe und Symbolik

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, stellt sicherlich eine wertvolle finanzielle Unterstützung für die weitere Arbeit dar. Einen tieferen Einblick bot Hannah Brinkmann mit einer bewegenden Lesung aus ihrem Werk. Die Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht für junge Männer wird ja derzeit wieder diskutiert.

Westphal überreichte jedoch nicht nur die Urkunde, sondern auch ein eigens ausgewähltes Symbol für den Preis. Nach längeren Überlegungen, so Dr. Braun, entschied man sich für eine stilisierte Dodo-Figur auf einem Sockel. Der Dodo, ein leider ausgestorbener flugunfähiger Vogel, kam ausschließlich auf der Insel Mauritius vor.

Bleibt zu hoffen, dass das vielseitige und moderne Comic-Genre nicht ein ähnliches Schicksal erleidet.




Theater als Raumschiff: Das interaktive Theatergame „TARA“

Die Idee klingt faszinierend: Alle Bewohner:innen fliegen in riesigen Generationsraumschiffen ins All und lassen ihren Heimatplaneten zurück, damit er sich regenerieren kann. Nach ihrer Rückkehr wollen sie es besser machen als zuvor. In Anna Kpoks neuem Theatergame TARA – There Are Real Alternatives wird das Theater im Depot zum Raumschiff TARA 3. Die Premiere fand am 7. Februar 2025 statt.

Interaktives Spiel oder zäher Einstieg?

Die Besatzung an diesem Abend bestand aus rund 25 Personen, die in Untergruppen aufgeteilt wurden. Zu Beginn konnte jede:r Teilnehmer:in zwei Ideenkarten auswählen; meine Karten lauteten „Recht auf Sterbehilfe“ und „Alles ausprobieren“. Anschließend führten sogenannte Hosts uns in einen Raum mit „Hinterlassenschaften der vergangenen Generation“. Hier begann der zäheste Teil des Abends: 30 Minuten Zeit, um sich Gedanken zu den unkommentierten Objekten zu machen und dadurch Karten zu tauschen. In einem echten Computerspiel hätte es sicherlich hilfreiche Zusatzinformationen gegeben.

Der Bordcomputer von TARA 3 leitete uns auf die Theaterbühne, wo jede:r eine Karte auswählen und in Kleingruppen die Vor- und Nachteile dieser Idee diskutieren sollte. Für Menschen, die Theater eher als passives Erlebnis verstehen, war diese Situation vermutlich ungewohnt.

Der Bordcomputer von TARA 3 führt die Teilnehmer:innen durch das Stück. (Foto: (c) Anna Kpok)
Der Bordcomputer von TARA 3 führt die Teilnehmer:innen durch das Stück. (Foto: (c) Anna Kpok)

Nach einer Pause in der Theaterbar ging es weiter. Die Zuschauer:innen konnten eine Karte abgeben und mit der anderen Allianzen bilden oder Unterstützer:innen finden. Später wurden alle Ideen gesammelt, und jede:r durfte drei Bohnen auf die favorisierten Konzepte verteilen. Am Ende wurden sieben Ideen ausgewählt.

Ideale und Realität

Die Ideen klangen vielversprechend: „Recht auf freie Transportmittel“, „Wohnen für alle“, „völlige Transparenz“ und weitere. Doch in der realen Welt würden sich wohl erneut Gruppen bilden, die ihre eigene Idee für die wichtigste halten und sich gegenseitig bekämpfen.

Doch genug Pessimismus: TARA richtet sich an Menschen, die ungewöhnliche Theaterformen lieben und bereit sind, aktiv mitzuwirken — sei es durch Diskussionen oder die Vorstellung „ihrer“ Idee. Persönlich hätte ich mir mehr „Game“ im „Theatergame“ gewünscht. Der erste Teil hätte gestrafft oder durch zusätzliche Informationen angereichert werden können. Das Stück dauert insgesamt 150 Minuten, inklusive einer Pause.

Mitwirkende auf der Bühne: Josephine Hock, Kathrin Ebmeier, Omar Guadarrama, Pia Wagner.

Regie und Konzept: Anna Kpok (Emese Bodolay, Gabor Bodolay, Kathrin Ebmeier, Kirsten Möller, Kristin Naujokat, Klaas Werner), Josephine Hock, Omar Guadarrama, Pia Wagner.