Die Pottrosen: Frecher Ruhrpott-Charme auf der Bühne

Die „Geschwister im Geiste“, Franziska Mense-Moritz (Kabarettistin, Sängerin, Schauspielerin) und Susan Kent (Parodistin, Sängerin, Schauspielerin, Entertainerin), gastierten am 08.12.2024 als die „Pottrosen“ mit ihrem Programm „Leise schnieselt das Reh“ im Dortmunder „Raum 17“ (Mönchengang 9).

Dass die beiden Künstlerinnen schon lange und mit viel Freude zusammenarbeiten, ist für das Publikum spürbar. Bei diesem Weihnachtsspezial sorgten sie bereits mit ihrem glanzvollen Auftakt – roten Glitzeroutfits und Fächern – für die passende optische Strahlkraft.

Franziska Mense-Moritz  und Susan Kent sind "Die Pottrosen". (Foto: (C) theatervolk)
Franziska Mense-Moritz und Susan Kent sind „Die Pottrosen“. (Foto: (C) theatervolk)

Ihr Programm ist eine spritzige Mischung aus Parodie, witzigen Gesangsnummern mit umgetexteten Songs, kleinen Spielszenen und viel frecher Ruhrpott-Schnauze. Besonders Susan Kent überzeugte mit ihrer Wandelbarkeit: So schlüpfte sie etwa mit charmantem Sächsisch in die Rolle einer Frau aus Leipzig, die sich extravagante Geschenke von „Santa-Clausi“ wünscht. Ihre Heidi-Klum-Parodie zeigte einmal mehr ihr parodistisches Talent. Franziska Mense-Moritz glänzte dagegen in ihrer Paraderolle als Frau im Morgenmantel mit Zigarette („Wo ich bin, is Raucherecke“) – ein Charakter, der stets für Lacher sorgt.

 

Zwischen Blödeleien und kritischen Tönen

Doch die „Pottrosen“ beschränkten sich nicht nur auf humorvolle Blödeleien. Ernste Themen wie Klimawandel, Rechtsextremismus, Hasskommentare im Netz und ihre Folgen oder das bigotte Verhalten der katholischen Kirche (Stichwort: Missbrauchsskandale) wurden kabarettistisch-ironisch aufgegriffen. Diese gelungene Balance zwischen Unterhaltung und Tiefgang macht das Duo besonders.

Dabei wird alles mit einer gehörigen Portion deftigem Ruhrpott-Charme serviert, wie man ihn heutzutage nur noch selten hört. Gerade dieser unverwechselbare Stil sorgt für den besonderen Reiz ihrer Auftritte. Mit ihren beeindruckenden Stimmen, ihrem gemeinsamen Sinn für Humor und einer geballten Portion Frauenpower ergänzen sich die beiden Künstlerinnen perfekt.

Fazit: Es bleibt zu hoffen, dass uns dieses kongeniale Comedy-Duo, die „Pottrosen“, noch lange erhalten bleibt – denn sie sind ein echtes Highlight der Ruhrpott-Comedy!




Flamingos und Dada – Ein Abend mit Hermann Heisig

Warum schlafen Flamingos auf einem Bein? Diese und andere absurde Gedanken brachte Hermann Heisig am 6. Dezember 2024 mit seiner Gruppe im Theater im Depot dem Publikum in der außergewöhnlichen Performance „Late Night Dada“ näher.

Dada, diese vermeintlich längst vergangene Kunstrichtung, wurde hier mit einem frechen Augenzwinkern wiederbelebt. In Dortmund, der Ruhestätte des Dadaisten Richard Huelsenbeck, wird die Erinnerung an diese Bewegung ohnehin lebendig gehalten – mit jährlichen Festivals und künstlerischen Aktionen. Trotzdem hätte das zweistündige Spektakel von Heisig und seinen Leipziger Performerinnen deutlich mehr Zuschauerinnen verdient.

Zwischen Bar, Bühne und Straßen-Dada

„Late Night Dada“ begann stilecht an der Bar – die den gesamten Abend über geöffnet blieb – und nahm das Publikum mit auf eine Reise durch den gesamten Theatersaal. Was folgte, war ein wilder Mix aus Tanz, Performance, Kostümspiel und Bühnenkunst, irgendwo zwischen Late-Night-Show, Konzert und ritueller Jam-Session. Besonders surreal wurde es, als alle Beteiligten mit einer Flamingo-Fahne das Theater verließen, um ein Stück Dada direkt auf die Straße zu bringen.

hermann heisig und seine Crew bei "Late Night Dada". (Foto: (c) Rolf Arnold)
Hermann Heisig und seine Crew bei „Late Night Dada“. (Foto: (c) Rolf Arnold)

Ein Highlight für Musikliebhaber war die ironische Schlagzeug-Performance, die typische Musik-Acts charmant auf die Schippe nahm. Die Ästhetik, die Hermann Heisig und seine Truppe an den verschiedenen Stationen präsentierten, begeisterte durch ihre Vielschichtigkeit und den Mut, Kitsch mit schriller Eleganz zu verbinden.

Am Ende bleibt die Frage: Haben Flamingos, die hier als Symbol für Trash und grelle Ästhetik dienten, ihre Würde zurückerhalten? Das mag jede*r für sich selbst entscheiden. Sicher ist jedoch: In den zwei Stunden tobte der Dada-Geist quer durch das Theater im Depot – absurd, witzig, provokativ und garantiert unvergesslich. Ein Hoch auf die Flamingos und Hermann Heisigs einzigartigen Abend voller Dada-Wahnsinn!