Lara Croft mit Existenzfragen

Das Queere Theater Kollektiv präsentierte am 25. Oktober 2024 im Theater Fletch Bizzel seine neue Produktion „Subterranean Deception – A Digital Dread“. Bereits 2023 zeigte das Kollektiv mit „Tanz der Krähen“ im Theater im Depot ein Stück, das dem Horror- bzw. Grusel-Genre zugeordnet werden sollte. Auch „Subterranean Deception – A Digital Dread“ wurde als „audiovisuelle Horror-Performance“ angekündigt. Natürlich ist die Definition von „Horror“ subjektiv, doch aus meiner Sicht erzeugte das Stück keine Schrecken. Ein Großteil der Handlung drehte sich um die Erkundungen eines Höhlenforschers auf einem fremden Planeten. Auf der Bühne des Fletch Bizzels sah man eine Art Lara Croft, die in den Requisiten herumkletterte und sich zunehmend mit der Expeditionsleiterin in Konflikt begab.

Verständlichkeit und Spracheinsatz

Das Stück war in einfachem Englisch gehalten, um es einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Diese Idee ist zwar grundsätzlich löblich, aber es ist davon auszugehen, dass Nicht-Muttersprachler Verständnisschwierigkeiten hatten.

Szene aus dem Stück  "Subterranean Deception – A Digital Dread“. Foto: Queeres Theater Kollektiv
Szene aus dem Stück
„Subterranean Deception – A Digital Dread“. Foto: Queeres Theater Kollektiv

Positiv hervorzuheben war der Einsatz von Tracking-Technologie, die es ermöglichte, die Bewegungen der Darsteller*innen in Echtzeit mit digitalen Projektionen zu synchronisieren – ein innovativer Ansatz, der zeigt, wohin sich das Theater der Zukunft entwickeln könnte. Dafür gebührt dem Queeren Theater Kollektiv Anerkennung.

Auch die Wahl des Science-Fiction-Genres erwies sich als sinnvoll, da in diesem Genre Themen wie Queerness und Transidentität schon länger behandelt werden. Ein Beispiel findet sich in der Serie Star Trek: The Next Generation, in der eine Episode durch das geschlechtslose Volk der J’naii Fragen zur Geschlechteridentität aufwirft. Eine Figur, Soren, entwickelt eine „ungewöhnliche“ weibliche Identität und verliebt sich in Riker. Diese Episode thematisiert geschlechtliche Identität und Diskriminierung und kann als Parallele zu trans und nicht-binären Erfahrungen interpretiert werden.

Was bleibt? Beide Darsteller*innen haben ihre Arbeit überzeugend umgesetzt, und die audiovisuellen Elemente konnten ebenfalls überzeugen. Inhaltlich konnte mich das Stück jedoch leider nicht abholen.




Kammerkonzert an einem außergewöhnlichen Ort

Die Kokerei Hansa ist ein Architektur- und Industriedenkmal in Huckarde, das unter anderem für Kunst- und Kulturveranstaltungen genutzt wird. Bereits in der vergangenen Spielzeit fand ein Kammerkonzert in der Kompressorenhalle statt, und am 24. Oktober 2024 diente das Salzlager als Konzertort.

Im Salzlager wurde früher Ammoniumsulfat gelagert, ein Nebenprodukt der Koksherstellung, das als Dünger verwendet wurde. An diesem Abend zeugten nur noch die Förderbänder und Maschinen von dieser Vergangenheit. Im Mittelpunkt standen neun Musiker der Dortmunder Philharmoniker, die ein abwechslungsreiches Programm darboten.

Beethoven, Klein und Mozart im Fokus

Das Oktett in Es-Dur, op. 103, von Ludwig van Beethoven wurde vermutlich zwischen 1792 und 1793 komponiert, in einer Phase, als Beethoven noch stark vom Stil der Wiener Klassik und insbesondere von Mozart beeinflusst war. Ursprünglich für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte geschrieben, trägt das Werk eine leichte, unterhaltsame und charmante Note und gehört zur sogenannten Harmoniemusik, einer Form höfischer Bläsermusik.

Mit dabei: Alina Heinl (Klarinette). Foto: (c) Leszek Januszewski.
Mit dabei: Alina Heinl (Klarinette). Foto: (c) Leszek Januszewski.

Ein bedrückendes Zeitzeugnis ist das Divertimento für Bläseroktett von Gideon Klein. Der tschechische Komponist verarbeitete in diesem Werk die Besetzung seines Landes durch die Wehrmacht. Es offenbart eine bemerkenswerte künstlerische Tiefe und formale Raffinesse, die die Tragik und zugleich die künstlerische Widerstandskraft des Komponisten unter schwierigen Bedingungen widerspiegelt.

Mozarts Serenade in c-Moll, KV 388, auch als Bläseroktett oder Nachtmusique bekannt, hebt sich von der sonst heiteren und geselligen Tradition der Serenade ab. Komponiert um 1782 für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte, verleiht die Tonart c-Moll dem Werk eine ungewöhnlich ernste und dramatische Ausdruckskraft, die klassische Erwartungen an das Genre durchbricht.

Ein gelungener Kammermusikabend in einer außergewöhnlichen Umgebung. Mitwirkende waren Reika Kosaka und Stefanie Dietz (Oboe), Alina Heinl und Amely Preuten (Klarinette), Minori Tsuchiyama und Pablo Gonzáles Hernández (Fagott), Sofie Herstvik Berge und Peter Loreck (Horn) sowie Tomoko Tadokoro (Kontrabass).