Zwischen Nostalgie und Neuanfang: „Forever and ever“ erkundet Vergänglichkeit und Ewigkeit

Das 4.D-Kollektiv „wichtigemenschen“ präsentierte am 21. September 2024 ein Tanz-, Theater- und Musikprojekt zum Thema Vergänglichkeit und Ewigkeit unter dem Titel „Forever and ever“ im Fritz-Henßler-Haus in Dortmund.
Sind unsere Bindungen an bestimmte Werte und Menschen tatsächlich eine Art von Nostalgie, und geben sie uns in bestimmten Lebensphasen Halt? Oder ist es emotionaler Ballast, der uns unbeweglich machen könnte? Diesen Fragen gingen mehrere junge Erwachsene in der Performance „Forever and ever“ nach. Ist Nostalgie immer etwas Gutes?

Was kann bleiben, was kann weg? "wichtigemenschen" machen sich Gedanken. (Foto: (c) 4.D)
Was kann bleiben, was kann weg? „wichtigemenschen“ machen sich Gedanken. (Foto: (c) 4.D)

Was kann bleiben, was kann weg? Sind Produkte, die uns in der Kindheit Freude bereiteten, wie das „Bum Bum Eis“, auch als Erwachsene noch erstrebenswert? Und was ist mit Begriffen wie „Menschenwürde“ oder „freier Wille“?

Eine lebhafte Reise durch Erinnerungen und Werte

 

Die jungen Erwachsenen starteten eine lebhafte Tour der Erinnerungen – angefangen bei heimlichen Besuchen auf dem Dachboden, um Computerspiele zu spielen, über Erlebnisse im Garten bis hin zu den ersten Partys am Pool. Natürlich durfte die Erinnerung an den ersten Kuss nicht fehlen. Dabei zeigte „wichtigemenschen“ einen humorvollen Kurs zum Thema „richtig Küssen“, passend zum Song „Kiss“ von Prince.
Am Ende stehen sie am Flughafen, ein Sinnbild für die Frage: „Wohin wird die Reise gehen?“ Was nehmen wir mit, was werfen wir über Bord? Die einzelnen Themen sind in Säcken verpackt und werden hin- und hergeschoben. Wichtig oder unwichtig? Alle haben unterschiedliche Meinungen.
Da erscheint eine Lösung: Auf einer Wäscheleine werden alle Themen aufgehängt. Die Wäscheleine symbolisiert die Spur, die Menschen hinterlassen und beeinflussen können. So wird es zu einer individuellen Entscheidung, „was bleiben soll“.
Das Stück war geprägt von tollen Choreografien und Live-Musik. Der Funke zum Publikum sprang da sofort über.
Insgesamt boten alle Personen auf der Bühne eine engagierte Leistung. Lob gebührt natürlich auch Birgit Götz (Tanzpädagogik) und Cordula Hein (Theaterpädagogik).
Wer sich davon überzeugen möchte, hat dazu am Samstag, den 28. September 2024, um 20 Uhr im Fritz-Henßler-Haus die Gelegenheit. Vorverkauf: Eventim.de. Kartenreservierungen: info@vier-D.info.
Mitwirkende: Carina Bährens, Ilana Bornschlegel, Carla Brockmann, Antonio Di Nauta, Lena Dockhorn, Greta Heimbach, Rouven Knape, Katharina Kelm, Marcia Kemper, Bhavdeep Kumar, Leon Lohrmann, Tatia Nanava, Mathis Pollmann, Sina Rumpke, Henna Schmaler, Lotta Severin, Cosima Zinke.




„Türmer-Produktion Ballett“ auf dem Dortmunder U-Turm

Am Abend des 19.09.2024 konnte eine geladene Gruppe von Ballett-Freunden und Pressevertretern an einer besonderen Weltpremiere in Dortmund teilnehmen. Die „Türmer-Produktion Ballett“ – eine faszinierende Kombination aus Tanz, Choreografie und Film – wurde auf dem Dortmunder U-Turm präsentiert. Diese Aufführung stellt eine zukunftsweisende Zusammenarbeit zwischen Adolf Winkelmann,  dem Filmproduzenten und Professor für Film-Design an der FH Dortmund und Xin Peng Wang, dem Ballettintendanten Dortmunds, dar.

Die Tanzenden sind eine neue Attraktion der fliegenden Bilder, eine Kollaboration zwischen Xin Peng Wang (Ballettdirektor) und Adolf Winkelmann (Fliegende Bilder)
Die Tanzenden sind eine neue Attraktion der fliegenden Bilder, eine Kollaboration zwischen Xin Peng Wang (Ballettdirektor) und Adolf Winkelmann (Fliegende Bilder)

Die U-Turm-Bilderuhr, eine bekannte Kunstinstallation auf der Dachkrone des Dortmunder U, zeigt seit dem 28. Mai 2010 auf neun Projektionsflächen Filmbilder, die weithin sichtbar in den Himmel über der Stadt gesendet werden. Damals wurden „fliegende Tauben“ als Hommage an die Tradition der Brieftaubenzucht im Ruhrgebiet gezeigt. Nun greift die „Türmer-Produktion Ballett“ dieses visuelle Konzept auf und verbindet es mit einer modernen Interpretation von Tanz und digitaler Kunst.

Tanz trifft auf digitale Kunst im öffentlichen Raum

Der Begriff „Türmer“ bezieht sich auf die historischen Turmwächter, die über die Städte wachten. Im Rahmen dieser neuen Produktion tanzen jeweils acht Frauen und Männer aus der Dortmunder Ballett-Company von 6 bis 22 Uhr für wenige Minuten mit Handylichtern auf den Projektionsflächen – besonders eindrucksvoll in den Abendstunden, wenn die Lichter die Dunkelheit durchbrechen. Die visuelle Wirkung wird durch die Unterstützung von erfahrenen Ton- und Lichtexperten verstärkt, was die Premiere zu einem beeindruckenden Erlebnis machte.

Vor der Aufführung hatten die geladenen Gäste die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Digital-Werkstatt auf der ersten Etage zu blicken. Dort erhielten sie humorvolle Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Projekts und spannende Informationen über die technische Umsetzung. Diese exklusive Führung ermöglichte es, die kreative Arbeit und die Herausforderungen, die hinter der „Türmer-Produktion Ballett“ stecken, besser zu verstehen.

Mit Einbruch der Dämmerung begann die eigentliche Premiere, die von einem beeindruckenden Ausblick vom Außengelände in der Nähe des Residence Inn by Marriott auf die LED-Wände des U-Turms begleitet wurde. Das Projekt verleiht der Stadt Dortmund ein neues kulturelles Alleinstellungsmerkmal und unterstreicht ihre Strahlkraft in der Kunst- und Tanzszene.




Vom Barock bis zum Swing: Blechbläser verzaubern im Phoenix des Lumières

Das erste Kammerkonzert der neuen Spielzeit brachte einen spannenden musikalischen Bogen über Jahrhunderte – von den barocken Klängen Giovanni Gabrielis bis hin zu den schwungvollen Rhythmen des Jazz und Swing. Besonders der zweite Teil des Abends stand ganz im Zeichen von George Gershwin und weiteren Jazz-Einflüssen.

Gestaltet wurde das Konzert von fünf Blechbläsern: Daniel Hufnagel und Mitsugo Hotta (beide Trompete), Jan Golebiowski (Horn), Dirk Ellerkamp (Posaune) und Thomas Kerstner (Tuba). Mit ihrem Zusammenspiel verliehen sie den Werken sowohl historischer als auch moderner Komponisten einen unverwechselbaren Klang.

Die fünf Blechbläser der Dortmunder Philharmoniker machten gute Stimmung im Phoenix des Lumières.
Die fünf Blechbläser der Dortmunder Philharmoniker machten gute Stimmung im Phoenix des Lumières. Foto: (Rainer Sturm / pixelio.de)

Musik im Dialog mit visueller Kunst

Wie schon in der vergangenen Saison fand das Konzert im Phoenix des Lumières statt – einem Ort, der sich durch die Kombination von Musik und eindrucksvollen, projizierten Kunstwerken auszeichnet. Der Raum, geflutet von riesigen, leuchtenden Bildern, bot den perfekten visuellen Rahmen für die Darbietungen. So wurde Giovanni Gabrielis „Canzona per sonare II“ von prächtigen Projektionen venezianischer Architektur begleitet, während Samuel Barbers „Adagio for Strings“ in eine melancholische blaue Lichtstimmung getaucht wurde – eine subtile, aber kraftvolle visuelle Untermalung der Bläserbearbeitung dieses Streichwerks.

Nach der Pause: Jazz und Swing im Zeichen von Gershwin und Jobim

Nach der Pause eroberte der Jazz die Bühne. George Gershwins unvergängliche Melodien eröffneten und schlossen den zweiten Teil des Programms, wobei das Quintett die Werke mit schwungvoller Leichtigkeit und Präzision präsentierte. Luther Henderson, Harry DeCosta und Herbert Meyer ergänzten das Programm mit weiteren swingenden Beiträgen. Besonders Thomas Kerstner am „Tuba Tiger Rag“ brachte das Publikum zum Staunen, als er die Tuba „von der Leine ließ“.

Einen Hauch Südamerikas brachte Antônio Carlos Jobims „One Note Samba“, der den Raum in tropische Farben tauchte. Passend dazu projizierte man an die Wände ein Bild eines Leguans, das an die Formenwelt Gaudís erinnerte – ein faszinierendes Detail, das die Verbindung zwischen Musik und visueller Kunst im Phoenix de Lumières auf die Spitze trieb.

Ein beeindruckender Konzertabend mit kleinen Hürden

Der Abend bot nicht nur ein akustisches, sondern auch ein visuelles Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Die fünf Musiker präsentierten ein vielseitiges Programm, das die Vielfalt der Blechbläsermusik auf höchstem Niveau zeigte. Einziger Wermutstropfen: Die Anbindung des Phoenix des Lumières bleibt ausbaufähig, was den Zugang zu diesem außergewöhnlichen Kulturort erschwert. Es bleibt zu hoffen, dass sich hier bald etwas verbessert, damit mehr Menschen die außergewöhnliche Atmosphäre in diesem Ambiente erleben können.




Klangvolle Eröffnung: Brahms und Schumann im 1. Philharmonischen Konzert der neuen Spielzeit

Das 1. Philharmonische Konzert unter dem Titel „Dem Himmel entgegen“ in der neuen Spielzeit 24/25 am 18. und 27. September 2024 präsentierte zwei Klassiker der Konzert- und Orchesterliteratur. Gespielt wurden das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms und die Sinfonie Nr. 3 von Robert Schumann. Die Dortmunder Philharmoniker wurden von Hossein Pishkar dirigiert, und am Klavier spielte die Pianistin Anna Tsybuleva.

Anna Tsybuleva und die Dortmunder Philharmoniker: Ein harmonisches Zusammenspiel

Ich mag das 2. Klavierkonzert von Brahms lieber als das erste. Warum, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht wegen der lyrischen Natur des Werkes, vielleicht aber auch wegen der melancholischen Hornphrase, mit der der erste Satz beginnt. Insgesamt ist die Verzahnung zwischen Orchester und Soloinstrument das Besondere, das für mich die Klavierkonzerte von Brahms ausmacht. Auch wenn Anna Tsybuleva die technischen Herausforderungen des Stücks meisterte, wird das Klavier Teil des Orchesters und verschmilzt mit ihm zu einem Gesamtklangkörper. Als Zugabe spielte Anna Tsybuleva, quasi als Übergang, noch ein Stück von Schumann.

Das 2. Klavierkonzert von Joghannes Brahms war ein Höhepunkt des 1. Philharmonischen Konzertes. (Foto: (c) U.Herbert / pixelio.de)
Das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms gespielt vom Anna Tsybuleva war ein Höhepunkt des 1. Philharmonischen Konzertes. (Foto: (c) U.Herbert / pixelio.de)

Nach der Pause erklang Schumanns Sinfonie Nr. 3, die „Rheinische“. Sie war einst die Titelmelodie von WDR-Sendungen wie „Hier und heute“ sowie „Zwischen Rhein und Weser“. Schumanns 3. Sinfonie verbindet in einzigartiger Weise symphonische Tradition mit volksnahen Elementen und tief empfundener Naturpoesie. In ihrer Struktur und emotionalen Vielfalt ist sie visionär. Das Besondere an ihr ist, dass sie gleichzeitig heiter, ernst und feierlich wirkt.

Die Dortmunder Symphoniker konnten einen beachtlichen Start in die neue Konzertspielzeit feiern.