Festliche Belcanto-Operngala mit Musik von Gaetano Donizetti

Die Dortmunder Operngala „Viva la Diva“ mit Ausschnitten aus Belcanto-Opern von Gaetano Donizetti am 09.06.2024 im hiesigen Opernhaus stand ganz im Zeichen dieser geschmeidig-emotionalen Musik und ihren imposanten Frauenfiguren. Der italienische Komponist trug maßgeblich zur Herausbildung des Typus der Primadonna assoluta bei.



Passend dazu standen unter anderem Sooyon Lee und Anna Sohn, zwei hervorragende Sopranistinnen, für die Gala zur Verfügung. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi (1. Kapellmeister und stellvertretender GMD) sorgten für die einfühlsame instrumentale Begleitung. Unterstützt wurden die Sänger*innen auf der Bühne tatkräftig vom Opernchor Theater Dortmund unter der Choreinstudierung von Fabio Mancini.

Alex Martini, Ks. Morgan Moody, Anna Sohn, Sungho Kim Foto: (c) Björn Hickmann
Alex Martini, Ks. Morgan Moody, Anna Sohn, Sungho Kim Foto: (c) Björn Hickmann

Opernintendant Heribert Germeshausen führte durch den Abend und bot das nötige Hintergrundwissen zu den vier Donizetti-Opern des Programms. Im ersten Teil standen neben den Ouvertüren Musikszenen aus den beiden komödiantischen Opern „Don Pasquale“ und „L’elisir d’amore“ (Der Liebestrank) auf dem Programm.

Hier konnten bereits zu Beginn Kammersänger Morgan Moody (Don Pasquale), Anna Sohn (Norina), Alex Martini (Dottore Malatesta), Sungho Kim (Ernesto) sowie Jean Vendassi (Un Notaro) neben starken Stimmen ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen.

Bei einer Primadonna kommt es nicht nur auf das gesangliche Können an, sondern auch darauf, die unterschiedlichsten Gefühlslagen für das Publikum transparent und spürbar werden zu lassen. Das gelang Anna Sohn als erst scheue, dann selbstbewusst keck auftretende Norina und beim „Liebestrank“ Sooyeon Lee als Adina wunderbar. Bei „L’elisir d’amore“ waren zudem Denis Velev (Dulcamara), Sungho Kim (Nemorino) sowie der Opernchor Theater Dortmund beteiligt.

Nach der Pause wurde mit „Wahnsinnsarien“ aus „Lucia di Lammermoor“ und „Roberto Devereux“ eine neue Facette des Belcantos aufgezeigt. Auch hier war der Opernchor bis zum Ende eine emotionale Unterstützung. Berührend war das „Percorrete…“ aus dem ersten Akt (Coro e Scena) mit der eindringlichen Tenorstimme von Sungho Kim.

Die teils auf historische Begebenheiten bezogenen dramatischen Opernszenen waren nicht nur technisch höchst anspruchsvoll für Sooyeon Lee (Lucia) und Anna Sohn als Königin Elisabetta (Roberto Devereux). Die ganze Tragik mussten sie auch körperlich glaubhaft vermitteln. Natascha Valentin (Opernchor Theater Dortmund) konnte als Sara (Roberto Devereux) erneut ihr Können als Sängerin zeigen.

Neben der bewegenden Musik war es ein ergreifendes Erlebnis für die Anwesenden. Die Akteure erhielten vom Publikum viel Beifall für ihre Leistung.




Barocke Musik modern visualisiert

Im Rahmen des Dortmunder Klangvokal Musikfestivals stand am 07.06.2024 im Orchesterzentrum / NRW Barockmusik vom Feinsten auf dem Programm. Das renommierte belgische Ensemble Vox Luminis präsentierte Henry Purcells (1659–1695) Semi-Oper „The Fairy Queen“ in einer poetischen und modern visualisierten Version zwischen Traum und Realität. Diese Aufführung feierte in unserer Stadt ihre Deutschland-Premiere.



Die Gesamtleitung lag in den Händen des Ensemble-Gründers Lionel Meunier. Für das Projekt hatte er den Videokünstler Mário Melo Costa, den Lichtdesigner Carney und den Regisseur Benoît De Leersnyder versammelt. Zudem entführte Emilie Lauwers mit ihren auf eine Leinwand projizierten Zeichnungen das Publikum in einen nächtlichen Wald, wo verschiedene Tiere der Liebeslust und dem Schmerz nachgingen.

Purcells Werk ist an Shakespeares „Sommernachtstraum“ angelehnt. Die halbszenische Aufführung der Musikkomödie um Liebeswirren und Mystik wurde durch eine Portion „Shakespeare-Humor“ sowie einige allegorische Figuren bereichert. Dazu gehörten die „Vier Jahreszeiten“, Nacht, Geheimnis, Heimlichkeit, Juno (Königin der Götter), Feenkönig Oberon, der Gott der Ehe, sowie ein komischer „Drunken Poet“. Ein Schauspieler (Simon Robson) fungierte als Erzähler.

Die Sängerinnen und Sänger sowie der Chor überzeugten mit ihren hervorragenden Stimmen und ihrer Spielfreude. Das Orchester sorgte mit seinen diversen Instrumenten (darunter das für die Barockzeit übliche Cembalo) auf technisch hohem Niveau für die angemessene musikalische Begleitung.

Die modernen Videoprojektionen führten zu einem besonderen Konzerterlebnis, das nur durch gewisse Längen in der Handlung etwas getrübt wurde. Nicht alle Menschen im Publikum hielten das dreieinhalbstündige (mit Pause) Barockereignis bis zum Ende aus.