Modernes Opernmärchen mit aktuellem Problembezug

In Opernhaus Dortmund hatte am 20.03.2024 die Familienoper (ab 8 Jahre) „Die Reise zu Planet 9“ seine Uraufführung.



Die Oper von Pierangelo Valtinoni (Libretto Paolo Madron basierend auf einer Vorlage von Paula Fünfeck) wurde von der Regisseurin Cordula Däuper zu einem fantasievollen-bunten musikalischen Märchen mit deutlichen Bezügen zu den Krisen unserer Zeit auf die Bühne gebracht. Sie führte das Publikum auf eine fantastische Reise mit buntschillernden Kostümen, wechselndem „stellaren“ Hintergrund und witzigen Effekten.

Denis Velev, Sooyeon Lee und  Fritz Steinbacher Foto: (c) Björn Hickmann
Denis Velev, Sooyeon Lee und Fritz Steinbacher Foto: (c) Björn Hickmann

Der von den Problemen und Volkszorn in seinem Reich überforderte König Krax von Abholzhausen (Denis Velev) begibt zusammen mit seinem macht- und habgierigem Berater Megapfiffikus (Fritz Steinbacher) auf eine Reise nach dem Planeten 9. Dort wird ein riesiger Schatz vermutet. Nicht ohne seine kluge Tochter, Prinzessin Lunatick (Sooyeon Lee), die sich mutig für Schutz der Umwelt und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Sie treffen dort auf eine ihnen völlig fremden Kultur, und müssen sich zunächst mit deren Misstrauen auseinandersetzen.

Während König Quyobo (Mandla Mndebele), seine Frau Ikuma (Ruth Katharina Peeck, Junge Oper) den Fremden erst kritisch gegenüberstehen, verlieben sich dessen Sohn Quyokuma /Fantastikuss (Sungho Kim) und Lunatick ineinander. Mit der Kraft ihrer Liebe kämpfen sie gemeinsam passend zum „Kindertag“ für ein friedliches, respektvolles Miteinander und den Schutz von Leben und Natur. Mit Megapfiffikus steht ihren Zielen ein gefährlicher und egoistischer Gegenspieler im Weg….

Musikalisch märchenhaft schön begleitet wurde das Geschehen von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Koji Ishizaka.

Eine wichtige Rolle spielte der Opernchor Theater Dortmund (Leitung Fabio Mancini) als Volksvertreter.

Auf der Bühne wurden einige verschieden großer Pappkartons genutzt, um mit viel Bewegung sehr fantasievoll multifunktional als Aussagefläche oder Baumaterial (z.B. Rakete) eingesetzt zu werden.

Trotz der schweren Thematik konnten die Sängerinnen und Sänger nicht nur mit ihren starken Stimmen, sondern auch mit einer gehörigen Portion Humor und Spielfreude überzeugen. Sie suchten den Kontakt zum jugendlichen Publikum.

Die anwesenden Schulklassen reagierten auf die Handlung ihrerseits öfter lautstark und lebhaft.

Ein Opernmärchen als Aufforderungen, vor allem aber auch an die jungen Menschen, sich verantwortungsvoll und mutig für den Erhalt der natürlichen Ressourcen, Offenheit gegenüber fremden Menschen und Kulturen, einem respektvollen Umgang gegenüber unserer Umwelt sowie Gerechtigkeit auf der Welt einzusetzen.

Weitere Vorstellungstermine: So. 21.04.2024 sowie So. 26.04.2024 um 16:00 Uhr., oder am Mo. 17.05.2024 um 11:00 Uhr.




Außergewöhnliche Barockmusik beim Klangvokal-Festival

Die italienische Barockmusik, insbesondere die Werke von Komponisten wie Arcangelo Corelli, ist gekennzeichnet durch ihre Virtuosität, Emotionalität und ornamentale Pracht. Das gilt auch für Francesco Geminiani, einem Schüler Corellis und Nicola Porpora. In einem Konzert unter dem Titel „I misteri del dolore“ (Die Geheimnisse des Schmerzes) am 15. März 2024 entführte uns das Ensemble „Accademia Bizantina“ in das Italien des 18. Jahrhunderts, dessen Komponisten ganz Europa mit ihrer Musik eroberten.



Im Mittelpunkt stand aber nicht Corelli, sondern Nicola Porpora (1686-1768), der nicht nur als Komponist, sondern auch als Gesangslehrer eine Berühmtheit war. Er unterrichtete berühmte Sängerinnen und Kastraten wie den legendären Farinelli. Nicola Porpora hatte einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Gesangstechnik und des Belcanto-Stils.

Die „Accademia Bizantina“ unter der Leitung von Ottavio Dantone widmete sich dem Spätwerk Porporas und spielte die erste und zweite „Lezione“ für Solostimme jeweils für Sporan und Alt. Porpora nahm dafür die Klagelieder des Jeremias als Textvorlage. Suzanne Jerosme (Sopran) und Delphine Galou (Alt) zeigten durch ihren Gesang, warum beide zu den begehrten Sängerinnen im Bereich Barock sind.

Dieses Können zeigten beide Sängerinnen bei den zwei „Duetto per la Passione di Gesú Christo“, die ebenfalls in die Spätzeit von Porpora fallen. Hier zeigt der italienische Komponist seine Meisterschaft in der Stimmführung und verwandelt die Passionsgeschichte in ein musikalisch-emotionales Kleinod. Dass die „Accademia Bizantina“ auch aus ausgezeichneten Musikern besteht, zeigten sie bei den beiden Concerti Grossi. Vor der Pause erklang das Concerto Grosso e-Moll op.3 Nr. 6 von Corellis Schüler Geminiani (1687-1762), zum Schluss spielte das Ensemble das Concerto Grosso D-Dur op.6 Nr.4 von Meister Corelli (1653-1713), das erst nach seinem Tod publiziert wurde.