Schatten über dem Ruhrgebiet im Jahr 1816

In seinem neuen historischen Kriminalroman „Die Tote aus der Emscher“ entführt der Autor Peter Kersken (geboren 1952 in Oberhausen) die Leserinnen und Leser in das schwierige Jahr 1816 in die Umgebung um das damals neu erbaute Schloss Oberhausen. Es ist die Zeit des wieder erstarkenden und sich von französischer Herrschaft unter Napoleon Bonaparte befreienden Preußen unter Friedrich Wilhelm III.



Der Kriminalrichter Anton Demuth aus Werden muss 1816 den Mord an der aus der Emscher tot geborgenen heilkundigen Bauersfrau aufklären. In diesem Jahr sorgte ein Vulkanausbruch in Indonesien für eine gigantische Aschewolke, die die gesamte Nordhalbkugel in Düsternis hüllte. Es wurde so nass und kalt, dass Missernten zu Hunger und Unsicherheit unter der Bevölkerung führten. Die verzweifelte Bevölkerung nach klaren einfachen Erklärungen und nach jemanden, dem sie die Schuld für die Miesere geben konnten. So wurde die getötete kräuterkundige Anna Hasenleder von vielen Menschen rund um das Schloss Oberhausen als mit dem Satan verbundene Hexe angesehen, die für mit ihrem „Zauber“ für  Krankheit und Tot etwa eines kleinen Jungen verantwortlich sei. Natürlich hatte in ihren Augen „ein zürnender Gott“ nicht nur als Bestrafung für das die Wetterkatastrophe, sondern auch für die Bestrafung für die „Hexe“ gesorgt…

Kersken bietet den Lesenden nicht nur eine interessanten Kriminalfall, sondern taucht mit ihnen in die turbulente Zeit um 1816 ein.

 Es tauchen Namen bekannter Persönlichkeit wie etwa der Dichter Harry (Heinrich) Heine auf und es gibt zudem einen kleinen Geschichtsüberblick aus der Region in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Lebensumstände damals werden plastisch und lebendig vor Augen geführt.

Dieser historische Kriminalroman hat viel mit dem zu tun, was uns aktuell umtreibt. Der Klimawandel mit seinen Folgen andere existentiell bedrohliche Krisen machen uns zu schaffen. Verschwörungstheorien nutzen die Ängste und Verunsicherung vieler Menschen aus. Schuldige und Sündenböcke sind schnell gefunden und werden in den Plattformblasen der sozialen Medien heutzutage stark verbreitet. Das macht die Situation umso gefährlicher.

Eine wunderbare Geschenkidee zu Weihnachten oder Geburtstag.

Peter Kersken

Die Tote aus der Emscher

Köln: Emons Verlag 2023 Originalausgabe

ISBN 978-3-7408-1963-7         320 Seiten    14,00 Euro (D)




Eine Geschichte von Mut und Fantasie

Im Schauspielhaus Dortmund konnte das Publikum (ab 6 Jahre) am 24.11.2023 die Uraufführung des KJT-Familienstücks „Die Abenteuer von Don Quijote und Sancho Panza“ nach Miguel de Cervantes unter der Regie von KJT-Intendanten Andreas Gruhn erleben. Fast das gesamte Ensemble des KJT war beteiligt.



Die Geschichte handelt vom kleinen Landadeligen Alonso Quijano „irgendwo“ in Mancha (Spanien), der schon viele Ritterromane gelesen hat und sich immer mehr in die Rolle eines fahrenden Ritters hineinsteigert. Er zieht mit einer rostigen Rüstung, einem alten Rappen, und seinem treuen (Schildknappen) Diener Sancho Panza aus, um gegen Ungerechtigkeit und für Freiheit zu kämpfen. 

Thomas Ehrlichmann (Sancho Panza) und Rainer Kleinespel (Don Quijote). Foto: (C) Birgit Hupfeld
Thomas Ehrlichmann (Sancho Panza) und Rainer Kleinespel (Don Quijote). Foto: (C) Birgit Hupfeld

Don Quijote ist jetzt sein Name, später erhält er den Zusatz „Ritter der traurigen Gestalt“. Freund*innen und Verwandte und der Pfarrer halten ihn für etwas verrückt. Man möchten ihn wieder nach Hause holen und von seinem „Wahn“ abbringen.

Der treue Diener Sancho Panza ist im Gegensatz zum (scheinbar furchtlosen)  idealistisch-fantasievollen Träumer Don Quijote ein kleinerer, immer hungriger, und praktisch denkender Mensch mit gesundem Menschenverstand.  

Beide erleben auf ihrer Reise viele Abenteuer. Kampf gegen Windmühlen („verzauberte Riesen“), Hilfe für eine von Don Quijote als seine „Herzensdame Dulcinea von Toboso“ gesehene Küchenmagd und einiges mehr. Das geht nicht ohne schmerzhafte Blessuren ab. Viele der Personen, denen sie begegnen, machen sich über den Ritter von der traurigen Gestalt lustig. Durch eine List wird versucht, ihn von seinem „Ritterwahn“ weg zu bringen und wieder nach Hause zu holen…

Das Ganze wird auf der Bühne lebendig aus der Sicht von Sancho Panza (Thomas Ehrlichmann) erzählt. Zusätzlich bot er auch kleine musikalische Beiträge. Mit viel Herzblut und Engagement versetzte sich Rainer Kleinespel in die Rolle des Don Quijote. Bianca Lammert sang unter anderem als die verehrte „Dulcinea“ berührend den Song „Cucurrucucu Palom“ (Lola Beltrán).

Alle beteiligten Darsteller*innen ging mit viel Spielfreude in die unterschiedlichen Charaktere auf.

Das Bühnenbild war passend mit einer aufklappbaren Front aus Bücherattrappen und einigen Büchern ausgestattet, die gegebenenfalls zu einem Berg mit zwei Seitenaufgängen umfunktioniert wurde.

Schöne Landschaftsprojektionen im Hintergrund und die dazu ausgewählte Musik von Michael Kessler sorgten für ein „Spanien-Feeling“.

Am Ende bleibt als kleines Credo: Der Einsatz für eine gerechtere Welt und Freiheit sollte auch gegen Unverständnis und Widerstände unbeirrt weitergeführt werden.

Ein Stück für die ganze Familie, wobei die Altersangabe (ab 6 Jahre) beachtet werden sollte. Kleineren Kindern fällt die Aufmerksamkeit bei der zeitlichen Länge des Stückes wohl etwas schwer. Infos zu weiteren Aufführungsterminen im Schauspielhaus erfahren Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222.