Geierabend feiert „Pott, Land, Fluss“

Premiere des Dortmunder Alternativkarnevals direkt nach Weihnachten

Dortmund. Der Geierabend 2024 startet ungewöhnlich früh in seine anarchische Karnevalszeit. Bereits am 28. Dezember 2023 feiert das einzige Comedy/Kabarett-Ensemble des Ruhrgebiets die Premiere seines neuen Programms auf Zeche Zollern in Dortmund. Unter dem Titel „Pott, Land, Fluss“ buchstabiert man das Ruhrgebiet satirisch volkommen neu.



„Einmal im Jahr ist Ruhrgebiet“, formuliert Schauspielerin Sandra Schmitz selbstbewusst, „dann wird es bei uns auf Zeche turbulent.“ So schicken die Geier die von ihr gespielte, mehrfach Alleinerziehende Jessica Sch. auf Klassenfahrt ausgerechnet in den Kölner Dom. Die Experten von der Butterpause klagen: „Uns fragt ja keiner!“ Später am Abend fragen sich die Borussen von der Süd, ob es da nicht einen gewissen Samstag im Mai gegeben hat, möglicherweise. Im deutschen Kindergarten wird Abschied vom Pazifismus gefeiert mit früher Wehrertüchtigung und fröhlichem Friedenstaubenschießen.

Dazu wird die spielfreudige Band wieder Eigenes und gut Gecovertes mit satirischen Texten beisteuern. Diese stammen aus einem wachsenden, jungen Team. Zu den Schreibenden zählt Tobias Brodowy, sowas wie der „Chefsatiriker“ des WDR-Hörfunks, unlängst mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet.

Drei Stunden dauert die Reise durch „Pott, Land, Fluss“, die Pause kommt obendrauf. Insgesamt sind schon jetzt 30 Abende bis zum Veilchendienstag am 13. Februar 2024 im LWL-Industriemuseum geplant. „Der beste aller Orte für uns“, meint Steiger Martin Kaysh, der wieder durchs Programm führt, schräg und bissig, immer mit Blick auf die täglichen Schlagzeilen.

Tradition hat der vergebliche Versuch, 20 Kilo Stahlschrott an der Kette loszuwerden. Den Pannekopp-Orden wollen die Geier verleihen für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet. Seit 20 Jahren stimmt das Publikum über besonders peinliche Kandidaten ab. Ebenso lange wird der Preis am Veilchendienstag doch nicht abgeholt.

Zum liebevollen Drumherum gehört nicht nur die schönste Zeche der Welt mit ihrem wieder erstrahlten Fördergerüst und beeindruckender Lohnhalle. Die traditionelle Currywurst von Tante Amanda zählt ebenso dazu wie Tanz und Plausch mit den Bühnenakteuren nach der Vorstellung.

Neu sind zwei Ticketformen, die sich an Gruppen richten. Unter dem Motto „Lecker lachen“ erhält man als Bonus bei Buchung eines ganzen Tisches Stößchen und Currywurst kostenlos dazu. Bei der „Wilden Sechzehn“ zahlt man für einen 16-er Tisch nur den Preis von 14 Karten.

Mit dabei sind auch 2024 die Sponsoren und Unterstützer der Vorjahre. Stadt Dortmund, Kulturbetriebe sowie Sparkasse Dortmund, Brinkhoffs´s, DOGEWO21, LWL-Museum Zeche Zollern und dieses Jahr neu dabei Radio 91.2. Alle sind davon überzeugt, „dass der Geierabend wichtiger Teil der Stadt, ihrer Kultur und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner ist“, wie Hendrikje Spengler vom städtischen Kulturbüro formuliert.

Der Vorverkauf startet am 21. Oktober um 9:30 Uhr.

Tickets gibt es unter www.geierabend.de und in allen Vorverkaufsstellen von Ticketmaster.
In Dortmund empfiehlt der Geierabend „Ruhr Nachrichten Service Center“ an der Thier-Galerie, Silberstraße 21, Ticket-Hotline: 0231-905 90.

Geierabend 2024, Motto: „Pott, Land, Fluss“

Spielort: LWL-Industriemuseum Zeche Zollern II/IV, Grubenweg 5, 44388 Dortmund

Premiere: Donnerstag, 28. Dezember 2023




30. Jazztage Dortmund 2023

Die 30. Jazztage Dortmund sind eine kuratierte Konzertreihe mit 15 Veranstaltungen in 4 Wochen. Ein Hörfenster der Spielarten des Jazz und der zeitgenössischen improvisierten Musik, das vor „Ausflügen“ in umliegende Gefilde nicht zurückschreckt. Und auch gesellschaftliche und politische Themen spiegeln sich im Programm.



Mit Black Lives kommt ein Kollektiv nach Dortmund, dass sich ganz dem Kampf gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit durch ihre Musik verschrieben hat: A collective of artists who are continuing to fight for equality and social justice through music. Der aus Odessa stammende Pianist und Komponist Vadim Neselovskyi reflektiert in seiner Suite „Ukrainian Diary“ zusammen mit dem von geflüchteten ukrainischen Musikerinnen neu gegründeten Myria Ensemble seine Empfindungen gegenüber des andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die Ruhrgebiets-Band The Sephardics bearbeitet sephardische Musik, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert hat und traditionell geprägt wurde durch die als Sepharden bezeichneten Nachfahren iberischer Juden. Sie kooperieren hier erstmals in einem besonderen Projekt mit dem kurdischen Electro-Disco-Trio Biensüre aus der hippen Hafenstadt Marseille.  

Neben den vielen weiteren Konzerten mit einer stilistischen Spannbreite von Modern Jazz über Improvisationsmusik und experimentell-elektronische Klangwelten über französische Jazz-Chansons bis hin zu brasilianischem Latin-Pop seien noch besonders erwähnt die diesjährigen Kooperationspartner Folkwang Jazz, das junge Dortmunder Kollektiv Bunt oder Blau, das Kollektiv The Dorf und das Tanzcafé Oma Doris als kooperativer Spielort im Musikquartier Brückviertel sowie die Familienkonzertreihe SOUNDZZ. Das Doppelkonzert am Eröffnungsabend wird eingerahmt von der Vernissage der Foto-Ausstellung „Women in Jazz“ von Frank Schindelbeck.

Weitere Informationen zum Programm und den Eintrittspreisen finden Sie unter der Internetseite: https://www.domicil-dortmund.de/jazztage-dortmund.html

 




Eindrucksvolle Pressefotos im Depot

In der großen Halle des Kulturort Depot Dortmund (Immermannstraße 29) ist vom 21.10.2023 bis zum 12.11.2023  die World Press Photo Ausstellung mit einer Auswahl von etwa 120 der aktuellen prämierten Fotos aus 60.000 eingereichten Fotografien und Fotogeschichten aus dem exklusiven Pool des Jahres 2022 zu sehen. Nicht nur das: Es gibt dieses Mal nicht nur eine Auswahl dieser aktuellen Fotos zusehen, sondern zudem ist am Ende eine „Winner Wall“ aufgestellt, wo alle Fotografien abgebildet sind, die seit der Premiere des Wettbewerbes im Jahr 1955 mit dem Titel Pressefoto des Jahres ausgezeichnet wurden. Eine besondere fotografische Zeitreise durch vergangene Jahrzehnte, die sich in das Gedächtnis verschiedener Generationen eingebrannt haben.

Jedes Jahr zeichnet die World Press Photo Foundation in einem internationalen Wettbewerb die besten Pressefotografien der Welt aus. Die ausgelobten 30.000 Euro werden jetzt gleichmäßig auf die teilnehmenden Kontinente verteilt. Neben Europa sind Afrika, Nordamerika, Mittelamerika (Mexiko), Südamerika (Argentinien), Südostasien und Ozeanien beteiligt. Sie werden in verschiedenen Kategorien verliehen. Die Ausgezeichneten sind den jeweiligen Kontinenten zugeordnet und erhalten einen kleineren Preisbetrag.



Themenschwerpunkte sind neben dem aktuellen Ukraine-Krieg, Freiheitkampf der iranischen Frauen, der Klimawandel und seine Auswirkungen, (Wasserknappheit, Hunger, Vertreibung, Artensterben, Umweltverschmutzung) sowie der Umgang damit. Außerdem spielen die Flüchtlingsbewegungen und Probleme mit Homophobie (Beispiel Philippinen) eine Rolle. Neben den eindringlichen und bedrückenden Fotos im Großformat ist auch eines von jubelnden Fans der Argentinischen Fußball-Nationalmannschaft nach deren Gewinn der Weltmeisterschaft zu sehen.

Blick in die Ausstellung „World Press Photo“ in der Halle des Depots Dortmund. (Foto: (c) Depot Dortmund)

Eintritt: 8.00 Euro, ermäßigt: 6.00 Euro

Familienticket 1 (Zwei Erwachsene mit max. drei Kindern bis 18.Jahre) 20.00 Euro, Familienticket 2 (Eine erwachsene Person mit max. drei Kindern bis 18 Jahre): 12.00 Euro.

Außerdem können Interessierte sich zunächst umsonst die Ausstellung „Rückblende 2022“ (hoch dotierter deutsche Preis für politische Fotografie und Karikatur) bestaunen. Schon zum fünften Mal wird dieser humorvolle Rückblick auf das vergangene Jahr in unserer Stadt gezeigt.

Weitere Infos zum speziellen Rahmenprogramm rund um die

World Press Photo Ausstellung 2023 unter www.depotdortmund.de . Anmeldungen zu Gruppen-Führungen (Zusatzgebühr: 4.00 Euro) bitte Anfragen per E-Mail kultur@depotdortmund.de.




Eine Reise der Dortmunder Philharmoniker in das Land des Brexits

Der Brexit hat uns alle betroffen gemacht und wird uns wohl noch sehr lange beschäftigen. Vor allem die Briten. Die Folgen sind jetzt schon verheerend … und der Bestand des Restempires ist wohl gezählt. Der den Briten nachgesagte ökonomische Verstand hat in Brexit Kampagne aus Xenophobie versagt … ein Vorgeschmack für die Gefahr einer Braunaue*rinnen Regierung.



Trotz allem gibt es Gründe genug einen musikalischen Ausflug über den trennenden Ärmelkanal zu machen. Wobei sich die Briten gerne kontinentaleuropäische Musiker an den Hof holten … bis wir den Beatles Britpop erleben durften. Oder … da war was davor.

Eröffnet wurde das Konzert am 09. Oktober 2023 von Beethovens Variationen zu „God Save the King“ für ein Solo Klavier. Dem Hannoveraner George und der mecklenburgisch-portugiesischen Charlotte mit afrikanischen Wurzeln würde es gefallen haben. Wundervoll gespielt vom Dirigat Christian Zacharias.

Die Londonreise von Beethoven mit seinem Lehrer Haydn zerschlug sich, aber sein Faible für England blieb bestehen. Und er war auf der Insel dann auch kein Unbekannter geblieben. Seine Stücke erschienen auf der Insel im Druck. Auf dem Kontinent baute er immer wieder Elemente mit klarem Bezug zur Insel ein.

Es folgten unsere Brexiteers: Edgar Elgar und Benjamin Britton.

Zuerst spielten die Dortmunder Philharmoniker die Serenade für Streicher e-Moll op. 20 von Edgar Elgar und anschließend Les Illuminations op. 18 von Benjamin Britton. Die Texte stammen von Arthur Rimbaud, die hervorragend von Rinnat Moriah gesungen wurden … unter einer infernalischen Belastung nach dem Überfall der Hamas am vorhergehenden Samstag dieses Oktobers.

Elgar, der, im Gegensatz zu Britton, nie einen Kompositionsunterricht erhielt, kann man ein Naturtalent nennen. Elgar ist mit dem Empire wie kein anderer verbunden, was auch seine Komposition „Land of Hope and Glory“ als inoffizielle Hymne zeigt. Er ist aber nicht zwingend der staatstragende Komponist, da er im klassenbetonten England von der Oberschicht nie anerkannt wurde. Das dreisätzige, 12-minütige Stück, einfühlsam intoniert und dirigiert, zeigt entfernte Echos von Felix Mendelsohn Bartholdy … gefesselt wird der Hörer aber schon mit den ersten Tönen der Serenade, die sich im dritten Satz echogleich wiederholen. Es wiederholt sich nicht einfach, sondern rundet die Serenade wunderbar ab.

Britton … sorry nicht mein Bier, ABER: Britton hatte eine seriöse Komponistenausbildung und wurde einer der Vertreter der Moderne. Britton, ein überzeugter Sozialist und Pazifist ging 1939 in die USA, segelte aber über den Teich zurück, da wohl doch zu tief dort verwurzelt. Die USA waren damals schon alles andere als sozialfreundlich oder pazifistisch … Nach Pearl Harbour kann man für uns nur sagen: Gott sei Dank.

Der von den Dortmunder Philharmonikern nun gespielte und von Moriah gesungene Orchesterlied-Zyklus Les Illustrations ist „strange“ und begeisterte Britton Fans zu Recht. Ich selber hatte weniger Freude daran, auch ein wenig wegen Rimbaud, der auch nicht mein Fall ist … Man kann nicht alles haben! Aber trotzdem eine fantastische Darbietung von Moriah und unseren Philharmonikern.

Von der verlassenen Insel geht der Bogen wieder zurück auf den Kontinent, nach Wien und zu Wolfgang Amadeus Mozart und seiner beschwingten 18. Jahrhundert Popmusik … Britpop heute, Wienpop damals. Die Philharmoniker intonierten die Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550, 1. Fassung. So seine eigene 2. Fassung mit zwei Klarinettenstimmen.

Die Sinfonie KV 550 gehört zu den bekanntesten Werken Mozarts. Bereits um 1800 war sie beim Publikum hochgeschätzt, was sich auch in einer Vielzahl von Bearbeitungen ausdrückte. In der Popmusik wurden mehrfach Teile der g-Moll-Sinfonie adaptiert und bearbeitet. 1971 wurde der erste Satz als Popversion von Waldo de los Ríos zu einem Singlehit in Großbritannien und Deutschland. Ich hatte damals die LP und liebte dieses Crossover. Aber auch in der TV Werbung ertönte diese Sinfonie, so die Telekom, ein Kaffeeröster und andere andere. Die Sinfonie bildet eine Trias mit No. 39 und 41. Diese drei Sinfonien wurden aber erst nach seinem Tod erst gedruckt.

Beschwingt spielten die Dortmunder Philharmoniker unter dem Dirigat von Zacharias die Sinfonie … und mit geschlossenen Augen hätte man sich in ein Konzert am Ende des 18. Jhdt. versetzen können. Die Intensität der von Mozart beabsichtigten Ausdruckskraft wurde gekonnt und ausbalanciert wie die Sinfonie selber durch die Philharmoniker gespielt und ließ mitreißen … so sehr, dass das Publikum mit seinem Applaus nicht sparte … Also nicht nur wegen Mozart, aber die Sinfonie trug ihren Anteil an der Begeisterung.