Differenziert-kritischer Blick auf das Western-Genre

Nach „Going West!“ folgt im Dortmunder schauraum: comic und cartoon (nahe der Stadt und Landesbibliothek) mit der Ausstellung „Staying West! Comics vom Wilden Westen“ vom 22. September 2023 bis 3. März 2024 eine Fortsetzung.



Das Western-Genre prägte mit verschiedenen Filmen (Kino und TV), Groschenromanen und eben auch Comics das 20. Jahrhundert. Gerade in letzter Zeit tobte eine lebhafte Debatte um kulturelle Aneignung aus indigenen Kulturkreisen. Statt einer kritischen Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte entbrannte der Streit oft an dem Gebrauch bestimmter Begriffe wie zum Beispiel „Indianer“. Dieser wird von den Vertretern der angesprochenen indigenen Völker im Westen der USA als Überbegriff gesehen und sogar in ihrem Namen geführt.

Kurator Dr. Alexander Braun in der Ausstellung (© Maximilian Mann)
Kurator Dr. Alexander Braun in der Ausstellung (© Maximilian Mann)

Zurecht kritisieren sie jedoch das Beharren auf Stereotype (z.B. Marterpfahl, Skalpieren.). Es ist eine Beleidigung gegenüber der Vielfalt und Diversität indigener Kultur. Es geht um Respekt und Umgang auf Augenhöhe.

Die Ausstellung zeigt eine interessante Auswahl aus der Geschichte der Western-Comics verschiedener Länder.

Die Comics sind ein Spiegel der Ambivalenz des Western-Genres zwischen „heroischen Pioniertaten“, „Abenteuer“, Völkermord und Raubbau an der Natur.

 Zeichner wie Harold Foster (1892-1982) oder James Swinnerton (1875-1974 „Canyon Kiddies“) zeichneten schon in den 1920iger Jahren einen klischeefreien und authentisch-respektvollen Indian-Spirit. Da wurde in Hollywood noch skalpiert und auf Angst und Gewalt-Potenzial gezielt.

Im Gegensatz zu den anderen Europäern oder Argentinien boten die deutschen Western-Comics in den 1950iger Jahren aus dem Bastei-Lübbe Verlag eher Massenproduktion und bedienten Klischees.

Später setzten sich hier Western-Parodien wie etwa die MAD, Ralf König oder Lucky Luke-Comics. Wild West galt in Europa großer Abenteuerspielplatz und diente als Projektionsfläche für Sehnsüchte, Spannung sowie Humor. In den USA war vielen Menschen der Mythos von der „Eroberung des Westens“ eher heilig.

Zur Ausstellung erscheint ein Buch vom Kurator Dr. Alexander Braun, Staying West. Comics vom Wilden Westen. Salleck Publications. 272 Seiten.

Preis im schauraum comic und cartoon: 25 Euro (Buchhandel 49 Euro).

Zusammen mit Katalog „Going west“ von 2015: 45 Euro.




Ein Tanzfestival der Extraklasse

Internationale Ballettgala XXXVII

Die Internationale Ballettgala, gefördert von den Ballettfreunden Dortmund e. V. und weiteren kunstsinnigen Sponsoren, bot einen einmaligen Tanzfest Abend von internationalem Rang. Xin Peng Wang lud das Publikum in dieser Saison dazu ein, mit ihm sein 20-jähriges Dortmund-Jubiläum zu feiern! Durch den Abend führte als Conférencier/Moderator Hannes Brock.



Die bei dieser 37. Internationalen Ballettgala präsentieren Tänzer*innen international namhafter Compagnien, wurden von den Dortmunder Philharmonikern begleitet. Die Tänzer präsentierten die vielen Facetten und Schattierungen der Ballettkunst. Stars des Stuttgarter Balletts, des Royal Ballet London, des National Ballet of China und Het Nationale Ballet Amsterdam waren im Opernhaus zu Gast und zeigten ein höchst abwechslungsreiches Programm.

Eine Choreografie von Ted Brandsen, ebenfalls seit 20 Jahren Direktor und Chefchoreograf des Dutch National Ballet, gab den Auftakt zu dieser feierlichen Gala.

Das Dortmunder Ballett erarbeitete/ertanzte sich mit und unter Xin Peng Wang seit 2003 zu Weltruhm und Reputation. Sonst wären andere weltbekannte, renommierte Tanzkompanien nicht nach Dortmund gereist. Dieser Aufstieg ist auch durch die von Xin Peng Wang 2014 gegründete NRW Ballett Junior Academy begründet. Diese Ballett Junior Academie war auch an diesem Abend Teil des begeisternden Programms. Die eröffneten nach der Pause den zweiten Teil des Abends mit einer fantastischen Choreografie von Xin Peng Wang, Im Wald, mit der Musik von Camille Pepin. 

Die insgesamt 17 Stücke, Ballettszenen, begeisterten das Dortmunder Publikum, das die Tänzer, eigentlich Tanzkünstler, zu Ovationen begeisterte … auch inmitten ihrer Darbietungen. So wie bei Polina Semionova vom Staatsballett Berlin, sie zeigte, dass eine Frau/Ballerina auch auf kleinster Fläche standhaft stehen kann …

Die Gründung der NRW Junior Academy durch Xin Peng Wang machte Dortmund zu einem international beachteten Knotenpunkt für hochbegabten Ballettnachwuchs. Jährlich können zwölf Tänzer*innen aufgenommen werden. Allerdings ist die Bewerberzahl um ein Vielfaches höher. Diese jungen Ballettkünstler sind bereits professionell ausgebildet und erhalten in Dortmund ihren letzten Schliff. Kein Wunder, dass die Welt auf die Dortmunder Jugend Academy schaut, wenn es um die besten Nachwuchstänzer geht.

Auch dies ein Grund für die starke internationale Resonanz auf die Einladung zur 37. Internationalen Ballettgala.




Zündende Rhythmen von Tango bis Flamenco

Die Dortmunder Philharmoniker unter der emotionalen Leitung des jungen Dirigenten Leo McFall lud am 19./20. September 2023 zum Auftakt der neuen Saison zum „Tango im Revier“ in das hiesige Konzerthaus.



Dass der Tango im Revier eine feste Größe ist, ist vielen klar, die hier leben. Das Bandoneon („Klavier des kleinen Mannes“) ist unverzichtbar für die Entwicklung der Tango-Musik. Erfunden von Heinrich Band (1821-1860) aus Krefeld gehörte es bis weit nach 1945 zur Feierabendmusik der Bergleute.

Als Exportschlager kam es dann nach Argentinien in die Kneipen und Bordelle, wo der Tango entstand. Mit der Tangowelle in den 1980iger Jahren kehrte das Bandoneon als Instrument des Tangos ins Revier zurück.

Der Konzertabend begann mit einem musikalisch südamerikanisch. Mit „Bachianas brasileiras Nr 4“ gelang es Heitor Villa-Lobos (1887-1959) seine Hochachtung vor dem musikalischen Werk J.S. Bachs mit der reichhaltigen populären Volksmusik seiner brasilianischen Heimat zu etwas spannenden Neuem zu verbinden. Eine Art Huldigung für die beide prägenden musikalischen Einflüsse.

Danach folgte Astor Piazzollas (1921-19929 „Aconcagua. Konzert für Bandoneon und Orchester“.

Mit Per Arne Glorvigen  hatte die Philharmoniker einen Meister an diesem Instrument gewinnen können, der mit viel Feingefühle die melancholisch wie animierend dramatischen Stimmungen fühlbar machen konnte. Das Stück ist klassisch angelegt, ist dabei mit dem Tangostil für den Konzertsaal verbunden. Als speziell für das Werk verkleinerte Orchesterbegleitung fungierten neben dem Solo-Bandoneon, Harfe, Klavier, Pauke, Schlagzeug und Streicher.

Nach der Pause ging es mit iberischen Klängen weiter.

Die Suiten Nr. 1 (Szenen und Tänze) und Nr. 2 (Drei Tänze) aus „Dreispitz“ von Manuel de Falla (1876-1946) beruhen verschiedenen Richtungen der iberischen Volksmusik, insbesondere der Flamenco-Tradition. Es ist geprägt von Farbigkeit und Sinnlichkeit, zeichnet sich jedoch auch durch klare Formen und scharfe Kontraste aus.

In das geheimnisvolle, zwielichtige, manchmal auch etwas unheimliche Nachtleben Südspaniens, dass am Ende in einer rauschhaften musikalisch virtuosen Volksfeststimmung mündet führt zum Schluss die „Rapsodíe espagnole“ von Maurice Ravel (1875-1937).

Der geheimnisvolle Grundton mit den ersten Tönen, einem seltsamen ortlos erscheinenden viertoniger Ostinato (widerkehrende Musikelement) sowie die Widerkehr mancher Melodien dienen dazu, die Rhapsodie zu einem gelungenen ganzen zusammenwachsen zu lassen.