Klassik und Jazz vereint beim vierten Kammerkonzert

Das 4. Kammerkonzert in der Spielzeit 2022/23 im Dortmunder Orchesterzentrum am 20.02.2023 stand unter dem Motto „Klassik und Jazz vereint“. Das hatte auch etwas mit den Blechblasinstrumenten zu tun, die an diesem Abend im Mittelpunkt standen. Die Trompete und Posaune spielten sowohl während der musikalischen Barockepoche wie auch beim Jazz eine bedeutende Rolle.



Mit Daniel Hufnagl (Trompete, Flügelhorn) und seinem Bruder Berndt Hufnagl (Posaune) von der Dortmunder Philharmoniker standen zwei hervorragende Solisten auf ihrem Instrument für das umfangreiche Programm zur Verfügung. Unterstützt wurden sie tatkräftig von Karsten Scholz (Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung beider Philharmoniker).

Berndt und Daniel Hufnagel (Foto: (c) Paul Galke)
Berndt und Daniel Hufnagel (Foto: (c) Paul Galke)

Barock und Jazz haben die klare Formsprache, Rhythmus und Struktur gemeinsam.

Der Schwerpunkt des Konzerts lag auf den aus den Vereinigten Staaten herübergeschwappten Jazz. Das wurde schon bei den ersten beiden Programmpunkten deutlich klar. Das sehr variationsreiche und jazzlastige  Concerto in A Dur (für Trompete, Posaune und Klavier) des dänischen Komponisten Julius Jacobsen (1915-1990) sowie das folgende „Arrows of Time“ (für Posaune und Klavier) des amerikanischen Komponisten Richard Peaslee (1930-2016)

Der einzige echte im Programm vertretene Komponist aus dem 18. Jahrhundert war Georg Philipp Telemann (1681-1767) mit der Triosonate c-Moll TWV 42: c2, arrangiert für Flügelhorn, Posaune und Klavier. Dahinter folgte noch eine Interpretation von Tomaso Albinonis Adagio g-Moll durch Remo Giazotto (1910-1999) gefühlvoll arrangiert für Posaune und Klavier.

Bei George Gershwins (1898-1937) „Three Preludes“ und der bekannten „Rhapsody in Blue“ konnte Daniel Hufnagl mit sensibler Klavierbegleitung sein Können auf seiner Trompete voll ausspielen.

Eine besondere Herausforderung zu meistern musste Berndt Hufnagl bei dem rasanten Stück „Doolalllynastics“ von Brian Lynn (`*1958). Eine 7-Minuten Tortur!

Bei „Fly or Die“ von Gilles Rocha (*1988) kam es zu einem amüsanten musikalischen Duell zwischen Klavier und Posaune.

Zwei Arrangements zweier Songs von John Lennon und Paul McCartney für Trompete, bzw. Flügelhorn und Klavier sowie von den beiden Brüdern mit Klavierbegleitung gespielte „Cousins“ von Herbert I. Clarke (1867-1945) rundeten den Abend mit Polkaklängen ab.

Als Zugaben für das begeisterte Publikum gab es noch eine berührende Interpretation von Eric Claptons (Tears in Heaven) und eine „Schmankerl“ aus der österreichischen Heimat der beiden Brüder Hufnagl.

Ein Kammerkonzert, bei dem das Publikum ausreichend Gelegenheit hatte, die Vielseitigkeit und Intensität der Blechblasinstrumente zu erleben. 




Eduard Wilsing im Kontext seiner musikalischen Vorbilder

Im Hörder Bürgersaal der Stadt Dortmund fand am 19.02.2023 das dritte Konzert in einer kleineren Reihe zum Hörder Komponist Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809 – 1893) statt.



Im Mittelpunkt des Klassik-Konzerts stand dieses Mal die musikalische Verbindung und die Verbundenheit des Komponisten mit seinen musikalischen Vorbildern. Die unermüdliche Recherche von Gerhard Stranz bringt immer wieder interessante „Schätze“ im Zusammenhang mit Wilsing hervor.

In ausdrucksstarker Aktion: Die Mezzosopranistin Pia Viola Buchert wird von der Pianistin  Tatjana Dravenau begleitet. (Foto: (c) Oliver Schaper)
In ausdrucksstarker Aktion: Die Mezzosopranistin Pia Viola Buchert wird von der Pianistin Tatjana Dravenau begleitet. (Foto: (c) Oliver Schaper)

Nach seiner humorvollen Begrüßung und Einführungen, dem Grußwort des Hörder Bürgermeister Michael Depenbrock, gab es noch eine kurze persönliche Einleitung von Dr. Thomas Synofzik (Leiter des Schumann-Hauses, Zwickau).

Als Produkt mit unser Partnerstadt Zwickau ist soeben erst der Erstdruck von Wilsings Jugendsinfonie erschienen, die im Jahr 2024 in Zwickau und Dortmund uraufgeführt werden soll.

Als Künstlerinnen auf der Bühne standen die hervorragende Pianistin und mit Wilsings Werken gut vertraute Tatjana Dravenau sowie die stimmgewaltige Mezzosopranistin Pia Viola Buchert.

Den Anfang machte die vielseitige und musikalisch forschende Fantasie d-moll, KV 397 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der vierte Satz aus Wilsings „Fantasie op. 10 wurde als Klammer mit etwas Abstand kurz vor der Pause dargeboten. Der Einfluss von Mozart auf das Werk von Eduard Wilsing war hier spürbar.

Das gleich galt für die Vertonungen der hebräischen Gesänge, die lyrische Jugenddichtung Lord Georg Gordon Byron – 6. Baron Byron (1810 -1856) – (1788–1824). Ihm wurde zum Schluss die „Drei Gesänge op. 95 sowie die hebräischen Gesänge op. 25.15 von Robert Schumann in einem Kontext gestellt.  Ausdrucksstark und mit kraftvoller Stimme von Pia Viola Buchert gesungen, war der Text von viel Pathos und Melancholie getragen.

Auch Komponistinnen hatten durchaus einen prägenden Einfluss, wie die „Drei Lieder op. 1.-1-3“ von Fanny Hensel (geb. Mendelssohn Bartholdy, 1805–1847 verdeutlichen). Sie hatte es schwer, sich als begnadete Pianistin und Komponistin durchzusetzen.

Die frühe Prägung durch Johann Sebastian Bach durch die von seinem Urgroßvater Johann Gottlieb Preller vererbten Sammlung von Bach-Handschriften, zeigt sich im Aufbau der der Fuge E-Dur von Wilsing und Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) Präludium und Fuge E-Dur, BWV 878

Das temperamentvolle und emotionsgeladene „Caprice à la Boléro, op. 5.2 von Clara Wieck (später Clara Schumann) und Eduard Wilsings „Caprice op. 6“ machen eine musikalische Verbundenheit hörbar.

Ein interessantes und unterhaltsames Konzertprogramm ging nach zwei Stunden zu Ende.