Gott des Gemetzels mit viel Witz und Sarkasmus

Was tun, wenn ein geplantes Stück im Schauspiel Dortmund wegen einer Krankheit des Regisseurs nicht auf aufgeführt werden kann? Zum Glück erklärte sich die Regisseurin Anna Tenti bereit, in kürzester Zeit mit vier Schauspieler*innen des hiesigen Ensembles und allen sonst noch notwendigen Helfern eine der bekanntesten Wohnzimmerschlachten auf die Bühne zu bringen. Am 26.11.2022 hatte „Der Gott des Gemetzels“ (von Yasmina Reza) seine Premiere im Schauspielhaus.



Das gefällige Bühnenbild mit gutbürgerlichen Wohlfühlflair konnte von der zunächst geplanten Produktion übernommen werden.

Bei diesem Komödienhit treffen zwei sich die beiden gutsituierten Elternpaar mit der Absicht, einen Konflikt zwischen ihren beiden elfjährigen Söhnen (der einem der Kinder zwei Schneidezähne kostete) zu friedlich und erwachsen kultiviert zu bereinigen. Man ist ja tolerant.

Die disziplinierte Vermögensberaterin Annette Reille (Linda Elsner) und ihr Mann, der hauptsächlich an Geld und Erfolg interessierte Anwalt Alain Reille (Christopher Heissler) stehen natürlich auf der Seite des „Täters“, ihres Sohnes Ferdinand. Die Mutter des „Opfers“ Bruno ist die Schriftstellerin und Kunstliebhaberin Veronique Houillé (Lola Fuchs), die mit hohen Moralansprüchen Gerechtigkeit einfordert. An ihrer Seite ist der zunächst freundliche Ehemann und Nihilist Michel Houillé (Linus Ebner). Fragen nach den Hintergründen der Tat, verborgenen Eheproblemen und die Schuldfrage heizen die Atmosphäre langsam auf. Es bilden sich abwechselnd verschiedene Allianzen.

Alkohol enthemmt die vier Personen immer mehr. Die bürgerliche Fassade bröckelt immer mehr und die Situation eskaliert… 

Die Paare waren schlicht-elegant gekleidet, und durch gleiche Haarfarben auch optisch als zusammengehörig leicht erkennbar.

Die Schauspieler*innen hatten sichtlich Freude daran, sich in die widersprüchlichen Charaktere hinein zu versetzen und die dunklen verborgenen Seiten mit Humor und Ironie sichtbar zu machen. Die bitterbösen Wortgefechte bereiteten ihnen einen Riesenspass.

Nebelschwaden und akustische Geräusche sorgten zwischendurch für Dramatik.

Mehr als nur ein „Ersatzstück“, dass vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222




Humorvoll-absurdes Theater ums „Über Leben“

Im Studio des Schauspiel Dortmund hatte am 25.11.2022 das Stück „ÜBER LEBEN“ (von Annalena und Konstantin Küspert) unter der Regie von Ruven Bircks seine Premiere. Dem Regisseur interessieren hier die Wendepunkte, Grenzerfahrungen durch verschiedene Krisen und was dann mit der Gesellschaft passiert. Die wichtige frage stellt sich. Wie wird die Menschheit erinnert und oder überdauert werden?



In unterschiedlichsten Szenarien (Experimenten) werden utopische Bilder von der Vergangenheit bis in die Zukunft menschlicher Lebensformen verhandelt.

Etwa vom Untergang der mystischen Insel Atlantis, der Titanic, Verhalten bei Bärenangriffen, Hungersnöten, Kriegen, Flugzeugabstürzen bis zur Voyager Raumsonde. Die Voyager verschickt bedeutende Informationen aus verschiedenen Bereichen menschlichen Lebens in den Weltraum. Das Ganze in der Hoffnung, dass sich entfernte Lebensformen sie entdecken und sich so ein Bild von der Menschheit machen können.

Die Studio-Bühne wurde zum Simulationsraum, und die Schauspieler*innen Alexander Darkow, Ekkehard Freye, Nika Mišković und Sarah Quarshie begaben sich in ein „Überlebens-Bootcamp“ mit passender Kleidung. Begleitet wurden sie mit einer Live-Kamera von Daniela Sülwold. Mit viel Spielfreude begaben sich die vier Schauspieler*inne auf der Bühne in unterschiedliche Rollen (der Geschlechter). Auch physisch wurde ihnen einiges abverlangt. Dabei wurden sämtliche Emotion von der Kamera für das Publikum nah abgelichtet.

Musikalisch wurde das Geschehen von der Performerin houaïda. Diese ist nicht nur Musikerin, Performerin sondern auch Astrophysikerin.

Live sang eindrucksvoll Ekkehard Freye den Song „Space Oddity“ (David Bowie).

Eine humorvoll-ironische, absurd und manchmal groteske Aufführung, welche die Mittel des modernen Theaters (Live-Kamera, Video-Projektionen von Elizaweta Veprinskaja) geschickt ausnutzte.

Es bietet zudem gerade in unsere turbulenten Krisenzeiten genug Stoff zum Nachdenken. Für die starke Leistung gab es viel Applaus vom Publikum.

Infos zu weiteren Vorstellungsterminen erfahren Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222