Alice im Wunderland – Ein fast psychodelisches Weihnachtsmärchen

Am 11. November feierte das KJT Weihnachtsmärchen 2023 von Andreas Gruhn seine Premiere … und der „Märchenonkel“, der fantastische Geschichten auf die Bühne bringt, hat wohl wieder einen Weihnachtshit gelandet. Das Publikum war begeistert und spielte geradezu mit, denn bei Fragen auf der Bühne/im Stück, wo man denn nun müsse, kam die Antwort prompt von den jungen Zuschauern.



Der Klassiker Alice im Wunderland, 1862 geschrieben von Lewis Caroll. Alice’s Adventures in Wonderland, gilt als eines der hervorragenden Werke aus dem Genre des literarischen Nonsens.

Die Inszenierung war zum Glück wieder keine disneyesque Farce. Nur leider vermisste ich die in vorherigen Weihnachtsstücken die emanzipierte, selbstbewusste Hauptdarstellerin … nur ist in dem Stück von Caroll kein Platz für eine solche. Aber Malin Kemper präsentierte eine trotzdem frische Alice, jenseits von allem „ich muss einen Mann finden 1950er Disney Zuckertran“.

Malin Kemper als Alice und Sar Adina Scheer als Weißes Kaninchen unterstützten das gesamte Ensemble des KJT – Bianka Lammert, Johanna Weißert, Andreas Ksienzyk, Jan Westphal, Rainer Kleinespiel und Thomas Ehrlichmann.

Bianka Lammert spielte eine herrlich verstrahlte, narzistische Herzkönigin mit Enthauptungssyndrom. Der Hutmacher von Rainer Kleinespiel war eine wunderbare Farce, die adaptiert werden sollte oder könnte. Thomas Ehrlichmann als verliebter Herzbube und Prozessopfer der Herzkönigin entzückend naiv verliebt. Aber auch die anderen Mitglieder des KJT Ensembles gaben ihr Bestes zum Besten und gefallen der jungen und älteren Erwachsenen.

Der Rollen und Kostümwechsel der Schauspieler muss ein Parforceritt gewesen sein. So hatte Jan Westphal, 2022 der Prinz, gleich 5 Kostüme, inklusive der Grinsekatze (im Original die Chesirecat). Diese Katze wurde wie Szenen oder auch andere Figuren durch den Erfolg des Caroll Stückes zu einem Synonym für falsch lächelnde Menschen.

Die Figuren und Szenen des Originals sind auch in der glänzend psychedelischen Inszenierung von Gruhn eine altersübergreifende Auseinandersetzung mit Willkürlichkeiten und Zufälligkeiten des alltäglich eigenen Lebens. Zuweilen erinnerte es mich an Uderzo´s „Asterix Erobert Rom“ und das „Haus das Verrückte macht“ … denn Gruhn legt geradezu wie im Drogenrausch den Fokus auf die Absurditäten jeder Logik und Vernunftentscheidung und die Vernunft widersprechende Entscheidung/en. Es ist genau das Absurde, der Nonsens der, der Geschichte von Caroll innewohnt. Oder auch à la Hape Kerkeling, „Das ganze Leben ist ein Quiz“.

Die Regie führte Andreas Gruhn und übertraf mit seiner Regieassistenz von Franziska Hoffmann, wieder Erwartungen. Das Bühnenbild und die Ausstattung brachten psychedelisch, oder im Drogenrausch (eher weniger) eine 70er Psychodelic Show, die sich sehen lassen konnte/kann und mit Peter Kirschke und seinen Videos, dabei so manchen psychodelisch inspirierten Film aus der Zeit in den Schatten stellt. Die Dramaturgie von Milena Noemi Kowalski und Jaqueline Rausch war auf den Punkt.

Die Theatervermittlung: Christine Appelbaum, Martha Kleinhempel und Erika Schmidt-Sulaimon

Besetzung

Alice Malin Kemper

Schwester, Pilz, Herzkönigin Bianka Lammert

Weißes Kaninchen, Köchin, Herz-Zwei Sar Adina Scheer

Maus, Herzogin, Schildkröte, Herz-Neun Johanna Weißert

Dodo, Raupe, Märzhase, Herz-Sieben-Greif Andreas Ksienzyk

Adler, Pat, Grinsekatze, Herz-Fünf, Herz-Acht Jan Westphal

Papagei, Lakai 1, Hutmacher Rainer Kleinespel

Unke, Lakai 2, Murmeltier, Herz-Bube Thomas Ehrlichmann

 Regie Andreas Gruhn

Ausstattung Oliver Kostecka

Musik Michael Kessler

Video Peter Kirschke

Dramaturgie Milena Noëmi Kowalski, Jacqueline Rausch

Regieassistenz Franziska Hoffmann

Theatervermittlung Christine Appelbaum, Martha Kleinhempel, Erika Schmidt-Sulaimon

Termine

2022

27.11.  15:00 / 17:00   Restkarten!

28.11. 11:30               Restkarten!

29.11.  09:30               Restkarten!

30.11.  09:30               Restkarten!

01.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

04.12.  15:00 / 17:00   Restkarten!

05.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

06.12.  11:30               Restkarten!

07.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

08.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

12.12.  10:00 / 12:00   Restkarten!

13.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

14.12.  11:30               Restkarten!

15.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

18.12.  15:00 / 17:00   Restkarten!

19.12.  11:30               Restkarten!

20.12.  11:30               Restkarten!

21.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

25.12.  17:00

26.12.  11:00

2023

09.01.  11:30               Restkarten!

10.01.  09:30               Restkarten!

11.01.  09:30 / 11:30   Restkarten!

12.01.  09:30 / 11:30   Restkarten!     LETZTE VORSTELLUNG!




Dortmunder U 2023 – Kollektive, Kooperation und Kollaboration

Das Dortmunder U stellte am 14.11.2022 im lockeren Rahmen das umfangreiche Jahresprogramm 2023 ihrer verschiedenen Abteilungen vor.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kunst, Kultur, und Wissenschaft (neue Technologien) steht im Mittelpunkt. Allgemein geht es um den Mehrwert von Kollektiven und Kollaboration als mögliches Zukunftsmodell.



Ein kleiner Einblick in Highlights:

 Auf der Hochschul-Etage, im „Campus-Stadt“ der TU Dortmund arbeiten Studierendenden interdisziplinär zusammen. Unter dem Motto „Engineering meets art – make it sound“ zeigen sie vom 3. März bis 18. April 2023 Objekte an der Schnittstelle zwischen Kunst und Technik (z.B. klingendes Insulin, leuchtende Bakterien odersichtbare Luft). Spannend ist sicher auch die Ausstellung „Was Statistik über den Sport erzählt“ (21.04 – 29.05.2023). Das Projekt wurden gemeinsam von Datenjournalist*innen und Statistiker*innen erarbeitet.

Experimentell und Kollaborativ ist die Arbeit schon länger das storyLab KiU (Leitung Harald Opel) auf der Ebene 1 sowie im Fulldome und dem Immersiven Raum im Foyer (Dortmunder U). Zukunftsorientiert wird bei deren Forschungsprojekten mit der Fachhochschule, Museen der Akademie für Digitalität und Theater sowie dem neu gegründeten Koproduktionslabor) zusammengearbeitet.

Auf der uzwei (Leitung Mirjam Gaffran) forscht eine Gruppe von Jugendliche und jungen Erwachsenen (15 -20 Jahre) nach der Unbeschwertheit, die gerade vielen Kindern -und Jugendlichen während der Pandemie oder in Folge des Krieges in der Ukraine verloren gegangen ist. Etwa abschalten bei Techno-Musik oder sich verkriechen oder kurz mal abtauchen.  Die interaktive Ausstellung „Unbeschwert“ ist vom 3. Februar bis 28. Mai 2023 zu erleben. Im Herbst wird die uzwei zur Plattform für die schon fünfte Ausgabe von „Emerging Artists“ (Kooperation und Professionalisierung junger Künstler*innen). Im Sommer sind die Ergebnisse diversen Workshops zu bewundern.

Um das Verhältnis von Umwelt und Mensch geht es unter anderem auf der 3. Etage im HardwareMedienKunstverein (HMKV) unter der Leitung von Dr. Inke Arns. Bei der Ausstellung „We grow, grow,grow, we`re gonna be alright and this is our show” der Dortmunder Künstler*innen Jana Kerima Stolzer und Lex Rütter um die Frage der symbiotischen Beziehungen in der Natur und das Phänomen des Wachsens (11. März bis 30. Juli 2023).

Eine besondere Ausstellung steht dann vom 09.09.2023 bis 28.01.2024 mit „IRWIN – Collective before Collectives“ auf dem Programm. Das slowenische Künstlerkollektiv IRWIN gehörte zusammen mit der Musikgruppe Laibach zu den Gründungsmitgliedern des Meta-Kollektivs Neue Slowenische Kunst (NSK).

Mit ihren künstlerischen Projekten setzt sich das Kollektiv mit dem ambivalenten künstlerischen Erbe (sowjetisch aber auch südslawisch), der Avantgarde und ihren totalitären Nachfolgern auseinander. Seit den 1990iger Jahren auch kritisch mit dem „westlichen Modernismus“ im Gegensatz zum „östlichen Modernismus“ (Retroavantgarde).

Ein Highlight bietet das Museum Ostwall im U (Leitung: Dr. Florence Thurmes und Regina Selter) mit der Sonderausstellung „Nam June Paik: I Expose the Music“ (17.03 – 27.08.23). das MO widmet sich hier den Live- Momenten in den Arbeiten des international bekannten Medienkünstlers Nam June Paik. Gezeigt werden rund 100 Arbeiten (Installationen, Skulpturen, Audio -und Videoarbeiten, ungewöhnliche Partituren und mehr. Besucherinnen und Besucher können sich auch selber partizipatorisch einbringen.

Paik (20. Juli 1932 – 29. Januar 2006) hatte zu Lebzeiten immer wieder unterschiedlichen Künstler*innen (z.B. Stockhausen, Cage) kooperiert.

Teil der Ausstellung sind vier Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen, die sich auf Paik beziehen in einem eigenen Raum. Sie zeigen die Bedeutung der Ideen Medienkünstlers für unsere Gegenwart.

Ein Höhepunkt ist die Deutschlandpremiere der „Sistine Chapel (1993). Die Besucher*innen werden mit auf eine aufregende, bild- und soundgewaltige raumfüllende Reise mitgenommen.




Katzenjammer Kids – Ausstellung zum ältesten Comic der Welt

Die aktuelle Ausstellung im Dortmunder schauraum: comic + cartoon führt zurück in die Geburtsjahre des modernen Comics, in das New York des Jahres 1897: „125 Jahre Katzenjammer Kids – Der älteste und längste Comic der Geschichte“ ist vom 19. November bis 10. April 2023 zu sehen. Eröffnet wird die Katzenjammer-Schau am 18. November, 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.



Wer den modernen Comic erfunden hat, ist unter Experten umstritten. War es „Yellow Kid“ von Richard Felton Outcault? Dr. Alexander Braun, der die Ausstellung auch kuratiert hat, ist der Meinung, dass die „Katzenjammer Kids“ der älteste echte moderne Comic ist, denn sie haben gleichbleibende Figuren wie den „Captain“. Da sie auch in Skandinavien noch gedruckt werden, ist es der älteste noch existierende Comic.

Die „Katzenjammer Kids“ haben einen deutschen Vater: Rudolph Dirks, dessen Familie 1882 beschloss nach Amerika auszuwandern. Dirks profitierte als Zeichner vom Zeitungskrieg zwischen Randolph Hearst und Joseph Pulitzer in New York. Er verdiente mit seinen „Katzenjammer Kids“ ein Vermögen.

Die Protagonisten der „Katzenjammer Kids“ sprachen ein deutsch-englisches Kauderwelsch, was typisch war für die große Zahl deutscher Einwanderer in den USA. Die Grundidee von Hearst war, ein Comic zu entwickeln, was ähnlich war wie „Max und Moritz“. Doch Hans und Fritz, wie die beiden Zwillinge hießen, waren rebellischer und anarchischer als ihre Vorbilder. Kein moralisierender Hintergedanke, die reine Unterhaltung stand im Mittelpunkt. Die Geschichte der Brüder Dirks um 1900 ist auch die Geschichte einer kapitalistischen Welt im Umbruch: Die Massenmedien entstehen, die ersten Anzeichen einer „Freizeit-Gesellschaft“ sind zu erkennen, und in der Technik herrscht die Aufbruchsstimmung eines „Anything goes“: Automobile verdrängen die Kutsche, und in abgedunkelten Räumen flimmern die ersten Filme über die Leinwand.  

Auch sein jüngerer Bruder Gus wurde erfolgreicher Comic-Zeichner. Leider nahm er sich mit 23 Jahren 1902 das Leben.

Die Ausstellung würdigt die Arbeit beider Brüder, zeigt einige Stücke aus dem Leben deutscher Auswanderer Anfang des 20. Jahrhunderts, stellt Rudolph Dirks als Ölmaler vor und präsentiert natürlich sehr viel „Katzenjammer Kids“.

Zur Ausstellung erscheint im avant-verlag, Berlin Mitte Dezember die erste umfangreiche Monographie zu Leben und Werk der Brüder Dirks. Präsentiert wird das Buch in einem Kuratoren-Gespräch am Sonntag, 11. Dezember, 18 Uhr.
Führungen durch die Ausstellung gibt es an jedem ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr sowie an jedem Sonntag um 13 Uhr.