Gesunde Kartoffelsuppe und bewegende Geschichte

Am 30.09.2022 konnte die Premiere von „Die Kartoffelsuppe“ (ab 6 Jahre) von Marcel Cremer und Helga Schaus) unter der Regie von Andreas Gruhn (Intendant KJT) im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) nach zweimaligem Ausfall erfolgreich durchgeführt werden.



Schauspielerin Bettina Zobel (KJT) schlüpfte live in die Rolle einer Köchin und zauberte während einer Stunde aus Kartoffeln, Zwiebeln, Rettich, Sellerie, Lauch Zucchini und Möhren eine gesunde Kartoffelsuppe. Außerdem erzählte sie dem anwesenden Publikum mit Körpereinsatz, was alles in diesen Gemüsen steckt und wie wichtig sie für unsere Gesundheit sind. Mission: gesunde Ernährung!

Während sie die Zutaten in einem großen Topf verarbeitete, erzählte die Köchin nebenbei die Geschichte ihrer Mutter Lene in Kriegszeiten.

Lene wuchs zusammen mit Eltern und Großmutter auf dem Land auf. Mit sieben Jahre bekam sie ein kleines Schwein geschenkt. Zunächst führt sie ein glückliche Leben mit Schweinchen Frieda. Kartoffeln waren natürlich auch ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Dann kommt der Krieg, der den Menschen alles nimmt. Es droht eine Hungersnot…

In einem warmen hellen, liebevoll gestalteten Küche mit Kartoffelsäcken und Holzkisten wechselte Bettina Zobel scheinbar leicht mit Feingefühl in die verschiedenen Rollen. Als Schweinersatz mussten auf der Bühne Kartoffeln herhalten.

War das Thema der Geschichte auch ernst, kam der Humor und am Spiel nicht zu kurz.

Besonders lustig: Als diverse Hutkreationen von Tante Friedchen aus Gemüseresten vorgeführt wurden. Das Schicksal von Schwein Frieda nach dem Besuch eines Scherenschleifers wurde offengelassen.

Nach der Aufführung konnten alle Anwesenden von der pürierten Suppe probieren und ein wenig reden und mutmaßen, was mit Frieda wohl passiert sein könnte.

Musikalisch begleitet wurde die Vorführung musikalisch von Michael Kessler.

Eine gelungene Premiere, die allen kleinen und großen Menschen im Publikum nicht nur die Bedeutung gesunder Nahrungsmittel verdeutlichte.

Auf dem Flyer zum Stück kann man übrigens das genaue Rezept für die ZubereitungKartoffelsuppe nachlesen.

Weiter Aufführungstermine erfahren sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Telefon: o231/50 27 222




Was kümmern uns die Toten – Antigone im Fletch Bizzel

In den Zeiten des Ukraine-Krieges gehen andere Katastrophen leicht unter: Klimawandel oder eben Geflüchtete, die über das Mittelmeer fliehen. Das geht nicht immer gut, viele verlieren ihr Leben im Meer. Was hat das mit Antigone zu tun? Nun, sie macht auf die Toten aufmerksam. Das passt nicht jedem. Das Kollektiv HER.story präsentierte eine moderne „Antigone“ im Fletch Bizzel. ars tremonia war am 30. September 2022 dabei.



Weiß und beige. Das Bühnenbild und die Kostüme werden durch diese beiden Farben dominiert. Auf der Bühne liegt massenhaft Müll herum. Die Stadt Theben wird durch eine Holzkonstruktion dargestellt, im Hintergrund ist Platz für die Leinwand. Auf der Leinwand rauscht nicht nur das Meer, auch die Texte des Chores sind dort zu sehen. Der Schauspieler und Musiker Mohammadhossein Mehrnejad macht passende Geräusche zu den einzelnen Szenen.

Aber zurück zu Antigone. In der antiken Version begräbt sie gegen König Kreons Willen ihren Bruder, der gegen Theben gekämpft hat. Hier in der Version, die sich aus den Texten von Thomas Köck und Berichten von Menschen speist, die die Mittelmeerüberfahrt überlebt haben, geht es um die Toten, die das Mittelmeer angespült hat.

„Was kümmern uns die Toten“ sagt der Chor. „man will das doch nicht sehen.“ Die Überflussgesellschaft, die von allem zu viel hat, möchte mit diesem Problem nichts zu tun haben. Schließlich habe man selbst genug am Hals. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Das kann Antigone (Jasmina Musić) nicht akzeptieren, sie bringt die Toten vom Strand in die Stadt, damit sie von allen gesehen werden. Ja, denn es sind auch unsere Toten. Es sind diejenigen, die für unseren Wohlstand sorgen: für unseren Kaffee, unseren Kakao, für unsere seltenen Erden aus den Minen und so weiter.

Kreon (Toni Gajanović) kann das nicht akzeptieren, denn es ist „gegen das Gesetz“. Er verkauft dies als „gelebte demokratische Praxis“. Antigones Schwester Ismene (Nermina Kukić) versucht diplomatisch zu agieren, scheitert aber. Ebenso wie der Versuch von Haimon (Mohammadhossein Mehrnejad) seinen Vater umzustimmen.

Was wiegt schwerer: Ignoranz oder Solidarität? Wie lange kann eine Gesellschaft noch wegschauen? Wir brauchen auf jeden Fall mehr Antigones und weniger Kreons. Denn Europa liegt am Strand.